Skip to main content
The biblical concept of Godlikeness has influenced the anthropology and ethics of at least all monotheist world religions. All of them have reinterpreted Godlikeness during the course of history and in consequence the term has drifted... more
The biblical concept of Godlikeness has influenced the anthropology and ethics of at least all monotheist world religions. All of them have reinterpreted Godlikeness during the course of history and in consequence the term has drifted apart from the concept’s original intention. Especially the tendency to dissociate the two terms for Godlikeness used in the Hebrew text of the bible (zaelaem, image and demut, similarity), which were originally used synonymously, led to a strong ontological interpretation and to a narrowing of the concept of Godlikeness as one related exclusively to believers. Thus, Godlikeness was used to produce and reiterate patterns of inclusion and exclusion and utilizing them for the construction and definition of human and in-human identities.
This stands in opposition to the genuine use of the terms in the biblical text: here Godlikeness is an anthropological and ethical description for the entire humanity. Briefly: Humans are creatures that simultaneously represent God on earth; they have been created to act like God on earth.
Applying Judith Butler's critical theory to the use of this concept suggests a return to the original meaning of Godlikeness as a conceptlessness concept, as imageless image of the human. In so doing, Godlikeness becomes a starting point for an anthropological and ethical discourse between religions and also a permanent reminder to resist fixed identities that encourage exclusion. As such, the term Godlikeness also acts as a reminder to societies of the need to remain receptive to others.

------

Die vorliegende Untersuchung bemüht sich um die Bestimmung eines Fundaments theologischer Ethik im Kontext der offenen Pluralität moderner Gesellschaft.
Ausgehend vom Theologumenon der Gottebenbildlichkeit des Menschen (Gen 1,26f.), das im Verlauf seiner Auslegungsgeschichte als material-ontologische Basis theologischer Ethik und Anthropologie verstanden wurde, wird diskutiert, wie die ursprünglich intendierte funktionale Aussage der Gottebenbildlichkeit im Horizont pluralistischer Kultur wiederhergestellt und fruchtbar gemacht werden kann.
Dafür wird im Anschluss an die kritische Theorie Judith Butlers – insbesondere an ihre Konzepte von Autonomie und Vulnerabilität –, an den anerkennungstheoretischen Ansatz Axel Honneths und an die Theologie Edward Schillebeeckx‘ der Weg einer negativen Anthropologie und Ethik vorgeschlagen.
Somit wird eine Hermeneutik entworfen, die sich an der Verletzbarkeit des Menschen orientiert. Sie gewährleistet eine ethische und anthropologische Offenheit, die den Menschen als das bildlose Bild Gottes in den sich wandelnden Kontexten menschlicher Geschichte gegen gewaltvolle Zugriffe und fixierende Rahmungen je neu zur Geltung bringt.
At the beginning of the 21st century, which powers of cohesion are strong enough to keep societies - ecclesiastical communities included - together? At present time, given the post/modern phenomena of pluralization, we find ourselves... more
At the beginning of the 21st century, which powers of cohesion are strong enough to keep societies - ecclesiastical communities included - together? At present time, given the post/modern phenomena of pluralization, we find ourselves unable to answer this question in a normative way. There is the need for innovative interpretative approaches. An international research project of the College of Philosophy and Theology in Muenster and the M.-Dominique Chenu Institute in Berlin looked into new forms of community building. This bilingual book documents important results.
--------
Welche Kohäsionskräfte sind zu Beginn des 21. Jahrhunderts stark genug, um Gesellschaften – und in ihnen auch kirchliche Gemeinschaften – zusammenzuhalten? Angesichts der post/modernen Pluralisierungsphänomene können wir diese Frage heute nicht normativ beantworten. Es braucht innovative Interpretationsansätze. Ein internationales Forschungsprojekt der Philosophisch-Theologischen Hochschule Münster und des Institut M.-Dominique Chenu Berlin suchte nach neuen Formen der Gemeinschaftsbildung. Das zweisprachige Buch dokumentiert wichtige Ergebnisse.
Inspiriert durch das Erscheinen der viel diskutierten Ergänzungslieferung des Bonner Staatsrechtlers Matthias Herdegen zum unter den Herausgebernamen von Theodor Maunz und Günter Dürig firmierenden Grundgesetzkommentar im September 2003... more
Inspiriert durch das Erscheinen der viel diskutierten Ergänzungslieferung des Bonner Staatsrechtlers Matthias Herdegen zum unter den Herausgebernamen von Theodor Maunz und Günter Dürig firmierenden Grundgesetzkommentar im September 2003 widmet sich die vorliegende Arbeit der Frage, welchen materialen Gehalt der erste Artikel des Grundgesetzes beinhaltet und inwiefern der Menschenwürdeartikel als Grundlage moralischer und rechtlicher Verbindlichkeiten einer pluralen Gesellschaft dienen kann, d.h. inwiefern die Würde-Idee in positives Recht umgesetzt werden kann.
Questa pubblicazione presenta il frutto del lavoro e del confronto sincero e prolungato dei membri di un gruppo composto da frati domenicani appartenenti a diverse province dell’Ordine dei Predicatori, che vivono in varie regioni... more
Questa pubblicazione presenta il frutto del lavoro e del confronto sincero e prolungato dei membri di un gruppo composto da frati domenicani appartenenti a diverse province dell’Ordine dei Predicatori, che vivono in varie regioni dell’Europa, dal Belgio alla Turchia, dalla Germania all’Italia.
Si tratta di un contributo per individuare alcuni ambiti in cui oggi l’Ordine domenicano, ma non solo, è chiamato a vivere un ripensamento della sua missione. Predicare è annuncio del Vangelo, accogliendo le inquietudini che provengono dalla storia e dalla vita di uomini e donne, nostri contemporanei. Vi sono nel nostro tempo linee di frattura che spingono a uscire da modelli usuali di pensare per assumere il rischio di stare responsabilmente nel presente accogliendo le chiamate dello Spirito che da esso provengono.
I testi di questo documento sono stati inizialmente elaborati in vista di una proposta di riflessione teologica al capitolo generale tenutosi a Bologna nel luglio 2016, utilizzando perciò le tre lingue ufficiali del capitolo, inglese, francese e spagnolo. Abbiamo ritenuto opportuno aggiungere ora la traduzione italiana e curare questa edizione che raccoglie insieme le diverse versioni per un uso diffuso a livello internazionale.
Kommt das Potential des Christentums, den Herausforderungen der Moderne positiv zu begegnen, aus der Kraft seiner Charismen? Sind es die Orden, die den vom Zweiten Vatikanischen Konzil geforderten Sprung nach vorne als Beispiel der... more
Kommt das Potential des Christentums, den Herausforderungen der Moderne positiv zu begegnen, aus der Kraft seiner Charismen? Sind es die Orden, die den vom Zweiten Vatikanischen Konzil geforderten Sprung nach vorne als Beispiel der Inkulturation in die Gegenwart gewagt haben? Die Übertragung von Tradition in die Moderne wird im Leben der Zukunft eine entscheidende Rolle spielen.
Der vorliegende Band bietet vielfältige Beispiele aus dem Dialog der Orden mit anderen Religionen und Kulturen in Geschichte und Gegenwart. Anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums des Konzilsdokuments Nostra Aetatae - Impulse für Gegenwart und... more
Der vorliegende Band bietet vielfältige Beispiele aus dem Dialog der Orden mit anderen Religionen und Kulturen in Geschichte und Gegenwart. Anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums des Konzilsdokuments Nostra Aetatae - Impulse für Gegenwart und Zukunft und für den Dialog mit den Weltreligionen als ein markantes "Zeichen der Zeit": Pioniere des monastischen interreligiösen Dialoges in Indien, Trappisten in Algerien, Charles de Foucauld, religionsverbindende Wege des Karmel, die Eliasfraternität, Dominikaner in Ägypten und Afghanistan, Kapuziner in Tibet, Sozialengagement der Franziskaner, Jesuiten im fernen Osten, christlich-buddhistische Inspirationen der Meditation, Henri de Lubac und Karl Rahner.
Im rechtlichen Diskurs pluraler Gesellschaften wird es zunehmend schwierig die Rechtsnorm der Menschenwürde material-positiv zu fassen. So kommt in der Rechtswissenschaft das Verfahren der „Bilanzierenden Gesamtwürdigung des Einzelfalls... more
Im rechtlichen Diskurs pluraler Gesellschaften wird es zunehmend schwierig die Rechtsnorm der Menschenwürde material-positiv zu fassen. So kommt in der Rechtswissenschaft das Verfahren der „Bilanzierenden Gesamtwürdigung des Einzelfalls zur Feststellung einer Würdeverletzung“ zur Anwendung, welches sich der menschlichen Würde über die via negativa des Verletzungsvorgangs annähert. Im vorliegenden Beitrag wird der Frage nachgegangen, wie die Anerkennung der menschlichen Vulnerabilität zu einer kontextsensiblen Konturierung und zu einem sich stetig erweiternden Schutz der Menschenwürde beitragen kann.
Die Beiträge in diesem Band nähern sich der Menschenwürde aus theologischer, sozial-ethischer, menschenrechtlicher und juristischer Perspektive. Saskia Wendel untersucht das Verhältnis von theologischer Perspektive und säkularer... more
Die Beiträge in diesem Band nähern sich der Menschenwürde aus theologischer, sozial-ethischer, menschenrechtlicher und juristischer Perspektive. Saskia Wendel untersucht das Verhältnis von theologischer Perspektive und säkularer Vermittlung. P. Bernhard Kohl OP zeigt insbesondere die enge Verbindung des Menschenwürdebegriffs mit der Erarbei-tung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte auf. Marianne Heimbach-Steins fragt aus einer theologisch-anthropologischen Perspektive nach der Bedeutung der Würde des Menschen für die sozialethische Praxis. Jean-Paul Lehners gibt einen Einblick in die fran-zösischsprachigen Diskussionen um die Menschenwürde. Daraus erschließen sich weite-re Perspektiven auch für unsere Debatten. Jochen von Bernstorff schließlich untersucht ausgehend von der Menschenwürde ihre Relevanz für die Spruchpraxis von UN-Institutionen und Europäischem Gerichtshof für Menschenrechte. Der erste Beitrag des Heftes, von Heiner Bielefeldt, geht insbesondere der Frage nach, warum wir dieses Be-griffs als Fundament der Menschenrechte bedürfen. Das Fachgespräch zur Menschen-würde dokumentiert der letzte Beitrag von Daniel Legutke.
Edward Schillebeeckx emphasizes that there is no predefined notion of being human, no universal human nature and, hence, no simple deduction of a criteria for ethically responsible action derivative from the “nature of things” or from... more
Edward Schillebeeckx emphasizes that there is no predefined notion of being human, no universal human nature and, hence, no simple deduction of a criteria for ethically responsible action derivative from the “nature of things” or from “divine order.” On the contrary, it is the task of human reasoning and discernment to assess the ambiguous phenomena of historical human process, and to develop specific normative principles from such process, creatively incorporating historicity as the source of self-determined action, and in doing so, endeavoring to become God’s image. This discursively and historically conditioned development of socially acceptable norms must relate to the social plurality of specific norms.
While deeply regretting this plural condition humaine, Edward Schillebeckx simultaneously stresses that the many-voiced social discourse is not an achievement in itself, but has to show that it can be offered as an enhancement to the world, as a means of widening human capacities, and eventually making plural perspectives more coherent with each other.
2010 wäre der Friedensnobelpreisträger Pater Pire 100 Jahre alt geworden. Guido Van Damme, der mit ihm eng befreundet war, beschreibt ihn in dieser sehr lebendigen Biografie als einen »wirklichen Helden« und »Abenteurer« voller Humor und... more
2010 wäre der Friedensnobelpreisträger Pater Pire 100 Jahre alt geworden. Guido Van Damme, der mit ihm eng befreundet war, beschreibt ihn in dieser sehr lebendigen Biografie als einen »wirklichen Helden« und »Abenteurer« voller Humor und Großzügigkeit. Er gründete Hilfsorgani­sationen, »Europadörfer« für Flüchtlinge und »Friedensinseln« in Pakistan und Indien. Zusammen mit Indira Gandhi und Albert Schweitzer enga­gierte er sich für den Frieden in der Welt. Eine spannende, bereichernde Lektüre.
Anja Middelbeck-Varwick, Cum Aestimatione. Konturen einer christlichen Islamtheologie, Aschendorff 2017, 387 S. € 56.-" Mit Wertschätzung " gegenüber dem Islam konzipiert Anja Middelbeck-Varwick in ihrer vorliegenden Habilitationsschrift... more
Anja Middelbeck-Varwick, Cum Aestimatione. Konturen einer christlichen Islamtheologie, Aschendorff 2017, 387 S. € 56.-" Mit Wertschätzung " gegenüber dem Islam konzipiert Anja Middelbeck-Varwick in ihrer vorliegenden Habilitationsschrift eine christliche Islamtheologie, die eine konfrontative Grundhaltung durch eine dialogische ersetzen möchte. Diese Bereitschaft und Fähigkeit zum Dialog zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sie nicht mehr allein nach universalen Heils-, Wahrheits-und Geltungsansprüchen fragt, sondern, bedingt durch veränderte Verständigungsinteressen, ein wechselseitiges Verstehen befördern möchte (50). Nur über eine solche Hermeneutik des wechselseitigen Verstehens kann zu einer positiven Haltung der Differenz gefunden werden, die es erlaubt auch Differenzen in zentralen Glaubensfragen, so beispielswiese die " Jesulogie des Koran " (149f.) oder die christliche Beurteilung Mohammads, zu behandeln (210). Somit kann gerade die Anerkennung der Differenz als Zeichen der Hochachtung gegenüber dem Dialogpartner gedeutet werden (46). Ihren Ausgang und ihr Fundament findet diese dialogische Haltung im Neuaufbruch des II. Vaticanums, insbesondere in der " Magna Charta der christlich-muslimischen Beziehungen " , der Erklärung Nostra Aetate (28). Interessant in Bezug auf eine christliche Islamtheologie ist hier die Erkenntnis, dass das Konzil neben sehr wertschätzenden Aussagen über den Islam die beiden größten " offenbarungstheologischen Klippen " umschiffte: so finden sich weder Aussagen zur Offenbarungsschrift noch zum Propheten Muhammad. Middelbeck-Varwick deutet dieses Schweigen als bewusst inkludierte Leerstelle, die einerseits Raum für weitere Verständigung lässt, andererseits aber, insbesondere beim heutigen Stand der christlich-muslimischen Beziehungen, pointiertere theologische Positionen erfordert (21f.). Vor diesem Hintergrund sind die konsequente Betonung des mutualen Inklusivismus bzw. der erkenntnistheoretischen Prämisse, dass Verstehen einerseits stets bedeutet, das zu Verstehende in ein eigenes Vorverständnis zu integrieren (53) und andererseits die Begegnung mit der anderen Religion den eigenen Glauben nie ohne Spuren des Fremden hinterlässt (45) interessante systematische Aspekte des Bandes, da sie einen möglichen Weg für eine derartige weitere Verständigung und Pointierung aufzeigen. Konkrete Ansatzmöglichkeiten einer solchen weitergehenden Verständigung sieht die Autorin beispielsweise in der christlichen und muslimischen Anthropologie und Ethik. In beiden Religionen wird der Mensch als auf Gott hingeordnet verstanden, weswegen wahres Menschsein-Können anthropologisch in der Anerkenntnis dieser Verwiesenheit auf Gott begründet ist (229f.). Die ethische Konsequenz hieraus ist sowohl im Islam wie im Christentum eine Lebensgestaltung, die sich weniger in der Beurteilung konkreter Einzelhandlungen erschöpft, sondern vielmehr darin, den Menschen auf die Gemeinschaft mit Gott auszurichten (358). Neben weiteren systematischen Anregungen bietet " Cum Aestimatione " außerdem detaillierte Studien zu theologischen Einzelfragen und zeigt in der Kombination beider lohnenswerte Felder für die Weiterarbeit an einer christlichen Islamtheologie auf.
Research Interests:
Leitend für die Überlegungen, die Hans Joas in seinem Band anstellt ist die Frage, ob Kirchen als Moralagenturen der Gesellschaft fungieren und ob sie sich selbst als solche verstehen sollten. Diese Frage stellt sich der Autor deswegen,... more
Leitend für die Überlegungen, die Hans Joas in seinem Band anstellt ist die Frage, ob Kirchen als Moralagenturen der Gesellschaft fungieren und ob sie sich selbst als solche verstehen sollten. Diese Frage stellt sich der Autor deswegen, weil er eine Diskrepanz zwischen der positiven Rezeption des öffentlichen Auftretens von Kirchenvertretern – beispielhaft genannt werden Papst Franziskus, und die EKD-Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber und Heinrich Bedford-Strohm – in politischen und moralischen Debatten einerseits und eine stark skeptische Haltung gegenüber der Institution Kirche bis hin zur Erosion der gesellschaftlichen Verankerung von Kirche andererseits feststellt. Nach dieser soziologischen Feststellung liegt als weitere, sich anschließende Frage die nach der " richtigen sozialen Organisationsform der Gläubigen " (12) auf der Hand. Hier kommt Joas zu der Antwort, dass diese Organisationsform nur eine solche sein kann, die dem gesellschaftlichen Pluralismus gerecht wird, indem sie die vielfältigen Organisationsformen des Christentums positiv annimmt und als Reichtum betrachtet. Dadurch, so Joas weiter, erscheint dann jegliche Konzentration des Christentums und der Kirchen auf Moral und auf moralische Interventionen in der Öffentlichkeit – angefangen bei institutionellen Nachhutgefechten im Bereich der Sexualethik bis hin zu vordemokratisch anmutenden Belehrungen über das richtige Verständnis von Demokratie im Bereich der Flüchtlingsfrage – sehr problematisch, da ausschließlich moralische Debattenbeiträge entweder hilflos oder arrogant wirken. Hilflos, weil ohne Berücksichtigung der Komplexität eines Problems Stellung und arrogant, weil für die eigene Stellungnahme pauschal moralische Höherwertigkeit in Anspruch genommen wird. Dadurch vermittelt Kirche dann allerdings die unattraktive Ausstrahlung eines moralgeleiteten Hochleistungsathleten und nicht die missionarisch-anziehend wirkende Leidenschaft eines religiösen, von Idealen geleiteten Menschen – mit allen soziologischen Konsequenzen. Diese Falle kann Hans Joas zufolge nur mit einem richtigen Verständnis des Universalismus des christlichen Liebesgebotes umgangen werden. Dieses besteht eben nicht in einer naiven Aushebelung aller partikularethischen Prinzipien und Verpflichtungen, sondern liegt im Verständnis des Liebesgebotes als supramoralischer Dimension. Gerade dieser supramoralische Charakter betont dann die Eigenständigkeit des christlichen Glaubens gegenüber Ideologien, ermöglicht so eine je neue Interpretation der Regeln von Moral und befähigt zu moralischem Handeln. Innerkirchlich gewendet: die richtige Organisationsform der Gläubigen wäre dann nicht die einer uniformen Moralagentur, sondern eine, die moralische Pluralität in stärkerem Maße zuließe und förderte.
Research Interests:
Walter Kasper konstatierte in einem im Januar 2016 in Berlin gehaltenen Vortrag, dass gerade die Fremdheit der Person Martin Luthers und seiner Botschaft seine heutige ökumenische Aktualität ausmachen. Dass diese Fremdheit Luthers keine... more
Walter Kasper konstatierte in einem im Januar 2016 in Berlin gehaltenen Vortrag, dass gerade die Fremdheit der Person Martin Luthers und seiner Botschaft seine heutige ökumenische Aktualität ausmachen. Dass diese Fremdheit Luthers keine rein zeitgenössische Wahrnehmung darstellt legt der in Fribourg lehrende Historiker Volker Reinhardt im vorliegenden Band überzeugend und sehr lesenswert dar. Für ihn ist die These eines " Clash of cultures " zwischen " kultivierten Italienern " und " barbarischen Deutschen " leitend, der das Ereignis der Reformation stärker geprägt hat, als theologische Differenzen. So hegte und pflegte Luther nicht nur einen flammenden Hass auf " des Teufels Sau, den Bapst " und die römischen Theologen und Legaten verstanden im Gegenzug nicht nur nicht, was der derbe und eitle Mönch aus Wittenberg anderes wollte, als das Papsttum zu zerstören. Zur gegenseitigen Fremdheit, zum Clash muss nach Volker Reinhardt wesentlich auch das Verhältnis der Deutschen zu den italienischen Geistlichen hinzugerechnet werden: Die Deutschen waren in Augen der Italiener Barbaren und litten unter einem Minderwertigkeitskomplex, hielten sich dafür aber moralisch für überlegen. So sieht Reinhardt den Weg zur Kirchenspaltung, unabhängig von theologischen Disputen, die schon damals kaum jemand verstand, früh vorgezeichnet. Zur Fundierung seiner These greift der Autor auf bisher zwar bekannte aber eher vernachlässigte Quellen zurück, über die er die entscheidenden Begegnungen zwischen Luther und seinen Anhängern und den Protagonisten der römischen Kirche rekonstruiert – Begegnungen, die von den Protestanten mythisch verklärt wurden und aus der römischen Perspektive erhellen, warum die Päpste die Aufrührereien im fernen Deutschland oft nicht ernst nahmen. So entsteht ein detailreiches Bild der Missverständnisse zwischen beiden Seiten und des Kampfes der Mentalitäten und Interessen, der die Welt bis heute prägt. Hier stellt sich dann auch ein beinahe unheimlicher Gegenwartsbezug ein. Reinhardt zeigt auf, wie stark die Kategorien, die römische und deutsche Vertreter der Reformationszeit trennten, auch heute noch wirksam sind. Ebenso wie Deutsche den südlichen Schuldenstaaten schon damals Verschwendungssucht unterstellten, sei auch das südliche Klischee vom geldgierigen Deutschen ohne Sinn für Lebensgenuss schon im 15. und 16. Jahrhundert geprägt worden. Eine Randbemerkung aus dominikanischer Perspektive sei abschließend erlaubt: Die Abschnitte zum Hoftheologen Leo's X., Silvestro Mazzolini OP, genannt Prierias, und vor allem zum päpstlichen Legaten in Wittenberg, Tommaso de Vio OP, besser bekannt als Kardinal Cajetan, sind äußerst erhellend.
Research Interests:
Die Würzburger Forschungsgruppe „Vulnerabilität, Sicherheit und Resilienz“ veranstaltet in Kooperation mit der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Würzburg, dem Würzburger Studienprogramm GSiK und der Domschule Würzburg im... more
Die Würzburger Forschungsgruppe „Vulnerabilität, Sicherheit und Resilienz“ veranstaltet in Kooperation mit der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Würzburg, dem Würzburger Studienprogramm GSiK und der Domschule Würzburg im Sommersemester 2018 eine Ringvorlesung.

Ihr Titel: „Gemischtes Doppel: theologische und humanwissenschaftliche Perspektiven zur menschlichen Verwundbarkeit“. An den insgesamt sechs Abenden werden jeweils zwei Referentinnen beziehungsweise Referenten ein Thema aus unterschiedlichen Sichtweisen betrachten – zum einen aus dem Blickwinkel der Theologie, zum anderen dem der Humanwissenschaften.

Die Vorträge beginnen jeweils um 19:00 Uhr, Gäste sind willkommen. Der Eintritt ist frei.

Das Programm

26. April 2018: „Unsicherheit und Terrorangst – die unerhörte Macht der Verwundbarkeit“ (Prof. Dr. Hildegund Keul und Dipl. Psych. Katharina Obens)
Neue Universität (Hörsaal 317), Sanderring 2

3. Mai 2018: „Verletzt im Vertrauen? Die Würzburger Ordensgründerin Antonia Werr (1813-68) und Vertrauen(an)fragen in pädagogischen Beziehungen“ (Sr. Dr. Katharina Ganz und Privatdozent Dr. Thomas Müller)
Neue Universität (Hörsaal 317), Sanderring 2

17. Mai 2018: „Gott im Knast. Machtvollen Spiralen der Verwundbarkeit befreiend begegnen“ (Prof. Dr. Michelle Becka und Pierre-Carl Link)
Neue Universität (Hörsaal 317), Sanderring 2

7. Juni 2018: „Verwundbarkeiten – interkulturell und interreligiös“ (Dr. Michaela Neulinger, Universität Innsbruck, und Dipl. Päd. Dominik Egger)
Altes IHK-Gebäude (Hörsaal 1), Josef-Stangel-Platz 2

21. Juni 2018: „Leistung, Narzissmus und Verwundbarkeit. Anfragen an eine aktuelle Tendenz“ (Florian Klug und Dipl.-Psych. Robert Langnickel, Zürich)
Neue Universität (Hörsaal 317), Sanderring 2

5. Juli 2018: „Migration und Flucht – im Spannungsfeld von Trauma, Kreativität und Resilienz“ (Prof. Dr. Bernhard Kohl, Toronto, und Melissa Silva)
Burkardushaus, Am Bruderhof 1
Research Interests:
Conference Description: The plight of refugees and migrants is perhaps the single greatest issue facing our world today. We live in a time when the migration of peoples, for the vast majority journeys and displacement forced upon them by... more
Conference Description:
The plight of refugees and migrants is perhaps the single greatest issue facing our world today. We live in a time when the migration of peoples, for the vast majority journeys and displacement forced upon them by external circumstances, has never been a situation of greater urgency: demanding that churches, faith communities and all people of good will explore the root causes of such migration, the implications and outcomes of mass human movement and the potential strategies and courses of action to help alleviate the most acute situations readily, as well as ensuring just and equitable policies and laws are implemented both within and across nations to safeguard the rights and futures of all migrants, refugees, displaced peoples and itinerant peoples.

This conference seeks to bring together scholars, practitioners and leaders from around the globe to examine the relationship between the Church and Migration: historically, in our times and prospects for the future. We seek to explore the stories of those affected, the journeys they have undertaken, the ways in which churches and other religious communities, as well as secular organizations and societies, have sought to welcome them – and otherwise. And we will explore the key issues and challenges at stake, the key initiatives and documentary engagements with migration and ways in which we can learn from the past in both positive and critical ways alike.

Paper and panel proposals will explore one on the following dimensions of migration:

Political and social: conflict, displacement, economic, environmental, policies, legal, trafficking, cultural diversity, tolerance, rise of racism of intolerance, neo-nationalism, NGOs and Trans-national Agencies, etc.
Pastoral Approaches: Ecumenical, Interfaith, Ministry to and by Migrants and Refugees, Collaboration with NGO and Secular agencies etc.
Theology: Methodology, Ecclesiology, Ethics, Hospitality, Inculturation, Multiple religious and ethnic belonging, Violence, etc.


Sponsors:

Berkley Center for Religion, Peace and World Affairs; Emmanuel College; Dominican Institute of Toronto; Georgetown University; Pontifical Scalabrinian Institute for the Study of Human Mobility; International Institute for Method in Theology; Ripon College, Oxford; Regis College; Trinity College; Tübingen University; St Mark’s College; University of St Michael’s College Faculty of Theology.
Research Interests:
Research Interests:
In my talk, I to discuss in what way the critical theories of trans- and posthumanism can be helpful to rethink the biblical concept of Incarnation, and therefore, to detect and prevent dualistic and excluding patterns in this concept and... more
In my talk, I to discuss in what way the critical theories of trans- and posthumanism can be helpful to rethink the biblical concept of Incarnation, and therefore, to detect and prevent dualistic and excluding patterns in this concept and vice versa re-understand it as an ethical approach of “as well – as” instead of “either – or”.
I develop my argument in three steps:

1 Rethinking Incarnation: Becoming flesh/human
Since the third century incarnatio as Latin translation of sárkosis is commonly used, to describe God’s unconditional positive regard and unparalleled revelation of his grace. In the biblical context flesh signifies the full reality of human beings. Furthermore, the Council of Nicaea began employing sárkosis (becoming flesh) and enanthrópesis (becoming human) synonymously.
How do theological anthropology and ethics look like, when they start from this concept? To draw on the Second Vatican Council the thought of incarnation leads to an integration of God and creation, of God and human so that there can’t exist any dualism in thinking the relationship between church and world, believers and non-believers.

2 Rethinking Humanism: Trans-/Posthumanism
Posthumanist theories often start with a critique of classical humanism. This critique is not meant to enforce an in-humanism, but to rediscover and to strengthen humanism’s genuine meaning and significance.
As well as a concept of incarnation can help to overcome any dualistic thinking, concepts of “either…or”, posthumanist theories turn to the question of “incarnation” as question of corporeality and becoming/being flesh/human, to overcome a dualistic dissociation of human and non-human and to establish a concept of a human-environmental-network.
Thus, a dualistic separation or a construction of artificial borders between human and non-human, human being and the in-human other cannot be regarded as consistent anymore.

3 Rethinking ethics: “as well – as”
Theological conceptions of incarnation, as well as posthumanist approaches stand for attempts to understand humans, world, reality, technology, nature etc. in a non-dualistic way – and by this as a relocation and radicalization of “the human”.
Speciesism and anthropocentrism are questioned in order to problematize any kind of identification of subjectivity and the boundaries of species, categories, generic groups etc., which also can be seen as liberating potential of posthumanism.
A posthumanist ethical concept therefore contains the promises of interconnectedness, complexity und emergence and doesn’t regard “the human” as metaphysical-ontological status, but as an always renewing process, as becoming human in conjunction with environment and non-human actors – as a concept of “as well – as”.
The biblical concept of Godlikeness has influenced the anthropology and ethics of at least all monotheist world religions. All of them have reinterpreted Godlikeness during the course of history and in consequence the term has drifted... more
The biblical concept of Godlikeness has influenced the anthropology and ethics of at least all monotheist world religions. All of them have reinterpreted Godlikeness during the course of history and in consequence the term has drifted apart from the concept’s original intention. Especially the tendency to dissociate the two terms for Godlikeness used in the Hebrew text of the bible (zaelaem, image and demut, similarity), which were originally used synonymously, led to a strong ontological interpretation and to a narrowing of the concept of Godlikeness as one related exclusively to believers. Thus, Godlikeness was used to produce and reiterate patterns of inclusion and exclusion and utilizing them for the construction and definition of human and in-human identities.
This stands in opposition to the genuine use of the terms in the biblical text: here Godlikeness is an anthropological and ethical description for the entire humanity. Briefly: Humans are creatures that simultaneously represent God on earth; they have been created to act like God on earth.
Applying Judith Butler's critical theory to the use of this concept suggests a return to the original meaning of Godlikeness as a conceptlessness concept, as imageless image of the human. In so doing, Godlikeness becomes a starting point for an anthropological and ethical discourse between religions and also a permanent reminder to resist fixed identities that encourage exclusion. As such, the term Godlikeness also acts as a reminder to societies of the need to remain receptive to others.
Summarizing Statements: 1. Religion and religiosity do not vanish but are transferred to the sphere of the private and become increasingly invisible. Religion morphs into a private matter but due to contemporary events will be pushed... more
Summarizing Statements:

1. Religion and religiosity do not vanish but are transferred to the sphere of the private and become increasingly invisible. Religion morphs into a private matter but due to contemporary events will be pushed into the focus of public discourse.

2. New models of belonging develop for the use of the individual such as “Multiple Religious Belonging” and a “Multiple Social Belonging”. Generally, there is a demand for new forms of community.

3. The Sphere of the Mundane features the In-between in which human beings coordinate themselves interpersonally and socially no matter what religious complexion or Weltanschauung they adhere to. In the wake of multiple religious and social belongings clear delineations are no longer possible.
It is important to keep in mind if and how specific theological considerations have relevance for new forms of generating community as well as if and how religion holds any relevance in generating community.
Fazit Gastfreundschaft als hermeneutischer Zugang zur Verkündigung hätte also einige starke Eigenschaften zu bieten, nicht zuletzt in Hinblick auf die Grenzen von Avila [Leben - Tod | Menschlich – unmenschlich | Grenze der christlichen... more
Fazit

Gastfreundschaft als hermeneutischer Zugang zur Verkündigung hätte also einige starke Eigenschaften zu bieten, nicht zuletzt in Hinblick auf die Grenzen von Avila [Leben - Tod | Menschlich – unmenschlich | Grenze der christlichen Erfahrung | Grenze der religiösen Erfahrung | Grenze der Kirche], die für die dominikanische Verkündigung leitend sein sollen. Danach bewegen wir uns in unserer Verkündigung ständig in Grenzbereichen und sind manchmal selber Gast und müssen manchmal Gastfreundschaft bieten.
- Sensibilisierung in der Redeweise von Menschen mit Migrationsgeschichte: Wie nehmen Theologie und Kirche Menschen mit Migrationsgeschichte in den eigenen Reihen wahr? Wie gehen sie mit Diversität, Pluralität, kulturellen Unterschieden in den eigenen Reihen um?
- Wie zeigt sich die Gottesfrage in solchen Aussagen, in der Erfahrung der Fremdheit, der Nichtzugehörigkeit, der Heimatlosigkeit, der Armut und der Gewalt?

Natürlich bringt ein solcher Ansatz Gefahren mit sich:
- Der Gast wird vor allem in seiner passiven Funktion in den Blick genommen
- In seiner Rolle als „Gast auf Kosten des Gastgebers“, der Schutz des Gastgebers benötigt
- Gastfreundschaft – je nachdem, wie man sie auffasst -  kann ein asymmetrisches Machtverhältnis verfestigen, wenn sie nicht danach fragt, was geschehen muss, damit der Gaststatus endet; wenn sie nicht benennt, was der Migrant tun muss, um sein eigenes materielles, emotionales und symbolisches Heim in der neuen Gesellschaft einzurichten

Auf der anderen Seite ist eine solche Betrachtungsweise realistisch
- Gäste sind zunächst fremd
- Die Betrachtung als Gast hilft aber, Menschen mit Gaststatus nicht als amorphe Masse zu betrachten, sondern in Kontakt mit einzelnen Menschen zu kommen
- Außerdem weiß der Gastgeber auch, dass Gastfreundschaft nicht auf ewig gewährt werden muss. Sie ist der Anfang eines Prozesses, an dessen Ende etwas Anderes als der Gaststatus stehen muss
Fazit Nach dieser kurzen Betrachtung der biologisch-ethologischen Grundlagen der menschlichen Moralität kann die folgende Antwort auf den Zusammenhang von Moralität und Religiosität und damit auch auf die Frage nahe liegen, ob... more
Fazit

Nach dieser kurzen Betrachtung der biologisch-ethologischen Grundlagen der menschlichen Moralität kann die folgende Antwort auf den Zusammenhang von Moralität und Religiosität und damit auch auf die Frage nahe liegen, ob Säkularisierung zum Schwund von Moralität führt: Unsere instinktiv-moralischen Prinzipien bedürfen der kulturellen bzw. rationalen Interpretation. Diese Interpretation wird sich natürlich im weltanschaulichen Rahmen von Menschen bewegen bzw. von einem „kulturellen Vorrat an Deutungsmustern“  abhängig sein. Insofern wird die durch Säkularisierung bedingte Veränderung des weltanschaulichen Hintergrundes einer Gesellschaft auch zu einer veränderten Interpretation des instinktiven Moralkorsetts führen. Dabei ist insbesondere für einen theologischen Beitrag zum Wertediskurs wesentlich, dass Werte inzwischen fest in weltliche Zusammenhänge verwoben sind und auch von daher weiter reproduziert werden. „Das bedeutet, dass es heute im Zweifelsfall auf die Religion zur Wertereproduktion nicht mehr ankommt […]. In der Öffentlichkeit ist dieser Befund der weitgehend säkularen Selbstreproduktion der Werte allerdings noch immer nicht wirklich präsent und anerkannt. Insbesondere die Kirchen und ihnen wohlgesinnte öffentliche Entscheidungsträger müssen es erst lernen, die gleichberechtigte Pluralität religiöser und weltlicher Wertsetzung anzuerkennen.“
Neue Gemeinschaften bilden sich ja u. a. gerade deswegen, um wieder menschliche Gemeinschaft zu (er)leben, die von mehr als einer Ökonomie zusammengehalten wird.
Bernhard Kohl geht aus ethischer Perspektive auf den Zusammenhang von Menschen-würde in pluraler Gesellschaft und deren Verletzbarkeit als heuristischem Prinzip für ihre inhaltliche Bestimmung ein. Ausgehend von der Beobachtung, dass es... more
Bernhard Kohl geht aus ethischer Perspektive auf den Zusammenhang von Menschen-würde in pluraler Gesellschaft und deren Verletzbarkeit als heuristischem Prinzip für ihre inhaltliche Bestimmung ein. Ausgehend von der Beobachtung, dass es im rechtli-chen Diskurs pluraler Gesellschaften zunehmend schwierig wird, die Rechtsnorm der Menschenwürde material-positiv zu fassen, kommt in der Rechtswissenschaft das Ver-fahren der „Bilanzierenden Gesamtwürdigung des Einzelfalls zur Feststellung einer Würdeverletzung“ zur Anwendung, welches sich der menschlichen Würde über die via negativa des Verletzungsvorgangs annähert. Es stellen sich also die Fragen, wie die An-erkennung der menschlichen Vulnerabilität zu einer kontextsensiblen Konturierung und zu einem sich stetig erweiternden Schutz der Menschenwürde beitragen und wel-che Impulse eine inkarnatorisch-dominikanische Spiritualität/Theologie hier liefern kann.
Das Menschenrecht auf Religionsfreiheit: Ein Zeichen der Zeit GS stellt also mit seinen Zeichen der Zeit insofern einen Ortswechsel in der Theologie dar, als dass das Fremde - die säkularen Zeichen und die profanen Orte - von der... more
Das Menschenrecht auf Religionsfreiheit: Ein Zeichen der Zeit

GS stellt also mit seinen Zeichen der Zeit insofern einen Ortswechsel in der Theologie dar, als dass das Fremde - die säkularen Zeichen und die profanen Orte - von der Theologie nun nicht mehr aus einer Perspektive der Überlegenheit betrachtet, sondern zu einem Offenbarungsort der Präsenz Gottes werden. 
Somit liegt die Vermutung nahe, dass auch die Heilsgeschichte nur eine unter vielen ist und zugunsten der Anerkennung religiöser Pluralität und Religionsfreiheit relativiert werden muss. So könnte man den Singular der einen Heilsgeschichte auflösen. Allerdings müsste dann aber auch der Wahrheitsanspruch des christlichen Glaubens abgelegt werden, was nicht Intention des 2. Vatikanischen Konzils war, weil es an der Singularität der einen Heilsgeschichte festhält. Mit H.-J. Sander  lässt sich folgender Lösungsansatz vorschlagen: GS 4 und 11 gehen davon aus, dass die pluralen Zeichen der Zeit die Singularität des einen Zeichens der Zeit, Jesus Christus, stärken, ohne es bzw. ihn zu relativieren. Dies ist dadurch bedingt, dass die pluralen Zeichen ihren Ort in der geschichtlichen Realität haben und dort freilegen, was Lebensräume einengt, wie sich politische, soziale und religiöse Zusammenhänge der Exklusion gestalten, die der Realisierung der höchsten Berufung des Menschen in Christus in der Konkretion vor Ort entgegenstehen. Insofern verhalten sich die Singularität Christi und die pluralen Zeichen der Zeit wie zwei Seiten einer Medaille. Was der Glaube an Christus ermöglicht, hat als Pendant das Wissen um die Räume, in denen die Anerkennung der Würde des Menschen gefährdet ist.
In der Terminologie der Menschenrechte könnte man dies so ausdrücken: Die eine, in Gott gegründete Würde des Menschen findet in den vielen Menschenrechten ihren Ausdruck. Dabei weisen die Menschenrechte aber häufig auf Verletzungszusammenhänge hin und machen deutlich, was der Entfaltung der menschlichen Würde in der Geschichte entgegensteht. Wenn man die Menschenrechte als Zeichen der Zeit interpretiert, und das 2. Vatikanische Konzil sieht ja im Einsatz für Menschenrechte wie der Religionsfreiheit einen unaufgebbaren Kern der Identität von Kirche, dann drücken sich in eben diesen Rechten keine Utopien des Glaubens aus, auf die hin sich Geschichte zu entwickeln hätte, sondern sie kontrastieren die gesellschaftlichen Heilserwartungen, indem sie Anders-Orte aufzeigen, d. h. alternative Heilserwartungen, die an den Opfern der Geschichte ansetzen. Somit vermögen sie die Geschichte zu verändern, da in den Zeichen der Zeit eine Wissensform vorliegt, die im Hinweis auf die Relativität der Geschichte der Nicht-Relativierung menschlicher Würde in den Lebensräumen von Menschen das Wort redet. Ein Einsatz für das Menschenrecht der Religionsfreiheit im Sinne der Zeichen der Zeit ist also ein Einsatz für die menschliche Würde. Da diese Würde in Gott selber begründet ist, zeigt sich hierin somit die Wahrheit und Einheit Gottes in der Pluralität der Geschichte.