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Sprechschaltung für vierdrähtige Durchschaltung In der modernen Weitverkehrstechnik
setzt sich immer mehr die Forderung nach vierdrahtmäßiger Durchschaltung durch.
Man hat daher auch bereits die Durchschaltung in den Fernämtern vierdrähtig ausgeführt.
Hierbei tritt vor allem das Problem auf, wie die Sprechschaltung des Fernamtes für
Abfragen, Mitsprechen und Mithören auszubilden ist, damit durch diese keine unerwünschten
Kopplungen zwischen den Vierdrahtkreisen entstehen. Die Anwendung der aus der Zweidrahttechnik
bekannten Sprechschaltung unter entsprechendem Ausbau auf die Vierdrahttechnik führt
zu keinem befriedigenden Ergebnis, da hierbei gewisse Kopplungen der beiden Sprechrichtungen
der Vierdrahtleitung nie völlig vermeidbar sind. So ist z. B. bereits vorgeschlagen
worden, die Abfrageeinrichtung über eine besondere Gabelschaltung mit Nachbildurig
der Abfrageeinrichtung an die den beiden Sprechrichtungen zugeordneten Leitungen
des Schnurpaares anzuschließen. Eine restlose Zntkopplung der Vierdrahtstromkreise,
wie sie in vorliegendem Falle unerläßlich ist, läßt sich bekanntlich mit einer solchen
Gabelschaltung ebenfalls nicht erzielen. Ein weiterer Vorschlag besteht darin, für
die beiden Sprechrichtungen getrennte Mikrophone und Telephone zu verwenden. Obwohl
hierdurch die erforderliche Entkopplung möglich ist, bringt doch eine solche Maßnahme
erhebliche betriebliche Nachteile für die Platzbeamtinnen mit sich. Die hiermit
verbundene umständliche Bedienungsweise würde eine gerade im Fernverkehr höchst
unerwünschte Verzögerung in der Abfertigung zur Folge haben. Auch der für eine solche
Anordnung benötigte Aufwand ist sehr hoch.
Es ist ferner vorgeschlagen
worden, zur Entkopplung der beiden Sprechrichtungen Röhrenverstärker einzuschalten.
Damit die Überwachungsbeamtin ihre eigene Sprache nicht oder zumindest nur stark
gedämpft hört, ist dabei weiter vorgeschlagen worden, Mikrophon und Telephon über
je eine Gabelschaltung mit den Leitungen der beiden Sprechrichtungen zu verbinden.
Diese Lösung stellt aber einen verhältnismäßig hohen Aufwand dar, der die Wirtschaftlichkeit
einer solchen Anordnung in Frage stellt. Anderseits kann die entkoppelnde Wirkung
der Elektronenröhren von irgendwelchen Gabelschaltungen oder Differentialübertragern
niemals erreicht werden.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Sprechschaltung für
vierdrähtige Durchschaltung unter Verwendung von Elektronenröhren zur Entkopplung
der beiden Sprechrichtungen zu schaffen, die den zu stellenden Anforderungen, z.
B. hinsichtlich der Rückhördämpfung und des Scheinwiderstandes gerecht wird und
ohne zusätzliche Gabelschaltungen und sonstige Umschaltungen auskommt. Erfindungsgemäß
ist die Sprechschaltung so ausgebildet, daß die beiden Übertragungsleitungen mit
dem Mikrophonkreis einerseits und dem Hörerkreis anderseits über einander entsprechende
Wicklungen zweier Ankopplungsübertrager und je eine Doppeldreipolröhre derart verbunden
sind, daß gleichzeitig die Anodenkreise der einen Röhre und die Gitterkreise der
anderen Röhre voneinander entkoppelt sind. Diese Entkopplung wird in äußerst einfacher
Weise durch entgegengesetzte Polung zweier einander entsprechender Wicklungen der
Ankopplungsübertrager erreicht. Hierdurch wird eine sehr einfache Schaltung geschaffen
mit einfach ausgebildeten Ankopplungsübertragern, die nicht den hohen Genauigkeitsanforderungen
zu genügen brauchen wie bei Gabelschaltungen u. dgl. Schließlich erübrigt sich bei
der Anordnung gemäß der Erfindung die Verwendung von Nachbildungen und zusätzlicher
Einrichtungen zum Mithören.
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In der Abbildung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung dargestellt.
Bei dieser Anordnung ist der Röhrenaufwand durch Verwendung zweier Doppeltrioden
auf ein Mindestmaß herabgesetzt. Im oberen Teil sind die beiden Sprechleitungen
des vierdrähtigen Schnurpaares mit den Adern a1, b2 für die Übertragungsrichtung
von links nach rechts und den Adern a2, b2 für die entgegengesetzte Richtung gezeigt.
An jede dieser Sprechleitungen kann über Kontakte eines Abfrageschalters ab, bzw.
ab2 die Primärwicklung eines Ankopplungsübertragers angeschlossen werden. Beide
Ankopplungsübertrager sind untereinander völlig gleich und besitzen insgesamt drei
Wicklungen. Von den beiden Sekundärwicklungen der beiden Übertrager dient die eine
zur Verbindung mit dem Hörerkreis, die andere zur Ankopplung des Mikrophonkreises
der Abfragegarnitur an die Sprechleitungen. Diese Ankopplung erfolgt über die genannten
Röhren auf folgende Weise.
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Der Mikrophonkreis liegt über den Vorübertrager VÜ an den parallel
geschalteten negativ vorgespannten Gittern der beiden in der Röhre R1 vereinigten
Systeme. Im Anodenkreis des linken Systems ist die linke Übertragerwicklung des
der oberen Sprechleitung zugeordneten Übertragers ü1 angeordnet, während der Anodenkreis
des rechten Systems die linke Übertragerwicklung des übertragers Ü2 enthält. Dabei
wird diese Wicklung durch Vertauschen der Wicklungsenden vom Anodenstrom" im entgegengesetzten
Sinne gegenüber der entsprechenden Wicklung des Übertragers Ü, durchflossen.
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Die beiden rechten Übertragerwicklungen sind über je einen Abriegelungskondensator
mit einem der Steuergitter der Doppeltriode R2 verbunden. Diese Gitter besitzen
ebenfalls eine negative Vorspannung, die durch die Widerstände Wi,, Wie eingestellt
werden kann. Die beiden Anoden der Röhre R2 sind parallel geschaltet. An dem gemeinsamen
Anodenkreis ist über den Nachübertrager NÜ der Fernhörer F angekoppelt.
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Die Wirkungsweise der Anordnung ist kurz folgende: Soll beispielsweise
ein von links über a,, bi ankommender Anruf abgefragt werden, so wird der Abfrageschalter
AB umgelegt und damit die mittleren Wicklungen von U1 und Ü2 in die Sprechleitung
eingeschaltet. Die Sprechströme durchfließen die mittlere Cbertragerwicklung und
werden auf ,die beiden anderen Wicklungen induziert. Die von der rechten Wicklung
des oberen Übertragers ü1 aufgenommenen Sprachschwingungen gelangen auf das angeschlossene
Gitter der Röhre R2 und werden auf den Fernhörer F übertragen. Da die Röhren in
erster Linie zur Entkopplung dienen, ist ihre verstärkende Wirkung hier nebensächlich,
sie kann jedoch in gewissem Grade auch ausgenutzt werden. Dies kann in an sich bekannter
Weise durch entsprechende Wahl der Betriebsspannungen erreicht werden. Ein Übersprechen
auf die zweite Leitung über das zweite Steuergitter der Röhre R2 kann nicht erfolgen,
da beide Gitter völlig voneinander entkoppelt sind. Aber auch über die linken übertragerwicklungen
ist ein Übersprechen nicht möglich, da die beiden Anoden der Röhre, an die sie angeschlossen
sind, gegenseitig ebenfalls keine Kopplungen aufweisen.
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Zur Beantwortung des Anrufes wird die das Mikrophon und den Vorübertrager
in der Ruhelage kurzschließende Sprechtaste betätigt und damit der Mikrophonstromkreis
eingeschaltet. Die Sprechströme gelangen über den Vorübertrager V Ü auf die
Gitter der Röhre R1 und werden von den in ihren Anodenkreisen liegenden linken übertragerwicklungen
auf die mittleren Primärwicklungen induziert. Sie gelangen auf diese Weise auf beide
Übertragungsleitungen gleichzeitig. Soll nur in einer Richtung gesprochen werden
können, so ist dies durch entsprechende Schaltmittel in den Sprechkreisen des Schnurpaares
beiderseits der Ankopplungsübertrager ohne weiteres zu erreichen. Die Sprechströme
werden außerdem auf die rechte Übertragerwicklung übertragen und gelangen von da
auf die Gitter der Röhre R2. Da jedoch die induzierten Spannungen in den beiden
Gitterkreisen
infolge der Gegensinnigkeit der linken Übertragerwicklungen
gegenphasig sind, heben sie sich im gemeinsamen Anodenkreis R2 praktisch auf. Ein
völliger Ausgleich wird allerdings auf Grund gewisser stets vorhandener Unsymmetrien
der Übertrager nicht erzielt und ist in diesem Falle auch nicht erforderlich. Die
Rückhördämpfung ist jedenfalls durch diese Maßnahme auf ein günstiges Maß gebracht.
Bei einem praktisch ausgeführten Schaltungsbeispiel der beschriebenen Art betrug
sie über 2 Neper, während die übersprechdämpfung Werte von etwa 8 Neper erbrachte.
Diese Werte können bei Wahl anderer Röhren, z. B. Pentoden, auf etwa 14 Neper erhöht
werden. Die gleiche Wirkungsweise tritt ein, wenn ein von rechts über die Leitung
a2, b2 ankommender Anruf zu beantworten ist. Die Anordnung ist schließlich auch
ohne weiteres für zweidrahtmäßigen Betrieb geeignet. Um gleiche Belastungsverhältnisse
zu schaffen, ist in diesem Falle lediglich in die nicht der Übertragung dienende
Leitung ein entsprechend bemessener Ersatzwiderstand Wis einzuschalten. Dies wird
beispielsweise durch Kontakte zdr eines besonderen Schalters bewirkt.