DE947506C - Verfahren zur Nachbehandlung von in einem fortlaufenden Arbeitsgang erzeugten kuenstlichen Faeden, insbesondere Kunstseidefaeden - Google Patents
Verfahren zur Nachbehandlung von in einem fortlaufenden Arbeitsgang erzeugten kuenstlichen Faeden, insbesondere KunstseidefaedenInfo
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Description
Die Erfindung behandelt ein Verfahren zur Nachbehandlung·
künstlicher Fäden, insbesondere Kunstseidefäden, die im fortlaufenden Arbeitsgang erzeugt
sind. Bei der fortlaufenden Nachbehandlung werden, die aus den Spinndüsen kommenden Fäden
um Walzen oder Käfigtrommeln in schraubenförmigen Windungen geführt und dabei mit den
erforderlichen Flüssigkeiten behandelt und schließlich getrocknet und aufgewickelt, ohne daß man
das Verfahren während dieser Arbeitsgänge unterbricht. Zum Trocknen werden die Walzen oder
Trommeln durch Einführung von Heißdampf in das Trommelinnere erwärmt.
Diese Behandlung bestimmt weitgehend die endgültigen Eigenschaften des Fadens. Ein guter
Faden soll vor allem eine möglichst geringe restliche Einlauffähigkeit besitzen. Unter restlicher
Einlauffähigkeit versteht man dabei den Betrag, um den ein fertiger trockner Faden beim späteren
Anfeuchten und Trocknen ohne Spannung, z. B. durch das übliche Waschen, einläuft. Weiter soll
der Faden auch eine hohe und gleichmäßige Aufnahmefähigkeit für Farbstoffe haben. Die Farbaufnahmefähigkeit
verbessert zugleich die Farbechtheit. Die Farbaufnahmefähigkeit hat sich von der Fadenspannung abhängig erwiesen. Unregel-
mäßige Fadenspannung führt deshalb immer zu Unregelmäßigkeiten in der Farbaufnahmefähigkeit.
Die geringe restliche Einlauffähigkeit und die damit bedingte gleichförmige Fadenspannung über
die ganze Fadenlänge stehen deshalb in engem Zusammenhang mit Farbaufnahmefähigkeit und
Farbechtheit.
Es hat sich nun herausgestellt, daß die nach den bekannten fortlaufenden Verfahren hergestellten
ίο Fäden eine besonders hohe Einlaufneigung zeigen und sich nur unter großen Schwierigkeiten zu
brauchbaren Garnen und Geweben verarbeiten lassen. Diese Schwierigkeit steht wahrscheinlich
damit im Zusammenhang, daß der feuchte Faden beim fortlaufenden Verfahren sehr schnell, im allgemeinen
innerhalb von 1 bis 2 Minuten, getrocknet wird und dabei keine Gelegenheit zum vollen Einlaufen
und ausreichenden Spannungsausgleich hat. Man hat deshalb bereits versucht, den Faden nach
ao dem ersten Trocknen nochmals anzufeuchten und dann unter Bedingungen, die sein Einlaufen, zulassen,
wieder zu trocknen. Auch diese Maßnahmen brachten jedoch kein befriedigendes Ergebnis. Der
Grund dafür ist nicht ganz geklärt, liegt aber vermutlich in der raschen Abkühlung des dünnen
Fadens nach dem vorangegangenen Trocknen. Die erneute Befeuchtung bleibt dann ohne Einfluß auf
das micellare Gefüge des Fadens.
Nach der Erfindung wird nun eine geringe restliehe Einlaufneigung des Fadens dadurch erreicht,
daß zwecks Erzielung einer Kochwirkung in den Fäden das Anfeuchten derselben bei der gleichen
oder etwas höheren Temperatur erfolgt, unter der die Fäden vorher getrocknet wurden. Die Befeuchtungsfmssigkeit
erwärmt man am besten zur Vermeidung von Temperaturverlusten im Faden.
Anfeuchten und Wiedertrocknen soll in solchen zeitlichen Abständen voneinander erfolgen, daß sich
der Flüssigkeitsgehalt des Fadens ausgleichen kann.
Der Faden ist bei diesem Verfahren erhebliche Zeit bei hohem Feuchtigkeitsgehalt hohen Temperaturen
ausgesetzt und wird sozusagen, gekocht. Das Tränken des Fadens mit Flüssigkeit bei hoher
Temperatur führt offensichtlich zu. einer Neuordnung seines micellaren Gefüges, wobei der
Faden bei den hohen Trocknungsgeschwindigkeiten praktisch vollständig einläuft und keine restliche
Einlaufneigung zurückbleibt. Die besten. Ergebnisse erzielt man bei Viskosekunstseidefäden, wenn der
Faden dem Kochvorgang sofort nach dem ersten Trocknen ausgesetzt wird.
Versuche haben erwiesen, daß die restliche Einlauffähigkeit etwa in der Größenordnung von i°/o
bei Viskosekunstseidefäden liegt. Der genaue Wert hängt im Einzelfall von verschiedenen Umständen
ab, schwankt aber nicht mehr als zwischen 3A und 11AVo. Auch die anderen physikalischen und physikalisch-chemischen
Eigenschaften, wie z. B. Farbaufnahmefähigkeit und die Fadenspannung, fallen sehr gleichmäßig aus.
Die Änderung des micellaren Fadengefüges führt
zu einem Faden mit geraden Einzelfäden mit gleichmäßigen Eigenschaften, ohne Neigung zur
Schlingenbildung und geringer Feuchtigkeitsaufnahme. Das Anfeuchten kann unmittelbar an der
Trockentrommel erfolgen, kurz bevor der Faden von der Trockentrommel abläuft. In diesem Augenblick
hat der Faden noch die hohe Trockentemperatur. Man kann den Faden aber auch nach dem
Ablaufen von der Trockentrommel auf einer weiteren Trommel nochmals auf die Temperatur
der vorhergehenden Trocknung erwärmen und dann erst anfeuchten. Die vom Faden aufgenommene
Anfeuchtflüs'sigkeit muß sich auf den ganzen Faden
gleichmäßig verteilen können, ehe die neue Trocknung und damit das Einlaufen des Fadens beginnt.
Bei einem unmittelbaren Übergang des Fadens von der Anfeuchtstelle auf die Trockentrommel würde
die dabei anfallende Zeitspanne zum Einlaufen des Fadens nicht genügen. Man läßt deshalb den Faden
zwischen Wiederanfeuchtung und zweiter Trocknung mit Einlaufen zweckmäßig über eine
Zwischentrommel laufen. Durch die Wahl der AVindungszahl um diese Trommel kann man die
Ruhepause dabei beliebig einstellen. Diese Zwischentrommel ist zweckmäßig zylindrisch, um den
Feuchtigkeitsausgleich im Faden nicht durch Spannungsänderungen zu stören.
Die praktische Anwendung des Verfahrens wird an Hand der Zeichnung und eines bestimmten
Kunstseidefadens als Beispiel erläutert. Die Zeichnung behandelt dabei den Fall, daß das Wiederanfeuchten
noch unmittelbar an der Trockentrommel erfolgt.
Eine gemeinsame Antriebswelle 1 treibt die Kängtrommelrl· 2, 3, 4 und 5 an. Ein Viskosekunstseidefäden,
z. B. von 150 Denier mit 40 Einzelfäden, wird der vorzugsweise aus Aluminium bestehenden
Trommel· 3 von der vorhergehenden Trommel 2 mit einer Geschwindigkeit von etwa
68 m je Minute zugeführt. Wenn der Faden der Trommel zuläuft, ist er noch in gelförmigem Zustand
und hat einen Feuchtigkeitsgehalt von annähernd 400 %. Der Faden besitzt Raumtemperatur,
ehe er auf die Trommel 3 aufläuft. Die Trommel 3 selbst ist auf etwa 1150C erhitzt. Der Faden erhält
deshalb auf der Trommel eine plötzliche Temperaturerhöhung von annähernd 900 C.
Die hohe Temperatur von 900C entfernt die
Feuchtigkeit schnell aus dem Faden. Der Faden schreitet um mehrere Windungen vor und beginnt
dann einzulaufen. Dementsprechend ist die Trommel auf etwa 38 mm Länge im wesentlichen zylindrisch;
vom unterstützten Trommelende aus gemessen. Von diesem Abschnitt aus, auf dem die Trommel 127 mm
Durchmesser besitzt, verjüngt sich die Trommel auf einen Durchmesser von annähernd 124,5 mm,
um das Einlaufen des Fadens während des Trocknens zu gestatten. Das Trocknen auf dieser
Trommel entfernt die innere Feuchtigkeit aus dem Faden.
Die letzten, nunmehr trockenen Fadenwindungen am freien Trommelende werden auf einer Strecke
von etwa 6,4 mm in der Längsrichtung der Trommel mit einer wäßrigen Flüssigkeit aus der Leitung/
wieder angefeuchtet, während der Faden noch die Trockentemperatur besitzt. Zur Wiederanfeuchtung
werden vorzugsweise ungefähr 30 ecm Flüssigkeit je Minute auf den Faden aufgebracht; die
Flüssigkeitsmenge hängt von dem Feuchtigkeitsbetrag ab, den der Faden wieder aufnehmen kann.
Der Faden nimmt die Wiederanfeuchtungsflüssigkeit gewöhnlich nur so weit auf, bis er einen
Feuchtigkeitsgrad von etwas über 200% erreicht hat.
Das Aufbringen der Wiederanfeuchtungsflüssigkeit verursacht eine Verlängerung des Fadens. Aus
diesem Grunde hat die Trommel 4 einen Durchmesser von 127 mm in dem Abschnitt, auf dem die
Fadenauf wicklung beginnt. Diese Trommel läuft mit derselben Winkelgeschwindigkeit wie die
vorhergehende Trommel 3 um; der Unterschied zwischen dem 127 mm betragenden Durchmesser
der Trommel 4 und dem 124,5 mm betragenden.
Durchmesser der Trommel 3 an deren Ablaufende gestattet den Übergang des Fadens von der
Trommel 3 zur Trommel 4 ohne Durchhang. Die Trommel 4 besteht aus Hartgummi oder anderem
plastischem Werkstoff und ist nicht geheizt. Die Trommel 4 ist auf ihre ganze Länge im wesentlichen
zylindrisch; ihre Fadenauflagefläche hat eine Länge von etwa 127 mm.
Wenn der Faden die Trommel 4 verläßt, besitzt er einen in hohem Maße gleichmäßigen Feuchtigkeitsgehalt
von annähernd 200%, auf das Fadengewicht bezogen.
Die Trommel 5, auf der der Faden zum zweitenmal getrocknet wird, ist gewöhnlich nicht mehr als
1000C erhitzt; die genaue Temperatur hängt von
der Art des zu trocknenden Fadens ab. Bei dem vorliegenden Beispiel wird der Faden auf etwa
780 C erhitzt. Eine Anfangslänge von 38 mm des
Trommelumfanges am unterstützten Trommelende ist im wesentlichen zylindrisch. Der nächste 89 mm
betragende Abschnitt der Trommellänge ist verjüngt ausgeführt, um ein Einlaufen des Fadens zu
gestatten. Der letzte Abschnitt von 38 mm Länge ist im wesentlichen wieder zylindrisch, um vollständige
Trocknung des Fadens nach Beendigung des Einlaufvorganges zu erlauben. Ebenso wie die
Trommel, 3 besteht die Trommel 5 aus Aluminium. Die einzelnen. Maßangaben sind natürlich nur
Beispiele und ändern sich je nach Fadenart. Das Verfahren lcann zahlreiche Abänderungen erfahren,
ohne den Rahmen der Erfindung zu verlassen. Zum Beispiel kann man auch eine größere Zahl von
Trocknungsvorgängen mit zwischengeschalteten Wiederanfeuchtungen anwenden.
Claims (4)
1. Verfahren zur Nachbehandlung von in einem fortlaufenden Arbeitsgang erzeugten
künstlichen Fäden, insbesondere Kunstseidefäden, wobei die Fäden, nachdem sie bei hoher
Temperatur getrocknet worden sind, angefeuchtet werden und dann unter Bedingungen,
die ein Einlaufen der Fäden gestatten, wieder getrocknet werden, dadurch gekennzeichnet, daß
zwecks Erzielung einer Kochwirkung in den Fäden das Anfeuchten derselben bei der gleichen
oder etwas höheren Temperatur erfolgt, unter der die Fäden vorher getrocknet wurden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß man erwärmte Befeuchtungsflüssigkeit benutzt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Fäden beim Anfeuchten
im wesentlichen keine oder nur geringe Spannung haben.
4. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Anfeuchten und
Wiedertrocknen in solchem Abstand voneinander erfolgt, daß der Flüssigkeitsgehalt der
Fäden sich ausgleichen kann.
In Betracht gezogene Druckschriften:
Deutsche Patentschriften Nr. 508 983, 567 379, 193, 634 774, 641 028, 663 072, 669 055,
713, 234 116, 234819;
französische Patentschriften Nr. 731583, 824402;
britische Patentschrift Nr. 283 063;
österreichische Patentschriften Nr. 132 394, 367.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
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