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Verfahren zur Herstellung von verkaufsfertigen Waren aus Leder oder
Lederersatzstoffen Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung
von verkaufsfertigen, Waren, wie Schuhen, Taschen, Koffern aus Leder oder Lederersatzstoffen.,
die aus Lederfasern und Bindemitteln hergestellt werden.
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Nach dem Verfahren des Hauptpatents 644894 werden verkaufsfertige
Waren aus Leder oder Lederersatzstoffen dadurch hergestellt, daß Waren, die .aus
nicht appretierten oder nur vorgefärbten und gegebenenfalls mit Pflanzenschleim
behandelten Ledern oder Lederersatzstoffen unter völligem oder teilweisem Verzicht
auf die anderem. bisher für notwendig gehaltenen Zurichtungsarbeitsgängo, wie Appretieren,
Glanzstoßen, Bügeln und Pigmentieren, hergestellt worden sind, mit farbhaltigen,
wäßrigen Emulsionen der Polyacrylverbindungen gefärbt und gefinisht werden.
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Es wurde nun in weiterer Ausbildung des Verfahrens des Hauptpatents
,gefunden, daß man zu verkaufsfertigen Waren aus. Leder oder Lederersatzstoffen
nach dem Verfahren des Hauptpatents jauch dann ,gelangen kann, wenn man an Stelle
oder neben farbhaltigen, wäßrigen Emulsionen von Polyacrylverbindun:-gen farbfreie
Emulsionen der Polya-crylverbilndungen oder farbhaltige oder farbfreie Emulsionen
anderer Polymerisate ungesättigter organischer Verbindungen, insbesondere Polyvinylverbindungen,
verwendet.
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Die Polymerisation der verwendeten ungesättigten organischen Verbindungen
kannn.ach bekannten Methoden, z. B. durch Erwärmen in Gegenwart von Polymerisationsbeschleunigenn,
erfolgen, braucht aber, wie gefunden wurde, rächt bis zu Ende getrieben zu -werden.
Man kann viehmehr auch so verfahren, daß man den Polymerisationsvorgang nur bis
zur Bildung von -mehr oder weniger viscosen Zwischenprodukten führt und diese zur
Herstellung der wäßrigen Emulsion verwendet. Zur Herstellung der Emulsionen können:
auch Gemische von Wasser mit anderen Flüssigkeiten, z. B. organischen Flüssigkeiten,
verwendet werden. Man. kann z. B. das Pölymerisat oder die Polymerisations,zwischenprodukte
in geeigneten organischen Lösungsmitteln lösen oder mit geeigneten organischen Flüssigkeiten
verdünnen und die so erhaltenen Produkte in wäßrige Emulsionen überführen.
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Es hat sich ,als vorteilhaft erwiesen, die Emulsion vor ihrer Anwendung
.einer natürlichen oder künstlichen Alterung zu unterwerfen, z. B. derart, daß man
die Emulslonen gegebenenfalls breierhöhter Temperatur, z. B. bei etwa 4o bis 5o°
C, einige Stunden lang lagert.
In manchen Fällten bat sich ,eine
Zugabe von ,alkalisch wirkenden Stoffen, besonders von Ammoniak, als vorteilhaft
erwiesen. Die Menge des zugesetzten Ammoniaks kann je nach gewünschtem Effekt variiert
werden. Besondere Vorteile erzielt man bei Zugabe von z o bis 15 % Ammoiniak.
Man kann den Emulsionen auch sonstige die Ein'ulsionsb i1-dung begünstigende oder
die Emulsion stabilisierende oder mach sonstiger Richtung hin vorteilhaft wirkende
Stoffe, und zwar einzeln oder zu mehreren, zusetzen.
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Erfindungsgemäß werden die Emulsionen von Polyacrylverbindungen in
ungefärbtem Zustand verwendet. An Stelle der Polya crylverb?indungen können aber
auch Polymerisate von anderen ungesättigten organischen Verbindungen, insbesondere
Polyvinylverbin,-dungen, angewendet werden, die die Eigenschaft haben, nach dem
Auftrocknen wasserecht und gegebenenfalls wasserabstoßend zu wirken, ohne zu Verhärtungen
des, behandelten Materials, zu führen und dabei den behandelten Waren einen hohen
Glanz zu verleihen, ohne ihre physikalischen und mechanischen Eigenschaften, z.
B. ihren Griff, in unerwünschter Weise zu beeinflussen. Diese Polymerisate werden
.ebenfalls in Emulsionsformübergeführt und können in ungefärbtem Zustand oder auch
zusammen mit ,geeigneten Farben, z. B. Pigmentfarben oder Anilinfarben oder Farbgemischen,
.angewendet werden. Als Farbzusätze kommen die in der Lederindustrie üblichen Pigmentfarbkompositionen
in Betracht. Daneben können noch weitere Zusatzstoffe, z. B. Netzmittel, wie Alkohol,
Schutz= kolloide, wie Kautschukmilch oder Tragant, Weichmacher, wie Türkischrotöl,
und andere, zugesetzt werden.
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Die Anwendung der Emulsionen erfolgt in einfachster Weise durch ,gleichmäßiges
Aufstreichen auf die Waren aus Leder oder Lederersatzstoffen. Durch mehrmaligen
Aufstrich kann man besondere Wirkungen erzielen, z. B. den Glanz der entstehenden
Schichten erhöhen. Man kann jauch Kombinationswirkungen dadurch erzielen, daß man
Aufstriche, die verschiedene Farbkörper enthalten, a,ufeinanderbringt oder z. B.
zunächst eine farbfreie Emulsion aufbringt und auf den so erzielten Aufstrich einen
oder mehrere Aufstriche mit farbhaltigen. Emulsionen aufbringt, oder umgekehrt.
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Die Aufstriche werden wie nach dem Verfahren des Hauptpatents ,auf
Waren aus nicht oder nur teilweise zugerichtetem Leder aufgebracht. Zur Herstellung
dieser Waren kann man überhaupt nicht zugerichtetes, oder nur vorgefärbtes (,aniüngefärbtes).
oder vorg-efärbtes und mit Pflanzenschleim oder anderen Grundierungsmitteln behandeltes
Leder ver-. wenden. Auf die weiteren bisher üblichen Zurichtungsarbeitsgänge kann
völlig oder teilweise verzichtet werden.
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Die Anstriche haften fest .auf der Unterlage und erteilen dem behandelten
Gegenstand nach erfolgter Trocknung die gewünschte Farbe -und den gewünschten Glanz,
ohne die Unterlage ungünstig zu beeinflussen, z. B. zu verhärten. Die Überzüge zeichnen
sich nach erfolgtem Trocknen auch durch gute Wasserfestigkeit aus.
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Die Erfindung bietet den großen Vorteil, daß Waren aus ungefärbtem
oder teilweise vorgefärbtem Leder .oder Kunstleder unter Verzicht auf die weitere
Zurichtung hergestellt und erst später, z. B. unmittelbar vor dem Verkauf, in Anpassung
.an den jeweiligen Bedarf oder die jeweilige Mode gefinisht und gegebenenfalls gefärbt
werden können. Die Erfindung gestattet auch in einfachster Weise die Erzielung von
Kombinationseffekten dadurch, daß z. B. gewisse Teile eines Schuhes oder einer Tasche
mit einer Farbe, andere Teile mit anderen Farben gefärbt und gefinisht werden. Beispiele
i. Ein. Koffer ,aus rohem Leder wird mit einer Mischung behandelt, die aus einer
wäßrigen Emulsion von Polyvinylv.erbindungen und einer üblichen braunen Pigrnentfarbenmischung
unter Zusatz von Anilinfarben besteht. Dann. werden die Kanten: mit einer Emulsion
behandelt, die dunkler als die erste ist. ` z. Schuhe ,aus nicht appretiertem Leder
werden mit .einer Emulsion von Polyacrylverbindungen behandelt, .die wie folgt hergestellt
wird: ioo Teile einer handelsüblichen wäßrigen Emulsion eines Polymerisats von Acrylsäurederivaten
werden mit 5 Teilen konzentriertem wäßrigem Ammoniak versetzt und 3 Tage lang bei
50°C lagern gelassen. Man bringt drei Aufstriche hintereinander auf. Trotzdem die
sonst übliche Zurichtun sarbeit des Ausgangsleders sowie die übliche Schlußappretur
der Schuhe unterblieben ist, erhält span bei dieser Behandlung Schuhe, deren Narbenschicht
besonders weich und .elastisch ist 'und die das verkaufsübliche Aussehen haben.
Um der Kappe einen lackartigen Glanz zu geben, wird sie zwei- bis dreimal mit einer
wäßrigen 'Emulsion einer Polyvinylverbindung bestrichen.