DE612908C - Verfahren und Vorrichtung zur Veredelung von Textilien - Google Patents

Description

Zur Erzielung eines Seidenglanzes ist es bekannt, Baumwollgewebe unter Spannung zu mercerisieren.

In Fällen, wo aus irgendwelchen Gründen das Spannen vermieden werden sollte, hat man diese an sich notwendige Maßnahme auch durch ein gleichwertiges Mittel, z. B. das Mercerisieren unter rollendem Druck, ersetzt, wobei gelegentlich auch rohes Gewebe mitverarbeitet wird.

Um Baumwollgeweben wollähnlichen Charakter zu verleihen, muß man dagegen Gewebe pflanzlichen Ursprungs stets ohne Spannung mit Quellungsmitteln behandeln.

Nach der Erfindung soll nun ein Verfahren zur Veredlung von Textilprodukten durch Behandlung von rohen pflanzlichen Fasern mittels Quellungsmitteln ohne Spannung dadurch gekennzeichnet sein, daß dieser Ouellmittelbehandlung rohe, mit den natürlichen Inkrustationen behaftete Gewebe zwecks Erzeugung wollartiger Effekte unterworfen werden.

Dies Verfahren beruht auf der neuen Erkenntnis, daß verstärkte und ausgeprägtere Wolleffekte erhalten werden können, wenn man die Quellungsmittel auf die rohen Faserstoffe, die noch mit den natürlichen Inkrustationen behaftet sind, einwirken läßt. Es hat sich gezeigt, daß die Erhaltung der natürlichen Beimengungen der pflanzlichen Faser eine Bedingung für die Erzielung der Höchstwirkung ist.

Die Erfinderin will im Sinne ihrer Erfindung den Ausdruck »rohe Faserstoffe« oder »rohes Gewebe« so verstanden wissen, daß darunter ein solches Gewebe verstanden wird, das noch mit den natürlichen Inkrustationen behaftet ist. Dies soll nicht ausschließen, daß das rohe Gewebe durch irgendwelche vorbereitende Einwirkung, wie Entschlichten, Ausnetzen ο. dgl., bearbeitet worden ist, wenn nur die natürlichen Inkrustationen des Gewebes, auf die es hauptsächlich ankommt, noch vorhanden sind.

Man verfährt beispielsweise zweckmäßig so, daß man die rohen Gewebe einer schwachen Vorreinigung unterzieht, etwa mit verdünnter Säure oder Diastase oder ähnlichen Fermenten entschlichtet, und sie hierauf in die Quellungslösung bringt. Nach beendeter Quellungsreaktion und Entfernung des Quellungsmittels erfolgt die Bleichung der Ware, sofern eine solche erwünscht ist. Hierbei ist sehr schonend zu verfahren und am besten der Weg der Kaltbleiche einzuschlagen und jede alkalische Kochung zu vermeiden. Die Kaltbleiche kann derart ausgeführt werden, daß man kalte oder nur schwach erwärmte alkalische Hypochloritlösungen einwirken läßt; auch eignen sich kalte Wasserstoffsuperoxyd- oder Natriumsuperoxydbäder. Es kann auch so gearbeitet werden, daß man zuerst die rohen Gewebe einer schonenden Bleichung unterzieht und nachfolgend die Quellungsmittel einwirken läßt. Wesentlich

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ist, daß man vor oder nach der Quellung eine nur vorsichtige Reinigung der Gewebe unter Ausschluß alkalischer Kochung vornimmt.

Als Ouellungsmittel kommen die bisher üblichen Stoffe in Betracht, und zwar Alkalilauge, konzentrierte Mineralsäuren, konzentrierte Lösungen von Chlorzink, Rhodancalcium und Kupferoxydammoniak. Die ίο Quellung muß in der Weise durchgeführt werden, daß eine Spannung der Gewebevermieden wird. Es kann dies durch vorsichtiges Einlegen in Bottiche geschehen oder aber eine Maschine zur kontinuierlichen Be-¹S handlungsweise benutzt werden, die ein Merkmal der Erfindung bildet und in der Zeichnungbeispielsweise schematisch dargestellt ist. Diese Maschine besteht beim- Ausführungsbeispiel aus einer Imprägnierungsvorrichtung mit stark wirkenden Quetschwalzen in Verbindung mit einem mechanisch angetriebenen Warenförderband, das mit Mitteln versehen ist, um die Ware ohne jede Spannung vorzuschieben, derart, daß sich die Schrumpfungsreaktion ungehindert auf dem lose liegenden Gewebe auswirken kann. Die Ware F gelangt in den das Ouellungsmittel enthaltenden Imprägnierungstrog 1 und wird über die Leitrollen 2 zwischen zwei stark wirkenden Quetschwalzen 3 hindurchgeführt. Hierdurch wird der Überschuß des Quellungsmittels abgepreßt, und nun wird die Gewebebahn durch den Haspel 4 fächerartig gefaltet auf dem Transportband 5 abgelegt. Auf diesem Transportband ruht die Ware in lockerem Zustande, wird langsam fortbewegt, so daß die Kontraktion sich völlig auswirken kann. Je nach der für die völlige Schrumpfung benötigten Reaktionsdauer kann die Antriebsgeschwindigkeit des Förderbandes beliebig verändert werden. Damit die Maschine möglichst wenig Raum beansprucht, sind beim Ausführungsbeispiel zwei weitere Förderbänder 6 und 7 vorgesehen, welche etagenförmig übereinandergelagert sind. Die Förderbänder können aus gewöhnlichem Stoff oder imprägniertem Gewebe, wie Gummituch u. dgl., oder aus elastischen Drahtnetzen bestehen und werden über zwei als Haspel ausgebildete Rollen 8 geführt und durch kleine Leitwalzen 9 geleitet. Das unterste Transportband 7 kann - als Waschvorrichtung in Form eines Drahtnetzes dazu dienen, um durch Bespritzen aus beiderseits des Bandes angeordneten Spritzrohren das Ouellungsmittel zu entfernen. In diesem Falle ist es zweckmäßig, die Geschwindigkeit des untersten Transportbandes größer zu wählen als die der darüber befindlichen Bänder, so daß die oben fächerartig abgelegte Ware flach ausgebreitet mitgenommen wird und so dem Wasserstrahl der Spritzrohre besonders zugänglich ist. Nach dem Verlassen der Maschine kann nötigenfalls noch fertig gewaschen und dann getrocknet werden.

Nach beendeter Behandlung können die Gewebe in beliebiger Weise gefärbt und bedruckt werden. Beim Trocknen ist darauf zu achten, daß die dehnbaren, geschrumpften Gewebe nicht übermäßig gestreckt werden.

Das Verfahren läßt sich auf alle Arten von Geweben, auf Wirk- und Strickwaren, Stickereien sowie alle sonstigen flächigen pflanzlichen Fasergebilde anwenden. Dieser Veredelung zugänglich sind ebenfalls Gebilde aus Gemischen von vegetabilischen mit tierischen Fasern sowie auch mit künstlichen Faserstoffen.

Es lassen sich gemäß der Erfindung auch die bekannten Creponeffekte in besonderer Weichheit erzielen, dadurch, daß man die Ouellungsmittel örtlich auf die rohen oder nur schwach gereinigten Gewebe einwirken läßt. Dort wo das Quellungsmittel einwirkt, kontrahiert sich die Faser und bildet sich ein weicher wollartiger Effekt, während die unveränderten Stellen des Gewebes sich •buckelartig erheben. Das Aufbringen der Quellungsmittel kann durch unmittelbaren Aufdruck oder aber kann mittels Reservedrucks und nachfolgender Imprägnierung geschehen. Im Falle des Reservedrucks können in bekannter Weise zugleich Farbstoffe der Faser örtlich einverleibt oder aber bereits vorgefärbte Gewebe durch die Reserve örtlich weiß oder bunt geätzt werden. Durch nachheriges Einfärben der Creponeffekte werden mannigfache Färbeeffekte erhalten.

Claims (5)

Patentansprüche:

1. Verfahren zur Veredlung von Textilprodukten durch Behandlung von rohen pflanzlichen Fasern mittels Quellungsmitteln ohne Spannung, dadurch gekennzeichnet, daß dieser Quellmittelbehandlung rohe, mit den natürlichen Inkrustationen behaftete Gewebe zwecks Erzeugung wollartiger Effekte unterworfen werden.

2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man quellend wirkende Mittel auf die rohen Gewebe einwirken läßt und hierauf eine Bleiche ohne alkalische Kochung nachfolgen läßt.

3. Ausführungsform des Verfahrens nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die rohen Gewebe einer schonenden Bleiche ohne alkalische Kochung unterzieht und darauffolgend mit quellend wirkenden Mitteln behandelt.

4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3,

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dadurch gekennzeichnet, daß die Quellungsmittel nur örtlich zur Einwirkung gebracht werden, wodurch wollartige, gemusterte und erhabene Effekte entstehen.

5. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch die Kombination einer üblichen Imprägniervorrichtung mit stark wirkenden Quetschwalzen und eines mechanisch angetriebenen Warenförderbandes sowie Mitteln, um die behandelte Ware lose darauf abzulegen.

Hierzu ι Blatt Zeichnungen