Brauerei
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Bierbrauereien spielten in Karlsruhe und Umgebung schon immer eine große Rolle. Zwar hat die Stadt ihren Rang als ehemals drittgrößte Bierproduktionsstätte Deutschlands schon vor fast 100 Jahren eingebüßt, doch auch heute noch zählt sie mit ihren zwei großen Brauereien Moninger und Hoepfner zu den deutschen Biermetropolen.
Während 1846 noch 31 einheimische Kleinbrauereien den unersättlichen Bierdurst der Karlsruher stillten, übernehmen diese Aufgabe heute die weltweit operierenden Brauereikonzerne. Auch die letzten Karlsruher Traditionsbrauereien haben inzwischen ihre Eigenständigkeit eingebüßt. Den einheimischen Biermarkt müssen sie sich im Getränkehandel mit den sogenannten „Massenbieren“ teilen. Jedoch kontrollieren sie noch immer den Bierabsatz in den örtlichen Gaststätten und Bierlokalen. Daneben beliefern oder veranstalten sie zum Teil auch zahlreiche Feste und Events (Beispiele: Das Fest, Hoepfner-Burgfest, Karlsruher SkateNite, Tempelfest).
Dieser Entwicklung zum Trotz erfährt die alte Karlsruher Brauereitradition seit den 1980er-Jahren eine erfreuliche Renaissance. Nicht zuletzt der vielgerühmten Karlsruher Kneipen- und Biergartenkultur ist es zu verdanken, dass sich mittlerweile einige Gasthausbrauereien im Stadtgebiet und der näheren Umgebung etablieren konnten und so der Karlsruher Brauereilandschaft zu neuer Vielfalt verhelfen. Mittlerweile hat auch die moderne Welle der so genannten „Craft Biere“ die Karlsruher Region erreicht. Kleine unabhängige Braumanufakturen nennen sich Der Zauberkessel, Pøbelbræu oder Neureuter Braumanufaktur und bereichern das regionale Biersortiment um experimentelle Pale Ales, eigenwillige Pils-Kreationen, helle und dunkle Lagerbiere und viele andere ungewöhnliche Biervariationen. Diese haben auch vielfach bereits ihren Weg in den regionalen Einzelhandel oder auf die Bierkarten der lokalen Gaststätten gefunden.
Geschichte
Noch vor der Stadtgründung wurde im heutigen Stadtgebiet von Karlsruhe schon Bier gebraut. Fast überall nahm das Bierbrauen im größeren Stil seinen Anfang in den Klöstern. So wird auch vermutet, dass die Mönche des Klosters Gottesaue schon im 12. bis 16. Jahrhundert Bier brauten. Nach dessen Säkularisierung und späteren Umwandlung in ein markgräfliches Kammergut wurde 1758 dort wieder eine Brauerei eingerichtet. Die Brauerei Gottesaue gilt als erste nachweislich bekannte Brauerei Karlsruhes. Daneben brauten jedoch auch schon vorher einige Schankwirtschaften in Karlsruhe und den angrenzenden Dörfern zumindest zeitweise eigenes Bier. Zu vermuten ist allerdings, dass das vom Markgrafen erlassene Gottesauer Biermonopol der Brautätigkeit in den Wirtschaften schlagartig ein Ende setzte. Erst die Stilllegung der Gottesauer Brauerei gegen Ende des 18. Jahrhunderts ließ das private Braugewerbe in Karlsruhe langsam wieder aufblühen.
Die Gründung der Seldeneck'schen Brauerei im Jahr 1770 als Nachfolgerin der Gottesauer Brauerei sorgte zunächst jedoch für eine übermächtige Konkurrenz, gegen die sich kleinere Brauereien erst nur schwer behaupten konnten. Zugleich erfreute sich das Bier in Karlsruhe wie auch andernorts immer größerer Beliebtheit, und ab den 1810er-Jahren stieg auch die Zahl der Karlsruher Brauereien merklich an. Sie befanden sich anfangs in der Innenstadt und hatten später teilweise auch halbversenkte Bierkeller außerhalb der Stadt. Die meisten dieser Bierkeller befanden sich auf dem Gelände zwischen Karlsruhe und Mühlburg - dem sogenannten "Sommerstrich". Mit ihrer zunehmenden Vergrößerung und Industrialisierung verlegten die Brauereien gegen Ende des 19. Jahrhunderts auch ihre Produktionsstätten dort hin, wo nun die Weststadt entstand. Während diese zum Teil sehr schnell expandierten, schafften viele kleine Brauereien den Sprung ins Industriezeitalter jedoch nicht. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Karlsruhe die drittgrößte Braustadt in Deutschland nach München und Dortmund. Rohstoffe wurden aus dem Elsass bezogen, Bier bis nach Paris verkauft. Die ersten industriellen Karlsruher Brauereien neben der Seldeneck'schen und späteren Mühlburger Brauerei waren Sinner, Moninger, Printz, Schrempp, Hoepfner, Union-Brauerei, Fels, Kammerer und Wolf. Hinzu kamen in Durlach die Brauereien Eglau und Zum Roten Löwen.
Nach dem Ersten Weltkrieg waren Handelsbeziehungen Richtung Westen kaum noch möglich und aus dem Elsass konnte keine billige Braugerste mehr bezogen werden; dies führte zum ersten großen Brauereisterben. Ein zweites setzte in den 1970er-Jahren ein.
Karlsruher Brauereien
Große Brauereien
- Brauerei Hoepfner, Oststadt, in der Hoepfnerburg und mit dem Hoepfner-Burgfest
- Brauerei Moninger, Grünwinkel
Hausbrauereien
- Badisch Brauhaus, Stephanienstraße (Innenstadt-West)
- Brauhaus Kühler Krug, Wilhelm-Baur-Straße (Weststadt)
- Brauhaus 2.0, Knielingen
- Der Zauberkessel, Durlach-Aue
- Vogelbräu, Kapellenstraße (Innenstadt-Ost)
- Vogel Hausbräu, Amalienbadstraße (Durlach)
Microbrauereien
- Neureuter Braumanufaktur, Neureut
Vertragsbrauereien
Brauereien mit angemieteter Braustätte
- Fächerbräu, Erbprinzenhof (Innenstadt-West)
- Pøbelbræu, Winterstraße (Südstadt)
In Auftrag gebraute lokale Biermarken
- Wolfbräu, Werderstraße (Südstadt)
- Hofgut Maxau, Maxau am Rhein (Knielingen)
- Markgrafenbräu (Winkels GmbH Sachsenheim, bis 2012 Durlach)
Ehemalige Brauereien
- Brauerei Benz (1874–1893)
- Brauerei Eglau (1865–1921)
- Brauerei Fels (1872–1971)
- Brauerei Genter (1863–1918)
- Brauerei Gottesaue (1758 – um 1774)
- Brauerei Kammerer (1864–1920)
- Green Corner (1998-2008)
- König Bräu (2004-2014)
- Lindenbräu Knielingen (2011-2012)
- Löwenbrauerei Durlach (um 1888–1952)
- Mühlburger (Seldeneck'sche) Brauerei (1770–1921)
- Nanobrauerei Hopf nei (2019-2023)
- Brauerei Printz (1850–1920)
- Brauerei Schrempp (1871–1977)
- Brauerei Sinner (um 1865–1972)
- Union-Brauerei (1880–1922)
- Fischer Bräu (April 2004–August 2005)
- Brauerei Max Wolf (1885 - 2008)
Auf den historischen Stadtplänen vom 19. Jahrhundert – siehe Weblinks – sind die Standorte einer Vielzahl weiterer Brauereien zu sehen.
Brauereien im Landkreis Karlsruhe
Hausbrauereien
- Hausbrauerei Alter Bahnhof, Malsch
- Andreasbräu, Eggenstein-Leopoldshafen
- Lindenbräu Waldbronn, Waldbronn-Reichenbach
- Vogel Hausbräu, Ettlingen
- Brauhaus Wallhall, Bruchsal
- BIERkulturGUT, Philippsburg [1]
Microbrauereien
- Michaeli Bräu, Sulzfeld
- Gamerbräu, Stutensee-Staffort [2]
- Kasi-Bräu, Karlsdorf-Neuthard
- Prestelbräu, Ubstadt-Weiher-Stettfeld [3]
- Schwedesbräu, Oberöwisheim [4]
Ehemalige Brauereien
- Brauerei Althaus, Spöck (1872–1920)
- Braxar Brauerei, Bruchsal (2015–2019)
- Bruchsaler Brauerei AG (1899–1912)
- Brauerei Denner, Bruchsal (1863–1976)
- Brauerei Förster, Weingarten (1863–1920)
- Frauenalber Braugesellschaft, Frauenalb (1838–1852)
- Brauereigasthof König von Preußen (Frauenalber Rathsbräu), Frauenalb
- Brauerei Huttenkreuz, Ettlingen (1875–1975)
- Michelbräu, Karlsbad (1999 bis 2004 und dann wieder von 2009 bis 2014)
- Bundschuhbräu, Untergrombach (Siehe auch Bundschuh (Untergrombach)) (2003-2007)
- Löwenbrauerei Philippsburg (Diefenbacher) (1847–1977)
- Oasenbräu (Graben-Neudorfer Brauhaus) (2004-2007)
- Hardtwäldle Privatbrauerei, Graben-Neudorf (2001–2008)
- Brauerei Odenwald, Bretten (?–1935)
- Met-Bräu-Haus Schmitt, Zeutern (1996–1998)
- Brauerei Schorle, Odenheim (1866–1973)
- Brauerei Spitz, Jöhlingen (1866–1920)
- Sternenbrauerei Pömmerl, Odenheim (1925–1940)
- Weigertbrauerei Rückerl, Sulzfeld (1858–1960)
- Brauerei Zum Lamm (Wagner), Berghausen (1866–1920)
- Brauerei Zum Löwen (Schenk), Ubstadt (1878–1920)
- Brauerei Zum Ritter (Böser), Forst (1866–1920)
- Brauerei Zur Krone (Reinbold), Gochsheim (1865–1920)
- Brauerei Vöghl, Oberhausen (1875–1920)
- Brauerei Zum Kreuz (G. Streule), Bühl (1866–1920)
- Wiesentaler Brauerei „Zur Pfalz“ (1866–1953)
- Brauerei Zur Sonne (Stricker), Odenheim (1875–1940)
- Privatbrauerei Armbruster, Waghäusel-Kirrlach (ohne Gaststätte) (2006–2011)
- Zum Sternen, Hambrücken (2006–2016)
Brauereien Landkreis Rastatt
Große Brauereien
Hausbrauereien
Microbrauereien
- Freybier, Sinzheim (Ortsteil Winden)
Ehemalige Brauereien
- Murgtalbrauerei AG, Gaggenau (1852–1981)
- Brauerei Wenk, Bühl (1863–1920)
- Brauerei Zur Krone (Roth), Rotenfels (1865–1920)
- Brauerei Zur Linde (O. Streule), Bühl (1885–1920)
- Hofbrauhaus Hatz, Rastatt (1863-2010)
Brauereien in der weiteren Region
Hausbrauereien
- Amadeus Hausbräu, Baden-Baden (seit 2006)
Ehemalige Brauereien
- Brauerei Bletzer, Baden-Baden (1865–1920)
- Brauerei Beckh, Pforzheim (1855–1983)
- Brauerei Frey, Germersheim (1858–1930)
- Brauerei Holzapfel, Neuenbürg (1850–1920)
- Brauerei Jacoby, Hördt (1842–1940)
- Klosterbrauerei Mönch, Bad Herrenalb (1863–2000)
- Klosterbrauerei Rieger, Maulbronn (1873–1924)
- Landauer Brauhaus (1859–1928)
- Rennbachbrauerei (Wetzel), Wildbad (1873–1920)
- Brauerei Gebr. Schmitt, Germersheim (1895–1930)
- Brauerei Schott, Rheinzabern (1872–1930)
- Brauerei Starck, Offenbach/Queich (1880–1920)
- Brauerei Zum Hirsch (Dittler), Wilferdingen (1866–1933)
- ZauberCraft Bräu, Bad Herrenalb (2020–2023)
Literatur
- Heinz Schmitt, Ernst Otto Bräunche (Herausgeber): Hopfen und Malz - Die Geschichte des Brauwesens in Karlsruhe. Band 19 der Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs, Badenia Verlag, 1998, ISBN: 3-7617-0323-6
- Werner Greder: D' Brusler Dorscht - Die Geschichte der Bruchsaler Gaststätten und Brauereien. Band 14 der Veröffentlichungen der Historischen Kommission der Stadt Bruchsal, Verlag Regionalkultur, 1997, ISBN: 3-929366-52-5
- Eugen Gütermann: Die Karlsruher Brauindustrie, Dissertation. Karlsruhe 1909. (Digitalisat der BLB)
Weblinks
- Das Stadtwiki Pforzheim-Enz zum Thema „Brauerei“
- Das Rhein-Neckar-Wiki zum Thema „Brauerei“
- Historisches Brauereiverzeichnis Karlsruhe und Umgebung
- Das große Historische Brauereiverzeichnis
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Brauerei“