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Technisches Gebiet
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Die vorliegende Offenbarung betrifft das Gebiet der chirurgischen Instrumente. Genauer gesagt wird ein Retraktor zur Verwendung bei einem chirurgischen Eingriff im Bereich einer Augenhöhle vorgestellt. Da die Augenhöhle auch als Orbita bezeichnet wird, sind derartige Retraktoren als so genannte Orbita-Retraktoren bekannt.
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Hintergrund
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Retraktoren werden im Rahmen eines chirurgischen Eingriffs allgemein dazu verwendet, einen Zugang zum Operationsfeld zu ermöglichen oder offen zu halten. So muss beispielsweise im Fall einer Fraktur des Augenhöhlenbodens das die Augenhöhle ausfüllende Weichgewebe mittels eines Orbita-Retraktors zurückgeschoben werden, bevor die Fraktur behandelt werden kann. Herkömmlicherweise gelangen hierbei spatel- oder löffelförmige Retraktoren zum Einsatz.
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Aus der
EP 2 201 899 A1 sowie der
US 2008/0081952 ist jeweils ein Orbita-Retraktor in Löffelform bekannt Der Retraktor besitzt einen als Stil ausgebildeten Griffbereich, an den sich ein konkav gewölbter Kopfbereich anschließt. Die Wölbung des Kopfbereichs kann der Wölbung des Augenhöhlenbodens entsprechen.
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Ein spatelförmiger Orbita-Retraktor ist im Prospekt „Instrumentation for Fronto-Orbital and Anteroposterior Skull Base Procedures“ der Firma Howmedica Leibinger aus dem Jahr 1996 gezeigt. Dieser Retraktor umfasst zwei identische geformte Blechstreifen, die an ihren distalen, der Augenhöhle abgewandten Enden an einem Schwenkpunkt drehbar miteinander verbunden sind. Beim Einführen in die Augenhöhle sind die beiden Blechstreifen deckungsgleich übereinander angeordnet („Einführstellung“). Im Anschluss an das Einführen werden die Blechstreifen dann durch eine Schiebebewegung um ihren gemeinsamen Schwenkpunkt herum aufgeschwenkt und so in eine Retraktionsstellung gebracht. Die Deckungsgleichheit der Blechstreifen in der Einführstellung erleichtert das Einführen des Retraktors in die Augenhöhle, während in der Retraktionsstellung aufgrund der aufgeschwenkten Blechstreifen eine größere effektive Fläche für die Retraktion zur Verfügung steht.
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Ein ähnlicher spatelförmiger Retraktor ist aus dem Rapid Response-Programm der Firma Biomet Microfixation bekannt („Femandes Orbital Retractor“). Auch dieser Retraktor umfasst zwei Blechstreifen, die mittels eines Schraubmechanismus aufgeschwenkt und so in die Retraktionsstellung gebracht werden. Im Gegensatz zum Stryker-Retraktor ist beim Biomet-Retraktor der Schwenkpunkt am proximalen, der Augenhöhle also zugewandten Ende der Blechstreifen angeordnet.
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Es besteht ein Bedarf an einem einfach zu bedienenden Retraktor zur Verwendung bei einem chirurgischen Eingriff im Bereich einer Augenhöhle.
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Kurzer Abriss
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Es wird ein Retraktor zur Verwendung bei einem chirurgischen Eingriff im Bereich einer Augenhöhle vorgeschlagen, der wenigstens zwei flächig ausgebildete Retraktionselemente sowie wenigstens ein Feder-Element umfasst. Die Retraktions-Elemente sind relativ zueinander zwischen einer Einführstellung mit einer ersten Flächenüberdeckung und einer Retraktionsstellung mit einer zweiten Flächenüberdeckung, die kleiner ist als die erste Flächenüberdeckung, beweglich, wobei das Feder-Element eine Vorspannung bereit stellt, welche die Retraktions-Elemente in die Retraktionsstellung drängt.
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Die flächig ausgebildeten Retraktions-Elemente können eine planare (also ebene) oder eine nicht-planare (also beispielsweise gewölbte) Form besitzen. Auch ist es denkbar, dass die Retraktions-Elemente eine Kombination aus planaren und nichtplanaren Flächen umfassen.
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Die Beweglichkeit der Retraktions-Elemente kann derart gewählt sein, dass das Feder-Element die Retraktions-Elemente in der Retraktionsstellung gegen einen Bereich der Augenhöhle zu drängen vermag (z.B. gegen einen Innenbereich oder einen Begrenzungsbereich der Augenhöhle). Zu diesem Zweck kann ein Querschnitt einer von den Retraktions-Elementen in der Retraktionsstellung definierten Fläche größer sein als ein entsprechender Querschnitt der Augenhöhle. Auf diese Weise lässt sich beispielsweise eine klemmende Aufnahme der Retraktions-Elemente in der Augenhöhle bewerkstelligen.
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Die Retraktions-Elemente können derart dimensioniert sein, dass sie im Wesentlichen vollständig in der Augenhöhle aufgenommen werden. Ausgenommen von der vollständigen Aufnahme kann beispielsweise lediglich wenigstens ein Befestigungsabschnitt sein, der die Retraktions-Elemente mit einem Griffbereich des Retraktors verbindet. Die effektive Fläche der Retraktions-Elemente weist hingegen vorteilhafterweise keinen Überstand über die Augenhöhle (d.h. aus der Augenhöhle heraus) auf.
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Was die Formgebung der Retraktions-Elemente anbelangt, sind unterschiedliche Ausgestaltungen denkbar. So können die einzelnen Retraktions-Elemente alle im Wesentlichen dieselbe Formgebung oder aber unterschiedliche Formgebungen aufweisen. In einer Ausgestaltung laufen die Retraktions-Elemente in Richtung des Augenhöhleninneren spitz zu. Erfindungsgemäß definieren die Retraktions-Elemente in ihrer Gesamtheit in der Retraktionsstellung eine blattförmige Fläche. Die blattförmige Fläche kann über einen Einschnitt in einen Befestigungsabschnitt übergehen, mittels dessen die Retraktions-Elemente mit einem Griffbereich des Retraktors verbunden sind. Die Lage des Einschnitts kann derart gewählt werden, dass er (in der Retraktionsstellung) im Bereich einer äußeren Begrenzung der Augenhöhle angeordnet ist.
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Der Retraktor kann ferner eine Betätigungseinrichtung umfassen, die dazu ausgebildet ist, die Retraktions-Elemente von der Retraktionsstellung unter Überwinden der Vorspannung in die Einführstellung zu bewegen. Die Betätigungseinrichtung ist zweckmäßigerweise (jedenfalls im Wesentlichen) translatorisch bewegbar. Sie könnte jedoch auch rotatorisch oder anderweitig bewegbar sein.
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Zusätzlich zur Betätigungseinrichtung kann der Retraktor einen Griffbereich umfassen, wobei die Betätigungseinrichtung zweckmäßigerweise im Griffbereich angeordnet ist. Der Griffbereich kann von einem einzigen Griffteil oder von mehreren Griffteilen gebildet werden. Gemäß einer Realisierung umfasst der Griffbereich zwei relativ zueinander bewegliche (z.B. verschwenkbare) Griffteile, welche gemeinsam die Betätigungseinrichtung bilden. Jedes Griffteil kann hierbei gelenkig mit je einem der Retraktions-Elemente gekoppelt sein.
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Die Griffteile können über ein Gelenk oder anderweitig miteinander gekoppelt sein. Das Feder-Element kann hierbei im Koppelbereich angeordnet sein oder aber die Kopplung selbst bilden. Gemäß einer ersten Ausführung sind (z.B. nach Art einer Pinzette) distale, der Augenhöhle abgewandte Abschnitte der Griffteile miteinander gekoppelt. Gemäß einer zweiten Ausführung sind (z.B. nach Art einer Schere oder Zange) zentrale Abschnitte der Griffteile miteinander gekoppelt.
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Gemäß einer weiteren Ausführung umfasst die Betätigungseinrichtung ein Schiebe-Element, das gelenkig mit zumindest einem der Retraktions-Elemente gekoppelt ist. Diese Kopplung kann über ein Getriebe erfolgen, welches eine translatorische Bewegung des Schiebe-Elements in eine Schwenkbewegung oder anderweitige Bewegung der Retraktions-Elemente umsetzt. Das Getriebe kann einen Scherenmechanismus umfassen.
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Die Retraktions-Elemente können relativ zueinander um einen gemeinsamen Schwenkpunkt bewegbar sein. Der Schwenkpunkt kann hierbei an einem proximalen, der Augenhöhle zugewandten Ende der Retraktions-Elemente vorgesehen werden. Ferner kann der Schwenkpunkt durch ein Lager (z.B. ein Gelenk) definiert vorgegeben werden.
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Die Retraktions-Elemente können jeweils eine ebene oder eine gekrümmte Form aufweisen. Bei einer gekrümmten Ausführung können die Retraktions-Elemente (jedenfalls in der Retraktionsstellung) gemeinsam eine konkav gewölbte Fläche, z.B. nach Art eines Löffels, definieren. Die Wölbung dieser Fläche kann mit der Wölbung des Augenhöhlenbodens ungefähr übereinstimmen.
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Zusätzlich kann der Retraktor eine Einrichtung zum Führen und/oder Begrenzen der Bewegung der Retraktions-Elemente umfassen. Diese Einrichtung kann beispielsweise durch den Eingriff eines an einem ersten Retraktions-Element befestigten Stifts in eine Nut, die an einem zweiten Retraktions-Element ausgebildet ist, bewerkstelligt werden.
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Figurenliste
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Weitere Vorteile, Einzelheiten und technischen Merkmale des hier vorgestellten Retraktors ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung der Ausführungsbeispiele unter Bezugnahme auf die Zeichnungen. Es zeigen:
- 1 eine Aufsicht auf ein erstes Ausführungsbeispiel eines Orbita-Retraktors in einer Retraktionsstellung (Grundstellung);
- 2 eine Seitenansicht des Orbita-Retraktors gemäß 1;
- 3 eine Aufsicht sowie eine Vorderansicht des Orbita-Retraktors gemäß 1 in einer Einführstellung (Betätigungsstellung); und
- 4 ein weiteres Ausführungsbeispiel eines Orbita-Retraktors in einer perspektivischen Ansicht in einem in die Augenhöhle eingeführten Zustand.
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Detaillierte Beschreibung
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Im Folgenden wird unter Bezugnahme auf die 1 bis 3 zunächst ein erstes Ausführungsbeispiel eines Orbita-Retraktors 10 erläutert. Die 1 und 2 zeigen dabei den Retraktor 10 in einer unbetätigten Grundstellung (Retraktionsstellung), während 3 den Retraktor 10 in einer betätigten Stellung (Einführstellung) veranschaulicht.
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Der Retraktor 10 umfasst einen distalen, der Augenhöhle abgewandten Griffbereich 12 sowie einen proximalen, der Augenhöhle zugewandten Kopfbereich 14. Der Griffbereich 12 ist nach Art einer Pinzette ausgebildet und umfasst zwei Griffteile 16, 18, die an ihren distalen Enden über eine Verbindungsstelle 20 miteinander gekoppelt sind. Die beiden Griffteile 16, 18 bilden eine Betätigungseinrichtung, um den Retraktor 10 von der in 1 gezeigten Retraktionsstellung in die in 3 gezeigte Einführstellung zu bringen.
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Die Griffteile 16, 18 sowie die Verbindungsstelle 20 sind einstückig ausgebildet und entstanden durch Biegen eines einzigen Blechstreifens mit federnden Eigenschaften. Aufgrund der federnden Eigenschaften des Blechstreifens wirkt die Verbindungsstelle 20 als Feder-Element, welches in dem in 1 veranschaulichten Zustand eine Vorspannung bereit stellt. Diese Vorspannung drängt die beiden Griffteile 16, 18 um die Verbindungsstelle 20 herum voneinander weg.
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Bei einem alternativen Ausführungsbeispiel wird die Verbindungsstelle 20 zwischen den beiden Griffteilen 16, 18 mittels eines Gelenks (z.B. mittels eines Scharniers) realisiert. Die Vorspannung kann in diesem Fall von einer im Bereich des Gelenks zwischen den beiden Griffteilen 16, 18 angeordneten Druckfeder bereit gestellt werden.
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Jedes der beiden Griffteile 16, 18 besitzt in einem mittigen Abschnitt eine Griffmulde 22, 24. Die Griffmulden 22, 24 gehen an ihren proximalen Enden in um 90° geschrenkte Befestigungsabschnitte über, an denen der Griffbereich 12 mit dem Kopfbereich 14 verbunden ist.
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Der Kopfbereich 14 umfasst zwei flächig ausgebildete Retraktions-Elemente 26, 28 aus dünnem Blech. Die beiden Retraktions-Elemente 26, 28 sind an ihren proximalen Enden an einem gemeinsamen Schwenkpunkt 30 miteinander verbunden und um diesen Schwenkpunkt 30 herum relativ zueinander schwenk- bzw. drehbar gelagert. Ferner sind die beiden Retraktions-Elemente 26, 28 an ihren distalen Enden über je ein Gelenk 32, 34 an die beiden Griffteile 16, 18 gekoppelt. Aufgrund dieser Koppelung der beiden Retraktions-Elemente 26, 28 an den Griffbereich 12 bewirkt die auf die Griffteile 16, 18 wirkende Vorspannung ein Aufschwenken (oder „Auffächern“) der beiden Retraktions-Elemente 26, 28 relativ zueinander um den Schwenkpunkt 30 herum. Die Vorspannung drängt die Retraktions-Elemente 26, 28 also in die in 1 veranschaulichte Retraktionsstellung.
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Die Schwenkbewegung der beiden Retraktions-Elemente 26, 28 relativ zueinander um den Schwenkpunkt 30 wird durch eine im Bereich der Retraktions-Elemente 26, 28 ausgebildete Einrichtung beschränkt. Diese Einrichtung umfasst einen ungefähr mittig am Retraktions-Element 26 befestigten Stift 36, der in eine am Retraktions-Element 28 ausgebildete Nut 38 eingreift. In der in 1 veranschaulichten Retraktionsstellung wird das Aufschwenken der beiden Retraktions-Elemente 26, 28 dadurch beschränkt, dass der Stift 36 in Anlage an das linke Ende der Nut 38 gelangt. Zusätzlich zu dieser Begrenzungsfunktion bewirkt das Zusammenwirken des Stifts 36 mit der Nut 38 auch eine Führung der Schwenkbewegung der beiden Retraktions-Elemente 26, 28 relativ zueinander um den Schwenkpunkt 30.
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Um den Retraktor 10 aus der Grundstellung gemäß 1 in seine in 3 dargestellte Einführstellung zu bringen, müssen die beiden Griffteile 16, 18 (nach Art der Griffteile einer Pinzette) unter Überwinden der Vorspannung so lange translatorisch aufeinander zu bewegt werden, bis der Stift 36 in Anlage an das in 3 rechte Ende der Nut 38 gelangt (oder die beiden Griffmulden 22, 24 sich berühren). Wie ein Vergleich der beiden 1 und 3A zeigt, ist die Flächenüberdeckung A1 der beiden Retraktions-Elemente 26, 28 in der Retraktionsstellung gemäß 1 kleiner als die Flächenüberdeckung A2 der beiden Retraktions-Elemente 26, 28 in der Einführstellung. Mit anderen Worten ist die von den beiden Retraktions-Elementen 26, 28 gemeinsam definierte effektive Fläche in der Einführstellung gemäß 3 kleiner als in der Retraktionsstellung gemäß 1. In der Einführstellung wird aufgrund des daraus resultierenden kleineren (maximalen) Rächenquerschnitts das Einführen des Retraktors 10 in die Augenhöhle erleichtert, während in der Retraktionsstellung eine größere effektive Fläche für die bestimmungsgemäßen Retraktionszwecke zur Verfügung steht.
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Wie in den 1 und 3A veranschaulicht, besitzt jedes der beiden Retraktions-Elemente 26, 28 die Form eines halben Blattes, welches in Richtung auf den gemeinsamen Schwenkpunkt 30 spitz zuläuft. In ihrer Gesamtheit definieren die beiden Retraktions-Elemente 26, 28 daher eine blattförmige Fläche, die in der Retraktionsstellung einen größeren Flächeninhalt als in der Einführstellung besitzt. Die blattförmige Fläche geht über seitliche Einschnitte 40, 42 in zwei schmale, stilförmige Befestigungsabschnitte 44, 46 über. Das distale Ende jedes Befestigungsabschnitts 44, 46 ist über das zugeordnete Gelenk 32, 34 mit dem Befestigungsabschnitt des zugeordneten Griffteils 16, 18 gekoppelt.
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Der maximale Querschnitt der blattförmigen Fläche in der Einführstellung kann ungefähr 1 bis 3 cm (z.B. ungefähr 1,5 bis 2,5 cm) betragen und kann sich in der Retraktionsstellung auf ungefähr 2 bis 5 cm (z.B. auf ungefähr 3 bis 4 cm) vergrößern. Die Länge der blattförmigen Fläche kann so gewählt werden, dass diese in der Retraktionsstellung vollständig in die Augenhöhle eingeführt werden kann (d.h. sie kann beispielsweise zwischen 1,5 und 3,5 cm liegen). Die Länge des Griffteils 10 kann im Bereich zwischen ungefähr 8 und ungefähr 15 cm (z.B. bei ungefähr 10 bis 12 cm) liegen.
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Wie die Seitenansicht des Retraktors 10 gemäß 2 veranschaulicht, können die Retraktions-Elemente 26, 28 in ihren Befestigungsabschnitten 44, 46 bezüglich des Griffbereichs 12 abgewinkelt sein. Dieses Abwinkeln erleichtert die Handhabung des Retraktors 10 und insbesondere das Einführen des Retraktors 10 in die Augenhöhle. Wie ferner 3B veranschaulicht, ist jedes der beiden Retraktions-Elemente 26, 28 seitlich außen nach oben abgewinkelt. Die Retraktions-Elemente 26, 28 definieren daher gemeinsam eine konkav gewölbte Fläche, welche die Retraktionsfunktion unterstützt. Die konkave Wölbung kann der Wölbung des Augenhöhlenbodens entsprechen.
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4 zeigt ein weiteres Ausführungsbeispiel eines Orbita-Retraktors 10 in einer perspektivischen Ansicht. Der Retraktor 10 gemäß 4 befindet sich in einem in eine Augenhöhle 50 eingeführten Zustand und weist dieselben Funktionen auf wie der unter Bezugnahme auf die 1 bis 3 beschriebene Orbita-Retraktor. Aus diesem Grund gelten die nachfolgenden funktionalen Ausführungen auch für den vorstehend beschriebenen Retraktor.
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In konstruktiver Hinsicht besteht eine erste Abweichung zwischen dem Orbita-Retraktor 10 gemäß 4 und dem vorstehend beschriebenen Retraktor darin, dass der Retraktor 10 gemäß 4 aus einem einzigen Blechteil (wiederum nach Art einer abgewinkelten Pinzette) gefertigt ist. Ferner wurde auf die Begrenzungs-/Führungseinrichtung (aus Stift 36 und Nut 38 gemäß 1) ebenso verzichtet wie auf die gemeinsame Lagerung der Retraktions-Elemente 26, 28 an einem proximalen Schwenkpunkt (Bezugszeichen 30 in 1).
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Im Rahmen eines chirurgischen Eingriffs wird zunächst im Bereich eines unteren Abschnitts der Augenhöhlenöffnung ein kleiner Einschnitt gemacht, der gerade ausreicht, um die Retraktions-Elemente 26, 28 in der Einführstellung (analog 3) in der Augenhöhle 50 zu platzieren. Die Retraktions-Elemente 26, 28 sind dabei derart dimensioniert, dass sie im Wesentlichen (mit Ausnahme der Befestigungsabschnitte 44,46) vollständig in der Augenhöhle 50 aufgenommen werden können (vgl. 4). Darauf hin werden die Retraktions-Elemente 26, 28 über den Einschnitt in die Augenhöhle 50 eingeführt. Im Anschluss daran wird die vom Chirurgen auf die Griffteile 16, 18 aufgebrachte Kraft reduziert, so dass die Retraktions-Elemente 26, 28 aufgrund der inhärenten Vorspannung in die in 4 veranschaulichte Retraktionsstellung gedrängt werden. Die beiden Griffteile 16, 18 führen hierbei eine Translationsbewegung durch.
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Sobald sich die Retraktions-Elemente 26, 28 in der Retraktionsstellung befinden, lässt sich von dem Retraktor 10 bestimmungsgemäß Gebrauch machen. So kann beispielsweise das die Augenhöhle 50 ausfüllende Weichgewebe zurückgeschoben werden, um eine Augenhöhlenbodenfraktur zu behandeln. Zusätzlich oder alternativ hierzu kann der Retraktor 10 auch dazu eingesetzt werden, Weichgewebe im Vorfeld des Einschnitts zurückzuschieben, um den für den Einschnitt vorgesehenen Bereich freizuhalten.
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Die Beweglichkeit der Retraktions-Elemente 26, 28 kann (beispielsweise über die Länge und Lage der Nut 38 gemäß den 1 bis 3) derart gewählt sein, dass die Vorspannung die Retraktions-Elemente 26, 28 in der Retraktionsstellung (vgl. 1 und 4) gegen das Innere der Augenhöhle 50 zu drängen vermag. Daher ist ein Querschnitt der von den Retraktions-Elementen 26, 28 in der Retraktionsstellung definierten Fläche größer als ein entsprechender Querschnitt der Augenhöhle. Dies führt zu einer Verklemmung der Retraktions-Elemente 26, 28 in der Augenhöhle 50. Je nach Dimensionierung der Vorspannung kann mit dieser Verklemmung eine Selbsthaltefunktion des Retraktors 10 in der Augenhöhle 50 bewerkstelligt oder unterstützt werden.
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Wie in 4 veranschaulicht, sind die Einschnitte der Retraktions-Elemente 26, 28 in der Retraktionsstellung im Bereich der Öffnung der Augenhöhle 50 angeordnet. Diese Maßnahme unterstützt die im Wesentlichen vollständige Aufnahme der Retraktions-Elemente 26, 28 in der Augenhöhle 50 und erleichtert den Zugang zur Augenhöhle 50 mittels anderweitiger chirurgischer Instrumente.
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Obwohl die geschilderten Ausführungsbeispiele eine Betätigungseinrichtung für die Retraktions-Elemente nach Art der Griffteile einer Pinzette besitzen, versteht es sich, dass anderweitige Betätigungseinrichtungen ebenfalls Verwendung finden können. So könnte etwa daran gedacht werden, die Betätigungseinrichtung mittels eines nach Art einer Zange oder Schere ausgebildeten Griffbereichs zu realisieren. Bei einer derartigen Ausführung könnte in einem Gelenkbereich eine Druckfeder oder ein anderweitiges Feder-Element vorgesehen werden, welches die Vorspannung bereitstellt, um die Retraktions-Elemente in die Retraktionsstellung zu drängen. Der Fachmann wird darüber hinaus aufgrund seines Fachwissens in der Lage sein, anderweitige Betätigungseinrichtungen (z.B. auf der Grundlage eines federkraftbeaufschlagten Schiebe-Elementes) für die Retraktions-Elemente zu realisieren.
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Wie sich aus der vorhergehenden Beschreibung beispielhafter Ausführungsformen ergibt, ist der hier vorgestellte Orbita-Retraktor einfach zu bedienen. Das Vorspannen des Retraktors in die Retraktionsstellung erleichtert dessen Benutzerfreundlichkeit, da ein Chirurg durch einfaches Reduzieren der Betätigungskraft den Retraktor aus seiner Einführstellung die Retraktionsstellung überführen kann. Die Vorspannung kann darüber hinaus zu einem die Lage des Retraktors stabilisierenden Verklemmen der Retraktions-Elemente innerhalb der Augenhöhle führen. Im Extremfall ließe sich auf diese Weise sogar eine auf der bereit gestellten Vorspannung basierende Selbsthaltefunktion für den Retraktor realisieren.
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Vorteilhaft ist ferner eine Ausgestaltung, bei der die Retraktions-Elemente in der Retraktionsstellung vollständig in der Augenhöhle aufgenommen sind, da auf diese Weise die Retraktions-Elemente den Zugang zur Augenhöhle für anderweitige chirurgische Instrumente nicht beeinträchtigen. Außerdem kann mittels des hier vorgestellten Retraktors der Zugang zur Augenhöhle klein gehalten werden (es ist also keine unnötige Aufweitung erforderlich).
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Es ist noch anzumerken, dass die Einrichtung zum Führen bzw. Begrenzen der Bewegung der Retraktions-Elemente (aus Stift 36 und Nut 38) auch anderweitig ausgebildet sein könnte. Insbesondere wäre es denkbar, diese Einrichtung derart am Retraktor vorzusehen, dass sie in der in die Augenhöhle eingeführten Stellung der Retraktions-Elemente außerhalb der Augenhöhe liegt.