-
Verfahren zur Herstellung Alkylgruppen enthaltender aromatischer Sulfonierungserzeugnisse
Die Herstellung und Verwendung der Sulfonsäuren oder sulfonsauren Salze alkylierter
aromatischer Kohlenwasserstoffe, namentlich der propylierten und-butylierten Naphthalinsulfonsäuren
als Reinigungs-, Emulgierungs-, Wasch- und Netzmittel in verschiedenen Zweigen der
Textil-, Leder-, Rauchwaren-und Papierindustrie ist bekannt. Alkylierte Tetrahydron.aphthalinsulfonsäuren
und deren Salze sind ebenfalls hergestellt und für gleiche Verwendungszwecke vorgeschlagen.
-
Gegenüber den Seifen und Türkischrotölen besitzen die angeführten,
auf aromatischer Grundlage hergestellten Erzeugnisse den Vorzug der Kalk- und vor
allem einer sehr guten Säurebeständigkeit, ihre Wasserlöslichkeit ist jedoch geringer.
Verdünnte Lösungen weisen eine mehr oder weniger starke Trübung kolloider Natur
auf, konzentriertere neigen in der Kälte zur Ausscheidung. Ganz besonders störend
tritt dieser Umstand z. B. bei Gegenwaxt wasserunlöslicher fettlösender Mittel auf.
-
Es wurde festgestellt, daß eine Verbesserung der Oberflächenaktivität,
des Verteilungszustandes in wäßriger Lösung und der Schaumfähigkeit alkylierter
Sulfonierungserzeugnisse erzielt werden kann, wenn man den zur Alkylierung benötigten
Alkoholschwefelsäureester auf ein Umsetzungsgemisch aus Naphthalin, Tetrahydronaphthalin
und sowohl sulfonierend als auch kondensierend wirkenden Mitteln einwirken läßt.
Zur Alkylierung können flüssige einwertige Alkohole von den Propylalkoholen aufwärts
einzeln oder gemischt herangezogen werden. Da das beste Reaktionsergebnis an ein
bestimmtes Mischungsverhältnis Naphthalin/Tetrahydronaphthalin gebunden ist, das
im allgemeinen bei einem Gehalt von q.o bis 6o °/o Tetrahydronaphthalin
liegt,
soll dieser Bestwert jeweils durch Reihenversuch bestimmt werden. Das Tetrahydronaphthalin
kann für diese Umsetzung ganz oder teilweise durch Del:ahydronaphthalin ersetzt
werden.
-
Die nach der obigen Lehre hergestellten neuen Verbindungen stellen
als freie Säuren dunkelbraune, -nähflüssige Stoffe dar, als Alkalisalze graue bis
braune Pasten. Die Erzeugnisse ergeben in Wasser, verdünnten Elektrolyten, Alkalien
und Säuren beständige, opaleszierende Lösungen, die in sauren Lösungen im allgemeinen
das klarste Aussehen und im sauren und alkalischen Bereich eine erhebliche Steigerung
der Netzfähigkeit aufweisen. Die Erzeugnisse zeigen weiterhin eine ausgezeichnete
Emulsionswirkung gegenüber Mineralöl, Terpenen, aromatischen Kohlenwasserstoffen,
Fett, Harz, Wachsoder Paraffin; sie vermögen in Wasser unlösliche organische Flüssigkeiten
in hochdisperse, wasserklare Verteilungen zu bringen, die auch bei stärkster Verdünnung
beständig sind.
-
Gegenüber den bekannten aromatischen Alkylsulfonsäuren ist bei den
neu hergestellten, hydrierte Kerne enthaltenden Sulfonsäuren eine zügige, geschmeidige
Konsistenz festzustellen. Verspürt die menschliche Haut nach dem Waschen mit den
zuerst genannten Verbindungen ein gewisses klebriges Gefühl, so ist nach Behandlung
mit den neu hergestellten eine gewisse Geschmeidigkeit festzustellen. Dieses ?Merkmal
ist bis zu einem gewissen Grade auch auf behandelte Werkstoffe übertragbar. Alle
diese Eigenschaften begünstigen die technische Anwendbarkeit der hergestellten Erzeugnisse
in saurer, alkalischer und neutraler Form in hohem Maße. Dieselben können allein
oder in Verbindung mit den angeführten Stoffen und anderen Hilfsmitteln als Reinigungs-,
Emulgierungs-, Walk- und Netzmittel, weiterhin in Verbindung mit Schmälzen, Appreturen,
Schlichten und Imprägnationen in der Textil-, Leder-, Rauchwaren- und Papierindustrie
Verwendung finden. Überall wo Verbindungen natürlicher Fette ausgetauscht werden
sollen, können die neu hergestellten Sulfonsäuren herangezogen «-erden. Eine Verwertung
in der Kosmetik ist ebenfalls möglich.
-
Ausführungsbeispiele Die folgenden Übersichten lassen die Wirkung
der Verwendung verschiedener Gemische aus Naphthalin und Tetralivdronaphthalin bzw.
Dekahydronaphthalin erkennen. Die kondensierend und sulfonierend zu behandelnden
Gemische werden auf 16o° erhitzt und innerhalb i Stunde und 30 Minuten die angegebenen
Anteile Schwefelsäure zugefügt. Nach einstündigem Nachrühren wird auf
125' abgekühlt und der saure Alkoholschwefelsäureester langsam innerhalb
3 Stunden und 30 Minuten zugesetzt. Die alkylierte Sulfonsäure trennt sich nach
ein- bis zweistündigem Stehen von dein unteren Säurewasser, welches abgezogen wird.
Die L'berführung in das Natriumsalz erfolgt durch \'eutralisation mit Natronlauge
von 40° Be.
Beispiel i |
a i b c d e I f b h i k 1 |
i I @ I I |
Naphthalin ............ 240 216 ig2 168 144. 120 !
96 72 48 24 - |
Tetrahydronaphthalin 24 48 72 ' 96 120 i 144 168 192
216 240 |
Schwefelsäure 66 @ ....... 368 368 1 368 368 368 368i
368 368 ' 368 368 368 |
Isopropylalkoholschwefel- |
säureester............. 404 ! 404 404 404 404 ; 404 404 404
404 404 404 |
TZ 1o g/1 . . . . . . . . . . . . . . . 93 @'@
97 98 . 98i 99 I ioo i ioo 98 ', 92 83 76 |
5 ................ 78f 81 82 : 82 , 83i 85 84 @@ 81 77 67 64 |
2,5 ............... 66i 7o 71 ; 72 ! 73I 76 76 73 .
67 57 57 |
1,25 .............. 58 6o 61 62I 64 1 67
1 68i 65 6.2 53 52 |
i |
o,625 ............. 51 52 53 54 56 ' 58I 58 56 53 49 50 |
NZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65,o 51,9 50,7 45,9I
40,1 ' 35,4 ! 36.o 42,1 47,1 63,4 79,1 |
SF 20 - . . . . . . . . . . . . . . 22 30 36 40 20 50 20 j
40 20 16 4 |
ioo° .............. 16 26j 28 12 8 10 i 16 6
18 12 io |
20° ............ «.. 20- 16 12 12 20 30 24 30 50 46
30 |
Schwefelsäure 3,7°;0 I |
Aussehen io g/1 . . . . . . . . x x x I x j x (x) (x) x x |
Ansatz f ist für die Alkylierung mit Isopropylalkohol am vorteilhaftesten.
Zeichenerklärung
TZ Tropfenzahl: Bestimmung mittels eines Traubeschen Stalagmometers mit einem Wasserwert
von 47 Tropfen, bei 2o° mit Lösungen von 1o, 5, 2,5, 13251 0,625 g/1.
-
NZ Netzzeit: Bestimmung nach der Untertauchmethode von Kistenpart
mittels Wollstoffläppchen bei 2o° in Sekunden in Lösungen von 2 g/1.
-
SF Schaumfähigkeit: Bestimmung durch gleichmäßiges Schwenken in Schüttelmensur
von 250 cm' bei 20° und ioo° mit Lösungen von io g/1 (bzw. in Schwefelsäure
3,7 °/a bei 20°) und Ablesen der Schaumhöhe nach r Minute.
-
Aussehen- Beurteilung von Lösungen von 1O g/1.
Lösung klar |
schwach getrübt (x) |
sehr schwach getrübt ((x)) |
getrübt x |
stark getrübt x |
Beispiel e Versuchsanordnung wie in Beispiel i. Alkylierung erfolgte bei r30°- mit
4o4 Gewichts-:eilen Normalpropylalkoholschwefelsäureester.
Eigenschaften der nach Beispiel.2 erzielten Umsetzungserzeugnisse |
a 1-b c d e f Tg h i i i I: 1 |
TZ io g/1............... gi gi 92 94 97 100 98 92 88 80 86 |
5 .,.............. 76 76 .77 78 82 89 83 77 I 75 70
74 |
2,5 ............... 64 64 I 65 66 71 I 78 76 i 66 I 62 6o 61 |
1,25 ............... 55 56 57 58 62 69 66 56 ' 55 54 55 |
o,625.............. 50 51 52 53 57 6o 57 53 53
5, 52 |
NZ ..................... 57,4 51,2 44,01 33,4 32,0 31,9 43,0
48,01 6o,i 81,9 79,9 |
SF 2o° .............. 4 8 io I io 4 16 20 14 12 20 20 |
I00° .............. 6 io 14 ! 10 12 16 20 14 : 20 20
20 |
20 ° . . . . . . . . . . . . . . 40 20 I 20 20 30 30 50 30
!. 50 30 50 |
Schwefelsäure 3,7°/0 |
Aussehen io g@,l.......... x x x (x) (x) x x (x) x x
x |
Ansatz f ist für die Alkylierung mit Normalprolylalkohol am vorteilhaftesten. Beispiel
3 Versuchsanordnung wie in Beispiel i. Alkylierung erfolgte bei r35° mit 4o4 Gewichtsteilen
Normalbutylalkoholschwefelsäureester.
Eigenschaften der nach Beispiel 3 erzielten Umsetzungserzeugnisse |
a I b c d I e f i g h , i I h I 1 |
0 |
TZ io g/1.............. 98 1 98I ioo i 101 103 I 105 i 105
i 104 ; 97 100 98 |
5 ................ 86 ' 86 88 go 95 ' 96 94 92 82 84 83 |
2,5 ................ 74 74 77 80 84 85 82 80 71 73 72 |
1,25 ............... 63 64 67 70 73 74 72 7o 63 65 64 |
o,625 ............. 55 56 58 6o 62 63 61 59 53 56 54 |
NZ .. ......... .. ... .... 28,6 129,4 24,9 22,7 20,4
i 19,6 ` 19,5 25,1 44,6 35,4 51,3 |
SF 2o ° . . . . . . . . . . . . . . 6 i 8 8 , 10 6 I 10 12
( 20 ` 14 I 20 30 |
I00° .............. 5 10 Io 18 12 10 10 12
10 20 24 |
20° .............. 20 20 30 40 40 30 40 26 24 30 30 |
Schwefelsäure 3,7 °/o |
Aussehen io g/1 . . . . . . . . . x (x) O O O Ox ((x)) x ((x))
Ox x |
Ansatz f ist für die Alkylierung mit Normalbutylalkohol am vorteilhaftesten.
Beispiel
4 Versuchsanordnung wie in Beispiel i. Alkylierung erfolgte bei i io bis 115° mit
404 Gewichtsteilen einer Mischung aus je 2o2 Gewichtsteilen Isobutylalkohol- und
Normalpropy lall;oholscliwefelsäureester.
Eigenschaften der nach Beispiel 4 |
erzielten Umsetzungserzeugnisse |
a I d e f I g I 1 |
TZ io g/1............... 92 95 I 98 1o1 I 98 I 77 |
5 ................ 76 81 86 i go 86 66 |
2,5 ............... 65 70 I 74 80 74 59 |
1,25 ........... . ... 58 ; 62 64 7o 63 54 |
o,625 ............. 51 55 56 60 57 50 |
NZ ................... 84,2 70,0 I 53,2 53,5 i 88,1
116,4 |
Ansatz f ist für die Alkylierung mit einem Gemisch von Isobutyl- und Norinalpropylallcoliol
am vorteilhaftesten. Beispiel 5 Versuchsanordnung wie in Beispiel i. Sulfonierung
wird für a bei 16o°, für d, .e, f, g bei i5o°, für 1 bei i2o° vorgenommen, um Zersetzungen
zu vermeiden. Alkylierung erfolgte bei 12o° mit 404 Gewichtsteilen Isopropylalkoholschwefelsäureester.
Das Tetrahydronaphthalin der Darstellungsvorschrift wurde durch Dekahydronaphthalin
exsetzt.
Eigenschaften der nach Beispiel s |
erzielten Umsetzungserzeugnisse |
a d e f g 1 |
TZ io gjl............... 96 103 111 io6 ioo f 68 |
5 ................. 81 j 88 97 go i 88 62 |
2,5 ............... 70 77 82 , 79 ! ,76 i 57 |
1,25 .............. 63 66 69 67 66 52 |
o,625 ............. 56 l 57 , 6o 58 57 49 |
NZ ................... 37,3 26,2 ' 20,6 29,0 32,6 .
148,5 |
Ansatz e ist für die Alkylierung mit Isopropylalkohol am vorteilhaftesten. Sämtliche
Einwagen sind auf 3o°/oige Erzeugnisse, bezogen auf den Sulfonierungsansatz, umgerechnet.
-
Wie die Zusammenstellungen i bis 5 erweisen, ist es in allen Fällen
möglich, die Oberflächenaktivität der neu hergestellten Sulfonsäuren gegenüber den
in gleicher Weise dargestellten reinen Naplithalinbzxv. Tetrahydronaphthalinderivaten
za steigern. Dieselbe nimmt einerseits von den Ansätzen a, andererseits von i nach
der :litte hin 7.11, um ungefähr bei f den Höhepunkt zu erreichen. Diese Erscheinung
wird sowohl durch die TZ des Stalagmometers als auch die NZ eines Wollstoffläppchens
unter Beweis erstellt. Eine Ergänzung erfahren die angeführten Werte noch durch
die folgende vergleichende Übersicht. Diese zeigt T7_- und NZ-Werte der Reihen a.
f, 1 in Gegenüberstellung mit den Werten von physikalischen Mischungen der all:ylierten
N aplithalin- undTetralinsulfonsäuren im \"erhältnis des optimalen Sulfonierungsansatzes-Die
Oberflächenaktivität der Gemische ist in allen Fällen bedeutend geringer als die
der nach dem neuen Verfahren hergestellten Erzeugnisse. Diese sind, wie alle Kolloide,
einer--gewissen Alterung unterworfen, und sie zeigen deshalb in der letzten Cbersicht,
deren Werte etwas später bestimmt wurden als die der Hauptübersichten, geringe Abweichungen.
Beispiel i Beispiele Beispiel |
Isopropylalkohol Normalpropylalkohol Normalbutylalkohol |
a f a+1 1 a f a+1 1 a f a+1 1 |
I:I I:T I:I |
TZ 1o g/1 . . . . . . . . . 94 100 89 76 9o , Zoo 86 8z 96
1o5 95 94 |
5 .......... 78 85 7z 63 76 89 73 71 85 96 8z 81 |
z,5 .......... 67 76 64 56 64 78 6z 59 73 85 71 70 |
1,z5 ........ 6o 67 58 51 55 69 55 54 63 74 61 61 |
0,6z5 ........ 53 58 52 49 50 6o 51 50 55 63 54 54 |
NZ .............. 65,6 35,4 69,1 79,2 55,8 31,9 60,z 84,0 33,7
19,6 46,4 50,1 |
Bei der Wasserlöslichkeit und Schaumfähigkeit. liegen die Verhältnisse ähnlich wie
bei der Oberflächenaktivität, wenn gleich eine Gesetzmäßigkeit in beiden Fällen
nicht immer ganz klar in Erscheinung tritt und die Maximalwerte nicht ganz scharf
mit dem Bestwert der Oberflächenaktivität zusammenfallen.
-
Eine Verbesserung der Wasserlöslichkeit von den Ansätzen a und 1 nach
der Mitte zu ist ohne weiteres feststellbar.
-
Die Schaumfähigkeit strebt im allgemeinen ebenfalls von a einem Maximalwert
zu, fällt jedoch nicht in allen Fällen wieder ab, sondern zeigt bei einzelnen Reihen
Konstanz. Es darf nicht außer acht gelassen werden, daß es sich bei der Bestimmung
von Schaumhöhen um ein verhältnismäßig primitives Verfahren handelt.
-
Durch Veränderung sowohl der Umsetzungsansätze als auch der Umsetzungsteilnehmer
ist es möglich, Sulfonsäuren verschiedenster Eigenschaften herzustellen. Die Neutralisation
kann mittels anorganischer oder organischer Basen oder durch Aussalzen mit Natriumchlorid
erfolgen. Gewünschtenfalls können die Sulfonierungsprodukte durch Kalken, Umfällen,
Extrahieren, Bleichen u. dgl. gereinigt werden.