Verfahren zum Verhüten der elektrostatischen Aufladung einer Schallplatte
Es ist bekannt, dass eine Schallplatte, die wenigstens an der Oberfläche aus einem harzartigen Stoff, z. B. einem synthetischen Harz wie Polyvinylehlorid, Polystyrol oder einem Copolymer von Vinylchlorid und Vinylacetat besteht, oft eine elektrostatische Ladung annimmt, die meist durch Reibung der Plattenoberfläehe auf einer Unterlage entsteht. Solehe elektrostatisch aufgeladenen Schallplatten ziehen Staub, lose Papierfasern der Ver Packung und dergleichen an, die äusserst sehwierig zu entfernen sind, umsomehr da das Reiben mit einem Tuch, einer Bürste oder dergleiehen die elektrische Ladung an der Oberfläche noch vergrössert. Solcher Staub verringert die Qualität der Schallwiedergabe und mu¯ daher entfernt werden.
Hierf r ist es bereits bekannt, sogenannte antistatische Mittel in eine Schallplatte einzubringen, die die elektrische Ladung schnell abfliessen lassen und somit das Festhalten von Staub auf der Platte verhüten.
Solche antistatische Mittel sind z. B. in den amerikan. Patentschriften Nrn. 2540981, 2579375 und 2624725 besehrieben.
Es hat sieh jedoch ergeben, dass diese Mittel nicht stets gleiehmässig gut wirken und weiter, dass die Tonwiedergabe einer Schallplatte mit einem derartigen Mittel oft schleeht ist, da ein Störton entsteht. Wahrscheinlich ist die LTnwirksamkeit des antistatischen Mittels darauf zurückzuführen, dass es durch die Harzmasse bedeckt ist und dass sich das antistatisehe Mittel wÏhrend des Warmpressens der Masse bei der Herstellung der Schallplatte zersetzen kann. Eine zu diesem Zweck vorgenommene Untersuchung hat erwiesen, dass die Zersetzungsprodukte eines antistatischen Mittels selbst wahrscheinlich die Nebentone hervorrufen ; überdies liegt die Möglich- keit vor, dass diese Zersetzungsprodukte das harzartige Material der Platte katalytisch zersetzen.
Es wurde auch bereits vorgeschlagen, eine Schallplatte mit der Losung eines antistatischen Mittels in einem flüchtigen Lösungs- mittel zu befeuchten. Dieses Verfahren wirkt jedoch nur dann auf die Dauer, wenn die Schallplatten sorgfältig behandelt werden und der Staub stets mit einem reinen, insbesondere fettfreien Tuch oder mit einer Bürste ent fernt und eine Berührung mit der Hand vermieden wird.
Werden diese Vorkehrungen unterlassen, so verringert sich die antistatische Wirkung schnell und das Befeuchten muss dann wiederholt werden, was in der Praxis häufig dazu führt, dass die Plattenoberfläche klebrig wird, da das Lösungsmittel oft nicht vollständig verdampft, das antistatische Mittel zu reichlich aufgetragen oder das Lösungsmittel verunreinigt wird. Infolgedessen bleiben Staub teilchen auf der Plattenoberfläche kleben, die nur mit einem Reinigungsmittel entfernt werden können, worauf die Platte wieder mit einer neuen Schicht antistatischen Mittels überzogen werden muss.
Gemäss der Erfindung wird die elektrostatische Aufladung einer Schallplatte unter Anwendung antistatischer Mittel dadurch verhindert, dass die Plattenoberfläche peri odisch mit Teilen einer Verpaekung mit antistatischen Mitteln in Berührung gebraeht wird, die diese Mittel auf die Plattenober fläehe bertragen.
Bekanntlich ist die meist aus Papier oder Pappe hergestellte Schallplattenschutzhülle ziemlich dauerhaft, in die die Platte gewohn- lich nach dem Abspielen wieder hineingescho- ben wird. Die Erfindung macht sich die Erkenntnis zunvtze, dass diejenigen Teile der Sehutzhülle, die mit der Plattenoberfläehe in Berührung kommen, wenn sie mit einem antistatischen Mittel versehen sind, stets etwas von diesem Mittel auf die Plattenoberfläche übertragen, wenn die Platte hineingeschoben wird und dass bei richtiger Dosierung und Haftung eines antistatischen Mittels an den erwähnten Teilen der Schutzhülle stets Staub, Papierfasern, Plüsch und dergleichen leicht entfernt werden können und nicht mehr angezogen werden,
wobei die vorerwähnten Nachteile bei einer Behandlung mit einer LbsLmg eines antistatischen Mittels vermieden werden.
Es hat sich nÏmlich ergeben, dass bereits s äusserst kleine Mengen des antistatischen Mittels ausreichen können. In manchen Fällen genügt eine Menge von 0, 005 mg antistatischen Mittels pro dmS Plattenoberfläehe, um die elektrische Ladung abfliessen zu]. as- sen, während Mengen bis zu 2, 5 mg pro dm2 einer Schallplatte stets hinreichen, um sogar bei geringer Luftfeuchtigkeit, z. B. bei einer relativen Feuchtigkeit von 20 /o, eine Ober fläehenladung sehnell abfliessen zu lassen.
Eine geeignete Verpackung ist imstande, eine wesentlich grössere Menge oberflächlich festzuhalten und bei periodischer Berührung teilweise abzugeben.
Geeignete Mengen des in die Verpackung aufgenommenen antistatischen Mittels betragen von 1 bis 30 g pro m2 Verpackung, was von der Art des antistatischen Mittels und des Verpackungsmaterials abhängt.
Bei einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird eine Verpackung verwendet, deren die Sehallplatte berührenden Teile aus einem porösen, faserigen Material bestehen, das als Träger des antistatischen Mittels dient. Solches Material hat sich als geeignet erwiesen, um das antistatische Mittel in ausreichenden Mengen auf die Plattenoberfläche zu bertragen.
Da eine poröse Fasersehicht, z. B. Filtrierpapier und dergleichen, sich nicht als Schutzliülle. eignet, wird vorzugsweise eine solche aus mindestens zwei BlÏttern verwendet, wobei innen eine poröse Faserschicht und als Aussenschicht ein steifes Papier benutzt wird.
Es hat sich jedoch gezeigt, dass häufig im Innern der Faserschiclit enthaltene antistatische Mittel verhältnismässig schwierig abgegeben werden.
Bei einer andern bevorzugten Ausfüh- rungsform der Erfindung wird daher das antistatische Mittel m¯glichst auf der Seite der Faserschicht konzentriert, die die Schallplatte berührt. Dies kann auf verschiedene Weise erreicht werden, z. B. indem die Faserschicht mit der Suspension eines antistatischen Mittels in einer flüehtigen Flüssigkeit bespritzt wird, die darauf verdampft wird.
Die suspendierten Teilchen bleiben dann auf der Oberfläche des porösen Materials zurück, und die Flüssigkeit, die zum grössten Teil hineindringt, wird verdampft. Die Faserschicht kann auch intensiv erwärmt und auf die warme Schicht eine Lösung eines antistatischen Mittels in einer flüchtigen Losung gespritzt werden. Dieses Lösungsmittel verdampft schnell, bevor es die Möglichkeit hat, tief in die Fasersehicht einzudringen. Durch die Wahl der Temperatur, des angewandten Lösungsmittels, der Umstande, unter denen dieses Lösungsmittel verdampft wird, und der Porosität kann erzielt werden, dass das anti statisehe Mittel in einer verhältnismässig dünnen Schicht konzentriert wird.
Man kann auch in der Weise vorgehen, dass auf der die Schallplatte nicht berührenden Seite die Poren mit einem inerten Mittel, z. B. Vaseline, ausgefüllt werden.
Bei einer weiteren bevorzugten Ausfüh- rungsform der Erfindung wird ein antistati selles Mittel in Form einer etwas klebrigen Schicht auf einer nicht absorbierenden Fläche angebracht, gegen welche die Faserschicht gedrückt wird. Dies hat den Vorteil, dass eine Bearbeitung mit flüchtigen Losungsmitteln in Wegfall kommt.
Viele antistatische Mittel sind zähflüssig oder breiartig und können somit unmittelbar verarbeitet werden. Antistatische Mittel, deren Konsistenz sich nicht für diese Anwendung eignet, können mit neutralen, einen Brei bildenden Stoffen, vorzugsweise einem pflanz- liehen öl, z. B. Baumwollkorn¯l, gemischt werden.
Bei einer geeigneten Ausführungsform dieses Verfahrens wird eine Faserschicht ge in der in der Druckerei angewandten Technik mit einem antistatisch wirksamen Brei bedruekt, wobei der bedruckte Teil der Faserschieht, wenigstens sofern er nach Verarbeitung der Fasersehicht zu einer Schutzhülle eine verpackte Schallplatte berührt, im Vergleich zu dem nicht bedruckten Teil gross ist.
Bei den folgenden Ausführungsbeispielen wird die Erfindung in einigen praktischen Fällen näher erläutert. Das Resultat der vorstehend beschriebenen Bearbeitungen ist in dem Oberflächenwiderstand ausgedrückt, der zwischen zwei Elektroden aus leitendem Gummi gemessen ist, die mit einem gegen seitigen Abstand von 1 cm gegen eine Schall- platte gedrückt werden, und wobei eine lleichspannung von 100 V zwischen den Elek troden liegt. Es sei dabei bemerkt,
dass die bei diesen Ausführungsbeispielen angewandten Schallplatten im nicht behandelten Zu- stand einen Oberflächenwiderstand von mehr als 1013 Ohm aufweisen und dass bei einem Oberflächenwiderstand von weniger als etwa 1012 Ohm Staub, Papierfasern, Plüsch und dergleichen nicht mehr angezogen oder festgehalten werden. Die Messungen sind bei verschiedenem Feuchtigkeitsgehalt der Umgebungsatmosphäre durchgeführt, naehdem die Schallplatte mindestens l/2 Stunde der bei jedem Messwert angegebenen Feuchtigkeit ausgesetzt worden war.
Ausführuxgsbetspiel I
Ein Stück Filtrierpapier von 36 X 18 cm wird auf eine warme Niekelplatte gelegt und darauf gleichmässig mit 6 cm3 einer 15 /oigen, wässerigen Lösung eines unter dem Namen Zelec NE durch die Firma Du Pont de Nemours in den Handel gebrachten Alkoholphosphates bespritzt.
Man trocknet das Papier und faltet es darauf um eine Schallplatte, die im wesent- lichen aus einem Copolymer aus Vinylehlorid und Vinylacetat besteht, in der Weise, dass die bespritzte Seite an der Platte liegt ; darauf wird die verpackte Platte in einen Umsehlag geschoben.
Nach zwei Tagen Aufbewahrung kann die Schallplatte durch Reibung mit einem Wolltuch nicht mehr aufgeladen werden.
Oberfliiehenwiderstand Relative Feuchtigkeit
2, 109 Ohm/em 200/o 3, 108 Ohm/em 40 /o
5, 107 Ohm/em 600/o
1, 107 Ohm/em 800/o
Diese Messergebnisse. wurden gefunden, naehdem die Platte kräftig abgerieben worden war.
Ausf hrungsbeispiel II
Ein Stück Filtrierpapier von 36X18 cm wurde auf einer Seite mit 6 em3 einer 15%igen Suspension von Cathionic SFM (eines durch die Firma Lancro Chemicals in den Handel gebraehten Produktes) bespritzt ; die Suspension wurde dadurch hergestellt, dass eine 30%ige L¯sung in Alkohol mit dem gleichen Wasservolumen verdünnt wurde. Das Papier wurde weiter wie in Beispiel I mit qualitativ demselben Resultat behandelt.
Bei 20% relativer Feuchtigkeit ergab die Messung einen Oberflächenwiderstand von 1011 Ohm/cm.
Ausf hrungsbeispiel III
Wie in Beispiel II wurde weiches, weisses Verpackungspapier verwendet, das mit einer Losung von Duponol G der Firma Du Pont de Nemours bespritzt war. Der Oberfläehenwiderstand schwankte zwischen 1010 und 108 Ohm/cm, wenn die relative Feuchtigkeit der Atmosphäre von 20 auf 80 /o stieg.
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Vier Blätter Filtrierpapier mit einer Grosse von 36X18 cm wurden auf einer Seite mit 10 em3 einer 2%igen L¯sung von Vaseline in Tetrachlorkohlenstoff bespritzt, worauf das Losmgsmittel an der Luft verdampft wurde.
Die versehiedenen Blätter wurden danach auf der andern Seite mit a) 6 em3 einer 15 /oigen Lösung von Duponolo G in Wasser, b) 6 em3 einer 15 %igen Losung von Aerotexo in Tetrachlorkohlenstoff ( Aero tex zist ein nichtionogenes, antistatisches Mittel, das unter diesem Namen von der American Cyanamid Company in den Handel gebracht wird), c) 6 cm3 einer 15%igen L¯sung von Tergitol Dispersant NPX von der Carbide & Carbon Chemicals Company in Tetrachlor- kohlenstoff bespritzt.
Der Oberflächenwiderstand, bei 38 I/o relativer Feuchtigkeit, an einer in diesem Papier verpackten Schallplatte gemessen, war : a) 3, 10io Ohm/cm, b) 1011 Ohm/em, c) 1011 Ohm/cm.
Ausf hrungsbeispiel V
Filtrierpapier wurde mittels einer Presse mit Zelee NE bedruckt, wobei etwa 90 ouzo der Oberfläehe des Filtrierpapiers bedeekt wurde.
Die durch das Papier aufgenommene Menge antistatischen Mittels war 15, 8 g/m2 Mit Hilfe dieses bedruckten Papiers wurde eine Schallplattenumhüllung hergestellt, deren bedruckte Papiersehicht die Innenseite bildet.
Eine Schallplatte wurde nach kurzer Aufbe wahrungszeit vollständig antistatisch, da der Oberflächenwiderstand bei 20 /o relativer Luftfeuchtigkeit zu 5, 109 Ohm/em gemessen wurde.
Ausfiiltrungsbeispiel VI
Ein Stüek Filterpapier wurde mit der Oberfläche einer Glasrolle in Beriihrung ge braclit, die gleichmässig mit einem antistatischen Mittel bedeekt war. Auf diese Weise wurde von Zelee NE 11, 5g/m2 und von Lau- rylpiridiniumehlorid 7, 6 g/m2 auf das Filtrierpapier aufgebracht. Nachdem die behandelten Filtrierpapiere zu einer Verpackung verarbeitet waren, zeigte sich, dass eine Schallplatte aus einem Copolymer von Vinylehlorid und Vinylacetat in dieser Verpaekung vollständig antistatisch wurde.