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DE19802748A1 - Verfahren zur enzymatischen Synthese von Glycoaminosäurederivaten - Google Patents

Verfahren zur enzymatischen Synthese von Glycoaminosäurederivaten

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DE19802748A1
DE19802748A1 DE1998102748 DE19802748A DE19802748A1 DE 19802748 A1 DE19802748 A1 DE 19802748A1 DE 1998102748 DE1998102748 DE 1998102748 DE 19802748 A DE19802748 A DE 19802748A DE 19802748 A1 DE19802748 A1 DE 19802748A1
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DE
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acid derivatives
reaction
lactose
synthesis
derivatives
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DE1998102748
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Inventor
Karl-Christoph Dipl Che Becker
Wolf-Peter Prof Dr Kuhl
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CHEMTEC LEUNA GES fur CHEMIE
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CHEMTEC LEUNA GES fur CHEMIE
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    • C07ORGANIC CHEMISTRY
    • C07HSUGARS; DERIVATIVES THEREOF; NUCLEOSIDES; NUCLEOTIDES; NUCLEIC ACIDS
    • C07H15/00Compounds containing hydrocarbon or substituted hydrocarbon radicals directly attached to hetero atoms of saccharide radicals
    • C07H15/02Acyclic radicals, not substituted by cyclic structures
    • C07H15/04Acyclic radicals, not substituted by cyclic structures attached to an oxygen atom of the saccharide radical
    • CCHEMISTRY; METALLURGY
    • C12BIOCHEMISTRY; BEER; SPIRITS; WINE; VINEGAR; MICROBIOLOGY; ENZYMOLOGY; MUTATION OR GENETIC ENGINEERING
    • C12PFERMENTATION OR ENZYME-USING PROCESSES TO SYNTHESISE A DESIRED CHEMICAL COMPOUND OR COMPOSITION OR TO SEPARATE OPTICAL ISOMERS FROM A RACEMIC MIXTURE
    • C12P19/00Preparation of compounds containing saccharide radicals
    • C12P19/26Preparation of nitrogen-containing carbohydrates

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Description

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur enzymatischen Synthese von Glycoamino­ säurederivaten, insbesondere Galactosylaminosäurederivaten.
Glycoaminosäuren als wesentliches Strukturelement von Glycopeptiden besitzen essentielle Bedeutung als terminale Komponenten in Zellrezeptoren zur spezifischen Anbindung von Viren, blutgruppen- und tumorerkennenden Antikörpern, bakteriellen Toxinen sowie einer Vielzahl von Lectinen. Die Oligosaccharidketten von Glycoproteinen beeinflussen weiterhin deren Löslichkeit, Ladungsverteilung, Konformation und tragen zum Schutz vor proteolytischen Enzymen bei. Die Verknüpfung eines Saccharidmoleküls mit einer biologisch aktiven Peptidsequenz, so hofft man, ermöglicht durch spezifische Wechselwirkung des Saccharidrestes mit der Zelloberfläche die selektive Adressierung von Pharmaka sowie deren Schutz vor proteolytischem Abbau. Das Ziel, glycosylierte Aminosäuren als wirksame Komponenten in Diagnostika und Therapeutika einsetzen zu können, stellt die Forderung nach effizienten Synthesen. Da Glycloproteine relativ schwer zugänglich sind, synthetisiert man Partialstrukturen, die Glycopeptide bzw. deren Grundbausteine - die Glycoaminosäuren.
Den aufwendigen Vielstufensynthesen der klassisch-chemischen Verfahren, welche optimal angepaßte Schutzgruppenkombinationen aus der Kohlenhydrat- und Peptid­ chemie erfordern, werden seit geraumer Zeit vielversprechende enzymatische Tech­ niken an die Seite gestellt. Der entscheidende Vorteil bei der enzymkatalysierten Synthese liegt in der hohen Stereo- und Regiospezifität. Aufwendige Schutzgruppen­ techniken sind hier nicht notwendig.
In den letzten Jahren wurden Glycosidasen hinsichtlich ihrer Eignung, glycosidische Verknüpfungen zu katalysieren, untersucht. Glycosidasen ermöglichen in natürlichen Systemen die hydrolytische Spaltung von Glycosiden, z. B. die Spaltung von Milch­ zucker (Lactose) in Glucose und Galactose durch β-Galactosidase, welche durch Darmbakterien (Escherichia coli) gebildet wird. Anstelle von Wasser, welches bei der enzymatischen Hydrolyse als nucleophiler Reaktionspartner fungiert, sind theoretisch auch andere Nucleophile mit geeigneten Hydroxylgruppen denkbar. Nachweislich eignen sich einige Monosaccharide, primäre und sekundäre Alkohole oder auch - wie in natürlich vorkommenden Strukturen - die Hydroxylaminosäuren Serin und Threonin als gut verknüpfbare Nucleophile (Glycosylakzeptor). Eine O-glycosidische Verknüpfung ist prinzipiell dann möglich, wenn der zu verknüpfende Glycosylakzeptor bezüglich seiner sterischen Struktur von dem Enzym akzeptiert werden und eine ausreichend hohe Nucleophilie besitzen, um gegenüber dem Reaktionsteilnehmer Wasser als Konkurrent auftreten zu können.
Je nach gewünschtem Zielprodukt muß für die Synthese ein aktiviertes Glycosid, z. B. Cellubiose oder Lactose, als Substrat verwendet werden, das durch seine Spaltung das zu verknüpfende Saccharid bereitstellt (Glycosyldonor). Bei der enzymatischen Synthese von Aminosäureglycosiden mit Glycosidasen ist man auf den Einsatz von Hydroxyaminosäuren beschränkt. Folgendes Reaktionsschema veranschaulicht die glycosidasekatalysierte Synthese von β-O-verknüpften Glycoaminosäurederivaten:
Y = tert.Butyloxycarbonyl (boc), Allyloxycarbonyl (Aloc), Benzyloxycarbonyl (Z)
X = Methyl-, Ethyl-, -H.
Zahlreiche für diese Synthesen in Frage kommenden Glycosidasen sind kommerziell verfügbar und im Vergleich zu den Glycosyltransferasen - welche in der Natur die Glycosylierung von Peptiden übernehmen - wesentlich preisgünstiger.
Bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt konnten zahlreiche Glycoaminosäurederivate wie Y-(Galβ1)Ser-OX, Y-(Galβ1)Thr-OX, Y-(NAcGalβ1)Ser-OX oder Y-(Gluβ1)Ser-OX (Y,X-Amino- bzw. Carboxylschutzgruppen) auf chemo-enzymatischem Wege hergestellt, isoliert und charakterisiert werden (Cantacuzène, D. Attal, S. Bay, S. Bioorganic & Medical Chemistiy Letters, Vol. 1, No. 4 pp 197-200, 1991, Nielsson, K- G., Scigelova, M. Biotechnology Letters, Vol. 16, No./(July 1994), pp 671-676).
Nachteilig bei diesem Syntheseverfahren sind vor allem die geringen Produktaus­ beuten. Bei der Verwendung von käuflichen Glycosidasen und deren natürlichen Substraten als Glycosyldonoren erreicht man bei kinetisch kontrollierten Reaktionen selten mehr als 15%, bei gleichgewichtskontrollierten Reaktionen weniger als 10%, Ausbeute. Ursache dafür ist vor allem die parallel zur glycosidischen Verknüpfung ab laufende Sekundärhydrolyse des Zielproduktes, da das gebildete Glycoamino­ säurederivat ebenfalls ein gutes Substrat für das Enzym darstellt. Steigerungen der Ausbeuten werden durch Verwendung einiger nichtnatürlicher Substrate als Glycosyldonoren erreicht (Holla, E. W., Schudock, M., Weber A., Zulauf, M., J. Carbohydrate Chemistry, 11(5), 659-663, 1992). Hier treten im Verlauf der Synthese vorübergehend (kinetisch kontrollierte Reaktionen) Ausbeuten von bis zu 40% auf. Allerdings sind diese synthetischen Substrate relativ teuer und hinsichtlich der Toxizität ihrer Spaltprodukte nicht unbedenklich.
Ziel der Erfindung ist ein neues Verfahren für die Herstellung von O-glycosidischen Verknüpfungen von Hydroxyaminosäurederivaten - insbesondere von Serin-Derivaten- mit D-Galactose durch β-Galactosidasen unterschiedlicher Herkunft. Es soll versucht werden, die Synthesen der gewünschten Zielverbindungen, insbesondere durch Modellierung eines geeigneten Reaktionsmilieus, zu optimieren, um dadurch einen bequemen und ökonomisch vertretbaren Zugang zu dieser Substanzklasse zu ermög­ lichen.
Erfindungsgemäß wird das Verfahren zur enzymatischen Synthese von Glycoamino­ säurederivaten, insbesondere Galactosylaminosäurederivaten der Form Y-(Galβ1)Ser-OX [N-Y-3-O-β-D-galactopyranosyl-L-serin-X-ester]
worin
Y = Aloc (Allyloxycarbonyl-), Boc (tert-Butoxycarbonyl-) oder Z (Benzyloxycarbonyl-) und
X = Methyl-, Ethyl- oder -H bedeuten,
mit Lactose als Galactosyldonor und Serin-Derivaten des Typs Y-Ser-OX als Galactosylakzeptoren in Gegenwart von β-Galactosidasen unterschiedlicher Herkunft so durchgeführt, daß die Reaktion in einem wäßrig-organischem Reaktionsmedium mit 50 bis 95 Gew.-% Wasser und 50 bis 5 Gew.-% organischem Lösungsmittel erfolgt.
Ausgangspunkt war die Tatsache, daß die Sekundärhydrolyse der gewünschten Ziel­ produkte erst ab einer Wasseraktivität (Reines Wasser = Wasseraktivität 1; durch Zu­ sätze anderer Lösungsmittel verringert sie sich, vergleichbar mit dem Wasserdampf­ druck) im Reaktionssystem von < 1 wirksam zurückgedrängt werden kann. Die Verrin­ gerung der Wasseraktivität auf einen Wert < 1 ist prinzipiell durch die Verwendung von organischen Lösungsmitteln an Stelle von Wasser möglich (Halling, P. J., Bell, G., Janssen, A., "Water activity . . . in polar organic solvents: interconversion of water concentrations and activites"). Organische Lösungsmittel beeinflussen jedoch die Stabilität und Aktivität von Enzymen häufig ungünstig, indem sie durch eine Strukturdestabilisierung Einfluß auf die katalytisch wirksame Konformation nehmen und/oder den Gehalt an gebundenem Wasser auf der Enzymoberfläche - eine weitere Voraussetzung für die enzymatische Aktivität - verringern. Eine für bestimmte Anwendungen günstige Alternative ist die Verwendung apolarer Lösungsmittel entweder allein oder als Cosolventien (Kuhl, P. Jakubke, H.-D., Die Pharmazie, Heft 6, Juni 1990, SS 393-400). Bei der enzymatischen Synthese von Glycoaminosäure­ derivaten mit Glycosidasen in Reaktionsmedien mit einem hohen Anteil an (insbesondere polaren) organischen Lösungsmitteln nimmt die Enzymaktivität teilweise drastisch ab.
Es konnte nun gezeigt werden, daß dieser nachteilige Effekt durch den erfindungsge­ mäßen Zusatz bestimmter organischer Lösungsmittel zu hochkonzentrierten Reak­ tionsmischungen - herstellbar durch entsprechende Aufkonzentration der eingesetzten Edukte - deutlich geringer ausgeprägt ist. Organische Lösungsmittel­ anteile von bis zu 20 Gew.-% im Reaktionssystem bewirken nur einen relativ geringen Enzymaktivitätsverlust. Ursache dafür ist möglicherweise eine Stabilisierung des Enzyms durch die hohe Substratkonzentration, welche den toxischen Einfluß der Lösungsmittel größtenteils kompensiert (p. V. Sundaram, S. Shubhada, Int. Symposium, Stability and Stabilization of Enzymes, 1993 Elsevier Science Publishers).
Bei den Synthesen werden vorzugsweise käufliche β-Galactosidasen aus Escherichia coli und Aspergillus oryzae verwendet.
Neben der Herkunft des Enzyms und der Art bzw. Zusammensetzung des angewandten Reaktionsmediums besitzt die Wahl der Amino- und Carboxylschutz­ gruppe am Serin/Threoninderivat entscheidende Bedeutung für den Erfolg der Synthese. Entscheidend ist die Affinität des Aglycons - welche stark von der Geometrie, Ladungsverteilung und Solvatation des betreffenden Moleküls bestimmt wird - zur jeweiligen Bindungsstelle im Enzym-Substratkomplex. Aufgrund der Natur der β-Galactosidasen kann eine O-glycosidische Verknüpfung zur Bindungsstelle im Enzym-Substratkomplex theoretisch nur über die freie Hydroxylgruppe in der Seiten­ kette der Hydroxyaminosäure erfolgen. Trotzdem werden akzeptable Ausbeuten erst dann möglich, wenn die Amino- und Carboxylfunktion der Hydroxyaminosäure mit geeigneten Schutzgruppen blockiert ist. Sehr gute Ergebnisse wurden durch die Blockierung der Aminofunktion vom Allyloxycarbonyl- und durch die Veresterung der Carboxylgruppe zum Methylester erreicht.
Bei der Verwendung der freien, ungeschützten Hydroxyaminosäure als Aglycon findet keine nennenswerte Glycosylierung statt.
Die verknüpften Serin- und Threonin-Derivate (Aglycone) sind entweder käuflich oder nach bekannten Methoden herstellbar ("Amino Acid Derivatives", 1, Carboallyloxy Derivatives, by Carl M. Stevens and Ronald Watanabe; E. Schnabel, Liebigs Ann. Chem., 702, 188 (1967).
Das Stoffmengenverhältnis von Substrat zu Akzeptor schwankt je nach Synthese zwischen 4 : 1 und 2 : 1. Pro mmol eingesetzten Substrat müssen mindestens 150 U Enzym eingesetzt werden.
Ferner wurde festgestellt, daß sich während der Synthese eine Reihe von Neben­ produkten bilden kann, welche die Ausbeute des Zielproduktes verschlechtert. So kommt es im Verlauf der Reaktion zu einer Oligomerisierung der freigesetzten Galactose. Dieser Effekt kommt erst bei relativ hohen Lactosekonzentrationen und bei einer Reaktionsdauer von mehr als 15 h zum Tragen.
Zweckmäßig wird das Verfahren zur enzymischen Synthese von Glycoaminosäure­ derivaten, insbesondere von Galactosylserin-Derivaten so durchgeführt, daß auf 1 Mol Lactose mindestens 2 Mol, vorzugsweise 2 bis 4 Mol Serin-Deriyate eingesetzt werden.
Bei einem Donor/Akzeptor-Verhältnis von über 1 : 2, d. h. beispielsweise 1 : 1 oder 2 : 1, wird ein weiterer Galactoserest auf das Galactosylaminosäurederivat unter Bildung eines Aminosäure-Digalactosids übertragen. Bei einem weiteren Anstieg des Donor-Anteils reagiert die monoglycosylierte Aminosäure fast quantitativ zu der jeweiligen Disaccharidverbindung weiter. Die Ausbeuten an diesem Produkt liegen selten höher als 10 bis 15%.
Vorzugsweise erfolgt die enzymatische Synthese dadurch, daß zunächst ein Gemisch aus Lactose und Serin-Derivaten, Enzymen und wäßrigen Pufferlösungen hergestellt, dann das organische Lösungsmittel zugegeben und schließlich die Reaktion selbst durchgeführt wird. Das Syntheseergebnis ist stark von der Art und Reinheit des ver­ wendeten Lösungsmittels abhängig.
Als organische Komponente für das wäßrig-organische Reaktionssystem werden vorzugsweise Aceton, Acetonitril, Essigester, 2-Butanon oder Cyclohexan eingesetzt.
Die Zusammensetzung des wäßrig-organischen Systems soll vorzugsweise 75 bis 90 Gew.-% Wasser und 25 bis 10 Gew.-% organisches Lösungsmittel betragen.
Während z. B. Ethanol in einem Reaktionsgemisch aus Lactose und β-Galactosidase aus E. coli Ethylglycoside bildet und damit als Reaktionspartner fungiert, hat Methanol an gleicher Stelle einen deaktivierenden Einfluß auf das Enzym. Bereits relativ geringe Mengen an Dimethylformamid (DMF), Dimethylformamidsulfoxyd (DMSO) oder Pyridin führen zu einem starken Aktivitätsrückgang und schädigen das Enzym teilweise irreversibel.
Die Verwendung organischer Lösungsmittel in Konzentrationen von 5 bis 20 Gew.-% fördert die Diffusion im System, erhöht die Löslichkeit des Glycosylakzeptors und kann, insbesondere bei wasserlöslichen Lösungsmitteln, die Wasseraktivität senken.
Durch Zusatz von Aceton, 2-Butanon oder Acetonitril wird die Oligomerisierung von Galactose weitgehend unterdrückt. Bei der Verwendung von Essigester oder Cyclohexan in Mengen von 25 bis 50 Gew.-% ist eine verstärkte Oligomerisierung zu beobachten.
Abb. 1 zeigt den Einfluß von organischen Cosolventien auf den Reaktionsverlauf und die Ausbeute bei der enzymatischen Synthese von Aloc-(Galβ1)Ser-OMe dargestellt. Art und Konzentration des organischen Lösungsmittels müssen in jedem Fall dem jeweiligen Syntheseproblem angepaßt werden. Erfahrungsgemäß sind Konzentrationen zwischen 10 und 25 Gew.-% optimal.
Trotz geringfügiger Aktivitätsverluste der Glycosidase wurden unter den angegebenen Reaktionsbedingungen bei fast allen durchgeführten Synthesen bis zu 30% höhere Ausbeuten als bei bisher bekannten Verfahren erreicht.
Die enzymatische Umsetzung wird zweckmäßig zwischen 35 und 45°C durchgeführt.
Um optimale Diffusion im Reaktionsgemisch zu gewährleisten, ist eine Reaktions­ temperatur von über 37°C erforderlich. Temperaturen bis zu 55°C sind bei bestimmten Enzymen möglich (Ogushi, S., Yoshimoto, T., Tsuru, D. J. Ferment Technol. Vol. 58, No. 2, pp 115-122, 1980).
Die Reaktionszeit ist erwartungsgemäß länger als in wäßrig homogenen Systemen und beträgt zwischen 15 und 48 h.
Es ist vorteilhaft, wenn die Enzyme immobilisiert, vorzugsweise kreuzvernetzt oder mikroverkapselt, eingesetzt werden.
Eine Immobilisierung des Enzyms ist nicht notwendig, erweist sich aber in einigen Fällen als ökonomisch sinnvoll. Verschiedene Immobilisierungstechniken können für die Realisierung von 3 bis 4 aufeinanderfolgenden Synthesen mit nur einer Enzym­ charge erfolgreich angewendet werden (Kennedy, J.F., Cabral, J.M.S. 1987, "Enzyme Immobilization", Biotechnology, Vol. 7a, pp 347 bis 404, VCH Weinheim, Buchholz, K., Kasche, V., "Biokatalysatoren und Enzymtechnologie", 1977, VCH Weinheim).
Bei der mehrmaligen Verwendung eines immobilisierten Enzyms sind die Synthese­ ausbeuten in Summe bis zu 2,5mal höher, als bei der Verwendung von freiem Enzym (verglichen wird die Ausbeute pro mg immobilisiertem Enzym gegenüber der Ausbeute pro mg des freien Enzyms).
Der pH des Reaktionsmilieus wurde je nach verwendetem Enzym mit Citrat-, Acetat- oder Phosphatpuffer auf einen Wert im Bereich von 5,5 bis 7,8 eingestellt.
Das zähe Reaktionsgemisch erlaubt im allgemeinen keine mechanische Durch­ mischung. Die durch Rühren oder Kneten auftretenden Scherkräfte werden auch als mögliche Gefahrenquelle für das Enzym angesehen.
Der Reaktionsverlauf wurde mit HPLC (High Performance Liquid Chromatography) und TLC (Thin Layer Chromatography) verfolgt. Die Produktreinigung erfolgte durch HPLC mit vorgeschalteten Extraktionsschritten. Eine Aufreinigung durch Säulen­ chromatografie ist ebenfalls möglich. Allerdings ist hier die Trennselektivität im Vergleich zur HPLC geringer.
Ausführungsbeispiele
Es wird die enzymatische Verknüpfung von drei Serin-Derivaten mit Galactose beschrieben. In dem Beispiel werden die Aminosäuren, Lactose und Zielver­ bindungen nach den international gültigen Regeln abgekürzt. Zusätzlich werden folgende Abkürzungen verwendet:
Aloc - Allylloxycarbonyl
Boc - tert.-Butyloxycarbonyl
Z - Benzyloxycarbonyl
OMe - Methylester.
Ansatzmengen für die Synthese von Aloc-(Galβ1)Ser-OMe (Beispiel 1):
Lactose 1 mmol
Aloc-Ser-OMe 2 mmol
β-Galactosidase aus E. Coli 200 U
Aceton (p.A.) 150 µl
K-Phosphatpuffer (0,1 M, pH = 7.0,1 mmol MgCl2 und Immol Dithiothreitol) 850 µl.
Ansatzmengen für die Synthese von Boc-(Galβ1)Ser-OMe (Beispiel 2):
Lactose 1 mmol
Boc-Ser-OMe 3 mmol
β-Galactosidase aus E. Coli 200 U
2-Butanon (p.A.) 100 µl
K-Phosphatpuffer (0,1 M, pH = 7.0,1 mmol MgCl2 und Immol Dithiothreitol) 850 µl.
Ansatzmengen für die Synthese von Z-(Galβ1)Ser-OMe (Beispiel 3):
Lactose 1 mmol
Z-Ser-OMe 3 mmol
β-Galactosidase aus E. Coli 200 U
2-Butanon (p.A.) 150 µl
K-Phosphatpuffer (0,1 M, pH = 7.0,1 mmol MgCl2 und Immol Dithiothreitol) 850 µl.
Die angegebenen Mengen an Lactose, Serin-Derivat und der größte Teil des wäßrigen Phosphatpuffers werden nacheinander in einem verschließbaren Glasgefäß (ca. 3 cm3 Reaktionsvolumen) vereinigt. Die Zugabe des Enzyms erfolgt anschließend als Suspension mit jeweils 20 µl K-Phosphatpuffer. Nach Zugabe des organischen Lösungsmittels wird die Reaktionsmischung mit einem Spatel durchmischt und das Reaktionsgefäß verschlossen. Die Synthese erfolgt in einem Thermomixer bei 37°C und einer Schüttelfrequenz von 1000 U/min. Die Reaktionsdauer beträgt je nach Synthese 15 bis 20 h.
Nach Ende der Reaktion wird die Reaktionsmischung mit 10 ml Methanol aufgenom­ men und filtriert. Das Filtrat wird am Rotationsverdampfer bei 40°C und 30 mbar ein­ gedampft. Der Rückstand wird mit 10 ml Wasser aufgenommen. Das nicht umgesetzte Serin-Derivat wird aus der wäßrigen Lösung mit 20 ml Methylenchlorid im Scheide­ trichter ausgeschüttelt und abgetrennt. Die verbleibende wäßrige Phase wird erneut am Rotationsverdampfer eingeengt (40°C, 30 mbar) und anschließend mit präpara­ tiver HPLC aufgereinigt.
HPLC-Bedingungen:
Säule: 250×10 mm, NH2, 10 µm
Eluent: Acetonitril/Wasser = 80/20
Fluß: 6 ml/min
Detektion: UV/VIS und Lichtstreudetektor.
Die Produktidentifizierung und -charakterisierung erfolgte durch NMR und MS unter Verwendung von Literaturdaten.
Tabelle 1
Syntheseausbeuten
Durch Aufreinigung der Produkte mit präparativer HPLC kann ein Verlust von bis zu 40% auftreten. Im allgemeinen lassen sich etwa 60 bis 80% des tatsächlich entstandenen Produktes isolieren. Ursache für diesen Verlust ist vor allem eine pH- Erniedrigung hervorgerufene Hydrolyse der glycosidischen Bindung, welche bei der Einengung der Reaktionsgemische am Rotationsverdampfer bei gleichzeitiger Gegenwart von Säurespuren auftreten kann.

Claims (7)

1. Verfahren zur enzymatischen Synthese von Glycoaminosäurederivaten, insbe­ sondere Galactosylaminosäurederivaten, der Form Y-(Galβ1)Ser-OX [N-Y-3-O-β-D-galactopyronosyl-L-serin-X-ester]
worin
Y = Aloc (Allyloxycarbonyl-), Boc (tert-Butoxycarbonyl-) oder Z (Benzyloxycarbonyl-) und
X = Methyl-, Ethyl- oder -H bedeuten,
mit Lactose als Galactosyldonor und Serin-Derivaten des Typs Y-Ser-OX als Galactosylakzeptoren in Gegenwart von β-Galactosidasen unterschiedlicher Her­ kunft, dadurch gekennzeichnet, daß die Reaktion in einem wäßrig-organischem Reaktionsmedium mit 50 bis 95 Gew.-% Wasser und 50 bis 5 Gew.-% organischem Lösungsmittel durchgeführt wird.
2. Verfahren zur enzymatischen Synthese von Glycoaminosäurederivaten, insbeson­ dere Galactosylaminosäurederivaten, nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß auf ein Mol Lactose mindestens 2 Mol, vorzugsweise 2 bis 4 Mol, Serin- Derivate eingesetzt werden.
3. Verfahren zur enzymatischen Synthese von Glycoaminosäurederivaten, insbeson­ dere Galactosylaminosäurederivaten, nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß zunächst ein Gemisch aus Lactose und Serin-Derivaten, Enzymen und wäßrigen Pufferlösungen hergestellt, dann das organische Lösungs­ mittel zugegeben und schließlich die Reaktion selbst durchgeführt wird.
4. Verfahren zur enzymatischen Synthese von Glycoaminosäurederivaten nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß für das wäßrig-organische Reaktionssystem als organisches Lösungsmittel Aceton, Acetonitril, Essigester, 2-Butanon oder Cyclohexan eingesetzt werden.
5. Verfahren zur enzymatischen Synthese von Glycoaminosäurederivaten nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Zusammensetzung des wäßrig-organischen Systems 75 bis 90 Gew.-% Wasser und 25 bis 10 Gew.-% organisches Lösungsmittel beträgt.
6. Verfahren zur enzymatischen Synthese von Glycoaminosäurederivaten nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Reaktion zwischen 35 und 45°C durchgeführt wird.
7. Verfahren zur enzymatischen Synthese von Glycoaminosäurederivaten nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Enzyme immobilisiert, vorzugsweise kreuzvernetzt oder mikroverkapselt, eingesetzt werden.
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