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Feuexlöschrnittel. In den letzten Jahren haben sich Löschgeräte mit
Löschpulvern einer immer größeren Beliebtheit erfreut. In den meisten Fällen ist
der Hauptbestandteil dieser Löschpulver Natriumbicarbonat. Die Löschwirkung schrieb
man früher dem Kohlendioxyd zu, das in der Hitze aus dem Bicarbonat abgespalten
wird.. Neuere Untersuchungen haben jedoch gezeigt, daß die Kohlendioxydabspaltung
beim Löschen einer Flamme nur gering ist. Die Löschzeiten sind so kurz, daß der
Löscheffekt nicht auf abgespaltenes Kohlendioxyd zurückgeführt werden kann. Heute
wird die Löschwirkung des Natriumbicarbonats auf einen physikalisch-chemischen Wandeffekt
der Kristalloberflächen zurückgeführt, der den Verbrennungsvorgang unterbricht.
Während die Löschpulver aus praktisch reinem Bicarbonat sich nur für Flammenbrände
eignen, wurden durch Zusatz von organischen oder anorganischen Verbindungen Löschpulver
erhalten, die sich besonders für Glutbrände eignen. Als organische Verbindungen
wurden hierbei beispielsweise Harnstoff, Guanidin, chlorierte Vinylharze, andere
chlorierte organische Verbindungen oder auch Kondensationsprodukte aus Cyanamid
mit Formaldehyd verwandt. Die anorganischen Zusätze zum Natriumbicarbonat bestanden
beispielsweise in Ammoniumsulfat, Ammoniumphosphat oder Gemischen verschiedener
Ammoniumsalze. Diese pulverigen Gemische bilden auf der heißen Glut Krusten, die
einen weiteren Zutritt von Luft zur Glut verhindern. Der Löscheffekt beruht bei
diesen Pulvern allein auf dem Ersticken des Feuers, das sich jedoch über beträchtliche
Zeiten hinziehen kann.
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Überraschenderweise wurde nun gefunden, daß bromierte aliphatische
Carbonsäuren mit mindestens 3 C-Atomen, die mehr als 50 °/o gebundenes Brom enthalten,
beispielsweisea,ß-Dibrompropionsäure (Acrylsäuredibromid), cx,ß-Dibrombuttersäure
(Crotonsäuredibromid), ß,y-Dibrombuttersäure (Vinylessigsäuredibromid), a,ß-Dibromisobuttersäure
(Methacrylsäuredibromid) und a,ß,y,B-Tetrabromcapronsäure (Sorbinsäuretetrabromid),
sowie deren Ester, deren Salze, beispielsweise die Alkali- und Erdalkalisalze, und
andere Säurederivate obengenannter Säuren, beispielsweise die Säureamide, eine gute
Löschwirkung gegenüber Bränden flammen- und/oder glutbildender fester und flammenbildender
flüssiger und gasförmiger Stoffe zeigen. Hierbei können die genannten, als Löschmittel
verwendeten Stoffe sowohl einzeln als auch im Gemisch miteinander oder im Gemisch
mit Natriumbicarbonat oder mit anderen als Feuerlöschpulver bereits bekannten natriumbicarbonathaltigen
Mischungen angewandt werden. Bei Flammenbränden, wie brennenden Flüssigkeiten oder
Gasen, ist eine deutliche Zersetzung der obengenannten Bromverbindungen in der Flamme
zu beobachten, die sich in einer bläulichweißen Rauchwolke bemerkbar macht und die
Flammen augenblicklich zum Erlöschen bringt. Es ist nicht mehr ein plötzlicher kräftiger
Pulverstoß notwendig, sondern das Pulver kann auch auf den Flammenherd rieseln.
Bei Glutbränden bilden die sogenannten Verbindungen zunächst Schmelzen, die in die
Tiefe der glimmenden Objekte eindringen und sich an den Glutnestern zersetzen, wobei
Brom bzw. flüchtige Bromverbindungen entstehen, die ein sofortiges Erlöschen der
Glut bewirken.
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Ein großer Vorteil der genannten Verbindungen und ihrer obengenannten
Mischungen gegenüber Natriumbicarbonat und bekannten natriumbicarbonathaltigen Mischpulvern
liegt darin, daß der Löscheffekt gleichzeitig auf einem Wandeffekt und einer direkten
antikatalytischen Löschwirkung des Pulvers selbst beruht. Aus diesem Grunde kommt
man bei Verwendung der beanspruchten Stoffe mit geringeren Mengen an Löschmittel
aus, als dies bei den bisher gebräuchlichen Löschpulvern der Fall war. Beispiel
1 100 g Tetrabromcapronsäure, 150 g Monofluortrichlormethan und 150 g Difluordichlormethan
wurden in eine Aerosoldose mit Abreißröhrchen, wie sie für Vergaserbrandlöscher
verwendet werden, gefüllt. Mit diesem Löscher wurden 21 brennendes Benzin, das sich
in einer Wanne von 0,25 m2 Oberfläche befand, innerhalb weniger Sekunden glatt gelöscht.
Das gleiche Brandobjekt konnte mit einer Löschdose, die 100 g Natriumbicarbonat-Löschpulver,
150 g Monofluortrichlormethan und 150 g Difluordichlormethan enthielt, nicht zum
Erlöschen gebracht werden.
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Beispiel 2 Mit einer Feuerlöschdose mit dem gleichen Inhalt, wie in
Beispiel 1 angegeben, wurden 2,5 kg glimmende Hobelspäne vollkommen gelöscht. In
dem verkohlten Holzspanhaufen
konnten keine Glutnester mehr gefunden
werden.
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Beispiel 3 Mit einem Feuerlöscher, der mit 1 kg feinkristalliner Tetrabromcapronsäure
gefüllt war, wurde ein Brand von 101 Benzin in einer Wanne von 1 m2 Oberfläche glatt
gelöscht.
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Beispiel 4 Eine Mischung aus 100 g x"B-Dibrombuttersäure, 150 g Monofluortrichlormethan
und 150 g Difluordichlormethan, die sich in einer wie im Beispiel 1 beschriebenen
Aerosoldose befand, löschte glatt einen Haufen von 2,5 kg glimmendem Braunkohlenstaub.
Nach dem Löschen konnten in der Braunkohle keine glimmenden Anteile mehr gefunden
werden.
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Beispiel 5 Mit einem Feuerlöscher, enthaltend 2 kg Tetrabromcapronsäure
und 4 kg Löschpulver auf Natriumbicarbonatbasis, wurde ein brennender Holzstoß von
50 kg Abfallholz glatt gelöscht. Es konnten keine glimmenden Holzteile mehr gefunden
werden. Ein normaler 6-kg-Pulver-Handfeuerlöscher konnte das gleiche Brandobjekt
nicht ganz löschen. Es blieben Glutnester zurück, die nach einiger Zeit das Holz
erneut entzündeten. Beispiel 6 Mit einem Pulverfeuerlöscher, in dem sich Natriumsalz
der Tetrabromcapronsäure befand, wurde ein Brand von 101 Benzol in einer Wanne von
1 m2 Oberfläche glatt gelöscht, wobei nur etwa 1 kg des Löschmittels verbraucht
wurde.
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Beispiel 7 Mit einem Pulverfeuerlöscher, in dem sich Natriumtetrabromcapronat
befand, wurde eine Propangasflamme, die an einem Rohr von 1/z Zoll Durchmesser,
das an einer voll aufgedrehten Gasflasche angeschlossen war, in einer Länge von
etwa 2 m brannte, durch einen einzigen Pulverstoß gelöscht.