DE73050C - Verfahren, die Umdrehungszahl von Wechselstrom-Treibmaschinen mit magnetischem Drehfelde zu verringern - Google Patents
Verfahren, die Umdrehungszahl von Wechselstrom-Treibmaschinen mit magnetischem Drehfelde zu verringernInfo
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Description
KAISERLICHES
K PATENTAMT.
zu verringern.
Der Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren, die Umdrehungszahl von
Wechselstrom-Treibmaschinen mit magnetischem Drehfelde zu verringern. Als solche Treibmaschinen
sind hier Elektromotoren zu verstehen, die aus zwei mit Drahtwickelungen versehenen,
um dieselbe Achse angeordneten Eisenkörpern bestehen, von denen nur einer zur Erzeugung
eines magnetischen Drehfeldes Wechselstrom beliebiger Form, z. B. Drehstrom zugeführt
erhält, während die Wickelung des anderen nur von Strömen durchflossen wird, die durch das Zusammenwirken des Drehfeldes
und der Drehung des einen Eisenkörpers inducirt werden. Wir nennen die erste Wickelung
im Folgenden kurz die primäre und die zweite Wickelung die inducirte.
Das einzige bisher bekannte Verfahren, im Bedarfsfalle die Umdrehungszahl solcher Treibmaschinen
zu verringern, besteht darin, dafs man in den Stromkreis ihrer inducirten Wickelung
einen veränderlichen Widerstand einschaltet. Zur Erzeugung einer bestimmten
Zugkraft der Treibmaschine ist nämlich bei gegebener Klemmenspannung eine ganz bestimmte
Stromstärke in der inducirten Wickelung erforderlich. Diese Stromstärke kann dargestellt
werden als elektromotorische Kraft in der inducirten Wickelung dividirt durch wahren
Widerstand des gesammten Stromkreises derselben. Je gröfser daher der Widerstand des
Stromkreises ist, um so gröfser mufs auch die elektromotorische Kraft sein, wenn die Stromstärke
im inducirten Theil und damit die Zugkraft unverändert bleiben soll.
Nun ist weiter die elektromotorische Kraft proportional der Differenz der wirklich vorhandenen
und der dem Synchronismus entsprechenden Umdrehungszahl. Hieraus folgt, dafs die Einschaltung von Widerstand im
ersten Augenblick die Stromstärke und damit sofort die Zugkraft abschwächt. Die Treibmaschine
mufs infolge dessen langsamerlaufen; dadurch nimmt aber ihr Tourenabfall und
proportional damit die elektromotorische Kraft des inducirten Theiles soweit zu, dafs die
Stromstärke ihren alten Werth wieder erreicht.
Auf diese Weise kann man durch Einschalten von Widerstand bei einer gegebenen
Zugkraft die Geschwindigkeit der Treibmaschine auf jede gewünschte Gröfse bis Null einstellen.
Dagegen ist es nicht zulässig, Widerstand in den vom primären Strom durchflossenen Theil
der Treibmaschine einzuschalten; denn durch dieses Mittel wird zunächst bei gleichbleibender
Stromstärke in der Treibmaschine durch den im Widerstand auftretenden Spannungsverlust
die Klemmenspannung verringert, die Zugkraft kann aber im Grofsen und Ganzen als proportional
dem Quadrat der Klemmenspannung angesehen werden. Es würde also auf diese Weise nur eine bedeutende Abschwächung
der Zugkraft eintreten, und die Treibmaschine würde in Gefahr kommen, stehen zu bleiben.
Das zuerst beschriebene Verfahren leidet jedoch an einem Grundfehler: Wie schon Professor
Ferraris in seinem Vortrage vom 18. März 1888 Rotazione Elettrodinamiche
(Atti di Torino) ausgeführt hat, stellt der procentuale Umdrehungszahl-Verlust, d. h. die pro-
centuale Differenz zwischen der Umdrehungszahl, die dem Synchronismus entspricht und
der wirklich vorhandenen Umdrehungszahl, auch den procentualen Energieverlust dar, der
durch die inducirten Ströme verursacht wird. Hat beispielsweise eine solche Treibmaschine
mit geschlossener Ankerwickelung bei Vollbelastung 3pCt. Tourenabfall, so beträgt die
Gesammtheit der in den inducirten Windungen und von ihnen eingeschlossenen Eisenkernen
verzehrten Energie genau 3 pCt. der zugeführten Energie.
Wenn daher nach dem oben angegebenen Verfahren die Umdrehungszahl eine Treibmaschine
bedeutend herabgesetzt werden soll, so hat man auch durch die inducirten Ströme einen
sehr bedeutenden Energieverlust. Die verlorene Energie wird hauptsächlich in dem in die inducirte
Wickelung eingeschalteten Widerstand verzehrt. Der Energieverlust entspricht demjenigen, den
man bei Gleichstrom-Treibmaschinen erhält, wenn man zur Herabsetzung ihrer Umdrehungszahl
einen Widerstand vor dem Anker einschaltet.
Diese unnützen Energieverluste machen in solchen Fällen, wo die Treibmaschine zeitweilig
dauernd mit geringerer Geschwindigkeit laufen soll, ein anderes Verfahren wünschenswerth.
Bei Strafsenbahnen wird z. B. häufig verlangt, dafs die Wagen, denen aufserhalb der Stadt die volle Fahrgeschwindigkeit gestattet
ist, innerhalb der Strafsen nur mit verminderter Geschwindigkeit fahren. Bei Gleichstrombetrieb
hat man in solchem Falle das Mittel angewendet, zwei auf einem Wagen angeordnete Treibmaschinen je nach Bedarf
parallel oder hinter einander zu schalten. Schaltet man sie parallel, so laufen sie mit
voller Geschwindigkeit, schaltet man sie hinter einander, so laufen sie, da jeder Motor nur
die halbe Spannung erhält, annähernd mit halber Geschwindigkeit.
Bei Drehstrombetrieb ist dieses Verfahren nicht zulässig, denn die Geschwindigkeit der
Treibmaschinen sucht sich, obwohl sie asynchron laufen, doch immer wieder nahezu auf
Synchronismus einzustellen. Es würde allerdings durch die Hintereinanderschaltung die
Spannung jedes Motors auf die Hälfte vermindert werden; aber proportional der Spannung
würde auch der Magnetismus, den jede Maschine annimmt, abnehmen, ebenso etwa proportional
dem Quadrat der Spannung und des Magnetismus, wie schon bemerkt, die Zugkraft.
Bei einer Herabsetzung der Spannung bei der Hintereinanderschaltung zweier gleich belasteter
Treibmaschinen würde also die Zugkraft jeder einzelnen auf den vierten Theil des normalen
Werthes herabgesetzt werden. Diese Zugkraft würde aber nicht mehr für einen vorschriftsmäfsigen
Betrieb genügen, die Maschinen würden einfach stehen bleiben.
Dagegen erhält man ein vollkommen befriedigendes Resultat, wenn man die Drehstrom-Treibmaschinen
in folgender, den Gegenstand der vorliegenden Erfindung bildenden Schaltung mit einander verbindet.
Die Schaltung der primären Wickelung der einen Maschine mit den Klemmen P1 P2 P3
bleibt unverändert. Durch die Klemmen pi ρ 2 p3 wjrcj dieser Wickelung von aufsen
Drehstrom zugeführt. Die inducirte Wickelung dieser Maschine mit den Klemmen A1 A? A3
wird durch die primäre Wickelung der zweiten Maschine mit den Klemmen B1B^B3 geschlossen.
Die inducirte Wickelung der zweiten Treibmaschine mit den Klemmen Q1 Q2 Qs wird durch einen Anlafswiderstand
AW geschlossen, der nach dem Anlaufen ausgeschaltet werden kann. Ob die primären
Wickelungen oder die inducirten Wickelungen der Treibmaschinen umlaufen, ist dabei ganz
gleichgültig.
Denkt man sich zunächst beide Treibmaschinen ruhend, so wird, sobald, in die
primäre Wickelung der ersten Drehstrom eingeführt wird, in ihrer geschlossenen Wickelung
Drehstrom von derselben Periodenzahl, wie sie der primäre Drehstrom besitzt, erzeugt. Dieser
Drehstrom speist die zweite Treibmaschine und erzeugt in derselben ein Drehfeld, dessen Geschwindigkeit
im Anfang die des Synchronismus ist. Beide Maschinen setzen sich dann in Bewegung. Dadurch nimmt die Periodenzahl
des in der ersten Maschine erzeugten Drehstroms ab. Infolge dessen sucht sich die
zweite Maschine auf eine geringere Umdrehungszahl einzustellen, als dem Synchronismus entspricht.
Die Summe der Umdrehungszahlen beider Maschinen ist dann, abgesehen von den geringen Verlusten, die durch die Belastung
bewirkt werden, gleich der dem Synchronismus entsprechenden Umdrehungszahl. Die
Geschwindigkeiten der beiden Treibmaschinen verhalten sich zu einander umgekehrt wie ihre
Belastungen. Wenn also z. B. beide gleich belastet sind, stellen sie sich auf ungefähr
gleiche Umdrehungszahlen ein; oder umgekehrt, wenn beide mechanisch so mit einander
verbunden sind, dafs sie gleiche Umdrehungszahlen einhalten müssen, so leisten sie, indem
sie sich beide auf die halbe Umdrehungszahl des Synchronismus einstellen, beide gleich viel
Arbeit. Thatsächlich werden die beiden Maschinen aber nicht völlig die halbe Geschwindigkeit
des Synchronismus erreichen, sondern, wie alle belasteten Drehstrommotoren, um einige Procente hinter der theoretischen Geschwindigkeit
zurückbleiben.
Die erste Maschine arbeitet mit normaler Spannung und normaler Magnetisirung. Die
Windungszahl ihres inducirten Theiles ist so zu wählen, dafs auch die primäre Wickelung
der zweiten Maschine die für die normale Magnetisirung erforderliche Spannung zugeführt
erhält. Die beschriebene Schaltung möge nach ähnlichen Schaltungen bei Leydener Flaschen
mit dem Namen Cascadenschaltung bezeichnet werden. Die Zugkraft und der Wirkungsgrad
der Treibmaschinen sind annähernd dieselben, gleichgültig, ob sie in Cascadenschaltung für
die halbe oder in Parallelschaltung für die volle Umdrehungszahl mit einander verbunden
sind. Die Cascadenschaltung kann auch dazu benutzt werden, Treibmaschinen herzustellen,
die mit veränderlicher Geschwindigkeit und doch stets gutem Nutzeffect arbeiten, indem man die
umlaufenden Theile beider Maschinen auf dieselbe Welle setzt. Sie werden dann, wenn
sie mit halber Geschwindigkeit kufen sollen, in der beschriebenen Weise zusammengeschaltet.
Vortheilhaft ist es, den inducirten Theil der ersten und den inducirenden der zweiten Maschine
auf die Achse zu setzen, weil man dann gar keine Schleifringe gebraucht. Die Wickelung
kann dann eine völlige Kurzschlufswickelung sein, d. h. eine Wickelung, bei der
immer diejenigen Drähte oder Stäbe der Wickelung, die in jedem Augenblick gleichen
Inductionswirkungen ausgesetzt sind, in beiden Ankern zu einem in sich geschlossenen Stromkreis
hinter einander geschaltet sind. Die Anordnung wird allerdings dadurch etwas verwickelt,
dafs sich die Leitungen von dem einen umlaufenden Theile zu dem anderen kreuzen müssen, da sonst die Drehungsmomente
beider Maschinen einander entgegengesetzt gerichtet sein würden.
Bei dem beschriebenen Verfahren wird keine Energie vergeudet, da die bei dem Zurückbleiben
des umlaufenden Theiles der ersten Maschine durch Induction auf diesen übertragene
Energie zum Betrieb der zweiten verwendet wird. Der in die Kurzschlufswickelung der zweiten eingeschaltete Widerstand ist selbstverständlich
bei vollem Betriebe ausgeschaltet, so dafs auch hier keine Energie verloren geht.
Das ganze System arbeitet also mit sehr hohem Wirkungsgrad, und da in den primären Wickelungen
beider Maschinen normale Spannung, und in den in sich geschlossenen Wickelungen normale Stromstärke vorhanden ist, ist auch
die Zugkraft der Treibmaschinen, die ja nur von dieser Spannung und dieser Stromstärke,
nicht aber von der Geschwindigkeit abhängig ist, vollständig normal.
Wenn man nach der beschriebenen Cascadenschaltung drei mit einander mechanisch gekuppelte
Treibmaschinen mit einander verbindet, so kann man dadurch ohne Herabsetzung des
Wirkungsgrades die Umdrehungszahl auf ein Drittel der normalen herabsetzen. Wenn die
zweite Treibmaschine mit der ersten nicht mechanisch gekuppelt ist, so kann man durch
ihre Belastung allein die Umlaufszahl der ersten verringern. Beide kann man entfernt von einander
aufstellen; wenn man also die zweite Maschine in dem System bremst, und einen veränderlichen Widerstand in ihren Anker
einschaltet, kann man aus beliebiger Entfernung die Umlaufsgeschwindigkeit der ersten Treibmaschine
regeln.
Claims (1)
- Patent-Anspruch:Das Verfahren, Drehstrom - Treibmaschinen mit einer geringeren Umdrehungszahl zu betreiben, als dem Synchronismus mit der Periodenzahl entspricht, gekennzeichnet durch eine derartige Zusammenschaltung zweier oder mehrerer Treibmaschinen, dafs die durch den " zugeführten Strom in der ersten Treibmaschine inducirten Ströme die primäre Wickelung einer zweiten Treibmaschine u. s. w. speisen, während die inducirte Wickelung der letzten Treibmaschine durch einen Regelungswiderstand oder kurz geschlossen ist.Hierzu ι Blatt Zeichnungen.
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
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DE73050C true DE73050C (de) |
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Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
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DENDAT73050D Expired - Lifetime DE73050C (de) | Verfahren, die Umdrehungszahl von Wechselstrom-Treibmaschinen mit magnetischem Drehfelde zu verringern |
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DE (1) | DE73050C (de) |
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