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Webstuhl zum Umweben von Wattevließen Die vorliegende Erfindung bezieht
sich auf die Ausbildung eines Webstuhles zur Verfestigung von Wattevließen nach
dem durch Patent 6o7776 geschützten Verfahren, bei welchem das Vließ mit leimgetränkten
Fäden umwebt und verklebt wird.
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Die Ausführung dieses Verfahrens ist bei Anwendung bekannter Webstühle
mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden. Diese sind nicht nur in der hohen Empfindlichkeit
des noch nicht verfestigten Vließes gegen Verzerrungen, auch nicht allein im Fehlen
geeigneter Leimvorrichtungen und Trockenvorrichtungen begründet, sondern hängen
wesentlich mit der Ausbildung der eigentlichen Webevorrichtung zusammen. Werden
nämlich zur Ausführung des neuen Verfahrens Flachwebstühle bekannter Art benutzt,
so werden die Fadenführungen schon in kurzer Zeit von den leimgetränkten Kettenfäden
mit einer Leimkruste überzogen und für die weitere Benutzung unbrauchbar. Ferner
wird die Anwendung des neuen Verfahrens durch die bei Flachwebstühlen gebräuchlichen
schwingenden Laden erschwert.
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Ähnliche Schwierigkeiten ergeben sich auch bei Anwendung der bekannten
Rundwebstühle. Denn diese sind schon wegen ihrer verhältnismäßig kleinen Durchlaßöffnungen
und außerdem wegen der auf einem Kreise angeordneten Fadenführungen zum Umweben
von Wattevließen ungeeiznet. Alle diese Mängel werden durch die -vorliegende Erfindung
beseitigt. Diese beruht auf der Erkenntnis, daß bei einem mehrschichtigen, mit einem
flachen Kern ausgefüllten Breitgewebe, wie beispielsweise bei umwebten Wattevließen,
eine Lade vollständig vermieden werden kann, wenn die Kettenfäden den beiden Breitseiten
des zu umwebenden Vließes von beiderseitig der Mittelebene des Vließes angeordneten
Kettenbäumen in einem Winkel zu seiner Mittelebene über parallel zu diesen Ebenen
angeordnete fachbildende bewegte Führungen zugeleitet und dann über unmittelbar
neben der Vließoberfläche liegende Führungsstangen an das zu umwebende Vließ so
herangeführt werden, daß die Fachseiten der beiderseitigen Kettenfädengruppen zwei
mit ihren Schneiden gegeneinanderstehende Keile bilden.
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Um für den Schützen im Fach einen genügend großen Durchgang zu schaffen,
verwendet man zur Fachbildung vorteilhaft Hebel, welche gegenläufig schwenkbar gelagert
sind, und von denen mindestens die Hebel der einen Kettenfadengruppe mit kammartigen
Fadenführern versehen sind, die bei Annäherung der beiden Hebel aneinander, mit
ihren Fadenaugen tragenden Zinken zwischen den Kettenfäden der anderen Kettenfadengruppe
hindurchgreifen. Bei dieser Anordnung können die zur fachbildenden Bewegung der
Kettenfäden dienenden Hebel gleichzeitig als Träger für die dazugehörigen
Kettenbäume.
dienen, so . daß die einzelnen Kettenfäden bei der Bildung -des Faches keine wesentlichen
Längenunterschiede erfahren. Auch die Bahn des Schützen hat bei dem neuen Webstuhl
eine besondere Ausbildung erfahren. Diese Schützenbahn könnte zwar in der Ebene
des Wattevließes liegen, dann müßte aber das Vließ, j e nachdem, ob der hin und
her gehende Schütze den Schußfaden auf der Oberseite oder der Unterseite des Vließes
in das Gewebe eintragen soll, nach der einen oder anderen Seite ausgebogen werden.
Um diese Beanspruchung zu vermeiden, ist der neue Webstuhl auf jeder Seite des eingeführten
Vließes mit einer Schützenbahn ausgerüstet, die aus langgestreckten Bahnstücken
besteht, die an ihren Enden wechselmäßig Übergänge haben, um den Schützen in die
gegenüberliegende Bahn zu leiten, so daß der Schütze das Vließ in langgezogenen
Schleifen quer zu seiner Längsrichtung umläuft.
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Ferner ist der neue Webstuhl mit Leimvorrichtungen ausgerüstet, und
zwar besondere Leimvorrichtungen für die Kettenfäden und für die Schußfäden. Die
Leimvorrichtungen sind sowohl bei den Kettenfäden wie auch bei den Schußfäden hinter
den letzten Führungsaugen und der Webestelle angeordnet, so daß die Führungsaugen
nicht von Leim beschmutzt werden.
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Zum Trocknen der .leimgetränkten Fäden wird zweckmäßig hinter der
Webestelle eine Trockenvorrichtung, beispielsweise geheizte Abzugwalzen, vorgesehen.
Endlich ist auch dafür Sorge getragen, daß .die leimgetränkten Fäden mit dem Vließ
eine feste Verbindung eingehen. Zu diesem Zwecke sind die neben der Vließoberfläche
liegenden Kettenfadenführungsstangen als Preßwalzen zum Andrücken der leimgetränkten
Gewebefäden ausgebildet.
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Auf der Zeichnung ist der Erfindungsgegenstand in einem Ausführungsbeispiel
schematisch dargestellt, und zwar zeigen Fig. i einen Teil des neuen Webstuhles
von vorn gesehen, Fig. 2 eine Seitenansicht dazu, Fig. 3 den Webstuhl in der Draufsicht,
und zwar ohne Zuführungs- und Leimvorrichtung. Das Wattevließ i wird von Transportbändern
2, die um Rollen 3 laufen, dem Webstuhl zugeführt. Nach dem Verlassen dieser Zuführungsvorrichtung
gelangt das-Vließ i auf seinem senkrecht nach unten gerichteten Wege in den Bereich
zweier Walzen q., die das Vließ i dicht zusammenpressen und außerdem den Zweck haben,
dieses in der richtigen Lage der Stelle, an der es umweht wird, zuzuführen. Dieses
Gewebe bildet sich dicht über einem Walzenpaare 5, das durch seinen Druck das Gewebe
fest auf die beiden Seiten des Vließes i preßt. Von den Druckwalzen 5 aus gelangt
das nunmehr umwehte Vließ i, dessen leimdurchtränkten Gewebefäden aber noch feucht
sind, in den Bereich der Abzugwalzen 6, die auf bekannte Weise geheizt sind und
ein schnelles Trocknen der Leimstellen herbeiführen. Ihre Geschwindigkeit ist im
Zusammenhang mit der Zuführungsgeschwindigkeit der Rollen 3 mittels Wechselräder
oder Sperradgetriebe, die nicht mitgezeichnet sind, zwecks Regelung der Gewebedichte
einstellbar.
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Die eigentliche Webeeinrichtung, die symmetrisch zum in der Mitte
der Einrichtung durchlaufenden Vließ i ausgebildet ist, hat auf jeder Seite des
Vließes i zwei bügelartige Arme, die um die gemeinsamen Achsen 7 schwingen, und
die aus den längeren Hebeln 8, die durch runde Stangen g miteinander verbunden sind,
und den kürzeren Hebeln io, zu deren Verbindung die runden Stangen ii dienen, gebildet
sind. Die beiden etwas längeren Hebel 8 sind weiterhin noch durch Stege i2 mit rechteckigem
Querschnitt verbunden. Jede der runden Verbindungsstangen g und ii trägt einen Kettenbaum
13 und i4.. Von den beiden Kettenbäumen i4,, deren Achsen ii an den kürzerer. Hebeln
io gelagert sind, laufen die Kettfäden, nachdem sie die Führungsaugen
15 passiert haben, zu den Walzen 5, über denen sich das Gewebe bildet. Von
den beiden anderen Kettenbäumen 13 nehmen die Kettfäden einen anderen Verlauf.
Sie gelangen, nachdem sie die beiden Augen 16 und 17 durchlaufen haben, zu Augen
18, die am Ende von flachen, dünnen, um die Drehachsen 7 der schwingenden Hebel
8 gekrümmten Armen ig sitzen. Diese Arme ig sind mit den die Hebel 8 verbindenden
Stegen i2 fest verbunden, so daß sie jede Bewegung dieser Hebel 8, ihrer Stangen
g und der darauf gelagerten Kettenbäume 1q. mitmachen. DieArme ig sind so lang,
daß sie die Nettfäden, die von den Augen 18 zu den Druckwalzen 5 gelangen, auf dieser
Strecke in einer waagerechten Lage halten, und zwar dann, wenn die Hebel 8 ihre
tiefste Lage einnehmen.
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Die den Druckwalzen 5 zugeführten Kettfäden berühren auf jeder Seite
des Wattevließes i ein endloses Band 2o, das, über Rollen 21 laufend, in einen mit
Leimwasser gefüllten Trog 22 taucht und das Leimwasser auf die Kettfäden überträgt.
Zur Vermeidung unnötiger Reibung werden die Rollen 9,1 vorteilhaft angetrieben.
Ein etwas vorstehender Rand 23 nimmt das überschüssige Leimwasser von den vorbeistreifenden
Kettfäden ab und läßt es in den Trog 22 zurücklaufen. Auch der Schußfaden, der von
einer Spule 24 abläuft, wird, bevor er von dem Auge 25 aus in das Gewebe gelangt,
mittels einer Rolle 26, deren untere Hälfte in ein Leimgefäß 27 getaucht ist, mit
Leimwasser getränkt. Um zu vermeiden, daß beim Umlauf des sowohl die Schußspule
24 wie auch dasLeimgefäß 27 tragenden Schiffchens 28 dieses Leim-
Wasser
infolge der auftretenden Fliehkräfte herausgeschleudert wird, ist das' Gefäß 27
vollständig geschlossen. Zur Fortbewegung des Schiffchens 28 über seine Führungsbahn,
die im vorliegenden Beispiel aus zwei durch einen Isolierstreifen 29 elektrisch
voneinander getrennten Metallschienen 29, 30 mit U-förmigem Querschnitt besteht,
ist das Schiffchen 28 mit einem Synchronmotor ausgerüstet. Die Achse dieses Motors
trägt ein Ritzel 31, das in den gezahnten Umfang der Schiene 3o eingreift, sich
bei umlaufendem Motor an dem gezahnten Umfang dieser Schiene abwickelt und auf diese
Weise das Schiffchen 28 fortbewegt. Wie das Schiffchen, werden auch die übrigen
bewegten Teile von einem Synchronmotor angetrieben. Durch die völlige Abhängigkeit
der Drehzahl dieser Motorenart von der Umlaufzahl des Drehfeldes wird erreicht,
daß die Geschwindigkeit, mit der der Schuß eingetragen wird, stets mit der Geschwindigkeit,
mit welcher das Fach gebildet wird, im Einklang steht. Man könnte natürlich auch
zur Bewegung des Schiffchens bekannte mechanische Antriebsmittel verwenden.
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Die beiden zur Führung des Schiffchens 28 dienenden Schienen
29, 3o haben zwei parallel zu der Ebene des Wattevließes verlaufende gerade
Bahnstrecken, die durch zwei halbkreisförmig gekrümmte Strecken zu einer in sich
geschlossenen Bahn miteinander verbunden sind. Sie ruhen auf dem Maschinengestell
32 und erhalten den elektrischen Strom vom Netz durch die schematisch angedeutete
Zuleitung 33, 34, der dann durch Schleifkontakte, die an dem Schiffchen 28 angebracht
sind, von den Führungsschienen 29, 3o abgenommen wird. Auf ihrer geraden
Strecke sind diese Führungsschienen mit Schlitzen 35 versehen, die zum Durchlaß
der Kettfäden dienen und deren Tiefe etwa der halben Ouerschnitthöhe entspricht.
Durch diese Einschnitte erfährt die oben beschriebene Verzahnung des Umfanges zwar
Unterbrechungen, die man aber entweder durch die Wahl einer Schrägverzahnung oder
durch die AnordnungvonzweiZahnrädern31 amSchiffchen 28 für die Schiffchenbewegung
unschädlich machen kann.
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Auf jeder Seite des Wattevließes i ist auf den Stangen g und 1i je
ein Kettenbaum 13, 14 drehbar, aber leicht gebremst gelagert. Auf jedem Kettenbaum
sind diejenigen Kettfäden vereinigt, die bei der Fachbildung die gleiche Fadenlage
haben, d. h. die alle gleichzeitig die obere oder untere Seite des geöffneten Faches
einnehmen. Wie auf der linken Seite der Fig. 2 dargestellt, werden die von den Kettenbäumen
13 ablaufenden Fäden dadurch, daß sie der Reihe nach durch die Augen 16, 17, 18
gefädelt sind, in der Stellung, in der die beiden Kettenbäume 13, 14 waagerecht
nebeneinanderliegen, von unten her zwischen den Fäden der Kettenbäume 14, die in
dieser Stellung etwa waagerecht der Druckrolle 5 zugeleitet werden, durchgeführt.
Dadurch bilden die beiden von den Kettenbäumen 13, 14 ablaufenden Fäden ein offenes
Fach, und zwar liegen die Fäden des Kettenbaumes 14 in Tieflage, diejenigen des
Kettenbaumes 13 in Hochlage. In dieser Stellung kann das die Schußspule 24 tragende
Schiffchen 28 durch das geöffnete Fach geführt und der Schuß eingetragen werden.
Nach Eintragen des Schusses wird der Kettenbaum 14 nach oben, dagegen der Kettenbaum
13 nach unten geschwenkt, so daß sie die in Fig.2 rechts dargestellte Lage einnehmen.
In dieser Stellung bilden die Fäden. des Kettenbaumes 13 die untere Lage
und die Fäden des Kettenbaumes 14 die obere Lage des offenen Faches, so daß sie
die für die Eintragung des folgenden Schusses richtige Stellung haben. In dieser
Weise wechseln die Fachstellungen, jedesmal von einem Schußfaden ausgefüllt, fortlaufend
miteinander ab. Dabei schwingen die Kettenbäume 13 aus ihrer horizontalen Lage nach
unten, dagegen die Kettenbäume 14 aus ihrer horizontalen Lage nach oben. Während
die beiden Kettenbäume schwingende Bewegungen ausführen, bewegt sich das Schiffchen
z8 mit der Schußspule 24 ununterbrochen in einer Richtung und umläuft das Wattevließ
von beiden Seiten in einer Schleifenform. Während das Schiffchen auf der einen Seite
das offene Fach durchläuft, wird auf der gegenüberliegenden Seite die Fachstellung
gewechselt, so daß durch die Einstellung des Faches kein Zeitverlust eintritt.
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Das Durchtränken der Kettfäden mit Leimwasser erfolgt durch die Berührung
der Kettfäden. mit dem endlosen Band 2o des Troges 22, und zwar jeweilig dann, wenn
das letzte Führungsauge der Kettfäden, für den Kettenbaum 14 das Auge 15 und für
den Kettenbaum 13 das Auge 18, die Höchststellung einnimmt.
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Natürlich ist die Erfindung nicht auf das dargestellte Beispiel beschränkt,
sie könnte vielmehr in mannigfacher Abänderung zur Anwendung kommen. So könnte man
beispielsweise die schwingenden Kettenbäume durch in feststehenden Lagern abgestützte
Bäume ersetzen, deren Fäden dann schwingenden Hebeln in der Nähe ihrer Schwingachse
zugeführt werden. Auch brauchte der Übergang von der einen geraden Schiffchenbahn
in die zweite nicht durch die kreisbogenförmig gekrümmten Bahnstücke zu erfolgen,
vielmehr könnte man die geraden Strecken auch in einem schwenkbar angeordneten Hebel
ausmünden lassen, der dann die Überführung des Schiffchens von einer geraden Bahn
in die gegenüberliegende bewerkstelligt und auch mit Schlagvorrichtungen für
die
Schiffchenbewegung ausgerüstet sein könnte. Ferner könnten zwei getrennte Schiffchenbahnen
mit je einem hin und her gehenden Schiffchen benutzt werden, wenn man durch entsprechende
Steuerung der Kantfäden diese sowohl von den Schußfäden der einen wie auch der anderen
Seite umschlingen läßt, so daß das Wattevheß trotz der getrennten Herstellung der
beiden Gewebedecken allseitig fest von dem Gewebe eingeschlossen wird. Natürlich
könnten auch die übrigen Vorrichtungen des Webstuhles anders ausgebildet werden.
So könnte man die sonst übliche horizontale Lage des Gewebes an Stelle der im Beispiel
dargestellten senkrechten beibehalten, wenn man das Wattevließ mittels der Transportbänder
möglichst nahe an die Webeeinrichtung heranbringt. Oder als Ersatz für die geheizten
Abzugwalzen könnte das umwebte Vließ durch einen heißen Luftstrom geführt und dadurch
das Trocknen der leimgetränkten Fäden -erzielt werden.