Titel: Verfahren zur Herstellung eines Gehäuses mit elektromagnetischer Abschirmung sowie Formwerkzeug und Anordnung zu dessen Durchführung
BESCHREIBUNG
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Gehäuses mit elektromagnetischer Abschirmung nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1 sowie ein Formwerkzeug und eine Anord- nung zur Durchführung dieses Verfahrens.
Miniaturisierte elektronische Geräte mit hochgradig komplexen und weitgehend unter Einsatz integrierter Schaltungen gefertigten Höchstfrequenz-Baugruppen sind mit der explosionsarti- gen Entwicklung der zellularen Mobilfunknetze und der Schnur- lostelefonie zu Massenprodukten geworden. Im Zuge dieser Entwicklung werden immer höhere Anforderungen an die Synthese aus hoher' und über lange Zeit zuverlässig andauernder elektromagnetischer Abschirmwirkung und Eignung für die Massenproduktion zu niedrigsten Kosten gestellt.
Unter diesen Bedingungen hat sich bereits vor einiger Zeit die Technologie der Vor-Ort-Erzeugung von Abdichtungen für derartige Gehäuse auf den Gehäuseteilen erfolgreich etabliert, wie sie beispielsweise in der DE 39 34 845 AI oder der
DE 43 19 965 C2 beschrieben ist. Hierbei hat sich die in der letztgenannten Druckschrift beschriebene computergestützte Auftragstechnologie mittels einer Dispensernadel insbesondere wegen der flexiblen Einsetzbarkeit und schnellen Anpaßbarkeit auf verschiedenartige Gehäuseformen - auch mit komplizierten Dichtungsgeometrien - bis zu einem gewissen Grade durchgesetzt. Diese Technologie bedient sich nämlich im wesentlichen bereits vorher bekannter Ausrüstungen und kommt ohne spezielle Formwerkzeuge aus.
Es ist jedoch auch bekannt, Dichtungen auf Gehäuseflächen zu erzeugen, indem dort ein Dichtungsmaterialstrang aufextrodiert und anschließend durch ein aufgedrücktes Formwerkzeug in eine gewünschte Querschnittsform gebracht wird; vgl. etwa Dynafoam Technical Guide, March 1992 (revised) , Seite 54. Dieses mehr- schrittige Verfahren ist technologisch sehr anspruchsvoll, und die Sicherung einer gleichbleibenden und hohen Produktqualität stößt bei den in der Massenproduktion von Kunststofferzeugnissen üblichen Toleranzen auf Schwierigkeiten.
Beispielsweise aus der GB 2 115 084 A ist auch ein Verfahren zum elektromagnetisch abschirmenden Abdichten von Gehäusen bekannt, bei dem das Abdichtmaterial in eine zwischen Gehäuseteilen des fertig montierten Gehäuses gebildete Formnut einge- spritzt wird und dort aushärtet. Mit diesem Verfahren lassen sich allerdings nur dauerhaft verschlossene Gehäuse abdichten.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, das gattungsgemäße Verfahren so weiterzubilden, daß es die kostengünstige Erzeugung von qualitativ besonders hochwertigen Abschirmgehäusen ermöglicht, sowie zur Durchführung dieses verbesserten Verfahrens geeignete Produktionsmittel bereitzustellen.
Diese Aufgabe wird verfahrensseitig durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 bzw. 28 sowie vorrichtungsseitig durch ein Formwerkzeug mit den Merkmalen des Anspruchs 29 und eine Anordnung mit den Merkmalen des Anspruchs 45 gelöst.
Die Erfindung schließt in einer grundlegenden Variante den grundlegenden Gedanken ein, eine Abschirmdichtung auf dem abschirmenden Gehäuse an Ort und Stelle an einer Gehauseteilkante bzw. -fläche aus einer ursprünglich pastösen Dichtmasse zu formen, die in ein auf das Gehäuseteil aufgesetztes Formwerkzeug injiziert wird. Sie schließt weiter den Gedanken ein, mindestens eine dünne Oberflachenschicht an der Oberfläche der
entsprechenden Form-Ausnehmung bei noch aufgesetztem Formwerkzeug derart zu trocknen bzw. zu vernetzen, daß ein für das weitere Handling selbsttragendes Abdichtungs-Profil entsteht.
In einer weiteren grundlegenden Variante gehört zur Erfindung der Gedanke, auf die Gehauseteilkante bzw. -fläche in hinreichender Nachbarschaft zueinander eine Mehrzahl von Dichtmaterialinseln aufzubringen, welche anschließend - insbesondere beim Verschließen des Gehäuses - unter der Einwirkung einer sekundär formgebenden Grenzfläche miteinander zu einer elektrisch homogenen Abdichtung verbunden werden. In einer bevorzugten Ausführung sind beide Varianten derart miteinander verknüpft, daß in ein auf das Gehäuseteil aufgesetztes Formwerkzeug über eine Mehrzahl von Einspritzöffnungen bzw. Dispenser- nadeln Dichtmaterial eingespritzt wird und sich die Dichtmaterialinseln innerhalb des Formwerkzeugs verbinden und ihre Oberfläche anschließend unter Ausbildung eines durchgehenden selbsttragenden Profils aushärtet bzw. vernetzt.
In einer ersten bevorzugten Ausführung des vorgeschlagenen
Verfahren ist vorgesehen, daß ein mit Ausnahme der zum Aufsetzen des Gehäuseteils bestimmten freien Oberfläche der Form- Ausnehmung im wesentlichen geschlossenes Formwerkzeug eingesetzt und die pastöse Masse vor dem Aufsetzen des Gehäusetei- les von der freien Oberfläche her in die Form-Ausnehmung eingebracht wird. Hierbei ist insbesondere vorgesehen, daß das Einbringen der pastösen Masse mittels mindestens einer über die freie Oberfläche der Form-Ausnehmung ausgerichteten Dis- pensernadel erfolgt. Wie bereits erwähnt, können hier vorteil- haft auch mehrere Dispensernadeln gleichzeitig Dichtmasse zuführen.
In einer anderen Fortbildung dieser Ausführung ist vorgesehen, daß das Einbringen der pastösen Masse durch Aufrakeln unter Einsatz mindestens einer Rakel erfolgt. Besonders bevorzugt
ist, daß das Aufrakeln mittels eines Befüllwerkzeuges mit zwei Rakeln erfolgt, zwischen denen die pastöse Masse unter Druck zugeführt wird. Speziell für die letztgenannten Varianten eignet sich die Verwendung eines Schablonen- oder Siebdruckver- fahrens unter Einsatz einer dünnen Metallschablone oder eines Siebes, derart, daß insbesondere die pastöse Masse nach dem Einbringen einen geringfügigen Überstand über die Oberfläche des Formwerkzeuges aufweist.
Alternativ zur vorstehend beschriebenen Art und Weise der Be- füllung des Formwerkzeugs kann ein mit Ausnahme der zum Aufsetzen des Gehäuseteils bestimmten freien Oberfläche der For - Äusnehmung im wesentlichen geschlossenes Formwerkzeug eingesetzt werden, wobei in der Form-Ausnehmung mindestens eine Einfüllöffnung zum Einbringen der pastösen Masse nach dem Aufsetzen des Gehäuseteils auf die Oberfläche des Formwerkzeugs vorgesehen ist. Auch hier erfolgt die Befüllung der Form wieder über eine Mehrzahl von Einfülldüsen, die über die Länge der Form-Ausnehmung verteilt sind. Hierbei wird die beim Ein- bringen der pastösen Masse über die Einfülldüse oder Einfülldüsen in der Form-Ausnehmung vorhandene Luft über mindestens eine Entlüftungs- oder Evakuierungsöffnung, bevorzugt über mehrere Entlüftungs- bzw. Evakuierungsöffnungen, abgeführt. Im übrigen kann - bei beiden Befüllungsvarianten - beim Einbrin- gen der pastösen Masse in der Form-Ausnehmung ein Unterdrück erzeugt werden.
Eine weitere Ausführung des Verfahrens (und zugehörigen Formwerkzeuges) , die besonders geeignet zur Realisierung kompli- zierter Geometrien des Dichtungsverlaufes ist, sieht vor, daß ein im wesentlichen als Schablone wirkendes Formwerkzeug eingesetzt wird, dessen Form-Ausnehmung zwei insbesondere im wesentlichen parallel zueinander verlaufende freie Oberflächen aufweist, und daß auf die eine freie Oberfläche das Gehäuse- teil aufgesetzt und nach dem Aufsetzen über die andere freie
Oberfläche die pastöse Masse in die Form-Ausnehmung eingebracht und in Kontakt mit der Gehauseteilkante oder -fläche gebracht wird. Zweckmäßig ist hierbei das Einbringen der pastösen Masse von der zweiten freien Oberfläche her durch Auf- dispensieren oder Aufrakeln, insbesondere unter Druck.
Für den Erfolg des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es von Bedeutung, daß das elektromagnetisch abschirmende Dichtmaterial an der Gehäuseoberfläche eine deutlich größere Haftung erlangt als an der Formoberfläche. Hierzu ist die Gehäuseteil-Oberfläche und/oder die Oberfläche der Form-Ausnehmung (letztere in Abstimmung auf das technologisch vorgegebene Gehäusematerial) geeignet auszubilden. In einer speziellen Lösung ist hierbei vorgesehen, daß ein Formwerkzeug eingesetzt wird, dessen Form- Ausnehmung mindestens abschnittsweise eine haftvermindernde Beschichtung mit Lotuseffekt, insbesondere einen entsprechenden Lack, aufweist. Alternativ hierzu oder in Kombination hiermit kann die mit dem Abschirm-Dichtungsprofil zu versehende Gehäusekante bzw. -fläche des Gehäuseteils vor dem In-Kon- takt-Bringen mit der Dichtmasse mit einem Haftvermittler beschichtet werden.
Das Abnehmen des Gehäuseteils vom Formwerkzeug kann durch einen auf das Abschirm-Dichtprofil wirkenden Auswerfer im Form- Werkzeug unterstützt werden.
Durch das Vorsehen einer Überlaufrille längs mindestens einer Kante der Form-Ausnehmung am Formwerkzeug, die insbesondere von der eigentlichen Form-Ausnehmung durch eine scharfe Kante getrennt ist, und durch Ablösen eines durch die Überlaufrille gebildeten Abschirmprofil-Randstreifens nach dem Abnehmen des Gehäuseteils vom Formwerkzeug wird in einer weiteren bevorzugten Ausführung des vorgeschlagenen Verfahrens ein Abschirm- Dichtprofil mit präzise vorbestimmter Längskontur auf der Ge- häuseteilkante bzw. -fläche ausgebildet. Bevorzugt sind hier-
bei Überlaufrillen auf beiden Seiten der Form-Ausnehmung vorhanden.
Desweiteren kann zur Ausführung des vorgeschlagenen Verfahrens ein Formwerkzeug mit mindestens einem innerhalb der Form-Ausnehmung und/oder an mindestens einer Seitenkante derselben angeordneten, elastisch verformbaren Begrenzungselement zur Formgebung des Profils unter Bewirkung eines Toleranzausgleiches des Formwerkzeugs und/oder des Gehäuseteils eingesetzt werden. Unabhängig hiervon kann bei dem Verfahren ein Formwerkzeug mit durch insbesondere quer verlaufende Stege im Längsverlauf unterteilter Form-Ausnehmung zur Ausbildung eines in gleicher Weise unterteilten Abschirm-Dichtprofils zur Vermeidung von Schwindungsrissen in diesem verwendet werden.
Die pastöse Dichtmasse ist eine feuchtigkeits- und/oder hitze- und/oder Strahlungsvernetzende bzw. -trocknende pastöse Masse, und dem Formwerkzeug sind Mittel zugeordnet, die entsprechend die Einwirkung von Feuchtigkeit und/oder Hitze und/oder Strah- lung auf die pastöse Masse, insbesondere auf deren der Oberfläche der Form-Ausnehmung benachbarte Oberflachenschicht, bewirken.
Ein für den Einsatz einer Strahlungsvernetzenden bzw. -trock- nenden Dichtmasse geeignetes Formwerkzeug ist insbesondere für die die Vernetzung bzw. Trocknung bewirkende Strahlung mindestens abschnittsweise transparent, und ihm ist eine Strahlungsquelle für die geeignete Strahlung zugeordnet. Bei Einsatz eines UV-härtenden Dichtmittels ist also mindestens ein zwischen der Formnut und einer UV-STrahlungsquelle liegender Abschnitt der Formnut-Begrenzungsfläche UV-transparent.
Ein für den Einsatz eines warmhärtenden Elastomeren mit elektrisch leitfähiger Beimischung geeignetes Formwerkzeug ist insbesondere elektrisch oder über ein Heizfluid beheizt. AI-
ternativ kann sie auch durch Strahlung, insbesondere Infrarotstrahlung im nahen oder mittleren IR, beheizt werden. In der letztgenannten Variante ist keine spezielle Materialwahl erforderlich, da eine Erwärmung der Oberfläche der frisch einge- brachten Dichtmasse über die Wandung vergleichbar wirkt wie eine direkte Strahlungsabsorption in der Oberflachenschicht des Dichtmaterials.
In einer anderen Ausführung, die insbesondere für den Einsatz eines feuchtigkeits- und/oder warmhärtenden Elastomeren zur
Herstellung der Abschirmdichtung geeignet ist, weist Öffnungen oder eine durchlässige Membran zum Beaufschlagen der der Oberfläche der Form-Ausnehmung benachbarten Oberflachenschicht der pastösen Masse mit Wasserdampf oder einem anderen Aktivator auf.
Für spezielle Abschirm-Dichtprofile, die Hinterschneidungsbe- reiche aufweisen, ist ein spezielles Formwerkzeug besonders geeignet, welches die Entformung erheblich erleichtert. Ein solches hat mindestens ein in Art eines Schiebers bewegliches Teil zur Bestimmung mindestens eines Oberflächenabschnittes der Form-Ausnehmung derart, daß durch Betätigung des beweglichen Teiles vor dem Einbringen der pastösen Masse und vor dem Abnehmen des Gehäuseteils vom Formwerkzeug der besagte Hinter- schneidungsbereich erzeugbar und entformbar ist.
Zur Ausführung des oben beschriebenen Verfahrens geeignete Formwerkzeuge und Gesamtanordnung ergeben sich in ihren wesentlichen Merkmalen teilweise aus den oben beschriebenen Ver- fahrensmerkmalen, so daß an dieser Stelle auf die korrespondierenden Vorrichtungsmerkmale nicht gesondert hingewiesen werden muß. Im übrigen ist darauf hinzuweisen, daß oben eine Reihe von zweckmäßigen Vorrichtungsaspekten der vorliegenden Erfindung auch bereits explizit genannt wurde.
Es wird daher nachfolgend nur auf ausgewählte Merkmale zweckmäßiger Formwerkzeuge und Gesamtanordnungen hingewiesen:
In Abhängigkeit von der konkreten Gehäuse- und Dichtungsgeome- trie und auch dem einzusetzenden abschirmenden Dichtstof£- -kann die Form-Ausnehmung mit Ausnahme der zum Aufsetzen des Gehäuseteils bestimmten freien Oberfläche im wesentlichen geschlossen sein, oder das Formwerkzeug hat eine Ausführung als Schablone, deren Form-Ausnehmung zwei insbesondere im wesentlichen parallel zueinander verlaufende freie Oberflächen. Die Oberfläche der Form-Ausnehmung hat insbesondere eine haftvermindernde Ausbildung der Oberfläche der Form-Ausnehmung, insbesondere eine haftvermindernde Beschichtung mit Lotuseffekt.
Eine Anordnung zur Durchführung des vorgeschlagenen Verfahrens mit einem geeigneten Formwerkzeug hat bevorzugt dem Formwerkzeug zugeordnete separate Mittel zum Zuführen von Feuchtigkeit und/oder Strahlung und/oder Hitze zur in der Form-Ausnehmung befindlichen pastösen Masse, insbesondere der der Oberfläche der Form-Ausnehmung benachbarten Oberflachenschicht. Es handelt sich dabei für den Einsatz bewährter feuchtigkeitshärten- der Abschirm-Elastomere insbesondere um eine Wasserdampferzeu- gungseinrichtung oder auch eine Strahlungsquelle für elektromagnetische Strahlung zur Vernetzung bzw. Trocknung der pastö- sen Masse, insbesondere für UV-Strahlung, sichtbares Licht oder IR-Strahlung oder aber eine Wärmeenergiequelle, insbesondere eine elektrische Heizeinrichtung oder Heizfluid-Quelle .
Sofern nicht im Formwerkzeug selbst mindestens eine Einfülldü- se (bevorzugt eine Gruppe von Einfülldüsen) zum Befüllen des Formwerkzeugs im auf die Gehäuseteiloberfläche aufgesetzten Zustand vorgesehen sind, umfaßt die Gesamtanordnung Mittel zum Befüllen der Form-Ausnehmung mit der pastösen Masse von außerhalb des Formwerkzeugs, die insbesondere mindestens eine Dis- pensernadel und/oder mindestens eine Rakel umfassen. Auch bei
dieser Ausführung erfolgt das Befüllen bevorzugt über eine Gruppe von Dispensernadeln, die aus einem gemeinsamen Dichtmittelreservoir gespeist sein können, oder eine Befülleinrich- tung mit mehreren Rakeln. Hierbei kann für das Befüllen des Formwerkzeugs zusätzlich eine Schablone oder ein Schablonen- Sieb vorgesehen sein.
Vorteile und Zweckmäßigkeiten der Erfindung ergeben sich im übrigen aus den abhängigen Ansprüchen sowie der nachfolgenden Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele anhand der Figuren. Von diesen zeigen:
Fig. 1 eine schematische Darstellung eines Gehäuseteiles mit aufgesetztem Formwerkzeug in perspektivischer Ansicht zur Erläuterung einer ersten Ausführungsform der Erfindung,
Fig. 2 eine schematische Querschnittsdarstellung einer Anordnung zur Durchführung einer wei- teren Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Verfahrens,
Fig. 3 eine schematische Querschnittsdarstellung einer weiteren Anordnung zur Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens,
Fig. 4A bis 4C Querschnittsdarstellungen von Formwerkzeugen mit Mitteln zum Toleranzausgleich,
Fig. 5 eine Querschnittsdarstellung eines Formwerkzeuges zur Bildung von Abschirmprofilen mit Hinterschneidungsbereichen,
Fig. 6 eine perspektische Ausschnittsdarstellung eines Formwerkzeuges mit spezieller Ausbil-
d ng der Form-Ausnehmung sowie Auswerfer gemäß einer weiteren Ausführungsform der Erfindung sowie
Fig. 7A und 7B Prinzipskizzen zur Erläuterung weiterer
Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Verfahrens.
Fig. 1 zeigt in einer perspektivischen Teilquerschnitts-Dar- Stellung eine erste Ausführungsform eines Formwerkzeugs 10 zur Erzeugung einer Abschirmdichtung auf einem Kunststoff-Gehäuseteil 11 für ein elektromagnetisch abzuschirmendes elektronisches Gerät. Die (nicht dargestellte) Abschirmdichtung soll in einem abgestuften Kantenbereich 11a des Kunststoffgehäuses ge- bildet werden.
Das Formwerkzeug 10 hat eine U-förmige Form-Ausnehmung bzw. Formnut 12, in die mehrere Einfüllöffnungen 13 zum Einfüllen eines pastösen Dichtmaterials münden, welche in annähernd gleichen Abständen über die Länge der Formnut verteilt sind. Die Einfüllöffnungen 13 münden seitlich nahe einem erhöhten Rand 11b des Gehäuses 11 in die Formnut 12. Hierdurch bleibt auf dem größeren Teil der Oberfläche der Formnut Platz für das Vorsehen einer in das Formwerkzeug eingelegten Widerstandshei- zung 14 zur Erwärmung der Oberfläche eines in die Formnut eingefüllten Dichtmaterials.
Zwischen den Einfüllöffnungen 13 befinden sich feine Entlüftungskanäle 15, die die Formnut 14 mit der Atmosphäre verbin- den und dafür sorgen, daß die nach dem Aufsetzen des Formwerkzeugs 10 auf das Gehäuse 11 in der Formnut 12 enthaltene Luft während des Befüllens der Formnut mit Dichtmaterial entweichen kann. Hierdurch wird ein vollständiges Befüllen der Formnut ohne Fehlstellen gesichert, die Entlüftungsöffnungen haben aber einen so geringen Durchmesser, daß durch sie keine Dicht-
masse austreten kann. (Die Entlüftungskanäle können auch mit einer Vakuumpumpe verbunden sein, wodurch in der Formnut ein Unterdruck zur weiteren Erleichterung des Befüllens erzeugt werden kann. )
Das Formwerkzeug 10 wird computergesteuert präzise auf den Kantenbereich 11a des Kunststoffgehäuses 11 aufgesetzt, danach über die Einfüllöffnungen 13 zugleich über die gesamte Länge der Formnut 12 elektrisch leitfähiges Dichtmaterial injiziert und durch Anlegen einer Spannung an die Widerstandsheizung 14 dessen Oberfläche vernetzt bzw. getrocknet. Sobald eine Ver- netzungs- bzw. Trocknungstiefe erreicht ist, die ein Selbsttragen des erzeugten Abschirm-Dichtprofils gewährleistet, wird das Formwerkzeug abgenommen und auf das nächste mit einer Dichtung zu versehende Gehäuse gebracht.
An der Gehäuseoberfläche im Bereich des Stufenabschnitts 11a haftet die Dichtmasse - je nach Materialwahl von Gehäuse und Abschirmprofil ggf. unterstützt durch einen vorher aufgetrage- nen Haftvermittler - im pastösen Zustand an, und diese Haftung bleibt auch beim voranschreitenden Durchhärten des Abschirmprofils erhalten. Die Innenwandung der Formnut 12 dagegen ist aus einem Material bzw. weist eine Oberfläche (ggf. mit Lotuseffekt-Beschichtung) auf, die ein Anhaften der Dichtmassen zu- verlässig verhindert und ein nahezu kraftloses Entformen nach dem Trocknen der Oberfläche ermöglicht.
Fig. 2 zeigt in einer Prinzipskizze als alternative Ausführung ein Formwerkzeug 20, welches vor dem In-Kontakt-Bringen mit einem (nicht gezeigten) Gehäuse mit leitfähiger Dichtmasse befüllt wird. Das Befüllen erfolgt hier über mehrere außerhalb des Formwerkzeuges angeordnete Dispensernadeln 21, die über die Länge einer Formnut 22 verteilt angeordnet sind. Die Formnut 22 hat hier einen trapezförmigen Querschnitt und zwei seitliche Überlaufrillen 22a. Zwischen diesen und der eigent-
liehen Formnut 22 ist eine scharfe Abtrennkante 22b gebildet, welche eine präzise Konturierung der beim Aufsetzen eines Gehäuseteils auf das Formwerkzeug auf das Gehäuseteil aufgedrückten Dichtprofils sorgt.
Das Formwerkzeug hat einen stabilen metallischen Grundkörpers 23, in den eine Quarzplatte 24 eingefügt ist. Die Quarzplatte 24 bestimmt den größten Teil der Oberfläche der Formnut 22. Unterhalb dieser ist ein UV-Strahler 25 angeordnet, der zur Aushärtung der Oberfläche eines UV-härtenden Dichtmittels nach dessen Einfüllen in die Formnut und dem In-Kontakt-Bringen mit dem Werkstück dient. Die Quarzplatte 24 ist für die UV-Strahlung weitgehend transparent und sorgt somit - in Verbindung mit den reflektierenden Wandungen des Grundkörpers 23 - für eine effiziente Ausnutzung der Strahlung des UV-Strahlers 25.
Fig. 3 zeigt - ebenfalls in einer Prinzipskizze in Art einer Querschnittsdarstellung - eine andere Anordnung zum Befüllen eines Formwerkzeuges 30 zur Vor-Ort-Erzeugung einer Abschir - dichtung von der freien Oberfläche einer Formnut 32 her. Das Formwerkzeug 30 hat in diesem Fall eine in einen metallischen Grundkörper 31 eingearbeitete, im Querschnitt rechteckige Formnut 32, in die ein Ausgleichsblock 33 aus einem in vorbestimmte Maße elastischen Material zum Toleranzausgleich (sowie gg . zur Realisierung verschiedener Abschirmprofil-Querschnittsformen durch Auswahl unterschiedlich großer Ausgleichsblöcke) eingelegt ist.
Zum Befüllen des Formwerkzeuges 30 ist auch hier eine Dispen- sereinrichtung 31 vorgesehen. Es handelt sich hierbei jedoch nicht um eine frei über der Formnut angeordnete Dispensernadel (wie in der Anordnung nach Fig. 2) , sondern an der Austrittsfläche 31a sind zwei elastische Rakeln 34 vorgesehen. Beim Befüllen der Formnut 32 wird der Dispenser 31 über die Oberflä- ehe der Formnut bewegt (wie durch den Pfeil in der Figur sym-
bolisiert ist) , und die Rakeln 34 streichen über die freie Oberfläche der Formnut und sorgen für deren präzise Ausfüllung.
In einer gegenüber Fig. 3 modifizierten Ausführung kann auf die Oberfläche des Formwerkzeugs zusätzlich eine dünne Schablone oder ein Siebdrucknetz aufgelegt sein, in die bzw. das die Kontur der Form-Ausnehmung eingearbeitet ist. Das Einfüllen des pastösen Dichtmaterials mit dieser Schablone bzw. die- sem Siebdrucknetz kann dann mit einer ein- oder mehrlippigen Rakel oder auch einer Walze erfolgen. Im Ergebnis ist die Form-Ausnehmung dann präzise konturiert mit - entsprechend der Dicke der Schablone bzw. des Siebdrucknetzes - überstehender Dichtmasse gefüllt. Die Dichtmasse wird dann beim In-Kontakt- Bringen des Formwerkzeugs mit der Gehäusefläche etwas komprimiert, was eine Verbesserung der Haftung am Gehäuse und einen Toleranzausgleich bewirken kann.
Weitere Mittel zum Toleranzausgleich zeigen die Figuren 4A bis 4C. Bei einem Formwerkzeug 40 nach Fig. 4A sind beidseits einer im wesentlichen halbkreisförmigen Formnut 41 Elastomerstreifen 42 eingelegt, die einen variablen Ausstellwinkel beim Aufsetzen des Formwerkzeugs auf ein Gehäuseteil (oder umgekehrt) ergeben. Durch die aufeinander abgestimmte Komprimie- rung bzw. Deformierung dieser Elastomerstreifen und Komprimierung der in der Form-Ausnehmung befindlichen Dichtmasse lassen sich Höhentoleranzen des Formwerkzeuges und/oder des mit der Abschirmdichtung zu versehenden Gehäuseteils bzw. Positionierungstoleranzen ausgleichen.
Auf gleiche Weise wirken bei dem Formwerkzeug 40' nach Fig. 4B beidseits der Form-Ausnehmung 41' vorgesehene Bandstahl-Federelemente 42' sowie bei dem Formwerkzeug 40'' nach Fig. 4C ein U-förmiges Federstahlprofil 42'', dessen Oberfläche die Form der Formnut 41'' variabel bestimmt. Hierzu ist das Federstahl-
profil rückseitig mit einem annähernd C-förmigen Elastomerblock 43'' verbunden, der in einer entsprechend geformten, vergrößerten Ausnehmung 44'' des Formwerkzeugs 40'' fixiert ist. Der Toleranzausgleich wird bei dieser letztgenannten Aus- führung durch das Wechselspiel zwischen der Kompressibilität der (nicht dargestellten) pastösen Dichtmasse, der Formelastizität des Federstahlprofils 42'' und der Volumenelastizität des Elastomerblocks 44'' bewirkt.
In Fig. 5 ist schematisch eine weitere spezielle Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Formwerkzeuges 50 dargestellt, welches die Erzeugung eines "hinterschnittenen" Abdichtprofils 51 in einer entsprechenden, als hakenförmig zu bezeichnenden Formnut 52 ermöglicht. Das Abschirm- und Abdichtprofil 51 wird in der oben beschriebenen Weise auf der Oberfläche des Gehäuseteils 53 gebildet und seine Oberfläche vernetzt bzw. gehärtet. Das Formwerkzeug 50 weist zwei in Pfeilrichtung gegeneinander verschiebliche Formteile 50.1, 50.2 auf, und nach Verschiebung des Formteils 50.1 nach links und des Formteils 50.2 nach unten oder rechts liegt das Dichtprofil 51 allseits frei, und das Gehäuseteil 53 kann aus der Anordnung zur Aufbringung des Profils entnommen werden.
Fig. 6 zeigt eine Prinzipskizze eines weiteren Formwerkzeuges 60 in Form einer perspektivischen Ausschnittdarstellung. Das Formwerkzeug 60 hat einen massiven Metall-Grundkörper 61, in dem senkrecht zur freien Formwerkzeug-Oberfläche 60a ver- schieblich ein Auswerfer 62 geführt ist, der eine Form-Ausnehmung 63 mit abgerundet rechteckigem Querschnitt und wellenför- miger Längskontur aufweist. Die Form-Ausnehmung 63 ist hier durch ein entsprechend geprägtes feines Metalldrahtgewebe 64 gebildet, welches an und nahe der freien Oberfläche 60a des Werkzeuges mit vorstehenden Kantenbereichen 62a des Auswerfers 62 fest verbunden ist.
Mit dieser Ausbildung des Formwerkzeugs 60 wird dreierlei bewirkt: Zum einen ist die Oberfläche der Form-Ausnehmung 63 gas- und feuchtigkeitsdurchlässig, so daß beispielsweise eine - mit gewellten Pfeilen in der Figur symbolisierte - Beauf- schlagung einer in die Form-Ausnehmung eingebrachten feuchtig- keitsvernetzenden Dichtmasse mit Wasserdampf 65 zur Vernetzung der oberflächennahen Bereiche des mit der Form-Ausnehmung 63 geformten Abdichtprofils erfolgen kann. Zum anderen wird durch den gegenüber dem Form-Grundkörper 61 beweglichen Auswerfer 62 die Entformung des (nur oberflächlich vernetzten bzw. getrockneten) Abdichtprofils erleichtert. Schließlich ermöglicht die Wellenkontur des erzeugten Abdichtprofils einen vorteilhaften "elektrischen" Toleranzausgleich und die geeignete Einstellung des durch das Abdichtprofil ausgeübten Anpreßdruckes auf ein angrenzendes Gehäuseteil.
Ähnliche Effekte wie die oben zuletzt erwähnten können auch mit einem in Höhenrichtung wellenförmigen Abdichtprofil erreicht werden, welches mit einer in Tiefenrichtung entspre- chend ausgeformten Formnut gebildet wird. Hier läßt sich auch eine Einstellung der elektromagnetischen Abschirmeigenschaften auf bestimmte, für das abzuschirmende Gerät relevante Frequenzbereiche bewirken. Eine weitere Modifikation der in Fig. 6 gezeigten Ausführung besteht darin, daß anstelle des feinen Metalldrahtgeflechtes zur Bildung der Form-Ausnehmung eine feuchtigkeits- bzw. dampfdurchlässige Membran eingesetzt wird. In beiden Ausführungen (feines Drahtgeflecht bzw. Membran) läßt sich im übrigen ohne Vorsehen zusätzlicher Entlüftungskanäle (wie in Fig. 1) eine Entlüftung des Formnut-Innen- raumes beim Befüllen mit Dichtmaterial erreichen.
In Fig. 7A und 7B sind zwei weitere Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Verfahrens skizziert, bei denen Abschirmprofile unter Nutzung von als Schablone ausgeführten Formwerkzeu-
gen 70 bzw. 70' direkt auf einer Oberfläche 71a bzw. 71a' eines Gehäuseteils 71 bzw. 71' gebildet werden.
Bei der Ausführung nach Fig. 7A wird hierbei eine Gruppe von bezüglich der Gehäuseoberfläche fest positionierten Dispenser- nadeln 72 eingesetzt. Die aus den Dispensernadeln 72 austretende Dichtmasse 73 verläuft innerhalb der die Seitenkanten des künftigen Abdichtprofils bestimmenden Form-Ausnehmung des Formwerkzeugs (der Schablone) 70 je nach Einstellung der Vis- kosität und Tixotropie des •Ausgangsmaterials sowie der Geschwindigkeit seiner Vernetzung nach dem Austritt mehr oder weniger eben. Es ist hierbei eine gezielte Einstellung des Höhenprofils in einer mehr oder weniger ausgeprägten Wellenform möglich, mit der sich ähnliche Effekte erzielen lassen, wie sie oben für entsprechend konturierte Formnuten beschrieben wurden.
In Fig. 7B ist skizziert, wie unter Nutzung des Formwerkzeugs 70' mit der Formnut 72' eine (vorher eingefüllte) Dichtmasse 73' durch eine Rakel 74' zu einem präzise konturierten Profil geformt wird. Anschließend erfolgt (mit den oben genauer beschriebenen Mitteln) eine Vernetzung bzw. Trocknung der Oberfläche, und dann kann das Formwerkzeug bzw. die Schablone von der Gehäuseteiloberfläche abgehoben werden.
Die Ausführung der Erfindung ist nicht auf die oben beschriebenen Beispiele und Ausführungsformen beschränkt, sondern ebenso im Rahmen einer Vielzahl von Abwandlungen möglich, die im Rahmen fachgemäßen Handelns liegen.