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Verfahren und Mauerwerk zur Errichtung von Bauten Der seit Jahren
bestehende außerordentliche Wohnraummangel fordert zusammen mit den allgemeinen
wirtschaftlichen Verhältnissen dringend die Schaffung neuen Wohnraumes in kürzester
Frist und mit einfachsten 'Mitteln. Das drängt zu einer Umstellung der Wohnbauweise
unter größtmöglicher Einsparung an Baustoffen, Holz, Schalung usw. sowie auch an
Arbeitskräften. Die bisherige Wohnbautechnik unter weitgehenden Anwendung der Ziegelsteinvermauerung
genügt den Anforderungen einer schnellen und billigen Errichtung der Bauten in keiner
Weise. Sie trägt auch den Erfordernissen des Wärme- und Schallschutzes nur bei Aufwand
entsprechend großer Baustoffmengen bei holten Baukosten und langer Bauzeit Rechnung.
Soweit man in Abkehr davon schon andere Bauweisen vorgeschlagen hat, können auch
diese nicht voll befriedigen.
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Die Montagebauweise verwendet statt der vergleichsweise kleinen Ziegelsteine
große Bauelemente, so daß man an Vermauerungszeiten spart, doch werden für ihr Zusammensetzen
am Bau und zur Bewältigung der großen Gewichte besondere Hilfsgeräte erforderlich.
Die Bauteile müssen ferner äußerste Maßhaltigkeit aufweisen, weil sonst langwierige
Nacharbeit die Aufstellung verzögert. Schließlich ist die Montagebauweise auch nur
bei sog. Schemabauten möglich, da ihre Elemente auf Serien zugeschnitten sind. Auch
bei der Schüttbauweise werden die Bedingungen nach einer schnellen, billigen und
insbesondere leichten Bauweise nicht erfüllt. Sie verlangt großen Materialauf,v%-aiid
und die zeitraubende Aufstellung schwerer Schalungen. Das neuerlich häufiger angewendete
Bauen mit Hohlsteinen entspricht zwar der Forderung nach möglichst geringem Baustoffgewicht,
es eignet sich jedoch nur für die Herstellung von Wänden und nicht für Decken. Außerdem
ist eine Vermauerung der einzelnen Hohlsteine und damit eine immer noch erhebliche
Bauzeit erforderlich.
Gegenüber diesem Stand der Technik schlägt
die Erfindung eine Bauweise vor, die bei geringstem Aufwand an Werkstoffen und fast
gänzlichem Verzicht auf Fachkräfte nur einfache leichte Hilfsgeräte zu verwenden
braucht und ohne Holz und Mörtel ein solides, schnelles, billiges und somit insgesamt
wirtschaftliches Bauen bei völliger Gestaltungsfreiheit gewährleistet.
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Erfindungsgemäß wird dazu das Mauerwerk für die Wände und Decken aus
mörtellos aufgebauten, formschlüssig ineinandergreifenden und unter Vermeidung von
durchlaufenden Längsfugen aufeinandergefügten Bausteinen von gruppenweise gleicher
Abmessung hergestellt. In zwischen den Bausteinen vorgesehene Hohlräume des fertig
aufgebauten Mauerwerkes der Wände und Decken kann dann durch Betoneinguß, gegebenenfalls
nach vorheriger Einlage von Moniereisen, in einfachster Weise ein Tragskelett aus
Beton bzw. Eisenbeton eingebracht werden. Nach Verfestigung des Betonskeletts läßt
sich darauf alsdann in gleicher Weise das nächste Geschoß aufstocken. Für den Einguß
des skelettartigen Betontraggerüstes werden die tragenden :%Iauerwände in sich aus
der erforderlichen Belastbarkeit ergebenden Abständen mit senkrechten Hohlsteinreihen
oder -säulen ausgerüstet. Diese Säulen bestehen zweckmäßig aus je zwei einen Hohlraum
für den Betoneinguß umkleidenden formschlüssig ineinandergreifenden, in spiegelbildlicher
Anordnung aneinandergefügten Längs- und Quersteinen, wobei die mauerstarken Quersteine
auf den dem Hohlraum abgekehrten Außenseiten mit nutartigen Ausnehmungen versehen
sind für zwei einen isolierenden Hohlraum zwischen sich belassende (läuferartige)
Verbindungssteine zur nächsten Hohlsteinreihe. Die Decken werden in gleicher Weise
wie die Tragmauern hergestellt, jedoch läßt man in der dort waagerecht liegenden,
für die Betonträger vorgesehenen Hohlsteinreihe die obere Abdeckung fehlen. Längeneinstellbare
Stützen unterfangen die Decke an den Hohlsteinreihen und können nach Erstarren der
eingezogenen Betonträger entfernt werden.
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Die Steine zur Errichtung der Tragwände und Decken bestehen im wesentlichen
aus drei Gruppen mit innerhalb dieser Gruppen gleichen Formen und Abmessungen. Zu
diesen Normalsteinformen kommen als Sonderformen noch Ecksteine und ein Stein für
den mörtellosen, selbsttragenden Aufbau von Zwischenwänden.
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Sämtliche für die erfindungsgemäße Bauweise benötigten Steine können
aus jedem für diesen Zweck sonst geeigneten Werkstoff hergestellt werden; es empfiehlt
sich aber ihre Herstellung aus Leichtbaustoffen, wie beispielsweise Bimsbeton o.
dgl. Ebenso kann gemahlener Bauschutt aus Haustrümmern nach Vermahlung mit einem
Bindemittel, wie z. B. Zement, als Baustoff für die Formsteine dienen, deren Herstellung
zweckmäßig im maschinellen Fließbetrieb erfolgt.
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In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel eines für das erfindungsgemäße
Bauverfahren zweckmäßigen Mauerwerkes dargestellt. Es zeigt Abb. i einen Formstein
der ersten für Tragwände und Decken benutzten Bausteingruppe in Aufriß und Seitenriß,
Abb. 2 einen Formstein der zweiten Steingruppe in- drei Ansichten, Abb. 3 in entsprechender
Darstellung einen Formstein der dritten Gruppe, Abb. 4 einen waagerechten Schnitt
durch ein Wandmauerwerk, Abb.4a eine Ansicht auf das Wandmauerwerk mit einem Schnitt
durch eine Hohlsteinreihe, Abb. 5 einen senkrechten Schnitt durch ein Deckenmauerwerk,
zum Teil vor und zum Teil nach Einguß der Betonträger, Abb.6 eine Zwischenwand in
Ansicht mit dem dazu benutzten Formstein in mehreren Ansichten bzw. Schnitten.
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Ein in der Länge mauerstark gehaltener und als Querstein verlegbarer
Formstein i (Abb. i) ist auf den beiden Seitenflächen profiliert. Nahe den beiden
Kopfflächen hat er nutartige Ausnehmungen ja, in die auf der einen, einen überhöhten
glatten Mittelteil i6 tragenden Seite läuferartig verlegbare Verbindungssteine 2
(Abb. 3) mit formentsprechenden Kopfstücken 2a eingreifen, während die Nuten i°
auf der anderen Quersteinseite Füllsteine 3 (Abb. z) mit konischen Anschärfungen
3a aufnehmen können.
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Die Steine i und 3 ergeben, wie Abb. 4 erkennen läßt, paarweise in
spiegelbildlicher Anordnung zusammengesetzt, einen Hohlstein, dessen Hohlraum ao
mit den gleichen Hohlräumen der darüberliegenden Steinlagen eine durchgehende senkrechte
Hohlsäule bildet. Diese läßt sich nach Einlegen von Moniereisen b mit Beton ausgießen,
so daß an jeder Hohlsteinreihe eine tragende Betonstütze gebildet wird. Von Hohlsteinreihe
zu Hohlsteinreihe liegen in Wandlängsebene die läuferartig verlegten Verbindungssteine
2 mit formschlüssigem Halt in den Nuten ja der Quersteine i. Die Verbindungssteine
2 belassen zwischen sich einen isolierenden Hohlraum c, der einem guten Wärme- und
Schallschutz der Wand Rechnung trägt.
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Abb. 4a zeigt, daß die mauerstarken Quersteine i der Hohlsteinreihen
gegen die Fugen 5 der Verbindungssteine 2 höhenmäßig versetzte Längsfugen 4 haben,
so daß ein verzahnungs- oder kammartiger Längsfugenverlauf entsteht, der in Verbindung
mit dem formschlüssigen Eingriff in den Querfugen auch den ausreichenden Halt bei
den Längsfugen vermittelt und als Ergebnis den zeitsparenden mörtellosen Aufbau
des Mauerwerkes ermöglicht.
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Das Mauerwerk setzt sich also im wesentlichen aus den Steinen der
drei Gruppen nach Abb. i bis 3 zusammen, zu denen als Eckstein noch winkelförmige
Steine 6 kommen, die sich ebenfalls in formschlüssigem Halt in die äußeren Ausnehmungen
ja der Quersteine i einfügen. Der von den Ecksteinen umschlossene Hohlraum a1 wird
nach dem Hochziehen der Wand ebenfalls als Eisenbetonstütze ausgebildet. Es entsteht
so in Verbindung mit den benachbarten Betonträgern a. der
fast unmittelbar
anschließenden Hohlsteinsäulen ein ausreichend starker Eckträger im Betongerüst.
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Für den Ansatz einer Innen- oder Mittelwand werden, wie Abb. d veranschaulicht,
die inneren Füllsteine 3 der betreffenden Hohlsteinreihe umgekehrt zwischen die
Steine i eingesetzt, so daß die Anschlußwände 7, 8 zapfenartig in die Außenwand
eingreifen und in ihr eine verankernde Verbindung erhalten.
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Die Decken (Abb. 5) können nach dem gleichen Verfahren wie die Wände
hergestellt werden. Bei den hier waagerecht liegenden Hohlsteinreihen 1, 3 sind
für die Aufnahme der Betonträger lediglich die oberen Steine 3 zwischen den deckenstarken
Formsteinen i durch Abstandsklötze g ersetzt, die dann nach Einbringen des Betons
und der Moniereisen entfernt werden. Als Unterstützung bei der Deckenverlegung dienen
höheneinstellbare Stützblöcke io, auf denen die Hohlsteinreihen 1, 3 ruhen. Nach
dem Einguß der Betonträger und deren ausreichenden Abbindung können die Stützen
io entfernt werden und für die folgende Deckenstützung des nächsthöheren Stockwerks
Verwendung finden.
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Die Hohlräume a., a1 bzw. die darin eingezogenen Betonträger in Wand
und Decke gehen sämtlich ineinander über, so daß ein von Fundament zu Fundament
laufendes Betonskelett entsteht, das ausreichende Tragfähigkeit für jede Art von
Bauten, auch für vielgeschossige, verbürgt.
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Für die Herstellung von Zwischenwänden werden vorteilhaft Formsteine
nach Abb. 6 verwendet. Sie bestehen aus winkelförmig oder in Art einer Treppenstufe
gestalteten Steinen i i mit gleichflächigen Winkelschenkeln.
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Die beiden Längsseiten i i°, i i6 der Steine i i sind mit nutförmigen
Ausnehmungen iic nach Abb. 6a, die restlichen Kurzseiten mit formentsprechenden
federartigen Vorsprüngen iid versehen. So fügen sich beim Aufbau der :Mauer 7 einer
Zwischenwand Feder i id und Nut i i' der einzelnen Steine i i zusammen, die dann
ein genügend tragfestes Mauerwerk für eine Zwischenwand abgeben. Die Steine i i
bilden, wie Abb. 6 zeigt, in Diagonalrichtung gesehen, ein Fischgrätenmuster. Als
Füllstücke 12 an den Wandrändern können Steine benutzt werden, die als Teilstücke
von den treppenstufigen Formsteinen i i gewonnen werden. Der Aufbau von Zwischenwänden
mit diesen Steinen vermeidet durchgehende Längs- und Querfugen und schafft so ohne
Mörtelbindung einen ausreichend festen Verband der Steine.
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Das Aufrichten einer tragenden Außen- oder :Mittelwand in der neuen
1iauweise ist ohne weiteres erständlicli.
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Auf den Fundainentrahinen 13 (Abb. 4a), in den die erste Lage der
Quersteine i zweckmäßig zum "feil eingelassen ist, setzt man unter Einfügung in
die vorgeselietien .-\ussparungen ia der Quersteinreihen die Steine - und 3 auf.
Darauf führt man die Quersteine i der nächsten Lage ein und kann dann zwei Schichten
der Steine 2 und 3 aufsetzen, worauf inan mit dem Aufsetzen einer neuen Quersteinstufe
fortfahren kann. Nach dem Hochziehen der Wand auf Geschoßhöhe kann der Betoneinguß
erfolgen. Die den Hohlraum a. oder a1 umschließenden Steine 1, 3 bilden dabei die
Schalung.
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Der Aufbau einer Decke geht sinngemäß vor sich. Nach Aufstellung der
Stützen io als Tragbalken im Richtungsverlauf der Hohlsteinreihen 1, 3 wird an einem
Wandende die erste Steinreihe, beginnend mit den Quersteinen i der Hohlsteinreihe,
angesetzt. Der mit Einfügung der Verbindungssteine 2 entstehende Deckenteil kann
dann jeweils als Auftritt bzw. Montagegerüst für das Einsetzen der anzufügenden
Teile dienen. Nach Verlegung der Decke werden die Abstandsklötze g entfernt und
nach Einbringen der Moniereisen b die Hohlräume a., a1 zwischen den Hohlsteinreihen
1, 3 mit Beton ausgegossen.
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Die Fenster- und Türanlagen werden bei der 1VIontage sofort mit eingebaut.
Es empfiehlt sich, als deren Umrandung Hohlsteine i vorzusehen. Dabei ist die Fläche
mit dem vorspringenden glatten i\Iittelteil i6 der Fensteröffnung zugekehrt. Betonträger
vor den umrandenden Quersteinen i verbürgen ausreichende Festigkeit für Fenster
und Türsturz sowie deren Längspfosten.
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Die neue Bauweise ist also äußerst sparsam an Baustoffen und Bauzeit
und fast ohne Fachkräfte auszuführen.