-
Verfahren zur Herstellung eines eiweißreichen Gärfutters Bei der Kaltvergärung
von Grünfutter in luftdichten Gärbehältern muß eine möglichst schnell einsetzende,
vorwiegend milchsaure Gärung herbeigeführt werden, um mit der so erzielbaren höchstmöglichen
Säurestärke die weitest gehende Erhaltung der -Nährstoffe des Gärfutters zu erreichen.
Das schnelle Einsetzen dieser bakteriellen Gärung erzielt man durch Einbringen des
Grünfutters in jungem, saftreichem Wachstumszustand und durch vorhergehendes Häckseln
oder anderweitige, den Saftaustritt des Futters begünstigende Zerkleinerung. Ist
das Grünfutter eiweißreich, so kann die Säuregärung ohne besondere Sicherungsmaßnahmen
noch nicht bis zu der zur Haltbarkeit des Futters notwendigen Säurestärke führen,
weil der nebenher laufende Eiweißabbau und seine bakterielle Zersetzung so viel
ammoniakalische Abbauprodukte liefert, daß die gebildete Milch- und Essigsäure weitgehend
neutralisiert und so jhrer sauren, konservierenden Wirkung beraubt werden. Man sicherte
bisher die einwandfreie Vergärung solcher Futter entweder durch Mineralsäure- oder
durch Kohlenhydratzusätze (Zückerlösungszusätze). Die mineralischen Säuren als Sicherungszusätze
haben für die Verfütterung den großen physiologischen Nachteil, daß der Basenüberschuß
.der mineralischen Bestandteile des Futters weitgehend neutralisiert wird und oft
sogar ein Säureüberschuß entsteht. Die Milchsäure- und Essigsäuregärung werden dabei
stark herabgemindert. Man muß, um diese Nachteile einigermaßen auszugleichen, vor
der Verfütberung eines solchen Gärfutter wieder große Mengen kohlensauren Kalkes
oder anderer basischer Salze beimischen. Zucker- oder Melassezusätze haben diesen
Nachteil nicht, doch sind sie nicht wirtschaftseigen und erfordern beträchtliche
Geldausgaben bei der Beschaffung. Als wirtschaftseigene Kohlenhydratzusätze wurden
bisher sowohl Kartoffeln als auch Zucker- oder Runkelrüben in frischer, roher, zerkleinerter
Form und auch im gedämpften Zustande dem zu
vergärenden Grünfutter
beigemischt; doch um den gewünschten Erfolg zu erzielen, waren Hackfruchtzusätze
in dieser Form bis zu 3o und mehr Gewichtsprozent nötig. Infolgedessen hatte man
es im Endergebnis nicht mehr mit einem eiweißreichen Gärfutter zu tun. Ein weiterer
Nachteil des Zusatzes ungesäuerter Hackfrüchte ist der, daf,) man sie zur Zeit der
Füllung der Gärfutterbehälter oft nicht vorrätig hat. Starke organische Säuren unmittelbar
zuzusetzen. scheiterte bisher auch an den hohen Kosten, höchstens kam noch Ameisensäure
in Frage, die jedoch ebenfalls den Nachteil hat, nicht wirtschaftseigen zu sein.
-
Im Gegensatz. zu diesen Mängeln hat der Zusatz von bereits gesäuerten
Hackfrüchten gemäß der Erfindung überragend vorteilhafte Wirkung. Ein Zusatz von
z. B. 5c?,`o gedämpften, gesäuerten Kartoffeln, innige Vermischung mit dem gut zerkleinerten
Grünfutter vorausgesetzt. verwandelt das schwerst vergärbare Grünfutter, z. B. Luzerne
vor der Blüte, in bestes Gärfutter. Zur Einleitung der spontanen Gärung ist neben
dem Zusatz -an sauren Kartoffeln noch ein Zusatz von Wasser günstig, besonders bei
Futtern mit mehr als 2oo;ö Trockensubstanzgehalt.
-
Die folgende Tabelle gibt ein Bild von der überragend guten Wirkung
der gedämpften gesäuerten Kartoffeln als Sicherungszusatz gegenüber dem Zusatz von
rohen zerkleinerten Kartoffeln, von gedämpften ungesäuerten Kartolieln, von Schwefelsäure,
und gegenüber keinem Sicherungszusatz.
-
Zur Sicherung der sofort einsetzenden bakteriellen Gärung wurden noch
io o;'o Wasser, aufs Gewicht des Grünfutters bezogen, zugefügt. Zur Vergärung gelangte
Luzerne vor der Blüte mit 250;ö Trockensubstanzgehalt. Die Luzerne der Behälter
r bis 8 wurde gerissen, also verhältnismäl.')ig stark zerkleinert, die der Behälter
9 bis 1
8 nur ganz grob gehäckselt.
Behälter Zusatz°`; Säurestärke °% in der Frischsubstanz |
Nr. . 1111 Milchsäure Essigsäure
Buttersäure |
1 - . 5,1 0,39 o,63 0,9o |
5 G S K ... 3,95 2,63 0,84 0,0 |
3 5 G U K . . . 4,2 2,21 o,83 010 |
5 F K ..... 5,1 o,8o o,64 o,76 |
5 - 5,1 0,82 0,58 0,94 |
6 io G S K . . 3,9 2,82 o,66 0,0 |
7 io G L K . . 4,2 2,22 0,73 0,0 |
8 io F K .... 5,2 o,68 0,57 o,96 |
9 -. 5,2 0,44 0,70 o,91 |
io 5 G S K... 4,5 1,04 0,54 0,14 |
11 5 G U K . . 5,0 o,65 0,18 o,86 |
12 5 F K .... 5,15 0,34 o,64 1,12 |
13 - 5,0 0,39 0,54 0,95 |
14 io G S K . . 4,0 1,69 o,56 0,0 |
15 io G L: K . . ,. 4,4 1,34 0,34 0,46 |
16 io F K .... ',5,o 0,31 0,49 1,34 |
17 o,3 He S 0.t 4,6 o,66 I 0,23 0,25 |
18 o,6 HZS04 4,2 o,61 0,31 0,0 |
'@ G S K --- gedämpfte gesäuerte Kartoffeln, |
(= C' K = gedämpfte ungesäuerte Kartoffeln, |
I: K = ungedämpfte frische Kartoffeln. |
Bei guter Mischung und Zerkleinerung genügen demnach 50o Zusatz an gedämpften gesäuerten
Kartoffeln, während bei grober Zerkleinerung iooo Zusatz genügen. Gedämpfte ungesäuerte
Kartoffeln lassen auch eine bedeutend schwächere - nur halb so starke - - als gedämpfte
gesäuerte Kartoffeln erkennen. während rohe ungesäuerte Kartoffeln trotz breiiger
Zerkleinerung und sorgfältigster Beimischung, jedenfalls in Zusatzmengen
von
5 und i o %, völlig versagen. Praktisch kann man bei der Silofüllung mit gesäuerten
Hackfruchtzusätzen verschieden verfahren, z. B.: i. Man mischt die gesäuerten Kartoffeln
mit der gleichen bis doppelten Gewichtsmenge Wasser und gibt diesen Brei gemeinsam
mit dem Grünfutter in dem gewünschten Mischungsverhältnis durch einen Reißer in
den Silo.
-
2. Man gibt Grünfutter und saure Kartoffeln gemeinsam durch den Reißer
in den Silo und sprengt das Wasser lagenweise auf den Futterstock.
-
3. Man gibt das Grünfutter durch die Häckselmaschine und preßt dabei
die sauren Kartoffeln durch einen Wolf, welcher, mit entsprechend großem Zuführungstrichter
versehen. sein Quetschgut kurz vor der Häckselung auf das Grünfutterband gibt. Der
Wolf kann mit dem Antrieb der Häckselmaschine gekoppelt und durch verschieden schnell
einstellbaren Antrieb auf bestimmte gewünschte Zusatzmengen eingestellt werden.
Den Wasserzusatz wird man Iagenweise auf den Futterstock sprengen oder vorher mit
dem Hackfruchtzusatz vermengen.
-
Auch rohe gesäuerte Zuckerrüben wie Runkelrüben zeigen, als Sicherungszusätze
sinngemäß und in ähnlich kleinen Mengen beigemischt, eine ebenso die Haltbarkeit
des eiweißreichen Grünfutters sichernde Wirkung wie die gedämpft gesäuerten Kartoffeln.
-
Es sei noch näher erläutert, inwiefern in Anbetracht des bekannten
Standes der Technik die Verwendung gesäuerter Hackfrüchte zur Einlagerung von Grünfutter
nicht als naheliegend anzusehen bzw. die gute Wirkung nicht vorauszusehen war. Zuerst
wäre hier rechenmäßig zu belegen, daß die `mit den gesäuerten Hackfrüchten zugegebenen
Milchsä uremengen so gering sind, daß sie für sich allein nicht den erzielten Konservierungseffekt
bewirken können.
-
Bei künstlicher Ansäuerung mit mineralischen oder starken organischen
Säuren bedarf man je ioo kg ehveißreichen Grünfutters mindestens ` 12 GramnIäquivalent
der betreffenden Säure, d. h. bei H.SO". Zusatz 588g, bei Milchsäurezusatz 928g.
Wenn je ioo kg Grünfutter 5 kg gesäuerte Kartoffeln zugegeben werden, so enthalten
diese bei 200,`o Trockensubstanzgehalt höchstens io% Milchaäure in der Trockensubstanz,
das sind nur . ioo g Milchsäure, keineswegs aber 9 i 8 g. Diese Milchsäuremenge
für sich allein ist also nicht der Grund für den guten Effekt der sauren Hackfrüchte
als Sicherungszusatz.
-
Am wenigsten war vielleicht vorauszusehen, daß der Gehalt an Milchsäurebildnern
im gesäuerten Hackfruchtzusatz eine günstige Wirkung haben könnte, denn allein das
Impfen eiweißreichen Futters mit Milclisäurebakterien führte noch nie zu einem guten
Gärfutter, weil dann eben der Gehalt an vergärbaren Kohlenhydraten gegenüber dem
hohen Eiweißgehalt mit seinen alkalischen Abbauprodukten nie ausreicht, um die die
Haltbarkeit bedingende Säurestärke (nicht die Säuremenge ist ausschlaggebend) nur
auf Grund der Impfung mit Milchsäurebildnern zu erzielen.
-
Am ehesten war noch eine die Konservierung sichernde Wirkung der mit
dem Hackfruchtzusatz gegebenen Kohlenhydrate zu erwarten. Doch diese allein wirken
erst dann sichernd, wenn sie in so großen Mengen gegeben werden, daß das ursprünglich
eiweißreiche Grünfutter zu einem eiweißarmen Gärfutter herabgemischt wird.
-
Der Wasserzusatz wird gegeben, um die sofortige Gärung herbeizuführen.
Er allein würde bei jedem ei-,veißreichen Futter zu einem buttersäurehaltigen Gärfutter
.führen, d. h. zum Mißlingen der milchsauren Gärung. Nur in Verbindung mit dem Zusatz
gesäuerter Hackfrüchte erhält er seine 'Wirkung im givnstigen Sinne. -Nur diese
vier Sicherungsfaktoren, wie Milchsäuregehalt, Milchsätirebildnergehalt und Kohlenhydratvorrat
des Hackfruchtzusatzes sowie, falls nötig, genügende Wassergabe zur Erzielung der
Sofortg,ärung in ihrer Kombination führen zu dieser überragend guten Wirkung. Der
Beweis dafür, daß unter Weglassung eines derselben die Konservierung nicht 'gelingt,
ist mit dem in Tabelle 1 aufgeführten Versuchsmaterial gegeben.
-
Butters:äurefreiheit und hohe Säurestärke sind die besten Beweise
für die Güte !eines Gärfutters. Wird pH .1,2 erreicht, so bleibt das Gärfutter buttersäurefrei.
Wenn die Säuerung bis pH 3,9 fortschreitet, so bedeutet das gegenüber_pH 4,2, der
Mindestsäurestärke eines guten Gärfutters, eine ungeheure Sicherungsreserve an Wasserstoffiornen
PH 3,9 bedeutet (H+) von o,ooos26 g H/i , PH 4,2 bedeutet (H+) von o,oooo63 g Hi
i . Es werden also doppelt soviel Wasserstoffionen gebildet, wie zur Garantierung
der Buttersäurefreiheit nötig sind. Eine stärkere Säuerung ist nicht nötig und vom
ernährungsphysiologischen Standpunkt aus auch gar nicht 'erwünscht. Daß man mit
höheren Zusätzen an gesäuerten Hackfrüchten auch kaum höhere Säurestärken erzielen
kann, zeigen besonders die Säuerungsergebnisse der Behälter 2 und f der Tabelle
i Weder die Säurestärke noch die Milchsäuremenge
sind trotz der
verdoppelten Sicherungszusatzmenge noch merkbar gestiegen.