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Verfahren zum Ausrüsten von Textilien aus natürlicher oder regenerierter
Cellulose Es ist bekannt, daß polymere Phosphate niederen, mittleren und auch höheren
Polymerisationsgrades in der Textilveredlung in Wasch- und Walkprozessen, zum Abkochen
und Beuchen, zum Entschlichten sowie in der Färberei, Druckerei und Bleicherei eingesetzt
werden. Man nutzt hierbei das spezifische Komplexbindevermögen für Ionen mehrwertiger
Metalle (Härtebildner des Wassers, Eisen, Kupfer, Mangan usw.), die ausgeprägte
Dispergierwirkung für Pigmente und die Erhöhung der aktivierenden Waschwirkung auf
Seifen oder synthetische Waschmittel aus. Bei all diesen Arbeitsprozessen kommt
es darauf an, die gewünschten textilen Ausrüstungseffekte durch die Freilegung der
Textilfaser von unerwünschten Fremdstoffen mit Hilfe der polymeren Phosphate zu
verbessern.
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Es wurde gefunden, daß die hochmolekularen Polyphosphate auch selbst
als Ausrüstungsmittel für Textilien dienen können, sofern das Textilgut mit den
wäßrigen Lösungen derselben derart imprägniert wird, daß wenigstens 1% P,05, vorzugsweise
2 bis 4% P,0., in Polyphosphatform nach beendeter Ausrüstung im Textil verbleiben.
Unter hochmolekularen Polyphosphaten werden die als Grahamsches Salz oder Kurrolsches
Salz bekannten Natrium- bzw. Kaliumpolyphosphate verstanden, die auch als »Natriumhexametaphosphat«
bzw. »Kaliummetaphosphat« bezeichnet werden. Während das hochmolekulare Natriumpolyphosphat
wasserlöslich ist, wird das hochmolekulare Kaliumpolyphosphat erst in Gegenwart
von Natriumionen wasserlöslich, welche von anorganischen oder organischen Natriumsalzen
beliebiger Art stammen können. Zur erfindungsgemäßen Durchführung des Verfahrens
mit hochmolekularem Kaliumpolyphosphat bedient man sich zum Löslichmachen vorzugsweise
der hoch-, mittel- oder niedermolekularen Natriumpolyphosphate bis zum Natriumpyrophosphat
in neutraler oder saurer Form.
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Die hochmolekularen Polyphosphate können zusammen mit nieder- oder
mittelmolekularen Polyphosphaten bis zu etwa 8 P-Atomen im Molekül angewendet werden.
Hierbei empfiehlt es sich allerdings, den Anteil an der hochmolekularen Verbindung
nicht unter zwei Drittel der Phosphatkomponente absinken zu lassen. Auch Schmelzprodukte,
welche hochmolekulare Polyphosphate zusammen mit niedermolekularen oder mittelmolekularen
Gliedern der Polyphosphatreihe enthalten, sind einsetzbar. Besonders alkalisch reagierende
hochmolekulare Polyphosphate können durch sauerreagierende niedermolekulare Polyphosphate,
wie z. B. saures Natriumpyrophosphat, auf die für die Verfahrensdurchführung optimale
Reaktion eingestellt werden. Hierfür haben sich auch Zusätze von Borax oder Borsäure
oder Gemischen dieser zu hochmolekularen Polyphosphaten bewährt, wobei durch Borax
oder Borsäure Korrekturen der pH-Werteinstellung bewirkt werden können.
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Die geeigneten pH-Werte für die Imprägnierungsflotten liegen bei 4,5
bis R, vorzugsweise bei 5 bis 7. Man kann diese pH-Wert-Einstellungen auf beliebige
Weise bewirken. Es empfiehlt sich jedoch, entweder die Phosphatschmelzen entsprechend
einzustellen, oder aber die Korrekturen mit nieder- oder mittelmolekularen Phosphaten
bzw. mit Borax oder Borsäure nach der alkalischen oder sauren Seite hin zu bewirken.
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Die Durchführung des Verfahrens erfolgt derart, daß Textilien mit
den wäßrigen Lösungen der hochmolekularen Polyphosphate im trockenen oder nassen
Zustand in an sich bekannter Weise imprägniert werden. Hierbei ist darauf zu achten,
daß die vorerwähnten Mindestphosphatrnengen nach beendeter Ausrüstung und Trocknung
auf dem Textil vorhanden sind. Geht man z. B. mit einem trockenen Textil in eine
5'%ige wäßrige Flotte eines hochmolekularen Polyphosphates ein und quetscht bis
auf eine Flottenaufnahme von 100% ab, so verbleiben nach dem Trocknungsprozeß im
Textilgut etwa 5'% des hochmolekularen Polyphosphates, was einer P,05 Menge von
3 bis 3,5,1/o entspricht. Das Verfahren erteilt Textilien eine füllende Ausrüstung
mit verbesserter Knitterarmut. Das Verfahren eignet sieh für Textilien aus natürlichen
und Regeneratfasern, wie Baumwolle, Leinen, Zellwolle, Reyon od. dgl. Auch sogenannte
Einlagestoffe, welche häufig aus Tierhaaren in Verbindung mit Viskosespinnfasern
und bzw. oder Zellwolle hergestellt werden, eignen sich für derartige Ausrüstungen
ausgezeichnet.
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Die hochmolekularen Polyphosphate geben in den Textilien im Gegensatz
zu den Orthophosphaten oder den niederen kondensierten Phosphaten keine
Ablagerungen
von Salzkristallen, sondern durchaus erwünschte Apprete.
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Man kann durch die erfindungsgemäßen Ausrüstungen auch die Feuchtigkeitsgehalte
der Textilien beeinflussen. Die Natriumverbindungen wirken feuchtigkeitssteigernd,
während die Kaliumverbindungen auch in Kombination mit Natriumsalzen diesen Effekt
nur in geringem Maße geben. Besonders in Kombinationsappreturen wirken daher die
hochmolekularen Natriumpolyphosphate unerwünschter Trokkenheit und Brettigkeit des
ausgerüsteten Textils entgegen.
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Es ist möglich, das erfindungsgemäße Ausrüstungsverfahren von Textilien
mit anderen an sich bekannten Ausrüstungsverfahren bzw. Ausrüstungsmitteln zu kombinieren.
So hat sich besonders die Mitverwendung von Netzmitteln und bzw. oder Weichmachungsmitteln
zusammen mit den hochmolekularen Polyphosphaten bewährt. Man wählt hier vorzugsweise
grenzflächenaktive Substanzen des anionogenen oder nichtionogenen Typs.
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Mischungen der hochmolekularen Polyphosphate mit unbehandelter Stärke,
wasserlöslicher Stärke, Dextrin, Leim, Polyacrylaten oder -methacrylaten oder Polyvinylpyrrolidon
sind zur Erzielung von Füll-, Appretur- oder Versteifungseffekten anwendbar. Alle
vorgenannten Stoffe sind mit den hochmolekularen Polyphosphaten verträglich.
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Die Verwendung von Reaktionsprodukten hochpolymerer Phosphate mit
Stärke, sogenannte Stärkephosphate, ist hier jedoch nicht beansprucht.
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Eine vorteilhafte Ausbildung des Verfahrens ist der Einsatz der hochmolekularen
Polyphosphate in der Hochveredlung, wie sie in an sich bekannter Weise mit Aminoplastvorkondensaten,
Ketonharzvorkondensaten oder noch nicht ausgehärteten Di-oder Polyepoxyverbindungen
durchgeführt werden kann. Hier kommen sowohl die einfachen Harzbildner als auch
die sogenannten Reaktantharze in Frage, welche ihrerseits mit den Cellulosemolekülen
Quervernetzungen liefern. Die hochmolekularen Polyphosphate werden anscheinend in
den Harzbildungsprozeß sowie auch in den Vernetzungsprozeß einbezogen. Eine Verminderung
des Hochveredlungsmittels, z. B. des Harzvorkondensates, ist durch die Mitverwendung
von Polyphosphaten möglich. Auf diese Weise können wahlweise die an sich bereits
durch die hochmolekularen Polyphosphate verminderten Knittereigenschaften noch weiter
verbessert werden. Es ist auch möglich, durch den Einsatz der Polyphosphate den
Griff der hochveredelten Textilien voller und kerniger zu gestalten.
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Es sind bereits Behandlungsprozesse für Textilien zwecks Verhinderung
oder Verzögerung des Aufziehens faseraffiner Stoffe unter Mitverwendung von Metaphosphat
in Mengen von 0,1 bis 3 g/1 bekannt. Durch die dabei verwendeten geringen Zusätze
werden Ausrüstungseffekte im Sinne der vorliegenden Erfindung nicht erreicht. Auch
werden Polyphosphatzusätze in den genannten Konzentrationen zwecks Erzielung einer
Affinitätsabschwächung nicht beansprucht.
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Die bisher bekanntgewordene Verwendung von Polyphosphaten in kunstharzhaltigen
Ausrüstungsflotten diente lediglich dazu, Niederschlagsbildung in den Behandlungsflotten
zu verhindern, um ein über 24 Stunden haltbares Behandlungsbad zur Verfügung zu
haben. Zu diesem Zweck werden einer solchen Ausrüstungsflotte die für Sequestrierungszwecke
erforderliche Polyphosphatmenge, z. B. 5 gll Polyphosphat, zugesetzt. Zur
Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens und zur Erreichung der gewünschten
Imprägniereffekte werden dagegen vielfach höhere Polyphosphatmengen benötigt. Unter
Annahme eines Abquetscheffektes von 100°/o und eines P.,0.-Gehaltes Gehaltes von
60% in Polyphosphat müssen bei der erfindungsgemäßen Arbeitsweise Polyphosphatlösungen
eingesetzt werden, die mindestens 16,7 g/1 Polyphosphat, vorzugsweise aber 33 bis
67 g/1 Polyphosphat, enthalten. Das Wesen der Erfindung soll wie folgt näher erläutert
werden: 1. Ausrüstung eines Haargarneinlagestoffes Der Einlagestoff besteht aus
einem Mischgewebe aus Haaren, Kupfer- und Viskosespinnfasern und mattierter Zellwolle.
Nach gründlicher Wäsche und anschließendem Spülprozeß wird das Gewebe getrocknet
und schließlich mit 5 %igen Lösungen hochmolekularer Polyphosphate oder solche enthaltender
Mischungen imprägniert und abgequetscht, so daß 100% Imprägnierflüssigkeit - bezogen
auf das Trockengewebe - in diesem verbleiben. Anschließend wird auf den Spannrahmen
getrocknet. Ein Gegenversuch ist mit einer 5o/oigen Lösung neutralen wasserfreien
Tetranatriumpyrophosphates durchgeführt.
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Das verwendete Grahamsalz besteht, je nach gewünschtem pH-Wert, aus
Mischungen sauer oder alkalisch eingestellter Natriumpolymetaphosphate des Handels;
das Kurrolsalz ist ebenfalls Kaliumpolymetaphosphat des Handels. Die pH-Werte werden
elektrometrisch vor Versuchsbeginn ermittelt. Die Knitterwinkel werden in bekannter
Weise durch Belastung mit jeweils 200 g festgestellt und aus je zehn Bestimmungen
im Durchschnitt errechnet.
2. Ausrüstung eines zellwollenen Kleiderstoffes Bei diesem Gewebe werden Ausrüstungen
mit Phosphatgemischen in 5%iger Lösung durchgeführt. Sonst wird wie unter 1 beschrieben
verfahren.
3. Kombinierte Ausrüstung eines zellwollenen Kleiderstoffes Ein
stark zum Knittern neigender zellwollener Kleiderstoff wird in folgender Weise knitterarm
ausgerüstet: a) Die Ausrüstungsflotte enthält pro Liter 150 g eines Hamstofformaldehyd-Vorkondensates
und 26 g des für dieses Vorkondensat geeigneten Katalysators.
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b) Die Ausrüstungsflotte enthält pro Liter 120 g des Hamstofformaldehyd-Vorkondensates,
26 g des Katalysators und 30 g Grahamsalz.
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Mit dem zellwollenen Kleiderstoff wird je eine Ausrüstung unter Verwendung
der Flotte a) und b) derart durchgeführt, daß nach der Foulardierung auf 100,D/o
abgequetscht wird, worauf anschließend bei 80° C getrocknet und schließlich während
5 Minuten bei 150° C auskondensiert wird. Die so erhaltenen Gewebe sind praktisch
knitterfrei, so daß also das Polyphosphat einen Teil der Wirkung des Kunstharzvorkondensates
übernommen hat. Der Griff des mit der Flotte b) ausgerüsteten Gewebes ist jedoch
wesentlich voller und kerniger.
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Wird an Stelle von Grahamsalz ein Gemisch aus gleichen Teilen Grahamsalz+Kurrolsalz
eingesetzt, so geht die Knitterarmut geringfügig zurück, während der volle, griffige
Charakter des Gewebes noch weiter verbessert wird.