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Sina Arnolds Buch ist eine ebenso analytische wie fesselnde Studie über Antisemitismusdiskurse in der US-amerikanischen Linken, die zugleich einen entscheidenden Beitrag zum Verständnis des globalen Antisemitismus im 21. Jahrhundert... more
Sina Arnolds Buch ist eine ebenso analytische wie fesselnde Studie über Antisemitismusdiskurse in der US-amerikanischen Linken, die zugleich einen entscheidenden Beitrag zum Verständnis des globalen Antisemitismus im 21. Jahrhundert leistet.

Das Verhältnis linker Bewegungen zum Antisemitismus ist ein polarisierendes Thema. Auch in den USA stehen nicht erst seit den Anschlägen vom 11. September 2001 Bewegungen wie Occupy Wall Street, die Friedensbewegung oder pro-palästinensische Gruppen unter Antisemitismusverdacht. Häufig sind es ihre Kritik an Israel und damit verbundene Positionen und Aktionen wie Boykottaufrufe, die Anlass für hitzige Debatten in den Medien, an Universitäten oder innerhalb sozialer Bewegungen wie auch der jüdischamerikanischen Community geben.

Aufbauend auf einer empirisch-ethnografischen Studie analysiert Sina Arnold die Sichtweisen von Aktivistinnen und Aktivisten der US-amerikanischen Linken auf Jüdinnen und Juden, auf das Judentum und den Antisemitismus, aber auch auf Anschlussdiskurse wie den Holocaust, den Antirassismus, die Kapitalismuskritik, die Politik der USA sowie auf Israel und den Nahostkonflikt. Sie bettet diese Sichtweisen ein in die historische Entwicklung des Judentums und des Antisemitismus in den USA wie auch in verschiedene Epochen linker Bewegungen. Dadurch werden historische Kontinuitäten, aber auch Veränderungen linker Politik ebenso deutlich wie Paradigmenwechsel und identitäre Verhandlungen innerhalb der jüdisch-amerikanischen Community.

Die Analyse linker Antisemitismusdiskurse wirft ein Schlaglicht auf die gegenwärtige Verfasstheit der amerikanischen Gesellschaft in Zeiten von ökonomischer und politischer Krise und trägt überdies zu einem Verständnis des globalen Antisemitismus im 21. Jahrhundert bei.
Am 19. Juni 1953 wurden Ethel und Julius Rosenberg in New York auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet. Das Gericht hatte sie wegen Atomspionage für die Sowjetunion verurteilt. Der Fall erregte zu dieser Zeit weltweit Aufsehen. Viele... more
Am 19. Juni 1953 wurden Ethel und Julius Rosenberg in New York auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet. Das Gericht hatte sie wegen Atomspionage für die Sowjetunion verurteilt. Der Fall erregte zu dieser Zeit weltweit Aufsehen. Viele Linke sahen in dem Ehepaar unschuldige Opfer des entfesselten Antikommunismus, der die McCarthy-Ära in den USA zu Beginn des Kalten Krieges prägte. Doch die Stimmung gegen die Rosenbergs und die beiden Mitangeklagten wurde auch durch antisemitische Vorstellungen über „jüdische Verräter“ angeheizt. Zugleich zeigt die Darstellung der beiden in den Medien, dass das Ehepaar Rosenberg als Gegenbild zu den herrschenden Geschlechterbildern entworfen wurde. Der Prozess wirft bis heute grundlegende Fragen auf. Das Buch erinnert an das Gerichtsverfahren, betrachtet seine Rezeption in Literatur und Film und zeichnet die Verschränkung von antikommunistischen, antisemitischen und sexistischen Vorstellungen nach.

Erscheint Juli 2016
Research Interests:
Der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse hat kürzlich in seinem vieldiskutierten Angriff gegen identitäre Strömungen von rechts und links kritisiert, linke Identitäre würden mit ihrer biografischen Betroffenheit andere aus dem... more
Der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse hat kürzlich in seinem vieldiskutierten Angriff gegen identitäre Strömungen von rechts und links kritisiert, linke Identitäre würden mit ihrer biografischen Betroffenheit andere aus dem Diskurs ausschließen. Dagegen setzt er „Vernunftgründe, die entscheiden sollen und nicht Herkunft“. Doch als Gegenmittel gegen den Ausschluss empfiehlt Thierse ausgerechnet den Klassiker des Herkunftsarguments, den – wenn man so will – alten, weißen Mann des identitären Ausschlusses: die Nation. Man dürfe diese nicht den Rechten überlassen, denn insbesondere in der Pandemie sei das „Bedürfnis nach sozialer und kultureller Beheimatung groß. Eine Antwort auf dieses Bedürfnis ist die Nation“.
Auf Grundlage einer in Berlin durchgeführten qualitativen Studie stellt der Artikel die Einstellungen von 25 Geflüchteten aus Syrien, dem Irak und Afghanistan zu Juden, Jüdinnen und Israel dar. Er diskutiert regionale und ideologische... more
Auf Grundlage einer in Berlin durchgeführten qualitativen Studie stellt der Artikel die Einstellungen von 25 Geflüchteten aus Syrien, dem Irak und Afghanistan zu Juden, Jüdinnen und Israel dar. Er diskutiert regionale und ideologische Einflussfaktoren und bietet Erklärungen für existente antisemitische und antizionistische Ressentiments an. Darauf aufbauend werden für die Flucht-/Flüchtlingsforschung verallgemeinerbare methodische und ethische Herausforderungen bei der Analyse von Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit unter von Rassismus betroffenen gesellschaftlichen Minderheiten diskutiert. In der Konsequenz zeigt der Beitrag die Notwendigkeit einer integrativen Analyse auf, welche Antisemitismus-, Flüchtlings- und Rassismusforschung zusammenbringt.

Based on a qualitative study conducted in Berlin, the article presents the attitudes of 25 refugees from Syria, Iraq and Afghanistan towards Jews and Israel. It discusses regional and ideological factors and offers explanations for antisemitic and anti-Zionist resentments. Building on this, general methodological and ethical challenges for the analysis of group-focused enmity among refugees and other social minorities affected by racism are discussed. In conclusion, the paper shows the necessity of an integrative analysis that brings together research on refugees and forced migration, antisemitism and racism.
The resurgence of antisemitism – from the deadly Pittsburgh synagogue shooting, the alt-right’s chant of “Jews will not replace us,” up to recent controversies within the Women’s March and UK Labour Party – caught many observers off... more
The resurgence of antisemitism – from the deadly Pittsburgh synagogue shooting, the alt-right’s chant of “Jews will not replace us,” up to recent controversies within the Women’s March and UK Labour Party – caught many observers off guard. Although antisemitism is on the rise in the U.S. and globally, it has – until recently – remained conspicuously absent from progressive/left discourse and political activism. This article seeks to fill that void by shining a light on this “invisible” form of racism, articulating the need for analysis and action rooted in an emancipatory perspective.
The text chronicles the left’s long and complicated relationship with antisemitism, highlighting historical changes in how progressive movements have and have not discussed it. We clarify how antisemitism is different from other forms of racism, outlining its core tropes and general worldview. By focusing on how antisemitism can manifest in left critiques of capitalism, modernity, or global politics, we illustrate how it both overlaps with and diverges from the antisemitism of the right. We use empirical examples to catalogue common rhetorical strategies used to deny or downplay the existence of antisemitism within left movements, or derail conversations about it from taking place. As antisemitism continues to shape the contemporary political landscape, we argue that emancipatory movements must become familiar with its specific contours and actively address it in their political work.
Jg. 68, 48/2018, S. 27-33.
Undoing Nation? Postnational Approaches and Practices in History and Present While currently a re-nationalization can be observed throughout Europe and the world, there are also various debates and actors that reflect upon possible... more
Undoing Nation? Postnational Approaches and Practices in History and Present
While currently a re-nationalization can be observed throughout Europe and the world, there are also various debates and actors that reflect upon possible postnational forms of sociality. The article traces the historical development of the nation-state, showing its violent and artificial legacy. Subsequently, it analyzes both conscious and unconscious attempts at ‘undoing nation’ in the course of current migration politics, such as the ‘March of Hope’, hybridized identities, and the Sanctuary Cities movement. Finally, it discusses criticism of some contemporary postnational approaches.
In: Foroutan, Naika / Karakayali, Juliane/ Spielhaus Riem (Hg.): Postmigrantische Perspektiven. Frankfurt am Main: Campus, 2018 (im Erscheinen) (mit Jana König)
In:  Discover Diversity.  Politische Bildungsarbeit mit Geflüchteten.
Berlin: Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (mit Jana König)
In:  Migrations Société, 166,(4), 111-127.
Research Interests:
Special Issue von: Berliner Blätter. Ethnologische und Ethnographische Beiträge. Berlin: Panama Verlag. 2017 (im Erscheinen)
Erste Hinweise zu Erscheinungsformen von Antisemitismus bei Geflüchteten und mögliche Umgangsstrategien. Studie für den Unabhängigen Expertenkreis Antisemitismus des Deutschen Bundestags, 2017. s.a.... more
Erste Hinweise zu Erscheinungsformen von Antisemitismus bei Geflüchteten und mögliche Umgangsstrategien. Studie für den Unabhängigen Expertenkreis Antisemitismus des Deutschen Bundestags, 2017.

s.a. https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2017/kw17-antisemitismus/502770
Die Studie wurde durch die interdisziplinäre Forschungsgruppe „Junge Islambezogene Themen in Deutschland (JUNITED)“ an der Humboldt-Universität im Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM) zu Berlin... more
Die Studie wurde durch die interdisziplinäre Forschungsgruppe „Junge Islambezogene Themen in Deutschland (JUNITED)“ an der Humboldt-Universität im Berliner Institut für empirische
Integrations- und Migrationsforschung (BIM) zu Berlin erstellt. Die Ergebnisse basieren auf einem im Jahr 2014 bundesweit erhobenen Datensatz (n=8270) zu Einstellungen der deutschen Bevölkerung zu Gesellschaft, Religion und Identität.

Inhaltlich befasst sich die vorliegende Bundeserhebung mit der Abwertung und Anerkennung von Minderheiten in Gesellschaften, die von Migration geprägt sind. Der Umgang mit
kulturellen, ethnischen, religiösen und nationalen Minderheiten wird hierbei exemplarisch
am Beispiel der Einstellungen gegenüber Musliminnen und Muslimen in Deutschland als der
größten religiösen Minderheit in diesem Land erhoben. Die Islam- und Muslimbilder dienen
dabei als Gradmesser der gesellschaftlichen Haltung gegenüber einer sich pluralisierenden
und heterogenisierenden Gesellschaft, die hier als postmigrantisch bezeichnet werden soll.
Die Forschungsgruppe geht der Fragestellung nach, welche Einstellungen zu Gesellschaft,
Religion und Identität sich bei der Bevölkerung in Deutschland erheben lassen, nachdem sich von politischer Seite die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass Deutschland ein Einwanderungsland oder – mehr noch – eine Migrationsgesellschaft (Broden und Mecheril
2007) geworden ist, die von Migration in Form von Zu- und Abwanderung geprägt ist.
Co-Authors: Naika Foroutan, Benjamin Schwarze, Coskun Canan, Steffen Beigang, Dorina Kalkum Die Studie wurde durch die interdisziplinäre Forschungsgruppe „Junge Islambezogene Themen in Deutschland (JUNITED)“ an der Humboldt-Universität... more
Co-Authors: Naika Foroutan, Benjamin Schwarze, Coskun Canan, Steffen Beigang, Dorina Kalkum

Die Studie wurde durch die interdisziplinäre Forschungsgruppe „Junge Islambezogene Themen in Deutschland (JUNITED)“ an der Humboldt-Universität im Berliner Institut für empirische
Integrations- und Migrationsforschung (BIM) zu Berlin erstellt. Die Ergebnisse basieren auf einem im Jahr 2014 bundesweit erhobenen Datensatz (n=8270) zu Einstellungen der deutschen Bevölkerung zu Gesellschaft, Religion und Identität. Die vorliegende Studie stellt eine Länderauskopplung für Hamburg dar.
Seit jeher ist das Verhältnis zwischen der schwarzen und der jüdischen Minderheit in den USA sowohl von Konflikten als auch von Solidarität geprägt. Das zeigte sich auch nach der Tötung von George Floyd
In: das baugerüst - Zeitschrift für Jugend- und Bildungsarbeit, 1/16
Was dazu geführt hat, dass heute selbst viele in der politischen Linken nicht wissen, wer die Rosenbergs waren, lässt sich nicht genau sagen. Vielleicht lag es daran, dass nicht mehr sicher zu sein schien, dass die Rosenbergs unschuldig... more
Was dazu geführt hat, dass heute selbst viele in der politischen Linken nicht wissen, wer die Rosenbergs waren, lässt sich nicht genau sagen. Vielleicht lag es daran, dass nicht mehr sicher zu sein schien, dass die Rosenbergs unschuldig waren. Vielleicht hat aber auch in Deutschland das Interesse an dem Fall nachgelassen, weil scheinbar alles dazu gesagt worden ist.