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Verfahren zur Herstellung von harten, porösen,
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kristalline Kieselsäure enthaltenden Formkörpern Die Erfindung betrifft
ein Verfahren zur Herstellung harter, poröster, kristalline Kieselsäure enthaltender
Formkörper, sowie derartige Formkörper und ihre Verwendung.
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Formkörper der geschilderten Art besitzen große gewerbliche Bedeutung.
So werden sie in katalytischen Verfahren als Katalysatoren oder -träger eingesetzt,
wobei sie in Gestalt und Beschaffenheit dem jeweiligen Verfahren angepaßt werden.
Besonders brauchbar sind Produkte mit hoher Kristallinität, spezifischen Oberflächen
zwischen 1 und einigen 10 m2/g und mittleren Porenweiten zwischen etwa 10 und 1000
nm. Für besondere Anwendungen kann zusätzlich ein geringer Alkaligehalt erwünscht
sein.
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Bekannte Verfahren zur Herstellung solcher Formkörper verwenden als
Ausgangsmaterial Kieselsäuregranulate, die nach dem Sol-Gel-Prozeß erhalten wurden,
z.B. durch Fällung aus Wasserglaslösung mit Säure, und deren Alkaligehalt in zeit-
und kostenaufwenigen Waschstufen abgesenkt- wird.
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Zur Oberführung in kristalline Kieselsäure enthaltende Granulate
muß anschließend bei Temperaturen über 1100°C getempert werden, was mit einem großen
Aufwand an Energie verbunden ist und auch besondere, kostspielige Brennapparaturen
voraussetzt.
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Es gelingt, die Temperatur der Temperstufe durch Zusatz von Kristallisierhilfsmitteln
zu senken. Ein bekanntes, gutes Mittel ist Nu20, bei dessen Zusatz die Temperatur
aber immer noch über 8000C liegen muß. Darüberhinaus enthalten nach diesem Verfahren
hergestellte Formkörper zwangsläufig größere Mengen an Alkali, die bei speziellen
katalytischen Verfahren stören und daher unerwünscht sind.
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Ein anderes Verfahren zur Herstellung der Formkörper besteht darin,
Montmorillonit zu Kugeln zu verpressen und die unerwünschten Bestandteile, wie Alkali,
Eisen und Aluminium , in einer aufwendigen Verfahrensstufe mit Säure herauszulösen.
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Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zur Herstellung von harten,
porösen, kristalline Kieselsäure enthaltenden Formkörper zur Verfügung zu stellen,
das die Nachteile der bekannten Verfahren vermeidet.
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Erfindungsgemäß werden zur Lösung dieser Aufgabe Quarzmehl und Guanidinsilikatlösung,
gegebenenfalls unter Zusatz von Wasser homogen vermischt gegebenenfalls vorgetrocknet
und danach verformte getrocknet und gegebenenfalls getempert.
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Unter Quarzmehl wird teilchenförmige, kristalline Kieselsäure verstanden.
Obwohl die Auswahl der Teilchengröße des Quarzmehls unkritisch ist und nur vom gewünschten
Verfahrensprodukt begrenzt ist, wird eine Korngröße im Bereich von 1 bis 100 p bevorzugt.
Beste Resultate werden mit Korngrößen von 1 bis 50 p erhalten.
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Das verwendet-e Guanidinsilikat wird als Lösung eingesetzt. Das Verhältnis
Guanidinsilikat : H20 0 kann dabei in den Grenzen 1 : 2 bis 4 : 1, vorzugsweise
1 : 1 bis 2,6 : 1 variieren.
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Die Vermischung des Quarzmehl und der Guanidinsilikatlösung kann
unter Zusatz von Wasser und/oder weiteren Zusätzen erfolgen. Die Reihenfolge der
Zugabe der zu mischenden Komponenten ist dabei unerheblich. Es empfiehlt sich, nach
Zusammengeben aller Mischungsbestandteile die Mischung noch 5 bis 60 Minuten, vorzugweise
10 bis 40 Minuten, durch Rühren, Kneten oder ähnlich Maßnahmen zu homogenisieren.
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Die fertige homogene Mischung weist einen Gesamtwassergehalt von
3 bis 50 Ges.-%, vorzugsweise von 4,4 bis 30 Gew.-% auf. Der Quotient q = S/G -
in dem S den SiO2-Gehalt der Mischung aus dem Quarzmehl und G den SiO2-Gehalt der
Mischung aus dem Guanidinsilikat bedeuten (jeweils in Gew.-%) - kann dabei Werte
zwischen 1,4 und 25 annehmen. Bevorzugt werden Werte zwischen 3,0 und 23. Bei Mischungen,
die nur Quarzmehl und Guanidinsilikat enthalten, ist q ein Maß für die Kristallinität
des Formkörpers.
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Die fertige Mischung kann auf beliebige Weise verformt werden; die
Gestalt des Formkörpers richtet sich nach seinem späteren Verwendungszweck, die
bevorzugte Verformungsart nach den Fließeigenschaften der fertigen Mischung.
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So sind neben anderen Methoden das Pressen zu Formkörpern, wie z.B.
Tabletten etc., Eingeben in Formen, Vertropfen, Kugeln im rotierenden Becher als
Verformungsarten möglich. Auch die Herstellung flächiger Gebilde ist möglich, z.B.
durch Verteilen auf einer glatten Oberfläche oder zwischen zwei Platten.
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Die Verformung kann normalerweise direkt mit der fertigen Mischung
vorgenommen werden. In einer besonderen Ausführungsform der Erfindung wird allerdings
eine Vortrocknung vorgenommen. Dabei wird die feuchte Mischung 5 bis 30 Minuten
lang, vorzugsweise 10 bis 20 Minuten lang, mit Temperaturen von 50 bis 100, vorzugsweise
60 bis 90°C, behandelt. Diese Vertrocknung empfiehlt sich besonders bei der anschließenden
Verformung mit Hilfe einer Tablettenpresse.
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Nach dem Verformen werden die wasserhaltigen Formkörper einer Trocknung
unterworfen, indem sie 90 bis 150, vorzugsweise 110 bis 130 Minuten lang bei 70
bis 150, vorzugsweise 110 bis 130°C getrocknet werden. Im Anschluß daran können
die Formkörper bei 100 bis 700, vorzugsweise 300 bis 600°C getempert werden.
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Für besondere Zwecke können dem zu homogenisierenden Gemisch aus
Quarzmehl, Guanidinsilikatlösung und eventuell zugefügtem Wasser noch weitere Zusätze
zugemischt werden.
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Der Anteil der Zusätze kann 0 bis 30, vorzugsweise 1 bis 23 Gew.-%
der fertigen Mischung betragen. Die Art der Zusätze richtet sich nach dem Zweck,
der mit ihrem Zusatz verfolgt wird. Die folgende beispielhafte Aufzählung soll die
Zweckmäßigkeit und Bedeutung möglicher Zusätze illustrieren, ohne allerdings begrenzend
zu wirken:
1. -Zur Einstellung einer definierten Kristallinität
des Formkörpers können a) SiO2-enthaltende Stoffe, wie SiO2-Gele, -Pulver, -Xerogele
oder Zeolithe, b) thermisch stabile "Verdünnungsmittel", wie MgO, ZnO, SiC> Al203
eingesetzt werden.
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2. Zur Einstellung des mittleren Porenradius und/oder der spezifischen
Oberfläche des Formkörpers können bei Trocken- oder Temper-Temperatur flüchtige
oder zersetzliche Stoffe, wie Holzmehl, Aktivkohle, Ruß, Celluloseäther, eingesetzt
werden.
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3. Zur Einstellung der Fließeigenschaft der zu trocknenden Mischung
können Stoffe, wie SiO2-Gel, Celluloseäther, modifizierte Schichtsilikate, eingesetzt
werden.
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Das beschriebene Verfahren ist einfach ausführbar und arbeitet durch
Anwendung niedriger Temperaturen energiesparend und sehr ökonomisch.
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Die Verfahrensprodukte sind poröse Formkörper, deren 2 spezifische
Oberfläche im Bereich von 1 bis einige 10 m /g liegt und deren mittlere Porendurchmesser
ca. 1 bis 1000 nm betragen. Oberfläche und Porendurchmesser sind durch Auswahl der
Teilchengröße des Quarzmehl sowie durch Art und Menge der Zusätze beeinflußbar.
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Die Verfahrensprodukte enthalten kristalline Kieselsäure. Der Grad
der Kristallinität des fertigen Formkörpers kann über den Gehalt der Formkörper
an Quarzmehl sehr leicht eingestellt werden und Werte über 95 Gew.-% erreichen.
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überraschenderweise besitzen die Verfahrensprodukte mit Berstdrucken
über 3 kg eine gute Härte. Diese Härte ist mit Werten über 9 kg besonders gut bei
Formkörpern, die nur unter Verwendung von Quarzmehl, Guanidinsilikatlösug und eventuellem
Zusatz von Wasser hergestellt wurden und die Verfahrensprodukte einer besonders
bevorzugten Art des erfindungsgemäßen Verfahrens sind. Besonders überraschend und
keineswegs vorhersehbar ist, daß Formkörper der zuletzt genannten Art auch bereits
ohne Tempern eine hohe Härte aufweisen oder sogar härter als nach dem Tempern sein
können und somit in besonders energiesparender Weise hergestellt werden können.
Dagegen weisen vergleichbare Formkörper, die kein Quarzmehl enthalten, mit Berstdrucken
unter 3 kg selbst nach dem Tempern keine gute Härte auf. Die Härte von Formkörpern,
die Zusätze enthalten, liegt je nach Art und Menge der Zusätze zwischen diesen beiden
Extrema.
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Nach einer weiteren, besonders bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens
können harte, poröses kristalline Kieselsäuren enthaltende Formkörper hergestellt
werden, die nur geringe Mengen an Alkali enthalten. So ist es möglich, Formkörper
herzustellen, deren Alkaligehalt zwischen 0 bis 1 Gew.-%, vorzugsweise zwischen
0,01 bis 0,1 Gew.-% liegt (der Alkali-Gehalt ist als Na20 berechnet und auf den
Formkörper bezogen). Zur Herstellung derartiger Verfahrensprodukte ist lediglich
der Alkali-Gehalt der Ausgangsmaterialien als zusätzliches
Kriterium
für deren Auswahl zu berücksichtigen. Dabei besteht keine Notwendigkeit, die Ausgangsmaterialien
kostspieligen Reinigungsoperationen zu unterwerfen, da Quarzmehltypen mit nur 0,02
Gew.-% Alkali und praktisch alkal ifreie Guanidinsilikatlösungen kommerziell leicht
verfügbar sind.
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Beispiele Im folgenden Teil benutzte Abkürzungen bedeuten: Gua = Guanidinsilikatlösung
q = Quotient aus S und G (Definition s. S. 6) VT = Angaben zur Vortrocknung TE =
Angaben zum Tempern B = Berstdruck in kg (Mittelwert aus 20 Messungen) A = Alkaligehalt
des fertigen Formkörpers (in Gew.-% als Na2O) ZS = Zusatz MS = Molekularsieb Es
gelangen folgende drei Typen Quarzmehl zum Einsatz: Typ I Typ II Typ III SiO2 (Gew.-%)
99,77 88,06 99,35 Al203 (Gew.-) 0,12 8,45 0,30 Na2O (Gew.-%) - 1,01 0,03 K20 (Gew.-%)
0,02 0,04 Korngröße (p) 1-50 1-50 1-50 Bezeichnung Quarzmehl Westerwälder Kristall-Quarzmehl
Fa. V.Busch Quarzsand Fa. E.Kick Schnaittenbach Schnaittenbach
Als
Guanidinsilikatlösung werden zwei Typen eingesetzt. Beide sind praktisch alkalifrei.
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Gew.-% Typ *) SiO2 Guanidin H2O L, flüssig 25 25 50 F, fest 35 35
30 Lieferant: SKW Trostberg Der Berstdruck der Formkörper (Kugeln oder Granulate
mit 6 mm Durchmesser, Tabletten mit 6 mm Dicke) wird in einem Berstdruckmeßgerät,
Fa. Zwick, gemessen, die spezifische Oberfläche nach Haul/Dümbgen (BET-Einpunktmethode
mit Stickstoff) und der mittlere Porendurchmesser wird aus spezifischer Oberfläche
und Porenvolumen berechnet.
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Versuchsreihe 1 (s. Tabelle 1) 100 g Quarzmehl wird jeweils mit Guanidinsilikatlösung
Typ F und Wasser vermischt, 10 bis 40 Minuten lang homogenisiert und - gegebenenfalls
nach Vortrocknung - verformt. Bei Nr. 1 bis 9 erfolgte die Verformung mit einer
Tablettenpresse, bei 10 von Hand und bei 11 durch Abrunden im Granulierbecher.
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120-minütiges Trocknen bei 1200C und Tempern unter den angegebenen
Bedingungen ergab Formkörper mit sehr guten Berstdrucken und geringen Alkaligehalten.
Die Berstdrucke der getrocknet-en, nicht getemperten Formkörper betrugen für Nr.
5 bereits 8,9 kg, für Nr. 11 20,1 kg und für Nr. 2, bei dem nicht getempert wurde,
17,7 kg.
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Die spezifischen Oberflächen der fertigen Formkörper betrugen 10
- 40 m²/g, die mitteleren Porendurchmesser 16 - 65 nm.
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Tabelle 1 Formkörper aus Quarzmehl, Guanidinsilikatlösung und Wasser
Nr. Mischungsbestand- |
teile |
VT TE B A |
Quarz Gua H2O q Min °C Min °C |
Typ g g |
1 I 20,0 1,25 14,3 10 60 120 500 19,0 0,019 |
2 I 20,0 2,5 " " " - - 17,7 " |
3 I 20,0 2,5 " " " 120 300 18,6 " |
4 I 20,0 2,5 " " " " 400 17,5 " |
5 I 20,0 2,5 " " " " 500 19,0 " |
6 III 20,0 2,5 " " " " 600 15,2 0,065 |
7 III 17,5 1,25 16,3 20 | 80 " 500 16.,3 0,066 |
8 | I | 17,5 | 1,25 | " | 10 | 70 | " | " | 18,4 | 0,019 |
9 I 12,5 1,25 22,8 15 90 " " 14,9 |
10 I 20,0 28,0 14,3 - - " | " 10,8 |
11 | I | 20,0 | 28,0 | " | - | - | " | " | 10.2 |
Versuchsreihe 2 (siehe Tabelle 2) 100 g Quarzmehl wird jeweils
mit Guanidinsilikatlösung Typ F vermischt und 10 Minuten lang homogenisiert.
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Die Verformung erfolgt ohne Vortrocknung nach folgenden Verformungstechniken
a) Pulververtropfung Als vorgelegte Pulver zum Auffangen und Trocknen der Tropfen
gelangten zum Einsatz: Quarzpulver, pyrogene Kieselsäure, Holzmehl, Methylcellulose,
Ruß, Molekularsiebpulver.
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b) Vertropfung durch Heißluft-beheiztes Fallrohr.
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c) Vertropfung auf geneigte Platten oder Folien.
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d) Gießen in Formen.
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e) Verteilen zwischen 2 Platten (von der entstehenden Folie kann kein
Berstdruck gemessen werden).
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Nach einer 2-stündigen Trocknung bei 1200C und 2-stündigem Tempern
bei 5000C entstanden harte Formkörper mit einer spezifischen Oberfläche von 20 -
80 m2/g und mittleren Porendurchmessern von 11 - 67 nm.
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Tabelle 2 Formkörper aus Quarzmehl und Guanidinsilikatlösung
Nr. Mischungsbestandteile q B A |
Quarz Gua |
Typ 9 |
12 I 62,5 6,4 ) 0,017 |
13 III 31,3 12,8 9,2 bis 0,065 |
14 1 31,3 12,8 17,0 0,019 |
15 II 55,6 6,3 0,887 |
Versuchsreihe 3 (s. Tabelle 3) 100 g Quarzmehl Typ I wird jeweils mit Guanidinsilikatlösung
Typ L (Nr. 23 und 24: Typ F), Zusätzen und gegebenenfalls Wasser vermischt und 10
Minuten lang homogenisiert. Die Verformung erfolgt bei den Versuchen 16 bis 22 ohne
Vortrocknung per Hand, bei Nr. 23 und 24 nach 10 Minunten/60°C Vortrocknen per Tablettenpresse.
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Nach 120 minütigem Trocknen bei 1200C und 120 Minuten Tempern bei
5000C (Nr. 22: 600°C) entstanden harte Formkörper mit einer spezifischen Oberfläche
von 30 bis 80 2/g und mittleren Porendurchmessern von 10 bis 60 nm.
Tabelle
3 Formkörper aus Quarzmehl, Guanidinsilikatlösug und Zusätzen
Nr. Mischungsbestandteile |
Gua H20 ZS q B |
9 9 Art g |
16 75,4 - MgO 8,7 5,3 6,2 |
17 75,0 - ZnO 16,7 5,3 3,4 |
18 125,0 6,3 MSA 100,0 3,2 8,3 |
19 125,0 6,3 MSX 100,0 3,2 7,7 |
20 | 66,7 | - | MSY | 3,3 | 6,0 | 10,1 |
21 64,5 2,5 MSA 2,5 6,2 6,1 |
+ + |
Ruß 1,8 |
22 64,5 2,5 MSA 2,5 6,2 5,6 |
+ + |
Ruß 1,8 |
23 20,7 20,0 SiO2*) 25,0 13,7 6,7 |
24 | 25,0 | 30,0 | SiO2*) | 40,0 | 11,4 | 7,2 |
*)strahlgemahlene Feinanteile, Korngröße 1 - 6 µ Versuchsreihe 4 (keine erfindungsgemäße
Ausführung) Zum Vergleich wurden unter ansonst gleichen Bedingungen wie in Versuchsreihe
3, Nr. 16 bis 22 Formkörper aus folgenden Mischungsbestandteilen hergestellt:
a)
100 g SiO2 + 230,8 g Gua, Typ F + 100 g H20 b) 100 g SiO2 + 200 g Gua, Typ F + 120
g H20 c) 100 g SiC + 16,1 g Gua, Typ L d) 100 g SiC + 60,0 g Gua, Typ L.
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Es resultierten Formkörper, die keine kristalline Kieselsäure enthielten
und - selbst unter Verwendung des als sehr hart bekannten SiC - nur Berstdrucke
von 0,8 bis 2,1 kg aufweisen.