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Verfahren und Einrichtung zum Reinigen von aus Braunkohle oder andern Brennstoffen geringeren
Heizwertes hergestelltem Stadtgas bzw. Kohlenwassergas.
Die Herstellung von sogenanntem Stadtgas mit einem Heizwert von etwa 4000-4300 Kal. oder eines Kohlenwassergases mit einem Heizwert von etwa. 3000-3500 Kal., welches zum Zwecke der Beimischung zu Steinkohlendestillationsgas geeignet ist, um den Heizwert des letzteren auf etwa 4000-4300 herabzusetzen, leidet an dem Übelstand, dass zufolge des meistens hohen Schwefelgehaltes der zu diesem Zwecke zur Verfügung stehenden minderwertigen Brennstoffe der Gehalt des aus denselben erzeugten Rohgases an Schwefelwasserstoff und an organisch gebundenem Schwefel (hauptsächlich Casa) ausserordentlich hoch ist.
Gemäss den Normen der Gasindustrie ist der ILS-Gehalt des Gases bis auf die kleinsten Spuren
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organisch gebundenem Schwefel pro 100 m3 selten 1Ï--20 g.
Die Anwendung der bei der Steinkohlengasfabrikation üblichen Schwefelwasserstoff-Reinigungs- verfahren würde zufolge des erwähnten grossen Gehaltes an Schwefelwasserstoff und organisch gebundenen Schwefel die Herstellung eines gereinigten Stadtgases oder Kohlenwassergases aus Braunkohlen und ähnlichen Brennstoffen technisch sehr erschweren und wirtschaftlich unmöglich machen.
Die Beseitigung dieser Schwierigkeiten wurde durch die Erkenntnis ermöglicht, wonach der aus den Braunkohlen und sonstigen Brennstoffen geringeren Heizwertes hergestellte Koks im allgemeinen zur Entziehung des Sehwefelwasserstoffgehaltes des Gases vorzüglich geeignet ist, wenn dem zu reinigenden Gase die zur Oxydation des Schwefelwasserstoffes nötige Luft-oder Sauerstoffmenge zugeführt wird, so dass die in der Gasindustrie zur Entfernung des Schwefelwasserstoffes angewandte Entschwefelungseinriehtung, trotz des allenfalls hohen Schwefelwasserstoffgehaltes des Braunkohlengases, durch eine sehr billige Einrichtung ersetzt werden kann, wobei die Betriebskosten derselben ebenfalls sehr klein sind,
da der zur Entschwefelung des Gases verwendete Koks nach seiner diesbezüglichen Verwendung zu Heizzwecken mit demselben Erfolg verwendbar ist wie im frischen Zustande.
Es hat sich ausserdem herausgestellt, dass der bei der Gaserzeugung aus Braunkohle gewonnene Koks trotz seiner bekannten geringen Adsorptionsfähigkeit für CS2 dennoch zur Adsorption des organisch gebundenen Schwefels geeignet ist, wenn er in genügend grossen Mengen zur Verfügung steht. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn das Gas im Gegenstrom dem Koks zugeführt wird, so dass das Gas im Laufe seiner fortschreitenden Entschwefelung mit immer reinerem und daher aktiverem Koks in Berührung kommt. Da im Betriebe der Koks in grosser Menge zur Verfügung steht, kann die Entfernung der beiden Gruppen der Schwefelverbindungen gleichzeitig und zweckmässig in einem einzigen Apparat vorgenommen werden.
Es muss damit gerechnet werden, dass bei der Braunkohlengaserzeugung im Gegensatz zur Steinkohlengaserzeugung die Nebenprodukte als Einnahmequellen kaum in Betracht kommen, da die Gaserzeugung aus Braunkohle u. dgl. hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit den Nachteil besitzt, dass sie im Gegensatz zur Steinkohlengasherstellung keinen zusammengebackenen Koks ergibt, wobei dieser Koks auch infolge eines grösseren Aschegehaltes meistens weniger wertvoll ist als der Steinkohlenkoks. Es muss auch ferner berücksichtigt werden, dass der bei der Gaserzeugung gewonnene Teer zur Gasherstellung selbst zu verwerten ist und Ammoniak als Nebenprodukt nur in geringeren
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Mengen abfällt als bei der Steinkohlengasherstellung.
Schliesslich sei hervorgehoben, dass der grob- körnigere Anteil des erzeugten Kokses zur Beheizung des Gaserzeugungsofens benötigt wird. Die
Gasreinigung muss daher betriebstechnisch möglichst einfach und sparsam durchgeführt werden. Dies wird dadurch ermöglicht, dass der erzeugte Koks nicht nur zur Entschwefelung, sondern auch zur
Vorreinigung des Gases verwendet wird. Obwohl bei der Herstellung von Braunkohlengas die Vergasung des Teeres praktisch vollständig durchführbar ist, ist dies notwendig, da Spuren von Teer im Rohgas zurückbleiben können, die man auch in der Gaskühlungseinrichtung nicht restlos zurückhalten kann. Gemäss der vorliegenden Erfindung wird der bei der Entschwefelung schon ausgenutzte Koks zur Ausscheidung der Teerspuren verwendet.
Wenn die Gewinnung des Ammoniaks durch Auswaschen, wie es in der Gasindustrie üblich ist, nicht wirtschaftlich sein sollte, kann man den Koks ebenfalls, wie dies nachstehend erörtert wird, zur Entfernung des Ammoniaks aus dem Gase verwerten.
Das Gasreinigungsverfahren soll an Hand der Zeichnung näher erläutert werden.
Die Zeichnung zeigt die für das erfindungsgemässe Gasreinigungsverfahren verwendete Einrichtung im schematischen Vertikalschnitt beispielsweise veranschaulicht.
1 und 2 sind zwei zweckmässig untereinander angeordnete Schächte, von denen der Schacht zur Entschwefelung, der Schacht 2 zur weiteren Reinigung (Teerabscheidung, eventuell Ammoniakausscheidung) des Gases dient.
Der von der Destillationsvorrichtung stammende Koks gelangt in den Bunker bzw. Fülltrichter. 3 und wird durch die Speisevorrichtung 4 in den Entsehwefelungsschaeht 1 eingeführt, an dessen unterem Ende eine Entleerungsvorrichtung 5 angeordnet ist, die den Koks, der bereits zur Entschwefelung des Gases gedient hat, in den Fülltrichter 6 befördert, von dem er durch die Speisevorrichtung in den Reinigungssehaeht 2 eingeführt und von hier nach entsprechender Ausnutzung mittels der Entleerungsvorrichtung 8 entfernt wird. Der Koks wird dann der weiteren Verwendung (Verbrennung) zugeführt.
Oberhalb des Fülltrichters 6 befindet sich eine Berieselungsvorriehtung, z. B. eine perforierte Rohrleitung 9, durch welche im Bedarfsfalle zur Befeuchtung des in den Schacht 6 zu füllenden Kokses Wasser zugeführt werden kann.
Das gekühlte Rohgas wird durch das Rohr 10 in den Schacht 2 eingeführt, wo eventuell feste Verunreinigungen, Teer und, falls die Koksfüllung befeuchtet worden ist, auch das im Gase befind- liche Ammoniak zurückgehalten werden. In dem letzteren Fall wird das Gas aus dem oberen Teil des Schachtes 2 durch die Rohrleitung 11 und den geöffneten Schieber unmittelbar in den unteren
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