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Verfahren und Vorrichtung zur Erzeugung des Ombre-Effektes beim Färben
von Textilien Unter Ombre-Effekt versteht man. die Färbung eines Stoffes in sich
allmählich, ohne scharfe Übergänge, steigernden Farbtiefen. Zu dessen Erzeugung
wird bisher das in einem Stern eingehängte Gewebe in ein Farbbad gebracht, das durch
Zugeben von Farbstoff wachsende Farbkonzentration annimmt, wobei das Gewebe bei
gleichzeitigem Aufwärtsbewegen des Sternes den in, der Farbtiefe zunehmenden Ombre-Effekt
erhält. Diese Arbeitsweise dauert etwa 31/2 Stunden und länger und verlangt eine
hohe handwerkliche Geschicklichkeit. Aber auch dann gelingt der allmähliche Übergang
der Farbtöne nur schwer. Wegen der hohen Anforderungen an den Färber und der damit
verbundenen hohen Kosten hat sich diese Arbeitsweise nur vereinzelt eingeführt.
Sie gestattet auch nur; den Ombre-Effekt in, der Richtung des Schußfadens zu erzeugen.
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Nach der Erfindung wird durch eine einfach zu handhabende Arbeitsweise
in kürzerer Zeit eine allmähliche Abnahme der Farbtiefe entweder in SchuB- oder
Kettenrichtung erzielt. Besondere Geschicklichkeit des Färbers ist nicht erforderlich.
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Zur Durchführung des neuen Verfahrens dient ein Behälter, z. B. ein
hoher Standzylinder, aus Holz oder Metall mit einer weiten Zuleitungsöffnung am
Boden. Die insgesamt erforderliche Farbstoffmenge wird von vornherein, und zwar
als
konzentrierte Farbflotte in den Behälter eingefüllt. Höhe der
Farbflotte einige Zentimeter. Das ig Ombr:6 zu färbende Gewebe oder Gewirke, das
trocken oder vorgenetzt z. B. in einem Hängestern befestigt ist, hängt mit der unteren
Kante des Gewebes dicht über dem Flottenspiegel. Nach dem Erwärmen der Farbflotte
wird durch die Zuleitungsöffnung im Boden des Behälters temperiertes Wasser oder
Blindflotte zugegeben. Durch Bemessung der Wasserzugabe kann man den Effekt regeln.
Zweckmäßig wird der Zugang anfangs sehr gering gehalten und mit der Zeit gesteigert.
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Unmittelbar über dem ursprünglichen Flottenspiegel sind Verteiler,
z. B. Siebbleche mit schrägen Bohrungen, angebracht, die ein gleichmäßiges Durchmischen
des in abnehmender Konzentration hochsteigenden Farbbades und ein gleichmäßiges
Heben des Flottenspiegels bewirken. Auch kann man die Flotte durch besondere Vorrichtungen,
wie Propeller oder Düsen, durchmischen. Die Zufuhr des Verdünnungsmittels erfolgt
in solcher Menge, daß der Spiegel der an Farbstoff stetig abnehmenden Flotte innerhalb
kurzer Zeit (5o: Minuten und mehr) den oberen Rand des eingehängten Gewebes erreicht.
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Der Ombre-Effekt kann durch verschiedene Maßnahmen erhöht werden.
So kann zu einer anfangs heißen Flotte von z. B. go° zur Verdünnung kaltes oder
mäßig warmes Wasser oder Blindflotte zugeführt werden, so daß während des Steigens
der Flotte eine: Temperaturabnahme und damit eine Verringerung des Farbaufziehvermögens
eintritt, was die Tiefe des Ombre-Effektes verstärkt. Die gleiche Wirkung hat auch
die Anwendung einer hohen Salzkonzentration., vorzugsweise von Glaubersalz, im Ausgangsfärbebad.
Das rasche Zuführen der Verdünnungsflüssigkeit geschieht durch beliebige Einrichtungen
z. B. über einen mit dem Färbebehälter kommunizierenden Hochbehälter oder aus einem
temperiorten Behälter mit Hilfe einer Pumpe.
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Unmittelbar nach Durchführung der Färbung wird das Gewebe im Stern
kräftig gespült und anschließend getrocknet. Man kann auch ein Gewebe nur 'halb
mit einem Farb-Ombre versehen und die andere Hälfte nach Umhängen des Sternes mit
einer anderen Farbe ausfärben oder man verwendet anstatt einer einzigen Farbe verschiedene
Farben kombiniert. Auch lassen sich durch kurzen Stillstand im Anstieg der Farbflotte
Abstufungen in der Farbtonfolge erzielen. Ebenso kann man durchgehende gegenläufige
Ombre-Effekte mit verscbiedenen Farben, z. B. gelb und blau, durch zweimaliges Färben
unter Umhängen des Sterns bekommen.
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Will man an Stelle des im Hängestern allein möglichen Ombre-Eeffektes
in der Richtung des Schußfadens einen solchen in der Richtung der Kette haben, dann
verwendet man an Stelle des Sternes einen Lattenrost, über welchen man da Getvebe
in gleich oder ungleich lange Falten hängt. In gleicher Weine wie bei. Geweben oder
Gewirken können Ombrg-Effekte auch bei Garnsträngen. erzeugt werden. Bezüglich der
Art der Zugabe von Verdünnungsflotte, Temperatur und Salzgehaltänderung gibt es
noch eine Reihe von Möglichkeiten.
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Für die nachfolgenden Ausführungsbei:spieie wurde ein Behälter von
35 cm Durchmesser und 140 cm Höhe verwendet. In der Höhe des ursprünglichen Farbspiegels
befand sich ein Siebblech mit schrägen Durchbohrungen; in der Mitte des den ganzen
Behälterquerschnitt einnehmenden Siebbleches waren in -einem Durchmesser von etwa
12 cm kleine Löcher angebracht. Das Verdünnen der Flotte geschah von einem Hochbehälter
her mit weichem Wasser von etwa 35°.
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Beispiel i Im Hängestern waren io m. reine Seide eingehängt. Farbstoff:
io g/1 Alizarinreinblau B (Farbenkarte Bayarwerk, Leverkusen -Le r25). Farbbad:
81 von 85°. Der Flüssigkeitsspiegel war in etwa 50 Minuten bis. zum oberen
Rand des Sternes gestiegen. Die Endtemperatur betrug etwa q.5°. Während des Hochsteigens
der Flotte was- der Stern in rascher Folge über eine kurze Strecke wenige Zentimeter
auf- und abwärts bewegt worden. Die getrocknete Seide zeigte einen schönen Ombre-Effekt
von dunkelblau nach hellblau.
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Beispiele Wie Beispiel i, finit einem Zusatz von 200 g/1 Glaubersalz
in der Ausgangsflotte. Farbtiefe und OmbrE-Effekt waren dadurch kräftiger ausgebildet.
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Beispiel 3 Kupferkunstseide matt. Farbbad: etwa io 1 von 9o° mit 1o
g/1 Benzobrillantgrün GLS (Farbenkarte Bayerwerk, Leverkusen - La i i9) und ioo
g/1 Glaubersalz. Das Farbbad wurde in 32 Minuten mit Wasser von rund 4o° auf etwa
das zehnfache Volumen gebracht. Nach dem Spülen kräftiger Ombre-Effekt in grün.
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Beispiel. Viskose-Kunstseide. Farbbad: 12 1 mit io g/1 Siriusblau
6 G (Farbenkaste Bayerwerk, Leverkusen - Le 77) und ioo g/1 Salz. Verdünnung der
Färbeflotte .auf das 8- bis gfache innerhalb 50 Minuten. Gleichmäßiger Ombre-Effekt.
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Beispiel s Wie Beispiel q., unter Verwendung :eines Lattenrostes,
über dessen Stäbe die Seide in Kettrichtung in 35 cm breiten Falten lag. Die getrocknete
Ware zeigte in Abständen von etwa 70 cm einen sich periodisch wiederholenden
Ombre-Effekt.
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Beispiel 6 Wie Beispiel q., unter Verwendung loser Stöcke, über die
Garns..ränge von 4o cm Länge hingen. Diese wurden während der Färbung in rascher
Folge einige Millimeter auf und ab bewegt. Nach Spülen und Trocknen schöner Ombre-Effekt
im Garn.
Beispiel? Die Aufgabe war, Celluloseacetatseide von
90 g/m2 Gewicht in Ombre von tiefem Dunkelbraun zu Orangegelb auszufärben.
Ein Acetatgewebe von 6o cm Breite wurde mit Cellitonechtgelb RR vorgefärbt, nach
Annähen von Kanten .in einen. Stern beiderseits eingehängt und in das zylindrische
Standgefäß eingebracht. In dessem unteiren Teil befand sich wieder bis dicht unter
der unteren Stoffkante die, konzentrierte Farbflotte: Cellitonechtdunkelbraun B
o,15 gll, Cellitonechtrot GG 0,08 g/1, Celli tonechtblau FFB o, i 5 g/1 (Celliton-Cellitonecht-Cellitacolfarbstoffe
auf Acetat, Badische Anilin- u. Soda-Fabrik A. G., Ludwigshafen/Rhein 51o2/58 d).
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Bis zum Erreichen des oberen Randes des Acetatseidenstückeswar die
Farbflotte auf etwa das Achtfache verdünnt. Die Temperatur der Flotte und des zur
Verdünnung zugesetzten Weichwassers betrug 7o bis 8o°. Um hohe Farbtiefe und auch
starkes Ausziehen des Farbstoffes zu erzielen, wurde das Wasser anfangs sehr langsam,
beginnend mit einer Steiggeschwindigkeit von etwa 0,3 bis 0,5 mm/min,
zugegeben, und später mit wachsender Steiggeschwindigkeit gearbeitet. Die Arbeitsdauer
betrug etwa 70 Minuten. Das gefärbte Stück zeigte einen völlig gleichmäßig
verlaufenden Ornbre -Effekt von Tiefdunkelbraun zu Hellgelborange quer über das
Stück in Ketörichtung.