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Verfahren zum Verziehen von Stapelfasern
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Verziehen von Stapelfasern zwischen einem Einzugs-und einem Lieferwalzenpaar.
Einleitend sei die hierin angewendete Terminologie für die verschiedenen aus Stapelfasern aufgebauten Gebilde klargestellt. Es bedeuten
Spinnband : ein konventionelles, ungedrehtes Faserband, wie es z. B. von einer Karde, Strecke usw. erzeugt wird.
Stabilband : ein ungedrehtes Band, das aus durch abbindende Klebstoffe gegenseitig verklebten Einzelfasern besteht.
Vlies : ein Faserband, wie es am Ausgang eines Streckwerkes anfällt.
Nach dem heute verbreitetsten Verfahren werden gedrehte Vorgarne einem Ringspinnstreckwerk zugeführt, welches die Vorgarne zuerst in einem Vorverzugsfeld und anschliessend in einem Hauptverzugsfeld total um das 20 - 60fache verzieht und dann zur Drehungserteilung an die Spinnspindeln abliefert.
DerVerzug im Vorverzugsfeld liegt etwa zwischen 1, 1-2fach, womit sich im Hauptverzugsfeld noch Verzüge von zirka 15 bis 30fach ergeben. Um die Fasern im Hauptverzugsfeld besser zu kontrollieren, und um solche Verzüge überhaupt erst zu ermöglichen, sind in der Form von Durchzugswalzen, Riemchen, usw., mechanische Faserführungsmittel vorgesehen. Trotz dieser Faserführungsmittel ist es im Interesse einer genügenden Garnqualität jedoch nicht möglich, die Verzüge weiter wesentlich zu steigern. Zudem sind diese Streckwerke kompliziert und geben zu vielerlei Störungen Anlass, so dass sie höheren Anforderungen nicht mehr zu genügen vermögen.
Nach einem andern bekannten Verfahren werden den Ringspinnstreckwerken relativ grobe, ungedrehte Spinnbänder vorgelegt, die dann in mehreren Zonen unter Zuhilfenahme von Kondensern und Riemchenaggregaten verfeinert werden. Solche Streckwerke sind teuer und äusserst kompliziert aufgebaut, lassen aber trotzdem in der Hauptverzugszone nur relativ bescheidene Verzüge (bis 30fach) zu.
Infolge Faserfluges werden zudem sehr schnell und bereits nach kurzer Betriebszeit Störungen aller Art verursacht. Diese sogenannten Band-Spinnverfahren bewähren sich aus diesem Grunde nicht.
Diesen bekannten Verzugsverfahren im Bereiche hoher Verzüge wird ein Verzugsverfahren gegen- übergestellt, das auf einer neuen Verzugstheorie bzw. auf einer neuen Verzugstechnik beruht und das gestattet, kontrollierte Verzüge im Bereiche von zirka 30 bis 150fach ohne Zuhilfenahme mechanischer Faserführungsmittel zwischen zwei Walzenpaaren auszuführen.
Das erfindungsgemässe Verfahren zum Verziehen von Stapelfasern erfolgt zwischen einem Einzugsund einem Lieferwalzenpaar und ist im wesentlichen dadurch gekennzeichnet, dass ein ungedrehtes Stabilband, dessen Einzelfasern durch ein abbindendes Klebemittel gegenseitig verklebt sind, durch ein Einzugswalzenpaar eingezogen wird, dass einzelne Stapelfasern durch ein Lieferwalzenpaar erfasst werden, dass die gegenseitigen Klebverbindungen der einzelnen Stapelfasern durch an diesen angreifende, ansteigende Verzugskräfte zerstört bzw. gebrochen werden und dass einzelne, ausgebrochene Stapelfasern aus dem Stabilband durch das Lieferwalzenpaar praktisch kräftelos abgezogen werden, worauf gegebenenfalls das Faserband sofort anschliessend einem weiteren Verzug unterworfen wird.
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Im Rahmen der Erfindung wird dabei zweckmässig zwischen dem Einzugs- und Lieferwalzenpaar mit grösserem Verzug gearbeitet als beim anschliessenden weiteren Verzug. Insbesondere soll erfindungsgemäss das Stabilband zwischen dem Einzugs- und Lieferwalzenpaar mit Verzügen grösser als zirka 30 frei, d. h. unter Weglassung üblicher, mechanischer Faserführungsmittel verzogen werden.
Zur Kompensation der durch Quetscheffekte usw. erzeugten Spreizgefahr vor dem Streckwerk wird erfindungsgemäss das Stabilband unmittelbar vor der Klemmstelle des Lieferwalzenpaares in seiner Querschnittsform unterstützt. Ausgehend von einer doublierten Vorlage kann das entstehende Vlies unmittelbar nach dem Lieferwalzenpaar einem weiteren Verzug unterworfen werden, wobei zwischen dem Einzugs-und Lieferwalzenpaar mit grösserem Verzug gearbeitet wird als beim anschliessenden weiteren Verzug. Die Einzelfaser wird im Streckfeld einer hohen Zugbeanspruchung unterworfen, die zum Teil bis auf eine der Substanzfestigkeit entsprechende Grösse gebracht wird.
Das erfindungsgemässe Verfahren zeichnet sich gemäss einer besonders vorteilhaften Weiterbildung dadurch aus, dass die Rückhaltekraft des Klebemittels bezüglich des Ausbrechens der Stapelfasern auf einen hohen Wert, gegebenenfalls bis in Nähe der Substanzfestigkeit der Fasern bei der gewählten Verzugsgeschwindigkeit eingestellt wird, wodurch die Einzelfasern beim Ausbrechen aus dem Stabilband während des Verzuges einer hohen Zugbeanspruchung ausgesetzt werden.
Die neue Verzugstheorie stellt an das zu verziehende Stabilband eine Reihe bisher unbekannter Bedingungen, die in einem besonderen Vorbereitungsverfahren erreicht werden.
In den Zeichnungen ist die Erfindung unter Zugrundelegung der zur Anwendung gelangenden neuen Verzugstheorie schematisch dargestellt. Fig. 1 zeigt das Prinzipmodell eines Stapelfaserbandes im Querschnitt, Fig. 2 dasselbe Modell in perspektivischer Darstellung, Fig. 4 zeigt ein weiteres Modell im Querschnitt, die Fig. 3 und 5 je ein Kraft-Weglängen-Diagramm, die Fig. 6 und 7 je ein Kraft-Dehnungs-Diagramm und Fig. 8 ein Einzonen-Streckwerk im Schnitt.
Gemäss dem obenerwähnten Vorbereitungsverfahren müssen die einzelnen Stapelfasern nach dem
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die sich im Extrem bis zur Kontrolle jeder einzelnen Faser ausdehnt. Dieser Mechanismus wird an Hand des in Fig. l und 2 gezeigten Prinzipmodells näher erklärt und der grosse Unterschied gegenüber normalen Verzugsvorgängen dargelegt.
Nach Fig. l ist eine Faser x von sechs weiteren Fasern a, b, c, d, e und f gleicher Länge umschlossen. An den Berührungsmantellinien sind sie unter sich gleichmässig verklebt. Die Faseranfänge liegen nicht in einer Ebene, sondern sind nach den Gesetzen der Zufallsverteilung gemäss Fig. 2 in Längsrichtung gestaffelt. Die besonders betrachtete Faser x ist in der räumlichen Darstellung gestrichelt eingezeichnet. Das Modell bildet somit einen Ausschnitt aus einem Stabilband und bewegt sich mit einer Geschwindigkeit v nach rechts. Es wird nun vorausgesetzt, dass die einzelnen Fasern x, a, b, c, d, e und f beim Durchstossen der Klemmebene EK einem Verzug entsprechend von der Geschwindigkeit v, auf die Geschwindigkeit v2 beschleunigt werden.
Es stellt sich nun die Frage, wie sich die Faser x beim beschriebenen Ablauf des Verzugsvorganges verhält.
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men werden.
Der physikalische Vorgang des Ausbrechens einer ausgestreckten und parallelliegenden Einzelfaser
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des Bruches der Verklebung praktisch auf Null zusammenfällt, da ausser der Zugkraft keine weiteren äusseren Kräfte auf die betrachtete Faser einwirken. Die Zugbeanspruchung einer Faser während des Verzugsvorganges ist also nur von sehr kurzer Dauer, verglichen mit der gesamten Auszugszeit der betreffenden Faser, genügt aber je nach der Stärke der abgebundenen Verklebung, die Einzelfaser so zu dehnen, dass man eine mehr oder weniger starke, bleibende Längsorientierung der Micellen bzw. der Molekülketten erhält, mit der eine Steigerung der Festigkeit der Faser einhergeht. Diese verbesserte Eigenschaft kann sich später als sehr willkommen erweisen. Das Abziehen aus dem Stabilband geschieht nach erfolgtem Bruch der Verklebung praktisch kräftelos.
Die beim Ausziehen der Faser geleistete Verzugsarbeit wird durch die Fläche Fl angegeben.
Bei einem konventionellen Verzug, der an Hand eines ungedrehten Spinnbandes und eines 2-Riemchen-Streckwerkes behandelt wird, liegen die Verhältnisse grundsätzlich anders.
Nach Passieren des Vorverzugsfeldes, auf das nicht näher eingetreten wird, gelangt das Spinnband in das mit Riemchen ausgerüstete Hauptverzugsfeld. Hier sind andere Randbedingungen vorherrschend.
Einmal sind die Fasern unter sich nicht verklebt und des weiteren wirken auf ein Modell gemäss Fig. 4 übertragen äussere Kräfte K, welche durch Anspannung des Spinnbandes durch die Form der Riemchenbrücke und durch die Riemchen selbst erzeugt werden. Das Ausziehen einer Einzelfaser aus einem solchen Verband ergibt im Prinzip ein Kraft-Weglängen-Diagramm, wie es in Fig. 5 dargestellt ist. Die Kraft P steigt zuerst unter dem Einfluss der äusseren Kräfte K bis zur Überwindung der Haftreibung
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Einzelfaser je nach den Kontaktverhältnissen mit der Umgebung. Die beim Ausziehen der Faser geleistete Verzugsarbeit wird durch die Fläche F2 ausgedrückt.
Wird nun dieses Kraft-Weglängen-Verhalten auf die Fasern der Fig. 4 übertragen, so ist augenfällig, dass die Faser y beim Verzug bereits unkontrolliert mitgerissen werden kann, wenn sich mehr als die Hälfte, z. B. vier der sechs sie umgebenden Fasern, mit der Geschwindigkeit v2 (Fig. 2) bewegt. Dass sich aber vier der die Faser y umgebenden Fasern in einem bestimmten Moment mit der Geschwindigkeit V2 bewegen, ist um Grössenordnungen wahrscheinlicher, als dass vier die Faser x (Fig. l) umgebenden Fasern gleichzeitig beschleunigt werden.
Diese neue Verzugstheorie und das darauf aufbauende erfindungsgemässe Verzugsverfahren sind damit bezüglich Faserkontrolle, trotz Verzicht auf jegliche mechanische Faserführungsmittel, allen bisher bekannten Systemen weit überlegen.
Erreicht wird dieses Resultat durch :
1. weitestmögliche Ausdehnung der Faserkontrolle bis auf jede Einzelfaser.
2. Ersatz der materialbedingten Haftreibung der Fasern unter sich durch eine steuerbare, abbinden- de Verklebung.
3. freien Verzug der Vorlage zwischen zwei Walzenpaaren, d. h. Verzicht auf mechanische Faser- führungsmittel und damit
4. praktisch kräfteloser Abzug der einzelnen Fasern nach erfolgtem Bruch ihrer Klebverbindungen und
5. kräftemässige Reduktion des Verzuges auf eine reine Zugbeanspruchung durch Einbau der Faser- kontrolle in das Stabilband in der Vorbereitungsstufe.
Als weitere Bedingung soll sich das vorbereitete Stabilband bei der im Streckwerk auftretenden Zugbeanspruchung durch die mittlere Verzugskraft möglichst wenig dehnen. Dies aus folgendem Grund :
Es ist bekannt, dass sie auf ein in einem Verzugsfeld befindliches Spinnband ausgeübte Verzugskraft nicht konstant ist, sondern zufolge von Inhomogenitäten variert. Während des Verzuges dehnt sich somit das Spinnband in Längsrichtung entsprechend mehr oder weniger stark und provoziert dadurch Verzugsstörungen, die sich nun wegen des Kraft-Dehnungs-Spieles immer mehr aufschaukeln. Es entstehen in der Folge die bekannten und gefürchteten Verzugswellen.
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Ein durch abbindende Verklebung vorbereitetes Stabilband zeigt ein charakteristisches Kraft-Deh- nungs-Verhalten, wie es in Fig. 6 durch die Kurve a z. B. für eine Baumwolle dargestellt ist. Vom Belastungsanfang bis zum Bruch des Bandes besteht zwischen der Kraft P und der Dehnung e eine auffallende Proportionalität, d. h. das Stabilband folgt annähernd ideal dem Hook'sehen Gesetz. Von besonderen Interesse ist nun die Steilheit des Anstiegs der Kurve a, weil diese Steilheit ein Mass für die geforderte Längsstabilisierung des Stabilbandes darstellt. Je steiler der Anstieg, je besser die Längsstabilisierung, d. h. umso weniger dehnt sich das Stabilband durch die mittlere Verzugskraft und umso geringer ist die Gefahr der Entstehung von Verzugswellen.
Die Steilheit wird nach Fig. 7 durch den Tan-
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h. tg cx =klebter Stabilbänder, die selbstverständlich sowohl von der Faserart wie von der Art der Verklebung ab- hängt, überaus gering ist. Sie beträgt z. B. bei Baumwolle je nach Bandstärke usw. lediglich zirka 1. 5 bis l, 8%.
Gänzlich anders verhält sich ein normales, ungedrehtes Spinnband, wie es bei Bandspinnverfahren
Verwendung findet. Die Kurve b stellt das Kraft-Dehnungs-Verhalten eines Streckenbandes der glei- chen Baumwolle dar. Der Kurvenanstieg ist bedeutend flacher, d. h. bei einer bestimmten mittleren
Verzugskraft ist die Dehnung verglichen mit dem Stabilband a vervielfacht. Da tg < x der Kur- ve b bei gleichem Massstab lediglich noch maximal 0, 8 beträgt, ergibt sich eine Steilheitsrela- tion R = tg cx /tg c der beiden verglichenen Bänder von 144, was heisst, dass sich das Spinn- band b bei einer bestimmten Kraft P 144 mal stärker dehnt als das Stabilband a aus gleichem
Fasermaterial.
Auch in dieser Beziehung ist damit ein grosser Unterschied beim Verzug zwischen einem normalen Spinnband erkennbar.
Die Flächen FI und F der Fig. 3 bzw. 5 geben die beim Ausziehen einer Einzelfaser aus einem
Stabilband (Fig. 3) bzw. die beim Ausziehen einer Einzelfaser mit einem Riemchenaggregat und einem üblichen Spinnband (Fig. 5) geleistete Verzugsarbeit an. Mit einem Tensile-Tester der Firma Instron Ltd., High Wycombe, Bucks (England), durchgeführte Vergleichsmessungen zeigen, dass die unter den ange- gebenen Bedingungen benötigteVerzugsarbeitbei verklebten Fasern (Fläche F,) durchschnittlich kleiner ist als bei nicht verklebten Fasern (Fläche F2)'Es bleibt daher auch die mittlere Verzugskraft beim frei- en Verzug eines Stabilbandes relativ klein, was zusammen mit dem hohen Wert von tg (X erklärt,
warum sich ein Stabilband auch bei wesentlich vergrösserter Streckfeldweite ohne Verzugswellen verziehen lässt.
Nach dem erfindungsgemässen Verzugsverfahren ist es daher möglich, kurze wie auch lange Stapelfasern und Mischungen von solchen bei einer einheitlichen Streckfeldweite und ohne Zuhilfenahme mechanischer Faserführungsmittel unter günstigen Bedingungen zu verziehen.
Die Querstabilität ist eine weitere Bedingung, die an das durch abbindende Klebstoffe vorbereitete Stabilband gestellt wird. Wird das Stabilband durch das Ausziehen einzelner Fasern beansprucht, so dürfen sich die lokal auftretenden Zugkräfte nicht direkt nach rückwärts fortpflanzen, sondern diese Kräfte müssen raschmöglichst vom Gesamtverband übernommen werden und diesen als Kollektiv beanspruchen.
Auch muss die vor dem Streckwerk vorhandene Querschnittsform des Stabilbandes im Hochverzugsfeld erhalten bleiben, um homogene Verzugsverhältnisse zu garantieren. Diese Effekte werden durch eine ausgesprochene Querverklebung der Einzelfasern und durch die damit verbundene Querschnittsstabilisierung des für den Verzug vorbereiteten Stabilbandes erreicht.
Es hat sich als Vorteil erwiesen, gemäss Fig. 8 den zwei Verzugswalzenpaaren 1, l'und 2, 2', die zur Ausübung des erfindungsgemässen Verzugsverfahrens benötigt werden, einen bis tief zur Klemmlinie des Walzenpaares 1, 1' reichenden Einlaufkondenser 3 vorzuschalten. Der Einlaufkondenser 3 mit einer flächenmässig dem Stabilband 4 angepassten Bohrung verhindert, dass das Stabilband 4 durch den Quetscheffekt des Walzenpaares 1, 1' breitgedrückt und damit namentlich dessen Querstabilität vorzeitig, d. h. vor Erreichen der eigentlichen Verzugszone zerstört wird.
Um den Einfluss dieses Quetscheffektes weiter zu vermindern, elektrostatische Aufladungen zu kompensieren usw. kann im Hochverzugsfeld ein Begrenzer 5 angeordnet werden.
Die Bohrung des Begrenzers 5 entspricht dabei im wesentlichen dem Querschnitt des Stabilbandes 4. Zur Verminderung des Quetscheffektes des Walzenpaares 1, 1' ist es zweckmässig, die Wal- ze l'mit einem dicken und relativ weichen Gummiüberzug auszurüsten, wie es ebenfalls angezeigt ist, wegen der in Fig. 3 gezeigten erhöhten Verzugskraft für die Einzelfasern die Riffelung der Verzugs-
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walze 2 möglichst fein zu halten.
Das hohe Raumgewicht des Stabilbandes ist verzugstechnisch insofern von Bedeutung, als es erlaubt, eine möglichst grosse Fasermasse auf kleinstem Querschnitt dem Streckwerk zu präsentieren, was in der Folge grössere Verzüge gestattet, ohne das Einzwirnen der Randfasern in Frage zu stellen.
An Stelle des behandelten Kraft-Dehnungs-Verhaltens des vorbereiteten Stabilbandes genügt in vielen Fällen aus praktischen Gründen, die Längsstabilisierung des Stabilbandes durch dessen Haftlänge anzugeben. Diese Grösse ist messtechnisch sehr einfach zu bestimmen.
Die mit einem Stabilband gleichzeitig erzielte hohe Biegesteifigkeit ist insofern von Bedeutung, als sie das selbsttätige Ein-und Durchlaufen des Stabilbandes durch das Streckwerk gestattet.
Beispiel : Eine kardierte Baumwolle amerikanischer Provenienz mit einem Handelsstapel von 28/30 mm wird nach passender Aufbereitung und nach 12, 5fachem Verzug mit einer geeigneten flüssigen Klebstofflösung im Überschuss durchtränkt und dann verdichtet. Nach Abbinden des Klebstoffes, was sich durch eine normale Trocknung unter Raumklima vollzieht, besitzt dieses nunmehr für einen Hochverzug vorbereitete Stabilband von 1140 tex eine gemessene Haftlänge von 3494 m. Der aus dem KraftDehnungs-Diagramm bestimmte tg a - als Vergleichswert für das elastische Verhalten - beträgt bei gleichem Massstab, wie in Fig. 6 gewählt, 129.
Bei einer Querschnittsfläche von 1, 9 x 2, 0 mm stellt sich das Raumgewicht auf 0, 3 g/cm3. Das Stabilband ist von glattem, einwandfreiem Aussehen und es weist auch eine beachtliche Querfestigkeit und Querstabilität auf.
Über einen Einlaufkondenser mit einer Bohrung von 1, 8 mm wird das Stabilband dem Einzugswal-
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Faserführungsmittelzogen. Nach Drehungserteilung des ausgezogenen Vlieses entsteht ein Garn von 9, 9 tex. Die zwischen dem Einlaufwalzen- und Lieferwalzenpaar eingestellte Streckfeldweite beträgt 45 mm.
Die Verwendung eines relativ engen Einlaufkondensers verhindert ein vorzeitiges Brechen der Kleb- verbindungen zwischen den Fasern, so dass sich die Querschnitte des Stabilbandes vor und nach dem Ein- laufwalzenpaar weitestgehend entsprechen. Als Ausdruck einer günstigen Längs- und Querstabilisierung läuft das Stabilband gleichsam wie ein starrer Stab durch das Streckfeld. Ausser dem kleinen Vorschub sind z. B. Zuckungen in Längsrichtung und ein Breitlaufen in der Verzugszone von Auge nicht zu beob- achten. Deswegen ist auch die Anordnung eines umfassenden Begrenzers in der Verzugszone hier nicht notwendig.
Beachtlich ist, dass die Verzugsdistanz von 45 mm die Länge der längsten Fasern um 7 mm, den 2%-Stapel um 12 mm und den Mittelstapel um 27 mm übertrifft, was bei so hohem Verzug ohne besondere Faserführungsmittel eine spezifische Neuheit der neuen Verzugstechnik, insbesondere der
Längsstabilisierung, darstellt. Es sind damit die Bedingungen gegeben, kurze und lange Stapelfasern wie auch Mischungen von solchen mit ein und demselben, aus zwei Walzenpaaren bestehenden Streckwerk unter annehmbaren Bedingungen und ohne Verzugswellen verziehen zu können.
Obwohl für das hier gewählte Sortiment die bisher gültige Spinngrenze bereits überschritten ist und trotz des extrem hohen Verzuges von 115fach, erreicht das gesponnene Garn von 9, 9 tex eine lineare Ungleichmässigkeit U von bis zu 12. 4'%), was einen erstaunlichen Spitzenwert darstellt. Solche Werte lassen sich allerdings nur bei extrem starker Verklebung des Stabilbandes und genau arbeitenden
Streckwerksorganen erzielen.
Bei der in diesem Beispiel gewählten extremen Verklebung überschreitet die Zugbeanspruchung zum Ausbrechen langer Einzelfasern aus dem Stabilband beim Verzug zumTeil bereits deren Substanzfestigkeit, womit eine gewisse Stapelschädigung eintritt. Es besteht daher die Aufgabe, die Verklebung mit Rücksicht auf das Fasermaterial so zu steuern, dass sich im gesamten optimale Garnwerte (U%, Reissfestigkeit, Dehnung usw.) ergeben.
Es hat sich als vorteilhaft erwiesen, die für Hochverzug beschriebene neue Verzugstechnik auch bei Vorstufen des Spinnprozesses anzuwenden, um im Verein mit der bereits behandelten Endstufe das Garn weiter zu verbessern.
In den Vorstufen besteht das Bedürfnis, die den Faserbändern anhaftende Ungleichmässigkeit durch Doublierung auszugleichen, ohne dass eine sprunghafte Verfeinerung vorgenommen wird. Die Verzüge bewegen sich daher je nach Doublierungszahl zwischen etwa 4 und 15fach.
Um den vorbereitenden Verzugsvorgang auch bei diesem niedrigen Verzugsbereich technologisch zu verbessern, wird aus einer Mehrzahl von Stabilbändern eine doublierte, kompakte und gleichmässige Vorlage gebildet und einem Streckwerk zugeführt. Die Grösse der Doublierung und des Verzuges richtet sich selbstverständlich nach dem vorgesehenen Spinnplan.
Da bei kleinem Verzug durch das Lieferwalzenpaar des Streckwerkes prozentual eine relativ grosse
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Fasermasse ausgezogen wird, darf die mittlere Verzugskraft und damit die Stärke der Verklebung nicht zu hoch werden. Trotz einer gewissen Reduktion der Verklebungsstärke der einzelnen Stabilbänder, die sich wieder durch den tg Ci. des Kraft-Dehnungs-Diagrammes, durch die Haftlänge, durch das Raum- gewicht und durch die Querschnittsstabilisierung ausdrücken lässt, sollen die unter Hochverzug beschriebenen physikalischen Effekte dieser Grössen sinngemäss erhalten bleiben. Hiezu wird auf den Hochverzug verwiesen.
Nach Verzug einer solchen Vorlage entsteht ein auffällig homogenes, hochparallelisiertes Vlies, das sich namentlich auch durch eine extrem gute Auflösung ohne irgendwelche Büschelbildung auszeich- net. Dass dieses Resultat neben einer passenden Verklebung der einzelnen Stabilbänder auch vom Streck- werkstyp und dessen Einstellung abhängt, ist selbstverständlich.
In vielen Fällen genügt ein einfaches Einzonen-Streckwerk, wie es im Prinzip in Fig. 8 dargestellt ist, wobei der Einlaufkondenser 3 und gegebenenfalls der Begrenzer 5 natürlich der doublierten
Bandvorlage anzupassen sind.
Bei gewissen Materialien und entsprechender Verklebung der einzelnen Stabilbänder kann es vor- teilhaft sein, dem Einzonen-Streckwerk ein weiteres Verzugswalzenpaar nachzuordnen. Es gelingt auf
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zweckmässig ist-im Gegensatz zu bisher-den Verzug in der ersten Streckzone grösser zu halten als in der nachfolgenden zweiten Streckzone.
PATENTANSPRÜCHE :
1. Verfahren zum Verziehen von Stapelfasern zwischen einem Einzugs- und einem Lieferwalzenpaar, dadurch gekennzeichnet, dass ein ungedrehtes Stabilband, dessen Einzelfasern durch ein abbindendes Klebemittel gegenseitig verklebt sind, durch ein Einzugswalzenpaar eingezogen wird, dass einzelne Stapelfasern durch ein Lieferwalzenpaar erfasst werden, dass die gegenseitigen Klebverbindungen der einzelnen Stapelfasern durch an diesen angreifende, ansteigende Verzugskräfte zerstört bzw. gebrochen werden und dass einzelne, ausgebrochene Stapelfasern aus dem Stabilband durch das Lieferwalzenpaar praktisch kräftelos abgezogen werden, worauf gegebenenfalls das Faserband sofort anschlie- ssend einem weiteren Verzug unterworfen wird.