Verfahren und Einrichtung zum Anknüpfen der Ketten am Webstuhl Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zum Anknüpfen von Ketten an einem Webstuhl bei ununter brochenem Webstuhlgang, bei dem das Ende der alten Kette, deren Rest in einer denselben nachgiebig in Schleifenform haltenden Speichervorrichtung gespeichert ist, manuell oder maschinell an den Anfang der neuen Kette angeknüpft wird, und eine Vorrichtung zum Durchführen dieses Verfahrens mit einem gebremsten Baum von rauher Oberfläche, der im Abschnitt zwischen Kettbaum und Streichbaum angeordnet ist.
Das Anknüpfen der Ketten am Webstuhl erfolgt bisher in der Weise, dass nach dem Abweben der alten Kette der Stuhl stillgesetzt, der leere Kettbaum abgenom men und der volle Kettbaum eingelegt wird, worauf die Enden der alten Kette manuell oder mittels einer mechanischen Vorrichtung an die Fadenenden der neuen Kette angeknüpft werden. Dieses Verfahren hat den Nachteil, dass der Stuhl während der Manipulation mit den Kettbäumen und während des Anknüpfens erfah- rungsgemäss 2 bis 4 Stunden ausser Betrieb gesetzt werden muss.
Das Verfahren zum Anknüpfen der Kettfäden am Webstuhl bei ununterbrochenem Webvorgang sowie auch eine Vorrichtung zum Durchführen desselben sind bekannt. Dieses Verfahren ist durch eine besondere Vorbereitung des Kettbaumes bedingt. Von den vorgeleg ten Spulen wird eine bestimmte Fadenlänge von ungefähr 20 Meter abgewickelt und auf einen Hilfsbaum aufgewik- kelt. Die einzelnen Kettfäden werden danach in einer längs des Kettbaumkernes ausgeführten Nute mittels einer Riegelstange eingeklemmt.
Nach dieser Operation wird der Kettbaum in Gang gesetzt, wobei auf seinen Kern einerseits die Kettfäden vom Hilfsbaum, anderer seits die von den Spulen kommenden Kettfäden aufge wickelt werden. Nach dem Abwickeln der oben erwähnten Kettfadenreserve vom Hilfsbaum werden die Kettfäden weiterhin nur von den Spulen aus auf den Kettbaum aufgewickelt.
Der derart aufgewickelte Kettbaum wird danach auf übliche Weise eingelegt und die Kettfäden in Geschirr eingezogen. Dann kann der Webvorgang fortgesetzt werden. Nachdem nur die Kettfadenlänge von ungefähr 40 Meter auf dem Kettbaum geblieben ist, beginnt auch die Fadenreserve von 20 Meter abgewickelt zu werden, deren Ende in eine Speichervorrichtung eingezogen wird. Bei weiterem Webvorgang wird die doppelte Kette vom Kettbaum abgewickelt, von welcher der eine Teil in das Geschirr eingeführt, während der andere schleifenförmig in der Speichervorrichtung akkumuliert wird.
Das Ende der alten (ausgewobenen) Kette, deren Reserve in der Speichervorrichtung akkumuliert ist, wird an den Anfang der Kettfäden des vollen Kettbaumes angeknüpft, wel cher Kettbaum gleichweise wie der ausgewobene Kett- baum vorbereitet wurde.
Die entsprechende konstante Spannung der alten Kette in der Speichervorrichtung wird durch die Brems vorrichtung gesichert.
Nachdem die Kette vom alten Kettbaum abgewickelt worden ist, ist es notwendig, diese durch Abnehmen der Riegelstange aus der Kernnute freizugeben. Die derart abgelassene Fadenlänge wird unmittelbar mit Hilfe eines Gewichts kompensiert.
Vor dem Ausweben der Kettfadenreserve ist es notwendig, den Webstuhl stillzusetzen, den Kettbaum durch einen vollen zu ersetzen, die abgelassene Kettfa- denlänge rückwärts auf den vollen Kettbaum aufzuwik- keln und die richtige Kettfadenspannung einzustellen. Erst nach diesen Operationen ist der Webstuhl anlassbe- reit.
Das beschriebene Verfahren erfordert das Aufwickeln bestimmter Fadenlänge auf den Hilfsbaum, weiter das Einklemmen der Kette auf dem Kettbaumkern und endlich das Aufwickeln der Kette auf den Kettbaum. Bei diesem Aufwickeln der Kette auf den Kettbaum erfolgt eine unerwünschte Schwankung der Kettfadenspannung im Abschnitt des Doppelwickels.
Vor dem Ausweben des alten Kettbaumes ist es weiter notwendig, den Webstuhl stillzusetzen, die Riegel stange abzunehmen und die entsprechende Kettfaden- spannung einzustellen.
Bei weiterem Ausschöpfen der akkumulierten Kettfa- denreserve ist es notwendig, den Webstuhl wieder stillzusetzen, den alten Kettbaum herauszunehmen, durch einen vollen zu ersetzen, die abgelassene Kette rückwärts auf den vollen Kettbaum aufzuwickeln, die richtige Kettfadenspannung einzustellen und den Webstuhl wie der in Gang zu setzen.
Die Speichervorrichtung muss mit einem verhältnis- mässig komplizierten Bremsmechanismus versehen wer den, so dass sie grosse Ansprüche an Arbeitsraum stellt, was vom Standpunkt des relativ kleinen, zur Manipula tion und Betriebsverkehr bestimmten Platzes in der Maschinenallee sehr nachteilig ist.
Mit Rücksicht auf die erwähnten Nachteile wird das letztgenannte Verfahren in der Praxis nicht verwendet. Die angeführten Nachteile sollen durch das erfin- dungsgemässe Verfahren zum Anknüpfen von Ketten am Webstuhl bei ununterbrochenem Webstuhlgang, bei dem das Ende der alten Kette, deren Rest in einer denselben nachgiebig in Schleifenform haltenden Speichervorrich tung gespeichert ist, manuell oder maschinell an den Anfang der neuen Kette angeknüpft wird, beseitigt werden, was dadurch erreicht wird,
dass der vom alten Kettbaum abgewickelte Rest der im Abschnitt zwischen Kettbaum und Streichbaum gebremsten Kette in die Speichervorrichtung eingezogen wird.
Die aus einem gebremsten Baum mit rauher Oberflä che bestehende, zwischen Kettbaum und Streichbaum angeordnete Bremseinrichtung ist an und für sich bekannt. Bei diesen bekannten Vorrichtungen ist der Kettbaum leicht drehbar gelagert und wird der Baum mit rauher Oberfläche mit einer konstanten, entsprechend grossen Kraft, z.B. von einer Federbremse abgeleiteten Kraft, abgebremst. Die vom Kettbaum abgenommene Kette wird mit möglichst grossem Umspannungswinkel um den gebremsten Baum geschlungen.
Zur Erzielung eines maximalen Umspannungswinkels verwendet man eine drehbar gelagerte Führungswalze, während die eigentliche Bremswirkung durch den gebremsten Baum mit rauher Oberfläche ausgeübt wird. Der Umspannungs- winkel kann entweder durch Änderung des Durchmessers des gebremsten Baumes oder der Stellung der Führungs walze zum gebremsten Baum variiert werden. Diese Vorrichtung wurde in der Praxis jedoch nicht angewen det, da damit keine konstante gleichmässige Bremsung der Kette während des Abwebens verlässlich gesichert werden konnte.
Damit diese an sich bekannte Vorrich tung zum Bremsen der Kettfäden auf den üblichen Webstühlen anwendbar ist, muss die Kette unter gewisser Spannung vom Kettenbaum abgewickelt werden, da die Kettfäden andernfalls nicht straff an dem gebremsten Baum anliegen, und bei Spannungsänderungen, die z.B. bei ungleichmässiger Kettbaumbewicklung auftreten, u.ä. würde sich auch die Einstellung der Ware ändern.
Zur Durchführung des erfindungsgemässen Verfah rens wurde eine erfindungsgemässe Vorrichtung geschaf fen, durch welche der angeführte Nachteil beseitig wird. Die Vorrichtung mit einem gebremsten Baum mit rauher Oberfläche, der zwischen Kettbaum und Streichbaum angeordnet ist, ist erfindungsgemäss mit mindestens einer Anpresswalze versehen, die mit dem gebremsten Baum zusammenwirkt.
Der Vorteil dieser Erfindung besteht darin, dass sie das Anknüpfen der Kette bei maximaler Ausnützung des Webstuhles ermöglicht. Die Vorrichtung ist einfach und kann mit nur geringem Kostenaufwand bei allen Web stuhltypen angewendet werden.
Eine beispielweise Ausführungsform des Erfindungs gegenstandes soll anhand der Zeichnung nachfolgend näher erläutert werden. In den Seitenwänden 1 eines Webstuhls ist der Kettbaum 2 leicht drehbar gelagert. Die Lager selbst sind nicht eingezeichnet. Zwischen dem Kettbaum 2 und dem Streichbaum 3 befindet sich der gebremste Baum 4. Auf den Baum 4 wirkt eine konstante Bremskraft entspre chender Grösse, die z.B. durch eine nicht dargestellte Bandbremse hervorgerufen wird.
Der gebremste Baum 4 wirkt mit zwei Anpresswalzen 5, 6 zusammen, die so an seinem Umfang angeordnet sind, dass ein möglichst grosser Umspannungswinkel der Kette 7 erzielt wird. Die Anpresswalzen 5, 6 werden zum gebremsten Baum 4 mittels nicht eingezeichneter Feder, Gewichte oder eines Hebelgestänges u.ä. angepresst. Das Anpressen muss so stark sein, dass ein Schlupf der Kettfäden verhindert wird. Aus demselben Grunde müssen auch der gebremste Baum 4 und die Anpresswalzen 5, 6 mit einer rauhen Oberfläche versehen sein, die einen genügend hohen Reibungskoeffizient besitzt.
In dem Ausführungsbeispiel werden zwei Anpress- walzen 5, 6 verwendet. Die Vorrichtung kann jedoch auch so ausgebildet sein, dass die zweite Walze in der Laufrichtung der Kette 7 nicht durch eine der üblichen Einrichtungen angepresst wird, sondern dass dies bei entsprechender Stellung der Walze durch die Kettspan- nung selbst erfolgt.
Zum Anknüpfen der Kette am Webstuhl dient eine Speichervorrichtung 8, welche den Kettenrest nachgiebig in Schleifenform hält, und welche einen fahrbaren Unterteil 9 umfasst. Die Speichervorrichtung 8 besitzt eine Tragplatte 10, die in ihrem oberen Teil mit einer Reihe von Leitrollen 11 versehen ist, die an der Tragplatte 10 drehbar gelagert sind.
Zwischen den Leitrollen 11 befinden sich in der Tragplatte 10 vertikal angeordnete Führungsnuten 12, in denen Spannstäbe 13 mit ihrem einen Ende gleitend gelagert sind. Im vorderen Eintrittsteil der Speichervorrichtung 8 befinden sich zwei stabile, jedoch herausziehbare Führungsstäbe 14, 15 und im rückwärtigen unteren Teil der stabile, und gleichfalls herausziehbare Führungsstab 16.
Während des Webens wird die vom Kettbaum 2 abgewickelte Kette 7 über die Anpresswalze 6 geführt, umschlingt den gebremsten Baum 4 und läuft über die zweite Anpresswalze 5 und den Streichbaum 3 zur Webebene. Die Kette 7 wird während des Webens durch den gebremsten Baum 4 in konstanter Spannung gehalten.
Soll eine neue Kette auf den Webstuhl eingelegt werden, verfährt man in folgender Weise: Der Rest der nicht abgewebten Kette T, in der Länge von ca.5 bis 8 Meter, wird, ohne den Webstuhl stillzuseizen, vom alten Kettbaum 2 abgewickelt und in die Speichervorrichtung 8 eingeführt.
Der eigentliche Einzug der alten Kette 7 in die Speichervorrichtung 8 erfolgt in der Weise, dass die Kette 7' auf die Leitrollen 11 gelegt und fortschreitend durch die Spannstäbe 13 beschwert wird, die durch ihr Eigengewicht in den unteren Teil der Tragplatte 10 gleiten und dadurch die Gesamtlänge der abgewickelten alten Kette 7' in Hänge schleifenform überführen. Hierauf wird der leere Kett- baum 2 durch einen vollen ersetzt.
Vom vollen Kettbaum 2 werden die Fadenenden der neuen Kette 7" abgezogen und in den unteren Teil der Speichervorrichtung 8 über den Führungsstab 16 eingezo gen. Das Ende der alten Kette 7' und der Anfang der neuen Kette 7" wird in eine nicht dargestellte Anknüpf- vorrichtung gelegt, wo die Kettfäden manuell oder automatisch, während der Webstuhl in Gang bleibt, angeknüpft werden. Während des Webens verkürzt sich die Länge der alten Kette 7' und die Spannstäbe 13 werden allmählich in die obere Lage über die Leitrollen 11 gezogen.
Beim Abweben der Kettreserve aus der Speichervorrichtung 8 wird die verbliebene Fadenschleife aus den Leitrollen 11 gezogen und nach Herausziehen der Führungsstäbe 14, 15 und 16 auf den neuen Kettbaum 2 aufgewickelt. Der fahrbare Unterteil 9 wird dann vom Stuhl entfernt.
Sämtliche Manipulationen, sowohl das Abnehmen und Einlegen der Kettbäume als auch das eigentliche Anknüpfen, werden durchgeführt, während der Webstuhl in Gang ist.