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Verfahren zum Anwärmen von Rübenschnitzeln.
Seit dem Bestehen der Diffusionsarbeit ist man bestrebt, die frischen Riibenschnitzel, welche ca. 5 bis 200 C haben, vor dem Berühren mit dem heissen Safte, der ca. 700 C hat, auf dieselbe Temperatur zu bringen, um ein Abkühlen des heissen Saftes zu vermeiden und dadurch die Diffusionsarbeit schneller und sicherer bei guten Auslaugungen zu ge-
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vermieden und kann eine Gärung infolgedessen nicht eintreten.
Man hat nun das Anwärmen der Rübenschnitzel zur Erleichterung der Saftgewinnung durch Diffusion oder Abpressen bereits mit den verschiedensten Mitteln versucht, z. B. wird entlasteter Dampf von geringerem als Atmosphärendruck verwendet, indem der Dampf in die luftleer gemachten, die Schnitzel enthaltenden Diffusionsgefässe eingeführt wurde. Dieses Verfahren erfordert besondere Kraft und Einrichtungen zum Evakuieren dieser Gefässe, verzögert die Diffusion und verlangt mehr Diffusionsgefässe als üblich, ohne jedoch eine gleichmässige Erwärmung herbeizuführen. Statt entlasteten Dampfes hat man ferner warme Luft und eine Flüssigkeit, z. B. heisses Wasser, verwendet.
Wasser bewirkt aber eine starke Verdünnung des Saftes und erfordert eine kostspielige Apparatur, während heissen Luft schädigend auf den Zucker einwirkt, indem sie mit Hilfe des Sauerstoffes den rohen Saft zersetzt. Ausserdem ist es unmöglich, genügende Mengen heisser Luft zu schaffen, um die Schnitzel auf die zweckmässige Temperatur von ca. 70 C zu erhitzen.
Weiters wurde vorgeschlagen, die Schnitzel einer indirekten Erwärmung durch if einen Heizmantel eingeleiteten Dampf oder heisses Wasser auszusetzen und die Beheizung zu vervollständigen, indem ein wenig Dampf oder Heizgas auf die Schnitzel geleitet werden ; dieses direkte Erwärmen, das nur in ganz geringem Masse erfolgt, reicht aber nicht hin, die zwecks Uintanhaltung einer nachträglichen Verbrühung der Schnitzel notwendige, sofortige und vollständige Koagulierung der in denselben enthaltenen Eiweissstoffe herbeizuführen.
Der noch in Vorschlag gebrachte Versuch, die Rübenschnitzel auf ihrem ganzen Wege von der Schnitzelmaschino bis zum Diffusem'mit Luft, Gas oder Dämpfen, die sauerstoffarm oder sauerstofffrei sind, zu umgeben, so dass eine Einwirkung des Sauerstoffes der Atmosphäre nicht möglich ist, z. B. mit den aus den Scheidepfannen entweichenden Schwaden oder mit Verbrennungsgasen. hat aber zur Wirkung, dass die Diffusion erschwert und ein neuerliches Einmaischen der Schnitzel notwendig ist, weil diese sauerstoffarme Gase trocknend auf die Schnitzel einwirken ; überdies müssen die Gase sehr heiss sein und in sehr grossen Mengen verwendet werden, weil bei diesem Prozess sehr viel Wärme verloren geht.
Man hat ferner früher einmal versucht, gefrorene Rüben dadurch aufzutauen, dass man ihre Schnitzel durch eine Dampfzone fallen liess. Hiebei hatte man auch einigen Erfolg, ja man will sogar beobachtet haben, dass die Schnitzel sich auf 15 bis 40"C erwärmen liessen. Dieses Auftauverfahren ist ohne jede weitere Bedeutung für die Praxis geblieben und ganz aufgegeben worden. Auf den Gedanken, gespannten Dampf oder Brüden zu verwenden, um die Schnitzel auf die volle Arbeitstemperatur zu bringen, ist man jedoch bisher nicht gekommen, vielmehr wurde diese Verwendung in Fachkreisen als ausgeschlossen erachtet, da die Schnitzel durch den gespannten Dampf vorbrüht wären.
Die Erfindung ermöglicht nun trotzdem die Verwendung von gespanntem Dampf oder Brüden, um die Schnitzel auf jede gewünschte Arbeitstemperatur, selbst bis auf nahezu 1000 C zu
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bringen, indem die Schnitzel durch einen Raum hindurchbewegt worden, in den der gespannte Dampf hineinströmt. Während der Bewegung durch den strömenden Dampf hindurch saugen sie diesen gierig auf und erwärmen sich auf die gewünschte für die Saft- gewinnung geeignete Arbeitstemperatur. Haben sie diese erreicht, so treten sie aus der Dampfzone heraus und ein Verbrühen kann nicht erfolgen. Es empfiehlt sich, Dampf oder Brüden von wenig mehr als 1000 zu nehmen, da dieser am intensivsten wärmt.
Die Ausführung des Verfahrens kann in verschiedener Weise erfolgen, z. B. wird an der Schnitzeimaschino unterhalb der Schnitzelscheibe ein Stutzen vorgesehen, durch den der gespannte Dampf oder Brüden in den Rumpf der Schnitzelmaschine eintritt. Die von der Scheibe herunterfallenden Schnitzel fallen durch den Dampf hindurch, nehmen ihn mit Begierde auf und absorbieren selbst das Kondensat desselben, so dass kein Saftver ! ust durch Abtropfen auf dem weiteren Transporte eintritt.
Die geringe Fallhöhe der Schnitzel in der Maschine (ca. 350 mm) genügt, um die Schnitzel gegebenenfalls bis 900 anzuwärmen. Die Anwärmung könnte auch im Transporteur ausgeübt werden.
Soll der Saft durch Diffusion gewonnen werden, so kann die Anwärmung auch im Diffuseur erfolgen. Der Dampf wird dann in denselben über dem Sieb eingelassen, während (he Schnitzel in das oben offene Gefäss hineinfallen. Natürlich können die Anwärmungen in der Schnitzelmaschine, die im Transporteur und die im Diffuseur beliebig vereint werden.
Die Saftgewinnung kann natürlich auch durch Abpressen erfolgen. In diesem Falle ist es zweckmässig, die Schnitzel etwas über 90 zu erhitzen. Beim Abpressen, das in jeder Presse erfolgen kann, läuft der Saft in Strömen heraus. Bei dieser ersten Abpressung erhält man ca. 780/0 des in der Rübe enthaltenen Zuckers. Die Pressrückstände werden dann entweder getrocknet oder mit nahezu kochendem Wasser, eventuell unter Zuhilfe- nahme von Dampf oder Brüden, zum Aufquellen gebracht und von neuem gepresst. Diese Rückstände können eventuell nochmals zum Aufquellen gebracht und nochmals gepresst werden.
Um eine bessere Entzuckerung der Schnitzel in erster Pressung und eine höhere Konzentration des Saftes zu erhalten, ist es zweckmässig, den aus der zweiten Abpressung erhaltenen Saft den erwärmten Schnitzeln vor der ersten Pressung kurz vor oder bei dem Eintritt in die Presse zuzusetzen.
Eine nach dem neuen Verfahren arbeitende Anlage arbeitet sehr sicher und ist sehr einfach, so dass sie etwa nur ein Fünftel von dem kostet, was für andere ent- sprechende Anlagen (Steffens, Hyros-Rack usw. ) auszugeben ist. Die erhaltenen Säfte sind reiner, weil die Eiweissstoff e und die Pulpe, die bei früheren Verfahren teilweise mit in den
Saft übergingen, ganz in den Schnitzeln verbleiben. Diese ergeben selbst ein besseres Futter als bisher, da die Eiweissstoffe sämtlich in den Schnitzeln gerinnen und unlöslich werden, auch wird hiedurch und infolge Gewinnung der gesamten Pülpe eine grössere Menge an
Futterstoff gewonnen.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zum Erwärmen von Rübenschnitzeln zwecks Selbstgewinnung durch
Dampf, dadurch gekennzeichnet, dass die Schnitzel durch strömenden Dampf hindurch- bewegt werden, bis sie die für die Saftgewinnung geeignete Arbeitstemperatur haben, worauf sie aus der Dampfzone heraustreten.