DE21187C - Neuerungen in dem Verfahren und den Apparaten zur Verseifung von Fetten und Oelen - Google Patents
Neuerungen in dem Verfahren und den Apparaten zur Verseifung von Fetten und OelenInfo
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Description
PATENTAMT.
PATENTSCHRIFT
KLASSE 23: Fettindustrie.
Patentirt im Deutschen Reiche vom 28. März 1882 ab.
Bei der jetzigen Herstellung von Seife aus Fetten werden die letzteren mit Alkalien ohne
vorhergehende Behandlung des Fettstoffes zwecks Zersetzung derselben verseift. Die Verseifung
geht infolge dessen verhältnifsmäfsig langsam vor sich, und das ganze Glycerin, welches
nicht in der Seife mechanisch gebunden bleibt, wird mit der abfliefsenden alkalischen Lösung
weggeführt und geht verloren. Der Zweck meiner Erfindung ist, Fette behufs augenblicklicher
Verseifung zu präpariren und das ganze Glycerin zu gewinnen. Zu diesem Ende besteht
meine Erfindung in der vorhergehenden Extrahirung des Glycerins aus den Fetten in
neutralem Zustande durch die directe Einwirkung von Dampf und Wasser 'unter einem
Druck von ungefähr 10 Atmosphären, wodurch ein Product erzeugt wird, das eine sofortige
Verseifung eingeht, wenn es mit einem Alkali oder einer alkalischen Lösung gemischt wird.
Aufser diesem wichtigen Vortheil der Gewinnung des sämmtlichen Glycerins aus den Fetten wird
das ganze Verfahren der Herstellung von Seife wesentlich durch meine Erfindung abgekürzt;
ebenso habe ich bei praktischen Versuchen gefunden, dafs die nach meinem Verfahren hergestellte
Seife von besserer Qualität, als die aus Fetten nach der alten Methode hergestellte
Seife ist.
In der beiliegenden Zeichnung ist eine Ausführung meines Apparates veranschaulicht, mittelst
dessen Fette für die Verseifung in Gemäfsheit meiner Erfindung präparirt werden können.
Fig. ι ist ein verticaler Schnitt durch den Behälter oder den Digestor, mittelst dessen mein
Verfahren zur Ausführung kommt. Fig. 2 ist ein Querschnitt durch den unteren Theil des
Behälters und zeigt die Anordnung der Rohre am Boden. A ist der Behälter oder Digestor,
in dessen oberem Theile sich eine Scheidewand E befindet, die mit Durchlöcherungen w
versehen ist. Der Boden des Behälters hat eine konische Form, wie aus der Zeichnung ersichtlich.
Die zu zersetzenden Fette oder OeIe werden nach dem Oeffhen der Ventile as und a
durch das Einfüllrohr A1 in den Behälter A eingelassen,
bis derselbe ungefähr halb voll ist, worauf die Ventile a as geschlossen werden.
Hierauf werden die Ventile b b 1 geöffnet, welche
dem Dampf gestatten, aus einem Dampfkessel durch die Rohre C C1 in den Behälter einzudringen.
Das Rohr C1 reicht bis auf den Boden des Behälters, wo sein unteres Ende am besten
horizontal gewunden ist, wie auf den beiden Figuren der Zeichnung ersichtlich ist. Das untere
Ende dieses Rohres C1 ist mit Perforationen t versehen, durch die der Dampf in den Behälter A
entweichen kann.
Der in der Nähe des Bodens eintretende Dampf geht im Behälter nach oben und erhält
das OeI oder Fett auf einer gleichmäfsigen Temperatur. Der Dampf wird so lange eingelassen,
bis der Druck im Behälter ungefähr dem Druck im Dampfkessel gleich ist. Hierauf werden
die Ventile α1 α geöffnet und es wird heifses
Wasser durch die Rohre B und A1 in den Behälter eingelassen. Es wird genug heifses Wasser
eingeführt, um das Niveau des Fettes und Wassers ungefähr bis zur Linie c zu bringen, worauf die
Ventile α α1 geschlossen werden. Dafs die
Mischung diesen Punkt erreicht hat, wird an dem Austreten der Flüssigkeit aus einem an
der Aufsenseite des Behälters angebrachten und durch entsprechendes Rohrstück mit dem Ende
des innerhalb des Kessels befindlichen Rohres 2 verbundenen Probirhahn erkannt.
Das innere Ende dieses Probirrohres 2 und ebenso die inneren Enden der Probirrohre 1, 3
und 4 werden am besten mit einem Seiherblech versehen. Die Probirrohre 1, 2, 3 und 4
liegen in verschiedenen Höhen im Behälter und sind aufserhalb des letzteren mit Probirhähnen
versehen, durch die der Stand der Flüssigkeit im Behälter erkannt werden kann, ähnlich wie
bei Dampfkesseln. Gerade unterhalb des Niveaus c ist eine Centrifugalpumpe D angebracht,
die von einer Welle d aus mittelst Riemscheibe d * betrieben wird. Die Welle d wird durch Streben
g in ihrer Lage gehalten und geht durch eine Stopfbuchse H in den Behälter. Der untere
Theil der Stopfbuchse H ist von einem Gehäuse
h umgeben, welches eine Kammer h1
bildet, in welche kaltes Wasser bei ä2 eingebracht
wird, und aus welcher es bei hz abfliefst,
um einer Ueberhitzung der Stopfbüchse H vorzubeugen. Dl ist das Einflufsrohr der Pumpe D;
es reicht ungefähr bis zum Boden des Behälters. Die Pumpe D entleert sich durch das
Rohr D2, welches ungefähr bis zum Kopftheil
des Behälters reicht.
Die rotirende Pumpe D wird in Bewegung gesetzt und das Wasser, welches, da es schwerer
ist als das OeI, zu Boden gegangen ist, in den oberen Theil des Behälters geworfen. Das
Wasser fällt auf die perforirte Scheidewand E, von der aus es in fein zertheiltem Zustande auf
das darunter befindliche Fett herabläuft. Die Pumpe bleibt im Betriebe und eine allmälige
Mischung des Oeles und Wassers geht vor sich, bis eine vollständige Emulsion gebildet ist.
Während der Procefs der Vermischung des Fettes vor sich geht, sind die Ventile b b1 offen
und lassen Dampf eintreten, der die ganze Masse auf einer gleichmäfsigen Temperatur erhält
und dieselbe gleichzeitig unter einem schwachen Druck hält, der am besten 10 Atmosphären
beträgt.
Der auf diese Weise eingeführte Dampf wird theilweise condensirt und bringt dadurch das
Niveau der Flüssigkeit zum Steigen. Die Höhe, bis zu der die Flüssigkeit steigen darf, wird
durch die an den Probirrohren 3 und 4 angebrachten Hähne bestimmt. Die Mischung sollte nicht über das Niveau des Probirrohres 3
hinaus steigen, da der darüber befindliche Raum nöthig ist, um die feine Zertheilung des durch
die Scheidewand E niederfallenden Wassers zu gestatten und auch damit die Emulsion mit dem
Dampf in Berührung kommen kann, nachdem sie aus der Scheidewand in einem fein zertheilten
Zustand herauskommt. Wenn die Flüssigkeit oder Emulsion Rohr 3 erreicht hat, so wird
ein Theil davon auf folgende Weise abgezogen:
Die Pumpe wird stillgesetzt, das Ventil b geschlossen und die Ventile α α? werden geöffnet,
so dafs der Dampfdruck im Behälter aufrecht erhalten bleibt. Das Wasser geht dann auf
den Boden des Behälters nieder, worauf das Ventil P geöffnet wird und der Druck im Behälter
das Wasser durch die Rohre C1 und F in ein entsprechendes Aufhahmegefäfs hinausdrückt.
Nachdem eine genügende Wassermenge herausgeprefst ist, werden die Ventile α α? und P
geschlossen, Ventil b geöffnet und die Pumpe wieder in Bewegung gesetzt.
Wenn die Operation des Pumpens und Mischens genügend lange Zeit fortgesetzt worden
ist (es sind hierfür ungefähr 7 Stunden erforderlich, wenn der Druck 10 Atmosphären beträgt,
eine kürzere Zeit aber, wenn der Druck gröfser als 10 Atmosphären ist), so wird die
Pumpe angehalten und die Flüssigkeit auf eine kurze Zeit der Ruhe überlassen, wobei der
Druck im Behälter indefs aufrecht erhalten wird, indem man die Ventile a2 und α öffnet
und das Ventil b schliefst. Das Glycerin enthaltende Wasser trennt sich nun allmälig von
dem anderen Theil und geht auf den Boden nieder. Durch den oben beschriebenen Vorgang
ist das Glycerin von seinen Verbindungen in den Fetten oder Oelen getrennt worden
und wird vom AVasser aufgenommen und bleibt darin in Lösung, wenn das letztere auf den
Boden des Behälters niedergeht, während die anderen Theile in dem oberen Theil des Behälters
bleiben.
Ob das das Glycerin in Lösung enthaltende Wasser sich vom Fett und OeI abgeschieden
und zu Boden gesenkt hat, wird durch Abziehen eines Theiles der Flüssigkeit durch das Rohr 1
bestimmt. Die Ventile b1 b1 werden jetzt geöffnet
und die Glycerinlösung wird durch die Rohre C1 und F in einen zweckentsprechenden
Aufnahmebehälter gedrückt. Wenn der übrige Theil des Fettes überzutreten beginnt, so wird
die Flüssigkeit nach einem anderen Reservoir geleitet. Das Abziehen des Glycerins und des
übrigen Theiles der Masse wird durch den im Behälter beständig aufrecht erhaltenen Druck
bewirkt, wobei die Ventile α α? offen sind.
Das Glycerin ist jetzt vom Fett abgeschieden. Die Glycerinlösung wird nach Verdampfungspfannen geleitet, wo das Wasser verdampft und
das Glycerin in rohem Zustand zurückbleibt. Der Rückstand ist eine Masse, die für sofortige
Verseifung geeignet ist, wenn man sie mit Alkali oder einer alkalinischen Lösung mischt. Wenn
die Verseifung in dem gewöhnlichen Eisenkessel, der jetzt allgemein von den Seifenfabrikanten
zu diesem Zwecke benutzt wird, vor sich gehen soll, so wird zuerst die alkalische Lösung in
den Kessel und darin zum Sieden gebracht, dann wird das Säurengemisch allmälig hinzugefügt,
am besten so, dafs man es aus einem vielfach
durchlöcherten Trog hineinschüttet. Wenn die Säuren zuerst in den Eisenkessel gebracht würden,
wie es jetzt bei Fetten gebräuchlich ist, so würde nicht nur der letztere von der Masse
angegriffen und beschädigt werden, sondern es würde auch die Farbe der Seife durch ein derartiges
Anfressen des Kessels dunkler werden. Deshalb ist es wünschenswerth, die Masse zu
verseifen, ehe sie in Berührung mit dem Eisenkessel kommt; dies wird dadurch bewirkt, dafs
man wie oben beschrieben verfährt.
Das Einsieben der Masse in die alkalinische Lösung ist nicht wesentlich, doch bietet es insofern
Vortheile, als es eine regelmäfsige Verseifung zur Folge hat und der Bildung von
Klumpen vorbeugt.
Dadurch, dafs die Pumpe innen angebracht ist, kommen viele Dichtungen in Wegfall und
ein Erkalten der Pumpe und ihrer Verbindungen und das daraus resultirende Erkalten der
Mischung wird verhindert; im übrigen kann aber die Pumpe auch gerade so gut aufserhalb des
Behälters angeordnet werden.
Ich habe einen Druck von io Atmosphären
angegeben, der i8o° C. repräsentirt. In der Praxis habe ich einen zwischen io und ii
schwankenden Druck angewendet, der durchaus zufriedenstellende Resultate ergab. Der Druck
kann indefs, wie ich oben schon hervorhob, gröfser oder geringer genommen werden; die
Anwendung eines geringeren Druckes zieht das Verfahren nur in die Länge, während ein
gröfserer Druck dasselbe beschleunigt.
Das mit meinem Verfahren gewonnene Glycerin ist frei von Kalk, Säuren u. s. w.
Mein Verfahren kann aufser für Seifenfabrikation auch bei der Kerzenfabrikation und sonst
angewendet werden, wo es wünschenswerth erscheint, die Fette zum Zweck der Abscheidung
des Glycerins zu zersetzen, doch beziehen sich meine Ansprüche nicht auf die Zersetzung von
Fetten durch Wasser unter Anwendung von Hitze und Druck zum Zweck der Extrahirung
des Glycerins aus diesen Fetten an und für sich.
Claims (3)
- Patent-Ansprüche:ι . Bei der Darstellung von Seife aus Fetten das Verfahren, das Glycerin aus den neutralen Fetten dadurch abzuscheiden, dafs man die letzteren der directen Einwirkung von Dampf und Wasser unter einem Drucke von ungefähr io Atmosphären aussetzt (wobei chemische Agentien nicht erforderlich werden), und dann den bleibenden Rückstand auf bekannte Weise verseift.
- 2. Das beschriebene Verfahren der Abscheidung des Glycerins aus den Fetten, welches darin besteht, das Fett mit Wasser gemischt durch die directe Einwirkung von Dampf unter einem Druck von ungefähr io Atmosphären zu erhitzen und die heifse Mischung durch ein begrenztes Dampfvolumen unter Druck durchsickern zu lassen.
- 3. Der durch Zeichnung dargestellte Apparat zur Abscheidung des Glycerins aus den Fetten, im wesentlichen gekennzeichnet durcha) die im Dampfraum über der Fett- und Wassermischung angeordnete gelochte Scheidewand E, durch welche der emporgepumpte Theil jener Mischung durchsickert;b) die Anordnung der rotirenden Pumpe D unter dem Flüssigkeitsniveau c, in Verbindung mit dem Sangrohr D1 und dem Ausflufsrohr D%, um die Flüssigkeit aus dem unteren Theil des Behälters A über die Scheidewand E zu pumpen und sie durch die letztere hindurchsickern zu lassen;c) die Anordnung des perforirten Dampfrohres C1 im unteren Theil des Behälters A, um den Dampf in Strahlen in die Masse im Behälter zu blasen und dieselbe in der Richtung nach oben vom Dampf durchdringen zu lassen.Hierzu 1 Blatt Zeichnungen.
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