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Gebiet der Erfindung
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Die Erfindung betrifft allgemein
Verfahren zur Erzielung von Änderungen
der biologischen Funktion durch Fördern der Spaltungsrate oder
Bildungsrate spezifischer Bindungen in Biomolekülen in vivo. Genauer betrifft
die Erfindung die Förderung
der Spaltungs- oder Bildungsrate spezifischer Amid-, Peptid- oder
Esterbindungen in Proteinen, indem man in ein Tier einen Antikörper einführt, der
diese Spaltungs- oder Bildungsrate fördern kann, oder indem man
in ein Tier ein Immunogen einführt,
das den gewünschten
die Geschwindigkeit fördernden
Antikörper
auslöst.
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In der Anmeldung wird mit Hilfe arabischer
Zahlen in Klammem auf zahlreiche Veröffentlichungen Bezug genommen.
Vollständige
bibliographische Angaben dieser Literaturstellen finden sich am
Ende der Beschreibung unmittelbar vor den Ansprüchen. Die Literaturstellen
beschreiben sowohl der Stand der Technik, auf den sich die Anmeldung
bezieht, als auch bestimmte Aspekte der Erfindung selbst.
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Stand der Technik
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Bekanntermaßen gibt es zahllose Enzyme,
die verschiedene chemische Reaktionen katalysieren können. Gleichermaßen wurde
entdeckt, daß Antikörper zum
Katalysieren verschiedener chemischer Reaktionen induziert werden
können
(US-Anmeldung Nr. 674 253). Es ist bekannt, daß Antikörper und Enzyme in der Hinsicht
grundsätzliche
Gemeinsamkeiten aufweisen, als sie beide spezialisierte Proteine
darstellen, die andere Moleküle
binden. Andererseits bestehen jedoch wichtige physiologische Unterschiede
zwischen Antikörpern und
Enzymen.
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Antikörper binden typischerweise
an ein Molekül
oder Antigen, um dieses Antigen für den Antikörper produzierenden Organismus
als "fremd" zu markieren. Die
Bindung des Antikörpers
an das Antigen ermöglicht die
Entfernung des Antigens aus dem Organismus. Enzyme sind dagegen
Biokatalysatoren, die ein Molekül so
binden, daß die
Aktivierungsenergie für
eine das Molekül
oder Substrat involvierende Reaktion gesenkt wird, wodurch wiederum
die Geschwindigkeit der Reaktion erhöht wird.
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Linus Pauling hat angenommen, daß es zwei
Arten von Wechselwirkungen zwischen Proteinen und den an sie bindenden
Molekülen
gibt. Antikörper
binden Moleküle
im Grundzustand am stärksten,
während
Enzyme Moleküle
in ihren energetisch höheren
Zuständen
am stärksten
binden.
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Auf diesem Bindungsverhalten aufbauend
hat Pauling versucht, den Mechanismus der enzymatischen Katalyse
zu erklären.
Im Verlauf der chemischen Reaktion vollziehen die Reaktanden einen
oder mehrere Umwandlungen über
Intermediatstrukturen oder Übergangszustände, die
energetisch ungünstiger
als der Reaktand selbst oder das Produkt sind. Die Hydrolyse einer
Peptid- oder Esterbindung
verläuft
im wässrigen
Medium über
den Übergangszustand
eines tetraedrischen Kohlenstoffs. Im Übergangszustand ist das Kohlenstoffatom
gebunden an: das Kohlenstoffatom des Säureanteils der Peptid- oder
Esterbindung, zwei Sauerstoffatome, von denen eines der Carbonylgruppe
und das andere einem Hydroxylion oder einem Wassermolekül des Mediums
entspricht, sowie entweder ein Sauersoffatom des Alkoholbestandteils
des Esters oder das Stick stoffatom des Aminbestandteils der Peptidbindung.
Der Übergangszustand
läßt sich
weder isolieren noch nachweisen, da er lediglich für 10–13 Sekunden
besteht.
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Auf molekularer Ebene spiegeln diese Übergangszustände Veränderungen
der Bindungslängen
und -winken sowie die Bindung und den Bruch von Bindungen wider.
Die zum Erreichen eines Übergangszustandes
erforderliche Energie wird als Aktivierungsenergie bezeichnet, die
auch als der Energieunterschied zwischen der Energie des Übergangszustandes
und derjenigen der Reaktanden betrachtet werden kann. Nach der Hypothese
von Pauling bindet ein Enzym vorzugsweise den Übergangszustand einer Reaktion,
wodurch es diesen relativ zum Substrat bzw. den Produkten stabilisiert,
die Aktivierungsenergie der Reaktion verringert und so die Reaktionsgeschwindigkeit
erhöht.
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Durch Erweiterung dieser Erklärung sagte
Pauling weiterhin voraus, daß stabile
Analoga des Übergangszustands
fest an das Enzym gebunden würden.
Im Rahmen einer Diskussion über
Verformung des Substrats als eine der vielen Möglichkeiten zur Geschwindigkeitserhöhung durch
Enzyme wurde angeregt, daß man
den Ausdruck "Analogon
des Übergangszustands" zur Beschreibung
eines Inhibitors dieses Typs verwenden könne (1).
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Paulings Hypothese ist zur Basis
für das
nunmehr anerkannte Vorgehen zum Design von Enzyminhibitoren geworden.
Die Strategien zum Design von Enzyminhibitoren hat wiederum die
Strategie zur Erzeugung katalytischer Antikörper angeregt, bei der Antigene
aufgrund von mechanistischen Prinzipien so konstruiert werden, daß als Reaktion
auf solche Antigene gebildete
Antikörper eine chemische Reaktion
katalysieren, indem sie den durch das Design des Antikörpers implizierten Reaktionsmechanismus
durchführen.
Diese Strategie ist in zahlreichen Ansätzen verfolgt worden.
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Beispielsweise wurde ein Analogon
des Übergangszustands,
das den Übergangszustand
für die
Spaltung einer Esterbindung nachahmt, zur Erzeugung monoklonaler
Antikörper
verwendet, die als katalytische Esterase fungierten (2). Genauer
beschleunigte der erzeugte Antikörper
die Hydrolyse eines Essigsäurearylesters
um einen Faktor 15.000.
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In einem anderen Beispiel wurde ein
den Übergangszustand
einer intramolekularen Zyklisierung eines 6-gliedrigen Ringes nachahmendes
Analogon dieses Übergangszustandes
verwendet, um die Bildung eines monoklonalen Antikörpers anzuregen,
der als stereospezifischer, enzymvermittelter Katalysator wirkte
(3). Genauer beschleunigte der so erzeugte Antikörper die Bildung eines einzigen
Enantiomeren des δ-Lactons
aus dem entsprechenden δ-Hydroxyester-Racemat
um etwa einen Faktor 800.
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Ebenso wurden Monoarylphosphonamidatester
als Analoga des Übergangszustands
der Hydrolyse von Arylamiden synthetisiert und als Haptene zum Anregen
der Bildung von spezifischen monoklonalen Antikörpern verwendet, welche die
Hydrolyse von Arylamiden katalysieren können (4). Entsprechend den
Angaben wirkten einige der erzeugten Antikörper katalytisch und waren
spezifisch für
die Hydrolyse spezieller Arylester, und zwar mit einer Geschwindigkeitserhöhung von
250.000.
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Phosphonamidat- oder Phosphonatanaloga-Liganden
mit der Konformation des Hydrolyse-Übergangszustands
eines Amid- oder Esterliganden, die zur Erzeugung von Antikörpern eingesetzt
wurden, sind in dem an Tramontano et al. erteilten US-Patent 4 659
567 (Tramontano) beschrieben. Die auf diese Weise erzeugten Antikörper schließen den
Angaben zufolge ein Paratop ein, das das tetraedrische Kohlenstoffatom des
Esterhydrolyse-Übergangszustands
des Liganden bindet und stabilisiert, um den Liganden an einer bestimmten
Stelle zu hydrolysieren.
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Zur Erzeugung von Antikörper-Katalysatoren
für die
Hydrolyse von Estern und Amiden verwendbare Analoga als Liganden
sind auch in der EP-A-0 251 093 der Kollmorgen Corp. (Kollmorgen)
beschrieben.
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Analoga als Liganden sind gemäß einem
rationalen Designansatz konstruiert worden, der die Stabilisierung
des Übergangszustands
maximiert und die atomaren Beziehungen im Analogon des proteolytischen Überganszustands
optimiert, wodurch die Erzeugung von Antikörpern möglich wird, welche die beiden
wesentlichen Effekte der enzymatischen Katalyse, d.h. die molekulare
Erkennung sowie die Geschwindigkeitserhöhung, hervorbringen können. Antigene,
Immunogene und immunologische Verfahren zur Erzeugung katalytischer
Antikörper
sind beschrieben in der allgemein angeführten Stammanmeldung Nr. 190
271, eingereicht am 4. Mai 1988.
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Bekanntermaßen können gegen Peptide hervorgerufene
Antikörper
an dieselbe Sequenz binden, wenn diese sich in einem intakten Protein
befindet. Beispielsweise können
Antikörper
gegen ein Peptid, das die Aminosäuren
1–15 des
Tumor-Nekrose-Faktors (TNF) enthält,
an den nativen Tumor-Nekrose-Faktor binden und dadurch dessen Wechselwirkung
mit dem Zelloberflächen-Rezeptor unterbinden
(1). Gleichermaßen kreuzreagieren
Antikörper
gegen ein Aminosäuren
des gp120-Hüllproteins
aus HIV enthaltendes Peptid mit dem intakten Virus und verhindern
die Interaktion des Virus mit dessen zellulären Rezeptor CD4 (2). In einem weiteren
Beispiel konnten gegen ein die Aminosäuren 67–83 des Hühnerei-Lysoryms enthaltendes
Peptid hervorgerufene Antikörper
mit dem intakten Protein kreuzreagieren und können auch Lysozyme anderer
Vogelarten erkennen, deren Sequenzen im Epitop im wesentlichen vergleichbar
sind (3).
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Obwohl Verfahren zur Herstellung
katalytischer Antikörper
sowie Verfahren zur Bindung nichtkatalytischer Antikörper an
jeweils interessierende Antigene oder Substrate beschrieben worden
sind, hat der Stand der Technik noch kein therapeutisches Verfahren
bereitgestellt, bei dem man geschwindigkeitserhöhende Antikörper gegen zuvor als Zielobjekte
bestimmte Biomoleküle
richtet. Darüber
hinaus hat der Stand der Technik weder ein Verfahren zur Verringerung
oder anderweitigen Steuerung der biologischen Wirkungen unerwünschter
Proteine wie dem Tumor-Nekrose-Faktor bereitgestellt noch hat er
für Verfahren
zum Abmildern der Symptome von Allergien, zum Verringern der Infektiosität des HIV-Virus,
zum Abschwächen
der Wirkungen des Bluthochdrucks und anderer Erkrankungen und physiologischer
Zustände
gesorgt, die sich durch die Spaltung oder Bildung bestimmter Biomoleküle steuern
lassen.
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Der Scientific American (Bd. 258
(1988) S. 42–50)
legt die Verwendung von katalytischen Antikörpern zur Spaltung von viralen
Hüllproteinen
nahe.
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Ebenso schlägt die EP-A-0 260 939 katalytische
Antikörper
zur Spaltung von Proteinen wie z.B. über Spaltung von Ester- oder
Amidbindungen vor.
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Andere Anwendungsmöglichkeiten
für katalytische
Antikörper,
insbesondere der Abbau von Kohlenhydraten, die Behandlung von Krankheiten
oder die Krebstherapie, werden in der EP-A-0251 093 allgemein erwähnt.
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Der Stand der Technik hat jedoch
keine verläßlichen
Verfahren für
die Aktivierung eines Prodrugs unter Verwendung von Katalysatoren
zur Verfügung
gestellt, um den aktiven Wirkstoff aus dem Prodrug freizusetzen.
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Aufgaben der
Erfindung
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Es ist eine Hauptaufgabe dieser Erfindung,
eine pharmazeutische Zusammensetzung zum Fördern der Geschwindigkeit der
Spaltung oder Bildung einer spezifischen Amid-, Peptid-, Ester-
oder glykosidischen Bindung in Biomolekülen in vivo bereitzustellen.
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Es ist eine weitere Aufgabe der Erfindung,
eine pharmazeutische Zubereitung zum Fördern der Geschwindigkeit der
Spaltung oder Bildung solcher spezifischer Bindungen in vivo durch
einen die Geschwindigkeit fördernden
Antikörper
bereitzustellen, der in ein Tier eingeführt werden soll, wobei der
Antikörper über ein rationales
Designverfahren gemäß der Erfindung
hergestellt wird.
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Es ist noch eine weitere Aufgabe
der Erfindung, eine pharmazeutische Zubereitung zum Fördern der Spalt-
oder Bildungsrate einer spezifischen Amid-, Peptid-, Ester- oder
glykosidischen Bindungen in Biomolekülen in vivo durch eine wirksame
Menge eines Antigens bereitzustellen, das in ein Tier eingefügt werden
soll, wobei das Antigen über
die Einwirkung auf das Immunsystems des Tieres Antikörper auslöst, die
die Spaltungs- oder Bildungsrate dieser Bindungen erhöhen.
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Es ist noch eine weitere Aufgabe
der Erfindung, eine biologische Funktion in einem Tier zu aktivieren oder
zu desaktivieren, indem die Geschwindigkeit der Spaltung oder Bildung
spezifischer Bindungen in vivo über
rationale Designverfahren erhöht
wird, die das Identifizieren des Biomoleküls umfassen, das gebildet oder gespalten
werden soll, so daß die
gewünschte
biologische Aktivierung oder Desaktivierung erzielt werden kann,
und danach Wählen
des geeigneten Antigens, so daß der
gewünschte,
die Geschwindigkeit erhöhende Antikörper ausgelöst werden
kann.
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Es ist noch eine Aufgabe und ein
verwandtes Ziel der Erfindung, Algorithmen bereitzustellen und bestimmte
Aminosäuresequenzen
in Biomolekülen
zu identifizieren, worin die gewünschte
Spaltung oder Bildung erzielt werden kann.
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Es ist noch eine weitere Aufgabe
der Erfindung, Antigene bereitzustellen, die Vaccinen analog sind und
die das Immunsystem des Tieres dazu veranlassen, einen gewünschten
katalytischen Antikörper
zu entwickeln, der dann auf ein Biomolekül einwirkt, um die Spaltungsgeschwindigkeit
desselben zu erhöhen
und die gewünschte
Aktivierung oder Desaktivierung einer biologischen Funktion zu erzielen.
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Es ist noch eine weitere Aufgabe
der Erfindung, die Aktivierung oder Desaktivierung bestimmter biologischer
Funktionen zu verursachen, beispielsweise die Verringerung allergischer
Symptome, die Verringerung der Infektionswirksamkeit eines Virus,
die Entgiftung von Lipopolysaccharid, die Linderung der Wirkungen des
Tumornekrosefaktors und die Verringerung des Bluthochdrucks, indem
man die Menge an menschlichem Renin in vivo verringert.
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Es ist eine weitere Aufgabe der Erfindung,
die Aktivierung eines Prodrugs zu verursachen.
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Die Erfindung stellt somit bereit
die Verwendung einer wirksamen Menge eines die Geschwindigkeit erhöhenden Antikörpers in
der Herstellung einer pharmazeutischen Zusammensetzung zum Erhöhen der
Geschwindigkeit der Spaltung oder Bildung einer spezifischen Amid-,
Peptid-, Ester- oder Glykosidbindung in einem Biomolekül in vivo,
wobei dieser Antikörper
hergestellt wurde durch das Verfahren der: a) Auswahl der zu spaltenden
oder zu bildenden spezifischen Amid-, Peptid-, Ester- oder Glykosidbindung;
b) Auswahl eines Antigens, das ein Analogon dieses Biomoleküls enthält und das
ein Analogon dieser zu bildenden oder zu spaltenden Bindung enthält; c) Aussetzen
von Zellen, die fähig
sind, Antikörper
zu produzieren, an dieses Antigen und dadurch Erzeugen von antikörperproduzierenden
Zellen; d) Hybridisieren dieser antikörperproduzierenden Zellen mit
Myelomzellen und dadurch Erzeugen einer Vielzahl an Hybridomzellen,
von denen jede monoklonale Antikörper
erzeugt; und e) Screenen dieser Vielzahl an monoklonalen Antikörpern, um
einen monoklonalen Antikörper
zu identifizieren, der die Spaltung oder Bildung dieser Amid-, Peptid-,
Ester- oder Glykosidbindung verstärkt.
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Die Erfindung stellt außerdem bereit
die Verwendung für
die Herstellung eines Arzneimittels zum Erhöhen der Geschwindigkeit der
Spaltung oder Bildung einer spezifischen Amid-, Peptid-, Ester-
oder Glykosidbindung in einem Biomolekül in vivo, von einer wirksamen
Menge eines Antigens, das fähig
ist Antikörper
in einem Tier hervorzurufen, die die Geschwindigkeit der Spaltung
oder Bildung dieser Bindung erhöhen,
wobei der Antikörper
hergestellt wurde durch das Verfahren der: a) Auswahl der zu spaltenden
oder zu bildenden spezifischen Amid-, Peptid-, Ester- oder Glykosidbindung;
b) Auswahl eines Antigens, das ein Analogon dieses Biomoleküls enthält und das
ein Analogon dieser zu bildenden oder zu spaltenden Bindung enthält; c) Aussetzen
von Zellen, die fähig
sind, Antikörper
zu produzieren, an dieses Antigen und dadurch Erzeugen von antikörperproduzierenden
Zellen; d) Hybridisieren dieser antikörperproduzierenden Zellen mit
Myelomzellen und dadurch Erzeugen einer Vielzahl an Hybridomzellen,
von denen jede monoklonale Antikörper
erzeugt; und e) Screenen dieser Vielzahl an monoklonalen Antikörpern, um
einen monoklonalen Antikörper
zu identifizieren, der die Spaltung oder Bildung dieser Amid-, Peptid-,
Ester- oder Glykosidbindung verstärkt.
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Die Erfindung stellt weiterhin bereit
die Verwendung einer wirksamen Menge eines die Geschwindigkeit erhöhenden Antikörpers für die Herstellung
einer pharmazeutischen Zusammensetzung zum Aktivieren oder Deaktivieren
einer biologischen Funktion in einem Tier durch Erhöhen der
Geschwindigkeit der Spaltung oder Bildung einer spezifischen Amid-,
Peptid-, Ester- oder Glykosidbindung in einem Biomolekül in vivo,
wobei dieser Antikörper
hergestellt wurde durch das Verfahren: a) Identifizieren eines Biomoleküls, dessen
Bildung oder Spaltung zu der Aktivierung oder Deaktivierung der
gewünschten
biologischen Funktion führt,
wobei dieses Biomolekül
eine zugängliche
zu spaltende oder zu bildende Bindung aufweist; b) Auswahl eines
Antigens, das ein Analogon dieses Biomoleküls enthält, das ein Analogon dieser
zu bildenden oder zu spaltenden Bindung enthält; c) Aussetzen von Zellen,
die fähig
sind, Antikörper
zu produzieren, an dieses Antigen und dabei Erzeugen von antikörperproduzierenden
Zellen; d) Hybridisieren dieser antikörperproduzierenden Zellen mit Myelomzellen
und dadurch Erzeugen einer Vielzahl an Hybridomzellen, von denen
jede monoklonale Antikörper
erzeugt; und e) Screenen dieser Vielzahl an monoklonalen Antikörpern, um
einen monoklonalen Antikörper zu
identifizieren, der die Spaltung oder Bildung dieser Amid-, Peptid-,
Ester- oder Glykosidbindung verstärkt.
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Die Erfindung stellt außerdem bereit
die Verwendung für
die Herstellung eines Arzneimittels zum Aktivieren oder Deaktivieren
einer biologischen Funktion durch Erhöhen der Geschwindigkeit der
Spaltung oder Bildung einer spezifischen Amid-, Peptid-, Ester-
oder Glykosidbindung in einem Biomolekül in vivo, von einer wirksamen
Menge eines Antigens, das fähig
ist, Antikörper
in diesem Tier hervorzurufen, die die Geschwindigkeit der Spaltung
oder Bildung dieser Bindung erhöhen,
wobei dieses Antigen hergestellt wurde durch das Verfahren der:
a) Identifizierung eines Biomoleküls, dessen Bildung oder Spaltung
zu der Aktivierung oder Deaktivierung der gewünschten biologischen Funktion
führt,
wobei dieses Biomolekül
eine zugängliche
oder oberflächenlokalisierte,
zu spaltende oder zu bildende Bindung aufweist; und b) Auswahl eines
Antigens, das ein Analogon dieses Biomoleküls enthält, das ein Analogon dieser
zu bildenden oder zu spaltenden Bindung enthält.
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Kurze Beschreibung
der Zeichnungen
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Die Erfindung wie auch andere Aufgaben,
Merkmale und Vorzüge
derselben werden klarer und vollständiger aus der folgenden genauen
Beschreibung verstanden werden, wenn diese unter Bezugnahme auf die
angefügten
Zeichnungen gelesen wird, worin:
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1 die
dosisabhängige
Inhibition der HIV-I p 24 gag-Produktion in infizierten H9-Zellen durch den Klon
AHIV 1.3 zeigt; und
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2 die
dosisabhängige
Inhibition der HIV-I-induzierten Zellfusion durch die Klone AHIV
1.3, AHIV 1.6 und AHIV 2.0 zeigt.
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Genauere Erfindungsbeschreibung
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Definitionen von Ausdrücken:
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In weitesten Sinne läßt sich
der Ausdruck "Antigen" als ein Molekül definieren,
das die Bildung von Antikörpern
anregt. Wie er hier verwendet wird, meint der Begriff "Antigen" ein Molekül, das inhärent immunogen wirkt,
ein erfindungsgemäßes Hapten
oder ein Immunogen, das ein erfindungsgemäßes Hapten enthält, das mit
Hilfe einer geeigneten Kupplungseinheit an ein Trägermolekül gekuppelt
ist. Die Trägermoleküle schließen beispielsweise
das Haemocyanin der Muschel Fissurella, Thyreoglobulin, Hühner-Immunoglobulin,
Ovalbumin, Rinderserumalbumin (BSA), T-Helferpeptide usw ein. Der
Begriff "Kupplungseinheiten", wie er hier verwendet
wird, bezieht sich auf in der Fachwelt bekannte biotechnologische
Vernetzungsmittel (z.B. die von Pierce, Rockford, Illinois im Handel
erhältlichen)
und schließt
beispielsweise das Trout'sche
Reagens, Disuccinylsuberat u.a. ein.
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Der Begriff "Antikörper" umfaßt vollständige Immunglobuline und deren
Fragmente, soweit sie die Bindungstelle für das Antigen enthalten.
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Der hier verwendete Ausdruck "Analogon des Übergangszustands
(Übergangszustandsanalogon)" meint eine Anordnung
von Atomen, die sich der Konfiguration einer Amid- oder Esterbindung,
wie sie im hydrolytischen Übergangszustand
vorliegt, annähern
oder diese nachahmen soll.
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Der Ausdruck "Dipeptidanaloga" meint, wie er hier verwendet wird,
eine ein Analogon des Übergangszustands
oder eines unter Spannung stehenden Grundzustands oder von beidem aufweisende
Struktur mit Seitenketten der beiden Aminosäuren, die in ihren Positionen
denjenigen des nachgeahmten Peptids entsprechen. In anderen Worten
wird in einem Dipeptidanalogon die normale Amidbindung (d.h. -CO-NH-)
zwischen den beiden Aminosäuren
durch eine wie oben definierte Anordnung von Atomen ersetzt. Weitere
Aminosäurereste
können
um das Dipeptidanalogon zum Erhalt eines Polypeptids herum enthalten
sein. So ersetzt das Dipeptidanalogon die zur Spaltung im Substratmolekül angepeilte
Peptidbindung. Die Einheiten um das Dipeptidanalogon herum enthalten
Peptidbindungen, die in der Weise abgewandelt sein können, daß die natürlicherweise
auftretende C=O-Gruppe durch NH, O, S, CH2,
CF2 oder C=S und/oder die natürlicherweise
auftretende NH-Gruppe durch O, S, CH2, CF2, C=O oder C=S ersetzt ist. Beispielsweise
können
die Einheiten Retropeptide darstellen, in denen die C=O und NH-Gruppen
der Amidbindungen vertauscht sind.
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Der Ausdruck "einiges oder alles" meint einen Teil des Zielmoleküls, einschließlich mindestens
der zu spaltenden Ester-, Amid- oder glycosidischen Bindung, oder
das gesamte Zielmolekül.
Beispielsweise muß nach
einer erfindungsgemäßen Ausführungsform
in einem Hapten, welches zum Zweck der Erzeugung von Antikörpern zur
Katalyse der Spaltung einer spezifischen Peptidbindung in einem
Proteinmolekül
aus einem Polypeptid aus vielen Aminosäuren besteht, das der Peptidbindung
im Zielprotein entsprechende Dipeptidanalogon von nicht mehr als
acht Aminosäureresten
umgeben sein. Handelt es sich bei dem Zielmolekül jedoch um ein relativ kurzes
Molekül,
ist es vorteilhaft, das Dipeptidanalogon mit allen Aminosäureresten
des Zielmoleküls
zu umgeben. Der mit üblichem
Fachwissen ausgestattete Fachmann erkennt, daß die erwünschte Spezifität, die Natur
des Zielmoleküls
und andere Faktoren die zur Umgebung des Dipeptidanalogons erforderliche,
ideale Anzahl an Aminosäureresten
diktieren.
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Der Ausdruck "entspricht im wesentlichen" meint Einheiten,
die in bezug auf Ladung und/oder Größe den Einheiten im das Analogon
der zu spaltenden Bindung enthaltenden Antigen gleichen. Vorzugsweise
stimmen die Einheiten in bezug auf Ladung und Größe überein, obwohl Identität keine
Notwendigkeit für
das erfindungsgemäße Hapten
darstellt. Haptene können
ein oder mehrere asymmetrische Zentren enthalten und somit in enantiomerer
oder diastereomerer Form vorliegen. Im allgemeinen werden die Haptene
in Form von Racematen oder Gemischen von Diastereomeren erhalten.
Falls gewünscht,
können
bekannte Verfahren zur Auftrennung der Gemische in ihre sterisch
homogenen Bestandteile angewandt werden. Die Herstellung der optischen
Isomere in reiner Form ist auch unter Verwendung sterisch homogener
Ausgangsmaterialien möglich.
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Der Ausdruck "Hapten", wie er hier verwendet wird, bezieht
sich auf ein Molekül,
das als Epitop wirken kann. Die Haptene enthalten eine zu spaltende
Amid-, Peptid-, Ester- oder glycosidische Bindung.
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Physiologisch geeignete Salze umfassen
Salze von Mineralsäuren,
z.B. der Salzsäure,
Schwefelsäure,
Salpetersäure
und dergleichen, von monobasischen Carbonsäuren wie beispielsweise Essigsäure, Propionsäure usw,
von dibasischen Carbonsäuren
wie z.B. Maleinsäure,
Fumarsäure
und dergleichen und von tribasischen Carbonsäuren wie Citronensäure und
dergleichen.
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Der hier verwendete Ausdruck "natürlich auftretende
Aminosäuren" schließt die 20
essentiellen α-Aminosäuren sowie
andere α-Aminosäuren ein,
die sich ggf. in Proteinen finden. Diese Aminosäuren umfassen Alanin, Arginin,
Asparagin, Asparaginsäure,
Cystein, Glutamin, Glutaminsäure,
Glycin, Histidin, Isoleucin, Leucin, Lysin, Methionin, Phenylalanin,
Prolin, Serin, Threonin, Tryptophan, Tyrosin, Valin, 4-Hydroxyprolin,
5-Hydroxylysin, ε-N-Methyllysin,
3-Methylhistidin, β-Alanin, γ-Aminobuttersäure, Homocystein,
Homoserin, Citrullin, Ornithin, Canaverin, Djenkolsäure und
B-Cyanoalanin. Eine Aminosäure
besteht aus einem Kohlenstoffatom, an das eine Aminogruppe, eine
Carboxylgruppe, ein Wasserstoffatom und eine kennzeichnende Gruppe,
die als "Seitenkette" bezeichnet wird,
gebunden sind. Der hier benutzte Ausdruck "Analogon einer Seitenkette" ist als die Seitenkette
einer natürlich
auftretenden Aminosäure
definiert, in der eine oder mehrere Gruppen der natürlichen
Seitenkette durch eine oder mehrere andere Gruppen ersetzt sind,
die der natürlichen
Gruppe im wesentlichen entsprechen. Die Hydroxylgruppen enthaltenden
Seitenketten können
glycosyliert, phosphoryliert, sulphoniert oder mit Hilfe einer Hydroxylschutzgruppe
geschützt
sein. Die Hydroxygruppen jeder Seitenkette können mit einer beliebigen Anzahl
der im Stand der Technik bekannten, geeigneten Schutzgruppen geschützt sein.
Diese schließen
beispielsweise t-Butylethergruppen ein.
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Der Ausdruck "terminale Aminoschutzgruppe" meint jede Schutzgruppe,
die die terminale Aminogruppe eines Peptids oder einer Aminosäure schützen kann.
Somit schließen
terminale Aminoschutzgruppen Acetyl, Succinyl, Biphenylcarbonyl,
Benzoyl, t-Butyloxycarbonyl, Carbobenzyloxy, Tosyl, Dansyl, Isovaleryl,
Phthalyl, 1-Adamantansulfonyl, Acetimido, Benzimido, Aminino, Carbamyl
und deren funktionalen Äquivalente
ein.
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Der Ausdruck "terminale Carboxyschutzgruppe" meint jede Gruppe,
die die terminale Carboxyleinheit eines Peptids oder einer Aminosäure schützen kann.
Solche terminalen Carboxylschutzgruppen umfassen (C1-C9)-Alkyl, Phenyl, substituierte Methylester
wie Methoxymethyl und Phenoxyacylester, 2-substituierte Ethylester
wie Cyclohexyl und Allyl, substituierte Benzylester wie p-Methoxybenzyl
und p-Brombenzyl, Amide wie Piperidinyl und Hydrazid und deren funktionalen Äquivalente
ein.
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Der Begriff "Biomolekül" ist als ein Molekül definiert, das in vivo oder
in vitro ein biologisches System beeinflußt. Biomoleküle können von
Zellen oder auch chemisch synthetisiert werden. Beispiele für solche
Biomoleküle
schließen
Proteine, Glycoproteine, Peptide, Steroide, Nukleinsäuren und
Oligo- und Polysaccharide ein. Ebenso umfaßt sind die synthetischen Peptid-,
Steroid- und Nukleinsäureanaloga
usw. Pharmazeutisch aktive Verbindungen wie Theophyllin, Capoten,
Cyclosporin usw werden ebenfalls als Biomoleküle betrachtet.
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Der Ausdruck "zugänglich" meint die Fähigkeit
mit der Kombinierungsstelle eines Antikörpers kombinieren zu können.
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Ein katalytischer Antikörper ist
ein Antikörper,
der die Geschwindigkeit einer chemischen Reaktion verändern kann,
wobei alle anderen Bedingungen (z.B. Temperatur, Reaktand-/ Substratkonzentrationen
usw) gleich bleiben, der nicht an der Reaktion teilnimmt und deshalb
in dieser nicht verbraucht wird und eine Vielzahl von Molen an Reaktand/Substrat
pro Mol katalytischem Antikörper
umsetzen kann. Mechanistisch gesehen, bindet er den Reaktand/das
Substrat, bewirkt die beschleunigte Umwandlung des Reaktanden/Substrats
in das Produkt und setzt das Produkt frei, wobei er die Geschwindigkeit
der chemischen Reaktion verändert, ohne
die Lage des Gleichgewichts zu verändern. Die oben genannten Eigenschaften
stellen Eigen schaften eines idealen Katalysators dar. In der Praxis
wird jedoch auch der beste Katalysator durch Verunreinigungen im Reaktionssystem
oder in Folge chemischer oder physikalischer Zerstörung während des
Reaktionsablaufs vergiftet oder desaktiviert. Aus wohlbekannten
Gründen
kann die tatsächliche
Wirkung eines Katalysators durch Komponenten des Reaktionssystems
oder durch die Bedingungen des Reaktionsmilieus vereitelt werden.
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Ein stöchiometrischer Antikörper ist
ein Antikörper,
der die Geschwindigkeit einer chemischen Reaktion stöchiometrisch
beschleunigt, d.h. er steigert die Geschwindigkeit einer Reaktion,
wird jedoch, anders als der katalytische Antikörper, während der Reaktion stöchiometrisch
verbraucht.
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Identification
von Biomolekülen
sowie darin enthaltenen Sequenzen als Zielobjekte der therapeutischen
Wirkung
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In den beschriebenen Beispielen für katalytische
monoklonale Antikörper
wird die Spezifität
dieser Antikörper
erreicht, weil das kontaktierte Molekül, das Substrat, im wesentlichen
mit dem Immunogen übereinstimmt,
jedoch mit der Ausnahme der Struktur des Übergangszustands, die nur im
Immunogen vorhanden ist. Es hat sich nun herausgestellt, daß sich dieser
Ansatz auf das Design von Immunogenen oder Haptenen zum Erzeugen
katalytischer Antikörper
erweitern läßt, die
eine Reaktion in einem Substrat katalysieren können, wenn dieses Substrat
einen Teil eines größeren, komplexeren
biologischen Moleküls
darstellt.
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Beispielsweise liegt beim Design
eines Oligopeptids als Hapten das Analogon des Übergangszustands irgendwo in
der Sequenz, was zur Induktion eines katalytischen Antikörpers mit
Peptidaseaktivität
führt. Die
Spezifität
des Antikörpers
ist durch die die Struktur des Übergangszustandsanalogons
flankierenden Aminosäuren
definiert. Der auf diese Weise erzeugte Antikörper hydrolysiert das Peptid
spezifisch, während
Peptide mit ähnlichen,
jedoch nicht identischen Sequenzen oder Strukturen nicht hydrolysiert
werden. Derartige katalytische Antikörper hydrolysieren das Peptid
auch dann, wenn es einen Teil eines Proteins bildet, vorausgesetzt,
(a) die fragliche Peptidsequenz steht, wenn sie in einem nativen
Protein vorliegt, für
die Bindung an den katalytischen Antikörper zu Verfügung, d.h.
das Epitop befindet sich auf der Oberfläche, und (b) die fragliche
Sequenz kann, wenn sie zur Verfügung
steht, im Protein die Konformation annehmen, die das vollständige Oligopeptid
in seiner freien, als Substrat aktiven Form einnimmt.
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Es hat sich nunmehr herausgestellt,
daß Peptid-,
Ester- oder gylcosidische Bindungen in einem Biomolekül als "zugänglich" oder "nicht zugänglich" bzw. als "auf der Oberfläche befindlich" oder "nicht auf der Oberfläche befindlich" identifizierende
Algorithmen zur Unterstützung
des Designverfahrens für
den Antikörper eingesetzt
werden können.
Solche Informationen stehen in vielfältiger Form und in unterschiedlicher
Präzision zur
Verfügung.
Erstens lassen sich, ist die dreidimensionale Struktur eines Biomoleküls bekannt,
bekanntermaßen
auf der Oberfläche
befindliche Regionen durch Untersuchung der Struktur als mögliche Antigene
identifizieren. Die dreidimensionalen Strukturen aller veröffentlichten
Proteinstrukturen sind in der Brookhaven-Datenbank (4) gespeichert und leicht
zugänglich,
während
die dreidimensionalen Strukturen von anderen Biomolekülen in der
Camebridge-Datenbank erfaßt
sind.
-
Steht keine Struktur zur Verfügung, können vergleichbare,
wenn auch weniger präzise
Informationen durch Bezugnahme auf ein Computermodell oder eine
vorhergesagte Struktur des Biomoleküls erhalten werden. Dies ist
besonders dann hilfreich, wenn das interessierende Biomolekül ein Mitglied
einer Familie homologer Biomoleküle
darstellt, wobei in diesem Fall "auf
Vorkenntnissen beruhende" Vorhersagen
getroffen und so auf der Oberfläche
befindliche Sequenzen identifiziert werden können.
-
Auf einem noch niedrigerem Maß an Präzision können Algorithmen
verwendet werden, die ein Hydrophilitätsprofil des Biomoleküls ergeben.
Bereiche auf dem Biomolekül,
die einen hohen Anteil an hydrophilen oder geladenen Resten enthalten,
stellen sehr wahrscheinlich Kandidaten für eine Lokalisation auf der
Oberfläche
dar.
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Wenn die Spaltung der Proteinkette
beabsichtigt ist, stellen bestimmte Aminosäuresequenzen bevorzugte Zielobjekte
dar. Beispielsweise sind die folgende Aminosäurekombinationen enthaltenden
Sequenzen, wenn sie in einem Protein oder einer Peptidkette enthalten
sind, bevorzugte Stellen der katalytischen Spaltung: Asn-Gly, Asn-Pro,
Asp-Gly und Asp-Pro.
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Gleichermaßen sind Glutaminsäure und
Glutamin enthaltende Sequenzen, d.h. Gln-X und Glu-X, wobei X eine
Aminosäure
ist, bevorzugte Spaltstellen.
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Eine weitere Alternative zum Design
der Spaltung eines Proteins besteht, wenn keine andere Informationen
zur Verfügung
stehen, darin, einem reinen Zufallsansatz zu folgen, bei dem solange
Antikörper
gegen verschiedenste Peptide entlang der Proteinsequenz erzeugt
werden, bis ein kreuzreaktiver Bereich zwischen Antikörper und
Protein lokalisiert ist.
-
Um die Technologie der monoklonalen
Antikörper
zur therapeutischen Anwendung zu bringen, muß der monoklonale Antikörper an
das Antigen binden und darf von diesem nicht abdissoziieren. Bei
dem Antigen kann es sich um ein lösliches Protein, einen Virus
oder ein anderes toxisches Molekül
oder auch um die Oberfläche
einer Zelle handeln. Nach der Bindung setzt der Antikörper-Antigen-Komplex
entweder die Aktivierung einer lytischen Enzymkaskade in Gang oder
wird von phagozytotischen Zellen entfernt.
-
Auf der anderen Seite arbeiten katalytische
Antikörper
nach einem grundsätzlich
anderen Mechanismus. Da ein katalytischer Antikörper, beispielsweise eine Protease,
das Protein an der Bindungsstelle schneiden kann, muß die Lokalisation
und das Design des Epitops so beschaffen seein, daß durch
Proteolyse und abschließendes
Abdissoziieren des katalytischen Antikörpers vom Zielobjekt, die biologische
Funktion dieses Zielobjektes vollständig verloren geht. Somit kann
ein gegen ein Epitop in der Bindungsregion des gp120 des HIV gerichteter
nichtkatalytischer Antikörper
die Bindung des Virus an seinen CD4-Rezeptor verhindern (4). Diese
Inhibition kommt deshalb zustande, weil die Hauptmasse des Antikörpers den
Kontakt zwischen Virus und Rezeptor verhindert.
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Dagegen muß, obwohl ein gegen dieselbe
Virusregion gerichteter katalytischer Antikörper als Protease zum selben
Verlust an Wechselwirkung mit dem Rezeptor führen kann, eine andere Kette
von Ereignissen eintreten, damit der Verlust der Infektiosität sichergestellt
ist. Nach dem Zerschneiden der viralen Proteinkette bleibt die Protease
nicht gebunden; somit muß,
um Wirksam zu sein, das Zerschneiden selbst zum Verlust der Bindung
führen.
Dieses muß nicht
zwangsläufig
auftreten. Beispielsweise könnte
die Spaltung einer speziellen Peptidbindung zu einer Zerstörung der
dreidimensionalen Struktur führen,
die zum Zerstören
der Rezeptorbindungsaktivität
nicht ausreicht. Dagegen kann die Proteolyse einer Peptidbindung
in einem vom Bereich der Rezeptorbindung entfernten Epitop zum Verlust
der Infektiositzät
des Virus führen,
allein durch deren destabilisierende Wirkung auf die Proteinstruktur.
Da katalytische Antikörper
nicht ausschließlich
durch den einfachen Effekt der sterischen Behinderung wirken, muß deshalb
ein gänzlich
anderes Designverfahren für
die als Zielobjekt dienenden Sequenzen etabliert werden. Spezifische
Beispiele, wie ein solches Verfahren ausgeführt werden kann, sind unten
dargestellt.
-
Diese Verfahren der Erfindung können auch
benutzt werden, um eine Spaltung zu bewirken, die zur Aktivierung
einer biologischen Funktion führt.
Solche Reaktionen schließen
die Spaltung von Peptidbindungen ein, können jedoch ebenso Esterbindungen,
glycosidische Bindungen oder andere Bindungstypen involvieren.
-
Ein Beispiel für die Spaltung eines Biomoleküls, die
zur Aktivierung der biologischen Funktion führt, ist die Behandlung von
Insulin-abhängigem
Diabetes. Die Patienten verabreichen sich Insulin über Injektionen selbst.
Die Fachwelt hat nach Insulinzubereitungen gesucht, deren Freisetzung
in den Blutkreislauf die Pharmakokinetik der Freisetzung des natürlichen
Insulins aus dem Pankreas nachahmt. Insulin liegt im Pankreas in
einer Vorläuferform
vor, dem Proinsulin, dessen Aktivität um mehrere Größenordnungen
geringer ist als diejenige von Insulin selbst. Eine für die Peptidbindung,
die zur Umwandlung von Proinsulin zu Insulin führt, spezifische Antikörperprotease
läßt sich
so konstruieren, daß ihre
kinetischen Eigenschaften eine in-vivo-Freisetzung von Insulin nach Injektion
von Proinsulin zusammen mit Antikörperprotease gestatten. Dies
ist ein Beispiel für
die Aktivierung eines Prodrugs, wobei der Wirkstoff in diesem Fall
ein natürliches
Proteinhormon ist. Die Prodrugs können jedes therapeutisch wirksame
Molekül
umfassen, das zur Aktivierung einer biologischen Funktion führt. Die
Vorläuferform
kann dabei entweder die Vorteile einer natürlich vorkommenden Modifikation des
Wirkstoffes oder jeder geeigneten synthetischen Modifikation desselben
ausnutzen. Geeignete Wirkstoffderivate mit niedriger Aktivität (sowohl
therapeutisch wirksamer als auch toxischer), werden bei der Modifikation
mit einem geeigneten katalytischen Antikörper in die aktive Form überführt. Ein
spezifisches Beispiel für ein
solches Verfahren ist im folgenden dargestellt.
-
Herstellung
und Verwendung von geschwindigkeitserhöhenden Antikörpern
-
Die Erzeugung von geschwindigkeitserhöhenden Antikörpern, d.h.
stöchiometrischen
oder katalytischen Beschleunigern der Geschwindigkeit, kann über in-vivo-
oder in-vitro-Verfahren angeregt werden. Der hier verwendete Ausdruck "erzeugt" (auch "Bildung angeregt") bezieht sich auf
die Erzeugung katalytischer Antikörper mittels der erfindungsgemäßen Antigene
sowohl über
in-vivo- als auch in-vitro-Verfahren. Für den Fachmann ist jedoch offensichtlich,
daß bei
der in-vitro-Erzeugung die erfindungsgemäßen Haptene selbst verwendet
werden können,
um die Bildung der katalytischen Antikörper anzuregen. Bei der Erzeugung über in-vivo-Verfahren,
sei vorausgesetzt, daß zur
Erzeugung der katalytischen Antikörper Immunogene verwendet werden,
die im Komplex mit einem geeigneten Trägermolekül angeordnete Haptene enthalten.
Das Antigen enthält
ein Hapten, welches die geeignete, hypervariable Bindungsregion
im Antikörpermolekül erzeugen
soll, um die intrinsische Bindungsenergie für den Übergangszustand einer chemischen
Reaktion, insbesondere einer Hydrolysereaktion, darzustellen. Die
im aktiven Zentrum hervorgerufene Anordnung der Aminosäureseitenketten
ist dabei zur Durchführung
der chemischen Modifikation des interessierenden Epitops geeignet.
Weitere Verbesserungen der katalytischen Effizienz können durch
Punkt spezifische Mutagenese (site-dvected mutagenesis) erzielt
werden.
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Grob gesagt, besteht das Verfahren
darin, Zellen, die Antikörper
produzieren können,
dem Antigen auszusetzen und dadurch Antikörper produzierende Zellen zu
erzeugen, die Antikörper
produzierenden Zellen mit Myelomzellen zu hybridisieren und so eine
Vielzahl von Hybridomzellen zu erzeugen, die monoklonale Antikörper produzieren,
und die Vielzahl der monoklonalen Antikörper durchzutesten, um einen
monoklonalen Antikörper
zu identifizieren, der die interessierende chemische Reaktion katalysiert.
Der so identifizierte monoklonale Antikörper kann wiederum über in-vivo-
oder in-vitro-Verfahren zum Erhalt einer für die Katalyse der interessierenden
chemischen Reaktion ausreichenden Menge repliziert werden.
-
Der Nachweis von Antikörpern mit
der gewünschten
katalytischen Aktivität
und Spezifität
erfolgt mit Hilfe des Durchtestens der Hybridomen, sobald diese
erzeugt worden sind. Beispielsweise kann dieses Testen mit Hilfe
der Hochleistungsflüssigkeitschromatographie
(HPLC) oder spektrophotometrischer Methoden (ELISA) erfolgen. Monoklonale
katalytische Antikörper
werden in-vivo durch Modifikation des von Koprowski et al. in der
US-A-4 196 265, erteilt am 1. April 1980, die durch Bezugnahme einbezogen
wird, offenbarten Verfahrens erzeugt. Die Einzelheiten dieses Verfahrens
sind bekannt. Eine Serie gegen ein bestimmtes Molekül gerichteter
Antikörper
wird unter geeigneten Bedingungen hergestellt. Dies umfaßt zunächst die
Immunisierung von Balb/C-Mäusen
mit einem geeigneten Antigen. Das Antigen weist ein erfindungsgemäßes Hapten
auf, welches an ein Peptid oder anderes Trägermolekül gebunden ist.
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Danach werden Antikörper produzierende
Lymphozyten aus der Milz der immunisierten Mäuse entnommen und mit Myelomzellen
wie SP2/0-Zellen zur Herstellung von Hybridomzellen hybridisiert.
Diese Hybridomzellen werden anschließend in den Näpfen von
Mikrotiterplatten ausplatiert. Die von den Hybridomzellen erzeugte
Serie von monoklonalen Antikörpern
wird dann zur Identifikation derjenigen Antikörper, welche die gewünschte Reaktion
unter geeigneten Bedingungen katalysieren, durchgetestet. Alternativ
dazu kann das Medium auf Antikörper
getestet werden, die an das Immunogen binden; die diese Antikörper produzierenden Hybridomen
können
dann in Gewebskulturen expandiert oder in-vivo herangezogen werden.
Das Testen erfolgt bequemer Weise dadurch, daß man eine standardisierte
Lösung
des Reaktanden mit einem aus dem Mikrotiternapf entnommenen Aliquot
behandelt und die Anwesenheit des gewünschten Produkts mittels konventioneller
instrumenteller Methoden mißt.
Eine solche Messung läßt sich
beispielsweise leicht mit Hilfe spektrophotometrischer Verfahren
oder mit Hilfe der Gas-Flüssigkeits-
oder der Hochdruckflüssigkeitschromatographie
durchführen.
Durch den Vergleich mit standardisierten Proben des gewünschten
Produkts oder des Reaktanden lassen sich die Reaktionsgeschwindigkeiten
quantifizieren. Auf diese Weise identifiziert man monoklonale katalytische
Antikörper
produzierende Hybridomzellen enthaltende Näpfe. Die selektierten Hybridomen
werden anschließend
zum Erhalt von Kolonien kultiviert.
-
Die Kolonien können in in-vitro- oder in-vivo-Systemen
weiterpropagiert werden. In letzterem Fall werden Mäuse wie
syngene Balb/C-Mäuse
intraperitoneal mit den selektierten Hybridomzellen inokuliert;
im allgemeinen bringen sie innerhalb von 2 oder 3 Wochen Tumoren
hervor. Mit diesen Tumoren geht die Produktion von Ascitesflüssigkeit
einher, die die gewünschten
monoklonalen Antikörper
enthält.
Anschließend
werden die monoklonalen Antikörper
mit Hilfe üblicher
Verfahren wie der Ultrafiltration, der Ultrazentrifugation, der
Dialyse und der Immunaffinitätschromatographie
separat aus der Ascitesflüssigkeit
gewonnen.
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Die separat gewonnenen monoklonalen
Antikörper
werden unter geeigneten Bedingungen, welche die Bildung eines Komplexes
aus dem Antikörper
und dem Zielmolekül
gestatten, in vivo in ein Tier eingebracht. Im allgemeinen liegt
die eingesetzte Konzentration des katalytischen Antikörpers unter
der Äquivalentkonzentration
des Zielmoleküls
und kann im picomolaren Bereich liegen. Die Antikörper sollten
in vivo unter normalen physiologischen Bedingungen arbeiten. Der
Fachmann wird hierbei anstreben, daß sich die für die Komplexbildung
geeigneten Bedingungen je nach betrachtetem Molekül und Antikörper unterscheiden.
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Die gemäß einem der obigen Verfahren
hergestellten Antikörper
können über immortalisierte
Zellinien in vitro erzeugt werden. Eine geeignete Form dieses Antikörpers (z.B.
ein "humanisierter" monoklonaler Maus-Antikörper) würde dann
als therapeutischer "Wirkstoff" verabreicht.
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Während
des Ablaufs der chemischen Reaktion durchlaufen die Reaktanden einen
oder mehrere Übergänge durch
Strukturen die energetisch ungünstiger
als der Zustand des Reaktanden oder Produkts sind. Auf molekularer
Basis betrachtet, handelt es sich bei diesen Übergangszuständen (oder
Zwischenstrukturen) um Veränderungen
in Bezug auf Bindungslänge
und -winkel sowie auch um die Bildung und den Bruch von Bindungen.
Die zum Erreichen des Übergangszustands
erforderliche Energie wird als Aktivierungsenergie bezeichnet, die
auch als der Energieunterschied zwischen der Energie des Übergangszustands
und der Energie der Reaktanden betrachtet werden kann.
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Katalysatoren erhöhen die chemischen Reaktionsgeschwindigkeiten,
indem sie die Aktivierungsenergie der Reaktion senken. Gegen ein
Hapten oder Antigen erzeugte Antikörper, wobei diese Antigene
unter anderem deshalb ausgewählt
wurden, weil sie der angenommenen Struktur des Übergangszustands ähneln (d.h. Analoga
des Übergansgzustands,
eines unter Spannung stehenden Grundzustands oder beidem darstellen), können Reaktionen
katalysieren. Die auf diese Weise hergestellten Antikörper sollten
die Energie des Übergangszustands
relativ zu Reaktanden und Produkt stabilisieren. Dieser Ansatz ist
erfolgreich bei der Erzeugung zahlreicher katalytischer monoklonaler
Antikörper
bewiesen worden.
-
Mit rational konstruierten Haptenen
erzeugte katalytische Antikörper
sind "Punkt-spezifisch", in dem Sinne, daß sie bewußt nur zur
Katalyse der Spaltung von Bindungen mit spezifischer struktureller
Konformation an bestimmten Stellen innerhalb eines Biomoleküls entworfen
wurden. Gleichermaßen
wurden diese katalytischen Antikörper
so entworfen, daß sie
nur die Ausbildung von Bindungen zwischen Enden von Einheiten katalysieren,
die bestimmte strukturelle Konformationen an diesen Enden aufweisen.
Dementsprechend können
die erfindungsgemäßen, rational
entworfenen Haptene zum Erzeugen Punkt-spezifischer katalytischer Antikörper verwendet
werden, die Bindungen an spezifischen Stellen in einem Biomolekül spalten
können,
um zwei oder mehr Spaltprodukte zu erzeugen. Derselbe katalytische
Antikörper
kann auch die Ausbildung von Bindungen katalysieren, wobei diejenigen
Spaltprodukte, welche die richtige Konformation aufweisen, miteinander
verknüpft
werden.
-
Demnach sollen die Haptene die Übergangszustände für eine Reihe
von chemischen Reaktionen nachahmen. Vorzugsweise handelt es sich
bei diesen Reaktionen um die Spaltung oder Ausbildung einer Peptid-,
Ester-, Amid- oder glycosidischen Bindung. Beispielsweise besteht
ein wie unten abgebildetes Hapten
nicht nur aus dem Dipeptidanalogon
[CD], sondern enthält
außerdem
die Aminosäurereste
A, B, E und F als Teilbestandteile. Diese Aminosäurereste als Teilbestandteile
können
ihrerseits Teile einer zyklischen oder auch linearen Struktur darstellen.
Die optimale Anzahl der Teilbestandteilsreste ist die Größe des aktiven
Zentrums des Antikörpers
vorgegeben. Wahrscheinlich besteht das einzige wesentliche Kriterium
für eine
effektive Bindung eines Antikörpers
an ein Peptid darin, daß die
Komplemetarität
zwischen dem aktiven Zentrum des Antikörpers und der molekularen Oberfläche des
bindenden Peptids im Hinblick auf sowohl Form als auch Ladung gewahrt
bleibt.
-
Die Haptene werden so entworfen,
daß die
gegen diese Haptene hervorgerufenen Antikörper selektiv eines oder alle
der hochenergetischen Intermediate oder der Übergangszustände bei
der Spaltung oder Ausbildung einer Amid-, Peptid-, Ester oder glycosidischen
Bindung stabilisieren können.
Die Haptene lassen sich in drei Klassen einteilen: erstens diejenigen,
bei denen die Hybridisierung des dem Carbonylkohlenstoff der zuspaltenden
Bindung entsprechenden Atoms der Amid- der Esterbindung von sp2- zu sp3-Hybridisierung
umgewandelt wird, zweitens diejenigen, bei denen ein der Amid-,
Ester- oder glycosidischen Bindung entsprechendes Atom durch ein
anderes Atom ersetzt wird, und drittens diejenigen, bei denen die
der Amid-, Ester- oder
glycosidischen Bindung entsprechenden Atome einen Teil eines mono-
oder bizyklischen Systems darstellen.
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Peptidsequenzen, die an der durch
die erfindungsgemäßen katalytischen
Antikörper
zu spaltenden Bindung Dipeptidanaloga enthalten, definieren eine
Sequenz, die der katalytische Antikörper in einem nativen Protein
hydrolysiert. Die Bindungsenergie des Antikörpers wird solchermaßen verteilt,
daß sowohl
eine Sequenz-spezifische Erkennung als auch chemische Reaktivität gegenüber dem
interessierenden nativen Protein oder Peptid möglich sind.
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Berichten zufolge soll es zum Nachweis
aller kontinuierlichen Epitope nicht erforderlich sein, Peptide herzustellen,
die mehr als acht Aminosäurereste
enthalten (Octapeptide) (5). Ebenso wurde nachgewiesen, daß Antikörper auf
reproduzierbare Weise an Peptide binden (6). Weiterhin ist anerkannt,
daß die
optische Isomerie der verwendeten Aminosäuren einen starken Einfluß auf die
Stärke
und Spezifität
der Antikörperbindung durch
Dipeptide ausübt.
Infolgedessen hat die Bedeutung der L- und D-Aminosäurereste
im immunisierenden Antigen deutlichen Einfloß auf die Chiralität des erzeugten
aktiven Zentrums des Antikörpers.
Bei der Herstellung der erfindungsgemäßen katalytischen Antikörper mit
vorbestimmter Spezifität
für bestimmte
sequenzielle (kontinuierliche) oder angeordnete Epitope in einem
nativen Protein sind die Beziehungen zwischen meßbaren Eigenschaften eines
Proteins und seinen immunogenen Stellen wesentlich (7). Aufgrund
der einfachen Zugänglichkeit
der Proteinsequenzen beruht der am weitest verbreitete Algorithmus
auf der Wahrscheinlichkeit des Auffindens eines sequentiellen Epitops
am Ort eines lokalen Maximums im Hydrophilitätsprofil (8). Profile der Oberflächenzugänglichkeit
(9) sowie der Flexibilität
(10) des Proteins ergeben ebenfalls Informationen über die
antigenen Stellen in einer nativen Proteinsequenz. Aufgrund der
Kenntnis dieser Stellen und der Bedeutung dieser Epitope bei rezeptorvermittelten
Wechselwirkungen oder anderen mit der Erkrankung verbundenen Mechanismen,
können
Peptidhaptene erfindungsgemäß konstruiert
werden, die Dipeptide in diesen wichtigen "bioaktiven" Epitopen aufweisen. Die mit Hilfe dieser
Haptene erzeugten katalytischen Antikörper können dann beispielsweise verwendet
werden, um Epitope auf vialen Proteinen oder von Tumoren stammenden
Wachstumsfaktoren oder anderen, an lebensbedrohlichen Situationen
beteiligten Peptiden (z.B. Tumor-Nekrose-Faktor bei der bakteriellen
Sepsis usw.) anzudauen.
-
Somit sind die Haptene auf der Kenntnis
mechanistischer Merkmale der enzymatischen Katalyse rational konstruiert
und stellen geeignete Matrizen für
aktive Zentren von Antikörpern
mit katalytischen Eigenschaften zur Verfügung. Infolgedessen umfassen
sie alle Merkmale, die notwendig sind, um der molekularen Erkennung
sowie der katalytischen Wirkung befähigte Antikörper zur Verfügung zu
stellen. Demnach stellt ein ryklisches Kohlenhydrathapten der Formel
[1] eine gute Nachahmung des hypothetisierten Übergangszustands [2] (11) für die Hydrolyse
einer glycosidischen Bindung in einem typischen O-Glycosid [3] dar,
wie unten gezeigt:
-
Katalytische Antikörper zeichnen
sich z.B. bei der Immuntherapie viraler Infektionen durch Punkt-spezifische
Fähigkeit
zur Proteolyse aus. Viren benutzen ihre äußere Hülle, um sich an zelluläre Rezeptoren
anzuheften, und dringen nach der Anheftung in die Zelle ein. Beispielsweise
nutzt das Human-Immunschwächevirus
(HIV) einen Teil des gp120-Proteins auf seiner Oberfläche, um
sich an den CD4-Rezeptor auf Lymphozyten anzuheften. Die Sequenz
für diese
Anheftung an die Zelle ist einer Region auf dem viralen Protein
zugeordnet worden. Mit dieser Information können nach dem in dieser Erfindung
beschriebenen Verfahren Antikörper
erzeugt werden, die an diese Peptidsequenz binden und sie Punkt-spezifisch
spalten. Solche Antikörper
binden jedoch bevorzugt an die native Sequenz im Protein gegenüber der
linearen Sequenz (wie sie in einem denatuierten Protein auftreten
würde).
Demnach stellen die antigenen Determinanten oder Epitope in den
nativen Proteinen häufig
eher Konformationen (d.h. dreidimensionale Anordnungen) als zufällige lineare Anordnungen
dar. Hier ist wiederum die Kenntnis der Epitope auf dem Protein
für das
Design von Antikörpern mit
Paratopen, die Modifikationen solcher Epitope induzieren können, von
wesentlicher Bedeutung. Deshalb sollten die Haptene eher so konstruiert
werden, daß sie
dieselben strukturellen Merkmale wie die Epitope aufweisen, als
daß sie
Zufallskonformationen annehmen. Diese Konformationen können von
einfachen linearen Peptiden eingenommen werden, wobei das Konformer
mit der niedrigsten Energie die in Lösung bevorzugte Struktur darstellt.
Merkmale der Sekundärstruktur
können
durch Quervernetzen von Aminosäureseitenketten oder
die Verwendung von -Turn-Nachbildnern eingeführt werden. In bezug auf die
Konformation unter Spannung stehende Haptene, die mit dem Epitop
im nativen Protein kompatible Strukturen enthalten, können für die Induktion
des richtigen Motivs in der Tertiärstruktur der hypervariablen
Bindungsregion des katalytischen Antikörpers von entscheidender Bedeutung
sein. Die Vorteile dieser in bezug auf die Konformation unter Spannung
stehenden Haptene besteht darin, daß sie die native Struktur im
Protein nachahmen und tendenziell auch die für die Spaltung empfindlichen
Bereiche des Proteins simulieren.
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Oligopeptide mit variablen Längen mit
Sequenzen aus den Rezeptorbindungsbereichen von Viren, die einen
spezifischen zellulären
Rezeptor für
die Durchdringung der Wirtszelle nutzen, und mit einem dem Übergangszustand
analogen Dipeptid, das einem kritischen Bereich der Sequenz isoster
ist, induzieren bei Immunisierung, wahlweise nach Kuppeln an ein
geeignetes Trägerprotein,
katalytische Antikörper,
die das virale Hüllprotein
spalten und den Virus am Eindringen in die Zelle hindern. Die dreidimensionale
Struktur der Rhino 14- und Polio 1-Viruspartikel ist mittels Röntgenbeugung
kartiert worden. Bereiche sind identifiziert worden, die Bindungsstellen
für zelluläre Rezeptoren
darstellen. Der Bereich des humanen Immunschwächevirus vom Typ 1 (HIV I),
der für
die Interaktion mit dem CD4-Rezeptor auf T-Lymphozyten kritisch
ist, ist lokalisiert und kartiert worden auf Sequenzen im gp120-Hüllprotein.
Somit werden in einer Ausführungsform
der Erfindung Oligopeptide genutzt, die Teilsequenzen der Hüllproteine
von Viren enthalten, die für
die Anheftung an die Wirtszelle kritisch sind, und ein isosteres Übergangszustandsdipeptid
enthalten, ausgewählt
unter den Haptenen gemäß der Erfindung.
Die resultierenden Peptidanaloga werden genutzt, um katalytische
Antikörper
zu induzieren, die Viren durch Proteolyse von Segmenten (Epitopen)
auf dem viralen Hüllprotein
inaktivieren, die für
die Infektiösität kritisch
sind. Vorzugsweise werden Oligopeptide mit Sequenzen aus dem Rezeptorbindungsbereich
von Retroviren, beispielsweise HIV I, HIV II und Picornaviren, beispielsweise
Rhino 14, viralen Polypeptiden, inflammatorischen Proteinen, anaphylaktischen
Proteinen, Lymphokinen, Cytokinen und anderen Polypeptidmediatoren
der Wirtsinfektion oder von toxischen Syndromen genutzt.
-
Die mit den Antigenen der Erfindung
ausgelösten
katalytischen Antikörper
können
bei der Behandlung von Autoimmunerkrankungen, Krebs und thrombolytischen
Erkrankungen nützlich
sein. Die katalytischen Antikörper
können
auch für
die Behandlung einer cardiovaskulären Erkrankung nützlich sein,
wobei sie Lipoproteine hoher Dichte (HDL) eliminieren, und für die Entgiftung
bakterieller Endotoxine.
-
Herstellung
und Verwendung von Antigenen als Vakzine
-
Weiterhin hat sich herausgestellt,
daß sich
aus der Ausnutzung der körpereigenen
Fähigkeit,
als Reaktion auf einen bestimmten Antigenstimulus Antikörper in-vivo
zu erzeugen, Vorteile erlangen lassen. Es sind Verfahren bekannt,
bei denen die Immunantwort gegen ein bestimmtes Pathogen durch die
Gabe entweder der inaktiven Form des Pathogens oder eines Peptids
in Gang gesetzt werden kann, gegen das gerichtete Antikörper mit
dem Pathogen kreuzreagieren. Wird nun das reale Pathogen angetroffen,
sind Antikörper
produzierende B-Zellen mit der richtigen Antikörper-Spezifität bereits
vorhanden. Solche auslösenden
Mittel werden üblicherweise
Vakzine genannt ( ). Ein vergleichbares Verfahren kann für die Induktion
katalytischer Antikörper in
Betracht gezogen werden. In einem Verfahren, bei dem der zu induzierende
Antikörper
ein Teil eines systemischen Verfahrens darstellt, wird ein Hapten
so konstruiert, daß es
ein Analogon des Übergangszustands
für die
Spaltung an einer spezifischen Stelle enthält. Die Immunisierung mit diesem
Hapten aktiviert anschließend bestimmte
B-Zellen, von denen einige Antikörper
mit katalytischer Wirkung produzieren. Setzt man die bereits aktivierten
Zellen dem "normalen" Antigen (Substrat)
aus, würden
diese im Tier anschließend
darauf reagieren, indem sie in vivo katalytische Antikörper erzeugen
und so die Notwendigkeit der parenteralen Verabreichung überwinden
würden.
Diese katalytischen Vakzine könnten
sehr breite Anwendung bei der Aktivierung katalytischer Antikörper mit
Wirkung gegen Viren und andere Pathogene, gegen toxische Wirkstoffe,
abhängigmachenden
Drogen, natürlich
auftretende Proteine und therapeutisch geeignete Prodrugs finden.
-
Die Erfindung ist anhand des folgenden
veranschaulichenden Beispiels besser zu beschreiben und zu verstehen.
-
Beispiel 1
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Methodik für die Produktion,
das Screenen und die Isolierung monoklonaler katalytischer Antikörper, die
den „Flap"-Bereich des humanen
Renins spalten
-
Die Inhibition von Renin, einer Asparaginproteinase,
deren Wirkung die Renin-Angiotension-Kaskade initiiert,
war das Ziel intensiver Forschungen der letzten Jahre. Die Möglichkeit
der Behandlung des Bluthochdrucks durch die Inhibition des Renins
hat zur Synthese einer Vielzahl von potenten Renininhibitoren geführt, auf
der Basis der Peptidsequenz des natürlichen Substrats Angiotensinogen.
Ein alternativer Ansatz ist die Verwendung eines proteolytischen
Antikörpers
für Renin.
-
Es ist berichtet worden, dass der „Flap"-Bereich des menschlichen
Renins eine Haarnadelschlaufe mit einem Loopbereich von 4 Aminosäureresten
ist, der dazu führt,
dass die Carbonylgruppe des Tyr 83 mit der Aminogruppe von Thr 85
und Gly 86 wechselwirkt (12). Das cyclische Decapeptid
aus
humanem Renin nimmt Berichten zufolge dieselbe Haarnadelschlaufenstruktur
an.
-
In diesem Beispiel werden monoklonale
Antikörper
ausgelöst
mit einem Difluoroketon enthaltenden Immunogen gemäß der Erfindung.
Die monoklonalen Antikörper
werden die Spaltung der Peptidsequenz
im menschlichen Reninmolekül zwischen
den Resten 85 und 86 katalysieren. Die Spaltung verursacht das Aufbrechen
der katalytischen Maschinerie des Enzyms, da die Reste 85 und 86
den „Flap"-Bereich aufbauen,
der das Substrat in der katalytischen Stelle hält (13). Es ist zuvor belegt
worden, dass ein polyklonales Antiserum aus Kaninchen, gezogen gegen
ein synthetisches Peptidfragment (Sequenz 81–90), die menschliche Reninaktivität zu 40%
inhibieren konnte, gemessen über
dessen Reaktion mit einem synthetischen humanen Tetradekapeptid
als Substrat (14).
-
Um einen katalytischen Antikörper gegen
diesen „Flap"-Bereich des menschlichen
Renins zu ziehen, wird das zyklische Peptid
als
Hapten synthetisiert, worin (TS) das Übergangszustandsanalogon (transition
state analogon) darstellt. In diesem Beispiel folgt die Synthese
des zyklischen Peptidhaptens
dem
Festphasenansatz (15), worin ST(TS)G einem Tripeptid als Übergangszustandsanalogon
gemäß der Erfindung
entspricht und in das zusammengesetzte Peptid über sein Anhydrid inkorporiert
wird (15). Das vollständige
Peptid wird vollständig
entschützt
und von dem festen Träger
unter Anwendung von Trifluoressigsäure abgespalten.
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Die Zyklisierung des Peptids wird
erzielt, indem man das Peptid bei niedriger Konzentration für eine Stunde
in einer wässrigen
Lösung
(pH 8) stehen lässt,
um eine Disulfidbrücke
zwischen den zwei terminalen Cysteinresten zu erzeugen. Die N-terminale
Aminogruppe des Peptids gestattet seine Anheftung an ein Trägerprotein
für die
Immunisierung von Mäusen.
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A Herstellung des Immunogens
-
1. Peptidsynthese
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Das Peptidhapten wird mittels Festphasentechnik
unter Anwendung des Polyamid/Kieselguhr-Verbundharzes (14) synthetisiert.
Die Seitenkettenschutzgruppen sind die folgenden: O-tert-Butyl (Tyrosin,
Glutaminsäure,
Serin, Threonin); N-4-Methoxy-2,3,6-trimethylbenzolsulphonyl (Arginin);
und S-Trityl (Cystein). Der temporäre Schutz der N-Funktion erfolgt über Fluorenylmethoxycarbonyl,
das in 10 Minuten mit Piperidin/DMF : 20/80 entfernt wird. Die Kupplungsreaktionen
werden unter Anwendung der FMOC-Aminosäureanhydride (14) durchgeführt. Das
geschützte
Peptidyl-Harz wird vollständig
durch Behandlung mit Trifluoressigsäure/Thioanisol/m-Cresol/Thiophenol/Ethandithiol
als Lösung
90/2/2/2/4 für
drei Stunden entschützt.
Nach Filtration wird das Filtrat unter Vakuum auf ein kleines Volumen
konzentriert. Ether wird zugesetzt, um ein Präzipitat des Peptids zu erhalten.
Der Etherüberstand
wird entfernt und das peptidische Präzipitat zweimal mit Ether gewaschen,
um das Peptidhapten zu erhalten:

worin die in Klammern angegebene
Einheit ein Difluoroketon-Übergangsanalogon
als Tripeptidisosteres ist.
-
2. Zyklisierung
des Peptidhaptens
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Das Peptidhapten wird zyklisiert,
um die „β-Haarnadel"-Konformation zu
erhalten, indem eine Disulfidbindung zwischen den zwei terminalen
Cysteinresten gebildet wird. Die Disulfidbindung wird in einer Stunde durch
Luftoxidation einer wässrigen
Lösung
(pH 8) bei einer Konzentration von 0,3 mg Peptid pro ml vervollständigt. Das
oxidierte Produkt wird anschließend
mittels Lyophilisation entfernt und mittels HPLC gereinigt.
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3. Konjugation des Haptens
an Trägermolekül
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Das zyklische Peptidhapten
wird an Nacktschneckenhämocyanin
(keyhole limpet hemocyanin: KLH) unter Anwendung von Glutaraldehyd konjugiert.
Die Kupplungseffizienz beträgt
50–80%,
abgeschätzt über die
Bindung einer Spurenmenge an I125-Peptid, das dem Reaktionsgemisch
zugesetzt wird.
-
B. Herstellung und Sichten/Screenen
monoklonaler Antikörper
-
KLH-konjugiertes Peptid (50 μg) in vollständigem Freunds
Adjuvans wird in BALB/c-Mäuse injiziert. Hybridomfusionen
erfolgen mittels Standardmethoden unter Anwendung von SP2/0-Myelomen
als Fusionspartner. Polyklonale Antiserumantworten und Hybridome
als sekretierende Zellen, resultierend aus der Fusion, werden auf
die Bindungsaktivität
mittels ELISA gesichtet.
-
Vertiefungen von Kunststoffmikrotiterplatten
(Falcon 3915 Probind, Becton Dickinson Labware, CA, USA) werden
mit 50 μl
Peptid (5 μg/ml)
in Tris-HCl-Puffer (0,1 M, pH 9,6) beschichtet.
-
Die Platten werden zunächst für 30 Minuten
bei 37°C
und anschließend über Nacht
bei Raumtemperatur inkubiert. Nach dreimaligem Waschen mit Tween-enthaltendem
Phosphat-gepuffertem Kochsalz (PBS-Tween 0,1%, pH 7,4), werden 50 μl serieller
Verdünnungen
der Antiseren in PBS-BSA 1%, pH 7,4, in die peptidbeschichteten
Vertiefungen zweifach zugesetzt und für zwei Stunden bei 37°C inkubiert.
Die Platten werden dreimal wiederum mit PBS-Tween 0,1% gewaschen
und die Vertiefungen anschließend
mit 50 μl
eines mit alkalischer Phosphatase markierten Anti-Maus-IgG der Ziege
behandelt, verdünnt
1 : 500 (Sigma, MO, USA). Die Inkubation erfolgt für eine Stunde
bei 37°C.
-
Zusätzlichem extensiven Waschen
mit PBS-Tween 0,1% folgt die Inkubation mit 150 ml des Substrats der
alkalischen Phosphatase (2 Tabletten/10 ml Sigma 104–105), gelöst in 0,1
M Glycin-NaOH-Puffer (pH 10,4), enthaltend MgCl2 und
ZnCl2, 1 mM. Die enzymatische Reaktion lässt man
für zwei
Stunden bei 37°C ablaufen
und stoppt durch Zusatz von 50 μl
Na2CO3 (1,5 M).
-
Die Absorption wird bei 405 nm in
einem Titerteck Multiskan ELISA-Ablesegerät (Flow laboratories) abgelesen.
Die Titerexpression wird durch Multiplizieren der optischen Dichte
mit der maximalen Verdünnung bestimmt,
die eine dreimal so hohe Absorption wie die negative Kontrolle ergibt
(bestehend aus vereinigten normalen Mausseren, verdünnt 1 :
100).
-
Eine positive Reaktion in diesem
Sichtungstest ergebende Hybridome werden für die weitere Untersuchung
gewählt.
Das IgG wird aus dem Ascitesfluid mittels HPLC mit einer Bakerbond
Abx-HPLC-Säule
gereinigt.
-
C. Katalyse der Peptidspaltung
durch katalytische Antikörper
spezifisch für
den „Flap"-Bereich des humanen Renins
-
Das Decapeptidsubstrat
(2,7 μM)wird mit den katalitischen
Antikörpern
inkubiert, die über
das oben beschriebene Verfahren eryeugt wurden, und die Reaktion
durch Umkehrphasen-HPLC-Analzse der Mischung überwacht. Die Reaktion erfolgt bei
pH-Werten, die für
eine hohe Kcat des katalztischen Antikörpers optimal sind (der potimale
pH wird bestimmt unter Ausnutyung des chromogenen p-Nitroanilid-Substrats
oder des fluoreszenten Cumarin-Substrats
und unter Berücksichtigung
der Bindungsenergie des katalytischen Antikörpers für die Reste auf der C-terminalen
Seite der Spaltstelle bei pH-Änderungen).
-
Die Antikörper, die die besten Kcat-Werte
für die
Spaltung des Dekapeptidsubstrats zeigen, werden auf ihre Fähigkeit
hin getestet, humanes Renin zu inhibieren.
-
D. Bindung der gegen das Übergangszustandsanalogon
gerichteten Antikörper
an menschliches Renin und Inhibition von dessen enzymatischer Aktivität durch
Spaltung der Reste 85–86
im „Flap"-Bereich
-
Die Inhibition des Plasma-Reninaktivität – die Fähigkeit
der katalytischen Antikörper,
die Reninaktivität zu
inhibieren – wird
an einem Pool von menschlichem Plasma mit hoher Reninaktivität (40 ng
Angiotensin I/h/ml) getestet. Plasma (25 μl) wird mit 100 μl des katalytischen
Antikörpers
in PBS (pH 7,5), enthaltend 1% EDTA, (Endvolumen 0,2 ml) für verschiedene
Zeitspannen vorinkubiert. Als nächstes
wird ein Überschuss
des Plasmarenin-Substrats
(200 pM) zugesetzt, um ein Verhalten nullter Ordnung sicherzustellen,
und wird die Mischung für
30 Minuten bei 37°C
in PBS (pH 5,7) inkubiert. Die Endverdünnung des katalytischen Antikörpers beträgt 1 : 5
und 1 : 50. Das erzeugte Angiotensin I wird mittels Radioimmuntest
(17) gemessen. Eine Kontrolle wird unter Anwendung derselben Verdünnungen
der entsprechenden Abzyme eingeschlossen. Die Menge des erzeugten
Angiotensins I ist kleiner als diejenige, die mit intaktem Renin
beobachtet wird, was die Spaltung der Reste 85–86 im „Flap"-Bereich und die Inhibition anzeigt.
-
Beispiel 2
-
In vivo-Präparation
von immogenen Übergangszustandsanaloga,
enthaltend Peptid des HIV gp120-Hüllproteins
-
Die Oktapeptidsequenz Ala-Ser-Thr-Thr-Thr-Asn-Tyr-Thr-
des HIV-gp120-Hüllproteins
ist für
die Viruswechselwirkung mit dem OKT4-Antigen auf T4-Helfer/Inducer
Zellen wichtig. Synthetische Peptide, die diesem Oktapeptid in der
Sequenz identisch oder sehr ähnlich
sind, inhibieren die Haftung des HIV an den Antigenrezeptor (18)
stark. Computergestützte
Suchen haben die Homologie zu einem Peptid belegt, das sich im Hüllbereich
des Epstein-Barr-Virus findet. Zusätzlich bestehen starke Homologien
zwischen dem HIV-Oktapeptid und
Peptiden, die im menschlichen Lymphoadenopathievirus (LAV) und in
isolaten menschlicher T-Zell-Leukämievieren (HTLV-IIIb) auftreten.
Eine zusätzliche Homologie
besteht zwischen dem HIV-Peptid und einer Sequenz, umfassend die
Reste 19-26 der
pankreatischen Ribonuklease A (RNase A) des Rinds. Diese Sequenz enthält die exponierte
Subtilisin-Spaltstelle der RNase A zwischen den Resten 20 und 21
und 21 und 22.
-
Peptidhaptene gemäß der Erfindung sind:
- (1) -Ala-[Ser-A-Thr]-Thr-Thr-Asn-Tyr-Cys
- (2) -Ala-Ser-[Thr-A-Thr]-Thr-Asn-Tyr-Cys
- (3) -Ala-Ser-Thr-[Thr-A-Thr]-Asn-Tyr-Cys
- (4) -Ala-Ser-Thr-Thr-[Thr-A-Asn]-Tyr-Cys
-
Die Übergangszustands-Dipeptidisostere
(angezeigt in Klammern), worin A ein Analogon der zu spaltenden
Amidbindung darstellt, werden in die Peptide wie in Beispiel 1 beschrieben
eingebaut. Jedes Peptidhapten wird mit Nacktschneckenhämocyanin
(KLH) als Trägerprotein über den
terminalen Cysteinrest gekoppelt, unter Anwendung des m-Maleimidobenzoyl-N-hydroxysuccinimidesters
als Quervernetzer (20).
-
B. Herstellung monoklonaler
Antikörper
-
BALB/C-Mäuse werden mit den Konjugaten
aus KLH-Peptidanalogon, emulgiert in vollständigem Freunds Adjuvans, immunisiert.
Eine Blutprobe wird von jeder Maus erhalten, und das Serum mittels
Zentrifugation abgetrennt und bei 4°C gelagert. Auf diesem Wege
erhaltene Seren werden auf die Bindungsaktivität gegen das ursprüngliche Übergangszustandsanalogon
als Immunogen mittels Standard-ELISA-Verfahren gesichtet. Antikörpererzeugende
Mäuse,
wie zuvor beschrieben immunisiert und auf Reaktivität mit dem Übergangszustandanalogon
als Peptidimmunogen getestet, werden getötet und ihre Milzen entfernt
und Hybridomzellen unter Anwendung von SP2/0-Myelomzellen hergestellt,
wie in Beispiel 1B oben beschrieben.
-
C. Screenen von katalytische
monoklonale Antikörper
produzierenden Hybridomzellen
-
Das Sichten auf die Bindung von Antikörpern an
das jeweilige Übergangszustandsanalogon
enthaltende Peptide wird im Wesentlichen wie in Beispiel 1 oben
beschrieben durchgeführt.
Hybridome, die monoklonale Antikörper
sekretieren und eine positive Bindungsreaktion zeigen, werden für weitere
Untersuchungen gewählt.
Das IgG wird aus Ascitesfluid mittels HPLC mit Bakerbond ABxHPLC
gereinigt.
-
Beispiel 3
-
In vitro Auslösen von
katalytischen monoklonalen Antikörpern
gegen ein virales Epitop das den humanen Immunschwächevirus
(HIV) selektiv inhibiert
-
A. Herstellung des Immunogens
-
Das Dipeptid-Übergangszustands-Isostere
worin A ein Analogon der
zu spaltenden Amidbindung darstellt, wird in ein Peptid wie in Beispiel
1 beschrieben inkorporiert, um das Hapten zu ergeben:
-
Das resultierende Hapten ist designed,
so daß es
einen Teil des HIV gp120-Hüllproteins
nachahmt. Das synthetische Peptid wird in einem in vitro-Immunisierungsverfahren
unter Anwendung einer Modifikation eines Literaturverfahrens genutzt
(21). Milzzellen werden bei 106 Zellen/ml in einem Medium kultiviert,
enthaltend 50% frisches Eagles MEM mit 20% fötalem Rinderserum, 5 × 10–5 M β-Mercaptoethanol,
2 mM Glutamin und 50% konditioniertes Medium aus BALB/C-Maus-Thymocyten.
Um das konditionierte Medium herzustellen, werden Thymocyten mit
3–5 × 106 Zellen/ml im selben Eagles MEM-Medium wie
oben kultiviert. Nach 48–72 Stunden
wird das Medium entfernt, mittels Filtration sterilisiert und sofort
für die
in vitro-Aktivierung genutzt. Das Antigen wird dem Milzzell- Kulturmedium bei
Konzentrationen zugesetzt, äquivalent
in etwa 1 μg
Peptid/ml. Die Milzzellen werden in Anwesenheit des Antigens 4 Tage
lang ohne eine Änderung
des Mediums kultiviert und später
hybridisiert.
-
Die Hybridisierungen erfolgen mit
der Maus-Plasmacytom-Zelllinie 45 6TGL.7 (22), bezogen von dem Cell
Distribution Center des Salk Insitutes. Milzzellen (entweder frisch
isoliert oder aus in vitro-Aktivierungskulturen) und Plasmacytomzellen
werden zweimal in serinfreiem Eagles MEM gewaschen, anschließend unter Anwendung
von PEG 1000 fusioniert, wie zuvor in der Literatur beschrieben.
Hybride werden durch Behandlung der Kulturen mit HAT selektiert.
Hybridzellen, die Antikörper
produzieren, die mit dem Peptid als Übergangszustandsanalogon reagieren
(beurteilt über
einen ELISA-Test), werden kloniert und durch Grenzverdünnung in
konditioniertem Medium aus den Eltern-Plasmacytomzellen rekloniert.
-
Das Screenen auf die Bindung von
Antikörpern
an die das jeweilige Übergangszustandsanalogon
enthaltenden Peptide erfolgt im Wesentlichen wie in Beispiel 6 oben
beschrieben. Monoklonale Antikörper
sekretierende Hybridome, die eine positive Bindungsreaktion ergaben,
werden für
weitere Untersuchungen gewählt. Das
IgG wird aus dem Ascitesfluid mittels HPLC mit Bakerbond AbxHPLC
gereinigt. Ein Fachmann wird erkennen, dass diese Antikörper gegen
das Peptid, das das Übergangszustandsanalogon
nicht enthält,
getestet werden können.
-
Der Virusreplikationstest erfolgt
im Wesentlichen wie in der Literatur beschrieben (25), ausgenommen, daß die Kulturen
in 200 μl
enthaltenden Mikroröhrchenvertiefungen
propagiert werden. Gestufte Konzentrationen an gereinigten Antikörpern, erhalten
aus der in vitro-Immunisierungsprozedur oder nur Puffer, jeweils
25 μl, werden
für eine
Stunde bei 37°C
in 5% CO2 mit 50 TCID50 HTLV-IIIB in 25 μl vorinkubiert.
Nach der Vorinkubation werden H9-Zellen (1 × 105 Zellen
in 150 μl
RPM1-040, supplementiert mit 20% wärmeinaktiviertem FCS) den Vertiefungen
zugesetzt, was Antikörperendkonzentrationen
im Bereich von 0,1 μg/ml
bis 10 μg/ml ergab.
Mikrotiterplatten werden bei 37°C
in 5% CO2 für 14 Tage inkubiert. Die Zellen
werden durch Austauschen von 100 μl
zeltfreiem Überstandsfluid
an den Tagen 3, 7 und 10 durch frisches Medium gefüttert, und kein
weiterer Antikörper
wird während
dieser Zeitspanne zugesetzt. Zellfreies Überstandsfluid (100 μl) wird auf das
p24-Antigen mittels RIA (Dupont, NEK-040) analysiert.
-
Der C8166-Fusionstest ist in der
Literatur beschrieben. Drei monoklonale Antikörper (die Klone AHIV1.6; AHIV1.3
und AHIV2.0) werden in einem zweistündigen Test getestet. H9-Zellen
(1 × 104), chronisch infiziert mit HTLV-IIIB, werden
mit verschiedenen Konzentrationen an Antikörper in 150 μl Medium
in einer Platte mit 96 Vertiefungen vorinkubiert. Alle Tests erfolgen
dreifach. Nach einer Stunde Inkubation bei 37°C in 5% CO2 setzt
man 3 × 104 C8166-Zellen (HTLV-1-transformierte Nabelschnur-Lymphozyten)
in 50 μl
zu den Vertiefungen zu. Die Vertiefungsendkonzentrationen an Antikörpern betragen
41 μg/ml
und 5 μg/ml.
Die Vorinkubation mit OKT4A (Ortho Diagnostics) mit 25 μg/ml diente
als Kontrolle. Nach Inkubation der Platten für zwei Stunden bei 37°C in 5% CO2 werden Syncytien (aufgeblasene Cytoplasmen
mit Durchmessern größer als
3 Lymphozytenzellen) gezählt.
Um eine Beeinflussung während
des Zählens
zu verhindern, werden die Proben kodiert.
-
Die antivirale Aktivität der Klone
AHIV1.3, AHIV1.6 und AHIV2.0 wird in HIV I-Replikations- und Zellfusionstests untersucht. 1 zeigt die dosisabhängige Inhibition
der HIV I p24 gag-Produktion in infizierten H9-Zellen durch den
Klon AHIV 1.3. 2 zeigt
die dosisabhängige
Inhibition der HIV-induzierten Zellfusion durch die Klone AHIV1.3,
AHIV1.6 und AHIV2.0.
-
Die katalytischen monoklonalen Antikörper, die
durch die in vitro-Immunisierung mit den Übergangszustands-Dipeptidisosteren
als Analoga, inkorporiert in die exponierte Peptidsequenz des HIV
gp120, ausgelöst
wurden, können
die Infektion durch HIV-Viren verhindern, in dem sie einen wichtigen
Bereich des viralen Hüllproteins
aufreißen,
der in die Bindung an den CD4-Rezeptor auf Lymphozyten involviert
ist. Der katalytische monoklonale Antikörper bricht die Peptidbindung
in der gewählten
Sequenz auf (d. h. zwischen den ersten zwei Threoninresten von links
des in Beispiel 2 gezeigten Octapeptids), auf eine Weise, die der
Wirkung proteolytischer Enzyme analog ist. Der Mechanismus dieser
antikörperkatalysierten
Hydrolyse des Octapeptids involviert kein Metallion und kann infolgedessen
entweder ein Nukleophil in der aktiven Stelle des Antikörpers oder
eine nukleophile Addition von Wasser, das durch die Aminosäurereste
in der mit dem Antikörper kombinierenden
Stelle aktiviert ist, involvieren.
-
Beispiel 4
-
Produktion von Abzym-Proteasen,
zielgerichtet gegen den Tumornekrosefaktor
-
Bei dem Tumornekrosefaktor (TNF)
handelt es sich um ein Cytokin, das von aktivierten Makrophagen sekretiert
wird. Es wurde gezeigt, dass TNF eine Vielzahl biologischer Wirkungen
vermittelt, eingeschlossen den Endotoxin induzierten Schock, die
Suppression der Lipoproteinlipase-Aktivität (LPL-Aktivität) in Präadipocyten,
die Stimulation der Kollagenaseaktivität und der Prostaglandin E2-Produktion
durch Synovialzellen, die Stimulation der Interleukin 1-Produktion
und die Induktion der Cachexie in Nacktmäusen. TNF-spezifische Zelloberflächenrezeptoren
finden sich auf zahlreichen Zelltypen. Die Bindung von TNF an diese
Rezeptoren wird für
die Induktion der biologischen Effekte von TNF als erforderlich
erachtet. Es ist gezeigt worden, dass Antikörper gegen die Aminosäuren 1–15 von
hTNF dessen Bindung an Zelloberflächenrezeptoren blockieren (Socher
et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 1987, 84, 8829–8833).
Es ist ebenfalls bekannt, dass die acht N-terminalen Aminosäuren des hTNF nicht für die Rezeptorerkennung
erforderlich sind. Somit kann der kritische Bereich für die Rezeptorbindung
die Reste 9–15
involvieren. Die Formel unten zeigt die 25 N-terminalen Aminosäuren des
TNF, die kritischen Reste 9–15
(*) und eine metastabile Stelle NP, Asn-Pro.
-
-
Die Synthese des Peptidanalogons,
enthaltend das Dipeptidisostere des Übergangszustands, erfolgt im
Wesentlichen wie zuvor in Beispiel 1 beschrieben. Die Immnunogenherstellung,
Immunisierung und das Screening auf katalytische Antikörper erfolgt
im Wesentlichen wie beschrieben, ausgenommen, dass ein Bioassay
genutzt wird, um die TNF-Abzym-Proteolyse
und Inaktivierung zu bestimmen.
-
Tumornekrosefaktor-Zelllyse-Test
-
L-929-Fibroblastenzellen der Maus
(30.000 pro Vertiefung) werden in Gewebskulturplatten mit 96 Vertiefungen
in Anwesenheit von 1 μg/ml
Actinomycin D kultiviert. Serielle Verdünnungen von TNF vor und nach der
Behandlung mit dem katalytischen Antikörper werden zu den Vertiefungen
zugesetzt und für
18 Stunden inkubiert. Das Kulturmedium wird anschließend entfernt
und die Zellen mit einer 0,5%igen Kristallviolett-Lösung in
25% Methanol gefärbt.
Die Absorption bei 540 nm wird auf einem Biotek ELISA-Mikrotiterplatten-Ablesegerät gemessen.
Von den Zellen nur mit Medium wird angenommen, dass sie 0% Lyse
aufweisen, und die mit 3 M Guanidin-HCL behandelten Zellen werden
als vollständig
lysiert betrachtet. Eine Einheit an TNF wird als diejenige Menge
definiert, die erforderlich ist, um eine 50%ige Zelllyse zu ergeben.
-
Beispiel 5
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Erzeugung von Abzymprozessen
die auf HIV-Polypeptide zielgerichtet sind
-
Das Hauptereignis bei der Infektion
von Zellen mit HIV ist die Wechselwirkung zwischen dem Glykoprotein
gp120 der viralen Hülle
und seinem zellulären
Rezeptor CD4. Monoklonale Antikörper
sind erzeugt worden, die die Wechselwirkung zwischen gp120 und CD4
blockieren. Es wurde gezeigt, dass das gp120-Epitop in den Aminosäuren 397–439 enthalten
ist. Die Deletion von 12 Aminosäuren
aus diesem Bereich durch in vitro-Mutagenese führt zum vollständigen Verlust
der Bindung, und eine einzelne Aminosäuresubstitution in diesem Bereich
führt zu
einer signifikant verringerten Bindung. Das Eptiop 329–439 hat
die Sequenz:
-
Die Sequenz zeigt außerdem ein
tryptisches Peptid aus den Resten 406 bis 414 (*), das das Mab-Bindungsepitop
weiter abgrenzt. Die Deletionsmutante der Reste 410–421 ist
ebenfalls gezeigt (|–|),
zusammen mit den zwei Cysteinresten, die den Deletionsbereich flankieren
(C), von denen vorgeschlagen wurde, dass sie eine Disulfidbindung
bilden, und Alanin 417, das dann, wenn es zu Asparaginsäure mittels
Punktmutation geändert
wird, zu einer verringerten CD4-Bindungsfähigkeit führt. Die von Lask et al. (Cell,
1987, 50, 975-985) präsentierten
Daten implizieren, dass dieser Polypeptidbereich eine kritische
Kontaktstelle für
die Rezeptorbindung ist, und sie wurde konsequenterweise als mögliches
Kandidatenpeptid für
die Herstellung eines Immunogens gewählt, um katalytische Antikörper auszulösen, die
die Proteolyse dieses Bereichs in der intakten HIV gp120-Hülle auslösen. Die
Einführung
eines Dipeptidisosteren in die gewählte Sequenz, die Konjugation an
Trägerprotein,
Immunisierung und das Screening auf katalytische Antikörper erfolgt
im Wesentlichen wie in den Beispielen 1–4 oben beschrieben. Der Test
auf katalytische Antikörper
als Proteasen hinsichtlich ihrer Fähigkeit, mit der Infektion
von Zielzellen in vitro zu interferieren, erfolgt über das
in Beispiel 3 beschriebene Verfahren.
-
Beispiel 6
-
Entgiftung von LPS während des
endotoxischen Schocks Gram-negative Bakterieninfektionen
-
Hintergrund
-
Trotz des Aufkommens von Antibiotika
entwickeln ungefähr
200.000 Patienten nosokomiale Bakteriämien, die zu etwa 80.000 Todesfällen führen (Maki,
1981). Die Gramnegative Septikämie
weist eine Sterblichkeit von 30% auf, und dann, wenn der Schock
involviert ist, von 70% (Kreger et al., 1980). Viele der Symptome und
Wirkungen wie auch die Resistenz gegen die Antibiotikatherapie sind
mit der Voraussetzung konsistent, daß ein Endotoxin oder Lipopolysaccharid
(LPS) das ursächliche
Mittel des Bakterien induzierten Schocks darstellt. Einige der biologischen
Wirkungen des LPS schließen
den Bluthochdruck, Fieber, die intravaskuläre Blutgerinnung und den Tod
ein. LPS stimuliert in verschiedenen Zelltypen die Freisetzung von
Mediatoren, Hormonen oder anderen Faktoren (insbesondere des Tumornekrosefaktors),
die wiederum andere Organe oder Ziele anregen und beeinflussen.
Die therapeutische Intervention umfasst üblicherweise Antibiotika, diese Behandlungen
sind jedoch häufig
nicht erfolgreich im Stoppen der LPS-Kaskadenwirkungen. Neue Therapien werden
entwickelt, um die Bakterien und das LPS zu neutralisieren, bevor
sie andere Ziele beeinflussen.
-
Bakterielle
Produkte
-
Gram-negative Bakterien weisen eine
charakteristische Membran auf, die aus Lipoprotein, Lipopolysaccharid,
Mucokomplex und cytoplasmatischen Membranschichten besteht. Einige
der äußeren Oberflächenstrukturen
und Proteine stellen Hilfsmittel dar, über die die Organismen in Serogruppen
oder Serotypen klassifiziert werden. Beispielsweise wird die Kapsel
genutzt, um die Meningococcen in die Gruppen A, B, C usw. zu serogruppieren.
Eine andere Strukturkomponente, die antigenisch ist und für die Serotypisierung (O-Antigen) genutzt
wird, ist das LPS. Polysaccharideinheiten umfassen den äußeren Kern
und sind für
die beobachtete antigenische Variation verantwortlich. Das LPS weist
auch einen inneren Kern von 1-Glycero-D-mannoheptose- und KDO (2-Keto-3-desoxymannooctulosonsäure)-Einheiten
auf, die allen Gram-negativen Bakterien gemeinsam sind (ausgenommen
wenige mutierte Stämme).
Innerhalb der bakteriellen Membran befindet sich der Lipid A-Kern
(I), der konserviert ist und aus Glucosamindisaccharid, Fettsäureketten
und Phosphateinheiten besteht. Es ist dieser Lipid A-Kern, der strukturell
wie auch bei der Erzeugung der zuvor beschriebenen bestimmten Symptome
wesentlich ist.
-
Das Lipid X, ein Monosaccharidvorläufer des
Lipids A (II), ist in Dosen über
3 mg für
Mäuse und
1 mg/kg bei Schafen nicht toxisch und schützt Mäuse vor einer lethalen Dosis
an Endotoxin (Munford und Hall, 1986). Dieses Beispiel skizziert
ein Verfahren, in dem die Acyloxyacylhydrolyse von einem katalytischen
Antikörper
katalysiert werden wird.
-
Synthese des
Antigens
-
Das Schema 1 skizziert mögliche synthetische
Reaktionen, die zum Synthetisieren des Antigens (III) erforderlich
sind, die teilweise den von Kusumoto et al. (1984) verwendeten Verfahren
folgen.
-
Hybridom-Produktion
und Screening
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Das Lipid X-Analogon (III) wird in
Liposomen verschiedener Größe und Lipidzusammensetzung
eingebaut oder auf Schaferythrozyten aufgeschichtet für die optimale
Antigenprä sentation,
bevor es in BALB/C-Mäuse
gemäß dem von
Brade et al. (1987) beschriebenen Verfahren injiziert wird.
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Hybridome, die Antikörper gegen
das Übergangszustandsanalogon
der Acyloxyacylhydrolase (III) erzeugen, werden über Standardmethoden hergestellt.
Die Hybridomüberstandsfluide
werden auf Antikörper
getestet, die an das Lipid X-Analogon binden und zwar mittels ELISA
und/oder der passiven Hämolyseinhibition. Die
katalytische Aktivität
wird über
die später
zu beschreibenden Methoden getestet.
-
Test auf Esteraseaktivität
-
Biosynthetisch markiertes LPS wird
durch Kultivieren von S. typhimurium PR122 (gal Em nag-) mit [3H]-Acetat und N-Acetyl-1-[14C]-glucosamin
(New England Nuclear Corp., Boston, Mass.) hergestellt. Um das LPS
niedrigen Molekulargewichts (rauhes LPS [R-LPS]) zu erzeugen, wird S. typhimurium
in Abwesenheit von D-Galaktose kultiviert. Diese Zellen werden in
Aliquots geteilt, von denen eines als eine Suspension in 50% Glycerin
bei –70°C gelagert
wird, und werden unter Anwendung von Phenol/Chloroform/PET-Ether
(2 : 5 : 8 Vol/Vol) extrahiert. Für die Erzeugung von LPS mit
hohem Molekulargewicht (glattem LPS (S-LPS)) werden die S. typhimurium
wie oben beschrieben unter Zusatz von D-Galaktose kultiviert. Diese
Zellen werden in zwei Aliquots geteilt. Eines wird als ganze Zellen
in 50% Glycerin bei –70°C gelagert.
Das S-LPS wird aus dem zweiten unter Anwendung von 45% (Gewicht/Volumen)
Phenol extrahiert, gefolgt von Dialyse gegen Wasser. Die zwei Präparationen
des LPS werden weiter mittels Extraktion mit Diethylether gereinigt
und anschließend
in Wasser und Triethylamin (1 μg/ml)
suspendiert, aufgeteilt und bei –70°C gelagert.
-
Biologische Aktivitäten des
Abzym-behandelten LPS: in vivo-Tests; Pyrogentest
-
Behandeltes und Kontroll-LPS werden
auf die Pyrogenizität
in Kaninchen getestet. Mindestens drei Kaninchen (1,7 bis 2,3 kg)
wird die LPS-Zubereitung injiziert und ihre Tempe raturveränderungen
aufgezeichnet. Anfänglich
testet man 5 μg
des Kontroll-LPS und 50, 100 und 200 μg des behandelten LPS.
-
Lethalitätstest
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C57BL/6-Mäusen werden 16 mg D-Galactosamin
(I.P.) injiziert, um die Empfindlichkeit gegenüber LPS zu induzieren. Das
behandelte und unbehandelte LPS wird injiziert (I.V.) und der LD50-Wert ermittelt. Konzentrationen zwischen
2 ng und 20 μg
werden getestet.
-
In vitro-Tests: Macrophagenverteilung
-
Macrophagen werden in Anwesenheit
und in Abwesenheit von behandeltem und Kontroll-LPS kultiviert. Der Prozentsatz der
Macrophagenverbreitung (entsprechend (Anzahl Verteilung/Anzahl gesamt
angehefteter Zellen) × 100)
wird berechnet. Macrophagen werden als sich verteilend definiert,
wenn ihre Membran die doppelte Fläche derjenigen sich nicht verteilenden
Zellen bedeckt.
-
Splenocytenstimulation
-
Die Stimulation muriner Splenocyten
wird mittels Thymidinaufnahme beobachtet. Splenocyten von BALB/c
nu/nu-, C3H/HeN- und C3H/HeJ-Mäusen
werden mit [3H]-Thymidin
und behandeltem wie auch Kontroll-LPS in verschiedenen Konzentrationen
inkubiert. Eine Kontrollkultur ohne LPS wird ebenfalls hergestellt. Der
stimulierende Effekt wird als Verhältnis der cpm (Zählrate)
der Testkultur zur Kontrollkultur ausgedrückt.
-
-
-
-
-
Reagenzien:
-
- (a) Benzylchlorformiat/NaOH; (b) Allylalkohol/HCl; (c) Aceton/TsOH/CaSO4;
- (d) NaH/SnBr; (e) [Ir(COD)(PMePh2)2]PF6; (f) I2/H2O/THF; (g) n-BuLi/–70°;
- (h) (PhO)2P(O)Cl; (i) H2/Pd/C;
(j)DCCI/DMAP/Verbindung A; (k) PhSH/Et3N;
- (l) H2/Pd/C/PtO2/AcOH;
(m) HCl/THF; (n) P(OMe)3; (o) NaOH; (p)
SOCl2; (q) (R)-3-Hydroxytetradecansäure; (r) H2/Pd/C
-
Beispiel 7
-
Methodik der Herstellung,
des Sichtens und der Isolierung von monoklonalen Antikörpern die
humanes IgG spalten und allergische Reaktionen verhindern
-
Hintergrund
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Die Rolle des IgE bei der Initiation
allergischer Antworten ist Gegenstand intensiver Untersuchungen für mehr als
60 Jahre gewesen. Diese Untersuchungen hat zu einem detaillierten
Verständnis
des Weges der allergischen Reaktion geführt. Das Primärereignis
bei der Initiation der allergischen Reaktion ist die Bindung des
Allergens (Antigens) an IgE. Dieses führt zur Vernetzung des IgE
auf der Oberfläche
von Mastzellen und basophilen Zellen, wobei das IgE über seinen
Fc-Bereich an Fc-Rezeptoren gebunden ist, die auf den Zielzellen
vorhanden sind. Die Folge dieser Quervernetzung ist die Auslösung der
Freisetzung von Histamin, SRS-A und anderen vasoaktiven Aminen,
die letztlich zu den schädlichen
Effekten einer allergischen Antwort über ihre Wirkungen auf andere
Gewebe im Körper
führen.
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Das IgE-Molekül lässt sich funktional in zwei
Teile teilen, die über
ihre Bindungsaktivitäten
definiert sind. Dieses lässt
sich belegen, wenn das Molekül
der Papain-Proteolyse unterworfen wird, die zwei Fragmente erzeugt.
Die Folgen dieser Proteolyse bestehen in der Inaktivierung des IgE
bezüglich
seiner Fähigkeit,
allergische Reaktionen auszulösen.
Tatsächlich
wird es zu einem Inhibitor über
die Blockade der Fc-Rezeptoren mit Fc-Fragmenten.
-
Um einen antiallergenen monoklonalen
Antikörper
zu erzeugen, werden katalytische Antikörper hergestellt, die spezifisch
IgE spalten und dieses inaktivieren können, ohne andere schädliche Wirkungen.
Um dies zu erzielen, werden monoklonale Antikörper mit einem zyklischen Dipeptidanalogon
(
1) ausgelöst, das
in der interessierenden Sequenz ent halten ist. Die so ausgelösten katalytischen
monoklonalen Antikörper werden
die Spaltung der nativen IgE-Peptidsequenz an der gezeigten Position
verursachen:
-
Diese Sequenz befindet sich zwischen
den CH2- und CH3-Domänen
des IgE, deren Spaltung die Aktivität des IgE-Moleküls ausbrechen
und die Erzeugung einer allergischen Antwort inhibieren wird.
-
Um katalytische Antikörper gegen
diesen Bereich zu erzeugen, wird das Peptidhapten ADS(X)RGV, worin
(X) das unten gezeigte zyklische Dipeptidanalogon repräsentiert, über Standardfestphasen-
oder Lösungsphasenmethoden
synthetisiert. Das vollständige
Peptid wird völlig
entschützt,
und, falls die feste Phase verwendet wird, vom festen Träger abgespalten,
und zwar unter Anwendung von Trifluoressigsäure. Die N-terminale Aminogruppe
des Peptid gestattet dessen Anheftung an ein Trägerprotein für die Immunisierung
von Mäusen.
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A. Herstellung des Immunogens
-
1. Peptidsynthese
-
Das Peptidhapten wird über die
Festphasentechnik unter Anwendung des Polyamid-Kieselguhr-Verbundharzes synthetisiert.
Die Seitenkettenschutzgruppen sind die folgenden: O-tert-Butyl (Tyrosin,
Asparaginsäure,
Glutaminsäure,
Serin, Threonin); N-4-Methoxy-2,3,6-trimethylbenzolsulphonyl
(Arginin). Der temporäre Schutz
der N-Funktion erfolgt über
Fluorenylmethoxycarbonyl, das in 10 Minuten mit Piperidin/DMF: 20/80
entfernt wird. Die Kupplungsreaktionen erfolgen unter Anwendung
der FMOC-Aminosäureanhydride.
Das geschützte
Peptidylharz wird vollständig
durch Behandlung mit Trifluoressigsäure/Thioanisol/m-Cresol/Thiophenol/Ethandithiol
als Lösung:
90/2/2/2/4 für
3 Stunden entschützt.
Nach Filtration wird das Filtrat unter Vakuum auf ein kleines Volumen
konzentriert. Ether wird zugesetzt, um ein Präzipitat des Peptids zu er halten.
Der etherische Überstand
wird entfernt, und das peptidische Präzipitat zweimal mit Ether gewaschen,
um das Peptidhapten

zu
erhalten, worin die in Klammern angegebene Einheit das unten gezeigte
zyklische Dipeptidanalogon darstellt.
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2. Konjugation des Haptens
an das Trägermolekül
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Das obige Peptidhapten wird an Nacktschneckenhämocyanin
(KLH) unter Anwendung von Glutaraldehyd konjugiert. Die Kupplungseffizienz
beträgt
50-80%, wie abgeschätzt über die
Bindung einer Spurenmenge an mit Jod-125 markiertem Peptid, das
dem Reaktionsgemisch zugesetzt wird.
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B. Herstellung und Screening
monoklonaler Antikörper
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Das an KLH konjugierte Peptid (50 μg) in vollständigem Freunds
Adjuvans wird in BALB/c-Mäuse
injiziert. Hybridomfusionen erfolgen über Standardmethoden unter
Anwendung von SP2/0-Myelomen als Fusionspartner. Polyklonale Antiserumantworten
und Hybridom-Sichtungszellen, die aus der Fusion resultieren, werden
auf die Bindungsaktivität
mittels ELISA gesichtet.
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Vertiefungen von Kunststoffmikrotiterplatten
(Falcon 3915 Probind, Becton Dickinson Labware CAS, USA) werden
mit 50 μl
Peptid (5 mg/ml) in Tris-HCl-Puffer (0,1 M, pH 9,6) beschichtet.
-
Die Platten werden zunächst für 30 Minuten
bei 37°C
und anschließend über Nacht
bei Raumtemperatur inkubiert. Nach dreimaligem Waschen mit Tween-enthaltendem
phosphatgepufferten Kochsalz (PBS-Tween 0,1%, pH 7,4), setzt man
50 μl serieller
Verdünnungen
von Antiseren in PBS-BSA 1%, pH 7,4, in doppelte Peptid-beschichtete
Vertiefungen zu und inkubiert für
2 Stunden bei 37°C.
Die Platten werden dreimal wiederum mit PBS-Tween 0,1% gewaschen,
und die Vertiefungen werden anschließend mit 50 μl eines mit
alkalischer Phosphatase markierten Anti-Maus-IgG aus Ziege, verdünnt 1 :
500 (Sigma, MO, USA), behandelt. Die Inkubation erfolgt für 1 Stunde
bei 37°C.
-
Dem zusätzlichen extensiven Waschen
mit PBS-Tween 0,1% folgt die Inkubation mit 150 μl des Substrats der alkalischen
Phosphatase (2 Tabletten/10 ml Sigma 104–105), gelöst in 0,1 M Glycin-NaOH-Puffer (pH
10,4), enthaltend MgCl2 und ZnCl2, 1 mM. Die enzymatische Reaktion lässt man
für 2 Stunden
bei 37°C ablaufen
und stoppt durch Zusatz von 50 μl
Na2CO3 (1,5 M).
-
Die Absorption wird auf einem Titertech
Multiskan ELISA-Ablesegerät
(Flow Laboratories) bei 405 nm abgelesen. Die Titerexpression wird
durch Multiplizieren der optischen Dichte mit der maximalen Verdünnung, die
eine dreimal so hohe Absorption wie die negative Kontrolle ergibt
(bestehend aus vereinigtem normalen Mausserum, verdünnt 1 :
100), bestimmt.
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Hybridome, die eine positive Reaktion
in diesem Sichtungstest ergeben, werden für die weitere Untersuchung
gewählt.
Das IgG wird aus dem Ascitesfluid mittels HPLC mit einer Bakerbond
ABx-HPLC-Säule gereinigt.
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C. Katalyse der Peptidspaltung
durch katalytische Antikörper
die für
den CH2-CH3-Bereich des menschlichen IgE
spezifisch sind
-
Das Peptidsubstrat ADSNPRGV (2,7 μM) wird mit
den über
das oben beschriebene Verfahren hergestellten, katalytischen Antikörpern inkubiert
und die Reaktion mittels Umkehrphasen HPLC-Analyse der Mischung überwacht.
Antikörper,
die eine katalytische Peptidaseaktivität gegen das Peptidsubstrat
zeigen, werden auf ihre Fähigkeit,
IgE zu spalten, behandelt.
-
Test auf IgE-Inaktivierung
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Gereinigtes IgE gegen NP wird der
Andauung mit dem gereinigten katalytischen Antikörper unterworfen, und zwar
unter Anwendung von 1 μg
IgE mit 1 μg
des katalytischen An tikörpers.
Die Inkubation erfolgt in PBS (pH &. 5) für verschiedene Zeitspannen
(Stunden bis Tage) bei 37°C.
Um auf die Unspezifizität
in dieser Reaktion zu kontrollieren, werden nicht katalytische monoklonale
Antikörper
in parallelen Reaktionen eingeschlossen.
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Um die Spaltung zu bewerten, wird
der Verlust der Basophil-Bindung untersucht. Proben (1–5 ng) an IgE
anti-NP aus der obigen Verdauungsreaktion werden mit einem Bereich
an basophilen Zellen (6 × 105·107 Zellen/ml) in 200 μl RPMI 1640, 10% fötalem Kälberserum
und 10 mM EDTA für
15 bei 37°C
inkubiert. Diese Zellen werden anschließend dreimal im selben Puffer
gewaschen, gefolgt von Zusatz von 35S-BSA-NIP
(0,1 μCi)
und weiterem Inkubieren für
15' bei 37°C. Die Zellen
werden gewaschen und auf Radioaktivität gezählt. Die Verringerung oder
der Verlust der 35S-Bindung an die Zellen,
bezogen auf die IgE-Kontrollinkubationen, belegt, dass eine Spaltung
des IgE aufgetreten ist.
-
Zyklisches
Peptidanalogon
-
BEISPIEL 8
-
Aktivierung eines Prodrug
unter Verwendung eines katalytischen Antikörpers als Glycosidase Technischer
Hintergrund
-
Antimetaboliten sind Verbindungen,
die entweder mit der der Biosynthese, der Verwendung oder der metabolischen
Funktion normaler zellulärer
Metabolite interferieren. Um ausreichend selektiv bei der Chemotherapie
von Tumoren zu sein, sollte ein Antimetabolit eine oder mehrere
lebenswichtige metabolische Reaktionen des Tumors beeinträchtigen,
ohne normales Gewebe ernsthaft in Gefahr zu bringen.
-
Einige der erfolgreichsten Antikrebsmitte
sind Mittel auf Basis von Purin- oder Pyrimidinanaloga, deren Wirkung
auf ihrer Fähigkeit,
die DNA- oder RNA-Synthese zu inhibieren, beruht. Bei einem dieser
Mittel handelt es sich um Arabinosylcytosin (I) (Cytartbine, Ara
C oder CA), dessen Wirkung als Inhibitor der DNA-Synthese auf der
Anwesenheit von Arabinose anstelle der Ribose beruht, wobei der
Unterschied in der Stereochemie der 2'-Hydroxygruppe liegt. Ara C wird in
seiner freien 5'-Hydroxylform
verabreicht und wird erst nach seinen Eindringen in die Zelle durch
Phosphorylierung zur 5'-Triphosphatform
aktiviert. Somit stellt es bereit ein Prodrug dar; nach seiner systemischen
Verabreichung kann die Aktivierung jedoch in jeder beliebigen Zelle, Tumor-
oder normalen Zelle, in die das Prodrug eindringt, erfolgen. In
Folge der weiten systemischen Verbreitung des Wirkstoffes treten
zahlreiche Nebenwirkungen wie Übelkeit,
Erbrechen, Alopezie (Haarlosigkeit), Myelosupression usw. auf.
-
Es hat sich nun herausgestellt, daß Ara C
zu einer Prodrugform modifiziert werden kann, bei der die spontane
intrazelluläre
Aktivierung veringert ist. Zunächst
wird ein monklonaler, gegen den Tumor gerichteter Antikörper zielgerichtet
auf dem Tumor angebracht, der einen katalytischen Antikörper mit
sich führt,
wobei beide entweder chemisch oder genetisch miteinander verbunden
sind. Im zweiten Schritt wird die Vorläuferform des Ara C verabreicht;
ihre Aktivierung bleibt dann auf jene Gewebe begrenzt, die die Abzymaktivität tragen. Daraus
resultiert eine bessere Unterscheidung von Tumor- und normalen Gewebe.
Da Ara C nur eine sehr kurze Plasma-Halblebenszeituer hat, folgt der Abdiffusion
des Wirkstoffes vom Tumor dessen schnelle Desaktivierung, noch bevor
signifikante systemische Toxizität
eintritt.
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Synthese des 5'-Galactosyl-Ara C
sowie von dessen Übergangszustandsanalogon
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Die Synthese des Amidingalactosyl-Analogous
von Ara C (15) ist in den Schemata 2 und 3 unten dargestellt. Das
tribenzoylierte Derivat (3) aus Schema 1 wird durch Behandlung mit
Methansulfonylchlorid in Pyridin gefolgt von Austausch mit Lithiumazid
in N,N-Dimethylformamid bei 75 °C
in (9) umgewandelt. Die Hydrierung von (9) in Ethanol unter einem
Wasserstoffdruck von 50 psi in Anwesenheit von 10% Palladium auf Holzkohle
ergibt das 4'-Aminoderivat.
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Das β-Galactonolactam (13) wird hergestellt,
indem man zunächst
2,3,4,6-Tetra-D-benzyl-2-d-galactopyranose
(11) mit Dimethylsulfoxid und Essigsäureanhydrid zum Erhalt des
2,3,4, 6-Tetra-O-benzyl-D-galactono-1,5-lactons
(12) behandelt, welches anschließend 6 Stunden lang in Dioxan
mit einer wässrigen
Ammoniaklösung
(25% (Gew./Gew.)) in Anwesenheit von Spuren von Amberlite 1R 120
H+ zum Erhalt von (13) kondensiert wird.
Durch die Umwandlung von (13) in sein Imidoesteranalogon durch Behandlung
mit Trimethyloxoniumtetrafluorborat, gefolgt von dessen Umsetzung,
ergibt das 5'-Amidinderivat
(10) das voll geschützte Amidingalactosylanalogon
(14). Die Entschützung
durch Hydrierung unter einem Wasserstoffdruck von 50 psi in Anwesenheit
von 10% Palladium auf Holzkohle und anschließende Behandlung mit konzentriertem
wässrigen
Ammoniak ergibt (15).
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Die Synthese des 5'-β-D-Galactose-Analogons des Cytosin-β-D-Arabinofuranosids
(5) ist in Schema 1 abgebildet.
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Die Behandlung von Ara C (1) mit
Bis-(p-methoxyphenyl)-phenylmethylchlorid in Pyridin, anschließende Tribenzoylierung
unter Verwendung von Benzoylchlorid und danach Detritylierung von
(2) mit Trichloressigsäure
in Dichlormethan ergibt das teilgeschützte Derivat (3). Die Behandlung
von β-D-Galactosepentaacetat (5)
mit verdünnter
wässriger
Säure und
anschließende
Behandlung mit Natriumhydrid und Trichloracetonitrtl im Überschuß ergibt
das Trichloracetimidat (8). Die Kupplung von (8) mit (3) in Anwesenheit
der Lewissäure Bortrifluoridetherat
in Dichlormethan ergibt (4). Nach vollständigem Entschützen von
(4) unter Verwendung von konzentriertem wässrigem Ammoniak erhält man das
5'-β-D-Galactose-Analogon
von Ara C (5).
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Herstellung von Antikörpern und
deren Durchtesten auf die Bindung an Analoga des Übergangszustands
-
Nach der Konjugation an einen geeigneten
Träger
werden monoklonale Antikörper
gegen (15) aus Schema 4 im wesentlichen wie in Beispiel 1 beschrieben
hergestellt. Antikörper
produzierende Klone werden zunächst
mit Hilfe von den in Beispiel 1 beschriebenen vergleichbaren Verfahren
auf ihre Fähigkeit
hin getestet, das Ara C-Analogon (15) zu binden.
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In-vitro-Test
auf katalytische Aktivität
-
Diejenigen Antikörperklone, die eine Bindungsaktivität gegenüber (15)
aufweisen, werden auf ihre Fähigkeit
hin durchgetestet, die Galactosyleinheit von Ara C als Substrat
abzuspalten, und zwar mittels eines Verfahrens, das im wesentlichen
dem von Koerner und Nieman beschriebenen (J. Chromatography 449
(1988), S. 216–228)
entspricht, wobei jedoch die Glucoseoxidase durch Galactoseoxidase
ersetzt wurde. Das Testprinzip besteht im Nachweise von Galactose
unter Verwendung eines Galactoseoxidase/Luminol-Chemolumineszenzverfahrens,
wenn diese durch den katalytischen Antikörper aus dem Prodrug freigesetzt
wird.
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In-vivo-Tests
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Die Umwandlung von Galactosyl-Ara
C zu Ara C durch den katalytischen Antikörper in Anwesenheit der Zielzellen
führt zur
Inhibition der DNA-Synthese und zum Abtöten der Zellen. Ein einfacher
Test für
die DNA-Synthese wird im wesentlichen wie von Gish et al. beschrieben
(J. Med. Chem. 14 (1971), S. 1159–1162) durchgeführt, wobei
unter Verwendung der Testmethode des Einbaus von tritiiertem Thymnidin
die Fähigkeit von
Ara C gemessen wird, die DNA-Synthese
in durch Phytohämagglutinin
(PHA) stimulierten Humanlymphozyten zu inhibieren.
-
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Literaturstellen
-
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