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Verfahren zur Vertilgung von Unkraut Es ist bereits bekannt, Schwefelsäure
in verdürmter Lösung zur Bekämpfung von Unkraut zu benutzen. Bisher ist dieses Verfahren
aber noch nicht in großem Umfang in landwirtschaftlichen Betrieben eingeführt worden,
weil der Transport, die Aufbewahrung und die Verwendung flüssiger, konzentrierter
und ätzender Säuren für landwirtschaftliche Betriebe mit Schwierigkeiten vexbunden
ist. Auch der Rücktranspoort: der verhältnismäßig teuren und leicht zerbrechlichen
Glasbehälter kommt -für landwirtschaftliche Betriebe kaum in Betracht.
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Man hat deshalb schon ein pulverförnriges, eisenvitriolhaltiges Streumittel
verwendet. Die Herstellung dieses Mittels erfolgt durch Vermischen von Schwefelsäure
mit Hochofenstaub von durchschnittlich 400/0 Eisengehalt. Die entstehenden pulverföTmigen
Reaktionsprodukte sind nicht Uygro#skopis#cli und können sonach freie Schwefelsäure
zum mindesten in erheblichen Mengen nicht enthalten.
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Ferner ist ein sulfationenhaltiges, pulvexförmiges Streumittel für
landwirtschaftlicbe Zwecke u. a. auch, zur Unkrautbekämpf#ng bekanntge-,vorden,
welches durch Einwirkung von SchwefelsäuTe auf tonerdehaltige Erden erhalten wird,
wobei die Schwefelsäure im wesentlichen als Alurni-nitunsulfat und Eisensu-Ifat
gebunden wird. Dieses Produkit enthält zum größten Teil ein Gemisch von Aluminiumsulfat
mit Eisen und Caldumsulfat und daher ebenfalls keine wesentliche Menge freier Schwefelsäure.
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Ein anderes Unkrautbekämpfungsmittel besteht vorzugsweise aus ätzenden
Alkali- und Erdalkalis#alzen, wie sie in der Kaliindustrie als Abfallprodukt erhalten
werden. Dafür dürften die hygroskopischen Magnesiumsalze, weiche außerdem einen
mehr oder weniger großen Gehalt an Chlornatrium aufweisen, vor allem in Betracht
kommen. Diese Salze werden mit trockenen, pulverförrnigen Stoffen, wie Kalk, Ton,
Mergel oder auch TorfmeM, vermischt, wo-nach man ungefähr i o #lo SochwefelsäuTe
hinzufügt, um ein trockenes, haltbares Gemisch zu erzielen. Es ist Idar, daß es
sich bei dem Verfahren nur darum handelt, die wasseranziehenden Salze durch Schwefelsäure
in mehr oder minder unhygroskopische Sulfate umzuwandeln.
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Es kann also kein Zweifel bestehen, daß die zur Ui-Anautvertilgung
bekannten pulverförmigen Mittel einen wesentlichen Gehalt an freier Schwefelsäure
nicht aufwiesen.
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Im Gegensatz hierzu betrifft die, vorliegende Erfindung ein Verfahren
zur Unkrautvertilgung, bei welchem ein streufähiges Produkt verwendet wird.,dessen
Wirksamkeit im wesentlichen auf einem hohen Gehalt an freier
Schwefelsäure
beruht. Erfindungsgemäß werden die durc*h verkohlende Zersetzung von Steinkohle,
Braunkohle, Torf oder Sägemehl mit konzentrierter Schwefelsäure vorn mindestens
7 8 % H# S Qj; (6o' B 6) erhaltenen pulverförmigen Pr#,dukte
verwendet, welche bei einem Gehalt von 6o bis 700i'o Schwefelsäure eine ausgezeichnete
Streufähigk.eit aufweisen. Getrocknete Braunkohle, wie sie beispielsweise in der
Staubkohl-enfeuerung verwendet wird, stellt von den Kohlearten das billigste Ausgangsprodukt*dar.
Bei Vermischun- mit der konzentrierten Schwefelsäure tritt' eine lebhafte Erwärm:ung
auf -, welche von einer Zersetzung der Kohle begleitet ist.
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Es ist bereits vorgeschlagen worden, trockene, verstäubbare Schädlings-
und Pilzbekämpfungsmittel durch Aufsaugen von z. B. Petroleum, Carbolineum, Formalin
oder Salzlösungen duich feinen Braunkohlenstauh zu erhalten. Oburchl Zahlenangaben
über die aufgenammene Menge dieser Flüssigkeiten nicht .ge - macht werden,
wird behauptet, daß die Saugfähigkeit des Braunkohlenstaubes für verschiedenartige
Lösuno-en und Einulsionen so groß sei wie bei keinem anderen ehenso, wohlfeilen
Material- Diese Angaben über die Adsorptionsfähigkeit der Braunkohle stehen allerdings
im Widerspruch zu den Ergebnissen wissenschaftlicher Untersuchungen. Es ist nämlich
von anderer Seite mehrfach festgestellt worden, daß die Adso#rptio-nsfäh#gkeit der
Braunkohle nicht groß ist (vgl. Erdmann-Dolch,- Chemie der Braunkohle,
1927, S. 245/46; F u c h s, Chemie der Kohle-, 1931, S. 161). Eigene
Untersuchungen bestätigten dies.
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Demgegenüber erfährt Braunkolile unter der Einwirkung konzentrierter
Schwefelsäure eine chemische Veränderung, -welche, wie sich überraschenderweise
gezeigt hat, von einer starken Erhöhung der Adsorptionsfähigkeit gegenüber konzentrierter
Schwefelsäure be-"leitet ist.
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Von den obengenannten fungiciden und insecticiden Flüssigkeiten werden,
von z. B. staubförmiger -rheinischer Braunkoble ungefähr nur die Hälfte bis -'/,
des Kolilege-,vichts absarbiert.
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Dagegen wird Braunkohle unter der Einwirkung von konzentrierter Schwefelsäure
unter Schwarzfärbung und starker Erwärmung derart verändert, daß sie erheblich größere
Mengen davon adsorptiv binden kann, ohne daß selbst bei einem Gehalt an Schwefelsäulre,
welcher das Mehrfache des Kohlegewichts ausmacht, die Streufähigkeit verlorengeht.
Vergleiche mit Aktivkohlen des Handels zeigten, daß diese- ungefähr dieselben Mengen
Schwefelsäure aufnahmen. Gegenüber konzentrierter Schwefelsäure verhält sich also
die unter der Einwirkuno, von Schwefelsäure veränderte Braunkohle ähnlich wie Aktivkohle.
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Laugt man aus der mit Schwefelsäure beladenen Braunk-ohle die Schwefelsäure
mit Wasser wieder aus und prüft den Rückstand mit bekannten Prüfuingsmethode-ii
auf Adsorptionsfähigkeit, so findet man, daß durch die Schwefelsäureeinn-irkung
keine äk-tive Kohle in landläufigem Sinne entstanden ist, wie z. B.
der Mangel
an Entfärbungsvermögen gegen-Über Methylenblaulösun- zeigt. Dagegen vermag die ausgelaugte
und getroclnotQ Kohle wiederum dieselbe oder sogar etwas erhöhte Mengen konzentrierter
Schwefelsäure aufzunehmen. Gegenüber den früher genannten Flüssigkeiten, wie Carb
olineuin und Petroleum, erweist sich das Aufsaugevermögen des auslaugten Produkts
in überraschender Weise sogar als geringer als das der unverändertüti Braunkuhle.
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Ähnlich wie Braunkohle und Lignit, welche naturgemäß in getrocknetem
Zustand mit vorzugsweise io bis 150,'o Wasser angellVendet werden, verhalten sieh
auch Steinkohlen, jedech muß dann im Vergleich zu Braunkohlen höher konzentrierte
Sch,%#,efelsäuTe verwendet w erden.
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Außer diesen Kohlearten kann man auch als Trägermaterial Sägemehl
benutzen, welches ebenfalls überall zu billigem Preis zur Verfügung steht. Bei Anwendung
von Sägemehl ist es jedoch vorteilhaft, wenigstens einen Teil der Schwefelsäure
in hochkonzentrierter Form, z.B. über gooio, zu verwenden. Dadurch findet eine lebhafte
Inkohlung statt, wodurch das Sägemehl ausgetrocknet, verkohlt und zur Bindung großer
Säuremengen unter Bildung eines trockenen, streufäbigen Mischprodukts geeignet wird.
Die Hauptmen 'ge der Säure kann dann ebenfalls in hüchkonzentrierter Form
oder aber auch in Form etwas verdünnter Schwefelsäure uegeben %%-erden.
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Steht zur Mischung überhaupt nur schwächere Sch-,vefelsäure zur Verfügung,
so kann diese Inkohlung bei Gegenwart der Säure durch mäßige Wärmezufuhr bewirkt
werden.
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Bei örtlich günstiger Lage kommt schließ-],ich als drittes wohlfeiles
Trägermaterial für die Schwefelsäure noch getrockneter Torf in Betracht. Die Anwendung
desselben geschieht vo,rteilhaft in ähnlicher Weise wie die des Sägemehls.
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Für den praktischen Bedarf kann man den Schwefelsäuregehalt in den
Pulvern nach Bedarf einstellen, je nachdem man schärfer oder milder wirkende
Pro,dult.c haben will. Die erhaltenen Produkte sind infolge ihres hohen Gehaltes
an freier Schwefelsäure hygroskopisch und müssen daher geschlossen auf-I
bewahrt
werden. Sie stellen für die Verwendung zur Unkrautvertilgung ebenso wohlfeil-e wie
wirkungsvolle Stoffe dar, weil sie einen Höchstgehalt an freier SchwefelsäuTe. in
konzentrierter FoTm besitzen.
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Die Produkte lassen sich beispielsweise nut dem Diiingerstreuer zur
Anwendung bringen. Infolge ihrer Hygroskopizität haben sie gegenüber den eingangs
erwähnten bekannten Produkten zur Unkrautbekämpfung den Vorteil, daß sie unabhängig
von Niederschlägen verwendet*werden können, da die konzentrierte Schwefelsäure stets
Feuchtigkeit aus der Luft anzieht. Der restliche indifferente Trägerstoff schadet
dem Boden nichts, sondern verrottet langsam.