DE29063C - Rohseiden-Zwirnmaschine - Google Patents
Rohseiden-ZwirnmaschineInfo
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Classifications
-
- D—TEXTILES; PAPER
- D01—NATURAL OR MAN-MADE THREADS OR FIBRES; SPINNING
- D01B—MECHANICAL TREATMENT OF NATURAL FIBROUS OR FILAMENTARY MATERIAL TO OBTAIN FIBRES OF FILAMENTS, e.g. FOR SPINNING
- D01B7/00—Obtaining silk fibres or filaments
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Landscapes
- Engineering & Computer Science (AREA)
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- Yarns And Mechanical Finishing Of Yarns Or Ropes (AREA)
Description
KAISERLICHES
PATENTAMT.
PATENTSCHRIFT
KLASSE 76: Spinnerei.
JOSEPH LAVENAZ in PARIS. Rohseiden - Zwirnmaschine.
Patentirt im Deutschen Reiche vom 2. April 1884 ab.
Die vorliegende Erfindung bezieht sich wesentlich auf ein Verfahren, mit dessen Hülfe das
Spinnen und Zwirnen der Rohseide in einer Operation bewerkstelligt, d. h. warm gezwirnte
Rohseide zugleich mit dem Abhaspeln der Cocons erhalten wird. Die nach diesem Verfahren
hergestellte, während des Spinnens zugleich warm gezwirnte Rohseide besitzt nur ihr
zukommende charakteristische Eigenschaften, welche sie scharf von den in auf einander
folgenden Operationen gesponnenen und gezwirnten Rohseiden unterscheiden.
In der nachfolgenden Beschreibung wird das nach meinem Verfahren erzeugte eigenthümliche
Garn der Einfachheit halber mit der in der Seidenindustrie üblichen Bezeichnung Poil oder
Trame benannt werden. Mehrere Coconfäden bilden den Rohseidenfaden (grege); Poil ist der
um sich selber gedrehte Rohseidenfaden und Trame der aus der Vereinigung zweier oder
mehrerer zusammengedrehter Rohseidenfäden gebildete Faden.
Ich weise mit speciellem Nachdruck auf die bisher unbekannten Eigenthümlichkeiten der
nach meiner Methode hergestellten Garne, Poil oder Trame hin, weil es bisher noch niemals
gelungen ist, Rohseidenfäden im Momente des Spinnens auch zu zwirnen.
Die zur Erreichung dieses Zweckes bisher angedeuteten
Mittel haben nur mehr oder weniger unvollkommene Resultate ergeben; die Zwirnung
ist nicht regelmäfsig; die meisten gestatten nur die einzelnen Fäden durch Reibung auf einander
zu rollen, und zwar bald in der einen, bald in der anderen Richtung, so dafs während der
nachfolgenden Operationen und namentlich beim Auskochen der Fäden sie sich wieder parallel legen
und damit die Frucht der zu ihrer Verbindung aufgewendeten Arbeit zerstören.
Mein Verfahren vermeidet diesen Uebelstand vollständig, indem es eine vollkommen regelmäfsige
und gleichmäfsige Zwirnung der Fäden in derselben Richtung, und zwar ihrer ganzen
Länge nach bewirkt.
Ein weiterer wesentlicher Punkt meines Verfahrens ist die erzielte Regelmäfsigkeit der
Zwirnung; die Anzahl der Umdrehungen wird sehr leicht berechnet und geregelt durch das
Verhältnifs zwischen den Geschwindigkeiten der Zuführungsvorrichtung und der Flügel.
Aus den soeben angegebenen neuen Bedingungen für das gleichzeitige Spinnen und
Zwirnen von Coconfäden mittelst eines einzigen Apparates folgt, dafs die unter ihnen erzeugten
Fäden oder Garne auch einen speciellen Charakter und specielle Eigenschaften besitzen.
Die Coconfäden werden warm und feucht gezwirnt; sie vereinigen sich damit in vollkommenster
und so innigster Weise, dafs sie sich selbst, im Rohzustande verarbeitet, nicht
unter der Wirkung der Kämme oder anderer Stuhlorgane von einander schälen lassen; sie
besitzen ferner eine grofse Elasticität und ganz bemerkenswerthe Zähigkeit und zeigen weder
Verknotungen noch Auflösungen.
Ferner ist die den nach meiner Erfindung erzeugten Poils und Trames mitgetheilte Zwirnung
für das Auge kaum sichtbar; der Faden wird so dicht, dafs man selbst den Fadenzähler erst
nach voraufgegangenem Auskochen des Fadens in heifser alkalischer Lauge mit Sicherheit benutzen
kann.
Es dürfen hiernach die dem vorliegenden Verfahren entspringenden Fäden als ein absolut
neues Product mit neuen Eigenschaften angesehen werden, welche sie wesentlich von den
bisher trocken und insbesondere auch kalt hergestellten Fabrikaten unterscheiden, denn der
Klebstoff des Coconfadens erweicht und erlangt seine verbindende Fähigkeit erst bei einer relativ
hohen Temperatur.
Ich bemerke ferner, dafs die nach meinem Verfahren hergestellten Poils und Trames weder
mit den gebräuchlichen Poils und Trames verglichen werden können, noch mit den Gespinnsten,
welche man versucht hat, mit dem Spinnen der Cocons herzustellen, und die sowohl
an unregelmäfsiger und künstlicher Zwirnung von unbestimmter Richtung und Anzahl pro
Längeneinheit leiden, wie auch beim Auskochen eine vollständige Auflösung derselben erfahren.
Meine Producte bewahren im Gegentheil vollständig die einmal erhaltene Zwirnung auch
während des Auskochens und Färbens.
Die beiliegende Zeichnung zeigt einen Ausführungsmodus des bei meinem Verfahren angewendeten
Apparates. Derselbe besteht im wesentlichen in der Combination einer Zuflihrungswalze
A für die aus dem Abspinnen der Cocons herrührenden Fäden, mit dem rotirenden
Flügel B und einer lose auf einer festen Achse D sitzenden Spule C, welche unter dem tangentialen
Zuge eines einzigen Rohseidenfadens zur Herstellung der Poils oder zweier Rohseidenfäden
zur Herstellung der Trames zu rotiren vermag.
Nach der dargestellten Einrichtung rollen sich die von den in der mit heifsem Wasser gefüllten
Wanne E liegenden Cocons abgehaspelten Fäden, nachdem sie zuvor den Achat« und einen
Fadenführer b aus Glas oder Porcellan passirt haben, auf die rotirende Walze A auf und
laufen von da durch einen oder mehrere Fadenführer ccc, welche an dem rotirenden Flügel B
befestigt sind. Die erhaltene Poil oder die Trame wickelt sich schliefslich auf die lose auf
der festen Achse D sitzende Spule C auf. Die Achse D ruht bleibend auf dem gufseisernen
Tisch F von variabler Länge behufs Aufnahme einer beliebigen Anzahl ähnlicher Apparate.
Der Flügel B empfängt seine Rotationsbewegungen von der durch die hohle Achse D durchgesteckten
Welle G, welche mit ihrem unteren Zapfen in dem auf dem auf- und abbewegbaren
Stück /festen Lager H läuft. Die Bewegungen des Stückes / reguliren das Aufwickeln des
Fadens auf die Spule C.
Die Welle G wird mittelst einer durch Riemen angetriebenen Scheibe J in Rotation versetzt;
letztere ist in passender Weise an den unteren Theil der festen Achse D angeschlossen, sie
trägt ein Stück K, welches mit einem Daumen in einer Längsnuth der Welle G gleiten kann,
so dafs diese, ohne ihre Beweglichkeit in axialer Richtung zu beeinträchtigen, in Drehung versetzt
werden kann.
Der Apparat besteht also wesentlich:
1. aus einer Walze, welche die doppelte Function besitzt, das Abhaspeln des Rohfadens
vom Cocon zu bewirken und dem Zwirnapparat eine regelmäfsig constante Menge Rohfäden zuzuführen
;
2. aus einem Flügel B, welchen der Faden passirt, um sich auf eine lose, einzig durch den
Zug des Fadens bewegte Spule aufzuwickeln.
Das combinirte Spiel dieser drei Hauptorgane (der Walze A, des Flügels B und der Zwirnspule
C) gestattet dem Faden, beim Aufwickeln die Anzahl von Umdrehungen um sich selbst
zu machen, welche man pro Längeneinheit zu erzielen wünscht, d. h. eine absolut regelmäfsige
Zwirnung, welche sich leicht berechnen läfst und welche man nach Belieben durch Aenderung
des Verhältnisses zwischen den Umdrehungsgeschwindigkeiten des Cylinders A und des
Flügels B variiren kann.
Diese verschiedenen Organe können in Bezug auf Form, Dimensionen, Anordnung und Herstellungsmaterial
variiren. So kann das Organ A cylindrische oder prismatische Form besitzen
und aus Holz, Metall oder einem anderen mit Tuch, Kautschuk u. s. w. überzogenen Material
bestehen; dasselbe kann auch aus zwei oder mehreren Cylindern zusammengesetzt werden,
die sich auf einander drehen und von denen einige in Ruhe verharren können, während die
übrigen rotiren.
Der Stuhl, welcher eine variable Anzahl der beschriebenen Zwirnapparate umfafst, kann
geradlinig oder von kreisförmiger oder elliptischer Form sein. Eine oder mehrere Zuführungswalzen
können auch hier wieder aus einem oder aus mehreren unabhängigen Stücken bestehen, so dafs man die Arbeit des einen
Fadens ohne Störung der übrigen unterbrechen oder einen abgerissenen Faden ohne Anhalten
der übrigen Spulen wieder anknüpfen kann.
Der Zuleitungsapparat könnte endlich auch völlig unbeweglich sein, d. h.. durch eine oder
mehrere Reibungsflächen ersetzt werden, indem man die Schnelligkeit der Fäden durch den
Reibungswiderstand zu reguliren sucht.
Ebenso kann der Flügel verschiedene Stellungen und Formen annehmen, er kann ein- oder
mehrarmig sein und eine oder mehrere Perlen tragen, er kann durch die Reibung eines Riemens,
durch ein Zahnradgetriebe, eine Walze, eine Saite u. s. w. bewegt werden.
Die zwirnende Aufwindespule C kann cylindrische oder konische Form besitzen, ein
Prisma oder eine Pyramide oder einen Pyramidenstumpf bilden und aus Holz, Metall,
Carton, Kautschuk oder einem sonst sachdienlichen Stoff hergestellt sein.
Es wurde oben mitgetheilt, dafs diese Spule lose auf ihrer Achse sitzt und hauptsächlich ihre
Rotationsbewegung nur unter dem Zuge des sich aufwickelnden Fadens vollführt; um jedoch
den Faden weniger anzustrengen, könnte man neben diesem Zuge auch noch die Bewegung
der Flügelachse zu Hülfe nehmen oder auf irgend andere Weise eine hierzu dienende Bewegung
hervorufen.
Der beschriebene Apparat ist einer vielfältigen Anwendung mit Fäden und Garnen aller Art
fähig: Rohseide, bearbeitete Seide, Baumwolle, Leinen, Hanf, Wolle u. s. w., welche man beim
Austritt aus oder in der Folge einer anderen Operation zwirnen will, ohne diese Operation
währenddem zu unterbrechen.
Z. B. gestattet der beschriebene Apparat in der Spinnerei die Erzeugung von Poils und
Trames, oder das Zwirnen eines oder mehrerer Fäden zugleich mit ihrem Abhaspeln von Strähnen
oder Spulen jeder Art; kurz, er gestattet, aus anderen Vorrichtungen (wie zum Reinigen, Dour
bliren, Färben, Glaciren u. s. W;) austretende
Fäden in regelmäfsiger Weise unmittelbar und ohne Unterbrechung der Arbeit zu zwirnen.
Mein Verfahren läfst sich auch für das Zwirnen mehrerer Fäden gleicher oder verschiedener
Natur unmittelbar nach ihrer Vereinigung verwenden und so in einer gleichzeitigen Operation
die Abhaspelung, Vereinigung und Zwirnung erreichen. Insbesondere verwendbar ist er in
den Fällen, wo ein centraler Faden mit anderen Fäden umgeben werden soll, z. B. mit Coconfäden,
Rohseidenfäden, bearbeiteten Seidenfaden, Fäden aus Gold, Silber oder anderen Metallen,
indem dieser mittelst seiner um den centralen Faden gezwirnt werden.
Bei dieser Operation ist der Flügel B mit Vortheil zu verwenden, indem mein neues Verfahren,
die Zwirnung mittelst der Aufwickelspule zu bewirken, gestattet, die Fäden aus allen
Lagen, und zwar in jedem Zustande aufzunehmen, um sie beim Aufwinden zu zwirnen.
Es ist weiter leicht einzusehen, dafs man auch zwischen die Fadenführungen α und b die
sogenannte italienische Kreuzung oder die ä la Chambon einschalten kann, welche durch die
Kreuzung zweier benachbarten Fäden erzeugt wird, sowie dafs man ferner die Heifswasserwanne
E durch eine Abhaspelbank ersetzen kann, wenn man gleichzeitig Strähnen abhaspeln
und die abgehaspelten Fäden zu Trame oder Poil zwirnen will.
In allen Fällen bietet mein Apparat den wichtigen Vortheil, dafs er die automatische
Regelmäfsigkeit der Zwirnung sichert, d. h. die Anzahl der Drehungen des Fadens pro Meter,
welches auch die Dicke der Spulen sei, und dafs er weiter diese Zwirnung durch die Aenderung
der dem Flügel oder der Zuführungswalze ertheilten Geschwindigkeit zu variiren gestattet.
Man könnte auch das gesuchte Resultat so erhalten, dafs man zwei getrennte Getriebe benutzt,
eines für die Haspel und eines für die Spule; jedoch würde eine solche Combination
der Regulirung des Apparates behufs Compensirens des Dickerwerdens der Spulen sehr schwierig
gestalten, wohingegen bei der beschriebenen Einrichtung sich diese Regulirung automatisch
und ohne die Nothwendigkeit eines speciellen Hülfsapparates vollzieht.
Mein Verfahren besteht also wesentlich darin, gleichzeitig und mittelst desselben Apparates
sowohl das Spinnen wie das Zwirnen von von Cocons abgehaspelten Seidenfaden in regelmäfsiger
regulirbarer Weise zu bewirken, und wird diese Verrichtung durch die combinirte Anwendung folgender Organe bewirkt:
a) einer Abhaspei- und Zuleitungsvorrichtung, welche von einer mit gleichmäfsiger Rotation
sich bewegenden Walze oder einem äquivalenten Organ gebildet wird und auf der einen Seite
das Abhaspeln des Coconfadens und auf der anderen Seite die constante und regulirbare
Zuführung des abgehaspelten Coconfadens an den Zwirnapparat bewirkt;
b) einer Vorrichtung zum Zwirnen, zusammengesetzt aus einem gleichmäfsig rotirenden Flügel
und einer die Zwirnung bewirkenden losen, auf einer Achse sitzenden Aufwickelspule, und wobei
der Flügel den Faden von der Zuführungsvorrichtung empfängt und nach der Spule leitet.
Claims (1)
- Patent-Anspruch:Eine Maschine, welche das Abwickeln der Seiden-Cocons, sowie das Zusammenlegen und das Zwirnen der Rohseidenfäden gleichzeitig bewirkt.Hierzu I Blatt Zeichnungen.
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE29063C true DE29063C (de) |
Family
ID=305268
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DENDAT29063D Active DE29063C (de) | Rohseiden-Zwirnmaschine |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE29063C (de) |
-
0
- DE DENDAT29063D patent/DE29063C/de active Active
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