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Die
vorliegende Erfindung ist auf einen Antikörper zum Hemmen einer Blutplättchenaggregation
und auf ein Verfahren zum Identifizieren und/oder Isolieren eines
derartigen Antikörpers
gerichtet. Ferner betrifft die vorliegende Erfindung das DNA-Kodieren
für diesen
Antikörper
und eine den Antikörper
oder seine kodierende DNA enthaltende pharmazeutische oder diagnostische
Zubereitung.
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Blutplättchen bzw.
Thrombozyten spielen auf dem Gebiet der Thrombose, des Herzinfarktes
und der instabilen Angina eine entscheidende Rolle: Der Blutplättchenintegrinrezeptor
GPIIb/IIIa ist von besonderer Bedeutung, da er die Blutplättchenaggregation
durch Binden des bivalenten Plasmamoleküls Fibrinogen vermittelt. Dieser
Rezeptor weist mindestens zwei Konformationszustände auf: 1) Einen nicht-aktivierten
Zustand, bei dem es sich um den Grundzustand auf unstimulierten
Blutplättchen
handelt. In diesem nicht-aktivierten Zustand zeigt der Rezeptor
eine sehr niedrige Affinität
für seine
Liganden und ist nicht imstande, eine Blutplättchenaggregation herbeizuführen. 2)
Einen aktivierten Zustand, der nach der Blutplättchenaktivierung vorliegt, z.B.
durch Thrombin. In diesem aktivierten Zustand hat GPIIb/IIIa eine
Konformationsveränderung
erfahren, was zu einer hochaffinen Bindung von Fibrinogen führt (Shatill
et al., J. Biol. Chem. 1985; 260(20): 11107-11114).
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Folglich
ist die therapeutische Blockade von GPIIb/IIIa eine sehr effektive
antithrombozytäre
Strategie, da sie den letzten gemeinsamen Endpunkt der Blutkörperchenaktivierungskaskade
beeinflusst. In den letzten Jahren wurden eine große Vielzahl
von GPIIb/IIIa-Blockern entwickelt. Diese sind entweder chimäre murine/menschliche
Fab-Fragmente eines GPIIb/IIIa-blockierenden monoklonalen Antikörpers (Abciximab)
(Coller B. et al., J. Clin. Invest. 1983, 72: 325-338), zyklische
Peptide (Eptifibatid) oder polyzyklische synthetische Peptidomimetika
(z.B. Tirofiban) (Bhatt DL und Topol EJ. JAMA. 2000; 284(12):1549-58;
Topol EJ et al., Lancet. 1999; 353(9148): 227-31). Diese Therapie
hat sich zwar als effektiv erwiesen, doch bestehen in diesem Zusammenhang
noch immer einige Probleme:
- – Insbesondere
bei der Therapie mit Abciximab liegt eine erhöhte Prävalenz von schwerer Thrombozytopenie
vor (~ 1%) (Dasgupta H. et al., Am. Heart J. 2000; 140(2): 206-11).
- – Aufgrund
der teueren Herstellung sind die Therapiekosten beträchtlich,
insbesondere für
Abciximab. (Hillegass WB et al., Pharmacoeconomics. 2001; 19(1):
41-55).
- – Blutungskomplikationen
nehmen zu, und diese sind besonders gravierend, wenn GPIIb/IIIa-Blocker
mit einer Thrombolyse kombiniert werden.
- – Oral
verabreichte synthetische GPIIb/IIIa-Blocker lieferten aufgrund
ihrer pharmakokinetischen Eigenschaften, insbesondere einer eher
niedrigen Affinität
für den
Rezeptor, enttäuschende
Ergebnisse (Chew DP. et al., Circulation. 2001, 103(2): 201-206).
- – Es
gibt Anhaltspunkte dafür,
dass GPIIb/IIIa-Blocker, insbesondere niedermolekulare Agenzien,
nach der Bindung mit dem Rezeptor interagieren. Dies könnte zu
einem paradoxen intrinsischen Aktivierungseffekt führen (Peter
K. et al., Blood. 1998; 92(9): 3240-).
- – Die
Umkehrbarkeit der Wirkung von Abciximab ist sehr langsam (> 12 Stunden).
- – Etwa
6% der mit Abciximab behandelten Patienten bilden chimäre Anti-Human-Antikörper (AHAC);
11% im Fall von wiederholt behandelten Patienten (Gawaz M., Therapie
bei koronarer Herzerkrankung. Stuttgart, New York: Thieme, 1999).
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Alle
derzeit verwendeten GPIIb/IIIa-Blocker binden mit gleicher Affinität an den
aktivierten und nicht-aktivierten Rezeptor. Ein aktivationsspezifischer
Inhibitor könnte
mehrere Vorteile bieten. Beispielsweise wäre die Blutplättchenadhäsion noch
intakt, was zu einer Verringerung der Blutungsereignisse führen sollte. Zudem
würden
Wechselwirkungen mit dem nicht-aktivierten Rezeptor verhindert.
Es wäre
wünschenswert,
einen kleineren GPIIb/IIIa-Blocker mit einer Antikörper-ähnlichen
Affinität
zu entwickeln, der bessere pharmakokinetische Eigenschaften zeigen
sollte.
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Eine
andere Anwendung für
einen aktivationsspezifischen Antikörper wäre die Detektion von aktivierten
Blutplättchen,
die in einer Vielzahl von Forschungs- und Diagnoseszenarien sehr
nützlich
ist.
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Es
ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, einen Antikörper mit
derart verbesserten Eigenschaften zu finden sowie Verfahren zur
Identifizierung eines derartigen Antikörpers bereitzustellen.
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Diese
Aufgabe wird durch die Bereitstellung des Antikörpers gemäß dem unabhängigen Anspruch 1 gelöst. Weitere
vorteilhafte Merkmale, Ausführungsformen
und Aspekte der vorliegenden Erfindung werden bei Betrachtung der
weiteren unabhängigen
und abhängigen
Ansprüche,
der Beschreibung und der Zeichnungen besser verständlich.
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Dementsprechend
ist die Erfindung auf einen Antikörper menschlichen Ursprungs
zum Hemmen einer Blutplättchenaggregation
gerichtet, dadurch gekennzeichnet, dass er dadurch wirksam ist,
dass er im Wesentlichen ausschließlich an den aktivierten Zustand
eines Blutplättchenintegrinrezeptors
GPIIb/IIIa bindet.
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Die
Begriffe Thrombozyt und Blutplättchen
werden in dieser Schrift synonym verwendet. Der allgemeine Begriff „Blutplättchenintegrinrezeptor" bedeutet „Blutplättchenintegrinrezeptor
GPIIa/IIIa".
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Gemäß der vorliegenden
Erfindung bindet der Antikörper
an den Blutplättchenintegrinrezeptor GPIIb/IIIa
(Alpha IIb/Beta 3) und hemmt die Bindung des natürlichen Liganden Fibrogen.
Wie oben näher
ausgeführt,
ist dieser Rezeptor dadurch gekennzeichnet, dass er den Aggregationsprozess
herbeiführt,
wenn Fibrogen an ihn bindet. Durch Blockieren dieses Rezeptors ist
eine Vernetzung unmöglich.
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Aufgrund
der selektiveren Wirkungen, die sich erhalten lassen, bindet der
Antikörper „im Wesentlichen ausschließlich" an die aktivierte
Konformation des Blutplättchenintegrinrezeptors.
Dies bedeutet, dass seine Bindungsaffinität zur aktivierten Konformation
des Blutplättchenintegrinrezeptors
viel größer ist
als seine jeweilige Affinität,
an die inaktive Konformation des Blutplättchenintegrinrezeptors zu
binden. Im besten Fall ist das Agens im Wesentlichen außer Stande,
an die nicht-aktivierte Konformation des Integrinerzeptors zu binden.
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In
der vorliegenden Schrift sind mit dem Begriff „Antikörper" Immunoglobuline menschlichen Ursprungs
gemeint. Bei dem Immunoglobulin kann es sich auch um ein Fragment
menschlicher Immunglobuline handeln, das die variablen Domänen der
schweren und leichten Kette umfasst. Bei dem Fragment kann es sich
auch um ein einzelkettiges Antikörperfragment
(scFv von engl. „single-chain
antibody fagment"),
Fab oder rekombinante Konstrukte und deren Derivate handeln. Es
kann monovalent, bivalent oder multivalent sein.
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Es
kann im Vergleich zu echten Antikörpern Modifikationen seiner
Aminosäuresequenz
enthalten und eine modifizierte Domänenstruktur aufweisen. Es muss
aber dennoch imstande sein, die typische, in nativen Antikörpern zu
findende Domänenkonfiguration
sowie eine Aminosäuresequenz
anzunehmen, die hochspezifisch an Targets (Antigene) binden kann.
Typische Beispiele für
Antikörperderivate
sind an andere Polypeptide gekoppelte Antikörper, umstrukturierte Antikörperdomänen oder
Antikörperfragmente.
Der Antikörper
kann auch mindestens ein weiteres Kompositum wie beispielsweise
eine Proteindomäne
aufweisen, wobei die Proteindomäne
durch kovalente oder nicht-kovalente Bindungen verknüpft ist.
Die Verknüpfung
kann auf einer Genfusion gemäß den in
der Technik bekannten Verfahren basieren. Die im Fusionsprotein
mit dem erfindungsgemäß eingesetzten
Antikörper
vorliegende zusätzliche
Domäne
kann durch einen flexiblen Linker, vorzugsweise einen Peptidlinker,
verknüpft
sein, wobei der Peptidlinker mehrere hydrophile, peptidgebundene Aminosäuren aufweist,
die lang genug sind, um den Abstand zwischen dem C-Terminus der
weiteren Proteindomäne
und dem N-Terminus des Antikörpers
oder umgekehrt zu überspannen.
Das vorgenannte Fusionsprotein kann ferner einen spaltbaren Linker
oder eine Spaltstelle für
Proteinasen aufweisen. Somit könnte
beispielsweise der Antikörper
mit einem Effektormolekül
verknüpft
sein, das eine geeignete Konformation für eine biologische Aktivität oder für eine selektive
Anbindung an einen festen Träger,
eine biologisch aktive Substanz (z.B. ein Zytokin oder ein Wachstumshormon),
einen chemischen Wirkstoff, ein Peptid, ein Protein oder einen Arzneistoff
aufweist.
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Der
Antikörper
der vorliegenden Erfindung ist menschlichen Ursprungs. Dies stellt
ein besonders wichtiges Merkmal der Erfindung dar, da es die Verwendung
derartiger Antikörper
für eine
Therapie menschlicher Patienten eröffnet, ohne dass die Gefahr
von unerwünschten
Immunreaktionen gegen andere „fremde" Antikörperarten
besteht. Insbesondere sind die Gesamtstruktur/-sequenz und die konstanten
Regionen des verwendeten Antikörpers
menschlichen Ursprungs. Bei der Quelle des menschlichen Antikörpers kann
es sich um eine Phagendisplaybibliothek natürlicher oder modifizierter
menschlicher Antikörperfragmente
handeln, die nach Antikörpern
mit einer Thrombozytenaffinität
durchsucht wird.
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Vorzugsweise
ist der Antikörper
ein einzelkettiger Antikörper,
in dem eine VH-Domäne
mit einer VL-Domäne
verknüpft
ist. Der Begriff „verknüpft" bedeutet vorzugsweise
eine Peptidbindung. Ein derartiger einzelkettiger Antikörper ist
vorzugsweise ein rekombinanter scFv-Antikörper. Verfahren zum Erzeugen
eines derartigen einzelkettigen Antikörpers mit den vorgenannten
Eigenschaften oder von DNA-Sequenzen, die für einen derartigen Antikörper kodieren,
dessen Expression in geeigneten Wirten und dessen Gewinnung und Aufreinigung
sind beispielsweise in
WO-A-89/0622 ,
WO-A-89/01783 ,
EP-A-0 239 400 ,
WO90/07861 und Colcher et
al., Cancer Research 49 (1989), S. 1732-1745 beschrieben. Das eingesetzte scFv
kann ein rekombinantes Konstrukt von einzelkettigen Antikörperfragmenten)
sein, falls derartige Umstrukturierungen oder Veränderungen
der Sequenz nötig
sind, um das gewünschte
Produkt zu erhalten. Der Fachmann kennt Verfahren, wie er die jeweiligen
Immunoglobulindomänen
modifizieren kann, beispielsweise über Aminosäure-Deletion, Insertionen,
Substitutionen und/oder Rekombinationen. Verfahren zum Einbringen
derartiger Modifikationen in die Kodiersequenz für die Immunoglobulinkette sind
dem Fachmann bekannt (z. B. Sambroock et al., Molecular Cloning – A Laboratory
Manual, Cold Spring Harbor (1989), N.Y.). Andererseits kann das
einzelkettige Antikörperfragment
beispielsweise aus einem menschlichen IgM- oder IgG-Antikörper gewonnen
werden. Alternativ können
rekombinante BsAb oder Diabodies (die zwei vorzugsweise über einen
Peptidlinker verknüpfte scFv-Fragmente
enthalten) gebildet werden. Es ist auch vorteilhaft, Tandem-Diabodies durch Homodimerisation
einzelkettiger Fragmente mit vier variablen Antikörperdomänen (VH
und VL) zweier verschiedener Spezifitäten zu konstruieren.
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Aufgrund
der immensen Variabilität
des Antikörperherstellungsprozesses
im Lauf einer Immunantwort kann im allgemeinen eine große Anzahl
verschiedener Sequenzen hergestellt werden, die sich zum Angreifen eines
fremden Antigens eignen. Dem Fachmann ist klar, dass sich deshalb
mehrere Ausführungsformen
von Antikörpersequenzen
auffinden lassen würden,
um die Anforderungen der vorliegenden Erfindung zu erfüllen. Um
ein geprüftes
und wohlbewährtes
Beispiel zu nennen, kann der erfindungsgemäße Antikörper dadurch gekennzeichnet
sein, dass das Fragment eine Aminosäureregion umfasst, die das
Translationsprodukt der Nukleinsäuresequenz
aus 2 aufweist (SEQ. Nr. 1). In einer
weiteren bevorzugten Ausführungsform
umfasst es die in 2 gezeigte Aminosäuresequenz
oder es besteht aus der Aminosäuresequenz
der 2. In einer weiteren Ausführungsform
stellt die vorliegende Erfindung Nukleinsäuremoleküle bereit, die für ein Fragment, Derivat
oder eine allelische Variation des obigen Polypeptids kodieren,
die im Wesentlichen die gleichen Eigenschaften wie das der 2 aufweisen. Der Begriff „Derivat" bedeutet in diesem
Zusammenhang, dass sich die Sequenzen dieser Moleküle in einer
oder mehreren Positionen von den Sequenzen der Nukleinsäuremoleküle und/oder
der Aminosäuresequenz
der 2 unterscheiden, aber zu diesen
Sequenzen einen hohen Homologiegrad aufweisen. Homologie bedeutet
dabei eine Sequenzidentität
von mindestens 60%, insbesondere eine Identität von mindestens 70 oder 80%,
vorzugsweise von mehr als 90% und insbesondere bevorzugt von mehr
als 95%. Die Abweichungen von den vorgenannten Nukleinsäuremolekülen oder
Peptidmolkülen können durch
Deletion, Substitutionen, Insertionen oder Rekombination hervorgerufen
worden sein.
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Ein
anderes geeignetes Beispiel ist eine synthetische Bibliothek von
Antikörpersequenzen.
Das identifizierte Fragment umfasst eine CDR3-Domäne einer
schweren Kette, die die Sequenz ELEAYCRGDCYPPYYG oder ein Derivat
derselben mit einer vergleichbaren Struktur und vergleichbaren Eigenschaften
enthält. Diese
Sequenz hat sich als imstande herausgestellt, an den Integrinrezeptor
zu binden, vielleicht weil es die Fibrinogenstruktur imitieren kann.
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Eine
weitere bevorzugte Ausführungsform
betrifft die DNA-Sequenz, die für
den einzelkettigen Antikörper
kodiert. Diese DNA-Sequenzen können
in einen Vektor oder Expressionsvektor eingefügt werden. Somit bezieht sich
die vorliegende Erfindung auch auf Vektoren und Expressionsvektoren,
die diese DNA-Sequenzen enthalten. Mit dem Begriff „Vektor" ist ein Plasmid
(pUC18, pBR322, pBlueScript, etc.), ein Virus oder irgendein anderes
geeignetes Vehikel gemeint. In einer bevorzugten Ausführungsform
sind die DNA-Sequenzen funktionell mit regulatorischen Elementen
verknüpft,
die ihre Expression in prokaryotischen oder eukaryotischen Wirtszellen
erlauben. Neben den regulatorischen Elementen (z.B. Promotor) enthalten
derartige Vektoren einen Replikationsursprung und spezifische Gene,
die die phänotypische
Selektion einer transformierten Wirtszelle erlauben. Die regulatorischen
Elemente für
die Expression in Prokaryoten (z.B. E. coli) sind ein lac-, trp-Promotor
oder T7-Promotor, und für
die Expression in Eukaryoten ein AOX1- oder Ga1-Promotor (für die Expression
in Hefen) und ein CMV-, SV40-, RVS-40-Promotor, CMV- oder SV40-Enhancer
(für die
Expression in Tierzellen). Weitere Beispiele für Promotoren sind Metallothein
I und Polyhydrin-Promotor. Geeignete Expressionvektoren für E. coli
sind pGEMEX, pUC-Derivate,
pEXHAM und pGEX-2T. Geeignete Promotoren für die Expression in Hefe sind
pY100 und Ycpad1 und für
die Expression in Säugetierzellen
pMSXND, pKCR, pEFBOS, cDM8 und pCEV4.
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In
der Technik bekannte allgemeine Verfahren können für die Konstruktion der Expressionsvektoren verwendet
werden, die die DNA-Sequenzen der vorliegenden Erfindung und geeignete
regulatorische Elemente enthalten. Beispiele für diese Techniken sind in-vitro-Rekombinationstechniken,
synthetische Verfahren und in-vivo-Rekombinationstechniken (vgl. Sambrook
et al., Molecular Cloning – A
Laboratory Manual, Cold Spring Harbor (1989), N.Y.). Die DNA-Sequenzen
gemäß der vorliegenden
Erfindung können
auch in Kombination mit DNA-Sequenzen, die für andere, als Fusionsproteine
zu exprimierende Proteine oder Peptide kodieren, in einen Vektor
eingefügt
werden.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft ferner Wirtszellen, die diese Vektoren
enthalten. Diese Wirtszellen sind beispielsweise Bakterien (z.B.
die E. coli-Stämme
XL1blue, HB101, DH1, x1776, JM101, JM109, BL21 und SG13009), Hefen
(vorzugsweise S. cervisiae), Insektenzellen (vorzugsweise sf9-Zellen)
und Tierzellen (vorzugsweise Säugetierzellen).
Bevorzugte Säugetierzellen
sind Myelomzellen, vorzugsweise murine Myelomzellen. Verfahren zum
Transformieren dieser Wirtszellen, Verfahren zur phänotypischen
Selektion von Transformanten und für die Expression der DNA-Sequenzen
gemäß der vorliegenden
Erfindung unter Verwendung der vorgenannten Vektoren sind auf dem
vorliegenden technischen Gebiet bekannt.
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Die
vorliegende Erfindung bezieht sich ferner auf Verfahren für die rekombinante
Herstellung des (einzelkettigen) Antikörpers unter Verwendung der
oben genannten Expressionsvektoren. Dieses Verfahren umfasst die
Kultivierung der vorgenannten Wirtszellen unter Bedingungen, die
die Expression (vorzugsweise stabile Expression) des Proteins (oder
Fusionsproteins) und die Gewinnung des Proteins aus der Kultur oder
aus den Wirtszellen erlauben. Der Fachmann kennt Bedingungen, wie
sich transformierte oder transfizierte Wirtszellen kultivieren lassen.
Geeignete Verfahren für
die rekombinante Herstellung von Proteinen sind bekannt (z.B. Holmgren,
Annual Rev. Biochem. 54 (1985), 237; La Valle et al., Bio/Technology
11 (1993), 187, Wong, Curr. Opin. Biotech. 6 (1995), 517; Davies,
Curr. Opin. Biotech 6 (1995), 543). Ferner sind geeignete Aufreinigungsverfahren
bekannt (z.B. präparative
Chromatographie, Affinitätschromatographie,
HPLC, etc.).
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Die
Erfindung ist ferner auf ein Verfahren zum Identifizieren und/oder
Isolieren von Antikörpern
zum Hemmen einer Blutplättchenaggregation
durch Bindung an die aktivierte Form des Integrinrezeptors GPIIb/IIIa von
Blutthrombozyten gerichtet.
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Ein
derartiges erfindungsgemäßes Verfahren
umfasst die folgenden Schritte:
- – Erstellen
einer Bibliothek von Nukleinsäuren,
die für
Sequenzen von Kandidaten kodieren;
- – Erzeugen
einer Phagenbibliothek aus der Nukleinsäurebibliothek;
- – aufeinander
folgende Reaktion der Phagenbibliothek mit nicht-aktiven Thrombozyten,
aktiven Thrombozyten, anderen Zellen, die nicht-aktive Integrinrezeptormoleküle exprimieren,
und anderen Zellen, die aktive Integrinrezeptormoleküle exprimieren;
und
- – Elution
von Phagen, die an die Thrombozyten oder andere Zellen, die aktive
Integrinrezeptormoleküle
exprimieren, binden.
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Ein
wichtiger Schritt des erfinderischen Verfahrens besteht darin, dass
die Phagenbibliothek von weniger geeigneten Polypeptiden, die entweder
an nicht-aktivierte Blutplättchen
oder an andere Komponenten an der Oberfläche von aktivierten Blutplättchen binden,
depletiert wird. Nach jedem der Bindungsschritte sollte eine Gewinnung
der ausgewählten
Phagen durchgeführt
werden, was anhand von bekannten Verfahren erfolgen kann. Schließlich werden
jene Phagen, die Polypeptide tragen, die spezifisch an den Integrinrezeptor
binden, auf ihre Blockierungsaktivität untersucht.
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Die
Schritte des Selektierens mit anderen Zellen können auch entfallen. Durch
diese Modifikation können
Phagen, die eine Blutplättchenaggregation
durch andere Mechanismen hemmen, detektiert werden.
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Dadurch
lässt sich
eine „natürliche Bibliothek", die auf der Antikörperpopulation
der Spender basiert, erhalten.
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Alternativ
kann eine synthetische Bibliothek verwendet werden, wobei der Schritt
des Erstellens einer Bibliothek die folgenden Schritte umfasst:
- – Erstellen
einer Nukleinsäure,
die eine Sequenz für
ein einzelkettiges Antikörperfragment
enthält,
das eine schwere und eine leichte variable Domäne umfasst; und
- – Einführen von
mindestens einer randomisierten Nukleotidsequenz in eine Region
des einzelkettigen Antikörperfragments.
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Die
Region, in die die mindestens eine randomisierte Nukleotidsequenz
eingeführt
wird, ist vorzugsweise die CDR3-Region von VH oder VL, wie ein scFv.
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Die
anderen Zellen können
vorzugsweise CHO-Zellen sein, die wohlbekannt sind und den Integrinrezeptor
nach ihrer Transformation auf ihrer Oberfläche exprimieren können.
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Die
Erfindung ist ferner auf die Verwendung einer pharmazeutischen Zusammensetzung,
die den Antikörper,
die DNA oder die Expressionsvektoren gemäß der vorliegenden Erfindung
enthält,
zum Blockieren des Blutplättchenintegrinrezeptors
auf Thrombozyten gerichtet.
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Die
Erfindung ist darüber
hinaus auf die Verwendung des Antikörpers, der DNA oder des Expressionsvektors
gemäß der Erfindung
zur Herstellung einer pharmazeutischen Zusammensetzung gerichtet.
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Der
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist auch von diagnostischem
Interesse. Er kann zum Bestimmen der Anzahl aktivierter Thrombozyten
im Verhältnis
zu nicht-aktivierten
Trombozyten eines Patienten verwendet werden. Er ist besonders zur Überwachung
des (De-)Aktivierungszustands nützlich,
falls der Patient mit Thrombozytenaggregationshemmern behandelt
wird.
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Die
pharmazeutische oder diagnostische Zusammensetzung kann zusätzlich einen
pharmazeutisch verträglichen
Träger
enthalten. Geeignete Träger
sind phosphatgepufferte Salzlösungen,
Wasser, Emulsionen (z.B. Wasser-in-Öl-Emulsionen), Tenside, sterile
Lösungen,
etc. Die Verabreichung der pharmazeutischen Zusammensetzung kann
oral oder parenteral erfolgen (z.B. topisch, intraarteriell, intramuskulär, subkutan,
intramedullär,
intrathekal, intraventrikulär,
intravenös,
intraperitoneal oder intranasal). Die geeignete Dosierung wird durch
den Arzt bestimmt und hängt
von verschiedenen Bedingungen ab (z.B. Alter, Geschlecht, Gewicht des
Patienten, Art der Krankheit und Art der Verabreichung, etc.).
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Die
DNA-Sequenzen der vorliegenden Erfindung können auch in einen Vektor eingefügt werden,
der sich für
die Gentherapie eignet, beispielsweise unter der Kontrolle eines
gewebespezifischen Promotors. In einer bevorzugten Ausführungsform
ist der DNA-Sequenzen
enthaltende Vektor ein Virus (z.B. ein Adenovirus, Vaccinia-Virus
oder adenoassoziierter Virus). Retroviren sind bevorzugt. Beispiele
für geeignete
Retroviren sind MoMuLV, HaMuSV, MuMTV, RSV oder GaLV. Für gentherapeutische
Zwecke können
die DNA-Sequenzen gemäß der vorliegenden
Erfindung auch in Form von kolloidalen Dispersionen zu den Target-Zellen
transportiert werden. In diesem Zusammenhang werden auch Liposome
und Lipoplexe erwähnt
(Mannino et al., Biotechniques 6 (1988), 682).
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Schließlich ist
die Erfindung auf ein Verfahren zum Behandeln eines Patienten umfassend
die folgenden Schritte gerichtet:
Verabreichen einer erfindungsgemäßen pharmazeutischen
Zusammensetzung in einer pharmazeutisch wirksamen Dosis an den Patienten.
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Im
Folgenden wird die Erfindung anhand von beispielhaften, nicht beschränkenden
Ausführungsformen,
in denen auf die begleitenden Zeichnungen Bezug genommen wird, näher ausgeführt:
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1 zeigt
eine FACS-Analyse eines Klons, der ein Antikörperfragment gemäß einer
ersten Ausführungsform
der Erfindung exprimiert;
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2a zeigt
die Nukleinsäuresequenz
des für
einen scFv-Antikörper
gemäß der vorliegenden
Erfindung kodierenden Klons MB9; 2b zeigt
die Aminosäuresequenz
von MB9.
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3 zeigt
die Sequenz von C9-scFv und E4-scFv.
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4 zeigt
Oligonukleotide, die für
die Konstruktion der auf menschlichen scFcv basierten synthetischen
Bibliothek verwendet werden. Bbs1-Restriktionsenzym-Erkennungsstellen
sind durch Fettdruck angegeben, geschnittene Stellen sind unterstrichen.
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5 zeigt
eine schematische Darstellung von Anlagerungspositionen von Oligonukleotiden,
die für die
Konstruktion von pEXHAM4/C9 und pEXHAM4/E4 verwendet werden. Gene
der in pEXHAM1 geklonten scFv C9 und E4 sind als Rechtecke gezeigt.
Schwarz gefärbte
Felder stellen CDR-Regionen dar; Oligonukleotide sind durch Pfeile
dargestellt und durch Zahlen gekennzeichnet (vgl. 4).
Bpil-Restriktionsendonuklease-Erkennungsstellen
sind angegeben.
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6 zeigt
Vektorkarten von pEXHAM4/C9 und pEXHAM4/E4.
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7 zeigt
Vektorkarten von pEXHAM7/C9 und pEXHAM7/E4.
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8 führt Oligonukleotide
auf, die als Primer in einer 1. PCR zur Amplifikation von variablen
Regionen schwerer und leichter menschlicher Ketten verwendet werden.
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9 führt Oligonukleotide
auf, die als Primer in einer 2. PCR zum Einführen von Restriktionsendonuklease-Erkennungssequenzen
verwendet werden (durch Fettdruck markiert).
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10 zeigt
die FACS-Analyse der Klone SA8, SA10 und SA11. Bindung von angegebenen
scFv an aktivierte (schwarze Kurve) und nicht-aktivierte (graue
Kurve) Thrombozyten.
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11 zeigt die gesamte, die Vektorkarte
pEXHAM4/E4 betreffende Nukleotidsequenz.
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12 zeigt die gesamte, die Vektorkarte
pEXHAM4/C9 betreffende Nukleotidsequenz.
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13 zeigt die gesamte, die Vektorkarte
pEXHAM7/E4 betreffende Nukleotidsequenz.
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14 zeigt die gesamte, die Vektorkarte
pEXHAM7/C9 betreffende Nukleotidsequenz.
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Im
Folgenden werden Beispiele für
die Erzeugung menschlicher scFv-Antikörper gegeben, die für einen
aktivierten Blutplättchenintegrinrezeptor
GPIIb/IIIa spezifisch sind.
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Generelle Strategie
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Phagenbibliotheken
für die
Präsentation
einzelkettiger Antikörperfragmente
(scFv) werden aus menschlichen IgM-Antikörpergenen erzeugt. Alternativ
wird eine synthetische Bibliothek durch Randomisierung der CDR3-Region
der schweren Kette in zwei scFv-Masterstrukturen menschlichen Ursprungs
erzeugt. Beide Bibliotheken werden für nicht-aktivationsspezifische
Binder durch Inkubation auf ruhenden Thrombozyten vor ihrer Verwendung
zur Selektion auf aktivierten Blutplättchen subtrahiert. Um die
Selektion auf den GPIIb/IIIa-Rezeptor zu fokussieren, werden auf
in-vitro-kultivierten Zellen, die rekombinanten GPIIb/IIIa-Rezeptor
exprimieren, zusätzliche
Selektionsrunden durchgeführt.
Nach der Selektion werden die scFv-Klone im Hinblick auf eine Bindung
an aktivierte Trombozyten und Kompetition der Fibrinogenbindung
mittels FACS-Analyse
untersucht.
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Beispiel 1: Erzeugung des menschlichen
scFv-Antikörperfragments
MB9 RNA- und cDNA-Präparation
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Die
Gesamt-RNA wird aus Milzproben von sechs menschlichen Spender und
peripheren Blutlymphozyten (PBL) von fünf gesunden menschlichen Spendern
(jeweils ca. 1–5 × 108 PBL, RNeasy (TM) Midiprep.Kit, Quiagen)
isoliert. Aus der Gesamt-RNA wird Poly-A+-RNA hergestellt (Oligotex
mRNA Kit, Quiagen) und für die
cDNA-Synthese verwendet (SuperScriptTM Preamplification
System, Gibco BRL/LIFE Technologies).
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Amplifikation von menschlichen
variablen Ig-Regionen
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Oligonukleotide,
die bei der PCR für
die Amplifikation variabler Regionen der schweren und leichten Ketten
menschlicher Immunoglobuline verwendet werden, sind jene der 8.
Schwere Ketten werden unter Verwendung eines einzelnen IgM-spezifischen
konstanten Primers und eines aus einer Reihe von verschiedenen Primern
(VH-1 bis VH-7),
die spezifisch für
die variable Region sind, in separaten PCR-Reaktionen amplifiziert.
Dementsprechend werden leichte Lambda- und Kappa-Ketten unter Verwendung
eines einzelnen Lambda- oder Kappa-spezifischen konstanten Primers
und eines aus einer Reihe von verschiedenen variablen Primern (Vλ-1 bis Vλ10 und Vκ-1 bis 6)
amplifiziert. Die PCR wird in einem 50 μl-Volumen unter Verwendung von
0,5 μl cDNA,
1 Einheit Ventexo–-DNA-Polymerase (New
England Biolabs) und 0,5 μM
jedes Primers unter den folgenden Bedingungen durchgeführt: 3 Min.
95°C, 20× [30 Sek.
95°C, 1
Min. 55°C,
1 Min. 72°C]
5 Min. 72°C.
Die Produkte der ersten PCR werden unter Verwendung des PCR-Aufreinigungskits
(Qiagen) aufgereinigt und als Vorlagen für eine zweite PCR verwendet,
bei der ein entsprechender Satz von Oligonukleotidprimern der 9 verwendet
wird, um Restriktionsstellen für
das Klonen einzuführen.
Die zweite PCR wird entsprechend der ersten PCR für jeden
Primersatz getrennt durchgeführt,
jedoch unter Verwendung von 1 Min. 57°C für die Anlagerung. Die Produkte
der zweiten PCR der schweren Kette, der leichten Lambda-Kette und der
leichten Kappa-Kette werden gepoolt und über ein PCR-Aufreinigungskit
(Quiagen) aufgereinigt.
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Klonen der scFv-Phagendisplaybibliothek
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Fragmente
schwerer Ketten werden mit NcoI und HindIII verdaut, Fragmente leichter
Ketten mit MluI und NotI (jeweils New England Biolabs) entsprechend
den Anweisungen des Anbieters und werden schließlich durch Gelextraktion aus
1 %-igen Agarosegels unter Verwendung des Gelextraktionskits (Qiagen)
aufgereinigt. Zum Erzeugen einer Unterbibliothek werden die schweren
Ketten erst in den Phagendisplay-Vektor pEXHAM1 (1)
geklont, der ein Füll-scFv
(„stuffer
scFv") enthält. Vektor-DNA
wird mit NcoI und HindIII geschnitten, über Gelextraktion aufgereinigt
und separat mit Fragmenten schwerer Ketten ligiert, die von verschiedenen
Spender stammen. Die Ligation erfolgt in einem 20 μl-Volumen
unter Verwendung von 50 ng Vektor, 9 ng schwere-Kette-Fragment und
1 Einheit T4-DNA-Ligase (Roche) für drei Stunden bei Raumtemperatur. Die
Ligationsmischung wird gefällt,
in 10 μl
Wasser resuspendiert und mit 35 μl
elektrokompetenten E. coli-XL1-Blue-Zellen (Stratagene) für eine Elektroporation
entsprechend den Anweisungen des Anbieters gemischt. Transformierte
Zellen werden auf selektive LB-Agarose-Platten plattiert, die 50
mM Glukose, 100 μg/ml Ampillicin
und 20 μg/ml
Tetracyclin enthalten, und bei 30°C über Nacht
inkubiert. Die Größe der Unterbibliotheken
liegt im Bereich von 1,5 × 106 bis 7,1 × 107,
wie durch das Plattieren geeigneter Verdünnungen bestimmt.
-
Bakterienklone
werden von den Platten abgeschabt und für die DNA-Maxipräparation
(Quiagen) verwendet, um die Vektor-DNA für das Klonen der kompletten
Bibliotheken zu präparieren.
Die Unterbibliothek-DNA wird mit MluI und NotI geschnitten, durch
Gelextraktion aufgereinigt und separat mit den Fragmenten leichter
Lambda- und Kappaketten aufgereinigt. Die Ligation erfolgt in einem
20 μl-Volumen
unter Verwendung von 1 μg
Vektor-DNA und eines zweifachen molaren Überschusses von DNA der leichten
Ketten. Nach Inkubation mit 1 Einheit T4-Ligase (Roche) über Nacht bei
8°C wird
die Ligitationsmischung gefällt
und in 2,5 μl
Tris 10 mM, pH 8,5 wieder in Lösung
gebracht. Davon werden 2 μl
für die
Transformation von 50 μl-Aliquots
elektrokompetenter XL1-Blue-Zellen verwendet. Die Zellen werden
auf selektive Agarplatten plattiert und die Anzahl der Transformanten
wird, wie oben beschrieben, durch Plattieren geeigneter Verdünnungen
bestimmt. Die Gesamtgröße aller
aus Milz- und PBL-RNA-Material
erzeugten Bibliotheken beträgt
1,75 × 109.
-
„Rescue" der Bibliothek
-
Zur
Phagenpräsentation
von scFv wird die Bibliothek in 250-ml-Aliquots eines mit 50 mM
Glukose, 100 μg/ml
Ampicillin und 20 μg/ml
Tetracyclin versetzten LB-Mediums bei einer anfänglichen OD600 von 0,025 inokuliert,
was sicherstellt, dass die Anzahl der Zellen die Komplexität um einen
Faktor 10 übersteigt.
Die Zellen werden bei 37°C
und 200 UpM bis auf eine OD600 von 0,2 inkubiert und mit M13K07-Helferphagen
bei einer Infektionsmultiplizität
von 10 infiziert. Nach einer einstündigen Inkubation bei 37°C werden
die Zellen durch Zentrifugation geerntet, in 250 ml eines glukosefreien
Mediums resuspendiert und über
Nacht bei 30°C
und 200 UpM inkubiert. Die Phagen werden durch PEG-Fällung (PEG6000
20%, NaCl 2,5M) isoliert und in Phagenverdünnungspuffer (Tris 10 mM pH
7,5, NaCl 20 mM, EDTA 2 mM) wieder in Lösung gebracht.
-
Durchsuchen der Bibliothek nach scFv,
die aktivierte Blutplättchen
binden
-
Depletion der Bibliothek von scFs, die
nicht-aktivierte Blutplättchen
binden:
-
5
ml menschliches Venenblut wird in einer 25 μl Prostaglandin E10 (10 mM)
enthaltenden S-Monowette (Sarstedt) aufgefangen und bei 110 g für 10 Min.
zentrifugiert. 1 ml eines blutplättchenreichen
Plasmas (obere Phase) wird in ein frisches Röhrchen überführt, mit 9 ml CGS-Puffer gemischt
(Natriumzitrat 10 mM, Dextrose 30 mM, NaCl 120 mM) und bei 1000
g für 10
Min. zentrifugiert. Das Pellet wird in 4 ml Tyrode-Puffer (NaCl (150
mM), NaHCO3 (12 mM), KCl, MgCl (jeweils
2 mM), Glukose, BSA (jeweils 1 mg/ml), pH 7,4), der 2% Magermilchpulver
enthält,
resuspendiert und mit 1,75 × 1012 Bakteriophagen (1000× Komplexität) für 2 Stunden bei Raumtemperatur
inkubiert. Die Blutplättchen
werden bei 1000 g für
10 Min. zentrifugiert, der Überstand
entfernt und bei 4°C
gelagert.
-
Bindung auf aktivierte Blutplättchen:
-
5
ml menschliches Venenblut wird in einer S-Monowette (Sarstedt) aufgefangen
und bei 110 g für
10 Min. zentrifugiert. 1 ml eines blutplättchenreichen Plasmas (obere
Phase) wird in ein frisches Röhrchen überführt, mit
9 ml CGS-Puffer vermischt und bei 1000 g für 10 Min. zentrifugiert. Das
Pellet wird mit 4 ml einer CaCl2, MgCl2 (jeweils 2 mM), ADP (15 μM) enthaltenden,
depletierten Phagenlösung
resuspendiert und bei Raumtemperatur für 2 Stunden inkubiert. Die
Blutplättchen
werden zweimal durch Zentrifugation (1000 g, 10 Min.) gewaschen
und in 14 ml Tyrode-Puffer resuspendiert.
-
Elution:
-
Für die Elution
bindender Phagen werden die Blutplättchen zentrifugiert (1000
g, 10 Min.), in 1 ml Glyzinpuffer resuspendiert (0,1 M, pH 2,2)
und für
10 Minuten bei Raumtemperatur inkubiert. Nach der Zentrifugation
(1000 g, 10 Min.) wird der Überstand
durch die Zugabe von Tris (2 M, pH 8,0) neutralisiert.
-
Reinfektion:
-
Eluierte
Phagen werden mit 10 ml logarithmisch wachsenden E. coli-XL1-Blue-Zellen
gemischt und bei 37°C
für 30
Min. inkubiert. Nach dem Zentrifugieren (10 Min., 6000 g) werden
die Zellen in 400 μl
LBGAT-Medium (50 mM Glukose, 100 μg/ml Ampillicin
und 20 μg/ml
Tetracyclin enthaltendes LB-Medium) resuspendiert, auf LBGAT-Agarplatten plattiert und über Nacht
bei 37°C
inkubiert.
-
Verpackung:
-
Kolonien
werden unter Verwendung von zweimal 5 ml LBGAT-Medium
von Agarplatten abgeschabt und zur Inokulierung von 20 ml LBGATMedium bei einer OD600 von 0,1 verwendet.
Die Zellen werden bei 37°C
und 200 UpM für
eine Stunde inkubiert und mit ca. 1 × 1010 M13K07-Helferphagen
superinfiziert. Nach einer Stunde bei 37°C werden die Zellen durch Zentrifugieren
(5 Min., 6000 g) aufgefangen, in LB-Medium resuspendiert, das mit
Ampicillin (100 μg/ml)
und Kanamycin (50 μg/ml)
versetzt wurde, und über
Nacht bei 30°C
und 200 UpM inkubiert. Die Phagen werden durch PEG-Fällung aufgefangen
und in 1 ml Phagenverdünnungspuffer
resuspendiert (wie für „Rescue" der Bibliothek beschrieben).
-
Durchsuchen der Bibliothek nach scFV,
die rekombinante GPIIb/IIIa auf CHO-Zellen binden
-
Depletion von scFv, die nicht-aktivierte
GPIIb/IIIa binden:
-
Ovarienzellen
chinesischer Hamster (CHO), die nicht-aktivierten GPIIb/IIIa-Rezeptor
exprimieren (A5-Zellen; Peter et al., Blood, Bd. 9, 1998, S. 3240-3249)
werden trypsiniert, zentrifugiert (10 Min., 140 g) und bei 5 × 106 Zellen/ml in Tyrodepuffer resuspendiert.
Ca. 109 verpackte Phagen aus der ersten
Selektionsrunde werden mit 4 ml Zellsuspension gemischt und für eine Stunde
bei Raumtemperatur inkubiert. Die Zellen werden für 20 Min.
bei 140 g zentrifugiert und der Überstand
erneut durch Zentrifugieren geklärt
(20 Min., 3200 g).
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Bindung auf aktivierten GPIIb/IIIa:
-
CHO-Zellen,
die aktive GPIIb/IIIa-Zellen (C13-Zellen, Peter K und O'Toole TE, J Exp Med.
1995, 181(1): 315-326) aufweisen, werden durch Trypsination geerntet,
zentrifugiert und einmal unter Verwendung von 1 ml Tyrodepuffer
gewaschen. 4 × 106 Zellen werden mit 4 ml depletierter Phagenlösung für 30 Min.
bei Raumtemperatur inkubiert.
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Elution durch Antikörperkompetition:
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Die
Zellen werden für
10 Min. bei 140 g zentrifugiert, in 50 ml Tryodepuffer resuspendiert,
dreimal für 20
Min. bei 700 g zentrifugiert und in 1 ml Tyrodepuffer resuspendiert
und schließlich
in 200 μl
ReoPro (2 mg/ml) resuspendiert. Nach 20 Min. bei Raumtemperatur
werden die Zellen durch 10-minütiges
Zentrifugieren bei 13000 UpM in einer Tischzentrifuge entfernt.
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Saure Elution:
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Die
Zellen werden für
10 Min. bei 140 g zentrifugiert, in 50 ml modifiziertem Tyrodepuffer
resuspendiert (Tyrodepuffer pH 6, eingestellt mit Hepes, enthaltend
CaCl2, MgCl2 (jeweils
2 mM) und 1 mg/ml BSA), zweimal für 20 Min. bei 700 g zentrifugiert
und in 1 ml modifiziertem Tyrodepuffer resuspendiert und schließlich in
1 ml Glycin (pH 2,2) resuspendiert. Nach 15 Min. bei Raumtemperatur
wird die Mischung durch Zugabe von 100 μl Tris (2 M, pH 8) neutralisiert
und durch Zentrifugieren bei 13000 UpM für 10 Min. in einer Tischzentrifuge
geklärt.
-
Reinfektion
und Verpackung: erfolgen wie oben beschrieben.
-
Analyse des Restriktionsendonukleaseverdaus
selektierter Klone
-
Die
DNA von Klonen aus Selektionsexperimenten wird unter Verwendung
von DNA-Spin-Säulen unter Befolgung
der Empfehlungen des Herstellers (Quiagen) präpariert. Die DNA wird mit BstNI
(New England Biolabs) verdaut und auf einem 1 %-igen Agarosegel
analysiert.
-
Herstellung von Periplasmaextrakten
-
5
ml LBGAT-Medium werden mit 250 μl einer Übernachtkultur
inokuliert und bei 37°C
und 180 UpM für 4
Stunden inkubiert. Die Zellen werden durch Zentrifugieren (5 Min.,
6000 g) geerntet, in 5 ml LB-Medium enthaltend Ampicillin (10 μg/ml) und
IPTG (100 μM)
resuspendiert und bei 28°C
und 180 UpM über
Nacht inkubiert. Die Zellen werden erneut durch Zentrifugieren geerntet
und in 500 μl
Schocklösung
(50 mM Tris-HCl pH 8,0, 20% Saccharose, 1 mM EDTA) resuspendiert
und bei 8°C
für eine
Stunde inkubiert. Die Zellen werden durch Zentrifugieren entfernt
(10 Min., 13000 UpM Tischzentrifuge) und der Überstand wird zweimal für 3 Stunden
bei 4°C
gegen PBS dialysiert.
-
FACS-Analyse
-
Die
FACS-Analyse wird unter Verwendung einer FACS-Calibur-Vorrichtung
(Becton Dickinson) durchgeführt.
-
Analyse der Aktivationsspezifität:
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Zitriertes
Vollblut (S-Monowette, Sarstedt) wird 1:50 in 50 μl Tyrodepuffer
mit oder ohne ADP (20 μM) verdünnt und
für 20
Min. bei Raumtemperatur mit 10 μl
Periplasma-scFv-Extrakten
inkubiert. Als sekundärer Antikörper wird
FITC-markierter anti-His-Antikörper
(Dianova) zugegeben, für
20 Min. inkubiert und mit Cellfix fixiert (1×).
-
Analyse der Fibrinogen-Kompetition:
-
Zitriertes
Vollblut (S-Monowette, Sarstedt) wird 1:50 in 50 μl Tyrodepuffer
mit oder ohne ADP (20 μM) verdünnt und
vor der Fixierung mit Cellfix (1×, Becton Dickinson) für 20 Min.
mit FITC-markiertem Anti-Fibrinogen-Antikörper (WAK-Chemie Medical) in
Gegenwart oder Abwesenheit von 20 μl Periplasma-scFv-Extrakten inkubiert.
-
Ergebnisse
-
Selektion von GPIIb/IIIa-bindenden scFv
-
Aus
Milz und PBL stammende menschliche scFv-Phagendisplaybibliotheken
werden durch Selektion auf aktivierten menschlichen Blutplättchen für eine Runde
nach GPIIb/IIIa-spezifischen Klonen durchsucht. Die Bibliothek wird
zuvor auf nicht-aktivierten
Blutplättchen
depletiert, um nicht-aktivationsspezifische Binder zu entfernen.
Nach der Depletion auf Zellen, die eine nicht-aktivierte Variante
aufweisen, wird die zweite und dritte Selektionsrunde auf CHO-Zellen
durchgeführt,
die rekombinante, aktivierte GPIIa/IIIb-Rezeptoren exprimieren.
Eine Elution wird entweder durch Säure oder durch Kompetition
mit ReoPro durchgeführt.
Nach der dritten Selektionsrunde werden Klone zufällig ausgewählt und
zuerst auf Anreicherung durch BstNI-Verdau und aktivationsspezifische
Bindung an Thrombozyten untersucht (Tabelle 1). Es wird festgestellt,
dass ein Klon, MB9, unter Verwendung einer sauren sowie kompetitiven
Elution auf 10 von 80 bzw. 10 von 60 Klone angereichert wird. MB9
ist bei der Blutplättchenbindung
auch stark aktivationsspezifisch und hemmt die Bindung von Fibrinogen
an Bluttplättchen,
wie durch die in 1 dargestellte FACS-Analyse
gezeigt. Darin ist Folgendes dargestellt: Linkes Histogramm: zeigt
die Bindung von MB9-scFv an aktivierte (schwarze), nicht aber an
unaktivierte (graue) menschliche Thrombozyten. Rechtes Histogramm:
Bindung von Fibrinogen an aktivierte (schwarze), nicht aber unaktivierte
Thrombozyten. Die Bindung von Fibrinogen an aktivierte Thrombozyten wird
in Gegenwart von MB9-scFv gehemmt (ausgefüllte hellgraue Kurve).
-
Darüber hinaus
kompetitiert MB9 mit ReoPro um Bindung. Andere angereicherte Klone,
wie MA1, zeigten auch eine aktivationsspezifische Bindung, versagten
jedoch bei der Hemmung einer Fibrinogenbindung oder sind nicht stark
spezifisch für
aktivierte Thrombozyten wie MA3 oder MB1.
-
Die
DNA-Sequenz des Klons MB9 ist in SEQ-ID Nr. 1 angegeben (2). Restriktionsendonuklease-Erkennungssequenzen,
die schwere und leichte Ketten flankieren (NcoI, HindIII bzw. MluI,
NotI), sind angegeben.
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Ein
für MB9
kodierender Klon wurde am 6. September 2001 unter DSM 14491 (XL1blue(pEXHAM4/MP9))
bei der „Deutsche
Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH, D-38124 Braunschweig" nach dem Budapester
Vertrag hinterlegt. Tabelle 1: Charakterisierung von auf aktivierten
GPIIb/IIIa angereicherten scFv-Klonen
Klon | Elution
durch | Anreicherung identische
Klone/analysierte Klone | Aktivierung
der spezifischen Bindung an menschliche Blutplättchen | Hemmung
der Fibrinogen-Bindung | Kompetition durch
ReoPro |
MA1 | Säure | 20:80 | ++ | – | – |
MA2 | Säure | 10:80 | ++ | ++ | + |
MA3 | Säure | 24:80 | + | – | – |
MB1 | Kompetition | 21:60 | + | + | + |
MB9
identisch zu MA2 | Kompetition | 10:60 | ++ | ++ | + |
- ++: sehr positiv; +: positiv; –: negativ
-
Beispiel 2: Herstellung des auf der synthetischen
menschlichen Struktur basierten scFv-Antikörperfragments
-
Ursprung von Masterstrukturen
menschlicher scFv
-
Für die Erzeugung
einer synthetischen Bibliothek durch Randomisierung der CDR3-Region der schweren
Kette werden aufgrund ihrer hervorragenden Herstelleigenschaften
in E.coli-Zellen zwei menschliche Masterstrukturen (C9 und E4, 3)
gewählt.
Beide scFv stammen aus einer großen menschlichen Phagendisplay-Antikörperbibliothek
(Little, M., et al., J. Immunol. Methods 1999, 231: 3-9) und sind
für Hepatitis-B-Virusantigen
(C9) bzw. Estradiol (E4) spezifisch.
-
Vektorkonstruktion für die synthetische
scFv-Bibliothek
-
C9-
und E4-scFv werden in pEXHAM1-Vektor-DNA geklont, wobei das Füll-scFv
durch übliche
rekombinante Klontechniken unter Verwendung von NcoI- und NotI-Klonstellen
ersetzt wird.
-
Zur
Herstellung eines Vektors, der die Randomisierung der CDR3 der schweren
Kette ohne Veränderungen
der ursprünglichen
Sequenz erlaubt, wird diese Region durch ein DNA-Füllfragment
ersetzt, welches Restriktionsenzym-Erkennungsstellen vom Typ IIS-Enzym-BbsI (BpiI)
enthält. Übliche PCR-Reaktionen
werden unter Verwendung der in 4 gezeigten
Oligonukleotidprimer aufgebaut, um DNA-Fragmente der scFv-Regionen
3' und 5' der CDR3 der schweren
Kette zu erzeugen, welche einzigartige BPiI-Klonstellen enthält, wie in 5 skizziert,
bei der es sich um eine schematische Darstellung von Anlagerungspositionen
der für
die Konstruktion von pEXHAM4/C9 und pEXHAM4/E4 verwendeten Oligonukleotide
handelt. Gene der scFv C9 und E4, die in pEXHAM1 geklont sind, sind
als Rechtecke gezeigt. Schwarz eingefärbte Flächen stellen CDR-Regionen dar;
Oligonukleotide sind durch Pfeile dargestellt und durch Nummern
gekennzeichnet (vgl. Sequenzdefinitionen). BpiI-Restriktionsendonuklease-Erkennungsstellen
sind angegeben.
-
Das
DNA-Füllfragment
wird unmittelbar durch Hybridisierung synthetischer Oligonukleotide
erzeugt. DNA-Fragmente werden mit BpiI geschnitten und in BpiI-verdauter pEXHAM1-Vektor-DNA
geklont, um pEXHAM4/C9 und pEXHAM4/E4 zu erzeugen (6, 11 und 12).
-
Die
unmittelbare Verwendung von pEXHAM4-Vektor-DNA zum Klonen über Bbs1
erfordert die Aufreinigung zweier Vektorfragmente einer Größe von 3,8
und 0,5 kb. Um dies zu vermeiden, werden beide Bbs1-Restriktionsstellen
außerhalb
der scFv-Sequenz in mehreren Schritten entfernt, ohne die Proteinsequenz
zu verändern,
indem nicht komplementäre
Oligonukleotide als Primer für
die PCR oder unmittelbar hybridisierte synthetische Oligonukleotide
verwendet werden, um Bbs1-enthaltende DNA-Fragmente durch Klonen über benachbarte
Restriktionsstellen zu entfernen. Die Endkonstrukte werden pEXHAM7/C9
bzw. pEXHAM7/E4 genannt (7, 13 und 14).
-
Erzeugung der synthetischen, auf menschlichen
Strukturen basierten scFv-Bibliothek
-
Zur
Erzeugung einer Bibliothek werden synthetische Oligonukleotide,
die durch NNK-Codone (VHCDR3_3.4/cut
bis VHCDR3_3.7/cut; jeweils 1 μM)
für vier
bis sieben zufällige
Aminosäuren
kodieren, separat unter Verwendung der Oligonukleotide VHCDR3_for/cut
und VHCDR3_back/cut (0,2 μM)
(4) mit 1 Einheit Vent-exo–-DNA-Polymerase (New
England Biolabs) unter den folgenden PCR-Bedingungen eingefüllt: 2 Min.
94°C, 5× [1 Min.
94°C, 1
Min. 40°C,
1 Min. 72°C]
10 Min. 72°C
in 100 μl
Volumen. Die PCR-Produkte werden unter Verwendung eines PCR-Aufreinigungs-Kits (Quiagen) aufgereinigt.
Zwei Drittel des Materials wird mit 100 Einheiten BbsI für 6 Stunden
geschnitten und wieder anhand des erwähnten Kits aufgereinigt. Im Falle
von VHCDR3_3.4/cut und VHCDR3_3.5/cut wird die Vektor-DNA pEXHAM4/C9
und pEXHAM4/E4 mit BbsI (1 Einheit/μg in 6 Std.) geschnitten und
beide Vektorfragmente (3,8 und 0,5 kb) werden über Gelelution aus einem 1%-igen
Agarosegel aufgereinigt (Gelextraktions-Kit, Quiagen). Für VHCDR3_3.6/cut
und VHCDR3_3.7/cut werden pEXHAM6/C9 und pEXHAM6/E4 verwendet, so
dass nur ein Vektorfragment aufzureinigen war. Die Ligation erfolgt
in allen Fällen
bei einem äquimolaren
Verhältnis
aller Fragmente. Danach wird die Ligationsmischung gefällt, in
Tris 10 mM, pH 8,5 wieder in Lösung
gebracht und für
die Transformation von XL1-Blue-Zellen verwendet, im Wesentlichen
genau wie für
Beispiel 1 beschrieben.
-
Neben
synthetischen randomisierten DNA-Fragmenten wird die CDR3 der schweren
Kette auch durch natürliche
CDR3-Sequenzen ersetzt, die aus den Produkten der ersten PCR der
natürlichen
Bibliothek amplifiziert wurden (s. Beispiel 1), um auf funktionale,
in vivo verwendete Sequenzen für
diese Region abzustellen. Verwendete und in 4 beschriebene
Oligonukleotide werden entworfen, um die meisten der CDR3-Regionen
menschlicher schwerer Ketten abzudecken, ohne C9- oder E4-Struktursequenzen
zu modifizieren. Die PCR wird separat für jede menschliche VH-PCR-Vorlage
unter Verwendung 1 Einheit Vent-exo–-DNA-Polymerase
(New England Biolabs) und 0,2 μM
Primer in einem 100 μl-Volumen
unter den folgenden Bedingungen durchgeführt: 2 Min. 94°C, 30× [1 Min.
95°C, 1
Min. 50°C,
1 Min. 72°C]
10 Min. 72°C.
Die Oligonukleotide #42, #43 und #44 werden als äquimolares Gemisch verwendet.
Die PCR-Produkte werden mittels des PCR-Aufreinigungs-Kits aufgereinigt,
und aus Milz bzw. PBL stammendes Material wird gepoolt. Die Restriktion
mit BbsI, die Ligation mit pEXHAM6/C9 bzw. pEXHAM6/E4 und die Transformation
werden wie oben beschrieben durchgeführt.
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Die
Größe der gesamten
synthetischen Bibliothek (synthetische und natürliche in C9- oder E4-Strukturen
geklonte CDR3) beträgt
in diesem Beispiel 7,5 × 108 Klone.
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„Rescue" der Bibliotheken
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Die
Verpackung der synthetischen Bibliotheken wird wie für die natürliche Bibliothek
beschrieben durchgeführt
(Beispiel 1).
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Durchsuchen der synthetischen
Bibliothek
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Das
Durchsuchen der synthetischen Bibliothek erfolgt genau wie für die natürliche Bibliothek
beschrieben (Beispiel 1) ausgehend von 7,5 × 1011 Bakteriophagen
(1000× Komplexität).
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Ergebnisse
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Die
aus menschlichen scFv-Strukturen (C9 und E4) gewonnene synthetische
Bibliothek wird genau wie in Beispiel 1 beschrieben nach GPIIb/IIIa-spezifischen
Klonen durchsucht. Nach der dritten Selektionsrunde werden Klone
zufällig
ausgewählt
und die DNA-Sequenz der VH-CDR3-Regionen bestimmt (vgl. Tabelle
2). Tabelle 2: Analyse der DNA-Sequenz von
VH-CDR3 von elf aus der synthetischen Bibliothek selektierten GPIIb/IIIa-Klonen
Klon | Translation
von VH-CDR3-DNA | Anzahl
identischer Klone | Für CDR3 verwendete Oligonukleotide |
SA1 | CAR
RYRVG FDY | 1 | VHCDR3
3.5/cut |
SA2 | CAR
GATYTSRSDVPDQTS FDY | 2 | VHCDR3
ev2/for/cut |
SA3 | CAR
DDLAYCRGDCSGRFA FDI | 2 | VHCDR3
ev2/for/cut |
SA4 | CAR
RFSISRA FDY | 1 | VHCDR3
3.7/cut |
SA6 | CAR
RWGKARS FDY | 1 | VHCDR3
3.7/cut |
SA8 | CAK
ELEAYCRGDCYPPYYG MDV | 1 | VHCDR3
ev3/for/cut |
SA10 | CAR
DLFRGRGDYGDYG MDV | 1 | VHCDR3
ev2/for/cut |
SA11 | CAR
TYYYDSRTDRRPPHA FDI | 1 | VHCDR3
ev3/for/cut |
-
Alle
Klone verwenden die E4-Struktursequenz. Drei der elf untersuchten
Klone kodieren für
die Aminosäuresequenz
RGD (auch in Fibrogen vorhanden) innerhalb der CDR3 (SA3, SA8 und
SA10). Bei den Klonen SA3 und SA8 wird das RGD-Motiv unmittelbar
von zwei Cysteinresten flankiert, die die Schleife durch Disulfidbrücken stabilisieren könnten. Der
Klon SA3 wurde zweimal unter elf untersuchten Klonen gefunden und hat
sich daher wahrscheinlich durch den Durchsuchungsvorgang angereichert.
Dasselbe gilt für
den Klon SA11. Diese scFv-Klone ähneln
Antikörpern
wie PAC-1, die RGD-ähnliche
Sequenzen enthalten und Fibrinogenbindung durch Blockieren des aktivierten
Rezeptors hemmen (Shatill et al., 1985). Nur SA8, SA10 und SA11
zeigten eine aktivationsspezifische Bindung an Thrombozyten in Gegenwart
von Fibrinogen (vgl. 10).
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Die
ausgewählten
Klone interagieren wahrscheinlich genau mit der Fibrinogenbindungsstelle
des GPIIb/IIIa-Rezeptors, aber mit einer ähnlichen oder niedrigeren Affinität als Fibrinogen.
Die Affinität
wurde durch Mutation innerhalb der VH- und/oder VL-Domäne des scFV-Antikörperfragments
oder den Austausch der gesamten VL-Domäne („Chain Shuffling”) erhöht.
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