Dr.ThomasU.Becker Rapier Fa* Müllpr Dr. Karl-Ernst Müller
Diplomingenieur DfcfUKtfi CSf IVI UUW ^ .. .... # . . # . . ^plom,n5en,eur. . ^
European Patent Attorney Patentanwälte .· ·. . J \ % «European P*en»Attomey
Anmelderin:
ENVICON Klärtechnik
Verwaltungsgesellschaft mbH
Baßfeldshof 2-4
46537 Dinslaken ENV 24621
Kleinkläranlage
Beschreibung
Die Erfindung betrifft eine Kleinkläranlage mit einer oder mehreren Kammern, die strömungstechnisch miteinander
verbunden sind, wobei in mindestens einer Kammer ein Tropfbeziehungsweise Filterkörper angeordnet ist.
Nach DIN 42 61 werden Kleinkläranlagen in solche ohne Abwasserbelüftung (DIN 4261 Teil 1) und solche mit
Abwasserbelüftung (DIN 4261 Teil 2) eingeteilt. Letztere werden grundsätzlich in Belebtschlammverfahren, Biofilmverfahren,
Mischverfahren und andere eingeteilt, wobei ein wesentliches Kriterium zur Unterscheidung der Grad der
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Immobilisierung der zur biologischen Reinigung des Abwassers eingesetzten Mikroorganismen ist. Während bei
Belebtschlammanlagen die Mikroorganismen ohne Aufwuchsträger frei im Abwasser treiben, sind sie bei Mischverfahren
wie dem Schwebekörperverfahren zwar auf Aufwuchsträgern angesiedelt, die ihrerseits jedoch im Abwasser
beweglich treiben. Bei Scheibentauchkörpern siedeln die Mikroorganismen auf walzenförmigen Aufwuchskörpern, die
auf einer Welle drehbar angeordnet sind und die Mikroorganismen abwechselnd mit der Umgebungsluft und dem
Abwasser in Kontakt bringen. Bei Tropf- und Tauchkörperanlagen sind die Mikroorganismen auf starren Trägermaterialien
gänzlich immobilisiert, wobei das Abwasser zu den Mikroorganismen geführt werden muß. Bei Tropfkörpern
überrieselt das Abwasser die Aufwuchskörper, bei Tauchkörpern wie dem getauchten und belüfteten Festbett ist die
Biomasse ständig im Abwasser untergetaucht.
Die beim Belebtschlammverfahren nicht immobilisierten Mikroorganismen bedürfen komplizierterer Regelmechanismen
und produzieren mehr Sekundärschlamm (abgestorbene Mikroorganismen) , während der Nachteil höherer Investitionen bei
Verfahren mit immobilisierter Biomasse (Bereitstellung von Aufwuchsfläche) durch stabileren Betrieb und weniger Sekundärschlammproduktion
ausgeglichen wird.
Die für die biologischen Abbauprozesse notwendige Luftzufuhr ist in der Regel an die Besonderheiten des
Verfahrens angepaßt: Belebtschlammanlagen und Schwebe-
bettanlagen verfügen in der Regel über am Beckenboden
angebrachte Belüftungseinrichtungen und u.U. zusätzlich über Umwälzeinrichtungen, wodurch der notwendige Kontakt
zwischen Luftsauerstoff, Mikroorganismen und Abwasser
hergestellt wird. Bei Scheibentauchkörpern wird, wie bereits oben beschrieben, dieser Kontakt in zeitlicher
Folge durch abwechselndes Ein- und Auftauchen der Mikroorganismen im Abwasser erzeugt. Bei Anlagen mit ständig
getauchtem und belüftetem Festbett (zum Beispiel in Form von Netzrohren) hat die unterhalb der Aufwuchsfläche angebrachte
Belüftungseinrichtung (zum Beispiel in Form von diskreten Belüftern) neben der Sauerstoffversorgung die
Aufgabe der intensiven Durchmischung des Abwassers, indem aufsteigende Luftblasen Wasser mitreißen, das an anderer
Stelle wieder den Weg abwärts findet. Tropfkörper werden belüftet, indem das Abwasser mehrfach über Aufwuchskörpern
verrieselt wird und während des Herunterlaufens in Kontakt mit der Umgebungsluft kommt.
Bei Tropfkörperanlagen, die grundsätzlich eine erprobte, einfache und weitgehend selbstregulierende Art der
Abwasserreinigung darstellen, erfolgt eine Anpassung an den Abwasseranfall und die Art des Abwassers über die Häufigkeit
der Verrieselung, wobei davon auszugehen ist, daß in manchen Teilen des Aufwuchskörpers durch ein Zuwachsen von
Verrieselungskanälen mit Biomasse kein oder nur wenig Sauerstoff über Kamineffekte zur Verfügung steht. Hinzu
kommt, daß, da die Rieselstrecke (als Maß für die Kontaktzeit zwischen Mikroorganismen und Abwasserinhaltsstoffen)
eine maßgebliche Bedeutung für den Reinigungsprozeß hat, Tropfkörper in der Regel tief in das Erdreich
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eingebaut werden, wobei die Luftzufuhr im Behälter erschwert wird.
Aufgabe der Erfindung ist es daher, bei einer Kleinkläranlage mit einem Tropfkörper zur biologischen Abwasserreinigung die
Abbauleistung zu steigern, bei gleichzeitig verringertem Bauvolumen.
Diese Aufgabe wird gelöst durch eine gattungsgemäße Kleinkläranläge, bei der eine Zwangsbelüftungseinrichtung
zum Lufteintrag in das zu reinigende Abwasser vorgesehen ist. Durch die Zwangsbelüftung kann die Abbauleistung der
im Abwasser enthaltenen Schmutzstoffe, die sich für den biologischen Abbau eignen, erhöht werden. Gleichzeitig kann
die Einbautiefe und die übrige Dimensionierung der Anlage verringert werden. Hierdurch werden die Einbaubedingungen
derartiger Anlagen verbessert und zusätzliche Einsatzgebiete geschaffen.
Weiterhin wird die Möglichkeit der Einflußnahme auf den biologischen Prozeß verbessert. Das heißt, man erhält einen
weiteren Steuerungsparameter für die Kleinkläranlage, neben den Parametern Abwasserbelastung, Volumenstrom, etc..
Als Tropfkörpermaterial können sowohl natürliche Werkstoffe
zum Einsatz kommen, wie zum Beispiel großporige, brockige Lavaschlacke, aber auch Kunststoffüllkörper. Der Einsatz von
Kunststoff bietet den Vorteil, daß hierdurch die spezifische Oberfläche gegenüber natürlichen Materialien erhöht werden
kann. Der Tropfkörper, der aus einer losen Schüttung besteht, kann dabei in Aufnahmen, zum Beispiel aus Drahtgeflecht,
konfektioniert sein. Die Aufnahmen können allseitig frei in
der Kammer aufgehängt sein. Denkbar sind auch Aufnahmen aus anderen Materialien in Netz- oder Korbform.
Grundsätzlich kann das vorstehend Beschriebene auch auf andere Filteranlagen übertragen werden. Der Begriff
"Tropfkörper" soll hier als Ober- beziehungsweise Sammelbegriff für alle Filteranlagen verstanden werden,
sofern diese als biologische Klärstufe dienen.
Nach einem ersten Ausführungsbeispiel kann vorgesehen sein, daß die Tropfkörperkammer mit mindestens einer vor- und/oder
einer nachgeschalteten Klärkammer und/oder externem, separatem Klärmodul zur Vor- beziehungsweise Nachklärung
strömungstechnisch verbunden ist. So kann vorgesehen sein, daß das Abwasser in der Vorklärung bereits einer ersten
Reinigung unterzogen wird. Die Nachklärung dient dann der weiteren Reinigung, insbesondere auch der Feststoffabtrennung
und der Schlammabsetzung.
Insbesondere bei hochbelasteten Abwässern kann vorgesehen sein, die Zulaufkonzentration zu verringern, indem zur
Verdünnung gereinigtes Abwasser aus dem Ablauf dem Zulauf zugemischt wird. Die Zumischung kann bereits vor der
Vorklärung, aber auch erst vor der biologischen Reinigungsstufe erfolgen. Hierdurch wird das Biomassewachstum
geregelt und eine Spülwirkung des Tropfkörpers kann eingestellt werden.
Es kann weiter vorgesehen sein, daß es sich bei der Tropfkörperkammer um ein externes, separates Klärmodul
handelt, das mit weiteren vor- und/oder nachgeschalteten Klärkammern oder Klärmodulen verbunden ist. So kann das Modul
zum Beispiel über strömungstechnische Verbindungen mit einer konventionellen Dreikammergrube verbunden sein. Dabei kann
vorgesehen sein, daß zwei Kammern der Dreikainmergrube als Vorklärung und eine als Nachklärung dienen oder es kann in
der Dreikammergrube eine weitere .biologische Reinigungsstufe
vorgesehen sein.
Die Zwangsbelüftungseinrichtung kann als Druck- oder
Injektorbelüftung ausgebildet sein und kann entweder in der Tropfkörperkammer selbst oder auch im Zulauf hierzu
angeordnet sein. Wenn die Belüftung der Tropfkörperkammer vorgeschaltet ist, kann in deren Zulauf eine separate und
eigenständige Belüftungskammer angeordnet sein. Schließlich kann auch die Vorklärung als Belüftungskammer dienen.
Wird die Belüftungseinrichtung in der Tropfkörperkammer
angeordnet, dann empfiehlt es sich, den Luftstrom so zu führen, daß er entgegen der Strömungsrichtung des Abwassers
verläuft. Darüber hinaus können Verteileinrichtungen innerhalb der Schüttung vorgesehen sein, wodurch die
gleichmäßige Sauerstoffversorgung der Mikroorganismen innerhalb der Schüttung weiter gesteigert werden kann.
Schließlich bietet die Anordnung der Zwangsbelüftungseinrichtung in der Tropfkörperkammer selbst
den Vorteil einer verbesserten Spülwirkung. So wird der Tropfkörper von unerwünschten Verstopfungen, wie sie durch
Feststoffe im zu reinigenden Abwasser, aber auch durch übermäßiges Biomassewachstum entstehen können, freigespült.
Als Belüfter können konventionelle Druckbelüfter, zum Beispiel Rohr-, Teller- oder Membranbelüftern verwendet
werden- Diese können am Boden der Tropfkörperkammer angeordnet sein. Es ist jedoch auch denkbar, daß die
Zwangsbelüftungseinrichtung aus an den Seitenwänden der Tropfkörperkammer angeordneten Düsen besteht. Es kann aber
auch ein ringförmiges Rohr mit Öffnungen vorgesehen sein, das z.B. auf halber Einbauhöhe entlang der Innenwandung der
Tropfkörperkammer verläuft und mit dem Zuluftrohr eines
konventionellen Rohrbelüfters verbunden ist. Dies bietet neben einer guten Spülwirkung den Vorteil, auf den
Sauerstoffgradienten über die Höhe der Schüttung, also über die Einbautiefe, Einfluß nehmen zu können.
Soll die Zwangsbelüftung bereits vor der Tropfkörperkammer
erfolgen, so kann beispielsweise im Abwasserzulauf eine Wasserstrahlpumpe beziehungsweise eine Injektorbelüftung
vorgesehen sein. Oder es kann im Bereich der Vorklärung eine konventionelle Belüftungseinrichtung vorgesehen sein. Wird
eine separate Belüftungskammer vorgesehen, so kann diese beispielsweise aus einem zylindrischen Rohr bestehen, das an
seinem Boden eine Belüftungseinrichtung (grob- und/oder feinblasig) aufweist.
Bei Anwendung des Injektorprinzips zur Belüftung kann als
Treibmedium für den Injektorbelüfter Abwasser aus der
.Nachklärung dienen, wodurch gleichzeitig eine Verdünnung der Zulaufkonzentration erzielt wird. Die Vorbelüftung, also die
Belüftung des zufließenden Abwassers weist den Vorteil auf, daß der Übergang des Sauerstoffes bereits im Vorfeld zum
Übergangsbereich Sauerstoff/Organismus gegeben ist. Der
StoffÜbergang in die Mikroorganismen erfolgt dann schneller.
Aus mit Sauerstoff gesättigtem Wasser ist der Sauerstoff für die Organismen besser verfügbar, als Sauerstoff, der
zumindest teilweise aus der Umgebungsluft aufgenommen werden muß, wie es ansonsten beim "Kamineffekt" der Fall ist. Es
wird im Gegensatz zur Belüftung, die erst in der biologischen Klärstufe stattfindet und wobei zwei Phasengrenzen
(Luft/Abwasser/Organismus) überwunden werden müssen, sichergestellt, daß ein Maximum an Sauerstoff im Wasser
gelöst ist und so möglichst viel Sauerstoff zu den Mikrooganismen gelangt und von ihnen veratmet werden kann.
Schließlich bietet diese Ausgestaltung (Vorbelüftung) den
Vorteil, daß eine bestehende Tropf- oder Filterkörperanlage besonders einfach nachrüstbar ist.
Weitere Ausgestaltungen ergeben sich aus den Ansprüchen sowie den sonstigen Unterlagen.
Zwei alternative Ausgestaltungen der Erfindung sind - stark schematisiert - in der Zeichnung dargestellt.
Dabei zeigen:
Figur 1: eine Kleinkläranlage mit Zwangsbelüftungseinrichtung in
der Tropfkörperkammer,
Figur 2: eine Kleinkläranlage mit Tropfkörperkammer und
Vorbelüftung des Abwassers.
Figur 1 zeigt eine Kleinkläranlage, wobei die Klärkammern 12, 14, 16 zur Vereinfachung als separate Kammern und nicht als
Teilkammern einer konventionellen Dreikammergrube gezeigt sind. Bei der Kammer 12 handelt es sich um die Vorklärung, in
die das zu reinigende Abwasser 18 über einen Zulauf 20 eingeleitet wird. Die Vorklärung 12 ist über eine
strömungstechnische Verbindung 22 mit der biologischen Klärstufe 14 verbunden. Die strömungstechnische Verbindung 22
weist an ihrem mit der Kammer 14 verbundenen Ende 22b einen Drehsprenger-' 22d auf, der das Abwasser über der biologischen
Klärkammer 14 verteilt beziehungsweise verrieselt. Die Kammer 14 dient der biologischen Abwasserreinigung. Zu diesem Zweck
ist in der Kammer 14 ein Tropfkörper 24 angeordnet, der in einer Aufnahme (nicht dargestellt) konfektioniert ist. Der
Tropfkörper 24 besteht aus einer losen Schüttung aus brockigem Lavagestein, in dessen Poren und auf dessen
Oberfläche Mikroorganismen als sessile Organismen siedeln. Die Aufnahme ist allseitig frei innerhalb der
Tropfkörperkammer 14 aufgehängt, so daß der Tropfkörper 24 in alle Richtungen des Koordinatensystems frei durchströmbar
ist.
Unterhalb des Tropfkörpers 24 ist eine konventionelle Belüftungseinrichtung 26 angeordnet, die aus einem
Rohrbelüfter mit Verteilerteil 26t besteht, der im Bodenbereich 14b der Tropfkörperkammer 14 angeordnet ist. Der
Verteiler 26r wird über ein Zuluftrohr 26z gespeist. In etwa halber Höhe der Tropfkörperkammer 14 ist das Zuluftrohr 2 6z
mit einer ringförmigen Rohrleitung 2 6r verbunden, so daß Luft ebenfalls in diese Rohrleitung 26r einströmt. Die Rohrleitung
2 6r verläuft entlang der Innenwandung der Tropfkörperkammer
14. In diskreten Abständen sind an der Rohrleitung Düsen 26d angeordnet, über die dem Tropfkörper 24 Luft zugeführt wird
und die darüber hinaus auch zum Freiblasen des Tropfkörpers von Verstopfungen durch Festkörper und durch übermäßiges
Biomassewachstum dienen. Die Einleitung der Luft erfolgt in Form einer Druckbelüftung, also mit Überdruck.
Nachdem das Abwasser 18 durch den Tropfkörper 24 gerieselt ist und dort biologisch gereinigt wurde, wird es über eine
strömungstechnische Verbindung 2 8 der Nachklärkammer 16 zugeführt, die der Schlammabscheidung und der weiteren
Abwasserreinigung dient. Das gereinigte Abwasser 18 verläßt dann über den Ablauf 30 die Kleinkläranlage.
Figur 2 zeigt eine alternative Ausführungsform, wobei gleiche
Teile mit gleichen Bezugszeichen bezeichnet sind. Das Abwasser strömt hier über einen Zulauf 20 in eine
Vorklärkammer 12. In der Vorklärung 12 ist ein Rohrbelüfter 26 angeordnet, der aus einem Zuluftrohr 26z und einem
Verteiler 26t besteht. Der Verteiler 26t weist Öffnungen auf, über die die in das Abwasser 18 einzutragende Luft feinblasig
auströmt. Der Sauerstoff wird dabei entlang seiner Aufstiegsstrecke in der Vorklärung 12 im Abwasser 18 gelöst,
bis dieses mit Sauerstoff gesättigt ist. Die Vorklärung 12 funktioniert also als eine Art Blasensäule.
Das mit Sauerstoff angereicherte oder im besten Fall gesättigte Abwasser 18 strömt dann über eine
strömungstechnische Verbindung 22 in einen Drehsprenger 22d, der das Abwasser 18 über der Tropfkörperkammer 14 verrieselt.
Das Abwasser 18 rieselt beziehungsweise sickert durch den
Tropfkörper 24, der ebenfalls in einer frei aufgehängten Aufnahme konfektioniert ist. Dabei wird der im Abwasser 18
vorhandene Sauerstoff von den auf dem Tropfkörper 24 siedelnden Mikroorganismen bei der Umsetzung der biologisch
abbaubaren Stoffe veratmet. Das vorgereinigte Abwasser 18 gelangt dann über eine strömungstechnische Verbindung 28 in
die Nachklärung 16 und wird dort.weiter gereingt. Das
gereingte Abwasser verläßt schließlich die Kleinkläranlage über einen Ablauf 30.