Mit dem Begriff spectacula sind - im Gegensatz zum allgemeinen Verständnis als Umschreibung für Massenunterhaltung - in der Antike Aufbauten gemeint, die für die Zuschauer errichtet wurden, von denen aus sie den verschiedenen festivalen...
moreMit dem Begriff spectacula sind - im Gegensatz zum allgemeinen Verständnis als Umschreibung für Massenunterhaltung - in der Antike Aufbauten gemeint, die für die Zuschauer errichtet wurden, von denen aus sie den verschiedenen festivalen Veranstaltungen in Rom zuschauen konnten. Diese konnten verschiedenen Ausmaße annehmen und reichten von einfachen Holzbänken, über Tribünen zu großen Komplexen wie Theatern, Amphitheatern und Stadien. Da die Veranstaltungen zu einem Teil mit einer gewissen Regelmäßigkeit (Kultfeste), jedoch häufig auch unregelmäßig (Triumph- und Bestattungsfeiern) stattfanden, bedurften sie flexibel einsetzbare Strukturen, die temporär wichtige öffentliche Räume besetzen konnten, aber auch von der Liquidität ihrer Auftraggeber abhingen. Denn in die Errichtung der für die verschiedenen Veranstaltungen notwendigen Bauten und die Durchführung der darin stattfindenden Spiele, die bis zur Frühen Kaiserzeit nicht unbedingt an einen bestimmten Bautypus gebunden waren, wurden oft gewaltige finanzielle Mittel investiert. Dies illustriert, dass die Veranstaltungen nicht allein aus religiöser Verantwortung inszeniert wurden sowie als alleinige Unterhaltung der Volksmassen dienten, sondern auch Mittel der politischen Interaktion waren und eine wichtige Grundlage der gesellschaftlichen, politischen und religiösen Propaganda darstellten.
Der Vortrag wird sich in seiner Analyse auf die festivale Nutzung und zeitlich begrenzte Transformation des öffentlichen Raumes in der Stadt Rom in der Zeit zwischen dem Ende der Republik und dem Beginn der Kaiserzeit konzentrieren. Diese Epoche ist gekennzeichnet durch eine Verlagerung der Errichtung temporärer Bauten und Architekturen hin zu permanenten Gebäudekomplexen. Dabei erhielten temporäre Monumentalarchitekturen wie etwa Holztheater, die ursprünglich jährlich für die kultischen Feste errichtet wurden, nach und nach einen permanenten Bau, wodurch die dafür zuständigen Beamten, die kurulischen Ädile, ihre Möglichkeit verloren, sich mit der Errichtung eines kostbaren Theatergebäudes vor dem römischen Volk zu präsentieren.
Warum allerdings die Stadt Rom im Gegensatz zu anderen Städten in Süditalien, wie etwa Pompeji, lange auf ein permanentes Steintheater sowie Amphitheater trotz Wichtigkeit der Spiele verzichtete, ist in diesem Zusammenhang eine häufig gestellte Frage, der im Vortrag noch einmal in einem interdisziplinären Diskurs nachgegangen werden soll. In diesem Prozess spielten die Nutzung traditioneller Räume, die Besitzverhältnisse der Flächen, die Verantwortung bestimmter Beamter und der Wunsch der Selbstdarstellung und Legitimierung der aristokratischen Elite sowie folgend der herrschenden Kaiserfamilie eine wichtige Rolle.