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Verfahren zur Herstellung von Haarhutstumpen Durch das Patent 912
739 ist ein Verfahren zur Herstellung von Haarhutstumpen geschützt, das gekennzeichnet
ist durch Anwendung von Huthaaren, wie Hasenhaaren oder Kaninhaaren, die in abgeschnittenem
Zustand in ihrer ganzen Länge mit wäßrigen Lösungen von Stoffen gebeizt worden sind,
welche, wie Thioglykolsäure, Natriumbisulfit oder das Natriumsalz der Oxymethansulfinsäure,
reduzierend wirken und befähigt sind, die Cystinbindungen der Haarkeratine im Sinne
des Filzbarmachens der Haare zu beeinflussen. In der Beschreibung des Hauptpatents
ist ausgeführt, daß die Herstellung von Haarfilz bisher allgemein derart erfolgt
ist, daß die Hasen- und Kaninfelle in luftgetrocknetem Zustand nach leichtem Anfeuchten
von der Fleischseite her glatt gestreckt und dann auf einem Tisch mit einer Bürste
auf der Haarseite mit der Beize bestrichen! werden, wobei etwa ein Drittel der Haarlänge,
von der Spitze aus gemessen, von der Beize erfaßt wird. Die so behandelten Felle
wurden dann bei etwa 50 bis höchstens 70° getrocknet, nach Abkühlen und gegebenenfalls
kurzem Lagern erneut von der Fleischseite her angefeuchtet und dann das Haar mit
Schneidemaschinen abgeschnitten. Die so gebeizten Haare wurden dann zwecks Überführung
in Hutstumpen nach Reinigung in einer Blasmaschine in bestimmten Mengen, z. B. je
9o bis r2o g der Fachmaschine zugeführt. In dieser wurden die durch Luft im Schwebezustand
gehaltenen Haare auf ein
umlaufendes Fach, einen gelochten- Metallkegel
mit Hilfe einer Saugvorrichtung derart aufgesaugt, daß eine der Form des Fachkegels
entsprechende gleichmäßige Haarschicht entsteht. Das so gebildete Fach wurde dann
durch Aufspritzen von heißem Wasser zu einem gewissen Zusammenhalt gebracht, so
daß man nach Offnen der Fachmaschine und Abstellen der Saugleitung den Konus herausheben
und das kegelförmige Haargebilde abstreifen konnte. Die so erhaltenen Haargebilde
wurden dann in ein Gewebe eingewickelt und leicht angefilzt. Durch weiteres Filzen
und späteres Walken wurden die Gebilde nach und nach verdichtet und unter Verkleinerung
in Stumpen übergeführt. Weiterhin ist in der Beschreibung des Hauptpatents ausgeführt,
daß man seit langem versucht hat, den umständlichen, zeitraubenden und kostspieligen
Vorgang des Beizens der Haare durch Aufbürsten der Beize auf die Felle und die dazugehörigen
Arbeitsgänge auszuschalten. Man habe sich insbesondere bemüht, die Haare in ungeheiztem
Zustand von den Fellen abzuschneiden und durch Tauchen in die Beizlösung, Ausschleudern
und Trocknen in filzfähigen Zustand überzuführen. Es habe sich indessen gezeigt,
daß die hierbei in ihrer ganzen Länge von der Beize beeinflußten Haare sich schlecht
für die Hutfabrikation eignen; sie konnten im allgemeinen nur in Mischung mit normal
gebeizten, das heißt durch Aufbürsten der Beize auf die Felle gewonnenen Haaren
verwendet werden.
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Die durch das Hauptpatent geschützte Erfindung beruht auf der Erkenntnis,
daß die vorstehend erwähnten Schwierigkeiten dadurch überwunden werden, wenn man
an Stelle der bisher verwendeten Beizmittel, die alle saure und oxydativ wirkende
Agenzien enthalten, welche die Haarkeratine oxydativ und hydrolytisch beeinflussen,
Beizen verwendet, welche, wie z. B.Thioglykolsäure, Natriumbisulfit oder das N atriumsalz
der Oxymethansulfinsäure, reduzierend wirken und befähigt sind, die Cystinbindungen
der Haarkeratine im Sinne des Filzbärmachens der Haare zu beeinflussen. Bei Verwendung
derartiger Beizmittel gelingt es, die in ungeheiztem Zustand abgeschnittenen Haare
z. B. mit Hilfe des Tauchverfahrens in ihrer ganzen Länge zu beizen und hierdurch
Produkte zu erzielen, welche für die Herstellung von Haarhutstumpen gut geeignet
sind, und ohne Zumischung von am Fell gebeizten Haaren verarbeitet werden können.
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Nach einer Ausführung des Verfahrens des Hauptpatents wird derart
verfahren, daß die Felle unter Verzicht auf das bisher übliche Beizen der Haare
enthaart werden, die ungeheizten Haare ohne vorherige Tauchbehandlung in Fache übergeführt
werden, die Fache mit einem reduzierend und hydrolytisch wirkenden Beizmittel behandelt
und dann in üblicher Weise durch Maßnahmen, wie Filzen und Walken, in Stumpen übergeführt
werden.
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Weitere Versuche haben zu dem überraschenden Ergebnis geführt, daß
dieses Verfahren überraschenderweise auch mit Hilfe der bisher gebräuchlichen oxydativ
und hydrolytisch wirkenden Beizmittel, wie z. B. Salpetersäurelösungen von Quecksilbernitrat,
Kombinationen aus Salpetersäure, Wasserstoffsuperoxyd und mehrwertigen Metallsalzen,
Kombinationen aus Salpetersäure und Wasserstoffsuperoxyd usw. unter Erzielung einwandfreier
Ergebnisse durchgeführt werden können. Dieser Erfolg war nicht vorauszusehen, da,
wie vorstehend bereits erwähnt wurde, alle Versuche, die in ungeheiztem Zustand
vom Fell geschnittenen Haare in ihrer ganzen Länge durch Tauchverfahren zu beizen
und sie dann auf Hutstumpen zu verarbeiten, zu brauchbaren Ergebnissen nicht geführt
haben.
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Erfindungsgemäß wird z. B. derart verfahren, daß die Felle unter Verzicht
auf das bisher übliche Beizen enthaart werden, die ungeheizten Haare ohne vorherige
Tauchbehandlung in Fache übergeführt «erden, und diese zweckmäßig nach leichtem
Anfilzen in die Haarbeize eingelegt und so lange in dieser belassen werden, bis
die erwünschte Beizwirkung eingetreten ist. Es handelt sich demgemäß bei vorliegender
Erfindung gewissermaßen um eine Tauchbeize, die aber nicht auf ungeheizte lose Haare,
sondern auf die aus solchen Haaren geformten, vorteilhaft leicht angefilzten Fache
angewendet wird.
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Die der Hutfabrik zugeführten ungeheizten Haare werden erfindungsgemäß
nach erfolgter Reinigung mit Hilfe der Blasmaschine in die Fachmaschine eingeführt
und dort in bekannter Weise in Fache übergeführt. Diese werden vorteilhaft mit heißem,
gegebenenfalls angesäuertem Wasser angespritzt, hierauf von dem Konus abgenommen,
in Gewebe eingeschlagen und zweckmäßig leicht vorgefilzt. Alsdann werden die Fache
in die Beize getaucht. Die Tauchdauer richtet sich nach der Art der Beize und den
gewählten Bedingungen, z. B. mit Bezug auf Konzentration der Beize, Temperatur,
pH-Wert usw. Die bestgeeigneten Bedingungen können leicht durch Vorversuche ermittelt
werden. Die Haare werden durch die erfindungsgemäße Behandlung einwandfrei filzfähig,
und die Fache können in üblicher Weise zu Stumpen von tadelloser Beschaffenheit
verarbeitet werden.
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Es hat sich als vorteilhaft erwiesen, für das vorliegende Verfahren
Beizen zu verwenden, deren Säurekonzentrationen erheblich unterhalb der bisher gebräuchlichen
Säurekonzentrationen von etwa 3 bis 5 % liegen. Bei Verwendung von Wasserstoffsuperoxyd
enthaltenden Beizen kann man auch den Wasserstoffsuperoxydgehalt, der bisher etwa
5 bis 8% betrug, nicht unbeträchtlich vermindern.
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Eine erfindungsgemäß anzuwendende Beize kann z. B. etwa 1,5% H202
und 0,3% Säure enthalten. Bei Verwendung derartiger Beizen kann das Verhältnis von
Fachgewicht zu Flüssigkeitsmenge etwa i :3o bis i :5o betragen. In derartigen Lösungen
können die Fache gewissermaßen schwimmen. Hierbei wirken Oxydationsmittel und Säure
während der ganzen Behandlungsdauer (Tauchdauer) gleichmäßig auf die Haare ein,
was sich vorteilhaft auswirkt.
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Man kann praktisch bei jeder gewünschten Temperatur arbeiten, wenn
durch Vorversuche die
günstigste Dauer der Behandlung ermittelt
worden ist. Beim Arbeiten bei etwa 8o° genügt eine Behandlungsdauer von etwa i bis
2 Stunden. Beim Arbeiten bei etwa q.o bis 5o° läßt man die vorgefilzten Fache zweckmäßig
über Nacht in der Lösung liegen.
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Beispiel i Ungeheizte, vom Fell geschnittene Kaninhaare oder Hasenhaare
werden in üblicher Weise mit Hilfe der Blasmaschine gereinigt und gemischt. Aus
etwa je 120 g des Haargemisches werden auf der Fachmaschine Fache geformt, diese
mit heißem Wasser, gegebenenfalls unter Säurezusatz durchfeuchtet, die Gebilde vom
Fachkonus abgenommen und mehrere derselben in ein geeignetes Gewebe eingewickelt,
leicht angefilzt und dann in eine salpetersaure Lösung von etwa pn = 2 unter Zusatz
von 1,5 °/o H202 eingelegt und über Nacht in der auf etwa q.5° gehaltenen Lösung
belassen. Die so behandelten Fache werden dann aus der Behandlungsflüssigkeit herausgenommen,
abgequetscht und wie üblich zu Stumpen verarbeitet.
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Beispiel 2 Ungeheizte, vom Fell abgeschnittene Kaninhaare oder Hasenhaare
werden in der Blasmaschine gereinigt und gemischt. Aus etwa je ioo g des Haargemisches
werden auf der Fachmaschine Fache geformt und mit heißem Wasser durchfeuchtet. Die
Gebilde werden dann vom Fachkonus abgenommen, mehrere derselben in ein Gewebe eingewickelt,
vom Überschuß des Wassers durch Abschleudern befreit, durch Besprengen mit verdünnter
Säure angesäuert und so weit vorgefilzt, daß das Gebilde leicht, d. h. ohne Schädigung
hantiert werden kann. Die so behandelten Fache werden dann in eine wäßrige Lösung
gebracht, die i °/o H N O, und o,8 °/o H2 02 enthält. Nach gleichmäßigem Durchtränken
werden die Fache durch Ausschleudern oder Abquetschen vom Überschuß des Beizmittels
befreit und bei gewöhnlicher Temperatur etwa q.o Stunden lang liegengelassen. Nunmehr
werden die Fache wie üblich auf Stumpen verarbeitet.