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Verfahren zum Herstellen von phosphorarmem Roheisen aus phosphorreichen
oolithischen Eisenerzen Für diejenigen Hüttenbezirke, die auf die Verarbeitung von
phosphorreichen oolithischen Eisenerzen angewiesen sind, ist es eine wichtige Aufgabe,
aus derartigen Erzen auch phosphorärmere Roheisensorten, beispielsweise gutes Gießereiroheisen,
herzustellen. Bisher half man sich in diesem Falle mit dem "Zusatz fremder hochwertiger
Eisenerze oder von Abfällen mit niedrigem Phosphorgehalt, oder man setzte dem Möller
Stahlschrott zu. Fremde Erze sind aber teuer, und Stahlschrott muß aus volkswirtschaftlichen
Gründen der Verarbeitung im Siemens-Martin-Ofen vorbehalten werden.
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Das nachstehend beschriebene Verfahren ermöglicht, die genannte Aufgabe
zu lösen, ohne daß hochwertige Eisenerze oder Stahlschrott mitverwendet werden.
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Es ist bekannt, daß der Phosphor in oolithischen Erzen ungleichmäßig
verteilt ist, und zwar enthalten die Oolithe, bezogen auf die Eiseneinheit, viel
weniger Phosphor als das tonige oder kalkige Bindemittel, in das die Oolithe eingebettet
sind. Man hat deshalb schon vorgeschlagen, die Oolithe aus dem Erz möglichst rein
und vollständig abzuscheiden und so ein eisenreiches und phosphorarmes Erzkonzentrat
herzustellen. Der praktische Versuch hat aber ergeben, daß man auf diese Weise kein
genügendes Ausbringen an Eisen erhält, ohne daß die Leistung der Trennvorrichtung
zu gering wird. Das Bindemittel der meisten oolithischen Erze ist nämlich ziemlich
reich an Eisen und geht nach dem bekannten Verfahren mit der Gangart verloren. Beispielsweise
enthält das Bindemittel der südbadischen Doggererze ro bis 13 °/o Eisen bei
einem Gesamteisengehalt von nur 2z bis 24 °/o Eisen im getrockneten Roherz. Man
kommt deshalb bei der Scheidung im Laboratorium nicht über ein Eisenausbringen von
65 bis 75 °/o hinaus, während man im Betrieb nicht mehr alsetwa So °/o Ausbringen
erreicht hat.
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Das neue Verfahren zur Verarbeitung derartiger Eisenerze, das ein
hohes Eisenausbringen und eine gute Leistung der Trennvorrichtung ermöglicht, besteht
erfindungsgemäß darin, daß man aus den Erzen nur einen größeren Teil der Oolithe
abtrennt und diesen Teil im Hochofen z. B. auf phosphorarmes Gießereiroheisen verarbeitet,
während der phosphorreiche Erzanteil im Hochofen möglichst ohne Kalkzuschlag auf
Vorschmelzeisen
verarbeitet und hierauf nach einem basischen Verfahren
in Stahl umgewandelt wird.
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Das vorliegende Verfahren begnügt sieh also mit einer unvollständigen
ScheidurigII die leicht durchzuführen ist, und sieht die Gewinnung des restlichen
Eisens aus der eisenhaltigen Rückständen der Scheidung' vor.
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Das der Trennung zu unterwerfende Roherz muß in fein zerkleinerter
Form vorliegen; die Korngröße beträgt zweckmäßig unter 5 rnm. Falls beim Abbau bereits
genügend Feinerz entfällt, kann man das erforderliche Feinerz durch Absieben gewinnen.
Das Feinerz wird dann reduzierend geröstet, und zwar in der Weise, daß sich ein
möglichst großer Teil des in den Oolithen enthaltenen Eisens in stark magnetisches
Fe304 umwandelt. Es ist aber zu bemerken, daß es hier im Gegensatz zu anderen Verfahren
nicht darauf ankommt, sämtliche Oolithe gleichmäßig in Fe304 umzuwandeln.
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Das Röstgut wird nun in an sich bekannter Weise in einem Schwachfeldscheider
magnetisch aufbereitet. Hierbei arbeitet man auf Gewinnung eines reinen Konzentrates
hin, das möglichst wenig Kieselsäure und Phosphor enthält und ein hochwertiges Erz
darstellt, das dann in bekannter Weise auf phosphorarmes Roheisen, z. B. Gießereiroheisen,
verschmolzen wird. Es genügt im allgemeinen eine einmalige Scheidung, da, weil auch
die eisenhaltigen Rückstände der Scheidung verarbeitet werden, es nicht darauf ankommt,
daß sämtliche Oolithe gewonnen werden. Der Erregerstrom wird deshalb so schwach
eingestellt, daß verschlackte und unreine Oolithe nicht erfaßt werden.
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An Stelle der Magnetscheidung können natürlich auch andere Trennverfahren
benutzt werden.
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Die noch ziemlich eisenhaltigen Rückstände der Scheidung werden unmittelbar
oder nach vorhergehender Sinterung mit Koks im Hochofen verschmolzen, wobei man
bei armen, kieseligen Erzen zweckmäßig auf schwefelhaltiges Vorschmelzeisen arbeitet,
also keine Zuschläge von Kalk und Manganerz gibt, oder nur so viel Flußmittel zusetzt,
daß sich eine genügend leicht schmelzende und dünnflüssige Schlacke bildet. Das
phosphorreiche Roheisen oder Vorschmelzeisen wird dann nach der Entschwefelung nach
einem basischen Frischverfahren auf Stahl oder Flußeisen und Phosphorschlacke, die
zur Herstellung von Düngemitteln dient, verarbeitet.
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°. Der Vorteil dieses Verfahrens gegenüberden bekannten besteht darin,
daß zur Abtrennung cler ".Oolithe einfache Verfahren und «\'orrichtungen genügen,
weil es nicht nötig ist, ein hölles Eisenausbringen in den Oolithen zu erzielen.
Bei Anwendung von Scheideverfahren, die mit Röstung arbeiten, beispielsweise bei
der Magnetscheidung, ist der Brennstoffverbrauch gering, weil die zurr Röstung verwendete
Wärmemenge bei der nachfolgenden Sinterung und Verhüttung nutzbar gemacht wird.
Ein weiterer Vorteil dieses Verfahrens liegt darin, daß der in dem Roherz enthaltene
Schwefel, soweit er nicht beim Rösten entfernt wird, in den Rückständen der Scheidung
bleibt, so daß das Konzentrat sich sehr gut zur Herstellung von schwefelarmem Gießereiroheisen
eignet.
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Nach dem beschriebenen Verfahren lassen sich beispielsweise südbadische
Doggererze mit 22 bis 2.4 0%o Fe im Trocknen, die unmittelbar im Hochofen verschmolzen
ein Gießereiroheisen mit 2,o bis 2,4i, Phosphor ergeben würden, auf ein Konzentrat
mit 5o bis 549, Fe verarbeiten, das ein Gießereiroheisen mit o,7 bis o,80/, Fe liefert.
Das in den Rückständen enthaltene Eisen und der Phosphorgehalt derselben werden
bei der genannten Verarbeitung der Rückstände nach dem basischen Frischverfahren
fast restlos gewonnen, so daß das Verfahren im ganzen genommen nur mit geringen
Verlusten an Eisen und Phosphor arbeitet. Gegenüber der Verhüttung des rohen Erzes
wird außerdem, besonders bei der Verarbeitung der Rückstände auf Vorschmelzeisen,
eine bedeutende Menge Koks gespart.