-
Verfahren zum Behandeln, insbesondere zum Konservieren von Fischerei-Netzen,
Schiffstauen u, dgl. Es ist bekannt, Fischerei-Netze, insbesondere die in der Hochseefischerei
gebräuchlichen wertvollen Heringsfangnetze, sowie auch Schiffstaue u. dgl. zur 23
el t' Ausschaltung des Bakterienangriffs in gewissen Zeitabständen mit Schutzmitteln
zu behandeln. Dies erfolgt meist in einem Zweibadverfahren, und zwar derart, daß
man natürliche Gerbstoffe, insbesondere catechuartige, wie z. B. Catechu, Mangroveextrakt,
Otiebrachoextrakt u. dgl. oder auch einheimische derbextrakte aus Eichen, Fichten,
Weiden, Birken, Erlen, Wacholder usw. für das erste heiße Bad benutzt, dann die
Netze trocknet und anschließend in der Regel durch eine Beize zieht. Diese Beize
enthält -v#,asserlösliche Salze anorganischer Natur, die die eingelagerten Gerbstoffe
durch einen Ausfällungsvorgang wasserecht fixieren sollen. Als Beizen dienen Aluminium-,
Kupfer-, Kalk- und Chromsalze. Die natürlichen Gerbstoffe sind bekanntlich Gemische
aus kolloidal gelösten höhermolekularen, meist amorphen phenolischen Körpern und
Nichtgerbstoffen als Lösungsvermittler. Für Gerbzwecke sind beide Bestandteile wichtig,
die ersteren, weil sie sich chemisch oder physikalisch an das Eiweiß anlagern und
dieses fäulnisfest und unquellbar machen, die zweiten, weil sie den Transport der
Gerbphenole in die Lederhaut hinein bewirken. Es liegt auf der Hand, daß Additionsvorgänge,
wie sie in der Blöße vor sich gehen, aus eiweißfremdeni Material, wie Baumwollgarn
oder Hanfgarn, woraus Fischerei-Netze bzw. Schiffstaue
bestehen,
nicht eintreten können. Insbesondere entfällt die spontane Fixierung der Gerbphenole
an die Netzfaser; eine nachträgliche Sicherung gegen allmähliche Ausspülung ist
ratsam, wenn auch freilich durch Beizsalze noch nicht in voll befriedigender Weise
erreichbar. Beim Hantieren mit den trockenen Netzen stäubt ein Teil der Schutzmittel
heraus, beim Gebrauch imWasser wird der schwach an die Faser gebundene Gerbstoff
in erheblichem Maße herausgespült.
-
Gegenstand der Erfindung ist ein die aufgezeigten Nachteile vermeidendes
Verfahren zum Behandeln, insbesondere zum Konservieren von Fischerei-Netzen, Schiffstauen
u. dgl. Materialien, das nicht, wie es bei den bekannten Arbeitsweisen der Fall
ist, auf der Wirkung dabei verwendeter natürlicher Gerbstoffe beruht, sondern auf
der von Naphtholen bzw. naphtholartiger Körper.
-
Es wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, zu vorgenanntem Zweck Lösungen
wasserlöslicher Naphtholate zu verwenden, denen Naphthole mit einem Skelett bis
etwa 2o C-Atomen und mit höchstens zwei henolischen Oxygruppen zugrunde liegen,
p t) wobei diese Naphthole gegebenenfalls auch substituiert sein können und ihr
Kohlenstoffskelett durch andere Atome bzw. Atomgruppierungen, wie z. B.
-S-, -S-S-, -0-, -N H- u. dgl., unterbrochen sein kann.
-
Als Beispiele für die erfindungsgemäß zu verwendenden Verbindungen
seien die einzeln oder in Mischungen zu benutzenden Alkaliverbindungen folgender
praktisch wasserunlöslicher Stoffe genannt.- Naphthole, Dioxynaphtylen, Dioxydinaphtyloxyd,
Dioxydinaphty1sulfid, Dioxydinaphtyldisulfid u. a. sowie ihre Halogen- und Nitroderivate.
-
Mit wäßrigen Lösungen derartiger Naphtholate behandelt man die Netze,
Taue u. dgl. in üblicher Weise. Im allgemeinen führt schon eine Behandlung ohne
Erwärmen zum Erfolg.
-
Die Zeitdauer der Behandlung kann in weiten Grenzen schwanken. Sie
hängt u. a. auch von dem Zustand ab, in dem sich die zu behandelnden Materialien
befinden. Bei Behandlung von Fischernetzen ist jedenfalls der Vorgang beendet, wenn
die Knoten durchimprägniert sind. Die Lösungen enthalten zweckmäßig etwa 2- Gewichtsprozent
bis etwa 5 Gewichtsprozent an Naphtholaten. Es können in besonderen Fällen
- jedoch auch schwächere wie auch stärkere Lösungen benutzt werden.
-
Es war überraschend, daß trotz der faserquellend wirkenden alkalischen
Reaktion der Naphtholatlösungen gemäß der Erfindung die völlige Durchdringung an
den Netzknoten wesentlich besser erreicht wird als bei Verwendung der bekannten
neutral bis schwachsauer eingestellten natürlichen Gerbstoffbrühen.
-
In vielen Fällen ist nach Trocknung der mit den Naphtholatlösungen
behandelten Materialien eine ausreichende Schutzwirkung bereits durch das erfindungsgemäß
beschriebene Einbadverfahren erzielt, da -viele der angewandten Naphtholate beim
Trocknen an der Luft durch die Einwirkung der Luftkohlensäure rasch in freie, unlösliche
Naphthole übergehen. Es kann also im allgemeinen eine anschließende Beizung, wie
sie bei der bekannten Arbeitsweise mit natürlichen Gerbstoffen ratsam ist, unterbleiben.
-
Will man jedoch, was zuweilen erwünscht sein kann, eine Verstärkung
der bakteriziden Wirkung oder sonstige zusätzliche Eigenschaften erzielen, so kann
man in einem Zweibadverfahren arbeiten, indem man, zweckmäßig nach dem Trocknen,
noch weitere Komponenten durch eine Nachbehandlung einbringt. So kann man beispielsweise
durch an das erste Bad anschließende Behandlung mit Lösungen, welche Metall-, wie
Kupfer-, Zink- Quecksilberu. dgl. Verbindungen enthalten, noch eine Steigerung der
bakteriziden Wirkung in dem Netzod. dgl. Material erreichen. Mit besonderem Vorteil
kann man dazu die aus Zink- oder Kupfersalzlösungen mit überschüssigem Ammoniak
in einfacher Weise herstellbar*en komplexen Aminsalzlösungen verwenden. Bemerkenswerterweise
führt eine solche Behandlung nicht, wie man zunächst erwarten könnte, zu einer unerwünschten
teilweisen Herauslösung und Überführen der Naphthole in Form von Ammoniumnaphtholaten
in das zweite Behandlungsbad. Es tritt vielmehr im Gegenteil eine vollständige Fixierung
der Naphthole ein, wobei je nach den verwendeten Naphtholaten eine typische
Färbung des behandelten Materials auftritt, die fangtechnische Vorteile mit sich
bringen kann. So sind braune, grüne und blaue Töne besonders erwünscht.
-
Beim Arbeiten nach dem Zweibadverfahren kann man dem ersten, Naphtholate
enthaltenden Bad noch lösliche organische Salze höhermolekularer Natur, wie etwa
Harzsalze, fettsaure Salze usw., hinzufügen; durch die Beizwirkung des zweiten Bades
werden Ausfällungen öliger bzw. wasserabstoßender Natur im behandelten Material
erzielt. Diese wirken dem Angriff der Bakterien ebenfalls entgegen und führen auch
zur oft erwünschten Versteifung der Maschen usw.
-
Es ist zwar schon bekannt, mit Phenolen und ihren Substitutionsprodukten
Textilien durch ein Zweibadverfahren gegen Bakterien zu schützen, indem man zunächst
die Alkalisalze aufbringt und anschließend beispielsweise mit Metallsalzen die entsprechenden
Phenolate auf der Faser ausfällt. Indessen ist aus der Tatsache, daß Phenole und
Phenolate zum Schutz von Textilien und Garnen gegen bakterielle Einflüsse vorgeschlagen
sind, nichts darüber zu entnehmen, daß eben die gemäß der Erfindung vorgeschlagenen
Produkte Fischerei-Netze und Schiffstaue schützen würden, die ja einer vielmals
stärkeren Beanspruchung durch bakterienhaltiges Wasser und bakterienhaltigen Schlamm
unterliegen als normale Textilien, zumal wenn sie, wie die Fischerei-Netze, auch
noch fortgesetzt mit aus den Fischen stammenden, Bakteriennährboden bildenden Eiweißstoffen
überzogen sind.
-
In der Tabelle sind als Beispiele des Verfahrens gemäß der Erfindung
eine Reihe von Behandlungen in nicht erwärmten Bädern sowohl im Einbad- als
auch
im Zweibadverfahren in Anwendung auf Heringsfischernetze aufgeführt. Erreicht wurde
jeweil s eine langlebige, wasserechte Netzimprägnierung, wodurch die Lebensdauer
des Netzwerkes gegenüber solchem, welches unbehandelt blieb, vervielfältilgt wurde.
Tabelle |
1 b d f g h 1 i 1 k |
1. Bad, enthält im Wasser in Gewichts- |
prozenten: |
a-Naphtholnatrium, techn ................ 5 |
Technisches Gemisch von Mono- und Di- |
chlorierungsprodukten des fl-Naphthols |
als Kaliumsalz ........................ 3 3 |
Beta-Naphthol-.Natrium .................. 3 2 |
Dioxydinaphthylsulfid-Di-Natrium ........ |
Dioxydinaphthyldisulfid-Di-Kalium ....... 3 3 |
Natrium-Linoleat ....................... 2 |
Tallölnatriumseife ....................... |
Trocknung bzw. Zwischentrocknung an der |
Luft ................................. + + + + + + + |
II. Bad, enthält im Wasser in Gewichts- |
prozenten: |
Kupfersulfat ............................ |
Kupferacetat ............................ 2
1 |
Zinkchlorid ............................. |
Aliiminiumchlorid ....................... |
Wäßriges Ammoniak 280 ' 'oig ............. 3 3 3 |
Zweite Trocknung an der Luft ........... + + + - + - + |
Sonderfarbe ............................ grün braun
braun grün - - giün gelb grün |
Wasserabweisend ........................ + + - + + |
Leicht angesteift ........................ + + - - - |