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Bauverfahren auf Rastergrundlage Die Errichtung von Bauwerken, insbesondere
von Wohnhäusern, vollzieht sich im wesentlichen noch in überalterten Formen. Das
Herstellen von Mauern geschieht beispielsweise durch Zusammenlau von Steinen aller
Art mit Hilfe von Lot, Wasserwaage und Schnur. Decken werden aus Holzbalken oder
massiven Balken bzw. Platten in vielen :Viarten hergestellt, Dachstühle in Holz
nach Handwerksregeln oder auch aus Eisenbetonfertigbauteilen in Anlehnung an die
alten 'Holzkonstruktionen zusammengebaut. Das handwerkliche Schatten überwiegt also
im Bauwesen noch, während in vielen anderen Wirtschaftszweigen die verbilligende
Maschinenarbeit schon seit langem größeren Eingang gefunden hat.
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Idas Ilaupthindernis für eine neuzeitliche Eiitwicklung der --Maschinenarbeit
im Bauwesen ist vor allein in der überlieferten Arbeitsweise der Architekten und
Baumeister begründet, die aus Gewohnheit nach kleinen Grundmaßen oder Zentimetern
entwerfen. Diese Art des Entwerfens bindet die praktische Arbeit zu sehr in Kleinarbeit
und läßt keine großzügige Maschinenarbeit zu.
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Ansätze zu Maschinenarbeiten sind allerdings auch iin Bauwesen vorhanden
und zwar vornehmlich im Fertighaustyp, wobei Einzelheiten von Typenhäusern fabrikmäßig
hergestellt werden. Diese Bauweise beschränkt sich jedoch auf Skelettbauten und
auch nur auf bestimmte Haustypen, so daß von einer allgemeinen Anwendung und damit
einer grundsätzlichen Maschinenarbeit im Bauwesen keine Rede sein kann. Das Fertighaussystem
behindert zudem das freie Schaffen, und die Allgemeinheit sowohl wie auch die Architekten
lehnen dieses Bausvstem aus diesem Grunde ab. Grundriß und Aufbau erstarren dabei
in wenigen
Typen. Ein Kompromiß zum freien Schaffen ist nicht möglich,
weil für eine größere Anzahl von Fertighaustypen die erforderliche Anzahl verschiedener
Maschinen unwirtschaftlich wäre.
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Im Bauwesen sind also im wesentlichen zwei sich extrem gegenüberstehende
Verfahren in Gebrauch. Einmal ist es das Zentimeterbauen mit seiner zu großen Freiheit
und zum anderen das Fertighausbauen mit der zu starken Bindung der Freizügigkeit,
die bis zur Erstarrung führen kann.
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Die der vorliegenden Erfindung zugrunde liegende Lösung stellt einen
Mittelweg dar, indem durch tragbare Bindungen eine Maschinenarbeit auf breiter Basis
ermöglicht wird, ohne das freie Gestalten fühlbar einzuengen. , Dies wird durch
die Schaffung eines Achs- oder Rastermaßes mit einem entsprechenden Rasternetz erreicht,
wobei sich das erstere zweckmäßigerweise aus dem Mehrfachen der im Rahmen einer
Maßordnung bestehenden Grundmaße bildet. Durch diese -Maßnahme ist die Vereinheitlichung
größerer Bauglieder und damit die wirtschaftlichere Maschinenarbeit auf breiter
Grundlage ermöglicht.
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Bei der Schaffung eines neuzeitlichen Rasterbauens kann teilweise
auf das alte Verfahren zurückgegriffen werden. Die Baumeister der Stilepochen entwarfen
ihre Bauten vornehmlich mit llilfe von Rastersystemen. Das Rasterquadrat bildete
hierbei eine Art Zelle. Mehrere Zellen ergaben den Raum. Diese bekannten Anwendungsfarmen
des Rasterbauens sind aber überlebt, sie lassen sich weder in das heutige Gestalten
einfügen, noch sind sie für eine umfassendeMaschinenarbeit geeignet.
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Fig. i der Zeichnung zeigt das alte Rastersystem im Rahmen einer Raumbildung
a, b innerhalb des Rohbaugerippes eines Hauses. Die Netzlinien c des Rasters fallen
dabei in der meist üblichen Weise mit den Mauermitten zusammen. Bei nur zwei verschiedenen
:Mauerstärken d und e ergeben sich hier neun verschiedene Rasterquadrate
und -rechtecke, gesehen in der Balkenrichtung (i bis 9). Haben alle vier die Räume
a, b umschließenden Mauen verschiedene Stärken, so steigert sich die Vielheit
der Rasterformen noch «-eiter. -Mit so viel verschiedenen Grundzellen läßt sich
keine Maschinenarbeit aufziehen.
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Die Erfindung gibt der Rasteranwendung erst einen praktischen Wert,
indem sie das bekannte Rasterverfahren dahingehend verbessert, daß als Rasterzellen
sich nur gleich große Quadrate ergeben. Mit einer solchen einheitlichen Grundzelle
ist die Voraussetzung für eine großzügige Maschinenarbeit gegeben. Die auf dieser
Basis erzeugten Einzelteile lassen sich zu unendlich vielen Grundriß- und Bauformen
zusammensetzen. Das neue bauverfahren beschränkt sich zweckmäßig auf den lZohbau,
also auf tragende und Giebelmauern und auf die sich darauf gründenden Decken- und
Dachkonstruktionen. Die sich zwischen den vorbezeichneten'lauerti ergebenden Räume
bilden sog. Rasterjoche, die aus stets gleich großen Rasterquadraten bestehen. Um
die beim Rasterbauen mit Recht so gefürchtete Erstarrung des freien Schaffens beim
Entwerfen zu verhindern. arbeitet die Erfindung außer mit vollen Rastern noch finit
Bruchteilen von letzteren. Es können <lies beispielsweise 1/s bis '/s Raster
sein.
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Es ist bereits vorgeschlagen worden, bei der Herstellung von Skelettbauten
aus genormten Bauelementen mit einem Grundmaß zu arbeiten, welches der Stärke der
Querwände entspricht, wobei Länge und Abstufung der Bauelemente ein ganzes Vielfaches
des Grundmaßes betragen. Das dabei zwischen den Längs- und Querwänden eingetragene
Liniennetz besteht we-en der verhältnismäßigen Kleinheit des Grundmaßes aus einer
außerordentlich großen Anzahl von "Zellen. Diese Vielfalt macht eine rentable serienmäLlige
Fertigung unmöglich.
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Die vorliegende Erfindung benutzt eine verhältnismäßig geringe Anzahl
von entsprechend großen Rasterquadraten, wodurch die Zahl der serienmäßigen Fertigungen
von Einheitsbauteilen ganz wesentlich eingeschränkt wird. Dies wird in der Hauptsache
dadurch erreicht, daß große Rasterjoche zwischen den tragenden Mauern gebildet werden
und die zwischenliegenden Trennwände als untergeordnete Bauteile unbeachtet bleiben.
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Die Erfindung besteht ini wesentlichen darin, daß die zwischen den
deckentragenden und Giebelmauern eingeschlossenen lUunie ohne Rücksicht auf etwaige
Zwisclieliwände jeweils ein aus x vollen Rastereinheiten, gegebenenfalls durch Teile
derselben ergänztes, bestehendes Rasterjoch bilden, dessen Umfassungsniatiern unabhängig
von der Rasterteilung außerhalb des Rasternetzes derart angeordnet sind, daß die
'lauerinnenkanten entweder mit den Rasterlinieil zusammenfallen oder in einem Abstande
bis etwa 1/1o Rastereinheit gehalten werden. Auf diese Weise wird ein Rasternetz
gebildet, das aus Einheiten gleicher Größen, gegebenenfalls mit Ergänzungen durch
aus gleichen Einheiten bestehenden Teilen einer Rastereinheit, zusammengesetzt ist.
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Fig. 2 der Zeichnung veranschaulicht dieses neue Rasterbauverfahren
mit der IZauniliilclung a, b zwischen den umschließenden Mauern d und e.
Zwischen den Innenkanten der Mauern d. e und den I\Tetzlinien c des Rasters verbleibt
ein Abstand f, der zweckmäßig bis etwa '/to Raster beträgt. Die Innenkanten der
:lauern d, e köiineil auch mit den Netzlinien c zusammenfallen. In beiden Fällen
besitzen die innerhalb der Umfassungsmauern d, e
sich ergebenden Rastercltiacli-ate
einheitliche Form und Größe.
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Die Größe der lZasterquadrate wird zweckmäßig den maximalen Breiten
von einflügeligen Türen, zweiflügeligen Fenstern, wirtschaftlichen Balken-und Sparrenfeldern.
Treppenläufen und ähnlichen Hauptbaugliedern in Cbereinstiinmung mit etwa bestehenden
'laßor(lntmgen angepaßt. Ein empfehlenswertes Rastermaß liegt bei ungefähr 1,2.5
m, obgleich auch eine andere ähnliche 'Maßeinheit durchaus möglich ist. Die Zwischenmaße
betragen bei (lern Rastermaß von i,2; ni bei der Fünftelteilung
25,
50, 7 5 und ioo cm. Die Ausmaße der Rasterjoche u und b sind damit
teilbar auf einer Grundzahl N"oct beispielsweise 25 cm, und die Maschinenarbeit
läßt sich auf volle und Fünftelteilraster festlegen. Bei den Höhenmaßen wird nach
den gleichest Teilungen verfahren. Die Rasterlinien stellen zugleich die Konstruktionsachsen
für Balken und Sparren und bei den Skelettbauten für die Wandstützen dar.
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Fig.3 läßt beispielsweise die Anwendung des Rasterbauverfahrens gemäß
der Erfindung beim Entwerfen des Grundrisses für eine mittlere Wohnung (Fig. 4 der
Zeichnung) erkennen. Die beiden Rasterjoche a, b bilden den Kern des Rohbaues. Sie
werden umschlossen von den balkentragenden 'lauern und den Giebelmauern d, e. Das
Rasterjoch e enthält dabei 28 volleRasterquadrate gleicher Größe mit zusätzlichen
Teilrastern 8 X o,.4 + o,6 X o,6. Das den Raum b bildende Rasterjoch wird ans 4
X 9 = 36 vollen Rasterquadraten derselben Größe gebildet. Die schwächeren Trennwände
g werden naclcträglich entsprechend der Grundrißplanung des Architekten eingefügt.
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Mit Hilfe der Erfindung erhält die vorliegende Maschinenarbeit im
Bauwesen eine große Entwicklungsmöglichkeit, angefangen vorn Gerüstbau über alle
möglichen Einzelheiten des Rohbaues.
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Die Bauwerke werden in stets gleich große Zellen aufgegliedert, folglich
die Einzelteile vergleichmäßigt und deren maschinenmäßige Erzeugung ermöglicht.
Die Zellengebilde werden dann durch Handarbeit zu größeren Dingen (ganzen Häusern)
zusammengesetzt. Infolge Bindung der Rastermaße an vorhandene Maßordnungen erfolgt
die Vereinheitlichung auf genügend großer Grundlage, wodurch sich die Wirtschaftlichkeit
des neuen Bauverfahrens noch steigert.
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Die Mauern d lassen sich aus einheitlichen Steinen aller :\rt wie
bisher ausführen, aber ebenso aus Trümmermassen oder irgendwelchen anderen Baustoffen
in Form von Schütt- und Stampfbauweisen. Die Erfindung ermöglicht es, auf der Rasterbasis
Volt beispielsweise 1,25 m einheitliche Schalgerüste (Fig. 5 bis 8) aus wenigen
Einheiten h, i, k zu konstruieren, die wiederum infolge ihrer Unveränderlichkeit
eine besonders solide Ausführung und damit eine vielfältigere Verwendungsmöglichkeit
ergeben. Ebenso lassen sich einheitliche Schalungströge l mit Bügeln (Fig. 7) herstellen,
die schichtenweise an den Gerüststielen i mit Hilfe von bekannten \"orrichtungen
höhergeschoben werden. :1uch die inneren Arbeitsgerüste fca (Fig. 6 und 7) in Form
einheitlicher Böcke mit einseitigen Füßen und mit den freien Enden in die Schichtenlöcher
der Schalungsteile i verbolzt, lassen sich gleichartig fabrizieren. Auf dieser Rasterbasis
können ebenso die Außengerüste vereinheitlicht werden.
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Die Decken n lassen sich mit Hilfe der gleichen Schalgerüste, welche
innerhalb der Rasterjoche zur Herstellung der 'Mauern d aufgestellt werden, als
massive Balken- oder Plattendecken herstellen. Bei ersteren wirkt sich die Erfindung
auf die einheitliche Bemessung von Balken aller Art mit den Eiseneinlagen und Schalungen
sowie auf die Einzelteile der Deckenfelder aus. Bei Plattendecken gehen die kleineren
für den Zusammenbau einer solchen Decke erforderlichen Baukörper im Rastermaße auf.
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Die vereinheitlichten Rastergerüste finden auch für die Herstellung
von massiven Dachstühlen aus Fertigbetonteilen in Verbindung mit am Ort über den
Schalgerüsten gestampften Bauteilen, z. B. Decken oder Spannriegeln, Verwendung.
Fig.6 und 8 zeigen andeutungsweise die vielen Möglichkeiten der so herstellbaren
Dachformen.
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Auch alle Ausbauteile für Trennwände, Schornsteine, Fenster, Türen,
Ofen, Leitungen usw. lassen sich einheitlich in ein solches Rasterbauverfahren leicht
eingliedern.
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Der statische Teil des Bauens mit den Prüfungsverfahren seitens der
Bauämter läßt sich nach dem neuen Bausystem in Tabellen fassen und damit ebenfalls
vereinfachen.