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Überzugsmittel zum Schutz von Unterwasserbauten gegen Anwuchs Durch
die vorliegende Erfindung wurde gefunden, daß überzugsmittel, welche aus Pigmenten,
praktisch wasserfreien organischen Bindemitteln und pulverförmigen großoberflächigen
Stoffen (Kohle, Kieselsäure, Silikaten), welche mit toxisch' wirkenden Verbindungen
beladen und gegebenenfalls mit löslichen Schwermetallsalzen nachbehandelt sind,
bestehen, einen hervorragenden Schutz gegen Anwuchs an Schiffen oder sonstigen Unterwasserbauwerken
bieten. Dieser Anwuchs wird bekanntlich hervorgerufen durch pflanzliche und tierische
Organismen, z. B. durch Seepocken, Muscheln, Algen, Diatomeen. Durch diesen Bewuchs
wird in vielen Fällen der Anstrich, mit dem das Schiff oder das sonstige Unterwasserbauwerk
versehen ist, zerstört und auf diese Weise -die Korrosion der Bauten eingeleitet.
Noch weit unangenehmer ist dabei die Verminderung der Fahrtgeschwindigkeit von Schiffen,
die eine Folge dieses Bewuchses ist. In vielen Fällen wird die Geschwindigkeit bis
zu 50 % herabgesetzt.
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Um Schiffe und sonstige Unterwasserbauwerke vor Bewuchs und in vielen
Fällen damit zusammenhängender Korrosion zu schützen, kann znati demnach nicht die
üblichen Anstrichfarben verwenden, sondern es müs, sen bei Unterwasseranstrichmitteln
zumindest die Deckfarben Substanzen enthalten, die eine pflanzliche oder tierische
Besiedlung verhindern oder hemmen. Bei diesen Stoffen, die den Bewuchs erschweren
sollen, handelt es sich in vielen Fällen um bekannte Giftstoffe. Man hat z. B. vorgeschlagen,
den Schiffsbodenfarben Arsenik, Sublimat, Kupferpulver, Kupferoxyd, Blausäure, Kupferbenzoat,
Ouecksilbernaphthenat zuzusetzen. Es wurden dabei die Giftstoffe dem Anstrichmittel
einfach beigemischt. Dieses Verfahren hat jedoch den Nachteil da=ß die ein verhältnismäßig
hohes spezifisches Gewicht aufweisenden Giftstoffe beispielsweise während der Lagerung
oder während des -Auftrages zu Boden sinken (sedimentieren), ein Teil der Farbe
und des Auftrages wird dann giftfrei und daher wirkungslos. Andererseits können
die löslichen Giftstoffe auch aus dem Anstrich ziemlich leicht z. B. durch das Wasser
wieder herausgelöst werden. Das ist insbesondere bei ionisierbaren Schutzstoffen,
die an und für sich die höchste Giftwirkung zeigen, der Fall. Derartige Anstriche
erschöpfen sich sehr rasch in ihrer Wirkung.
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Durch die vorliegendeErfindung werden die genannten Nachteile vermieden.
Die zur Verwendung gelangenden toxisch wirkenden
Substanzen sind
an großoberflächige Körper adsorbiert. Si;: können auch finit anderen bekannten,
unbeladenen Pigmenten gemeinsam verwendet werden. Der Vorteil des neuen V erfahrens
liegt nun darin, daß die grolilo'uerflächigen Körper die Giftstoffe verhältnismäßig
sehr fest adsorbiert halten und diese nur langsam an das an sie herantretende Wasser
abgeben. Die Wirkungsweise der gemäß der Erfindung zu verwendenden Farbgin ist daher
erheblich nachhaltiger als die Wirkungsweise der bis jetzt bekannten Farben. Wesentlich
ist hier auch die besonders gleichmäßige Verteilung der Giftstoffe im Anstrich.
Auch spezifisch schwerere Giftstoffe können, da sie an den spezifisch leichteren,
großobeiflächigen Körpern adsorbiert sind, nicht zu Boden sinken. Die gleichmäßigere
Verteilung der Giftstoffe bedingt schon an sich eine bessere Wirkung solcher Farben.
Wertvoll ist das vorliegendb Verfahren auch dadurch, daß es die Verwendung leicht
flüchtiger Giftstoffe, welche an den großoberflächigen Körpern adsorbiert sind,
gestattet. Wenn man solche flüchtigen Stoffe den Farben nur beimischen würde, so
würden sie beim Trocknen des Anstriches bereits cntweichen.
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In der Literatur ist bereits die Herstellung eines Anstrichmittels
aus Leinöl, Kupferoxydul und Carbolsäure beschrieben. In diesem Mittel soll angeblich
das besonders giftige carbolsaure Kupferoxydul gebildet werden. Von anderer Seite
wird die Bildung von carbolsaurem Kupferoxydul bestritten und dem Anstrich die Eignung
für den geplanten Zweck gänzlich abgesprochen (schlechtes Trocknen der Farbe). Ein
anderes Verfahren setzt zu wässerigen Bitumenernulsionen als Schutzkolloid wirkende
Stoffe, wie Eisenoxyd, zu, die ihrerseits wiederum mit Giftstoffen versetzt sind,
mit denen sie Adsorptionsverbindungen zu bilden vermögen. Hier bleibt also die Verwendungsmöglichkeit
von Giftstoffen auf solche beschränkt, die mit den SchutzkolloidenAdsorptionsverbindungen
eingehen. " Praktisch wasserfreie organische Bindemittel sind überdies hierin nicht
erwähnt.
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Es ist ferner bereits vorgeschlagen worden, Anstrichmitteln beliebiger
Art großoberflächige Stoffe, wie Kohle, zuzusetzen. Dabei soll durch Adsorption
des Sauerstoffs eine Rostschutzwirkung zustande kommen. Im vorliegenden Falle ist
jedoch die Adsorptionskraft der großoberflächigen Stoffe von vornherein weitgehend
dadurch ausgenutzt, daß diese als Träger und Depot für die verwendeten, für die
Kleinlebewesen toxischen Verbindungen dienen. Aus diesem Depot werden die Giftmengen
allmählich abgegeben. Für das -Verfahren gemäß dei Erfindung zu verwendende großoberflächige
Körper kommen in erster Linie in Betracht Aktivkohle, Holzkohle, Kieselsäuregel,
Kieselgur und Silikate.
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An diesen Adsorbenten können adsorbiert sein alle bekannten toxisch
wirkenden Stoffe, wie Kohlenoxyd, Blausäure, Bromaceton, Halogencyan leicht flüchtige
metallorgaüische Verbindungen, wie T etraäthylblei und Propylquecksilber, giftige
Schwermetallsalze, ferner organische Basen, wie Pyridin, Nikotin, Chinolin sowie
deren Verbindungen mit giftigen Schwermetallsalzen, z. B. denen des Quecksilbers,
Silbers, Bleis, Kupfers und Thalliums, die organischen und anorganischen Salze dieser
und ähnlicher 2.Jetalle, ferner bekannte organische und anorganische Derivate des
Phosphors. des Arsens, des Antimons, halogensubstituierte Dialkylsulfide, Fluoride
und Verbindungen, wie Chlorphenol, Nitrobenzol. Die nicht beanspruchte Beladung
der großoberflächigen Substanzen mit den toxischen Stoffen kann entweder durch Überleiten,
durch das Behandeln in einem geschlossenen, gegebenenfalls evakuierten Raum, soweit
es sich um gasförmige toxische Körper handelt, geschehen sein. Die Beladung kann
auch aus gelöstem Zustand, ,furch Sublimation oder bei flüssigen Giftstoffen durch
direkte @in«irhung erfolgt sein. Ein Sonderfall des vorliegenden Verfahrens betrifft
die Verwendung eines großoberflächigen Körpers, welcher mit einer organischen Base
adsorptiv beladen und mit einer Sch`vermetallverbindung nachbehandelt ist.
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An Stelle einer großoberflächigenSubstanz können selbstverständlich
auch mehrere verschiedene verwendet werden, und ferner können die großoberflächigen
Substanzen finit mehr als einem Schutzstoff beladen Verwendung finden. Selbstverständlich
ist auch die Mitverwendung anderer bekannter Schutzstoffe, z. B. von Kupferpulver,
arseniger Säure, möglich. Weiter ist es nicht ausgeschlossen, für das beanspruchte
Verfahren -zugleich bekannte korrosionshemmende Stoffe also z. B. Mennige oder ammoniakbeladene
Aktivkohle, mitzuverwenden. In einem solchen Falle würde Rostschutz und Anwuchsverhinderung
Hand in Hand gehen.
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Im Sinne der Erfindung finden alle üblichen organischen, wasserfreien
Bindemittel An-vendung. Diese Bindemittel können dabei die bekannten Trockenstoffe
und Verdünnungsmittel enthalten.
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Gemäß der Erfindung sollen alle die Werkstoffe, die zum Bau von Schiffen
und anderen Unterwasserbauten Verwendung finden, geschützt werden. In erster Linie
kommen in
Frage Metalle, wie Eisen, ferner Holz, Zement, Ziegel.
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Im Sinne der Erfindung finden die in nachstehenden Beispielen beschriebenen
Überzugsmittel Verwendung
Beispiel i |
i8o Teile Mennige mit Pyridindämpfen |
beladen und anschließend mit |
Sublimat behandelt, |
6o - Holzk6hle, beladen mit 2 °/o |
Nitrobenzol, |
i 8o - Kupferpulver, |
26o - Firnis auf Grundlage von Öl- |
kunstharz, |
50 - Testbenzin. |
Verwendung zum Unterwasseranstrich von Schiffen.
Beispiel 2 |
q.o Teile Eisenoxydrot;- |
io - Aktivkohle, mit 3 °% Chlor- |
phenoj beladen, |
io - Aktivkohle, mit 50/, Chinolin |
beladen, |
6o - Teerlack, |
2o - Lösungsbenzol. |
Beispiel 3 |
2o Teile Aktivkohle, mit Pyridin be- |
laden und mit Tannin nach- |
behändelt, |
30 - Kupferoxydul, |
20 - Mennige, |
8o - Firnis auf Grundlage von |
Leinölkunstharz, |
1o - Lackbenzin. |
Verwendung zum Anstrich von unter Wasser befindlichem Holz und Mauerwerk.
Beispiel 4 |
2o Teile Aktivkohle, beladen mit 3 °/o |
Ammoniak, |
20 - Aktivkohle, beladen mit Naph- |
thol, |
40 - Eisenoxydrot, |
io - eines Bootslackes. |
Verwendung als Schiffsbodenfarbe, sowohl als Grund- als auch als Deckanstrich.
Beispiel 5 |
2o Teile Silikagel, mit 4 °/o Chlor- |
phenol beladen, |
30 - Zinkweiß, |
40 - Bitumenlack. |
Verwendung für Unterwasserbauten.