DE28235C - Vorrichtung zur Vermeidung von Gasverlusten bei Kompressionspumpen für Kaltdampfmaschinen - Google Patents
Vorrichtung zur Vermeidung von Gasverlusten bei Kompressionspumpen für KaltdampfmaschinenInfo
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT.
Die Kaltdampfmaschinen erzeugen die künstliche Kälte durch Verdampfung flüchtiger Flüssigkeiten
bei niedriger Temperatur.
Die zur Dampfbildung erforderliche Wärme wird den umgebenden Medien entzogen. Die
zur Kälteerzeugung geeigneten flüchtigen Stoffe sind theuer und in freier Behandlung lästig.
Damit sie nicht verbraucht werden, vielmehr nur als Uebertrager der Wärme von einem
Medium auf ein anderes dienen, müssen die Dämpfe wieder in den flüssigen Zustand zurückgeführt
werden. Theoretisch vortheilhaft und maschinell einfach erfolgt die Condensation auf
dem Wege der mechanischen Compression und einer Abkühlung bei höherer Temperatur. Die
Differenz beider Temperaturen, d. h. das Wärmegefälle, dient als Mafsstab für die zur
Durchführung des Kälteerzeugungsprocesses aufzuwendende Arbeitskraft.
Macht demnach ein in die Maschine eingefülltes einmaliges Quantum des flüchtigen Stoffes
nur einen Kreisprocefs in unendlichen Wiederholungen durch, so findet dennoch in der Praxis
ein Verbrauch statt. Unvollkommene Abdichtungen lassen einen Theil des Stoffes entweichen
und verloren gehen. Erhebliche Vertheuerung der producirten Kälte, kostspielige Stillstände
der Maschine, ja selbst Gefahr für Leib und Leben, wenn die entweichenden Dämpfe erstickend
oder gar explosibel sind, bilden die unangenehmen Folgen dieser Verluste.
Theorie und Praxis weisen auf die Wahl solcher flüchtigen Stoffe hin, die bei hoher
Spannung verdampfen, d. h. bei Spannungen, die erheblich den äufseren Atmosphärendruck
überschreiten, und ist die Compressionsspannung selbstverständlich dann noch mehrfach höher.
Mit dem höheren Ueberdruck steigen aber auch die Schwierigkeiten der Abdichtung. Zur Sicherung
der festen Verbindungen, sowie des Materials selbst stehen genügende Mittel zu Gebote. Nicht so für die beweglichen Abdichtungen,
z.B. die Stopfbüchsen der Kolbenstangen oder anderer Theile, welche die bewegende
Kraft ins Innere der Compressoren übertragen. Die gewohnten, gegen Luft, Wasser,
Wasserdampf etc. ausreichenden Constructionen versagen hier ihre Dienste, und es bedarf neuer
künstlicher Vorrichtungen, wenn diese beweglichen Dichtungen nichts von den flüchtigen
Stoffen ins Freie durchlassen sollen.
Schon lange richtete sich das Bestreben der Constructeure von Kaltdampfmaschinen auf die
Vervollkommnung der beregten Constructionstheile. Gleichwohl zeigt die Praxis, dafs das
vorgesteckte Ziel noch nicht zur Zufriedenheit erreicht worden ist.
Wir zählen nachfolgend diejenigen auf die Verbesserung der Abdichtung sich beziehenden
Anordnungen von Kältemaschinen des Compressionssystems auf, für welche die Erfinder
den deutschen Patentschutz in Anspruch genommen haben.
Linde, P. R. No. 1250, bedient sich bei Anwendung von wasserfreiem Ammoniak eines
hydraulischen Abschlusses der Stopfbüchse und stellt die Absperrflüssigkeit unter einen noch
höheren Druck als die höchste Compressionsspannung.
Pictet, P. R. No. 3499, wendet schweflige Säure an, deren Verdampfungsspannung etwas
unter Atmosphärendruck bleibt, so dafs er die bei der Compression entweichenden Gase einfach
in das Saugerohr zurückführen kann.
Tellier, wohl der älteste Constructeur dieses
Systems, der Methyläther, eventuell eine übersättigte Ammoniaklösung anwendet, spricht in
seinem Patent No. 5312 von einer OeI enthaltenden Stopfbuchse, will also ebenfalls durch
eine hydraulische Absperrung die Gase am Entweichen hindern.
. Die Societe »Le froid«, P. R. No. 13005,
umgeht die Gasabdichtung dadurch, dafs sie den Methyläther, eventuell Chlorwasserstoffäther
nicht direct, sondern unter Vermittelung einer neutralen Absperrflüssigkeit comprimirt.
Osenbrück, P. R. No. 17373, mn Zusatz
No. 21971, wendet wie Linde wasserfreies
Ammoniak und eine hydraulische Absperrung an; er bringt aber zum Unterschiede das Absperröl
unter einen dem Atmosphärendruck immerhin übersteigenden Saugedruck. Im Zusatz erhitzt er das OeI, um ihm seine Absorptionsfähigkeit
zu benehmen.
Windhausen, P. R. No. 23112, endlich geht
der Abdichtung aus dem Wege durch Verwendung von Schwefelkohlenstoff, bei dem nicht
nur die Verdampfungsspannung, sondern selbst der Compressionsdruck unter dem Druck der
äufseren Atmosphäre bleibt. Wie oben angedeutet, gestatten Theorie und Praxis nicht, die
Verminderung der Abdichtungsschwierigkeiten durch ungemessene Vergröfserung der Dimensionen
zu erkaufen.
Indem wir eine innere Minimalspannung voraussetzen , die jederzeit den äufseren Atmosphärendruck
übersteigt, verfolgen wir eine von allem Obigen abweichende Methode. Wir legen vor die bewegliche durchlässige Abdichtung
gewöhnlicher Construction, sei es eine Stopfbüchse oder eine Kolbenliderung, eine zweite
bewegliche Abdichtung, ebenfalls gewöhnlicher Art. Zwischen beiden ordnen wir einen abgeschlossenen
Gas- bezw. Dampfraum, eine Vorkammer an, aus der wir das infolge der Mangelhaftigkeit der ersten Abdichtung eingedrungene
Gas mittelst einer Hülfsgaspumpe stetig in die Maschine zurückschaffen, somit nicht verloren gehen lassen. Um einen Verlust
aus dieser Vorkammer nach aufsen zu verhindern und auch umgekehrt keine Luft eindringen zu lassen, halten wir die Spannung
in der Kammer stetig mit der äufseren gleich, d. h. auf Atmosphärendruck. Ist nun infolge
der mangelnden Druckdifferenz keine Tendenz einer Gasströmung nach der einen oder anderen
Richtung vorhanden, so wird doch unter den obwaltenden Verhältnissen das innere Gas
specifisch leichter sein als die Luft und deshalb durch jede Lücke hindurch in sie diffundiren
wollen. Um die Gase aufser Berührung zu bringen, um eine Scheidewand zwischen sie
zu stellen, legen wir in die Packung der äufseren Abdichtung einen gleichzeitig zur
Schmierung dienenden Oelring, wie er in bekannter Weise schon lange bei Dampfmaschinen
zu gleichem Zweck in Anwendung gekommen ist. Die Einfügung des Oeles geschieht hier
nicht im Sinne der Patente Tellier, Linde und Osenbrück; diese schieben eine Flüssigkeit
vor das Gas, weil dieser vielmals dichtere Körper langsamer durch Oeffnungen geht als
das specifisch viel leichtere Gas. Gegen das OeI sind diese Stopfbüchsen aber um so
weniger dicht, als dasselbe aus anderen Gründen unter Ueberdruck gestellt ist, und es gelangen
die vom OeI unter diesem Druck in erheblicher Menge absorbirten Gase mit ihm
ins Freie und lösen sich da nach Aufhebung des Ueberdruckes wieder los. Osenbrück
sucht diesen Fehler der Methode durch Erhitzen des Oeles , zu vermeiden. Gegenüber
der thätigen Rolle, welche bei den genannten das OeI spielt, lastet in unserem Falle beiderseits
nur Atmosphärendruck auf ihm; das OeI bleibt deshalb an seinem Ort, so weit es nicht
zur Schmierung verbraucht wird, und ist ihm nur eine passive Rolle als ein die beiden Gase
abscheidender Körper angewiesen. Nach Mafsgabe der ihm unter dem herrschenden Atmosphärendruck
noch verbliebenen geringen Fähigkeit wird das OeI wohl von dem inneren Gase
ein- für allemal bis zur Sättigung absorbiren, das Aufgenommene aber nicht wieder loslassen,
sobald es im Dienste der Schmierung ins Freie kommt, denn es findet dabei keine Druckverminderung
statt.
Die Vorkammer erhält zweckmäfsig ein gröfseres Volumen, damit zufällig vermehrte
Undichtheit nicht zu rasch auf die Spannung des Raumes influirt. Die Constanz dieser
Spannung wird auf folgende Weise bewirkt:
Die Hülfspumpe ist mit dem Compressor in steter Thätigkeit und saugt jeden Gasüberschufs
aus der Vorkammer weg; sie würde eventuell Vacuum darin erzeugen, wenn nicht ein in die
Saugleitung eingeschaltetes Ausgleichventil den Zugang zur Pumpe in dem Moment absperrte,
da Atmosphärenspannung erreicht ist; nun geht die Pumpe leer. Das fragliche Ventil steht
entweder unter der directen Einwirkung des äufseren Luftdruckes, der auf einer Membran
oder einem Kolben lastet, oder ist durch eine Feder oder ein Gewicht entsprechend belastet.
Will infolge der Undichtigkeiten die Dampfspannung der Vorkammer Atmosphärendruck
übersteigen, dann öffnet sich unter der Gegenwirkung des inneren Druckes das Ausgleichventil,
und die Pumpe tritt wieder in Thätigkeit.
Die Hülfspumpe kann einfach- oder doppeltwirkend und direct oder indirect angetrieben
sein; ihre Capacität soll eher zu grofs sein, damit sie mit Sicherheit alles entwichene Gas
aufnimmt und keine Druckvermehrung in der Vorkammer gestattet; ihr eventueller Leergang
erfordert keinen Kraftaufwand. Die Pumpe drückt das aufgefangene Gas an irgend einer
Stelle in die Kältemaschine zurück, am einfachsten direct in den Condensator.
Zur besseren Erläuterung unserer Methode stellen wir auf beiliegender Zeichnung mehrere
verschiedenartige Anordnungen von Compressoren dar, denen die unseren Zwecken dienenden
Organe beigefügt sind, ohne dafs wir uns aber auf diese Anordnungen beschränkt sehen
wollen; sie sollen nur als Beispiele dienen.
Gleichmäfsig bei allen Anordnungen bezeichnen die Ziffern:
ι die durchlässigen Dichtungen,
ia, Fig. 3 und 5, einen secundären Durchlafs,
ia, Fig. 3 und 5, einen secundären Durchlafs,
2, 2 die geschützte Dichtung,
3 den Oelring,
4 die Vorkammer,
5 das Ausgleichventil,
6 die Saugerohre von 7,
7 die Hülfspumpen,
8 die Druckrohre von 7,
9, Fig. 3, Ausgleichverbindung der Hülfspumpe.
Fig. ι stellt einen doppeltwirkenden, liegend oder stehend gedachten Compressor dar. Die
Liderung der Kolbenstangenstopfbüchse ist durch einen hohlen Ring in eine hintere und eine
vordere Hälfte getrennt; die hintere bleibt durchlässig, das Gas tritt in den Ring und von
da in die mit ihm verbundene Vorkammer ein. Das Ausgleichventil steht unter dem Einfiufs
der äufseren Atmosphäre, die auf einer metallenen gewellten Membran lastet. Die einfach
wirkende Hülfspumpe ist von der Verlängerung der Kolbenstange gebildet; sie giebt das
aufgefangene Gas in das Druckrohr des Compressors zurück.
Fig. 2, der Compressor, ist liegend oder stehend und doppeltwirkend; der Kurbelzapfen
fafst den verlängerten Kolben seitlich an. Hier sind es die beiden Kolbenliderungen, welche
nach der Richtung des Kurbelzapfens durchlässig sind. Das entwichene Gas sammelt sich ·
vor der Wellenstopfbüchse und in der am Cylinder angesetzten Vorkammer an. Das mit
einem Gewicht belastete Ausgleichventil führt das Gas den beiden einfachwirkenden Hülfspumpen
zu, die auf den beiden Deckeln angeordnet sind. Die Wellenstopfbüchse ist die
geschützte und mit dem Oelring versehen.
Fig. 3, der Compressor, liegend oder stehend, ist aus zwei einfach wirkenden Cylindern gebildet,
die an ein Gehäuse angesetzt sind, in welchem eine Kurbelschleife den Antrieb der
einfach gekröpften Welle aufnimmt. Auch hier sind die beiden Kolbenliderungen die durchlässigen
Dichtungen und entlassen das entwichene Gas in das Gehäuse. Zu noch besserem Schütze ist, nicht wie in Fig. 2, dieser
Zwischenraum als Vorkammer benutzt, sondern solche extra zugefügt. In sie tritt das Gas
durch die ebenfalls durchlässige secundäre Dichtung ia. Das Gas hat demnach zwei Durchlässe
zu passiren und kommt deshalb in geringerer Menge in der Vorkammer an, wie im Falle Fig. 2.
Im Gehäuse wird eine variable, vom Zustande der Dichtungen abhängige, zwischen
Atmosphären- und Compressionsdruck schwankende Spannung entstehen. Die Hülfspumpe
ist hier separat durch ein Excenter betrieben; sie saugt unter Vermittelung des mit einer
Feder belasteten Ausgleichventils und drückt in den Condensator.
Zum Schütze ihrer eigenen Stopfbüchse ist
diese in gleicher Weise wie Fig. 1 behandelt und eine Verbindung zwischen ihr und der
Vorkammer hergestellt.
Fig. 4. Auch hier entweicht das Gas durch die Kolbenliderungen in ein Mittelgehäuse, das
den Antrieb des langen Kolbens aufnimmt; dieser Antrieb besteht aus einem schwingenden
Hebel, dessen Achse das Gehäuse durchbricht. Die Stopfbüchse der Achse erfährt hier den
Schutz, indem das Gehäuse selbst als Vorkammer dient. Der Antriebshebel theilt auch
zugleich der Hülfspumpe die Bewegung mit, die hier mit einem Plungerkolben versehen ist;
das in diesem Kolben sitzende, unter der Einwirkung einer Spiralfeder stehende Saugventil
vertritt zugleich die Stelle des Ausgleichventils. Das Saugerohr der Hülfspumpe kommt dadurch
in Wegfall. Der Compressor ist liegend gedacht.
Fig. 5 ist eine stehende Form des Compressors. Zwei einfach wirkende Kolben werden von einer
in einem geschlossenen Gehäuse liegenden doppelt gekröpften Welle betrieben. Das Gehäuse
bildet die Vorkammer. Das Ausgleichventil ist durch eine Blattfeder regulirt. Die
beiden einfachwirkenden Hülfspumpen auf den
Deckeln der Cylinder functioniren gemeinschaftlich. Die Wellenstopfbüchse mit dem Oelring
ist die geschützte. Wird mittelst des auf der Zeichnung ersichtlichen Dreiweghahnes die
directe Verbindung zwischen dem Saugerohr 6 und der Vorkammer abgesperrt und dafür mit
dem Hohlring der Stopfbüchse hergestellt, dann functionirt diese Anordnung in gleichem Sinne
wie Fig. 3.
Claims (3)
- Patent-AnspRUch:
- Eine Vorrichtung, bestehend aus einem Oelring
- 3. Fig. ι bis 5, einer Vorkammer 4, einem Ausgleichventil 5 und einer oder mehreren Hülfsgaspumpen 7 in dem oben erläuterten Zusammenhange zum Zweck der Verhinderung von Gasentweichungen bei den beweglichen Abdichtungen von Gascompressoren für Kaltdampfmaschinen und andere Zwecke.Hierzu ι Blatt Zeichnungen.
Publications (1)
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