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Gußform Die Erfindung betrifft Gießformen zum Herstellen von Gußstücken,
und zwar insbesondere solche, deren mit dem Gußmetall in unmittelbare Berührung
kommende Formen- und Kernteile aus einer etwa 5 bis 8 cm starken Zementbetonschicht
bestehen. Erfindungsgemäß wird den Formmassen Cel= luloseäther beigefügt.
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Die Verwendung von Cellulosederivaten als Kernbindemittel ist bereits
vorgeschlagen worden. So ist beispielsweise ein Verfahren zum Herstellen von Kernen
für Metallgießereien bekanntgeworden, das darin besteht, eine Auflösung von Celluloi:d
mit einer flüchtigen Substanz der Formen- oder Kernmasse im Anteil von zo bis 25/,
beizumischen, um ,das Trocknen der Kerne im Ofen überflüssig zu machen und die Porosität
der Formmasse zu erhöhen. Die wesentlichsten Nachteile dieser Formmassen bestehen
darin, daß das nach der Verdunstung der leicht flüchtenden Stoffe als Bindemittel
in der Form verbleibende Cellulöid ein aus Kampfer und Nitrocellulose bestehender
Stoff ist, der beim Eingießen des heißen Gießmetalls als nitriertes Celluloseprodukt
sich sehr rasch und heftig unter starker Bildung explosiver Gase zersetzt, der ferner
zu seiner Herstellung die Einfuhr ausländischer Rohstoffe erfordert und. der in
einem sehr hohen Prozentsatz der Formmasse zugesetzt werden muß. Man hat auch bereits
Stärkeprodukte als Kernbindemittel benutzt. Diese weisen aber den Nachteil auf,
daß sieden Kernen nur eine mangelhafte Grünstandfestigkeit verleihen.
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Demgegenüber handelt es sich bei der Erfindung um die Verwendung einer
verätherten Cellulose, die sich beim Eingießen des heißen Metalls nur verhältnismäßig
langsam zersetzt, keine Explosionsgefahr bildet und eine weitaus wirtschaftlichere
Ausnutzung gestattet als Celluloid. Bei der Anwendung auf die üblichen Formen und
Kerne hat die Erfindung vor allein die überlegene technische Wirkung einer vernachlässi.gbar
geringen Gasbildung, die so gering ist, daß es sogar gelungen ist, Kerne völlig
zu umgießen. Die Bedeutung dieser Tatsache ist vor allem bei
Gußstücken
mit kleinen und entlegenen Kernausstoßlöchern besonders groß. Auch für Formen und
Kerne mit Zement als Bindemittel ergeben sich besondere und vorteilhafte Wirkungen.
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Derartige Formen liefern hervorragende Ergebnisse in bezug auf die
Sauberkeit der, Oberfläche der Gußstücke. Sie haben eine' hohe mechanische Festigkeit,
so daß genaümaßhaltige Gußstücke auch bei großen und tiefen Formen erzielt werden.
Die Gasdurch-, lässigkeit ist sehr groß, so daß die Blasenbildung verhindert ist.
Sie bieten die Möglichkeit, das Eisen rascher zu gießen, wodurch die Abkühlung des
Metalls während des Gusses gering bleibt. Die Anwesenheit des Zementes hat eine
günstige Wandwirkung zur Folge, und die Widerstandsfähigkeit' gegen die Zerstörung
von flüssigem Eisen ist groll. Das Wesentlichste aber und die überlegene Wirkung
dieser Formen besteht vor allein darin, daß durch die Hitze des Gußmetalls die Zementbetonschicht
in einen solchen Zustand übergeführt wird, daß sie die sonst vorhandene innere Festigkeit
verliert und bröcklig wird.
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Es hat sich jedoch gezeigt, daß diese Formen nicht in allen Fällen
restlos mürbe werden. Insbesondere bei dünnwandigen Werkstücken und bei der Verwendung
der genannten Gießformen als Kerne stellten sich immer wieder Rißbildungen im Werkstück
ein. Der Erfinder fand, daß die Ursache für diese Rißbildung darin zu suchen ist,
daß nicht die ganze Betonschicht mürbe wird, sondern die dem Gußmetall abgewandten
Teile die alte Festigkeit beibehalten. Die Kerne können deshalb dem Schwinden nicht
im gewünschten Umfange folgen. Mit Recht ist bei diesen Untersuchungen die Rißbildung
auf eine zu große Dicke der Schicht zurückgeführt worden. Bei den Versuchen mit
geringeren Schichtdicken stellte sich aber heraus, daß dann die notwendige Festigkeit
zu gering wurde. Bei tiefen Formen entstand das Treiben des Gusses. Die Maßhaltigkeit
war nicht mehr .gewährleistet. Den Kernen ging bei der geringen Dicke der Betonmasse
auch der erforderliche äußere Halt verloren. Um die verlangten guten Eigenschaften
der genannten Kerne und Formen zu erhalten, mußte man deshalb von den ganz dünnen
Betonschichten wieder abgehen und auf die stärkeren Schichten zukommen.
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Durch die Erfindung werden -die damit verbundenen Nachteile bei Zementformen
dadurch vermieden, daß durch die Beimengung von Celluloseäther die Zerfalltemperatur
der Zementforminasse gesenkt wird. Die Temperaturen, die der Beton braucht, um richtig
mürbe zu werden, liegen bei etwa 1350 bis 140o° C. Diese Temperaturen werden
aber in den vom Gußinetall abgewandten Schichtteilen der Betonmassen nur dann erzielt,
wenn das Eisen so viel Wärme abzugeben vermag, daß die gesamte Betonmasse diese
Temperatur annimmt. Bei dünnwandigem Guß ist diese Voraussetzung aber nicht erfüllbar.
furch eine Beimengung von Holzäther ist es iun gelungen, die Zerfalltemperatur des
Bee"ns bis fast zu 60o° C auf etwa 750'C
#rabzusenken. Auf eine ganz neue
Art und Weise wird somit die Gefahr der Rißbildung in Gußstücken, die bei Zementformen
auftritt, beseitigt, und das Mittel dazu ist ein in der Zementformerei völlig neuartiges.
Holzäther hat dazu den Vorteil, außerordenttich billig zu sein; denn Holzäther ist
ein Abfallprodukt der Celluloseproduktion. Selbst dünnwandiger Guß ist in der Lage,
so viel Wärme abzugeben, daß alle, selbst die entferntesten Teile der Betonschicht
auf diese Zerfalltemperatur erhitzt werden. Das Reißen von Gußstücken ist nunmehr
nahezu restlos beseitigt worden.
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Eine Beimengung von Holzäther, die eine besonders große Erniedrigung
der Zerfalltemperatur zementhaltiger Massen bewirkt, enthält 7 Teile ioprozentigen
Celluloseäther, wie er z. B. von der Firma Kalle und Co. A. G., Wiesbaden-Biehrich.
unter dem Namen »Alkylin AM ioo« geliefert wird, zu einem Gemenge von io Teilen
Zement-und 9o Teilen Sand. Man kann bei der Erfindung die Erhärtung durch Trocknen
und Brennen beschleunigen. Es hat sich gezeigt, daß Trocknungstemperaturen von
120 bis 150 ° trotz der Erniedrigung der Zerfallteinperatur um fast
60o° keine schädliche Wirkung auf die Festigkeit der Kerne haben, während die Erstarrungszeit
wesentlich verkürzt ist und je nach Größe der Kerne nur i bis 112 Stunden beträgt.
Die Holzätherbeimengun@g kann je nach der Zusammensetzung der Betonmasse statt der
im Beispiel angegebenen 7 Teile 5 bis io Teile betragen und eine 6- bis 15prozentige
Lösung sein. Auch bei anderen Massen, die an sich zu völlig harten Formen erstarren,
und auch hei solchen, die durch die Hitze des Gußmetalls zu harten Körpern gebrannt
werden, z. B. Lehmformen, bewirkt die Verwendung von Celluloseätherzusätzen, daß
die Form bei Soo° C und weniger mürbe wird.