Stabilisierungsvorrichtung und Verfahren zur Pahrstabilisierung eines Fahrzeugs
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Stabilisie¬ rungsvorrichtung zur Fahrstabilisierung eines Fahrzeugs, - mit Erfassungsmitteln zum Erfassen von Messwerten, die zur Ermittlung eines Beladungszustands des Fahrzeugs geeignet sind, und mit Auswertemitteln zur Bildung eines den Bela¬ dungszustand des Fahrzeugs charakterisierenden charakteristi¬ schen Maßes anhand der Messwerte. Ferner wird ein mit einer erfindungsgemäßen Stabilisierungsvorrichtung ausgestattetes bzw. zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens aus¬ gestaltetes Fahrzeug vorgeschlagen.
Zur Fahrstabilisierung werden in Fahrzeugen neuerer Generati¬ onen Fahrdynamikregelungen eingebaut . Diese Vorrichtungen verhindern, dass das Fahrzeug z.B. bei einer Kurvenfahrt um¬ kippt oder schleudert, wenn beispielsweise eine kritische Querbeschleunigungsgrenze überschritten ist . Üblicherweise sind diese Systeme für einen durchschnittlichen Beladungszu¬ stand des Fahrzeuges optimiert. Im Bereich von Personenkraft¬ wagen ist dies verhältnismäßig unproblematisch möglich, da die Fahrzeuge im Verhältnis zu ihrem Gesamtgewicht eine ver¬ gleichsweise geringe Zuladung aufweisen. Ferner ist die Schwerpunktläge im wesentlichen konstant. Dementsprechend
lassen sich die Regelungssysteme für einen Personenkraftwagen verhältnismäßig gut abstimmen.
Auf dem Bereich von Lastkraftwagen - mit und ohne Anhänger - ist dies in dieser Form nicht möglich. Im Verhältnis zum Leergewicht ist eine verhältnismäßig große Zuladung möglich. Ferner sind Unterschiede in der Schwerpunktläge in weiten Grenzen möglich. Letzteres kann auch Geländewagen, SUVs (Sports Utility Vehicles) oder dergleichen betreffen. Dement¬ sprechend ist eine optimale Parametrierung der Regelungssys¬ teme, insbesondere der Kippverhinderungssysteme, nicht mög¬ lich. Sind die Grenzwerte zu großzügig eingestellt, bietet das Stabilisierungssystem keinen ausreichenden Schutz gegen Umkippen des Fahrzeugs. Sind die Grenzwerte jedoch zu eng festgelegt, greifen die Kippverhinderungs- bzw. Stabilisie¬ rungssysteme zu früh ein, so dass die Fahrdynamik des Fahr¬ zeugs in unnötiger Weise eingeschränkt ist.
Aus der deutschen Offenlegungsschrift DE 198 02 041 sind ein Verfahren und eine Vorrichtung der eingangs genannten Art be¬ kannt, die zur Stabilisierung eines Fahrzeugs bezüglich einer Umkehrvermeidung dienen. Dort wird vorgeschlagen, eine Schwerpunktshöhe im Rahmen eines Schätzverfahrens zu ermit¬ teln, wobei unter anderem die Raddrehzahlen von Rädern analy¬ siert werden. Es wird ein charakteristischer Wert für die Querdynamik des Fahrzeugs ermittelt und zur Auswahl von Fahr¬ strategien ausgewertet. Das bekannte Verfahren gilt im we¬ sentlichen auf die jeweiligen Reibverhältnisse zwischen Rad und Straße ein, um das Umkippverhalten des Fahrzeugs zu verbessern. Es ist für eine Stabilisierung des Fahrzeugs aber zweckmäßig, dass unabhängig von den jeweiligen Reibverhält¬ nissen der aktuelle Beladungszustand des Fahrzeugs bekannt ist, d.h. dessen Ladungsmasse und/oder Schwerpunkthöhe.
Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung Vorrich¬ tungen und Verfahren anzugeben, die abhängig vom jeweiligen Beladungszustand des Fahrzeugs eine optimale Fahrstabilisie¬ rung des Fahrzeugs ermöglichen.
Diese Aufgabe wird durch eine Stabilisierungsvorrichtung der eingangs genannten Art gelöst, bei der vorgesehen ist, dass sie Auswahlmittel zur Auswahl und/oder Skalierung eines Rege- lungs-Parametersatzes in Abhängigkeit des charakteristischen Maßes aufweist, und dass die Auswahlmittel zur Übermittlung des ausgewählten und/oder skalierten Parametersatzes an eine Fahrstabilisierungsregelungseinrichtung des Fahrzeugs ausges¬ taltet sind, wobei die Fahrstabilisierungsregelungseinrich- tung das Fahrzeug in Abhängigkeit des ausgewählten und/oder skalierten Parametersatzes stabilisiert. Ferner sind ein er¬ findungsgemäßes Verfahren sowie ein Fahrzeug mit einer erfin¬ dungsgemäßen Stabilisierungsvorrichtung zur Lösung der Aufga¬ be vorgesehen.
Die Regelungseinrichtung, die vorteilhaft einen Bestandteil der Stabilisierungsvorrichtung bildet, ist somit auf optimale Weise auf den jeweiligen Beladungszustand des Fahrzeugs abge¬ stimmt. Ist das Fahrzeug weniger beladen und/oder der Schwer¬ punkt niedriger, greift die Fahrstabilisierungsregelungsein- richtung beispielsweise erst bei größeren Querbeschleunigun¬ gen ein als bei einer höheren Beladung des Fahrzeugs. Dadurch werden beispielsweise die Kurvengeschwindigkeiten des Fahr¬ zeugs nicht in unnötiger Weise eingeschränkt, wenn das Fahr¬ zeug nicht beladen ist. Andererseits stellen die jeweils aus¬ gewählten Parameter sicher, dass kritische Situationen ver¬ mieden werden, d.h. dass die Fahrstabilisierungsregelungsein- richtung rechtzeitig eingreift, bevor kritische Fahrsituatio¬ nen entstehen. Die Fahrstabilisierungsregelungseinrichtung
kann dann zusätzliche Werte, beispielsweise zur Ermittlung des jeweiligen Reibverhaltens an den Rädern des Fahrzeugs, optimal auswerten, weil sie den Beladungszustand des Fahr¬ zeugs sozusagen "kennt" .
Im Rahmen der Erfindung wird zwischen direkt und indirekt messenden Verfahren unterschieden. Beim direkt messenden Ver¬ fahren wird beispielsweise ein Wankwinkel aus entsprechenden Wankwinkelmesswerten oder Ersatzgrößen ermittelt. Anhand bei¬ spielsweise dieses Wankwinkels, .der das charakteristische Maß bildet, werden geeignete Parameter für die Fahrstabilisie- rungsregelungseinrichtung ausgewählt bzw. skaliert.
Beim indirekt messenden Verfahren wird das charakteristische Maß anhand eines stationären Fahrzustandes oder mehrerer sta¬ tionären Fahrzustände, beispielsweise stationärer Kurven- o- der Geradeausfahrten, ermittelt und zur Auswahl eines geeig¬ neten Parametersatzes herangezogen. Es ist auch möglich, dass Übergangsphasen zwischen zwei stationären Fahrzuständen, bei¬ spielsweise einer Geradeaus- und einer Kurvenfahrt, zur Er¬ mittlung des charakteristischen Maßes analysiert werden.
Um das charakteristische Maß zu ermitteln, insbesondere einen stationären Zustand oder einen Übergang zwischen stationären Zuständen zu ermitteln, wertet die Stabilisierungsvorrichtung beispielsweise eine Gierrate, einen Lenkwinkel, eine Fahrge¬ schwindigkeit, eine Gierratenänderung, eine Lenkwinkelände- rung oder dergleichen aus, wobei beispielsweise das Über- o- der Unterschreiten von Grenzwerten als Kriterium für eine Stationaritätsdetektion dienen können.
Zweckmäßigerweise bilden die Auswertemittel jeweils Messwert- reihen, wobei beispielsweise an regelmäßig aufeinanderfolgen-
den Zeitpunkten ein Satz von Messwerten erfasst wird, bei¬ spielsweise die Geschwindigkeit eines Rades, die Querbe¬ schleunigung, die Gierrate und der Lenkwinkel zum jeweiligen Zeitpunkt. Anhand der Messwertreihe wird dann das charakte¬ ristische Maß ermittelt.
Zur Vermeidung von beispielsweise Mess-Fehlern und/oder zur Ausblendung von Störeinflüssen sind die Auswertemittel zweck¬ mäßigerweise zu einer Plausibilitätsprüfung ausgestaltet und/oder zur Gewichtung weniger plausibler Werte mit einem niedrigeren Gewicht. Beispielsweise werden Messwerte mit Hil¬ fe einer Hochpass- und/oder einer Tiefpassfilterung ausgefil¬ tert. Auch Grenzwerte, die einen oder mehrere Grenzwerte ü- berschreiten, können eliminiert oder mit einer niedrigeren Gewichtung versehen werden.
Eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass die Auswertemittel zur Bildung von Regressionsdaten anhand der Messwerte und/oder von Werten für das charakteristische Maß im Rahmen einer linearen Regression ausgestaltet sind.
Das Ergebnis der linearen Regression wird zweckmäßigerweise von den Auswertemitteln plausibilisiert, d.h. es wird bei¬ spielsweise ein Bestimmtheitsmaß ermittelt, das in einem Be¬ reich von 0 bis 1 variieren kann. Für das Bestimmtheitsmaß wird ein Grenzwert bestimmt, der nicht überschritten werden darf, wenn die Regressionsdaten als plausibel erkannt werden sollen. Beispielsweise ist das Bestimmtheitsmaß 1, wenn alle Regressionsdaten einer vorbestimmten Funktion, beispielsweise einer Geraden entsprechen. Wenn die Daten von dieser Funkti¬ on, beispielsweise der Geraden abweichen, d.h. wenn die Reg¬ ressionsdaten unkorreliert sind, wird in Abhängigkeit von der jeweiligen Abweichung das Bestimmtheitsmaß minimal 0.
Eine weitere Möglichkeit der Plausibilisierung ist beispiels¬ weise die Varianz der Regressionsdaten zu überwachen.
Die erfindungsgemäße Stabilisierungsvorrichtung weist zweck¬ mäßigerweise Überwachungsmittel vor, die die Auswertemittel und/oder die Auswahlmittel überwachen, so dass beispielsweise Fehlfunktionen dieser Mittel erkannt werden und daraus resul¬ tierende Fehlparametrierungen vermieden werden können.
Bei Fahrtbeginn des Fahrzeugs ist das charakteristische Maß zur Ermittlung von Parameter für die Fahrstabilisierungsrege- lungseinrichtung typischer Weise noch nicht vorhanden. Es ist daher zweckmäßigerweise vorgesehen, dass die Auswertemittel einen Startwert für das charakteristische Maß an die Auswahl- mittel übermitteln und/oder dass die Auswahlmittel sofern sie noch keinen charakteristisches Maß erhalten haben, einen Start-Parametersatz auswählen, der beispielsweise einem durchschnittlichen, insbesondere mittleren Beladungszustand des Fahrzeugs entspricht. Es ist auch möglich, dass die Aus¬ wertemittel erst dann ein charakteristisches Maß an die Aus¬ wahlmittel übermitteln, wenn dieses charakteristisches Maß durch eine oder mehrere Überprüfungen sozusagen "gesichert" ist, beispielsweise plausibel ist. Bis das charakteristische Maß zur Verfügung steht, wählen die Auswahlmittel den vorge¬ nannten Start-Parametersatz aus.
Die Fahrstabilisierungsregelungseinrichtung, die zweckmäßi¬ gerweise einen Bestandteil der erfindungsgemäßen Stabilisie¬ rungsvorrichtung bildet, kann z.B. eines oder mehrere der folgenden Systeme umfassen:
- ein Antiblockiersystem
- eine Antriebsschlupfregelung
- einen Fahrzustandsregler
- einen Kippverhinderungsregler
- einen Querbeschleunigungsbegrenzer
- ein elektrisches oder elektrohydraulisches Bremssystem (Sensotronic Brake Control = SBC)
- eine aktive Federung (Active Body Control = ABC)
- eine aktive Wankstabilisierung (Active Roll Control = ARC)
- ein elektrisches Lenksystem (Steer-by-Wire = SBW) .
Die erfindungsgemäße Stabilisierungsvorrichtung kann in Hard¬ ware und/oder Software realisiert sein.
Das charakteristische Maß kann beispielsweise ein Massenkenn¬ wert sein, der beispielsweise anhand des Beschleunigungsver¬ haltens des Fahrzeugs ermittelt wird. Dabei wird beispiels¬ weise die Entkopplung des Antriebsstranges, zum Beispiel bei Kupplungsbetätigung, zur Ermittlung des Massenkennwertes he¬ rangezogen. Eine solche Vorgehensweise ist beispielsweise in dem deutschen Patent DE 38 43 818 Cl beschrieben, das hiermit per Referenz in die Anmeldung einbezogen ist.
Eine weitere Methode sieht vor, dass der Massenkennwert bei¬ spielsweise im Rahmen einer Steigungsfahrt des Fahrzeugs er¬ mittelt wird, wobei eine lineare Regression angewendet wird. Dieses Verfahren ist in der DE 198 02 630 Al bzw. im US Pa¬ tent 6,339,749 Bl aus derselben Patentfamilie beschrieben. Diese beiden Schriften werden ebenfalls per Referenz in die vorliegende Anmeldung einbezogen.
Eine weitere Möglichkeit das charakteristische Maß zu bestim¬ men, ist beispielsweise die Ermittlung eines Wankmomentkenn- wertes. Im Zusammenhang mit dem Ausführungsbeispiel werden mehrere Wege, einen solchen Wankmomentkennwert zu ermitteln, erläutert, wobei beispielsweise
- eine Federwegsensorik zur Ermittlung von Federwegen heran¬ gezogen wird,
- ein virtueller Wankwinkel anhand der Querbeschleunigung bzw. anhand von Raddrehzahlen ermittelt wird,
- eine virtuelle Radlastlagerung bei Kurvenfahrt mit einer relativen Halbmessänderung der durch die Kurvenfahrt belaste¬ ten Räder analysiert wird.
Ferner ist es möglich, beispielsweise einen Wankmomentkenn- wert anhand einer Wankrate zu ermitteln, die ein Sensor er¬ mittelt, der eine Drehung des Fahrzeugs in Richtung seiner Längsachse (X-Achse) detektiert.
Eine weitere Variante der Erfindung sieht vor, eine Spektral¬ analyse von Signalen durchzuführen, die eine Wankbewegung des Fahrzeugs direkt oder indirekt charakterisieren, beispiels¬ weise eine Spektralanalyse eines Wankwinkels, der direkt oder aus Ersatzmesswerten ermittelt wird, beispielsweise Drehzah¬ len der Räder, Querbeschleunigung oder dergleichen. Die Spektralanalyse, beispielsweise eine Fourieranalyse oder Fast-Fourier-Transformation, ermöglicht es, Eigenfrequenzwer¬ te als das charakteristische Maß zu ermitteln, die das bela¬ dungsabhängige Wankverhalten und somit den Beladungszustand des Fahrzeugs charakterisieren.
Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand der Zeichnung näher erläutert. Dabei zeigen:
Fig.1 ein schematisch dargestelltes erfindungsgemäßes Fahr¬ zeug mit einer erfindungsgemäßen Stabilisierungsvor¬ richtung zur Fahrstabilisierung,
Fig.2 eine schematische Darstellung der erfindungsgemäßen FahrStabilisierungsvorrichtung, und
Fig.3 das Fahrzeug gemäß Fig. 1 in einer hinteren Ansicht bei einer Kurvenfahrt, wobei der Aufbau des Fahrzeugs wankt,
Fig.4 das Fahrzeug gemäß Fig. 1 von oben bei einer Kurven¬ fahrt,
Fig.5 eine Gerade als beispielhafte Funktion eines erfin¬ dungsgemäß ermittelten charakteristischen Maßes,
Fig.6 einen Verlauf einer Wankrate des Fahrzeugs gemäß Fi- • gur 1 beim Eintritt in eine Kurvenfahrt.
Fig.7 ein charakteristisches Spektrum des Fahrzeugs gemäß Figur 1, das durch eine oder mehrere Wankbewegungen des Fahrzeugs hervorgerufen ist, und
Fig.8 ein Lenk-Spektrum des Fahrzeugs gemäß Figur 1, das mit dem charakteristischen Spektrum gemäß Figur 7 korreliert.
Das in den Figuren dargestellte erfindungsgemäße Fahrzeug 10 ist beispielsweise ein Lastkraftwagen oder Lieferwagen, wobei prinzipiell auch ein Personenkraftwagen, insbesondere ein Van oder SUV (Sports Utility Vehicle) , ein Anhänger oder Satte¬ lauflieger als erfindungsgemäßes Fahrzeug ausgestaltet sein können.
Das Fahrzeug 10 hat eine Vorderachse 11 mit lenkbaren Rädern 12, 13 sowie eine Hinterachse 14 mit nicht lenkbaren Rädern 15, 16, die auch eine Zwillingsbereifung aufweisen könnten. An den Rädern 12, 13, 15, 16 sind Bremsen 17, 18, 19, 20 zum Abbremsen des jeweiligen Rades sowie Drehzahlsensoren 21 bis 24 zum Erfassen der jeweiligen Raddrehzahl des Rades 11, 12, 15, 16 angeordnet.
Die Bremsen 15 bis 20 sind, was durch Pfeile schematisch dar¬ gestellt ist, durch eine Stabilisierungsvorrichtung 25 mit¬ tels Bremseingriffssignalen 26 bis 29 ansteuerbar.
Die Drehzahlsensoren 21 bis 24 senden Drehzahlmesswerte 30 bis 33 in Form entsprechender Drehzahlsignale, die die Dreh¬ zahl des jeweiligen Rades 12, 13, 14, 15, 16 repräsentieren, an die Stabilisierungsvorrichtung 25.
Ferner kann die Stabilisierungsvorrichtung 25 mittels eines Motorsteuersignals 34 eine Motorsteuerung 35 ansteuern, bei¬ spielsweise zur Drosselung der Motorleistung eines Motors 35, der beim Fahrzeug 10 beispielsweise die Vorderachse 11 und/oder die Hinterachse 14 antreibt.
An einem Lenkrad 37 oder einer sonstigen Lenkhandhabe kann ein Fahrer 38 Lenkbefehle vorgeben. Beispielsweise erfasst eine Lenkerfassungseinrichtung 39 den jeweiligen Lenkwinkel δH und gibt diesen an einen Lenkaktor 40, beispielsweise ei¬ ne Servo-Lenkhilfe, zum Lenken der Räder 12, 13 weiter. Fer¬ ner übermittelt die Lenkerfassungseinrichtung 39 ein Lenkwin¬ kelsignal 41 mit dem Lenkwinkel δH an die Stabilisierungs¬ vorrichtung 25.
Die Stabilisierungsvorrichtung 25 stabilisiert das Fahrzeug 10 durch Bremseingriffe und/oder den Motor 35 steuernde Ein¬ griffe und/oder Lenkeingriffe, z.B. wenn das Fahrzeug 10 um¬ zukippen, zu schleudern oder in sonstiger Weise fahr-instabil zu werden droht.
Die Stabilisierungsvorrichtung 25 arbeitet vorzugsweise mit zur Fahrstabilisierung des Fahrzeugs 10 ohnehin erforderli¬ chen Sensorsignalen, die beispielsweise die Drehzahlsensoren
21 bis 24 in Form der Drehzahlwerte der Räder 12, 13, 15, 16 liefern.
Ferner wertet die Stabilisierungsvorrichtung 25 beispielswei¬ se ein Gierratensignal 42 mit einer Gierrate ψ eines Gier¬ sensors 43, ein Querbeschleunigungssignal 44 mit Querbe- schleunigungswerten ay eines zur Fahrzeuglängsachse 55 quer eingebauten Querbeschleunigungssensors 45 sowie optional ein Fahrgeschwindigkeitssignal 46 mit der Fahrgeschwindigkeit v des Fahrzeugs 10 aus, das eine Fahrgeschwindigkeitseinrich¬ tung 47 ermittelt. Das Fahrgeschwindigkeitssignal 46 wird von der Fahrgeschwindigkeitseinrichtung 47 z.B. anhand der Dreh¬ zahlwerte der Räder 12, 13, 15, 16 ermittelt.
Weiterhin wertet die Stabilisierungsvorrichtung 25 ein Wank¬ ratensignal 53 eines Wanksensors 54 aus. Der Wanksensor 54 ist beispielsweise ein Gierratensensor, der in einer solchen Einbaulage in das Fahrzeug 10 eingebaut ist, dass er eine Drehbewegung um eine Fahrzeuglängsachse 55 ermitteln kann.
Bei einer Kurvenfahrt, die in Fig. 2, 3 schematisch darge¬ stellt ist, neigt sich ein Aufbau 56 mit einer gefederten Masse mF des Fahrzeugs 10 beispielsweise in Richtung einer Kurvenaußenseite 57 einer ebenen oder geneigten Fahrbahn 86. Wenn das Fahrzeug 10 dann zu schnell ist, das heißt die Quer¬ beschleunigung beispielsweise ein vorbestimmtes Maß über¬ schreitet, droht das Fahrzeug 10 nach außen umzukippen und/oder zu Schleudern. Diesem Problem begegnet die Fahrsta- bilisierungsvorrichtung 25 durch verschiedene Maßnahmen, bei¬ spielsweise durch Bremseingriffe an den Rädern 12, 13, 15, 16, durch Drosselung der Motorleistung des Motors 35, durch Änderung der Dämpfungs- bzw. Stabilisierungseigenschaften ei¬ nes Fahrwerks des Fahrzeugs 10, durch Lenkeingriffe oder der-
gleichen. Zunächst wird jedoch der prinzipielle Aufbau der Stabilisierungsvorrichtung 25, der schematisch in den Fig. 1 und 2 dargestellt ist, erläutert.
Die Stabilisierungsvorrichtung 25 ist vorliegend als ein Mo¬ dul realisiert, das sowohl Hardware auch als Software ent¬ hält. Beispielsweise sind Ein-/Ausgabemittel 48, 49 vorhan¬ den, die die vorgenannten Signale der Sensoren 21 bis 24, 43, 45, 47, 54 erfassen können und entsprechende Steuersignale, beispielsweise das Motorsteuersignal 34 sowie die Bremsein¬ griffssignale 26 bis 29 und ein Lenksignal 50 zur Ansteuerung des Lenkaktors 40, erzeugen können. Die Ein-/Ausgabemittel 48, 49 enthalten beispielsweise einen oder mehrere Buscont¬ roller und/oder digitale und/oder analoge Eingabemittel und/oder Ausgabemittel. Die Stabilisierungsvorrichtung 25 enthält ferner einen Prozessor oder mehrere Prozessoren 51, die Programmcode von Programmmodulen ausführen, die in einem Speicher 52 abgelegt sind. Diese Programmmodule enthalten beispielsweise ein Stabilisierungsmodul 58 sowie ein Fahrsta- bilisierungs-Regelungs-Modul 59 als Fahrstabilisierungsrege- lungseinrichtung. Der Speicher 52 enthält flüchtigen und/oder nicht flüchtigen Speicher, beispielsweise zum Speichern der Module 58, 59.
Das Fahrstabilisierungs-Regelungs-Modul 59, das ein z.B. ESP bildet oder enthält (ESP = Elektronisches Stabilisierungspro¬ gramm) , umfasst beispielsweise ein AntiblockierSystem 60 und/oder eine Antriebsschlupfreglung 61 und/oder einen Fahr- zustandsregler 62 und/oder einen Kippverhinderungsregler 63 und/oder Querbeschleunigungsbegrenzer 64.
Das Stabilisierungsmodul 58, das an sich bereits eine erfin¬ dungsgemäße Stabilisierungsvorrichtung bilden kann, enthält
beispielsweise die folgenden Bestandteile, die z.B. als Pro¬ grammfunktionen oder -module realisiert sind: Erfassungsmit¬ tel 65, Auswertemittel 66, Interpretationsmittel 68, Auswahl¬ mittel 69 und Überwachungsmittel 74.
Die Erfassungsmittel 65, erfassen die Messwerte, beispiels¬ weise das Wankratensignal 53' und Drehzahlwerte der Räder 12, 13, 15, 16.
Die Auswertemittel 66 bilden anhand der von den Erfassungs- mitteln 65 ermittelten Messwerte ein charakteristisches Maß 67, das einen Beladungszustand des Fahrzeugs 10 charakteri¬ siert. Dazu werten die Auswertemittel 66 beispielsweise das Wankratensignal 53 aus. Man kann die Auswertemittel 66 und/oder die Erfassungsmittel 65, die zu einem einzigen Modul zusammengefasst sein können, auch als Erkennungslogik be¬ zeichnen.
Die Interpretationsmittel 68 interpretieren das charakteris¬ tische Maß 67 und überprüfen es beispielsweise auf Plausibi- lität. Solange noch kein plausibles, gesichertes charakteris¬ tisches Maß 67 vorhanden ist, übermitteln die Interpretati¬ onsmittel 68 beispielsweise ein charakteristisches Start-Maß, das einen mittleren Beladungszustand des Fahrzeugs 10 reprä¬ sentiert, an die Auswahlmittel 69. Die Interpretationsmittel 68 können auch so lange, bis ein "gesichertes" charakteristi¬ sches Maß 67 vorliegt, beispielsweise einen Start- Parametersatz 73 auswählen oder die Auswahlmittel 69 zu des¬ sen Auswahl anweisen. Der Start-Parametersatz 73 entspricht zweckmäßigerweise einem mittleren Beladungszustand des Fahr¬ zeugs 10.
Die Auswahlmittel 69 wählen in Abhängigkeit von dem charakte¬ ristischen Maß 67 einen Parametersatz aus und/oder oder ska¬ lieren einen Parametersatz, beispielsweise einen der Parame¬ tersätze 70, 71, 72. Der Parametersatz 70 repräsentiert bei¬ spielsweise einen Beladungszustand mit geringer Beladung und/oder niedriger Schwerpunkthöhe des Fahrzeugs 10, der Pa¬ rametersatz 71 eine mittlere Beladung des Fahrzeugs 10 und der Parametersatz 72 eine große Beladung des Fahrzeugs 10. Es versteht sich, dass auch mehr Parametersätze als die 'Parame¬ tersätze 70 - 72 vorgesehen sein können. Ferner ist es mög¬ lich, dass die Auswahlmittel 69 einen oder mehrere Parameter der Parametersätze 70 - 72 in Abhängigkeit von dem charakte¬ ristischen Maß 67 skalieren. Die Auswahlmittel 69 senden den jeweils ausgewählten Parametersatz 70, 71, 72 an das Rege¬ lungsmodul 59, das das Fahrzeug 10 anhand des jeweils ausge¬ wählten Parametersatzes stabilisiert.
Die zweckmäßigerweise vorhandenen Überwachungsmittel 74 über¬ wachen die Auswertemittel 66, die Auswahlmittel 69 und die Interpretationsmittel 68 und stellt beispielsweise sicher, dass beim Start des Stabilisierungsmoduls 58 zunächst der Start-Parametersatz 73 verwendet wird. Weitere Überwachungs¬ funktionen sollen hier nicht dargestellt werden, sind aber ohne weiteres möglich.
Es versteht sich, dass die vorgenannten Mittel 65, 66, 68, 69 auch als integrale Mittel ausgestaltet sein können, bei¬ spielsweise in ein und demselben Programmcode realisiert sein können.
Bei den nachfolgend beschriebenen drei Verfahrensvarianten, von denen eine oder mehrere bei der Stabilisierungsvorrich¬ tung realisiert sein können, ermittelt das Stabilisierungsmo-
dul 58 einen Wankmomentkennwert, so dass man das Stabilisie¬ rungsmodul 58 auch als Wankmodul oder Wankwinkelmodul be¬ zeichnen könnte.
a) Wankwinkelerfassung durch Federwegsensorik:
Eine Wankbewegung des Fahrzeugs 10 kann durch eine Model1- Bewegungsgleichung beschrieben werden, bei der die Momenten¬ bilanz um eine Wankachse betrachtet wird. Während eines sta¬ tionären Zustands, z.B. Kurvenfahrt, ändern sich die Fahr- zeugzustandsgrößen des Fahrzeugs 10 nicht wesentlich, so dass für einen Wankwinkel φ bei vernachlässigbaren zeitlichen Än¬ derungen z.B. die folgende Momentenbilanz gilt:
mFhsay cos φ + mFhsg sin φ = MFV + MFH + Msv + MSH ( 1 )
Hierbei sind g die Erdbeschleunigung, hs die Schwerpunkthöhe des Fahrzeugs 10, mF die gefederte, beladungsabhängige Masse des Aufbaus 56, ay eine Querbeschleunigung parallel zur
Fahrbahnoberfläche der Fahrbahn 86 und MFF , Mm durch Feder¬ kräfte an der Vorder- bzw. Hinterachse 11, 14, hervorgerufe¬ nen Drehmomente. An nicht dargestellten vorderen und hinteren Stabilisatoren treten Drehmomente Msy,MSH auf. Durch Dämp¬ fer und Trägheitsmomente verursachte Momente entfallen bei einer stationären Betrachtungsweise.
Die Feder-Drehmomente MFy , MFH und die Stabilisator- Drehmomente MSV,MSH können als Produkt aus der jeweiligen Drehfederkonstante und dem Wankwinkel φ berechnet werden:
MFV =c'FVφ (2)
MFH = c'FH φ (3 )
Msv = c'sv φ ( 4 )
MSH = C*SH <P (5 )
mit Drehfederkonstanten c'FV und ύm der Federn und Drehfe¬ derkonstanten c'sv und c"SH der vorderen und hinteren Stabili¬ satoren an der Vorder- und der Hinterachse 11, 14.
Vereinfachend wird angenommen, dass die Federkonstanten cvl, cw der Federn der Vorderachse 11 (Indizes v, V) und die Fe¬ derkonstanten chl, chr einer linken (Index 1) und einer rech¬ ten (Index r) Feder 75, 76 der Hinterachse 14 (Indizes h, H) jeweils im wesentlichen gleich groß, im wesentlichen linear und im wesentlichen unabhängig von der Einfederung sind. Für kleine Wankwinkel φ können die Drehfederkonstanten c\ und c'H der Vorder- und der Hinterachse 11, 14 aus den Federkonstan¬ ten cvl bis chr der rechten und linken Fahrwerksfeder der je¬ weiligen Achse mit den Federspurweiten dv und dk an der Vor¬ der- und der Hinterachse 11, 14 berechnet werden:
Ein resultierendes Drehmoment MRES der von der Aufbaufederung und den Stabilisatoren ausgeübten Momente MFV , MFH Msv ,
MSH kann mit einer einzigen resultierenden Drehfederrate CRej folgendermaßen berechnet werden:
MRes = MFV + MFH + M SV + M SV
wobei unter Berücksichtigung von (1)
mFhsay cos φ + mFhsg sin φ = CResφ. ( 9 )
gilt. In dem Fahrzeug 10 ist der Querbeschleunigungssensor 45 aufbaufest angebracht, so dass die vom ihm gemessene Querbe¬ schleunigung ay(Tπess beim Wanken zusätzlich Anteile der Erdbe¬ schleunigung g enthält. Folgender Zusammenhang gilt zwischen der parallel zur Fahrbahnoberfläche liegenden Querbeschleuni¬ gung ay, dem Wankwinkel φ und der aufbaufest gemessenen Quer¬ beschleunigung ay,mess:
a y.mess = av C0S<P + gήn(P ( 10 )
Anhand von (9) und (10) ermittelt das Stabilisierungsmodul 58 einen Wankmomentkennwert W als charakteristisches Maß 67 bei¬ spielsweise folgendermaßen:
r=Vv=^_ (11)
Res y,mess
Der Wankmomentkennwert W ist demnach ein Quotient aus Wank¬ winkel φ und Querbeschleunigung aymess , der mit dem Produkt hsmF , d.h. der aktuellen Beladung des Fahrzeugs 10, und der Drehfederrate CKes des Fahrzeugs 10 korreliert. Wenn die Auf¬ baumasse mF bekannt ist, kann die Schwerpunktshδhe hs berech¬ net oder geschätzt werden.
Der zur Ermittlung des Wankmomentkennwerts W erforderliche Wankwinkel φ kann auf verschiedenartige Weise ermittelt wer¬ den, beispielsweise mit Hilfe von Federwegssensoren 77, 78, die den Federn 75, 76 zugeordnet sind. Es versteht sich, dass die nachfolgende Betrachtung sowohl für alle Achsen als auch für einzelne Achsen des Fahrzeugs 10 möglich ist. Es wäre auch möglich, den Wankwinkel φ direkt oder als Wankraten- messwert zu ermitteln, beispielsweise mit Hilfe des Wanksen¬ sors 54, was jedoch aus Gründen der Vereinfachung nicht näher erläutert wird.
Die Federwegsensoren 79, 78 erfassen beispielsweise einen linken und einen rechten Federweg si und sr bei dem linken und rechten Hinterrad 15, 16, so dass der Wankwinkel φ bei kleinen Wankwinkeln näherungsweise folgendermaßen ermittelt werden kann:
Der so berechnete Wankwinkel φ ist ein Maß für die Winkel- differenz zwischen Fahrzeugaufbau 56 und Fahrzeugachse(n) 11, 14. Ein Fahrbahnquerneigungswinkel ccpn wird implizit miter- fasst, falls er zu unterschiedlichen Einfederungen führt.
Anhand von (11) und (12) kann der Wankmomentkennwert W fol¬ gendermaßen ermittelt werden
W= S' Sr (13) dFay,mess
wobei die Federwege Si und sr von den Sensoren 77, 78 ermit¬ telt werden.
Für eine nichtgeneigte Fahrbahn mit einem Fahrbahnquernei- gungswinkel afln = 0 ergibt sich eine Ursprungsgerade mit der
Geradensteigung yGerade:
v -wl= h'mp (14)
wobei zyklisch zu Zeitpunkten ti die erforderlichen Messwerte erfasst werden, was in der Gleichung (14) durch einen hochge¬ stellten Index i zum Ausdruck kommt. Die Geradensteigung yGe- rade korreliert mit dem Beladungszustand des Fahrzeugs 10.
Das Stabilisierungsmodul 58 ermittelt die erforderlichen Messwerte zweckmäßigerweise während eines stationären Fahrzu¬ standes des Fahrzeugs 10, beispielsweise bei einer Kurven¬ fahrt mit gleichbleibendem Lenkwinkel φ , gleichbleibender
Gierrate ψ oder dergleichen. Idealerweise müsste dann die durch die Gleichung (14) beschriebene Gerade durch den Ur¬ sprung gehen. Messfehler, Umwelteinflüsse, beispielsweise Seitenwind, Unzulänglichkeiten bei dem vorgestellten Modell oder dergleichen können jedoch Streuungen der Messwerte ver¬ ursachen, so dass die nachfolgend beschriebenen Maßnahmen zweckmäßig sind, um sozusagen konsolidierte, plausible Daten zu erhalten, bzw. um den Wankmomentkennwert W zu konsolidie¬ ren.
Das Verfahren umfasst folgende Schritte:
Zunächst erfasst das Stabilisierungsmodul 58 zu den Zeitpunk¬ ten ti Messwertsätze, wobei jeder Messwertsatz die Federwege Si und sr einen Querbeschleunigungswert aymess sowie vorzugs¬ weise Raddrehzahlen ω der Räder einer oder beider Achsen 11, 14 und/oder vorteilhafterweise zusätzlich die zugeordnete
Gierrate ψmess umfasst, die im Gierratensignal 42 enthalten ist. Die Messwertdatensätze werden z.B. in einem Ringspeicher 79 der Länge N abgelegt, in dem vorzugsweise die jeweils zeitlich ältesten Daten mit aktuellen Daten überschrieben werden.
Aus den in dem Ringspeicher 79 enthaltenen Messwertsätzen werden zweckmäßigerweise Mittelwerte und Varianzen der ent¬ haltenen Messgrößen berechnet.
Sodann führt das Stabilisierungsmodul 58 eine Stationaritäts- detektion durch, d.h. es überprüft, ob die erfassten Messwer¬ te des Ringspeichers 79 während eines stationären oder zumin¬ dest im wesentlichen stationären Fahrzustandes erfasst worden sind, beispielsweise während einer Kurvenfahrt mit im wesent¬ lichen konstanter Querbeschleunigung ay. Zur Ermittlung der Stationarität eignen sich verschiedene Messwerte, die das Stabilisierungsmodul 58 alternativ und/oder kumulativ analy¬ sieren kann, wie eingangs bereits erläutert worden ist. Bei¬ spielsweise wird überprüft, ob sich die Querbeschleunigung ay in einem Bereich zwischen einem unteren und einem oberen Grenzwert befindet. Ferner ist es möglich, dass beispielswei¬ se die Gierrate, die Drehzahlen der Räder 12, 13 und/oder 15, 16 zur Ermittlung der Stationarität überprüft werden.
Anschließend berechnet das Stabilisierungsmodul 58 anhand der Messwerte einen oder mehrere Wankmomentkennwerte (W-Werte) , zum Beispiel anhand der Formel (13) . Vorzugsweise verwendet das Stabilisierungsmodul 58 hierzu die jeweiligen Mittelwerte der Messwerte ay, Si, sr, die in einer Messwertreihe enthalten sind.
Im Rahmen mehrerer stationären Zustände, beispielsweise auf¬ einanderfolgender Kurvenfahrten, ermittelt das Stabilisie¬ rungsmodul 58 beispielsweise die in Figur 5 dargestellten Vif- Werte 80a bis 80z als Basis zur Ermittlung des Wankmoment¬ kennwerts W.
Man erkennt, dass die W-Werte 80a bis 80k im wesentlichen entlang einer Geraden 81 angeordnet sind, wohingegen die Wer¬ te 80z und 8Oy weitab dieser Geraden 81 liegen. Im Rahmen ei¬ ner Plausibilisierung der W-Werte 80a bis 80z kann das Stabi¬ lisierungsmodul 58 beispielsweise die Werte 80z und 8Oy eli¬ minieren. Die hierzu erforderlichen Grenzwerte können indivi¬ duell vorbestimmt werden.
In einem nächsten Verfahrensschritt führt das Stabilisie¬ rungsmodul 58 eine lineare Regression durch, um die Steigung der Geraden 81 und damit einen konsolidierten Wankmomentkenn- wert W als das charakteristische Maß 67 zu ermitteln. Die Grundlage des Regressionsverfahrens ist beispielsweise die Methode der kleinsten Fehlerquadrate.
Eine weitere vorteilhafte Methode besteht beispielsweise dar¬ in, dass die W-Werte 80a bis 80k, die der Regression zugrunde gelegt werden, mit Gewichtungen versehen werden, so dass nä¬ her bei der Geraden 81 liegende W-Werte ein höheres Gewicht haben als weiter fern liegende.
In einem nächsten Verfahrensschritt führt das Stabilisie¬ rungsmodul 58 eine Plausibilisierung der Regression durch. Hierzu wird geprüft, ob die W-Werte 80a bis 80k im wesentli¬ chen entlang der Geraden 81 liegen. Wenn alle W-Werte 80a bis 80k auf der Geraden 81 liegen würden, wäre das Bestimmtheits¬ maß 1. Sind die W-Werte 80a bis 80k jedoch unkorreliert, d.h.
von der Geraden 81 entfernt, kann das Bestimmtheitsmaß auch den Wert 0 annehmen. Zweckmäßigerweise wird ein Grenzwert für das Bestimmtheitsmaß vorbestimmt, ab dem der ermittelte Wank¬ momentkennwert W als gültig erkannt wird.
Eine zusätzliche Überprüfung ist zweckmäßigerweise dadurch gegeben, dass das Stabilisierungsmodul 58 Varianzen für die Schätzung von Steigung und Ordinatenabschnitt der Geraden 81 überwacht. Geringe Varianzen deuten auf vertrauenswürdiges Ergebnis, hohe Varianzen auf ein nicht vertrauenswürdiges Er¬ gebnis der Bestimmung des Wankmomentkennwertes W hin.
In einem abschließenden letzten Verfahrensschritt geben die Auswertemittel 66 das ermittelte charakteristische Maß 67, d.h. den Wankmomentkennwert W oder einem diesen zugeordneten Wert, an die Auswahlmittel 69 weiter, wenn dieser zweckmäßi¬ gerweise eine oder mehrere der folgenden Bedingungen erfüllt:
- die Steigung der Geraden 81 liegt innerhalb vorbestimmter Grenzwerte und/oder
- der Ordinatenabschnitt der Geraden 81 liegt innerhalb vor¬ bestimmter Grenzwerte und/oder
- das Bestimmtheitsmaß liegt über einem vorbestimmten Grenz¬ wert, und/oder
- die Varianz des Ordinatenabschnitts der Geraden 81 liegt unter einem vorbestimmten Grenzwert und/oder
- es ist eine vorbestimmte Anzahl stationärer Fahrzustände analysiert worden, beispielsweise eine vorbestimmte Zahl sta¬ tionärer Rechts- und/oder Linkskurven, und/oder
- die minimale und/oder maximale Querbeschleunigung aller für den Wankmomentkennwert W ausgewerteten stationären Fahrzu¬ stände, insbesondere aller stationär durchfahrenen Kurven, liegt über bzw. unter einem vorbestimmten Grenzwert.
Vorzugsweise prüfen die Auswertemittel 66 alle vorgenannten Bedingungen und geben den Wankmomentkennwert W nur dann an die Auswahlmittel 69 weiter, wenn diese Bedingungen alle er¬ füllt sind. Bevor diese Bedingungen nicht erfüllt sind, er¬ halten die Auswahlmittel 69 beispielsweise kein charakteris¬ tisches Maß 67, so dass sie auf der Grundlage des Start- Parametersatzes 73 das Fahrstabilisierungs-Regelungs-Modul 59 parametrieren.
Es versteht sich, dass zahlreiche Ausgestaltungen der obigen Ausführungsform möglich sind. Die Sensoren 77, 78 könnten an unterschiedlichen Achsen des Fahrzeugs 10 angeordnet sein, beispielsweise der Sensor 77 an der Vorderachse 11 und der Sensor 78 an der Hinterachse 14. Prinzipiell ist es auch mög¬ lich, nur einen einzigen Sensor, beispielsweise den Sensor 77 vorzusehen. Die korrelierenden Daten des fehlenden anderen Sensors könnte das Stabilisierungsmodul 58 errechnen.
Die vorgenannte Stationaritätsdetektion ist mit zahlreichen Methoden möglich, wobei grundsätzlich eine einzige Methode ausreichend ist.
Die Plausibilisierung bzw. die Überprüfung der Messwerte, W- Werte, Regressionsdaten und dergleichen kann in ihrem Umfang reduziert oder erweitert werden.
b) virtueller Wankwinkel
Der Wankwinkel φ für die Gleichung (11) kann auch sozusagen als virtueller Wankwinkel anhand von Ersatzgrößen ermittelt werden, beispielsweise anhand der Fahrgeschwindigkeit des Fahrzeugs 10 bzw. eines oder mehrerer Drehzahlwerte 30 bis
33, des Gierratensignals 42 und des Querbeschleunigungssig- nals 44:
Für kleine Wankwinkel φ ist cos^∞l und sin<p«ζ0, so dass für die Gleichung (10) näherungsweise gilt:
_ ay,mess ~ üy
S . (15)
Eine Fahrzeuggeschwindigkeit v des Fahrzeugs 10 kann aus dem Produkt der Mittelwerte der von den Drehzahlsensoren 21 bis 24 ermittelten Radumdrehungen G)1, ωr eines linken und eines rechten Rades 13, 16 bzw. 12, 15 an einer Achse 11 und/oder
14, d.h. —(ωt+ωr) , und dem Reifenhalbmesser r der Räder 12,
13, 15, 16 berechnet werden. Für die Querbeschleunigung ay gilt dann:
mit einer vom Giersensor 43 ermittelten Gierrate ψmess . Mit den Gleichungen (11) , (15) und (16) kann der Wankmomentkenn- wert W auch folgendermaßen ermittelt werden:
Der Wankmomentkennwert W bzw. das charakteristische Maß 67 wird auf der Basis von Gleichung (17) vorzugsweise nach der¬ selben Methode ermittelt, wie oben bereits dargestellt worden ist, nämlich in einer Abfolge Datensammlung - Stationaritäts- detektion - Berechnung und Plausibilisierung der W-Werte,
Regression, Plausibilisierung der Regression und Ausgabe des konsolidierten charakteristischen Wertes 67 an die Auswahl¬ mittel 69.
C) virtuelle Radlastlagerung:
Eine weitere, bevorzugte Methode der Erfindung sieht vor, dass das charakteristische Maß 67 anhand einer virtuellen Radlastverlagerung ermittelt wird. Anhand von Figur 4 wird beispielhaft dargestellt, wie das Stabilisierungsmodul 58 in einem solchen Fall arbeitet.
Die Kurvenkrümmung K, also der Kehrwert des Kurvenradiusses R, ist der Quotient aus der Gierrate ψ und der Fahrgeschwin¬ digkeit v des Fahrzeugs:
Die Kurvenkrümmung K kann ferner als eine Beziehung der Rad¬ geschwindigkeiten vi und va an der kurvenäußeren und kurven¬ inneren Seite des Fahrzeugs sowie aus der Spurweite b des Fahrzeugs nach folgender Formel berechnet werden:
l =JCr_2v.-v, R bva+vt (19)
Die Spurweite b des Fahrzeugs ist zumindest für eine Achse jeweils konstant und beträgt bei einem Lastkraftwagen übli¬ cherweise etwa 2 Meter.
Die Radgeschwindigkeiten vi und va sind Beziehungen der Dreh¬ zahlen ωi, ωa und der (festen) Radradien ra, ri der kurven-
äußeren und kurveninneren Räder mit den Indizes i (= kurve- ninnen) und a (= kurvenaußen) :
v=rω (20)
Wird die Beziehung (20) in (19) eingesetzt, ergibt sich:
1 = κ = 2 raω' - riωi
R b raωa + ηωt (21)
Verursacht durch die Wankbewegung eines Fahrzeugs, sind die kurveninneren und -äußeren Räder einer Radlastverlagerung un¬ terworfen. Die Radlastverlagerung führt dabei zu einer Einfe- derung der kurvenäußeren Räder und zu einer Ausfederung der Kurveninneren. Vereinfachend wird angenommen, dass die Ein- und Ausfederung symmetrisch ist. Mit dieser Annahme kann der Reifenhalbmesser aus einem ursprünglichen nominalen Reifen¬ halbmesser r0 und einer Änderung Δr ausgedrückt werden.
Δr Δr . . ra=rϋ~—, r.=ro+— (22)
Gleichung (22 ) eingesetzt in (21) ergibt die Bahnkrümmung :
Durch Gleichsetzen der Bahnkrümmungen aus (18) und (23) er¬ hält man die auf den nominalen Reifenhalbmesser bezogene Rei¬ fenhalbmesseränderung, also die relative Halbmesseränderung J:
Somit ist aus den gemessenen Werten der Drehzahlen ωi, coa , der Gierrate ψ und der Spurweite b eine relative Radhalbmes¬ seränderung ("Radradiusänderung")/ d.h. ein effektiver Radra-
Δr dius —, berechenbar. Die relative Halbmesseränderung J ro ist, nachdem eine Mindestgeschwindigkeit überschritten wurde, in einer Näherung eine lineare Funktion der Querbeschleuni¬ gung. Der Quotient aus relativer Halbmesseränderung J und Querbeschleunigung ay wird z.B. als Wert V bezeichnet und korreliert mit dem Produkt aus Schwerpunktshöhe hs und Auf¬ baumasse mF des Fahrzeugs 10.
Der Wert V ist ebenfalls ein Wankmomentkennwert und wird von den Auswahlmitteln 69 als charakteristisches Maß 67 interpre¬ tiert, d.h. an die Auswahlmittel 69 übermittelt.
Es versteht sich, dass das Stabilisierungsmodul 58 in der o- ben beschriebenen Weise ebenfalls eine Datensammlung, Statio- näritätsdetektion und dergleichen durchführen kann, um den Wert V gemäß Gleichung (25) sozusagen zu plausibilisieren bzw. konsolidieren, so dass die Auswahlmittel 69 zuverlässig einen der Parametersätze 70 - 72 auswählen bzw. skalieren können.
d) Spektralanalyse
Eine weitere Variante der Erfindung sieht vor, dass die Sta¬ bilisierungsvorrichtung 25, insbesondere das Stabilisierungs¬ modul 58 eine Spektralanalyse eines oder mehrerer Messwerte
durchführen, die eine Wankbewegung des Fahrzeugs 10 direkt oder indirekt charakterisieren.
Beispielsweise analysieren die Auswertemittel 69 das Wankra¬ tensignal 53 spektral, zum Beispiel durch eine Fourieranaly- se, wobei sie ein charakteristisches Spektrum 82 ermitteln. Das Spektrum 82 weist Maxima bei Frequenzen 11, 12 und 13 auf. Die Frequenz 11 ist beispielsweise eine Frequenz, die Lenkbewegungen am Lenkrad 37 zugeordnet sind. Maxima bei Fre¬ quenzen im Bereich der Frequenz Il sind jedoch nicht durch die Masse bzw. Schwerpunkthöhe des Fahrzeugs 10 verursacht, sondern durch den Fahrer 38 bzw. dessen Lenkbewegungen. Um derartige Maxima "auszublenden", betrachtet das Stabilisie¬ rungsmodul 58 beispielsweise nur Frequenzen oberhalb einer unteren Grenz-Frequenz 1min, um charakteristische Eigenfre¬ quenzen, die auf die Beladung zurückzuführen sind, zu ermit¬ teln.
Andererseits ist es möglich, dass externe Anregungen, bei¬ spielsweise hochfrequente Fahrbahnstöße oder dergleichen, Ma¬ xima bei hohen Frequenzen erzeugen, beispielsweise bei der Frequenz 13. Um diese Einflüsse auszublenden, betrachtet das Stabilisierungsmodul 58 Frequenzen unterhalb einer oberen Grenz-Frequenz Imax. Insgesamt analysiert das Stabilisie¬ rungsmodul 58 demnach zweckmäßigerweise das Spektrum 58 in¬ nerhalb eines Frequenzbandes 1 zwischen den Grenz-Frequenzen 1min und Imax.
Beim schematisch dargestellten Ausführungsbeispiel ist inner¬ halb des Frequenzbandes 1 nur ein einziges Maximum bei einer Frequenz 12 vorhanden. Prinzipiell wäre es aber möglich, dass mehrere Maxima in diesem Frequenzband 1 auftreten. Um eine charakteristische Eigenfrequenz, die das charakteristische
Maß 67 bildet, zu ermitteln, vergleicht das Stabilisierungs¬ modul 58 das Spektrum 82 mit einer vorliegend konstanten, zweckmäßigerweise aber frequenzabhängigen Grenz-Amplitude SWC. Bei einer Frequenz Ig überschreitet das Spektrum 82 die Grenz-Amplitude SWC. Ein charakteristisches Spektrum 83, das beispielsweise einem höheren Beladungszustand (schwerer Bela¬ dung und/oder höherer Schwerpunkt) zugeordnet ist, überschrei¬ tet die Grenz-Amplitude SWC bei einer Frequenz Ig2. Eine Be¬ ladung mit hoher Zuladung und hohem Schwerpunkt führt nämlich zu kleinen Amplituden bei kleinen Frequenzen, während eine geringere Beladung mit niedrigerem Schwerpunkt zu relativ ho¬ hen Amplituden bei hohen Frequenzen führt. Das Spektrum 82 ist somit beispielsweise einer großen Beladung, das Spektrum 83 einer geringen Beladung zugeordnet, so dass die Auswerte- mittel 66 entsprechende charakteristische Maße 67 an die Aus¬ wahlmittel 69 übermitteln.
Um beispielsweise durch Lenkbewegungen des Fahrers 38 verur¬ sachte Fehlinterpretationen der Spektren 82, 83 zu vermeiden, analysiert das Stabilisierungsmodul 58 zusätzlich das Lenk¬ winkelsignal 41. Dabei ermitteln die Auswertemittel 66 bei¬ spielsweise einen Lenkwinkelgradienten. Nur wenn die Lenkwin¬ keländerung ein vorbestimmtes Maß nicht überschreitet, wird das jeweilige Spektrum als gültig anerkannt bzw. der aus dem Spektrum abgeleitete Eigenfrequenzwert als charakteristisches Maß 67 verwendet. Eine andere Methode ist beispielsweise, dass die Auswertemittel 66 das Lenkwinkelsignal 41 einer Spektralanalyse unterziehen, wie in Figur 8 dargestellt ist. Dabei ermitteln die Auswertemittel 66 beispielsweise ein Lenkspektrum 84 mit Maxima bei Frequenzen 14 und 15. Das Ma¬ ximum bei der Frequenz 14 ist beispielsweise einer Lenkbewe¬ gung zugeordnet . Wenn die Maxima des Lenkspektrums 84 unter¬ halb einer vorzugsweise frequenzabhängigen Grenz-Amplitude
SWL liegen, werden das zugehörige charakteristische Spektrum 82, 83 bzw. die Eigenfrequenzwerte als gültig erkannt. Zweck¬ mäßigerweise überprüfen die Auswertemittel 66 das Lenk- Spektrum 84 im selben interessierenden Frequenzband 1 wie das jeweilige charakteristische Spektrum 82, 83.
e) Wankratenintegration - Wankratensummierung
Eine weitere Methode zur Ermittlung eines charakteristischen Wertes 67 wird im folgenden anhand von Figur 6 erläutert.
Das Stabilisierungsmodul 58 analysiert beispielsweise ein Wankratensignal 53, das der Wanksensor 54 erzeugt. Zweckmäßi¬ gerweise führt das Stabilisierungsmodul 58 eine Integration oder Summation des Wankratensignals 53 durch. Das Wankraten¬ signal 53 enthält beispielsweise zu diskreten, äquidistanten Zeitpunkten, z.B. in zyklischen Abständen t^, erfasste Wank- ratenmesswert ψx<mess , so dass eine Aufsummierung der Wankra¬ tenwerte genügt.
h n
<*H = }Ψx,mess dt = < ∑ΨXtmess (0 ) * n * tzykl (26) ι=l
mit einem Fahrzeugquerneigungswinkel afzg , der sich aus dem Fahrbahnquerneigungswinkel afin und dem Fahrzeugwankwinkel φ zusammensetzt .
Auf ebener Fahrbahn mit ccßn = θ ergibt sich :
afzg = φ (28)
Das Stabilisierungsmodul 58 ermittelt eine Wankbewegung, die durch einen Übergang von einem ersten in einen zweiten stati¬ onären Zustand verursacht ist, beispielsweise durch einen Ü- bergang von einer Geradeausfahrt in eine Kurvenfahrt oder um¬ gekehrt. Beispielsweise lenkt das Fahrzeug 10 zu einem Zeit¬ punkt tl in eine Kurvenfahrt ein und umgekehrt .
Bei der Darstellung gemäß Figur 6 lenkt das Fahrzeug 10 zu einem Zeitpunkt tl in eine Kurvenfahrt ein und erreicht zu einem Zeitpunkt t2 eine stationäre Kurvenfahrt. Diesen Zu- standsübergang Geradeausfahrt-Kurvenfahrt ermittelt das Sta¬ bilisierungsmodul 58 beispielsweise anhand des Gierratensig¬ nals 42, d.h. beispielsweise anhand von Gierratenwerten ψz, anhand des LenkwinkelSignals 41 oder dergleichen. Während ei¬ ner Übergangsphase 85 zwischen den Zeitpunkten tl und t2 sum¬ miert das Stabilisierungsmodul 58 das Wankratensignal 53 des Wanksensors 54 auf und ermittelt so einen Wankwinkel des Fahrzeugs 10. Die Aufsummierung wird zum Zeitpunkt t2 ge¬ stoppt, so dass ein Offset ψyi, der in dem Wankratensignal 53 enthalten sein kann, sich nicht oder kaum auswirken kann.
Das Stabilisierungsmodul 58 erfasst vorzugsweise für mehrere Übergangsphasen in der Art der Übergangsphase 85 jeweils die Wankwinkelwerte durch Aufsummierung des Wankratensignals und ermittelt beispielsweise einen arithmetischen Mittelwert, so dass aus dem Wankwinkel, der durch Aufsummierung der Wankrate ermittelt worden ist, ein konsolidiertes charakteristisches Maß 67 ableitbar ist. Es versteht sich, dass alternativ auch beispielsweise eine lineare Regression oder dergleichen mög¬ lich ist.
Bei den direkt messenden Verfahren kann das Stabilisierungs- modul 58 beispielsweise die Federwegsmesswerte Si und sr der
Federwegssensoren 77, 78, den im vorigen Beispiel erläuterten Wankwinkel und/oder die Wankrate im Wankratensignal 53 konti¬ nuierlich überwachen, um ohne Zeitverzug einen geeigneten Pa¬ rametersatz 77, 71, 72 auszuwählen und/oder zu skalieren.
Dabei überwacht das Stabilisierungsmodul 58 den jeweiligen Wankwinkel nicht nur während eines stationären Zustandes oder während eines Übergangs von einem ersten zu einem zweiten stationären Zustand, sondern stetig, beispielsweise gemäß der folgenden Formel :
Zweckmäßigerweise überwacht das Stabilisierungsmodul 58 dabei Grenzwerte, um geeignete Stabilisierungsmaßnahmen für das Fahrzeug 10 einzuleiten bzw. durchzuführen.
Wenn ein Wankwinkel, beispielsweise der vorher erläuterte Wankratensummenwert, eine erste Schwelle überschreitet, wer¬ den beispielsweise RadbremsZylinder der Bremsen 17 bis 20 vorbefüllt. Überschreitet der Wankwinkel einen weiteren Grenzwert, werden z.B. eine oder mehrere der Bremsen 17 bis 20 betätigt.
Nach einer vorbestimmten Haltephase, beispielsweise nach Ab¬ stellen des Motors 36, nach einer vorbestimmten Phase, bei der die Fahrzeuglängsgeschwindigkeit des Fahrzeugs 10 null ist oder dergleichen, beginnt das Stabilisierungsmodul 58 das charakteristische Maß 67 wieder neu zu bestimmen, weil es nach einer derartigen Stillstandsphase zu einem neuen Bela¬ dungszustand des Fahrzeugs 10 gekommen sein kann, beispiels¬ weise durch Abladen oder Zuladen von Ladung.