DE288618C - - Google Patents

Description

KAISERLICHES

PATENTAMT.

PATENTSCHRIFT

— JVr 288618-KLASSE 46 d. GRUPPE

LEOPOLD ROBERT in HAMBURG und ARNOLD J. IRINYI in ALTRAHLSTEDT.

Treibmittel für Kraftmaschinen. Patentiert im Deutschen Reiche vom 17. Oktober 1911 ab.

Der vorliegenden Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, daß die in die Reihe der Chloräthylene gehörenden Stoffe, deren Ausgangsmaterial Chlor und Acetylen ist, also z. B. Dichlorethylen (C₂ H₂ Cl₂), Trichloräthylen (C₂ H Cl₃), Perchloräthylen (C₂Cl₄) usw., durch Nutzbarmachung der Änderung ihres Aggregatzustandes oder durch Änderung des Wärmezustandes ihrer Dämpfe für Krafterzeugung

¹Q verwendbar sind. Die Chloräthylene haben nämlich ein sehr günstiges Verhältnis der Verdampfungswärme (latenten) zur spezifischen Wärme. Beispielsweise hat Dichloräthylen eine Siedetemperatur von 55 ° C und eine Ver-

¹S dampfungswärme von 71 W. E. oder nur ¹I₁ von derjenigen, welche zur Verdampfung des Wassers notwendig ist, wobei die spezifische Wärme des Dampfes nach Irinyi bei Dichloräthylen cp = 0,15, bei Tri cp = 0,11 und bei Per cp = 0,088 beträgt. Professor Mollier bestätigt gutachtlich die spezifische Dampfwärme von Dichloräthylen cp = 0,15 + 0,0003 t + 0,003 P» ^so daß bei dem Umstände, daß die Chloräthylene bei genügend hohen Temperaturen noch beständig sind, ein solches Verhältnis der nutzbaren Wärme zur Verdampfungswärme erreicht werden kann, welche einen viel größeren Nutzeffekt der Kraftmaschinen gegen Wasserdampfmaschinen ermöglicht.

Diese Stoffe sind unverbrennbar, nicht giftig, selbstschmierend und greifen Metalle, insbesondere Eisen, nicht an.

Fig. ι und 2 stellen Anlagen zum Betriebe von Kraftmaschinen mit Chloräthylen dar.

In Fig. ι bezeichnet A einen Dampfkessel, der z. B. als Gliederkessel ausgeführt sein und durch eine beliebige Heizquelle, z. B. mittels der Kohlenrostfeuerung B, geheizt werden kann. In diesem Kessel wird flüssiges Chloräthylen verdampft, das in an sich bekannter Weise einen Kreislauf ausführend in. die Kraftmaschine C (Kolbenmaschine, Turbine o. dgl.) und von hier in den Kühler D gelangt, wo die Dämpfe wieder verflüssigt werden, wobei sie ihre Wärme an die den Kühler durchstreichende Luft abgeben. Die Flüssigkeit wird durch die Pumpe E wieder in den Kessel geleitet, von wo aus sie ihren Kreislauf von neuem beginnt, während die den Kühler im Gegenstrom durchströmende Luft wieder der Feuerung mittels der Leitung G zugeleitet wird, gegebenenfalls unter Einschaltung eines Überhitzers F.

Dieses Verfahren hat gegenüber demjenigen mit Wasserdampf den Vorteil, daß infolge des günstigen Verhältnisses der Verdampfungswärme zur nutzbaren Wärme sowohl die Kesselheizfläche wie der Kühler viel kleiner sein kann. Beispielsweise hat bei Verwendung von Chloräthylen der Kessel bloß ^x/₃ der Heizfläche der Wasserkessel bei derselben Leistung in P. S./Std. zu betragen. Infolge der geringen, durch den Kühler abzuführenden Wärme können die Kühler auch mit Luft vollkommen betrieben werden.

Nach Fig. 2 kann die Flüssigkeit durch die Pumpe E im Gegenstrom in den Kessel A geleitet, dort unter Druck stark erhitzt und dann bei C¹ unverdampft in einen Raum ge-

Claims (2)

leitet werden, um erst hier durch einen Teil der in ihr enthaltenen Wärme zu verdampfen, dann die Turbine C zu treiben usw. Die Luft, die in dem Kühler vorgewärmt wurde, gelangt in diesem Falle mittels der Leitung G direkt vom Kühler zur Feuerung, da die im Gegenstrom zugeführte Flüssigkeit die Abgaswärme aufzunehmen geeignet ist. Wird bei C z. B. eine Kolbenmaschine verwendet, so kann die Verdampfungskammer C1 entfallen, da dann die Flüssigkeit direkt unter den Kolben gespritzt werden kann, um hier zu verdampfen und zugleich sich auszudehnen, so daß eine ähnliche, aber gleichmäßigere Wirkung als beim Explosionsmotor, aber ohne Zündung oder Explosion entsteht. Das Verfahren kann auch so abgeändert sein, daß der Kühler in Wegfall kommt und dafür eine Kraftmaschine selbst zu einem Kühler ausgebildet ist, oder es kann hinter der Kraftmaschine ein Verdichter zur Verflüssigung der Dämpfe vorgesehen sein. Pat ε nt-An Sprüche:

1. Treibmittel für Kraftmaschinen, bestehend aus den Dämpfen der in die Reihe der Chloräthylene gehörenden flüssigen Stoffe, deren Ausgangsmaterial Chlor und Acetylen ist.

2. Verfahren zum Betriebe von Dampfkesseln unter Anwendung des Chloräthylens nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Chloräthylen in einem vom Heizmedium bespülten Raum über die auf normalen Druck bezogene Verdampfungstemperatur so weit erhitzt wird, daß es flüssig in die Kraftmaschine (Turbine, Kolbenmaschine ο. dgl.) gelangt, dort verdampft und Espansionsarbeit leistet.

Hierzu 1 Blatt Zeichnungen.