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Verfahren zur Herstellung von druckfähigen Zeichnungen, Malereien,
Radierungen u. dgl. Die Erfindung hat ein Verfahren zum Gegenstand, ein- oder mehrfarbige
Darstellungen in irgendwelcher zeichnerischen oder originalgraphischen Technik derart
herzustellen, daß sie unmittelbar auf die Druckplatten übertragbar sind, die bei
den verschiedenen Druckverfahren benötigt werden. Bisher ist zur direkten Übertragung
von Zeichnungen auf lichtempfindlich präparierte Druckplatten als Zwischenstufe
des Verfahrens die Herstellung photographischer Diapositive oder Dianegative, je
nach der Art des Druckverfahrens, d. h. eine photographische Aufnahme notwendig,
was nicht nur umständlich ist und viel Zeit wegnimmt, sondern insbesondere auch
hohe Kosten verursacht.
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Das Verfahren der Erfindung besteht darin, daß als Bildträger eine
glasdurchsichtige Folie dient, auf der die Zeichnungen u. dgl., in jeder bel:ebigen
zeichnerischen oder originalgraphischen Technik (z. B. Strich-, Kreide- und Laviermanier,
Radier-, Schab- und Stichelarbeiten) ein- oder mehrfarbig ausführbar, unmittelbar
hergestellt werden und die hernach selbst das Diapositiv oder Dianegativ bildet,
so daß jede Art von photographischer Aufnahme in Wegfall kommt. Die Folie tritt
dann an Stelle der photographischen Platte.
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Die Herstellung der Zeichnungen, Malereien u. dgl. auf einem derartigen
durchsichtigen und widerstandsfähigen Bildträger ist technisch erheblich leichter
und sicherer als auf Papier. Die den üblichen manuellen graphischen Verfahren entsprechenden
Techniken (Radier-, Schab- und Stichelarbeiten) sind weitaus leichter, sicherer
und schneller ausführbar.
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Ein wesentlicher Vorzug der unmittelbaren Herstellung graphischer
Arbeiten auf solchen Folien liegt darin, daß die Darstellungen schon während ihrer
Entstehung in der ihrer späteren Druckwirkung entsprechenden Erscheinung sichtbar
sind, so daß die Wirkung der Darstellung, wie sonst beim Zeichnen usw., Schritt
für Schritt mit dem Fortschreiten der Arbeit beobachtet werden kann, wobei aber
Verbesserungen und Abänderungen jederzeit ohne Schwierigkeit ausführbar sind, während
dies bei den seitherigen originalgraphischen Verfahren nicht möglich ist. Bei diesem
läßt sich die wahre Wirkung erst nach völlständiger Beendigung der Arbeit übersehen,
und Verbesserungen können höchstens nur in ganz geringem Umfang noch nachträglich
vorgenommen werden.
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Die Cbertragung der Zeichnung au]: die Druckplatte geht dann in der
bisher bei den Reproduktionsverfahren üblichen direkten Weise vor sich.
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Die als Zeichenunterlage dienende Folie besteht aus Celluloid und
ist zweckmäßig möglichst dünn; sie ist glasdurchsichtig, etwa glatt oder leicht
geraubt, oder, wie bei Herstellung- von Radierungen u. dgl., hell. dunkel bzw. farbig
grundiert.
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Die an sich diapositiv erscheinenden Folienbilder sind ohne weiteres
auf Tiefdruckplatten und die dianegativ erscheinenden Bilder auf Hoch-, Flach- und
Lichtdruckplatten übertragbar. Um nun aber auch die diapositiv
erscheinenden
Bilder für den Hoch-, Flach- und Lichtdruck unmittelbar übertragbar zu machen und
die dianegativ erscheinenden für den Tiefdruck, müssen sie jeweils in das entsprechende
Negativ oder Positiv umgekehrt werden. Dies geschieht durch einen neuartigen, leicht,
schnell und sicher auszuführenden Ätzvorgang, der die Folie an allen freiliegenden
Stellen undurchsichtig macht, sie dagegen durchsichtig läßt, wo sie durch die Zeichnung
o. dgl. abgedeckt ist, bzw. stuft sich die Durchsichtigkeit je nach der Dichte ihrer
Deckung ab.
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Für den Druck farbiger Originale mußten bisher die Farbteilplatten
durch mehrere photographische Aufnahmen mit Lichtfiltern ausgezogen werden. Die
Farbteilplattenherstellung bei den manualen graphischen Verfahren konnte seither
niemals so vorgenommen werden, daß die Wirkung der Farbplatten in der späteren Druckfarbe
und im Bildganzen einwandfrei zu beurteilen war. Bei dem Verfahren der Erfindung
wird auf eine zuerst angefertigte Zeichnung eine Folie aufgelegt und zunächst eine
der erforderlichen Farben aufgetragen, auf eine zweite darüber gelegte Folie eine
andere Farbe usw. Die Farbenwirkungen der aufeinanderliegenden Folien summieren
sich dann infolge ihrer Durchsichtigkeit zu einer Gesamtwirkung, die dann aber vor
der Übertragung auf die Druckplatte dem gewünschten Eindruck entsprechend durch
Änderung des jeweils störenden Farbauftrages angepaßt werden kann. Die einzelnen
Folien werden wie die Zeichenfolien behandelt. Bei negativer Verwendung wird wie
bei der Zeichenfolie geätzt. Sollen sie positiv verwendet werden, so wird die farbige
Zeichnung durch einen Umfärbeprozeß geschwärzt. Die Schwärzung ist nötig, um zarte
oder durch den angewendeten Farbton schlecht oder nicht kopierfähige farbige Positive
ebenso kopierfähig zu machen wie gezeichnete Positive. Das Bindemittel der Farbe
besteht aus einer Lösung, z. B. Gelatinelösung o. dgl., die nach dem Trocknen ohne
sich zu lösen Farblösungen annimmt; auf diese Weise wird der Farbauftrag je nach
seiner Stärke und Abstufung mittels Anilinfarblösung geschwärzt.
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Die Herstellung farbiger Zeichnungen läßt sich umgekehrt auch in der
Weise durchführen, daß eine Folie, transparentfarbig im Ton der späteren Druckfarbe
grundiert, -über die Zeichnung gelegt und alles ausgekratzt wird, was nicht in dieser
Farbe erscheinen soll.
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Für den Hoch- und Flachdruck eignen sich alle durch den zeichnerischen
Vorgang oder die Ätzung entstandenen Dianegative, welche sich aus rein undurchsichtigen
Zeichenelementen eines gleichen Tonwertes zusammensetzen, während für den Lichtdruck
überhaupt alle derartigen Dianegative geeignet sind. Der Handpressentiefdruck verlangt
solche Diapositive, welche in einzelne Striche oder Punkte aufgelöste Dunkelheiten
aufweisen oder zu deren Übertragung etwa vorhandene breite Zeichenelemente gerastert
werden bzw. ein Raster aufkopiert wird. Für den Schnellpressentiefdruck werden Diapositive
benötigt, welche entweder ohnehin an sich in kleine Punkte aufgelöste Zeichnungselemente
aufweisen. wie Kreidezeichnungen, oder zu deren Cbertragung die Elemente wieder
gerastert werden bzw. ein Raster aufkopiert wird.
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Die Verwendung von Cellulose als Grundstoff für die Folie (Viskose,
Cellophan) ist für die Durchführung des Verfahrens der Erfindung besonders geeignet;
sie besitzt u. a. einmal die erforderliche Durchsichtigkeit und wird bei Wahl eines
geeigneten Lösungsmittels als Ätzflüssigkeit oberflächig gelöst, in Wasser in ihrer
Konsistenz derart verändert, daß sie opak wird. Die so entstehende weiße Schicht
ist porös und lichtabsorbierend. Sie nimmt Farblösungen auf und wird unter dem Druck
eines Zeichenstiftes, z. B. Holzgriffels, je nach der Stärke des Druckes transparent.
Eisessig ist als Lösungsmittel besonders geeignet. Hauptdarstellungstechniken für
die Bearbeitung der Folien (sinngemäß kombinierbar i. Zu Diapositiven. Zeichnen
mit Tusche. Spritzen und Aus. kratzen, Lavieren (Malen mit Tonabstufungen i, Zeichnen
mit Kreide, Weißzeichnen mit Ätzen, Weißmalen mit Ätzen, Kaltnadelradierung, Radierung
in weißem Grund mit Ätzen, a) mit gleichwertigen Dunkelheiten mit Ätzen, b) mit
im Tonwert abgestuften Dunkelheften mit und ohne Tonlagen (Aquatinta) mit Ätzen,
Schabmanier, Stichelarbeit und Weißraäieren mit und ohne Tonabstufungen. 2. Zu Dianegativen.
Zeichnen mit Tusche, Spritzen und Auskratzen mit Ätzen, Lavieren (Malen mit Tonabstufungen)
mit Ätzen, Zeichnen mit Kreide mit Ätzen, Weißzeichnen, Weißmalen, Radieren in weißem
-Grund a) mit gleichwertigen Dunkelheiten,
b) mit im Tonwert abgestuften
Dunkelheiten mit und ohne Tonlagen, Schabmanier, Stichelarbeit und Weißradieren
mit und ohne Abstufungen mit Ätzen.
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Es ist schon ein Verfahren beschrieben, Negative durch Weißmalen auf
mit dunkler Unterlage hinterlegten Celluloidfolien herzustellen, diese von der Unterlage
zu trennen und für ein Lichtkopierverfahren zu verwenden (Patent 323938'). Daß damit
Druckformen gewonnen werden können, erwähnt diese Druckschrift indessen nicht.
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Zusammengefaßt bestehen die Vorzüge des neuen Verfahrens für den Künstler
darin. daß die jedem manuellen graphischen Verfahren eigene Charakteristik vollständig
gewahrt wird, das Arbeiten ganz wesentlich erleichtert ist und erheblich weniger
Zeit in Anspruch nimmt. Im Gegensatz zu den bisher üblichen Verfahren arbeitet der
Künstler nicht mehr mit Berechnung und Erfahrung, sondern durch Beurteilung dessen,
was sichtbar vor ihm liegt, d. h. durchaus künstlerisch, wodurch sich auch volle
künstlerische Wirkung erreichen läßt, während die seitherigen unangenehmen überraschungen
und Zufälle sowie die Zwischenprobedrucke in Wegfall kommen: die Vorteile machen
sich insbesondere bei Herstellung farbiger Druckplatten geltend, bei der die Druckwirkung
mit dem Arbeitsgang sichtbar wird, während der Künstler bisher die Wirkung des farbigen
Vbereinanderdruckes erst im fertigen Ergebnis sah, wobei aber dann in der Regel
eine ausreichende Änderung nicht mehr möglich war. Die Diapositivfolien geben an
sich ein -genaues Vorbild für den Druck, die Wirkung der Dianegativfolie dagegen
läßt sich durch Herstellung eines Probedruckes mittels einfachen Kopierens auf lichtempfindliches
Papier sehr leicht kontrollieren.
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Ein weiterer Vorteil des Verfahrens vorliegender Erfindung für die
Praxis besteht darin, daß die hergestellten Bilder im Druck, entgegengesetzt den
Drucken von manuell hergestellten graphischen Platten, seitenrichtig erscheinen.
Weiter sind gewisse neue Zeichentechniken möglich, welche die graphischen Verfahren
um neue Wirkungen bereichern, wie z. B. das Auskratzen aus Federzeichnungen, die
Weißradierung usw.
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Für Verlag und Druckereien ist das Verfahren der Erfindung insofern
von Bedeutung, als Bildwerke herausgebracht werden können, welche originalgraphischen
Wert für sich beanspruchen. Neben der Sicherheit getreuer übertragung tritt dabei
vor allem auch eine wesentliche Vereinfachung und Verbilligung ein.