-
Die
vorliegende Erfindung betrifft ein neues Verfahren zum Gerben von
Leder unter Verwendung von Phosphoniumsalzen.
-
Das
Gerben ist ein Verfahren, um Häute
und Felle zu konservieren. Das Gerben betrifft hier die Behandlung
der kollagenhaltigen Häute
von Wirbeltieren einschließlich
Säugetieren
(wie beispielsweise Rinder, Schweine, Hirsche und Rehe, Ziegen,
Schafe, Robben, Antilopen, Nerze, Hermeline und Kamele), ferner
von Fischen (wie beispielsweise Haie), ferner von Reptilien (wie
beispielsweise Schlangen, Eidechsen und andere Echsen sowie Krokodile)
und schließlich
von Vögeln
(wie beispielsweise vom afrikanischen Strauß). Häute und Felle enthalten eine Schicht
aus Kollagen, und beim Gerben erfolgt eine Umsetzung des Kollagens
mit einem Vernetzungsmittel oder Gerbstoff oder Gerbmittel, um reaktive Stellen
innerhalb des Kollagenmoleküls
zu vernetzen. Das Produkt dieser Vernetzung ist Leder, das wesentlich
weniger empfindlich gegenüber
einem bakteriellen Angriff und Abbau ist, als die ursprüngliche
Haut oder das ursprüngliche
Fell.
-
Eine
Konsequenz dieser Vernetzung ist ein Anstieg der Minimaltemperatur,
bei welcher das feuchte oder nasse Leder zum Schrumpfen neigt. Diese
Schrumpftemperatur wird häufig
benutzt, um das Ausmaß der
Gerbung anzugeben.
-
Die
Kollagenschicht des Fells oder Haut wird typischerweise befreit
von Fett und Fettschichten, von Bindegewebe und anderen subkutanen
Proteinen und wahlweise von einer äußeren Keratinschicht; für diese
Behandlung sind eine Kombination aus chemischen und physikalischen
Behandlungsschritten vorgesehen. Zu den chemischen Behandlungsschritten
gehören
eine Kalkung bzw. Äschern oder
Schwöden,
ferner eine Beizung, ferner ein Pickeln und/oder eine Entfettung.
-
Daraufhin
wird die Haut oder das Fell einer weiteren, einstufigen oder mehrstufigen
Behandlung mit verschiedenen Gerbmitteln unterworfen, die im Hinblick
auf die gewünschten
Eigenschaften des Fertigproduktes ausgewählt werden.
-
Zu
den Haupttypen der bei der Gerbung eingesetzten Gerbstoffe, Gerbmittel
und gerbenden Substanzen gehören
pflanzliche Gerbstoffe, die von Gerbsäure, Gallusgerbsäure bzw.
Tannin abgeleitet sind und die als aktives Vernetzungsmittel wirken; weiterhin
mineralische Gerbstoffe, die verschiedene mehrwertige Metallsalze
enthalten, insbesondere Salze von Chrom, Aluminium, Eisen oder Zirkonium; und
schließlich
synthetische Gerbstoffe, die als "Syntan" bzw. "Syntans" bezeichnet werden. Zu solchen synthetischen
Gerbstoffen bzw. Syntans gehören Austausch-Gerbstoffe,
bei denen es sich um aktive Gerbstoffe handelt, die Leder zu Gerben
vermögen, wenn
sie als einziges Gerbmittel eingesetzt werden. Weiterhin gehören hierzu
Hilfs-Gerbmittel, die zu anderen Gerbstoffen hinzugefügt werden,
um den Charakter des Leders zu modifizieren; solche Hilfs-Gerbstoffe
sind aber nicht in der Lage, selbst als aktive Gerbmittel zu wirken.
Zu synthetischen oder künstlichen
Gerbstoffen bzw. Syntans gehören
verschiedene Polymere und Copolymere, etwa solche Copolymere, die
durch eine Kondensationsreaktion von Formaldehyd mit beispielsweise
Phenolen und/oder Arylsulfonaten erhalten werden, und ferner Acrylat-, Methacrylat-,
Acrylamid- und/oder
Acrylnitril-Homopolymere und -Copolymere. Ferner werden Formaldehyd
und Dialdehyde, wie etwa Glutaraldehyd auch als solche allein beim
Gerben verwendet, typischerweise in Kombination mit anderen Gerbstoffen.
-
Jahrhunderte
lang waren bei der Herstellung von Leder pflanzliche Gerbstoffe
eingesetzt worden, welche die charakteristische braune Farbe erzeugen, die traditionsgemäß mit Leder
verbunden wird. Einer der ersten mineralischen Gerbstoffe war Alaun
bzw. Kaliumaluminiumsulfat; heute werden am häufigsten chromhaltige Gerbmittel
eingesetzt, typischerweise in der Form von basischem Chromsulfat,
die dem Leder eine blaugraue Färbung
verleihen und für
hohe Schrumpftemperaturen sorgen. Andererseits geraten die mineralischen
Gerbstoffe im Allgemeinen und die chromhaltigen Gerbstoffe im Besonderen
aus Gründen
des Umweltschutzes unter Druck. Synthetische oder künstliche
Gerbstoffe bzw. Syntans sind weniger umweltschädlich als die mineralischen
Gerbstoffe, liefern aber typischerweise ein gebrochen weißes oder
gelbliches Leder. Formaldehyd und bifunktionale Aldehyde stellen
eine Gesundheitsgefahr dar und sind unangenehm zu handhaben. Mit
Hilfe der bestehenden Gerbverfahren kann leicht ein qualitativ gutes,
rein weißes
Leder erhalten werden, das in dieser Form anwendbar ist, oder das
gefärbt
werden kann, zumindest mit Hilfe von aus Gründen des Umweltschutzes akzeptablen
und wirtschaftlich tragbaren Mitteln und Zutaten.
-
Eine
Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, ein, aus Gründen des
Umweltschutzes akzeptables Gerbverfahren anzugeben, nach dem weißes Leder
mit hohen Schrumpftemperaturen erzeugt werden kann, beispielsweise
mit Schrumpftemperaturen oberhalb 80°C und vorzugsweise oberhalb
85°C. Ein
weiteres Ziel der vorliegenden Erfindung besteht darin, ein Leder
zu erzeugen, das leicht gefärbt
werden kann und dabei klare, helle Färbungen bzw. Farbschattierungen
annimmt.
-
Tetrakis(hydroxymethyl)-phosphonium-Salze,
die im Rahmen dieser Unterlagen als "THP-Salze" bezeichnet werden, sind seit langem
als Flammschutzmittel für
Textilien verwendet worden und sind zu diesem Zweck auch auf der
Keratinseite bzw. Fellseite von Häuten oder Fellen eingesetzt
worden. Diese THP-Salze können
direkt auf dem Gewebe aufgebracht werden oder können in Form von Vorkondensationsprodukten
eingesetzt werden; hierbei handelt es sich um wasserlösliche oder
in Wasser mäßig lösliche Copolymere
von THP mit organischen Stickstoffverbindungen, wie etwa Harnstoff
oder einem Amin; diese Copolymere werden im Rahmen dieser Unterlagen
als "THP- Kondensationsprodukte" bezeichnet. Solche
THP-Kondensationsprodukte können
zwei oder mehr Phosphoratome enthalten, solange diese Phosphorverbindung
bei 25°C
in Wasser zumindest in einer Konzentration von 0,5 g/l löslich ist.
Solche Phosphorverbindungen enthalten eine Gesamtheit von wenigstens
2 Hydroxymethylgruppen, typischerweise wenigstens eine Hydroxymethylgruppe
pro Phosphoratom, und vorzugsweise wenigstens 2 Hydroxymethylgruppen
pro Phosphoratom. Die an die Phosphoratome gebundene Gruppe oder
Gruppen können
mit den Formeln -R-, -R-O-, -R-O-R, -R-NH-R oder -R-R''-R- bezeichnet
werden, wobei R für
eine Alkylengruppe mit 1 bis 4 Kohlenstoffatom steht, und R'' für
die zurückbleibende
Gruppe steht, die erhalten wird, nach Entfernung von zwei, an Stickstoff
gebundenen Wasserstoffatomen aus einem Dioder Polyamid oder aus
einem Amin, oder aus einem Di- oder Polyamin, wie etwa Harnstoff,
einem C1-20-Alkylamin, einem Dicyandiamid,
einem Thioharnstoff oder Guanidin. Solche Verbindungen mit 2 oder
mehr, beispielsweise mit 3 Hydroxyalkylgruppen pro Phosphoratom
können
erzeugt werden durch Selbst-Kondensation
von THP-Salzen mit einer Verbindung entsprechend der allgemeinen
Formel R''H2, wie
etwa Harnstoff oder wie etwa C1-20-Alkylamin,
beispielsweise durch Erwärmung
auf 40 bis 120°C.
-
Seit
mehr als 40 Jahren sind THP-Salze auch als mögliche Bestandteile von Gerbflüssigkeiten
bekannt gewesen. So offenbart die U.S.-Patentschrift 2 732 278 das
Gerben mit einem THP-Salz. Die U.S.-Patentschrift 2 992 879 offenbart,
dass es sich bei THP-Chlorid (THPC) allein um ein nicht befriedigendes
Gerbmittel handelt, und empfiehlt eine Kombination aus THPC und
einem Phenol, wie etwa Resorcinol, wobei spekuliert wird, dass diese
beiden Komponenten miteinander reagieren, um ein wirksames Gerbmittel
zu bilden, wenn der pH-Wert angehoben wird. Tatsächlich copolymerisieren THP-Salze mit
Phenolen, wie etwa Resorcinol (vgl. hierzu beispielsweise Textile
Research Journal, Dezember 1982, Seite 743). Die U.S.-Patentschrift
3 104 151 beschreibt die Anwendung solcher THP-Phenol-Copolymere als helle
Vorgerbmittel für
Leder, wobei dann als Hauptgerbmittel pflanzliche oder mineralische
Gerbstoffe eingesetzt werden. Die GB-Patentschrift 2 287 953 beschreibt
die Anwendung von THP-Salzen als Vernetzungsmittel in Verbindung
mit Melamin-Formaldehyd-Prepolymeren oder Harnstoff- Formaldehyd-Prepolymeren,
um in der Gerbflüssigkeit
oder Brühe
in situ ein copolymeres Gerbmittel zu bilden. Das Dokument
EP 0 559 867 beschreibt
die Anwendung von THP-Sulfat (THPS) an rohen oder vernetzten Häuten, vor
dem eigentlichen Gerbvorgang, beispielsweise bei einer sauren Entfettung.
Das Dokument
EP 0 681 030 beschreibt
die Anwendung von THPS als Vernetzungsmittel für ein Casein-Finish bzw. für eine Casein-Appretur,
die nach dem Gerben auf dem Leder aufgebracht wird.
-
In
Abwesenheit von Luft oder Oxidationsmitteln sind THP-Salze unter
sauren Bedingungen beständig.
Bei einem pH-Wert oberhalb 3 und in Abwesenheit von Oxidationsmitteln
werden sie allmählich in
die zugrunde liegende Base Tris(hydroxymethyl)phosphin umgewandelt,
die hier als THP bezeichnet wird. Bei einem pH-Wert im Bereich von etwa
4 bis 6 verläuft
diese Umwandlung rasch und weitgehend vollständig. Bei einem pH-Wert oberhalb 7
oder in Anwesenheit von Oxidationsmitteln werden THP-Salze oder
THP in Tris(hydroxymethyl)phosphinoxid (THPO) umgewandelt. Bei einem
pH-Wert oberhalb von etwa 10, beispielsweise bei einem pH-Wert von
12 verläuft
diese Umwandlung rasch und weitgehend vollständig. Es ist angegeben worden,
beispielsweise in den U.S.-Patentschriften
2 732 278 und 2 993 744, dass THPO ein wirksames Gerbmittel bildet.
-
Im
Rahmen der vorliegenden Erfindung ist nun festgestellt worden, dass
im Gegensatz zu solchen Angaben im Stand der Technik, es sich bei THPO
nicht um ein wirksames Hauptgerbmittel für Leder handelt; auch die THP-Salze
sind als Hauptgerbmittel nicht wirksam. Jedoch ist im Rahmen der vorliegenden
Erfindung festgestellt worden, dass beide, sowohl THP wie THP-Kondensationsprodukte hochwirksame
Hauptgerbmittel bilden. Hier ist THP am meisten wirksam, wenn es
in situ gebildet wird, wenn das Leder zuerst mit einem THP-Salz
imprägniert
wird bei weitgehender Abwesenheit von Monomeren oder Prepolymeren,
die mit dem THP reagieren oder copolymerisieren, und wenn der pH-Wert auf
einen Wert oberhalb 4 und vorzugsweise auf einen Wert oberhalb 5
angehoben wird. THP liefert ein besonders wirksames Gerbsystem,
dass auch aus ökologischen
Gesichtspunkten positiv zu bewerten ist. Im Rahmen der vorliegenden
Erfindung ist festgestellt worden, dass THP ein solches Leder liefert,
das besonders geeignet für
eine nachfolgende Färbung ist.
THP ist besonders wirksam in Kombination mit Syntans. In Abwesenheit
von anderen Gerbmitteln, insbesondere bei Abwesenheit von pflanzlichen Gerbstoffen,
mineralischen Gerbstoffen, Aldehyden und Phenolen liefert die Anwendung
von THP, allein oder zusammen mit Syntans, und hier insbesondere zusammen
mit Kunstharz-Syntans ein besonders weißes Leder.
-
Mit
der vorliegenden Erfindung wird ein Verfahren zum Gerben bereitgestellt,
wobei Kollagen mit Tris(hydroxymethyl)phosphin (THP)
in einer
Hauptgerbungsbehandlung oder in einer Nachgerbungsbehandlung je
in der Weise umgesetzt wird,
dass die Häute und Felle mit einer wässrigen
Lösung eines
THP-Salzes und/oder eines THP-Kondensationsproduktes imprägniert werden,
bei
weitgehender Abwesenheit eines Monomer oder eines Prepolymer, das
mit diesem THP-Salz oder THP-Kondensationsprodukt reagieren oder
copolymerisieren könnte,
oder
bei weitgehender Abwesenheit eines Oxidationsmittels,
das THP zu Tris(hydroxymethyl)phoshpinoxid (THPO) oxidieren könnte; und
diese
Imprägnierung
anfänglich
bei einem pH-Wert kleiner 4 durchgeführt wird; und
daraufhin
der pH-Wert auf einen Wert größer 4 angehoben
wird, vorzugsweise auf einen Wert oberhalb 4,5 angehoben wird, noch
weiter bevorzugt auf einen Wert oberhalb 5 angehoben wird, und am
meisten bevorzugt auf einen Wert oberhalb 5,5 angehoben wird, beispielsweise
auf einen Wert im Bereich von 4 bis 7 eingestellt wird, um zwar
THP zu bilden, aber nicht so weit angehoben wird, um mehr als 20 Gew.-%
des THP in THPO umzuwandeln.
-
Nach
einer bevorzugten Ausführungsform der
vorliegenden Erfindung wird ein Verfahren zum Gerben von Leder bereitgestellt,
bei
welchem die Häute
und Felle entweder gleichzeitig oder aufeinander folgend in einer
oder mehreren Stufen und hier in beliebiger Reihenfolge zusammengebracht
werden mit:
- (A) THP bei weitgehender Abwesenheit
eines Monomer oder Prepolymer, das mit THP copolymerisieren könnte und/oder
mit einem THP-Kondensationsprodukt; und
- (B) einem synthetischen Gerbmittel bzw. Syntan, vorzugsweise
einem Kunstharz-Syntan.
-
Nach
einer bevorzugten Ausführungsform werden
die Häute
und Felle nach einem Verfahren gegerbt, das vorsieht:
- – wahlweise
eine Vorgerbungsbehandlung mit THP, mit einem THP-Kondensationsprodukt und/oder
mit einem synthetischen Gerbmittel bzw. Syntan;
- – eine
Hauptgerbungsbehandlung, in deren Verlauf die Schrumpftemperatur
auf einen Wert oberhalb 80°C
und vorzugsweise auf einen Wert oberhalb 85°C angehoben wird; und
- – wahlweise
eine Nachgerbungsbehandlung;
wobei wenigstens bei der
Hauptgerbungsbehandlung und/oder bei der Nachgerbungsbehandlung
je eingesetzt werden: - (A) THP und/oder ein
THP-Kondensationsprodukt; und
- (B) ein Kunstharz-Gerbmittel (resin syntan).
-
Im
Rahmen dieser Unterlagen wird die Bezeichnung "synthetisches Gerbmittel" bzw. "Syntan" verwendet zur Bezeichnung
von synthetischen organischen Verbindungen, die in der Lage sind,
mit Kollagen zu reagieren, um Vernetzungen zu erzeugen, um so die
physikalischen Eigenschaften des Leders zu modifizieren; ferner
werden damit auch so genannte synthetische Hilfsgerbmittel (auxiliary
syntans) bezeichnet, die selbst nicht wesentlich zur Vernetzung
beitragen, die jedoch ebenfalls die physikalischen Eigenschaften
des Leders modifizieren. Zum Beispiel schließt diese Angabe auch irgendein
wasserlösliches
Polymer ein, das durch Copolymerisation mit Formaldehyd erzeugt
worden ist und das in der Lage ist, die Schrumpfbeständigkeit
von Kollagen zu erhöhen,
und das wenigstens zwei Einheiten entsprechend der nachstehenden
allgemeinen Formel enthält:

wobei jedes M für eine Arylgruppe
steht, wie etwa für eine
Phenyl-Gruppe, für
eine Naphthyl-Gruppe oder für
eine Anilin-Gruppe, die je substituiert ist mit einer oder mehreren
Hydroxyl-Gruppe(n) und/oder Sulfat-Gruppe(n) oder Sulfon-Gruppe(n) oder Sulfonimid-Gruppe(n)
oder für
einen Narnstoffrest oder für einen
Melaminrest. Im Rahmen dieser Unterlagen soll die Bezeichnung "synthetisches Gerbmittel
bzw. Syntan" auch
einschließen
Kunstharz-Gerbmittel (resin syntans) bei denen es sich um Homopolymere und
Copolymere von ungesättigten
Carbonsäuren oder
deren Salzen, Estern, Amiden oder Nitrilen handelt, beispielsweise
von Acrylsäure,
von Methacrylsäure,
von Acrylamid, von Acrylnitril, von Maleinsäure, von Fumarsäure, von
Itakonsäure,
von Aconitsäure,
von Crotonsäure,
von Isocrotonsäure,
von Citraconsäure,
von Mesaconsäure,
von Angelikasäure, von
Tiglinsäure
und von Zimtsäure.
Die Copolymere können
auch andere vinylisch ungesättigte
Comonomere enthalten, wie etwa Styrol. Ferner gehören hierzu
Aceton-Kondensationsprodukte, z. B. Sulfone und Sulfonamide. Ein
solches Kunstharz-Syntan kann verschiedene Ledereigenschaften beeinflussen
bzw. modifizieren, wie etwa die Farbstoffaufnahme, die Anfärbbarkeit
und den Farbtonausgleich, ferner die Nachgerbungseigenschaften,
ferner die Ausbildung und den Eindruck der Oberflächenstruktur,
insbesondere des Narbenbildes von Leder, ferner die Bruch- oder
Knitterfestigkeit, ferner die Festigkeit und Beständigkeit
der Narbenstruktur des Leders, ferner den Eindruck und die Beständigkeit
des durch Aufrauen erzeugten Flors, ferner die Weichheit, die Zugfestigkeit
und die Reißfestigkeit
des Leders.
-
THP
kann in situ aus irgendeinem THP-Salz durch Anhebung des pH-Wertes
erzeugt werden. Zur Bildung von THP wird vorzugsweise ein Katalysator verwendet.
Zum Beispiel kann hier ein Gemisch aus einem Magnesiumsalz, wie
etwa Magnesiumsulfat mit einem wasserlöslichen Carbonsäuresalz,
wie etwa Natriumformiat, Natriumacetat, Kaliumpropionat oder einem
anderen wasserlöslichen
Alkalimetalsalz oder Ammoniumsalz einer Carbonsäure verwendet werden; der pH-Wert
wird vorzugsweise auf einen Wert oberhalb 3,5 angehoben, noch weiter
bevorzugt auf einen Wert oberhalb 4 angehoben, beispielsweise auf
einen Wert oberhalb 4,5. Ein hoher pH-Wert soll vorzugsweise vermieden
werden, weil dann THP zu THPO umgewandelt wird, das als Gerbmittel
weitgehend unwirksam ist. Vorzugsweise ist daher vorgesehen, dass
Lösungen,
die für
die Anwendungen im Rahmen der vorliegenden Erfindung bestimmt sind,
einen pH-Wert kleiner 10 aufweisen, weiter bevorzugt einen solchen
pH-Wert kleiner 9 aufweisen, insbesondere einen solchen pH-Wert
kleiner 8 aufweisen typischerweise einen solchen pH-Wert kleiner
7,5 aufweisen, und am meisten bevorzugt einen solchen pH-Wert zwischen
4,5 bis 7 aufweisen. Weiterhin wird hier vorzugsweise vorgesehen,
dass das THP weniger als 15 Gew.-%, weiter bevorzugt weniger als
10 Gew.-%, beispielsweise weniger als 9 Gew.-% THPO enthält, je bezogen
auf das THP-Gewicht. Typischerweise gilt, je weniger THPO vorhanden
ist, desto besser sind die Ergebnisse.
-
Bei
dem THP-Salz handelt es sich vorzugsweise um das Sulfat (THPS),
jedoch kann auch das Chlorid (THPC) oder das Phosphat (THPP) eingesetzt
werden. Zu anderen Salzen, die zwar eingesetzt werden können, jedoch
weniger bevorzugt sind, gehören
das Bromid, das Sulfit, das Carbonat, das Acetat, das Citrat, das
Formiat, das Lactat oder das Borat. Grundsätzlich kann irgendein wasserlösliches THP-Salz
verwendet werden, das ein Anion hat, das nicht nachteilig oder schädlich auf
das Leder einwirkt. Weiterhin ist hier vorzugsweise vorgesehen,
dass, irgendwelche, auf das THP oxidierend einwirkende Oxidationsmittel
weitgehend abwesend sind.
-
Das
THP-Kondensationsprodukt kann vorzugsweise ein Kondensationsprodukt
aus einem THP-Salz und Harnstoff oder ein Kondensationsprodukt aus
einem THP-Salz mit einem Alkylamin, beispielsweise einem C1-20-Alkylamin sein. Alternativ kann das
THP-Salz mit einem Thioharnstoff, mit einem Guanidin, mit Ammoniak,
mit einem Dicyandiamid oder mit einer Kombination aus Comonomeren kondensiert
werden. Das hier eingesetzte THP-Salz ist üblicherweise THPC oder THPS,
obwohl auch irgendein THP-Salz mit einem solchen Gegenion eingesetzt
werden kann, das nicht nachteilig oder schädlich mit den anderen Komponenten
des Systems reagiert.
-
Das
THP-Salz, THP und das THP-Kondensationsprodukt wird vorzugsweise
je in einer Gesamtkonzentration von 0,01 bis 20 Gew.-% eingesetzt,
bezogen auf das Gesamtgewicht der Gerbbrühe, noch weiter bevorzugt in
einer solchen Gesamtkonzentration von 0,5 bis 10 Gew.-%, beispielsweise in
einer solchen Gesamtkonzentration von 1 bis 5 Gew.-%, am meisten
bevorzugt in einer Gesamtkonzentration von 1,5 bis 4 Gew.-%, je
bezogen auf das Gesamtgewicht der Gerbbrühe. Der Gesamtanteil an eingesetztem
THP-Salz soll vorzugsweise 0,3 bis 20 Gew.-% betragen, bezogen auf
das Nassgewicht der Haut oder des Fells; weiter bevorzugt soll dieser
Gesamtanteil an THP-Salz 1 bis 15 Gew.-% betragen, insbesondere
1,5 bis 10 Gew.-% betragen, und am meisten bevorzugt 2 bis 5 Gew.-%,
je bezogen auf das Nassgewicht der Haut oder des Fells.
-
Nach
einer bevorzugten Ausführungsform der
vorliegenden Erfindung ist vorgesehen, dass das mit THP oder mit
THP-Kondensationsprodukt gegerbte Leder, wahlweise nach einer oder
mehreren andere(n) Gerbbehandlungsstufe(n) mit einem Säurefarbstoff,
mit einem Basenfarbstoff, oder mit einem Direktfarbstoff kontaktiert
wird. Hierbei ist festgestellt worden, dass bei einem Leder, das
unter Verwendung von THP oder THP-Kondensationsprodukt gegerbt worden
ist, das Ausmaß der
Farbstoffaufnahme aus dem Färbebad
wesentlich erhöht
ist.
-
Wenn
das THP oder das THP-Kondensationsprodukt in Kombination mit einem
Syntan eingesetzt wird, dann soll dieses Syntan vorzugsweise ein Polyacrylat,
ein Polymethacrylat oder ein Copolymerisat aus Acrylsäure und/oder
Methacrylsäure
mit Acrylnitril und/oder Acrylamid sein. Typischerweise hat ein
solches Polymer ein Molekulargewicht im Bereich von 1.000 bis 200.000,
noch typischer ein Molekulargewicht im Bereich von 3.000 bis 100.000.
Alternativ kann das Syntan sein oder enthalten ein Copolymerisat
aus Formaldehyd mit einem Hydroxy-substituierten und/oder sulfonierten
Benzol, Alkylbenzol, Naphtalin oder Alkylnaphthaliin, wie z. B.
mit Phenol, mit Benzolsulfonsäure,
mit Kresol, mit Toloulsulfonsäure,
mit Xylenol, mit Naphthalinsulfonsäure, mit Resorcinol oder mit Phenolsulfonsäure, oder
mit Gemischen dieser Verbindungen; das dabei erzeugte Copolymerisat
kann in Form eines statistischen Copolymers oder eines Blockcopolymers
vorliegen.
-
Das
Syntan ist vorzugsweise in einer Konzentration von 0,5 bis 35 Gew.-%
vorhanden, bezogen auf das Gewicht der Gerbbrühe; beispielsweise kann das
Syntan in einem Anteil von 1 bis 20 Gew.-%, noch weiter bevorzugt
in einem Anteil von 2 bis 10 Gew.-%, insbesondere in einem Anteil
von 3 bis 6 Gew.-% vorhanden sein, je bezogen auf das Gewicht der
Gerbbrühe.
Der Gesamtanteil an eingesetztem Syntan beträgt vorzugsweise 1 bis 20 Gew.-%
bezogen auf das Nassgewicht der Häute und Felle, beispielsweise
2 bis 10 Gew.-% und insbesondere 3 bis 5 Gew.-%, je bezogen auf
das Nassgewicht der Häute
und Felle.
-
Das
Gewichtsverhältnis
des Gesamtanteils an THP, THP-Salz und THP-Kondensationsprodukt zu Syntan kann
typischerweise Werte von 1 : 10 bis 10 : 1 annehmen, weiter bevorzugt
solche Werte von 1 : 5 bis 2 : 1 annehmen, und insbesondere solche Werte
von 1 : 2 bis 1 : 1 annehmen. Der Gesamtanteil an sämtlichen
eingesetzten Gerbmitteln macht vorzugsweise 2 bis 20% des aktiven
Gewichts aus, bezogen auf das Nassgewicht der Häute und Felle; beispielsweise
kann dieses Gesamtgewicht an eingesetzten Gerbmitteln 3 bis 10 Gew.-%
betragen, insbesondere 4 bis 8 Gew.-%. Der Gesamtanteil an eingesetztem
Gerbmitteln enthält
vorzugsweise mehr als 80 Gew.-%, noch weiter bevorzugt mehr als
90 Gew.-%, beispielsweise mehr als 95 Gew.-% des zusammengenommenen
Gesamtanteils an THP, THP-Salzen, THP-Kondensationsprodukt und Syntan. Dort,
wo weißes
Leder gefordert wird, ist im Rahmen der vorliegenden Erfindung vorzugsweise
vorgesehen, dass der Gesamtanteil an Gerbmitteln hauptsächlich aus
THP und/oder THP-Kondensationsprodukt
und Syntan besteht. Insbesondere ist hier vorzugsweise vorgesehen,
dass das Leder nicht mit einem pflanzlichen oder mineralischen Gerbmittel,
mit Aldehyden oder mit Phenolen gegerbt wird.
-
Das
THP wird vorzugsweise angewandt bei weitgehender Abwesenheit von
Monomeren oder Prepolymeren, die in der Lage wären, eine Copolymerisation
mit dem THP auszuführen;
zu solchen Monomeren gehören
etwa Phenol, Harnstoff und Melamim; zu solchen Prepolymeren gehören etwa
deren Vorkondensationsprodukte mit Formaldehyd. Für die Zwecke
dieser Beschreibung meint "bei
weitgehender Abwesenheit von Monomeren oder Prepolymeren" weniger als der
minimale Anteil, der in der Lage wäre, mit 50% des vorhandenen
THP zu reagieren oder mit diesem eine Copolymerisation auszuführen; noch
weiter bevorzugt meint dies weniger als der minimale Anteil, der
erforderlich wäre,
um mit 20%, beispielsweise mit weniger als 5 Gew.-%, am meisten
bevorzugt, mit weniger als 2 Gew.-% und insbesondere mit weniger
als 1 Gew.-% des THP-Gewichtes
zu reagieren oder mit diesem eine Copolymerisation auszuführen.
-
Das
THP oder das THP-Kondensationsprodukt wird vorzugsweise als Gerbmittel
für den
ersten Gerbschritt eingesetzt, gemeinsam mit einem Syntan, das als
Nachgerbemittel eingesetzt wird. Vorzugsweise wird das THP den angesäuerten Häuten und
Fellen zugesetzt, nachdem diese in wässriger Lösung entfettet worden sind.
In einem solchen beispielhaften Fall liegt der anfängliche
pH-Wert typischerweise unterhalb von 5, beispielsweise unterhalb
von 4. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung ist vorzugsweise vorgesehen,
dass der pH-Wert auf einen Wert oberhalb 5, vorzugsweise auf einen
Wert oberhalb 6 angehoben wird und während der Hauptdauer der Gerbung
vorzugsweise bei einem Wert oberhalb 6 gehalten wird.
-
Die
Häute und
Felle werden in der Gerbbrühe
vorzugsweise eine ausreichende Zeitspanne lang bewegt, um die Schrumpftemperatur
auf einen Wert oberhalb 75°C
anzuheben, noch weiter bevorzugt auf einen Wert oberhalb 80°C anzuheben
und am meisten bevorzugt auf einen Wert oberhalb 75°C anzuheben.
-
Die
gegerbten Häute
und Felle werden typischerweise mit warmem Wasser und mit einer
Fettbrühe
gewaschen, die ein geeignetes Öl
oder eine geeignete Mischung aus Ölen enthält. Die Behandlung mit der
Fettbrühe
wird typischerweise nach dem Färbevorgang
ausgeführt.
-
Die
Durchdringung der Haut oder des Fells hängt von der Dicke der Haut
oder des Fells ab, sowie von dem pH-Wert, bei welchem das THP einwirkt.
Sofern der pH-Wert
beim Kontaktieren der Haut oder des Fells mit dem THP zu niedrig
ist, dann kann eine unzureichende Aufnahme des Schrumpfinhibitors
auftreten. Sofern die Haut oder das Fell zu dick ist, kann eine
Durchdringung auf die äußeren Schichten
des Leders begrenzt sein, so dass im Inneren unbehandelte Bereiche
zurückbleiben.
Das Ausmaß,
in dem THP absorbiert worden ist, und das Ausmaß der Durchdringung der Häute und
Felle mit THP muss bestimmt werden.
-
Die
Anwender von THP können
auch wünschen,
dass die nach dem Gerbvorgang zurückbleibenden Abwässer geprüft werden,
um zu gewährleisten,
dass der Gehalt an THP ausreichend entfernt oder auf akzeptable
Werte vermindert worden ist, bevor solche Abwässer abgeleitet werden. Bislang
hat der einzige verfügbare
Weg zur Bestimmung der Anwesenheit an THP darin bestanden, von den
Abwässern
Probe zu nehmen und diese zur detaillierten Analyse an ein Analyselabor
zu schicken. Dies ist eine langwierige Operation. Weil viele Kunden
nicht über
entsprechend ausgerüstete
Laboratorien verfügen,
kann es mehrere Tage dauern, bis die Analyseergebnisse vorliegen.
Derartige Verfahren sind offensichtlich ungeeignet für eine routinemäßige Qualitätskontrolle
und können
die schnelle Rückführung (Feedback)
von Ergebnissen nicht leisten, die für eine Verfahrenskontrolle
erforderlich ist.
-
Leider
wurde auch im Rahmen der vorliegenden Erfindung festgestellt, dass
für THP
einfach durchführbare,
charakteristische Farbreaktionen oder Farbänderungen mit irgendwelchen
Reagenzien nicht vorliegen, die am häufigsten für kolometrische Analysen von
organischen Basen eingesetzt werden.
-
Jedoch
ist im Rahmen der vorliegenden Erfindung jetzt festgestellt worden,
dass Selen eine spezifische helle oder leuchtend orange-farbige
Färbung
mit THP liefert. Das Selen wird hier vorzugsweise in Form einer
wässrigen
Lösung
einer farblosen, wasserlöslichen,
anorganischen Selenverbindung zugesetzt; am meisten bevorzugt ist
hier eine Sauerstoff-Selensäure,
wie etwa Selensäure
oder vorzugsweise Selenigsäure
Selen(II)Säure,
Selen(IV)Säure oder
ein Selen-Sauerstoffsalz,
wie etwa ein Selenat oder vorzugsweise ein Selenit. Das Salz ist
vorzugsweise ein Alkalimetallsalz oder ein Ammoniumsalz; am meisten
bevorzugt wird hier Natriumselenit eingesetzt. Jedoch kann auch
irgendein anderes farbloses Salz der Selenigsäure Selen(II)Säure, Selen(IV)Säure eingesetzt
werden, das ausreichend löslich
ist.
-
Die
vorliegende Erfindung erfasst daher zusätzlich auch ein Verfahren zur
Prüfung
von Leder, das mit THP als einem Hauptgerbungsmittel oder als ein
Nachgerbungsmittel behandelt worden ist oder zur Prüfung eines
Abwassers, das bei einem solchen Verfahrensschritt angefallen ist,
um die Anwesenheit von THP festzustellen; dieses Verfahren umfasst
die Einwirkung einer farblosen, wasserlöslichen, anorganischen Selenverbindung
wie etwa Selenigsäure oder
deren Salz auf ein solches Leder oder auf ein solches Abwasser.
-
Vorzugsweise
soll die Konzentration an Selenverbindung in einer solchen Indikatorlösung 0,005 bis
20 Gew.-% ausmachen, insbesondere 0,01 bis 10% ausmachen, noch weiter
bevorzugt 0,05 bis 5 Gew.-% ausmachen, beispielsweise 0,07 bis 1 Gew.-%
betragen.
-
Die
Einwirkung des Indikator auf die Häute oder Felle erfolgt vorzugsweise
durch Einweichung, Tränkung,
durch Einpressung, Injizieren, durch Aufsprühen, durch Aufbringung, durch
Auftragen, Anstreichen, oder am allerbequemsten durch Anwendung
mit Hilfe einer Tropfvorrichtung, insbesondere mit einer Tropfpipette.
Der Indikator wird vorzugsweise angewandt in Anteilen von 0,001
bis 0,05 g, beispielsweise in Anteilen von 0,005 bis 0,01 g je pro cm2 der Oberfläche der Häute und Felle.
-
Zu
wässrigen
Proben wird die Indikatorverbindung vorzugsweise in solchen Anteilen
hinzugefügt,
dass in der wässrigen
Probe eine Indikatorkonzentration von 10 bis 10.000 ppm, beispielsweise eine
Indikatorkonzentration von 100 bis 5.000 ppm, insbesondere eine
Indikatorkonzentration von 500 bis 2.000 ppm eingestellt wird, je
bezogen auf die Probe.
-
Vorzugsweise
handelt es sich bei der Indikatorlösung um eine wässrige Lösung, die
einen sauren, alkalischen oder neutralen pH-Wert haben kann. Beispielsweise
kann die Lösung
mit Hilfe einer Mineralsäure,
wie etwa Schwefelsäure,
Salzsäure
oder Salpetersäure
stark sauer eingestellt werden. Eine zweckmäßige, bequem anwendbare Form
des Indikators ist eine analytische Standardlösung, die pro Liter 1 g Selen
in Form von Selenigsäure
in molarer Salpetersäure
enthält.
-
Alternativ
kann der Indikator in Form einer neutralen oder alkalischen Lösung eingesetzt
werden, die ein Salz der Selenigsäure enthält, etwa Natriumselenit. Typischerweise
entwickelt sich die Färbung
in solchen Proben am stärksten,
die einen pH-Wert größer 3 aufweisen.
-
Die
Färbung
hat einen charakteristischen Absorptionsspitzenwert bei 300 nm und
kann dort spektrofotometrisch erfasst werden.
-
Die
nachfolgenden Beispiele dienen zur weiteren Erläuterung der Erfindung. Bei
allen %-Angaben handelt es sich um Gew.-%, je bezogen auf das Nassgewicht
der Häute
und Felle, sofern keine gegenteiligen Angaben gemacht sind:
-
Beispiel 1
-
Entfettete
Schaffelle werden zusammen mit 80% Wasser und 8% Natriumchlorid
15 min lang in einer rotierenden Trommel behandelt. Der pH-Wert wird
bei 3,4 gehalten. Daraufhin werden in die Trommel 10% Lösung eingebracht,
die – bezogen
auf das Gewicht der Lösung – 25 Gew.-%
THPS enthält.
Die Behandlung in der rotierenden Trommel wird fortgesetzt; nach
Ablauf von 60 min wird der pH-Wert der Flüssigkeit langsam auf 6,5 angehoben;
daraufhin wird der Gerbvorgang weitere 2 h lang fortgesetzt. An dem
danach erhaltenen, teilweise gegerbten Leder wird eine Schrumpftemperatur
von 86°C
gemessen. Daraufhin werden zu dem so behandelten Leder 4% Phenol/Formaldehyd-Polymer
hinzugefügt;
hierbei handelt es sich beispielsweise um ein Produkt, das unter
den Handelsbezeichnungen "ELTESOL" oder "NEOSYN" CPP 48 vertrieben
wird; bei diesen Bezeichnungen handelt es sich um eingetragene Marken;
bei diesem Produkt handelt es sich um ein weißes, lichtechtes Syntan, das
dem Leder zugesetzt wird. Nach einer weiteren, 60 min langen Behandlung wird
das Leder mit 200% warmen (55°C)
Wasser 15 min lang gewaschen; daraufhin wird die Waschflüssigkeit
entfernt. Dieser Waschzyklus wird wiederholt.
-
An
dem gewaschenen Leder wird eine Behandlung mit Fettbrühe durchgeführt; diese
Fettbrühe
enthält
ein sulfatiertes Öl,
das unter der Handelsbezeichnung "REMSYNOL" ESA (eingetragene Marke) vertrieben
wird, sowie ein sulfitiertes Fischöl, das unter der Handelsbezeichnung "REMSYNOL" ESI (eingetragene
Marke) vertrieben wird. Der pH-Wert wird mit Hilfe von Ameisensäure auf
einen Wert von 3,6 eingestellt. Daraufhin wird das Leder über einen Rahmen
oder über
ein Gestell gespannt gehalten bis es trocken ist.
-
Die
Bewertung des Leders ergibt einen außerordentlich vollen, weichen,
warmen, Griff, ein völlig
lichtechtes Aussehen, eine hohe Zugfestigkeit, hohe Reißfestigkeit
und hohe Schrumpftemperatur; im einzelnen wurde gemessen:
- – Zugfestigkeit
(1,4 mm) 180 Kg/cm2, sowohl in senkrechter
wie in paralleler Richtung;
- – Banmann-Reißfestigkeit
(1,4 mm) 12 Kg;
- – Schrumpftemperatur
des Fertigprodukts: 92°C.
-
Beispiel 2
-
An
entfetteten Häuten
wird die nachfolgende Folge von Behandlungsschritten durchgeführt:
- (I) Die Häute
werden zusammen mit 5% Magnesiumsulfat, 2% Natriumacetat und 100%
Wasser 10 min lang in einer rotierenden Trommel behandelt; der pH-Wert
wird bei 5,2 gehalten.
- (II) Nach Zugabe von 1% THPC/Harnstoff-Prekondensat (ein von
Albright & Wilson
UK Limited unter der Handelsbezeichnung "PROBAN" CC vertriebenes Produkt, mit einem
Mol-Verhältnis THPC
: Harnstoff von 2 1) wird der pH-Wert auf 4,5 eingestellt und erneut
90 min lang in der rotierenden Trommel behandelt. Danach ist die Schrumpftemperatur
auf 59°C
angestiegen. Die Prüfung
einer Probe mit dem Selen-Indikator liefert eine blasse orange-farbige
Färbung,
die gleichmäßig innerhalb
der gesamten Probe verteilt ist; dies ist ein Anzeichen einer gleichmäßigen Durchdringung
der Probe.
- (III) Durch Zugabe von 1% Natriumcarbonat wird der pH-Wert auf
5,8 angehoben; die Schrumpftemperatur steigt auf 71°C. Der Selen-Indikator liefert
eine leuchtend orange-farbige Färbung,
die gleichmäßig innerhalb
der gesamten Probe verteilt ist.
- (IV) Durch Zugabe von 0,75% Natriumcarbonat wird der pH-Wert
auf 6,8 abgehoben; die Schrumpftemperatur steigt auf 84°C. Das Leder ist
fest und dicht, ohne sichtbare Fälle
von Verfestigungen oder Aushärtungen.
Durch weitere Zugabe von Carbonat ließ sich keine weitere Steigung
der Schrumpftemperatur erzielen.
-
Beispiel 3
-
In
diesem Falle wird zusätzlich
THP-Kondensationsprodukt verwendet, um die Gerbung durch THP zu
verstärken.
-
Im
wesentlichen wird das Verfahren nach Beispiel 1 wiederholt; abweichend
wird im Verfahrensschritt (II) als Kontrollversuch anstelle von THP-Kondensationsprodukt
1% einer wässrigen, 75%-igen
THPS-Lösung
zugesetzt. Hierdurch lässt sich
eine maximale Schrumpftemperatur von 80 bis 81°C erzielen. Das Verfahren wird
wiederholt, wobei jedoch jetzt im Verfahrensschritt (II) zugesetzt
werden ein Gemisch aus 1% THP-Kondensationsprodukt das enthält 3 Teile
THPC und 1 Teil, mit einem C16-18-Amin umgesetzten
Harnstoff, sowie aus 1% von 75%-igem THPS. Dieses THP-Kondensationsprodukt
wird von Albright & Wilson
UK Limited unter der Handelsbezeichnung "PROBAN" ST (eingetragene Marke) vertrieben.
Das danach erhaltene Leder weist eine Schrumpftemperatur von 85°C auf und
hat einen vollen dichten Griff.
-
Beispiel 4
-
Im
wesentlichen wird das Verfahren nach Beispiel 1 wiederholt; abweichend
wird im Verfahrensschritt (II) ein Gemisch aus 0,5% THP-Kondensationsprodukt
nach Beispiel 1 und 0,5% THP-Kondensationsprodukt nach Beispiel
2 eingesetzt. Das danach erhaltene Leder hat eine Schrumpftemperatur
von 74°C.
-
Beispiel 5
-
Im
Anschluss an die Behandlung mit Magnesiumsulfat und Natriumacetat
im Behandlungsschritt (I) nach Beispiel 1 werden die Häute zusammen
mit einem Gemisch aus 1% THP-Kondensationsprodukt nach Beispiel
1 und 1% einer wässrigen,
75%-igen THPS-Lösung
2 h lang in der rotierenden Trommel behandelt. Hierbei fällt der
pH-Wert auf einen Wert von 2,9 ab; der Selen-Indikator liefert eine
blassgelbe Farbe lediglich auf der Fleischseite; dies ist ein Anzeichen
für eine
schlechte Durchdringung. Das danach erhaltene Produkt hat eine Schrumpftemperatur von
58°C. Nach
dem Basischmachen mit Natriumcarbonat bis zu einem pH-Wert von 6,5
steigt die Schrumpftemperatur auf 83°C an. Der Selen-Indikator zeigt
jetzt eine gleichmäßig verteilte,
leuchtend orange-farbige Färbung.
Das so erhaltene Leder ist von hoher Qualität und hat einen vollen, dichten
Griff.
-
Beispiel 6
-
Im
wesentlichen wird das Verfahren nach Beispiel 4 wiederholt; abweichend
wird das THP-Kondensationsprodukt nach Beispiel 1 durch das THP-Kondensationsprodukt
nach Beispiel 2 ersetzt. Bei einem pH-Wert von 6,5 wird ein vergleichbares
Produkt erhalten, das eine Schrumpftemperatur von 84°C aufweist.
-
Beispiel 7
-
An
nassen blauen Schafhäuten
wird eine Nachgerbung mit nachfolgenden Behandlungsschritten durchgeführt:
Waschen,
200%
Wasser von 35°C,
10'
Entfernung
des Wassers,
Wiederholung,
100% Wasser von 35°C,
5% "ALBRITE" AD
45'
1,5% Ammoniumbicarbonat,
0,5%
Natriumformiat,
40'
pH-Wert
5,6 (innerhalb des Querschnitts),
Waschen,
200% Wasser
von 50°C,
10'
Entfernung
des Wassers,
Wiederholung,
100% Wasser von 50°C,
2%
Farbstoff,
40'
6% "REMSYNOL" ESA,
4% "REMSYNOL" ESI,
40'
Einstellung
des pH-Wertes mit Ameisensäure
auf einen Wert 3,4,
auf einem Rahmen oder Gestellt eingespannt
halten,
Trocknung und Finish.
-
Bei
den Bezeichnungen "ALBRITE" und "REMSYNOL" handelt es sich
um eingetragene Marken;
Bei "ALBRITE" AD handelt es sich um eine wässrige Lösung von
THP-Sulfat.
-
Beispiel 8
-
Nasse
gesalzene Schafhäute
werden entsprechend der nachstehenden Folge von Behandlungsschritten
behandelt:
-
In
allen Fällen
macht der Anteil an Flüssigkeit bzw.
Waschflotte (float) etwa 500% aus:
Erster Spülvorgang:
Wasser
von 35°C,
1
g/l Netzmittel,
0,5 g/l Natriumcarbonat,
30'
Entfernung
der Waschflüssigkeit,
auf
der Fleischseite,
Wasser von 35°C,
1 g/l Netzmittel,
2
g/l Beizmittel,
0,5 g/l Natrium-metabisulfat,
60'
Entfernung
der Waschflüssigkeit,
Waschen,
Entfernung
der Waschflüssigkeit,
Wässern,
die
Wolle wird auf die erforderliche Länge geschert,
Pickelbehandlung,
Wasser
von 20°C,
50
g/l Salz,
10'
2,5
g/l Ameisensäure,
0,7
g/l Schwefelsäure
120'
wird über Nacht
bei intermittierendem Betrieb und bei einem pH-Wert von 2,8 bis
3,0 in der rotierenden Trommel gehalten;
Zugabe von 12 g/l "ALBRITE" AD,
10'
4 g/l sulfitiertes Öl (elektrolytbeständig),
360'
wird über Nacht
so gehalten,
Prüfung
der Schrumpftemperatur,
Basischmachen bis zu einem pH-Wert
von 6,5 durch Zugabe von Natriumcarbonat,
erneute Prüfung der
Schrumpftemperatur,
Entfernung der wässrigen Flüssigkeit,
Spülen und
in einem Rahmen oder über
einem Gestell eingespannt halten, Herausnehmen,
Kruponieren
und Stollen.
-
Beispiel 9
-
Englisches
26K Spaltleder aus Ochsenhäuten
wird entsprechend der nachstehenden Folge von Behandlungsschritten
gegerbt:
Waschen,
200% Wasser von 30°C,
10'
Entfernung der Waschflüssigkeit,
Wiederholung,
200%
Wasser von 35°C,
2%
Ammoniumchlorid,
0,5% Natrium-metabisulfat
60'
pH-Wert 8,3
(innerhalb des Querschnitts),
1% "PANCREOL" PBW1 (Pankreas-Beizmittel),
45'
Entfernung
der Waschflüssigkeit,
Waschen,
200%
Wasser von 20°C,
10'
Entfernung
der Waschflüssigkeit,
Wiederholung,
80%
Wasser von 20°C,
Salz,
8% Salz,
10'
bei
der Bezeichnung "PANCREOL" handelt es sich um
eine registrierte Marke.
6°Bè,
1,2%
Schwefelsäure,
0,4%
Ameisensäure,
3
Stunden
6°Bè,
pH-Wert
2,8,
Zugabe von 10% "ALBRITE" AD,
2 Stunden
vollständige Durchdringung,
Zugabe
von 1,5% Natriumcarbonat,
60'
1,5% Natriumcarbonat,
60'
pH-Wert 6,8,
3
h lange Behandlung in der rotierenden Trommel,
die Schrumpftemperatur
wird zu 89°C
ermittelt,
in einem Rahmen oder über einem Gestell eingespannt
halten,
Herausnehmen,
Falzen,
Waschen,
200%
Wasser von 50°C,
10'
Entfernung
der Waschflüssigkeit,
Wiederholung,
100%
Wasser von 50°C,
5% "NEOSYN" AC4 (ein Acrylharz),
40'
2% Farbstoff,
40'
bei der Bezeichnung "NEOSYN" handelt es sich
um eine registrierte Marke.
6% "REMSYNOL" ESA,
4% "REMSYNOL" ESI,
40'
Einstellung des pH-Wertes mit
Ameisensäure
auf einen Wert von 3,6.
-
Beispiel 10
-
Im
wesentlichen wird das Leder entsprechend dem Verfahren nach Beispiel
9 erzeugt; abweichend wird die Nachgerbungsbehandlung und die Färbebehandlung
wie folgt durchgeführt:
150%
Wasser von 45°C,
5%
Mimosa (Mimosarinde, eine Gerbrinde),
4% "NEOSYN" RW
45'
4% Farbstoff
45'
4% "REMSYNOL" ESA,
4% "REMSYNOL" ESI,
40'
Einstellung
des pH-Wertes mit Ameisensäure
auf einen Wert von 3,4.
-
Beispiel 11
-
Englische,
entfettete und gepickelte Schaffelle werden wie folgt gegerbt:
80%
Wasser,
8% Salz
15 Minuten
pH-Wert 3,4,
6°Bè,
10% "ALBRITE" AD,
60 Minuten
langsames
Anheben des pH-Wertes auf einen Wert von 6,5,
120 Minuten
das
Produkt wird 120 min lang bei einem pH-Wert von 6,5 in der rotierenden
Trommel behandelt,
danach wird die Schrumpftemperatur zu 86°C bestimmt,
Nachgerbungsbehandlung:
Zugabe
von 4% "NEOSYN" CPP48 (ein weißes, lichtechtes
Syntan),
60'
Waschen,
200%
Wasser von 55°C,
15'
Entfernung
der Waschflüssigkeit,
Wiederholung,
100%
Wasser von 55°C,
6% "REMSYNOL" ESI,
4% "REMSYNOL" ESA,
4% Weißpigment
45'
Einstellung
des pH-Wertes mit Ameisensäure
auf einen Wert von 3,6,
Wird in einem Rahmen oder über einem
Gestell über Nacht
eingespannt gehalten,
Trocknung.
-
Beispiel 12
-
Englische,
entfettete und gepickelte Schaffelle werden wie folgt gegerbt:
80%
Wasser,
8% Salz,
15 Minuten
pH-Wert 3,4,
6°Bè
3,1 "ALBRITE AD75M"
60 Minuten
langsames
Anheben des pH-Wertes auf einen Wert von 6,5,
120 Minuten
das
Produkt wird bei einem pH-Wert von 6,5 120 min lang in der rotierenden
Trommel behandelt,
danach wird eine Schrumpftemperatur von
84°C ermittelt,
bei "ALBRITE AD75M" handelt es sich
um eine wässrige
Lösung
von THP-Sulfat.
Nachgerbungsbehandlung:
Zugabe von 4% "DEHSCOFIX 914",
Waschen,
200%
Wasser von 55°C,
15'
Entfernung
der Waschflüssigkeit,
Wiederholung,
100%
Wasser von 55°C,
5% "REMSYNOL" ESI,
5% "REMSYNOL" ESA,
45'
Einstellung
des pH-Wertes mit Ameisensäure
auf einen Wert von 3,4,
das Leder wird über Nacht in einem Rahmen oder über einem
Gestell eingespannt gehalten,
Trocknung.
-
Beispiel 13
-
Englische,
entfettete und gepickelte Schaffelle werden wie folgt gegerbt:
80%
Wasser,
8% Salz,
15 Minuten
pH-Wert 3,4,
6°Bè,
3% "ALBRITE AD75M",
60 Minuten
der
pH-Wert wird langsam auf einen Wert von 6,5 angehoben,
das
Produkt wird 120 min lang bei einem pH-Wert von 6,5 in der rotierenden
Trommel gehalten,
danach wird eine Schrumpftemperatur von 84°C festgestellt,
Nachgerbungsbehandlung:
Zugabe
von 4% "NEOSYN" DSF2,
60'
Waschen,
200%
Wasser von 55°C,
Entfernung
der Waschflüssigkeit,
bei
der Bezeichnung "DENSCOFIX" handelt es sich um
eine eingetragene Marke.
Wiederholung:
100% Wasser von
55°C,
5% "REMSYNOL" ESI,
5% "REMSYNOL" ESA,
45'
Einstellung
des pH-Wertes mit Ameisensäure
auf einen Wert von 3,6,
das Leder wird über Nacht in einem Rahmen oder über einem
Gestell eingespannt gehalten,
Trocknung.