Resümee
Die Arbeit argumentiert, dass Metaphern produktive – in der Politikwissenschaft jedoch noch zu wenig genutzte – Ausgangspunkte für theoriegeleitete
Analysen sind. Diese Relevanz beziehen die Metaphern – wie in den ersten
Kapiteln der Arbeit entlang der dargestellten theoretischen Zugänge aus mehreren Disziplinen vertiefend ausgeführt – aus drei Wirkungsebenen. Erstens
aus ihrer Bedeutung als rhetorische Werkzeuge, vor allem eingesetzt in der
politischen Kommunikation, wo sie meist als persuasive Kommunikation, als
»Überredungsrhetorik« (Geissner 2005, 57), Aufschluss über politische Legitimationsstrategien geben (können). Zweitens spiegeln sie im meist medial
vermittelten politischen Diskurs, aber auch im Alltagsdiskurs, (deutungsdominante) Verständnisse und Vorstellungen wider sowie im wissenschaftlichen
Diskurs zeit- und epochengebundene »Substrukturen« (Blumenberg) des
Denkens bzw. von Denkmöglichkeiten überhaupt. Drittens gründet sich die
politikwissenschaftliche Relevanz von Metaphern(analysen) auf ihre Eigenschaft, die affektive und gefühlsbezogene Seite von Politik besonders deutlich
zum Vorschein zu bringen, die in der Politikwissenschaft lange Zeit vernachlässigt wurde (vgl. u.a. Hoggett/Thompson 2012; Bargetz/Sauer 2010). An der
Schnittstelle von Kognition und Emotion angesiedelt stellen Metaphern diesen
Dualismus in Frage.
Was Rhetorik, Diskurs und Sprache im Allgemeinen kennzeichnet, nämlich die doppelte Funktion von (intentionaler) Wirklichkeitskonstruktion und
(verzerrtem) Spiegel von Wirklichkeit sowie die Aktivierung affektiver Schichten und Emotionen, das spitzt sich in der Metapher in besonders prägnanter
Weise zu. Gerade diese Charakteristik macht auch die Verbindung von Metaphernanalyse und Ideologiekritik – in der Arbeit in Anlehnung an Rahel
Jaeggi (2009) definiert – sinnvoll. Ideologische Verzerrung, Ausblendung
und Naturalisierung bzw. »Selbstverständlichmachung« werden anhand von
Metaphern analytisch besonders gut greif bar. Es ergibt sich aus dieser Verbindung ein doppelter Nutzen: Ideologiekritik leitet die Interpretation in der
Metaphernanalyse an, zugleich leitet die Metaphernanalyse dazu an, dem körperbezogenen und emotionalen Aspekt von Ideologie – bislang wenig erschlos-
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Global Player EU? Eine ideologiekritische Metaphernanalyse
sen in Ideologiekritik und Ideologietheorie – Rechnung zu tragen. Im Sinne
eines Forschungsdesiderats wäre es wünschenswert, die Verbindung des
theoretischen und methodischen Konzepts der Metaphernanalyse sowie der
ideologiekritischen Herangehensweise mit bildwissenschaftlichen Zugängen
und politischer Ikonographie zu verknüpfen, um dem Umstand Rechnung zu
tragen, dass konkurrierende politische Deutungsmuster auch in hohem Maß
über Bilder kommuniziert werden.
Als sprachliche Bilder und Imaginationen, die Ideen »veranschaulichen«,
gehören Metaphern ideologietheoretisch gefasst in den Bereich des Ideologischen und verweisen auf die Konzeptualisierung des Verhältnisses zwischen
»Realem«, materiellen Verhältnissen einerseits und »Imaginärem«, also Ideen,
Vorstellungen und Überzeugungen andererseits. Damit ist eine grundlegende Problemstellung von Ideologietheorie angesprochen. Ein wenig rezipierter
Beitrag zur Bearbeitung dieser Problemstellung ist der theoretische Entwurf
zum »gesellschaftlichen Imaginären« bei Cornelius Castoriadis, der in Kapitel
1.6 dargestellt und diskutiert wird.
Das Spezifische an diesem Zugang ist, dass er die in (neo)marxistischen
Ansätzen grosso modo (wenn auch teils in sehr elaborierten Varianten) gängige Trennung von materieller Basis und ideologischem Überbau umgeht,
Determinismen und Funktionalismen ausklammert und gleichzeitig für materialistische Theorie anschlussfähig bleibt. Umgangen wird diese Trennung,
indem der Moment der Imagination, d.h., das »Setzen einer imaginären Bedeutung« (Castoriadis), als konstitutives Element gedacht ist, das zugleich mit
den materiellen Verhältnissen untrennbar verwoben ist und als deren wesentlicher Bezugspunkt fungiert, ohne dabei jedoch den zentralen Stellenwert der
Produktionsverhältnisse zu verwerfen. Weder die Teilung in Herrschende und
Beherrschte und die damit einhergehende Verdinglichung der Beherrschten
noch eine bestimmte ökonomische Rationalität sind in dieser Perspektive ausschließlich, wie es aus Teilen des Marxschen Denkens hervorgeht, auf eine
überzeitlich gültige historische Dynamik, nämlich den Widerspruch zwischen
gesellschaftlichen Produktivkräften und Produktionsverhältnissen, zurückzuführen. Sie erfordern vielmehr auch das Setzen einer zugrunde liegenden imaginären Bedeutung. Der homo oeconomicus des Kapitalismus als Metapher für
ökonomische Rationalität ist nicht nur als sprachliches Bild eine Imagination,
auch die darin zum Ausdruck kommende Form der Rationalität beruht auf der
Setzung einer imaginären Bedeutung – mithin einer bestimmten gesellschaftlichen Definition von »Nutzen«, »Interesse« und »vernünftigem Handeln«.
Dass der Moment der Imagination, wie Castoriadis argumentiert, im Marxschen Denken teilweise, in der abendländischen Philosophie weitgehend ausgeblendet wurde, führt er auf die darin vorherrschende Identitätslogik zurück,
deren Kritik in wesentlichen Teilen parallel zu den Denkbewegungen der Kritischen Theorie verläuft. Dieser Kritik zufolge wohnt der Logik und Ontologie
Resümee
der abendländischen Philosophie eine dominante Tendenz zum Ausschluss
des Nicht-Bestimmbaren, Nichtintelligiblen, Nichtidentischen inne. Es wird in
einer Art Zirkelschluss nur das als Seiendes definiert, was restlos bestimmbar, statisch und in restlos rekonstruierbaren Relationen von Kausalität und
Finalität verbunden ist. Auch in der Hegelschen Philosophie, so die Kritik an
der Identitätslogik bei Castoriadis und Adorno, werde das Nicht-Bestimmbare,
Nicht-Identische und damit auch die Imagination abgedrängt.
Der Identitätslogik und dem von ihr Abgedrängten unterliegt schließlich
auch ein Geschlechtersubtext, dem ich mit Christina von Braun (2001), Alice Pechriggl (2002; 1997; 1996) und Regina Becker-Schmidt (1998; 1989a)
nachgehe. Dieser Subtext besteht zum einen darin, dass dem Abdrängen des
Nicht-Identischen, damit der Dichotomie zwischen dem Unbestimmten/der
Imagination und dem Bestimmten/der Rationalität implizit eine geschlechtsspezifische Konnotation zugewiesen ist. Zum anderen ist der Bereich des Identischen, etwa die Form des vereinheitlichenden Gemeinwesens und sein Ausdruck in der Einheitsmetapher im gesellschaftlichen Imaginären, historisch
von der Hegemonie des Männlichen geprägt.
Metaphern lassen sich vor diesem theoretischen Hintergrund als Formen
der Imagination und in diesem Sinne als Nicht-Bestimmbares begreifen, das
der v.a. seit der Aufklärung beschworenen restlosen Auflösbarkeit und strengen Definierbarkeit des Gesagten und Gedachten in streng logischen Begriffen
widerfährt. Zudem sind sie als prägnante Ausformung des gesellschaftlichen
Imaginären zu fassen, welche die darin gesetzten Bedeutungen (das Ideologische) der Verhältnisse greif bar macht und verdeutlichen kann, dass diese
Bedeutung (z.B. Rationalität) gesetzt bzw. »gesellschaftlich geschöpft« (Castoriadis) ist und somit auch anders gefasst sein könnte.
Zusammenfassend fundieren die multidisziplinären und gesellschaftstheoretischen Überlegungen des ersten Teils zum einen die Annahmen, dass
Metaphern für theoriegeleitete Analysen besonders relevant sind, und dass die
Kombination von Metaphernanalyse und Ideologiekritik produktiv ist. Dies
wird in Teil zwei und Teil drei des Buches »getestet«.
Ähnlich den Ergebnissen thematisch verwandter empirischer Untersuchungen von Metaphern wie auch visuellen Bildern EUropas finden sich –
meist abhängig von der jeweils verfolgten Argumentationsstrategie und Positionierung – in unterschiedlicher Häufigkeit und Ausprägung Metaphern um
Haus/Gebäude, Verkehr/Reise, (Christen-)Klub/Verein, den Clash of Civilisations, Sport (v.a. Fußball), Fitness, Unternehmen und Familie, Schule, Pädagogik, Natur und Technik. Einerseits lässt sich in der relativ stark ausgeprägten
Verkehrs- und Reisemetaphorik ein Beleg für die Verschiebung in Richtung
von – über die Einheitslogik des Nationalen hinausgehende – Netzwerkmetaphern finden, wie sie Koschorke et al. (2007) vermuten. Verkehrs- und Schienennetze bilden tendenziell Komplexität und dezentrale Ausprägungen »des
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Global Player EU? Eine ideologiekritische Metaphernanalyse
Ganzen« ab. Andererseits sind in qualitativer und quantitativer Ausprägung
insgesamt organische Metaphern und Körpermetaphern (EU als Organismus,
global player, Braut/Bräutigam) stärker vertreten.
In Bezug auf die Frage nach bestimmten (z.B. ökonomischen, politischen)
metaphorischen »Wissensordnungen« zeichnet sich insbesondere anhand der
Metapher des global player eine Kombination der unterschiedlichen Logiken ab.
Das auch im Korpus in weiten Teilen aufzufindende »metaphorische Paradigma« um Konkurrenz, welche das kybernetische Prinzip beinhaltet, verkörpert
sich gewissermaßen in der metaphorischen Quasiperson global player. Auf diese Weise können die Bedeutungen von Zusammengehörigkeit und Zweckbestimmung des Ganzen, die in der kybernetischen Metaphorik des sich selbst
regulierenden Systems fehlen (ebd., 66-7), durch das Evozieren von Ganzheit
in dieser Figur »ergänzt« werden und die affektive und körperbezogene Dimension von »Stärke«, »Gewinnen oder Verlieren« geweckt werden. Dies passiert im Sinne eines Spielbegriffs, der strategische »Spiele des Wettbewerbs«
meint. Als Figur, die sich über den globalen Wettbewerb definiert, ist der global
player einerseits einer kybernetischen, für liberalen Laissez-faire-Kapitalismus
typischen Logik zugehörig, andererseits fungiert sie als Einheitsmetapher, die,
mehr als body economic denn als body politic, Zugehörigkeit zu und Unterordnung unter »ein Ganzes« analog zur Metaphorik des Nationalstaats und zur
Nation evoziert und fordert.
Im global player ist die ökonomische Schlagseite ausschlaggebend, insgesamt jedoch zeigt die empirische Untersuchung vordergründig keine Dominanz von Metaphern direkt aus dem Quellbereich der Ökonomie. Eher
erweisen sich Metaphern um Kampf und Konkurrenz als dominierend, die
allerdings eine beträchtliche Schnittmenge mit den Metaphern der ökonomischen Wettbewerbsfähigkeit aufweisen. Insofern lässt sich resümieren,
dass »das Blut der Nation in den Adern der EU weiter fließt« (Bellier 2001),
jedoch hat sich gewissermaßen der Körper gewandelt: Es ist kein politischer
Körper mehr, sondern ein ökonomischer. Denn über die aus themenverwandten Untersuchungen bekannten Metaphern hinaus kristallisiert sich in fast
allen untersuchten Printmedien als eine zentrale, an neuralgischen Punkten
der Argumentation positions- und tendenziell weltanschauungsübergreifende
Körpermetapher dessen, was EUropa sein bzw. werden soll, diejenige des global player (oder keyplayer, topplayer, Mitspieler u.ä.) heraus. Der Beitritt der Türkei erscheint so entweder als Hindernis oder auch als Stärkung auf dem Weg
der EU zum global player, und zwar sowohl in Argumentationen, die ein ökonomisches oder sicherheits- und geopolitisches Kosten-Nutzen-Kalkül in den
Vordergrund stellen, als auch in solchen, welche die Kompatibilität anhand von
universalisierbaren Standards (demokratischen, menschenrechtlichen, rechtsstaatlichen, ökonomischen) oder einer essentiellen Alterität der Türkei (z.B.
Religion) festmachen.
Resümee
Dreh- und Angelpunkt im untersuchten Korpus von Printmedientexten ist
die Wunschvorstellung eines EUropa als global player, der bei Drohung von
Untergang, Fremdbestimmung oder Ohnmacht in einem scharfen globalen
Wettbewerb bestehen muss und manchmal gleichzeitig auch seine Position
in globalen kooperativen Zusammenhängen beweisen soll (»soft power«). Die
Idee eines Sozialen Europa spielt in der Argumentation so gut wie keine Rolle,
sehr selten wird der Türkei-Beitritt im Kontext einer politischen Vertiefung der
EU diskutiert.
Im dritten Teil der Arbeit wurde schließlich die Metapher des global player,
die sich in der empirischen Analyse als zentral herausgestellt hat, vertiefend
analysiert bzw. davor noch im Sinne einer Methodentriangulation die Relevanz der Metapher des global player anhand anderer Datenquellen überprüft.
Einerseits anhand einer kursorischen Rekonstruktion der Genese dieser Metapher in EU-Gesetzestexten und andererseits punktuell anhand von Reden/
Interviews von/mit EU-Spitzenpolitikern und Spitzenpolitikerinnen. Beides
zeigt die Provenienz des global player aus dem Bereich der Ökonomie auf: Ursprünglich stand er ausschließlich für multinationale Konzerne, etwa ab der
Jahrtausendwende wird der Begriff zunehmend für die EU verwendet. Auf der
Ebene politischer Kommunikation, also in punktuell analysierter Rhetorik von
EU-Funktionären und Funktionärinnen, wird der global player eingesetzt im
Sinne eines unumgänglichen Sachzwanges der ökonomischen Konkurrenz.
Zudem wurde im Rahmen der Medienanalyse die spezifische Qualität des
global player im Sinne des Konzepts interdiskursiver Hybridität (vgl. Fairclough
2006) deutlich. Als eine diskursive Figur, die an ganz unterschiedliche Diskurse anknüpft bzw. unterschiedliche Quellbereiche verschwimmen lässt,
vom Unternehmen bis zu Fußball/Sport allgemein, Sicherheits-, Geopolitik
und Europapolitik, schafft sie eine Anschlussfähigkeit in viele Richtungen
und somit Verstehbarkeit auch über soziale Grenzen hinweg (verständnisgenerierende Funktion). Hat sich die evokative Funktion der Metapher einmal
entfaltet, der Rezipient bzw. die Rezipientin sich in die Lage des global player
versetzt, sich dabei potenziell Fremdbestimmung und Ohnmacht ausgeliefert
sehend, so wird leicht auch die Legitimation dafür eingängig, dass der sozialen
Dimension in der EU gegenüber der Wettbewerbsfähigkeit wohl oder übel eine
nachrangige Position zugewiesen werden muss (legitimierende Funktion).
Die Metapher des global player erweist sich somit als Bestandteil neoliberaler
Rhetoriken und Diskurse der Globalisierung, die zentral mit dem Verweis auf
»Sachzwänge« operieren und gleichzeitig Realität schaffen (vgl. Spicer 2008;
Hay/Rosamond 2003; Rosamond 2003; Fiss/Hirsch 2005; Wodak 2001; Fairclough 2003; 2006), etwa indem sie die Reorientierung nationalstaatlicher
(oder regionaler) Agenden an Erfordernisse der globalen Ökonomie (Sassen
2006, 22) ermöglichen und fördern.
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Global Player EU? Eine ideologiekritische Metaphernanalyse
Die Fragen nach den Inklusions- und Exklusionsmechanismen durch diese
Metapher bzw. danach, welche hegemonialen Subjektivitäten (v.a. nach Geschlecht, Ethnizität) sich in diesem sprachlichen Bild widerspiegeln und welche ausgeschlossen sind, werden folgendermaßen beantwortet: In einer theoretischen Kontextualisierung durch Männlichkeitstheorien, welche »Spiele
des Wettbewerbs« (Bourdieu) und Konkurrenz schlechthin als zentral und
den Grundtypus der managerialen Männlichkeit als hegemonial herausstellen, erweist sich der globale Spieler als Ausdruck von Maskulinismus. Eine
kursorische Rekonstruktion der Genese des homo oeconomicus entlang genderkritischer ökonomischer Ansätze legt eine Interpretationsweise nahe, die
den global player als Variante des homo oeconomicus fasst. Dennoch gibt es –
so meine Interpretation auf Basis der theoretischen Kontextualisierung durch
den Intersektionalitätsansatz – einen wesentlichen Unterschied zwischen dem
»klassischen Bild« des homo oeconomicus und dem global player: Das Andere
(gefasst v.a. in den Kategorien Geschlecht und Ethnizität) ist aus der hegemonialen Subjektivität des global player weniger rigide ausgeschlossen als im Fall
des homo oeconomicus. Der Ausschluss relativiert sich nämlich dann, wenn das
Andere einen Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit des global player als Wunschbild des europäischen Eigenen verspricht.
Dass gerade in einem Diskurs wie demjenigen um den EU-Beitritt der
Türkei, in dem besonders lange tradierte, symbolträchtige, essenzialisierende
Grenzmarker und Ressentiments wirksam sind, der Maßstab der Wettbewerbsfähigkeit so zentral wird, stützt meines Erachtens diese These von der aktuellen Modifizierung von Exklusionsmechanismen deutlich. Dieser Befund entspricht einer aktuellen Tendenz der Binnendifferenzierung von Migrierten/
Personen mit Migrationshintergrund im medialen und politischen Diskurs,
etwa in gebildete Schlüsselkräfte wie den »indischen Computerspezialisten«
einerseits und »anatolische Analphabeten«, kriminalisierte Asylwerber oder
»integrationsunwillige Kopftuchträgerinnen« andererseits. Dies bedeutet,
dass im Rahmen dieser Modifizierung die Exklusionsmechanismen für einen
Teil von »migrantischen Anderen« (gebildete, leistungsstarke soziale Aufsteiger und Aufsteigerinnen mit Migrationshintergrund sowie gut verdienende
Zuwanderer und Zuwanderinnen) an Schärfe verlieren, für andere jedoch
(wenig gebildete, sozial schlecht gestellte usw.) die Exklusionsmechanismen
unvermindert weiterwirken oder sich noch verschärfen. Interessant wären
hier weiterführende Forschungen dazu, inwiefern und in welchem Ausmaß
traditionelle (kulturalistische, religiös grundierte, rassistische) Logiken der
Exklusion durch zentrale Bezüge zum Maßstab der Wettbewerbsfähigkeit, die
ebenfalls anhand des global player ersichtlich werden, tatsächlich reformuliert
und modifiziert oder möglicherweise auch nur (vielleicht sogar sich gegenseitig verstärkend) ergänzt werden.
Resümee
Für die Kategorie Geschlecht lässt sich Ähnliches ableiten. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Vergesellschaftung von Frauen als Wirtschaftssubjekte, als »Unternehmerinnen ihrer selbst«, lassen sich Frauen zwar als idealtypisch Ausgeschlossene in Bezug auf die hegemoniale Subjektivität des global
player erkennen. Gleichzeitig können sie jedoch durch Anpassung an die maskulinistische Norm der Wettbewerblichkeit und über die Möglichkeit zu individueller Leistung und Aufstieg (bei gleichbleibender struktureller Benachteiligung und Dethematisierung der Kategorie Klasse) Eingeschlossene sein.
Ähnliches gilt für die Kategorie sexuelle Orientierung. Dieser Mechanismus
fügt sich in den Befund zum Diversitätsdiskurs, nach dem dieser »den Differenzgedanken mit einer neuen Strategie der Ungleichheitspolitik« verknüpft
(Sauer/Wöhl 2008, 267), die wiederum im Kontext neoliberaler Transformationsprozesse steht. Im globalen Spieler manifestieren sich somit neoliberale
Ambitionen und Transformationsprozesse, neoliberale und maskulinistische
Ideologie wird greif bar, ebenso wie sich in dieser Metapher (sich modifizierende) politische und gesellschaftliche Ausschlussmechanismen migrantischer
»Anderer« widerspiegeln.
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