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Verfahren zur Herstellung von Anstrichstoffen aus Tallöl bzw. Tallölfettsäuren
Es ist bereits vorgeschlagen worden, das bei der Natronzellstoffgewinnung als Nebenerzeugnis,
anfallende sog. Tauöl oder flüssige Harz für Anstrichzwecke herzurichten. Zu diesem
Zweck ist das Erzeugnis z. B. mit Kalk neutralisiert worden. Ferner ist empfohlen,
das im. Talllöl vorliegende Gemisch der Harz- und Fettsäuren mit mehrwertigen Alkoholen
oder Phenolen zu verestern. Einem weiteren Verfahren gemäß soll das zuvor mit Gips
entwässerte Tallöl mit Gflorschwefel behandelt werden, worauf eine Neutralisation
mit Kalk oder Kreide erfolgt. Schließlich ist auch versucht, Tallöl in Gegenwart
von I#,'-atalys:atoren oder Sauerstoff abgebenden Stoffen oxydativ zu, verändern,
um die Trockenfähigkeit zu, verbessern.
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Alle diese Verfahren zeigen mehr o.dex weniger Nachteile, indem sie
entweder, wie z. B. die Kalkbehandlung, Erzeugnisse, von unzureichender Quellungsfestigkeit
gegenüber Wasser liefern oder, wie die Veresterung mit mehrwertigen Alkoholen, recht
zeitraubend und umständlich sind. An sich können durch die bekannte Veresterung
des Tauöls mit Glycerin für die Anstrichteichnik brauchbare Erzeugnisse erzielt
werden;, es ist hierzu aber erforderlich, das Tallöl und das Glycerin während vieler
Stunden auf verhältnismäßig hoheTemperaturen zu erhitzen, um Diglyceridbildung zu
vermeiden, da sonst sowohl Trokkenfähigkeit als auch Wasserfestigkeit der Erzeugnisse
leiden würden. Dieser Umstand erschwert aber die Durchführung des Veresterungsverf9hrens
im Großbetriebe und - kann gegebenenfalls sogar zu: unmittelbaren Mi erfolgen führen,
wenn die Veresterung unvollständig bleibt und Reste des Glycerins nicht völlig @entfernt
,sind.
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Es besteht daher ein Bedürfnis nach einem Verfahren, das. schneller
als das bekannte Veresterungsverfahren zu arbeiten erlaubt, ohne daLi die Gefahr
eines Fehlergebnisses besteht. Die ' Behandlung des Talllöles mit Kalk kommt hierfür
nicht in Betracht, da die Erzeugnisse doch zu wasserempfindlich sind, um den Ansprüchen
der Praxis zu genügen. Aber auch die anderen, zuvor erwähnten Verfahren scheiden
aus, da sie entweder umständlich und somit für .den Großbetrieb ungeeignet sind
und zum andern keine Erzeugnis,se liefern, die sich in ihren Eigenschaften mit ordnungsgemäß
veresterten Ta,11-ölen messen könnten.
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Es hat sich nun gezeigt, daß man die bestehenden Schwierigkeiten leicht
überwinden kann, wenn man von einer Vollveresterung des Tallöles mit" z. B. Glycerin
absieht und die bei einer Teilveriesterung verbleibenden sauren Bestandteile mit
dem Oxyd eines mehrwertigen Metalls so weit neutralisiert, daß das. Erzeugnis mit
Zinkweiß verträglich ist. Dieses Ziel kann erreicht werden, wenn man an Stelle der
normalerweise für Tallölerzeugnisse zur Veresterungerforderlichen I I o/Q
Glycerin nur etwa q. bis 6% Glycerin benutzt und weiterhin i bis 30;o des Oxyds
eines mehrwertigen Metalls, wie Kalk, Bleioxyd,
Zinkoxyd, Magnesiumoxyd,,
zusetzt. Die Säurezahl eines mit diesen Mengen von Glycerin und Metalloxyden behandelten
Tallöles -kann leicht bis auf 50 und darunter erniedrigt werden, was durchaus
genügt, um Verdickungserscheinungen des zweckmäßig zuvor-durch Benzin verdünnten
Erzeugnisses mit Zinkweiß zu verhindern.
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Der Vorteil dieser Arbeitsweise besteht darin, daß man bereits innenhalb
von etwa 5 Stunden Ansätze beliebiger Größe in zuverlässiger Weise fertigstellen
kann, wobei Erzeugnisse erhalten werden; die sich durch gute Trockenfähigkeit bei
guter Quellfes.tigkeit gegenüber Wasser .auszeichnen. Eine völlige Veresterung mit
Glycerin allein ist unter diesen Versuchsbedingungen nicht durchführbar, und die
alsdann vorliegenden Erzeugnisse zeigen neben verhältnismäßig langer Trokkenzeit
auch. keine Widerstandsfähigkeit gegenüber Wasser. Die neue Arbeitsweise spart außerdem
beträchtlich an Glycerin und führt zu Erzeugnissen, die den Anforderungen der Praxis.
durchaus genügein und z. B.. reinen Leinölfirnis hinsichtlich Quellfestigkeit gegen
Wasser sogar übertreffen.
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Die .angegebene Arbeitsweise kann in verschiedener Art durchgeführt
werden. So kann man an Stelle von Tauöl oder den aus. Tallöl abtnennbaren Fettsäuren
auch Gemische dieser Erzeugnisse, gegebenenfalls mit natürlichen oder künstlichen
Harzen, zur Verwendung bringen. Soweit es sich dabei um saure Harze handelt, kann
man die, zur Neutralisation erforderliche Menge an Metalloxyd oder die zur Veresterungbenötigte
Menge an Glycerin oder Gemischen dieser Stoffe dem Ansatz von vornherein mit hinzufügen.
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Beispiel i i öo Teile Tallöl werden mit q. Teilen Glycerin und 2 Teilen
Zinkoxyd während 5 Stunden auf eine Temperatur bis 26o° erhitzt; bis die Säurezahl
auf 5o oder darunter gesunken ist. Das Erzeugnis wird hierauf mit 3o Teilen Lackbenzin
verdünnt, wobei nach Zusatz der üblichen Trockenstoffe ein Firnis entsteht, der
für sich allein oder in Verbindung mit Leinölfirnis oder anderen üblichen ölpr.äparaten
bzw. auch mit Harzen und sonstigen bekannten Laaükrothstoffen zusammen Verwendung
finden kann. Beispiel 2 ioo Teile Tallöl und ioö Teile Kolophonium werden zusammenerhitzt,
bis eine klare Schmelze vorliegt. Hierauf läßt man a11nnählidh 15 Teile Glycerin
bei einer Temperatur von 230° zutrop:ßen. Anschließend trägt man eine Anreibung
von i Teil Bleioxyd und 1 Teil Calc@umoxyd in eine geringe: Menge eines bef#ebigen
fetten Öles, wie Leinöl, ein und erhitzt so lange, bis praktische Lösung der -Oxyde
erfolgt ;ist. Dass Erzeugnis ergibt na.qh Verdünnung nmit Lackbenzin und nach
üb-
lichem Zusatz eines Trockenstoffes einen schnell trocknenden Lack, der
sich ohne Schwierigkeiten mit beliebigen Pigmenten, auch solchen basischer Art,
wie Zinkoxyd, vermischen läßt. -BCispiel 3 Dje durch Vakuumdestillation aus dem
Tauöl abgetrennten Fettsäuren werden zusaanrrlen mit 4% Glycerin sowie i Teil Bleioxyd
und i Teil Zinkoxyd so länge erhitzt, bis die Säurezahl des Gemisches auf 5o oder
darunter gesunken ,ist. Das Ereeugnis wird mit Lackbenzin verdünnt und ergibt nach
üblichem Zusatz eines Trockenstoffes einen schnell trocknenden Firnis.
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Beispiel 4 i öo Teile Tallöl und i oo Teile durch Vakuumdestllation
abgetrennter Tallölfettsäuren werden zusammen mit i o Teilen Glycerin und 3 Teilen
Calciumoxyd während 5 Stunden auf 26o° erhitzt. Hierauf trägt man Zoo Teile Kumaronharz
in die heiße Masse ein und verdünnt anschließend mit Lackbenzin bis zur Streichfähigkeit.
Das Erzeugnis stellt einen Lack dar, der nach üblichem Zusatz eines Trockenstoffes
innerhalb kürzester Zeit einen harten und wasserfesten Film liefert und auch :eine
in der Praxis ausreichende Solofestigkeit besitzt.