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Chromatische polyphonische Mundharmonika
Die Erfindung bezieht sich auf eine chromatische Mundharmonika, auf welcher in allen Tonarten einstimmig, hauptsächlich jedoch mehrstimmig, d. h. polyphonisch, gespielt werden kann.
Bisher sind chromatische Mundharmoniken bekannt, die das Spiel in allen Tonarten nur einstimmig ermöglichen, denn die auf ihnen erzielbaren vier Akkorde genügen nicht für eine anspruchsvollere Komposition. Es sind auch Mundharmoniken bekannt, die auf dem Prinzip einer Zieharmonika polyphonisch gebaut und mit Klappen oder Tastköpfen (bis zu einer Anzahl von 32 Tastknöpfen) ausgestattet sind, durch deren Niederdrücken Tonkanäle geöffnet werden. Beim Niederdrücken eines Tastknopfes oder einer Klappe erklingt nur ein einziger Ton.
Wenn kein Knopf niedergedrückt wird, ist das Instrument geschlossen, d. h. beim Blasen erklingt weder ein Akkord noch ein Ton. Akkorde werden auf diesen Instrumenten durch Niederdrücken der entsprechenden Tonklappen erzielt. Solche Mundharmoniken weisen verhältnismässig grosse Ausmasse, einen komplizierten und dadurch auch teueren Mechanismus der Druckklappen auf. Ihre Bedienung beschäftigt vollauf beide Hände, so dass auf diesen Instrumenten, übrigens schon wegen ihrer grossen Ausmasse - die bekannten und beliebten Toneffekte durch abwechselndes Zu-und Abdecken der Schallöffnungen oder des ganzen Instrumentes mit der Handfläche nicht ausgeführt werden können. Das Wechseln der Akkorde kann nicht mit einer grösseren Schnelligkeit bewerkstelligt werden.
Es sind zwar chromatische polyphonische Mundharmoniken mit zwei Harmonikakörpern mit je einer Reihe von Blasöffnungen und mit den Luftdurchtritt zu den Stimmzungen steuernden Schiebern bekannt, bei denen jeder Blasöffnung vier Stimmzungen zugeordnet sind, indem jede einer Blasöffnung zugeordnete Kanzelle aus zwei getrennten Teilkanzellen mit je einer beim Ausatmen und je einer beim Einatmen ansprechenden Stimmzunge besteht und wobei jeweils nur eine Teilkanzelle je nach der Schieberstellung mit der Blasöffnung in Verbindung steht.
In einer solchen Mundharmonika wird die Tonhöhe jeweils in allen Kanzellen gleichzeitig durch die Schieber geändert, und es ist nicht möglich, die Höhe nur mancher bestimmter Töne zu ändern.
Die Mundharmonika gemäss der Erfindung gestattet durch Anordnung von zwei Harmonikakörpern und durch besondere Anordnung der Töne in den Kanälen sowie Anordnung von drei bzw. vier Schiebern die Möglichkeit eines bis vierstimmigen Spieles in allen Tonarten dadurch, dass in jedem Harmonikakörper die vier, aus je einer der jeder Blasöffnung zugeordneten vier Stimmzungen gebildeten Folgen von Stimmzungen in Folgen von durchwegs grossen bzw. kleinen Terzen gestimmt sind, wobei jeder Halbton des von der Harmonika umfassten Tonbereiches in mindestens einer der Folgen eines der beiden Harmo nikakörper vorkommt und wobei einander entsprechende Stimmzungen in zusammengehörigen Teilkanzellen um einen Halbtonschritt unterschiedlich gestimmt sind und dass drei bzw. vier Schieber vorgesehen sind, deren jeder bei seiner Verschiebung in jeder dritten bzw.
vierten Kanzelle den Luftstrom in die jeweils andere Teilkanzelle ablenkt und somit in jeder der bei einer bestimmten Schieberstellungskombination eingestellten Tonfolgen einen bestimmten Ton in allen umfassten Oktaven um einen Halbton erhöht oder erniedrigt.
Die Zeichnung zeigt schematisch ein Ausführungsbeispiel des Erfindungsgegenstandes. Es zeigen Fig. 1 ein Schema des Prinzips der Anordnung der Klangzungen und die Funktion der Schieber, Fig. 2
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die Harmonika in Aufriss und teilweise im Schnitt, Fig. 3 die Harmonika im Grundriss, Fig. 4 einen Querschnitt nach der Linie A-A der Fig. 2, Fig. 5 das Doppelmundstück von hinten gesehen samt der oberen Abdeckplatte und unteren Führungsplatte sowie den einzelnen Schiebern, Fig. 6 ein Schema entsprechend Fig. 1, jedoch unter Zugrundelegung der Folgen von grossen Terzen und drei Schiebern.
Die Mundharmonika gemäss der Erfindung weist zwei Harmonikakörper 19,20 auf, die nebeneinander angeordnet und an beiden Seiten mit Klangzungen versehen sind. Die Harmonikakörper 19,20 sind an einer gemeinsamen, als untere Führung für die einzelnen Schieber dienenden Platte 10, z. B. mit Schrauben 16, Anlagestücken 17 und Schraubenmuttern IS. festgehalten.
In einer Aussparung der unteren Führungsplatte 10 sind die entsprechenden Schieber 6, 7,8 und 9 gelagert, von denen ein jeder für beide Harmonikakörper 19,20 gemeinsam ist. Das bedeutet, dass die betreffenden Öffnungen in den Schiebern gleichzeitig die Tonkanäle in den beiden Harmonikakörpern 19, 20 betätigen. Die Harmonikakörper 19,20 sind mit einer durch Stirnwände 12, 13 verschlossenen Haube 22 verdeckt. Die Haube mit der unteren Führungsplatte 10 und den Schiebern 6, 7, 8 und 9 ist dann durch ein gemeinsames Doppelmundstück 21 abgedeckt, so dass man auf den beiden Harmonikakörpern 19,20 einzeln spielen kann.
Sämtliche Schieber 6,7, 8 und 9 sind in der Aussparung der unteren Führungsplatte 10 geführt und durch eine Abdeckplatte 11 verdeckt. Für die Betätigung der einzelnen Schieber dienen Tastknöpfe 1, 2, 3, 4. welche mittels an ihnen befestigter Stifte 5 mit den Schiebern verbunden sind. Die mit Stiften 5 versehenen Tastknöpfe 2,3, 4 für die Betätigung der betreffenden Schieber sind zweckmässig an einer Seite an der Stirnwand 12 der Harmonika und der Tastknopf 1 an der entgegengesetzten Seite in der Stirnwand 13 vorgesehen. Die Tastknöpfe und somit auch die Schieber werden durch den Druck der an Zapfen 15 befestigten und auf die Tastknöpfe wirkenden Federn 14 in ihre Ruhestellung zurückgebracht.
Die untere Führungsplatte 10 sowie die obere Abdeckplatte 11 sind mit Längsschlitzen 23 und 24 für den Durchgang der Stifte 5 der einzelnen Tastknöpfe 1, 2,3, 4 versehen, wie in Fig. 5 dargestellt. Die einzelnen Schieber 6,7, 8 und 9 besitzen an beiden Enden längliche Ausschnitte 26 für den freien Durchgang der Stifte 5, wobei der Stift 5 des entsprechenden Tastknopfes in die Öffnung 25 des entsprechenden Schiebers eingreift.
Auf die Führungsplatte 10 werden die Schieber 9,8, 7,6 aufeinandergelegt, sodann werden sie mit der oberen Abdeckplatte 11 überdeckt, worauf das Ganze mit dem Mundstück 21 verdeckt wird.
Bei Betätigung des Tastknopfes 2 erfolgt durch den Stift 5 eine Verschiebung des entsprechenden Schiebers 6, beiBetätigungdesTastknopfes4verscMebtsichderSchieber 7, bei Betätigung des Tastknopfes 3 verschiebt sich der Schieber 9 und bei Betätigung des Tastknopfes 1 erfolgt eine Verschiebung des Schiebers 8.
Die Ausmasse der erfindungsgemässen Harmonika, wenn bei der Konstruktion ein vollauf befriedigender Bereich von drei Oktaven gewählt wird-man kann natürlich auch einen kleineren oder grösseren Bereich wählen-sind derartig, dass das Instrument fast vollkommen in die Hand eingeschlossen werden kann und, da beim Spielen nur vier Finger beschäftigt sind, die Handflächen zur Ausführung von für kleine Mundharmoniken typischen Klangeffekten verwendet werden können. Das Wechseln der Akkorde erfolgt sehr leicht und kann mit grösserer Schnelligkeit als bei den bisherigen Mundharmoniken ausgeführt werden.
Durch Teilung des Intervalls einer beliebigen Oktave in vier gleiche Teile (Intervalle) entsteht eine Folge von kleinen Terzen. Nach den Gesetzen der Harmonie existieren praktisch drei solche Folgen von kleinen Terzen.
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Jede weitere Folge von kleinen Terzen ist die Wiederholung einer der angeführten Folgen. Alle diese Folgen sind unter der Bezeichnung "verminderte Akkorde" bekannte Vierklänge.
Die Erfindung besteht darin, dass jeder der vier Töne dieser Folgen mit einer Vorrichtung versehen
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wird, die seine Höhe um einen Halbton entweder höher oder tiefer, je nach Wahl der Konstruktion, ändert. Diese vier voneinander unabhängige Schieber enthaltende Vorrichtung wird durch Niederdrücken von einem, zwei, drei oder allen vier Schiebern betätigt und ermöglicht das Reihen von allen drei-und vierstimmigen Akkorden ausser den Folgen von grossen Terzen - d. h. die sogenannten übermässigen Akkorde. Das Prinzip der Anordnung der Klangzungen und die Funktion der Schieber sind In Fig. 1 dargestellt.
Jeder Harmonikakörper enthält zwei der angeführten Folgen von kleinen Terzen, von denen die eine beim Ausatmen, die andere beim Einatmen erklingt (Blasluft, Ziehluft). Die Anordnung kann jeden beliebigen Bereich umfassen, doch ist der Drei-Oktaven-Bereich mit 12 Tonkanälen am geeignetsten.
Am vorteilhaftesten sind die zwei Folgen von kleinen Terzen in jedem Harmonikakörper gegeneinder um eine grosse Sekunde verschoben und in der Harmonika derart angeordnet, dass in jedem einzelnen Kanal beim Einatmen der um die grosse Sekunde höhere Ton erklingt.
Fig. 1 veranschaulicht schematisch die Stimmung der in den beiden Harmonikakörpern bei Normalstellung der Schieber ertönenden (stark eingerahmt) und der bei Betätigung der Schieber ertönenden (schwach eingerahmt) einzelnen Klangzungen unter der Voraussetzung, dass durch Betätigung der Schieber eine Erhöhung um einen Halbton bewirkt werden soll. In ähnlicher Weise kann eine um einen Halbton erniedrigende Konstruktion verwendet werden.
So erklingt z. B. beim Niederdrücken der Knöpfe 1 und 4 in der oberen Harmonika beim Ausatmen Ges-dur mit einer Sexte, beim Einatmen As-dur mit einer Sexte und in der unteren Harmonika beim Ausatmen G-dur mit einer Sexte und beim Einatmen A-dur mit einer Sexte.
Beim Niederdrücken der Knöpfe 2, 3,4 klingt in der oberen Harmonika beim Ausatmen C-dur mit einer Septime, beim Einatmen D-dur mit einer Septime und in der unteren Harmonika beim Ausatmen Cis-dur mit einer Septime, beim Einatmen Es-dur mit einer Septime.
Jeder der vier Schieber erhöht oder erniedrigt also, je nach Wahl der Konstruktion, die ursprünglichen Töne in allen Oktaven um einen Halbton. Eine solche Mundharmonika umfasst alle Töne und Halbtöne in geordneter Weise hintereinander. Ausserdem kann man auf ihr ein Spiel in Akkorden bis vierstimmig in acht Tonarten, in vier beim Einatmen und in weiteren vier beim Ausatmen, erzielen.
Bei der Benützung der Intervalle von grossen Terzen gemäss der Fig. 6. entstehen dreistimmige Duroder Moll-Akkorde. Wenn z. B. bei der Folge C/E Gis c/e... usw. die Höhe von zwei Tönen dieser Folge, u. zw. beliebiger Töne, nach oben geändert wird, entstehen stets dreistimmige Dur-Akkorde.
Falls nur ein einziger (beliebiger) Ton erhöht wird, entstehen dreistimmige Moll-Akkorde. Jede Folge von grossen Terzen ermöglicht daher die Entstehung dreistimmiger Dur- und Moll-Akkorde in sämtlichen Stufen.
Die oberwähnte Folge ermöglicht die Entstehung :
1. F-dur (Erhöhung von E auf F und von Gis auf A) F-moll (Erhöhung von E auf F)
2. A-dur (C auf Cis und Gis auf A)
A-moll (Gis auf A)
3. Cis-dur (C auf Cis und E auf F)
Cis-moll (C auf Cis)
Die übrigen Folgen von grossen Terzen bilden nachstehende Akkorde :
Folge Cis F A
1. Fis-dur (F auf Fis und A auf B (Ais)-) - Fis-moll (F auf Fis)
2. B-dur (A auf B, Cis auf D)
B-moll (A auf B)
3. D-dur (Cis auf D, F auf Fis)
D-moll (Cis auf D)
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Folge Dis G H
1. Gis-dur (G auf Gis, H auf C)
Gis-moll (G auf Gis)
2. C-dur (H auf C. Dis auf E)
C-moll (H auf C)
3. E-dur (Dis auf E, G auf Gis)
E-mall (Dis auf E)
Folge D Ges B
1.
G-dur (Ges auf G, B auf H)
G-moll (Ges auf G)
2. H-dur (B auf H. D auf Dis) H-moll (B auf H)
3. Dis-dur (D auf Dis, Ges auf G)
Dis-moll (D auf Dis)
Die Stimmung der beiden Harmonikakörper ist so gewählt, dass jeder Halbton des von der Harmonika umfassten Tonbereiches in mindestens einer der Folgen vorkommt. Die vorteilhafteste Anordnung ist die, bei welcher der eine Körper unter gleichen Bedingungen um einen Halbton höher oder tiefer als der andere klingt, wobei durch eine einzige Druckvorrichtung die Schieber demselben Ordnung in beiden Kor- pern bedient werden.
Ein derartig ausgebildetes Instrument kennzeichnet sich dadurch, dass es ausser al-
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gen Dreiklängen in 16 Tonarten (in jedem Körper je acht Tonarten) umfasst. Das bedeutet, dass bei den bestehenden zwölf Tonarten vier Tonarten vorhanden sind, die zweimal, u. zoo in jedem Mundstück einmal, vorkommen. Wenn also auch das Auftreten zweier Mundstücke als Nachteil des Instrumentes angesehen werden könnte, so wird dieser bei weitem durch die vorstehend angeführten Eigenschaften aufgehoben.
Im Rahmen der Erfindung ist es auch möglich, dass einige de : Schieber eine Erhöhung, die ander eine Erniedrigung um einen Halbton bewirken. Bei dieser Anordnung kann die Stimmung der bei nicht betätigten Schiebern ertönenden Stimmzungen auch anders als nach einer Folge von Terzen gewählt werden.
In diesem Falle müssen die Schieber folgendermassen wirken :
Wenn der ursprüngliche Ton von dem entsprechenden verminderten Akkozd um einen Halbton höher oder tiefer abweicht, bringt die Betätigung des entsprechenden Schiebers den Ton auf den ursprünglichen Klang in dem zugehörigen verminderten Akkord zurück. Wenn der ursprüngliche Ton ein Bestandteil des entsprechenden verminderten Vierklanges ist, lenkt ihn dann der in Tätigkeit versetzte Schieber um einen Halbton höher oder tiefer ab.
Die vorliegende Erfindung eröffnet der Mundharmonika ein Anwendungsgebiet, das bisher durch kein anderes Instrument dieser Art erfasst wurde. Sie hat einen genügenden Bereich, eine geeignet gewählte Folge der chromatischen Tonleiter und kleine, beinahe Taschenausmasse.
Beim Spiel kana man eine grosse Geschwindigkeit im Wechseln der AId ! orde erzielen, die auf andern Instrumenten unerreichbar ist.
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