-
Die
vorliegende Erfindung betrifft die therapeutische Verwendung von
Verbindungen, die hemmende Aktivität gegen das Epidermiswachstumsrezeptor-(EGFR-)Tyrosinkinaseenzym
besitzen. Insbesondere betrifft die Erfindung die Verwendung solcher
Verbindungen zur Hemmung der Transformation normaler Zellen in Krebszellen,
d.h. die Verbindungen sind chemopräventive Mittel.
-
In
den vergangenen Jahren ist festgestellt worden, dass eine Zelle
durch die Transformation eines Teils ihrer DNA in ein Onkogen, d.h.
ein Gen, welches bei Aktivierung zur Bildung von malignen Tumorzellen führt, kanzerös werden
kann (Bradshaw, Mutagenesis 1, 91 (1986)). Verschiedene solche Onkogene
haben die Produktion von Proteinen zur Folge, die Rezeptoren für Wachstumsfaktoren
sind. Der Wachstumsfaktorrezeptorkomplex führt in der Folge zu einem Anstieg
der Zellproliferation. Es ist bekannt, dass z.B. verschiedene Onkogene
für Tyrosinkinasenzyme
kodieren, und dass bestimmte Wachstumsfaktorrezeptoren auch Tyrosinkinasenzyme
sind (Yarden et al., Ann. Rev. Biochem. 57, 443, (1988); Larsen
et al., Ann. Reports in Med. Chem. Kap. 13 (1989)).
-
Rezeptortyrosinkinasen
sind wichtig für
die Übertragung
biochemischer Signale, welche die Zellreplikation initiieren. Sie
sind große
Enzyme, welche die Zellmembran umspannen und eine extrazelluläre Bindungsdomäne für Wachstumsfaktoren,
wie z.B. den epidermalen Wachstumsfaktor (EGF), und einen intrazellulären Abschnitt
besitzen, der als Kinase wirkt, um Tyrosinaminosäuren in Proteinen zu phosphorylieren
und daher die Zellproliferation zu beeinflussen. Es sind verschiedene
Klassen von Rezeptortyrosinkinasen bekannt (Wilks, Advances in Cancer
Resarch 60, 43–73
(1993)), die auf Familien von Wachstumsfaktoren basieren, welche
an verschiedene Rezeptortyrosinkinasen binden. Die Klassifizierung
umfasst Rezeptortyrosinkinasen der Klasse I, umfassend die EGF-Familie
von Rezeptortyrosinkinasen, wie z.B. EGF-, TGFα-, NEU-, erbB-, Xmrk-, HER-
und let23-Rezeptoren, Klasse-II-Rezeptor-Tyrosinkinasen, umfassend die Insulinfamilie
der Rezeptor-Tyrosinkinasen, wie z.B. Insulin, IGFI und mit Insulin
verwandte Rezeptoren (IRR), und Klasse-III-Rezeptortyrosinkinasen,
umfassend die Familie des aus Blutplättchen gewonnenen Wachs tumsfaktors
(PDGF) von Rezeptortyrosinkinasen, wie z.B. PDGFαa-, PDGFβb- und koloniestimulierenden
Faktor-1-(CSF1-)Rezeptoren.
-
Es
ist bekannt, dass die Klasse-I-Kinasen wie z.B. die EGF-Familie
der Rezeptortyrosinkinasen häufig in
gewöhnlichem
menschlichen Epithelkrebs gegenwärtig
sind, wie z.B. Brustkrebs (Sainsbury et al., Brit. J. Cancer 58,
458 (1988); Guerin et al., Oncogene Res. 3, 21 (1988), und Klijn
et al., Breast Cancer Res. Treat. 29, 73 (1994)), nicht-kleinzelligem
Lungenkrebs (NSCLCs), einschließlich
Adenokarzinome (Cerny et al., Brit. J. Cancer 54, 265 (1986), Reubi
et al., Int. J. Cancer 45, 269 (1990), und Rusch et al., Cancer
Research 53, 2379 (1993)), und Plattenepithelkarzinom der Lunge
(Hendler et al., Cancer Cells 7, 347 (1990)), Blasenkrebs (Neal
et al., Lancet 366 (1985)), Speiseröhrenkrebs (Mukaida et al.,
Cancer 68, 142 (1991)), Gastrointestinalkrebs, wie z.B. Dickdarm-,
Rektum- oder Magenkrebs (Bolen et al., Oncogene Res. 1, 149 (1987)),
Prostatakrebs (Visakorpi et al., Histochem. J. 24, 481 (1992)),
Leukämie
(Konaka et al., Cell 37, 1035 (1984)) und Gebärmutter-, Bronchial- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs
(EP-A-0400586). Da weiteres menschliches Tumorgewebe auf die EGF-Familie
der Rezeptortyrosinkinasen getestet wird, wird davon ausgegangen,
dass ihre weitverbreitete Prävalenz
bei weiteren Krebsarten, wie z.B. Schilddrüsen- und Gebärmutterkrebs,
festgestellt werden kann. Es ist kürzlich gezeigt worden (W. J.
Gullick, Brit. Med. Bull. 47, 87 (1991)), dass EGF-Rezeptoren, welche
Tyrosinkinaseaktivität
besitzen, bei vielen menschlichen Krebsarten, wie z.B. Gehirntumor,
Plattenepithelkarzinom der Lunge, Blasen-, Magen-, Brust, Kopf-
und Halstumor, Speiseröhrentumor,
gynäkologischem Tumor
und Schilddrüsentumor, überexprimiert
werden.
-
Dementsprechend
ist anerkannt worden, dass ein Inhibitor der Rezeptortyrosinkinasen
als selektiver Inhibitor des Wachstums von Epithelkrebszellen von
Wert ist (Yaish et al., Science 242, 933 (1988)).
-
Es
ist aus EP-A-0566226 und den internationalen Patentanmeldungen WO-A-96/33980 und WO-A-97/30034
bekannt, dass bestimmte Chinalozin-Derivate, die ei nen Anilin-Substituenten
an Position 4 besitzen, EGFR-Tyrosinkinaseinhibitionsaktivität besitzen
und Inhibitoren der Proliferation von Krebsgewebe sind.
-
Es
ist außerdem
aus den internationalen Patentanmeldungen WO-A-96/30347 und WO-A-97/38983 bekannt,
dass bestimmte strukturell verwandte Chinazolin-Derivate, die über einen
Anilin-Substituenten an Position 4 verfügen, auch EGFR-Tyrosinkinaseinhibitionsaktivität besitzen.
-
Folglich
hat sich gezeigt, dass viele andere 4-Anilinchinazolin-Derivate
und strukturell verwandte Verbindungen davon EGFR-Tyrosinkinaseinhibitionsaktivität besitzen.
-
Spezielle
Verbindungen, von denen berichtet worden ist, dass sie potente EGFR-Tyrosinkinaseinhibitionsaktivität aufweisen,
umfassen: N-(3-Chlor-4-fluorphenyl)-7-methoxy-6-(3-morpholinpropoxy)chinazolin-4-amin
(hierin nachstehend durch die Codenummer ZD1839 identifiziert);
N-(3-Ethinylphenyl)-6,7-bis(2-methoxyethoxy)chinazolin-4-amin (hierin
nachstehend durch die Codenummer CP358774 identifiziert) und 6-Acrylamid-N-(3-chlor-4-fluorphenyl)-7-(3-morpholinpropoxy)chinazolin-4-amin
(hierin nachstehend durch die Codenummer PD0183805 identifiziert),
die z.B. in J. Med. Chem. 42, 1803–1815 (1999), offenbart worden
sind.
-
Obiges
betrifft die Behandlung von ganzen Krebszellen. Es wird daher davon
ausgegangen, dass diese EGFR-Tyrosinkinaseinhibitoren die Inhibition
der Stromab-Signalgebung
für den
EGFR in ER–-Krebszellen bewirken
und so die Proliferation dieser Zellen hemmen.
-
Es
ist bekannt, dass bei normalen Zellen der EGF einen mitogenen Effekt
in einer Reihe von nicht-transformierten Epithelzellen haben kann,
die in Kultur gezüchtet
werden (Carpenter et al., Annual Reviews in Biochemistry 48, 193
(1979)), einschließlich
Zellen aus Mausbrustdrüsen,
aber auch, dass der EGF in bestimmten Zelllinien und in natürlich proliferierendem
Brustgewebe von Mäusen
eine wachstumshemmende Wirkung haben kann (Coleman et al., Developmental
Biology 137, 425 (1990)).
-
Die
Erfinder haben nun herausgefunden, dass der EGFR-Tyrosinkinaseinhibitor
ZD1839 nicht nur auf das Wachstum transformierter Epithelkrebszellen
Auswirkungen hat, sondern auch auf das konstitutive Wachstum normaler
Epithelzellen. Zum Beispiel stimuliert Östrogen in normalem menschlichem
Brustepithelgewebe von Frauen normales Wachstum und bewirkt die
Expression des Progesteronrezeptors. Dies ermöglicht die Vermittlung von
hormonellen Wirkungen eines zweiten Sexsteroids im Brustepithel.
Das konstitutive Wachstum von z.B. Brustepithelzellen umfasst den
nicht von Östrogen
abhängigen
Basisumsatz von Zellen, der mit dem Alter der Frau und nach der
Menopause abnimmt.
-
Daher
haben die Erfinder unter Anwendung eines Xenotransplantatmodells,
umfassend die Implantation und das Wachstum von normalem menschlichem
Brustgewebe und In-situ-Brustkrebs in athymischen BALB/c-nu/nu-Mäusen (Holland
et al., J. National Cancer Institute 89, 1059 (1997), und Gandhi
et al., Cancer Research 60, 4284–4288 (2000)), herausgefunden,
dass der EGFR-Tyrosinkinaseinhibitor ZD1839 Wirkungen auf die konstitutive
und östrogenstimulierte
Proliferation von gutartigem und prämalignem Brustepithel vor der Menopause
[Ductal Carcinoma in Situ (DCIS)] zeigt. Die hemmende Wirkung auf
das konstitutive und östrogenstimulierte
Wachstum stellt ein Verfahren zur Inhibition der Transformation
von normalen Zellen in Krebszellen bereit, d.h. die Grundlage für die chemopräventive
Behandlung von Frauen, besonders von Frauen, die ein hohes Risiko
für die
Entwicklung eines malignen Brustkrebses aufweisen.
-
Der
EGFR-Tyrosinkinaseinhibitor kann daher dazu verwendet werden, die
Transformation von Epithelzellen, insbesondere von Brustepithelzellen,
vom Normalstadium in ein malignes Stadium zu reduzieren und bevorzugt
zu hemmen.
-
Angesichts
der Tatsache, dass der EGF dafür
bekannt ist, wachstumshemmende Wirkung auf bestimmte Zelllinien
und natürlich
proliferierendes Brustgewebe von Mäusen zu zeigen, vermutlich über seinen Wachstumsrezeptor,
ist es überraschend,
dass eine Verbindung, die eine solche Wachstumsrezeption (einen EFGR-Inhibitor)
tatsächlich
blockiert, auch die Proliferation reduzieren soll.
-
Daher
wird davon ausgegangen, dass der EGFR-Inhibitor ZD1839, anders als
herkömmliche
Antiöstrogene,
wie z.B. Tamoxifen, welche die Wirkung von Östrogen gegenüber dem Östrogenrezeptor
wirksam blockieren und die EGF/TGFα-Produktion durch die Zelle
verringern und im Gegensatz zum zuvor erwähnten Mechanismus des Wirkens
von EGFR-Inhibitoren gegenüber
ER–-Krebszellen
(wieder mit EGFR-Blockade
verbunden), bei Verabreichung an ein gutartiges In-vivo-Brustepithel
oder nichtinvasiven In-vivo-Brustkrebs (ob ER+ oder ER–)
wirkt, indem die zellproliferierende Rolle der Tyrosinkinase direkt
blockiert wird. Daher wird durch direktes Blockieren der EGFR-Tyrosinkinase
die Natur der Hormonempfindlichkeit der Zellen irrelevant, d.h.
das Arzneimittel wirkt über
einen nicht-hormonellen Mechanismus.
-
Genauer
gesagt sind bei einem ersten Bezug auf das Zellwachstum in der Brust
die meisten Wachstumszellen EGFR+ und ER–.
In Abwesenheit eines EGFR-Inhibitors stimuliert Östrogen (nur) ER+-Zellen, welche
die EGF-Produktion sekretieren, welche wiederum auf die ER–-Zellen
auf parakrine Weise wirkt, um Proliferation zu induzieren. Die EGFR-TK-Inhibitoren
der Erfindung binden an EGFR direkt auf ER–-Zellen,
um eine solche Proliferation zu hemmen.
-
Andererseits
wird der Zelltod (Apoptose) durch Überlebenszeichen sowohl der
Gewebsmatrize als auch der Wachstumsfaktoren vermieden. Der insulinähnliche
Wachstumsfaktor (IGFI) sendet zur Vermeidung von Zelltod in der
Brust Signale durch den IFGI-Rezeptor.
-
Die
jüngste
Arbeit von Roudabush et al., J. Biol. Chem. 275, 22583–22589 (2000),
hat gezeigt, dass die IGFR-Stimulation, die durch IGFRs induziert
wird, zur Sekretion eines EGF-Familienmitglieds außerhalb der
Zelle führt,
das dann auf den EGFR der Zelle selbst und der benachbarten Zellen
einwirkt. Die in der vorliegenden Erfindung durch EGFR-TK-Inhibitoren
bedingte Blockade von EGFR in der Brust ermöglicht daher In-vitro- und
In-vivo-Zelltod (Apoptose) in dem Brustepithel.
-
Überraschenderweise
kann der EGFR-TKI direkt wirken, nicht nur auf den EGFR, der auf
den ER–-Zellen
exprimiert wird, sondern unabhängig
auf ER+-Zellen.
-
R.
B. Clarke et al. haben in Cancer Research 57, 4987–4991 (1997),
gezeigt, dass normale „ER+/EGFR–"-Epithelbrustzellen
nicht proliferieren, während
benachbarte „ER–/EGFR+"-Zellen dies tun,
wodurch festgestellt wurde, dass die Proliferation aufgrund zweier
Mechanismen eintritt, nämlich Östrogenstimulation
von
- (1) ER+-Zellen und
- (2) EGF und verwandten Liganden, die von „ER+"-Zellen parakrin sekretiert werden,
um benachbarte „EGFR+/ER–"-Zellen zu stimulieren.
-
Durch
die Inhibition von TK mit EGFR-TKI werden benachbarte „ER–/EGFR+"-Zellen davon abgehalten,
zu proliferieren.
-
Zusätzlich zeigen
die Daten der Erfinder, dass der EGFR-TKI auch die Expression des östrogeninduzierten
Progesteronrezeptors in „ER+"-Zellen induziert
und den „ER+"-Zellturnover reduziert.
-
Daher
bedingt Östrogen
bei normalen ER+-Zellen die Synthese des Steroidhormonrezeptors
und Proteins, um Proliferation und Wachstum und die Hormonreaktion
einer Zelle zu ermöglichen
und wachstumsstimulierende Faktoren (z.B. EGF) zu sekretieren, die
auf benachbarte ER–-Brustepithelzellen
einwirken.
-
Jedoch
reduziert der EGFR-TK-Inhibitor die Hormonempfindlichkeit und Stimulation
des Brustepithels und vermeidet die Transformation von normalem
Gewebe in Krebsgewebe, da er die Induktion von Progesteronrezeptor
durch Östrogen
in „ER+"-Zellen vermeidet.
-
Der
Progesteronrezeptormarkierungsindex (PRLI), der in normalem Brustgewebe,
das nicht den Prämenopausespiegeln
von Östrogen
ausgesetzt ist, auf etwa 5% sinkt, steigt bei Exposition gegenüber Östrogen auf
15% (I. J. Laidlaw et al., Endocrinology 136, 164–171 (1994)).
Die Verwendung von ZD1839 zum Antagonisieren der Östrogenstimulation
hebt diesen Anstieg auf, der zu einem PRLI von 10% führt.
-
Zusätzlich dazu
kann ein EGFR-Tyrosinkinaseinhibitor auf Epithelgewebe verwendet
werden, insbesondere Brustepithelgewebe, das sich zu einem nichtinvasiven
Intermediärstadium
entwickelt hat, das zwischen normalem Epithel, insbesondere normalem
Brustepithel, und malignem invasivem Epithel, insbesondere malignem
invasivem Brustepithel liegt, entweder um der Proliferation solcher
Zellen vorzubeugen oder zu bedingen, dass das Epithelgewebe in diesen
Zellen sich im Wesentlichen in ein Normalstadium zurückverändert.
-
Beispiele
für solche
Zellen im Intermediärstadium
sind jene, die mit atypischer duktaler Hyperplasie, lobulärer Neoplasie
und nicht-invasiven In-situ-Krebszellen, die im Gang und/oder Lumen
einer Brust gegenwärtig
sind, verbunden sind. Diese Zellen können bei Patienten gegenwärtig sein,
die ein hohes Risiko für Brustkrebs
aufweisen. Gemäß dem ersten,
zweiten und dritten Aspekt der vorliegenden Erfindung, die durch die
Alternativen (a)–(c)
nachstehend bezeichnet sind, wird die Verwendung eines EGFR-Tyrosinkinase-Inhibitors
zur Herstellung eines Arzneimittels zur Verwendung in der Chemoprävention
des Ausbruchs von Brustkrebs bei einem Menschen, der frei von invasivem
Brustkrebs ist, insbesondere bei Frauen, durch die gleichzeitige
Verringerung der Proliferation und Steigerung der Apoptose von Epithelzellen
im Normalstadium oder in einem Intermediärstadium, das zwischen normalem
Epithel und malignem invasivem Epithel liegt, bereitgestellt, wobei
- (a) die Transformation der Epithelzellen, insbesondere
Brustepithelzellen, von einem normalen zu einem malignen Stadium
bei einem Menschen, der frei von invasivem Brustkrebs ist, verringert,
bevorzugt gehemmt, wird;
- (b) die Transformation der Epithelzellen, insbesondere Brustepithelzellen,
von einem wie oben definierten Intermediärstadium zu einem malignen
Stadium bei einem Menschen, der frei von invasivem Brustkrebs ist, verringert,
bevorzugt gehemmt, wird oder
- (c) eine maßgebliche
Reversion des Epithelgewebes, insbesondere Brust-Epithelgewebes, vom oben definierten
Intermediärstadium,
das zwischen normalem Epithel, insbesondere normalem Brustepithel,
und malignem invasivem Epithel, insbesondere malignem invasivem
Brustepithel, liegt, zurück
in das Normalstadium ausgelöst
wird;
wobei der EGFR-Tyrosinkinaseinhibitor ZD1839 ist.
-
Die
vorliegende Erfindung ist gemäß jedem
der ersten und zweiten Aspekte (a) und (b) besonders auf Patienten
anwendbar, die ein hohes Risiko für Brustkrebs aufweisen, so
genannte Hochrisikopatienten. Es ist bekannt, dass Hochrisikopatienten
Patienten sind, die im so genannten Gail-Risk-Modell, einem computergenerierten
Programm zur Beurteilung des Risikos für Brustkrebs, eine Bewertung
von zumindest 1,5 aufweisen (siehe M. H. Gail et al., J. Natl. Cancer
Inst. 81, 1879–1886
(1989)). Faktoren, die das Risiko für Brustkrebs erhöhen, umfassen
die Gegenwart von Intermediärzellen,
die mit atypischer Hyperplasie in Zusammenhang stehen (einschließlich einer
Krankengeschichte dieser als auch natürlich Brustkrebs bei einem
direkten Verwandten), lobuläre
Neoplasie, nicht-invasiver In-situ-Krebs oder die Gegenwart eines
mutierenden BRCAI-Gens (siehe D. L. Page et al., BMJ 309, 61–64 (1994)).
-
Daher
ist die vorliegende Erfindung speziell zur Behandlung von Intermediärzellen
anwendbar.
-
Ein
solches Arzneimittel, das wie oben beschrieben hergestellt wird,
kann in einem Verfahren zur Reduktion, bevorzugt Hemmung, der Transformation
von Epithelzellen, insbesondere Brustepithelzellen, von einem normalen
zu einem malignen Stadium bei einem Menschen eingesetzt werden,
der frei von invasivem Brustkrebs ist, besonders bei Frauen, wobei
das Verfahren die Verabreichung einer wirksamen Menge des EGFR-Tyrosinkinaseinhibitors
umfasst.
-
Ein
Arzneimittel, das wie oben beschrieben hergestellt wird, kann auch
in einem Verfahren zur Reduktion, bevorzugt Hemmung, der Transformation
von Epithelzellen, insbesondere Brustepithelzellen, von einem Intermediärstadium
in ein malignes Sta dium bei einem Menschen eingesetzt werden, der
frei von Brustkrebs ist, besonders bei Frauen, wobei das Verfahren
die Verabreichung einer wirksamen Menge des EFGR-Tyrosinkinaseinhibitors
umfasst.
-
Diese
oben beschriebenen Verabreichungsverfahren sind besonders auf Hochrisikopatienten
und zur Behandlung von Intermediärzellen
anwendbar, wie zuvor definiert.
-
Ein
solches Arzneimittel, das wie oben beschrieben hergestellt wird,
kann in einem Verfahren verwendet werden, das die Verabreichung
einer wirksamen Menge des EGFR-Tyrosinkinaseinhibitors an einen
Menschen, besonders an Frauen, umfasst, der frei von invasivem Brustkrebs
ist.
-
In
der Anwendung kann der EGFR-Tyrosinkinaseinhibitor ZD1839 alleine
oder in einer Zusammensetzung verabreicht werden, die einen pharmazeutisch
annehmbaren Träger
enthält.
Er wird vorzugsweise in Tablettenform verabreicht.
-
Er
wird im Allgemeinen so verabreicht, dass eine wirksame nicht-toxische
Dosis gegeben wird. Die Größe der Dosis
variiert gemäß dem gewählten Weg
der Verabreichung an den Patienten. Im Allgemeinen können herkömmliche
Dosen des EGFR-Tyrosinkinaseinhibitors
verwendet werden. Insbesondere wird für den EGFR-Tyrosinkinaseinhibitor ZD1839 eine tägliche Dosis
im Bereich von z.B. etwa 10 mg bis 5 g verabreicht, bevorzugt von
etwa 10 mg bis 1000 mg, noch bevorzugter von etwa 10 mg bis 500
mg (d.h. etwa 0,2 mg/kg bis 100 mg/kg Körpergewicht, bevorzugt von
etwa 0,2 mg/kg bis 20 mg/kg Körpergewicht,
noch bevorzugter von etwa 0,2 mg/kg bis 10 mg/kg Körpergewicht),
die wenn gewünscht
in geteilten Dosen verabreicht wird.
-
Die
zuvor definierte Inhibition der Zelltransformation kann als alleinige
Therapie angewendet werden oder zusätzlich zum EGFR-Tyrosinkinaseinhibitor
ZD1839 eine oder mehrere Substanzen und/oder Behandlungen umfassen.
-
Daher
stellt ein vierter Aspekt der vorliegenden Erfindung ein medizinisches
Set aus einer ersten und einer zweiten Wirkstoffkomponente zum Einsatz
in der Chemoprävention
des Ausbruchs von Brustkrebs bei einem Menschen, der frei von invasivem
Brustkrebs ist, durch gleichzeitige Verringerung der Proliferation
und Steigerung der Apoptose von Epithelzellen im Normalstadium oder
in einem Intermediärstadium
bereit, das zwischen normalem Epithel und malignem invasivem Epithel
liegt, wobei
- (a) die Transformation der Epithelzellen
von einem normalen zu einem malignen Stadium bei einem Menschen,
der frei von invasivem Brustkrebs ist, verringert wird;
- (b) die Transformation der Zellen von einem Intermediärstadium,
das zwischen normalem Epithel und malignem invasivem Epithel liegt,
zu einem malignen Stadium bei einem Menschen, der frei von invasivem Brustkrebs
ist, verringert wird; oder
- (c) eine maßgebliche
Reversion des Epithelgewebes vom Intermediärstadium, das zwischen normalem Epithel
und malignem invasivem Epithel liegt, zurück in das Normalstadium ausgelöst wird;
worin
die erste Wirkstoffkomponente ein EGFR-Tyrosinkinaseinhibitor ist,
bei dem es sich um ZD1839 handelt, und die zweite Wirkstoffkomponente
ein Antiöstrogen
ist.
-
Eine
solche kombinierte Behandlung kann durch gleichzeitige, sequenzielle,
separate oder intermittierende Verabreichung der individuellen Komponenten
der Behandlung erreicht werden. Zum Beispiel kann es bei Frauen,
die ein überdurchschnittliches
Risiko für
Brustkrebs aufweisen, bei Verwendung des EFGR-Tyrosinkinaseinhibitors
zur Inhibition der Transformation von Brustgewebe in Brustkrebs üblich sein,
eine Kombination verschiedener Behandlungsformen zu verwenden. Die
andere Komponente einer solchen kombinierten Behandlung kann ein
Antiöstrogen,
wie z.B. Tamoxifen, Fulvestrant (ICI 182, 780:Faslodex) oder Raloxifen umfassen.
Es kann vorteilhaft sein, eine sequenzielle Therapie mit z.B. einem
ersten Behandlungs zeitraum von etwa 1 bis 6 Monaten zu verwenden,
in welchem eine herkömmliche
Dosis eines EGFR-Tyrosinkinaseinhibitors, wie z.B. ZD1839, verabreicht
wird, gefolgt von einem zweiten Behandlungszeitraum von etwa 1 bis
6 Monaten, in welchem eine herkömmliche
Dosis eines Antiöstrogens,
wie z.B. Tamoxifen, Fulvestrant oder Raloxifen, verabreicht wird.
Dadurch wird ein Zeitraum ermöglicht,
in welchem ein konstitutives Wachstum des Brustgewebes zugelassen
wird, um das Ausmaß der
Gewebsatrophie zu verringern.
-
Alternativ
dazu kann die Kombinationstherapie die kontinuierliche Verabreichung
eines Antiöstrogens, wie
z.B. Tamoxifen, Fulvestrant oder Raloxifen, und die intermittierende
Verabreichung des EGFR-Tyrosinkinaseinhibitors ZD1839 umfassen.
Die intermittierende Therapie mit dem EGFR-Tyrosinkinaseinhibitor
kann z.B. einen zweimonatigen Behandlungszyklus umfassen, bestehend
aus einem ersten Behandlungsabschnitt, der die Dosierung des EGFR-Tyrosinkinaseinhibitors
ZD1839 über
einen Zeitraum von etwa einem Monat umfasst, gefolgt von einem zweiten
Behandlungsabschnitt, der einen Zeitraum von etwa einem Monat frei
von EGFR-Tyrosinkinasearzneimittel umfasst. Danach können weitere
Zwei-Monats-Zyklen dieser Behandlung verabreicht werden.
-
Die
Ausführungsformen
der vorliegenden Erfindung werden nun unter Hinweis auf die folgenden
Beispiele und Zeichnungen im Anhang detaillierter beschrieben, wobei
-
1 für Beispiel
2 die Proliferation (Ki67 LI) und Apoptose (AI) in „ER–/EGFR+"- und „ER+/EGFR–"-DCIS-Epithel veranschaulicht und
-
2 für Beispiel
3 die ZD1839-Dosis-Reaktion in (a) DCIS und (b) einer normalen Brust
veranschaulicht.
-
Beispiel 1
-
Die
Wirkung des EGFR-Tyrosinkinaseinhibitors der vorliegenden Erfindung
wurde unter Einsatz eines Xenotransplantatmodells bestimmt, das
die Implantation und das Wachstum des normalen menschlichen Brustgewebes
und des In-situ-Brustkrebses in weibliche athymische BLAB/c-nu/nu-Mäusen umfasst
(Holland et al., J. National Cancer Institute 89, 1059 (1997), und
Gandhi et al., Cancer Research 60, 4284–4268 (2000)). Normales Brustgewebe
und das Gewebe eines In-situ-Ductus-Karzinoms (DCIS) von Frauen,
die sich therapeutischer Chirurgie unterzogen haben, wurde als Xenotransplantat
in weibliche Mäuse
implantiert. Nach 14 Tagen wurde die tägliche Dosierung von ZD1839
bei 10 bis 200 mg/kg für
einen Zeitraum von 14 Tagen begonnen. Das Xenotransplantatgewebe
wurde an den Tagen 0, 14, 21 und 28 entfernt. Pellets von 17β-Östradiol
(2 mg) wurden in einer zweiten Versuchsreihe (unter Einsatz normaler
Brust-Xenotransplantate) an Tag 14 sowohl den Kontroll- als auch
den Behandlungsmäusen
subkutan implantiert, und herkömmliche
Ki67-Immunfärbung
wurde verwendet, um die Epithelproliferation zu beurteilen (Ki67
ist ein monoklonaler Antikörper
zu einem Marker in einer Zelle).
-
Die
folgenden Ergebnisse wurden erhalten:
-
-
Beispiel 2
-
Zusammenfassung
des Verfahrens
-
Brustgewebe
von 16 Frauen, die sich aufgrund von DCIS einer Operation unterzogen,
wurde pro Versuch in 16–20
immunsupprimierte Mäuse
(8 Xenotransplantate/Maus) implantiert. Die Behandlung begann 2 Wochen
nach der Implantation und bestand aus täglicher künstlicher Sondenernährung mit
ZD1839 bei 10–200
mg/kg über
14–28
Tage; es lagen geeignete Kontrollen vor. An den Tagen 14, 21, 28
und 42 wurden die Xenotransplantate entfernt und dann mittels Ki67-Immunfärbung auf
Proliferation (LI) und mittels Morphologie auf Apoptose (AI) getestet.
-
Materialien
und Verfahren
-
Patienten
-
Die
Teilnehmer an der vorliegenden Studie waren Frauen, die im Zeitraum
von November 1998 bis Jänner
2000 entweder das Nightingale Breast Screening Assessment Centre
oder die Symptomatic Breast Clinic am University Hospital von South
Manchester, U.K., aufsuchten. Frauen wurden in die Studie aufgenommen,
wenn sie Mammographien hatten, die eine weitverbreitete Mikrokalzifikation
aufwiesen, die auf DCIS schließen
ließ,
und eine zytopathologische oder histopathologische Bestätigung der
Diagnose vorlag (n = 16). Alle Gewebsproben wurden bei der therapeutischen
Entfernung von DCIS erhalten. Das South Manchester Medical Research
Ethics Committee gab die Genehmigung zum Entfernen des Gewebes aus
pathologischen Proben in dieser Studie.
-
Tiere
-
Intakte,
erwachsene, weibliche, 8–10
Wochen alte athymische Nacktmäuse
(BALB/c nu/nu) wurden von der Zuchtkolonie am Paterson Institute
for Cancer Research erhalten. Sie wurden unter herkömmlichen Bedingungen
bei einem 12-Stunden-Hell-Dunkel-Zyklus
(die Lichter wurden von 19.00 Uhr bis 7.00 Uhr früh abgeschaltet)
in Filter-Top-Käfigen
untergebracht. Während
der Zucht wurde den Mäusen
ad libitum bestrahlte Nahrung und gefiltertes Wasser und ein bestrahltes
Lagerstreu bereitgestellt. In diesem Versuch wurden normale(s) Nahrung,
Wasser und Lagerstreu verwendet. Die gesamte Betreuung der Tiere
und die chirurgischen Verfahren wurden gemäß den Bestimmungen des britischen
Innenministeriums und dem Scientific Procedures Act des Vereinigten
Königreichs
(1986, Gesetz zur Regelung wissenschaftlicher Verfahren) durchgeführt. Für alle Verfahren
wurde Anästhesie über die
Inhalation von Halothan (2–4%
Halothan an Sauerstoff, Halovet Vapouriser, International Market
Supplies, Congleton, U.K.) eingesetzt.
-
Behandlung
von Gewebsproben
-
Zur
Herstellung von Gewebsproben zur Transplantation in Mäuse wurden
zum Zeitpunkt der Operation aus der Hauptprobe 1–2 cm3 Stücke Brustgewebe
entnommen, das Mikrokalzifizierungen enthielt. Das frische Gewebe
wurde von übermäßigem Fett
befreit und unmittelbar unter sterilen Bedingungen in drei oder
vier kleinere Portionen geteilt und in Dulbecco's Modified Eagle Medium (DMEM), das über 4,5
g/l Glukose und kein Natriumpyruvat (Gibco Life Technology, Paisley,
Schottland, Vereinigtes Königreich)
verfügte,
bei Raumtemperatur bis zur Implantation in die Mäuse gegeben. Im Labor wurde
das Gewebe in frisches DMEM in einer sterilen Petrischale gegeben
und mit einer Skalpellklinge vorsichtig in 2 mm × 2 mm × 1 mm große Proben geschnitten. Abhängig vom
Volumen des verfügbaren
Gewebes wurden aus der Petrischale zufällig zwischen 5 und 20 Stücken ausgewählt und
nicht in die Mäuse
implantiert, aber histologisch verwendet. Die Hälfte dieser nichtimplantierten
Transplantate (Tag 0) wurde sofort 24 Stunden lang in gepuffertem
Formalin (4% Formaldehyd) und die andere Hälfte 1 Stunde lang in Carnoys
Fixiermittel fixiert, und dann wurden alle Transplantate in 70%
Alkohol gelagert. Nach einem Zeitraum von zumindest 24 Stunden wurden
die fixierten Gewebsproben individuell in Gewebskassetten gelegt
(Tissue Tek III; Bayer Diagnostics Ltd., Basingstoke, U.K.) und
bis zur Paraffineinbettung in 70% Alkohol gelagert. Diese Proben,
welche das aus jedem Patienten entfernte DCIS darstellen, wurden
als „Tag
0"-Proben markiert
und für
eine histologische Überprüfung, Immunfärbung und apoptotische
Zellzählungen
reserviert. Die übrigen
Xenotransplantate wurden in Nacktmäuse implantiert.
-
Implantation
von Xenotransplantaten in Nacktmäuse
-
Wie
in Beispiel 1 wurden die Proben jedes einzelnen Patienten auf zwischen
10 und 32 Mäuse
aufgeteilt (abhängig
vom Gewebsvolumen und der Zahl der verfügbaren Mäuse, Median = sechzehn). Die
Transplantation von Xenotransplantaten in Mäuse wurde innerhalb von 90
Minuten nach Entfernung des Gewebes aus dem Patienten vollendet.
Es wurden an der Mittellinie der Haut am Rücken zwei kleine Hautschnitte
gemacht, durch welche 8 Gewebsstücke
symmetrisch platziert wurden (4 auf jeder Seite). Die Wiedergewinnung dieser
Xenotransplantate zu den geeigneten Zeitpunkten erforderte eine
erneute Anästhesierung
der Mäuse und
das Herausschneiden jedes Transplantats unter Einsatz scharfer Sezierung.
Die Transplantate wurden dann wie oben für Tag-0-Proben beschrieben
histologisch verarbeitet. Für
die ZD1830-Versuche
mit 100–200 mg/kg
wurden die Transplantate an den Tagen 14, 21 und 28 entfernt, bei
geringeren Dosen (10–75
mg/kg) wurden die Transplantate an den Tagen 14, 28 und 42 entnommen.
Aus jeder Maus wurden an jedem Zwischenzeitpunkt zwei Xenotransplantate
und an jedem Endpunkt 4 Xenotransplantate entfernt.
-
Behandlung
-
Die
Mäuse wurden
14–28
Tage lang über
eine Sonde entweder mit ZD1839 (10–200 mg/kg) oder einem Vehikel
künstlich
ernährt,
beginnend an Tag 14 nach der Entfernung der ersten beiden Xenotransplantate. ZD1839
(4-(3-Chlor-4-fluorphenylamin)-7-methoxy-6-(3-(4-morpholinyl)chinazolin),
ein oral aktiver selektiver EGFR-TKI, wurde uns dankenswerterweise
von AstraZeneca Pharmaceuticals zur Verfügung gestellt. Das Vehikel
(Kontrolle) war 0,5% Polysorbat.
-
Histologische
Bewertung von Xenotransplantaten
-
Alle
Tag-0-Proben und Transplantate wurden in Paraffinblöcke platziert.
H&E-gefärbte, 3 μm große Teile
jedes Blocks wurden von einem einzigen erfahrenen Brustpathologen
auf die Gegenwart von DCIS untersucht; jene Teile, die DCIS enthielten,
wurden wie zuvor beschrieben auf Apoptose und Ki67-Antigenimmunogenität (als Marker
für die
Epithelproliferation) getestet.
-
Auf
allen Tag-0-Proben, die DCIS enthielten, wurde auch die nukleare
Reinheit und die Gegenwart oder Abwesenheit von Komedo-Nekrose bestimmt.
Zusätzlich
wurden die Tag-0-Proben immunhistochemisch auf ihren ER-, c-erbB-2-,
EGFR-Status getestet.
-
Beurteilung
von apoptotischem Zelltod
-
Die
H&E-gefärbten Teile
der DCIS-Proben wurden unter Einsatz eines Lichtmikroskops auf morphologische
Hinweise auf Apoptose getestet. Die zur Identifikation von apoptotischen
Zellen verwendeten Kriterien sind weitgehend anerkannt und umfassen
die anfänglich
an den Rändern
des Nukleus auftretende Kondensation von Chromatin, die Kondensation
des Zytoplasmas (Chromophilie), die Ablösung von benachbarten Zellen,
angezeigt durch das Erscheinen eines weißen Rings um die sterbende
Zelle, und die zytoplasmatische Sprossung zur Bildung von membrangebundenen
Fragmenten (apoptotischen Körpern).
Zur Bestimmung der AI wurden unter Einsatz eines Zeiss-Mikroskops
zumindest 1000 Zellen bei 400fachen Vergrößerung gezählt, und die Zahl jener Zellen,
die apoptotische Morphologie zeigten, wurde als Prozentsatz der
gezählten
Gesamtzahl dargestellt.
-
Immunhistochemische Bestimmung
von ER- und Ki67-Zellkernantigenen
-
Es
wurden immunhistochemische ER- und KI67-Verfahren verwendet. Diese
sind zuvor beschrieben worden (Gandhi et al., Br. J. Cancer 78,
785–794
(1998)). Sowohl die ER- als auch Ki67-Färbung waren überwiegend
nuklear mit minimaler zytoplas matischer Aufnahme. Die Intensität der Färbung variierte,
wurde jedoch nicht separat bestimmt, und die Zellen wurden als positiv
oder negativ eingestuft. Der Ki67-Markierungsindex (LI) wurde über die
Zählung
eines Minimums von 1000 Epithelzellen berechnet, und die Zahl positiv
gefärbter
Zellkerne wurde als Prozentsatz der gezählten Gesamtzahl ausgedrückt. Der
ER-Status wurde ebenfalls bestimmt, indem 1000 Zellen gezählt wurden,
und die Läsionen
wurden als ER+ angesehen, wenn > 5% der
Zellen positiv auf ER gefärbt
waren.
-
Immunhistochemische Bestimmung
von c-erbB-2, EGFR und pErk1/Erk2
-
Es
wurden Paraffinwachsteile (3 μm
dick) des Gewebes jeder Probe geschnitten, auf mit APES (3-Aminpropylethoxysilan)
beschichtete Objektträger
aufgetragen, entparaffiniert und vor der himmunhistochemischen Färbung für c-erbB-2,
EGFR hydriert und für
(p) Erk1/Erk2 phosphoryliert. Die Antigene wurden mithilfe eines
Mikrowellenverfahrens (650 W) über
30 Minuten (min) gewonnen. Die endogene Peroxidaseaktivität wurde
durch Inkubation in Wasserstoffperoxid [1,5 (Vol.-%) für EGFR und
c-erbB, 2,3 (Vol.-%) für
pErk1/Erk2] in phosphatgepufferter Salzlösung (PBS) 15 Minuten lang
blockiert. Für
das c-erbB-2- und EGFR-Antigen wurden die Objektträger in TBS
gewaschen, bevor 10% normales Kaninchenserum zum Blockieren der
nicht-spezifischen
Bindung verwendet wurde, dann wurden sie mit dem primären Antikörper in
einer Verdünnung
von 1:20 für
EGFR (monoklonaler Maus-Anti-Human, NCL-EGFR, Novocastra labs, Newcastle upon
Tyne, Vereinigtes Königreich)
und in einer Verdünnung
von 1:40 für
c-erbB-2 (monoklonaler Maus, MAB4022, Chemicon, Harrow, Vereinigtes
Königreich)
1 Stunde lang bei Raumtemperatur inkubiert. Es wurde ein biotinyliertes
Kaninchen-Anti-Maus-Immunglobulin (E413, Dako, High Wycombe, Vereinigtes
Königreich)
als sekundärer
Antikörper
eingesetzt (Verdünnung
1:350, Inkubation für
30 Minuten), darauf folgte eine 30-minütige Inkubation bei RT mit
dem standardmäßigen dreischichtigen
Streptavidin-Avidin-Biotin-Meerrettich (K0377, Dako) für c-erbB-2
und EGFR.
-
Zur
Detektion der pErk1/Erk2-Antigene wurden die Abschnitte mit 20%
normalem menschlichem Serum 15 min lang vor Anwendung der polyklonalen
Kaninchen-Anti- Human-pMEK-,
-pErk1/Erk2-, -pElk1-Primärantikörper bei
einer Verdünnung
von 1:20 (9101 L, New England Biolabs, Vereinigtes Königreich)
blockiert. Biogenex Multil Link in einer Verdünnung von 1:100 (Euro/DPC,
Llanberis, Vereinigtes Königreich)
wurde 1 Stunde lang als sekundärer
Antikörper
eingesetzt. Es wurde ein Verfahren verwendet, das ein immunhistochemisches
Avidin/Biotinkomplex-Set (Biogenex Concentrated Label, Euro/DPC)
einsetzt.
-
Das
Chromogen Diaminobenzidin (Sigma, Poole, Vereinigtes Königreich)
wurde 5 Minuten lang angewendet, dann wurde Hämatoxylin 5 Minuten lang als
Gegenfärbung
verwendet.
-
Es
wurden negative (generisches Maus-IgG, X0931, Dako) und positive
Kontrollen (Teile der A431-Zellen für den EGFR und aus dem DCIS-Gewebe,
das zuvor als stark positiv für
c-erbB-2 und pERk1/Erk2 identifiziert worden ist) verwendet.
-
Die
Färbung
auf c-erbB-2 und EGFR war überwiegend
membranös,
es lag aber auch zytoplasmatische und nukleare Aufnahme vor. Diese
wurden positiv (Skala 1–4)
oder negativ in Bezug auf positive und negative Kontrollobjektträger beurteilt.
Die Färbung
für pErk1/Erk2
war nuklear und zytoplasmatisch und wurde gemäß der Intensität der Färbung in
den nuklearen und zytoplasmatischen Komponenten wie zuvor beschrieben
(Gee et al., Int. J. Cancer 64, 269–273 (1995)) beurteilt.
-
Alle
histologischen Bewertungen wurden von Wissenschaftern durchgeführt, denen
die Behandlungsgruppe nicht bekannt war. Die Reproduzierbarkeit
der Zählung
wurde vom selben Wissenschafter beurteilt, der 10 mit dem Ki67-Antikörper gefärbte Objektträger und
10 H&E-Objektträger einige
Monate nach der ersten Beurteilung erneut auf Apoptose testete.
Die zwei so erhaltenen Ergebnisreihen korrelierten mittels Regressionsanalyse
(r = 0,95, P < 0,0001)
gut.
-
Epithelproliferation
in normalem Mausdarm
-
Die
Entfernung und Verarbeitung von Darmgewebe zur Ki67-Beurteilung
und die Verfahren zur Bewertung sind zuvor beschrieben worden (Potten
and Grant, Br. J. Cancer 78, 993–1003 (1998)).
-
Statistische
Verfahren
-
Die
statistische Analyse wird unter Einsatz von SPSS-Software (SPSS,
Chicago, IL, USA) vom CRC Department of Computing and Biomathematics
(Abteilung für
Computertechnologie und Biomathematik) am Paterson Institute for
Cancer Research durchgeführt.
Für jeden
Fall eines normalen Brustepithels oder DCIS wurde ein Vergleich
zwischen Proben angestellt, die zu jedem Bewertungszeitpunkt den
mit ZD1839 behandelten Mäusen
und den Kontrollmäusen
entnommen wurden. Die zu jedem Bewertungszeitpunkt in den zwei Gruppen
der Studie erhaltenen Gewebsproben wurden als statistisch unabhängig angesehen
und unter Einsatz eines U-Tests von Mann Whitney verglichen. Alle
Signifikanztests waren zweiseitig und verwendeten das herkömmliche
5-%-Signifikanzniveau. Die Daten aus den separaten ZD1839-Dosen wurden zusammengefasst,
nachdem die anfängliche
Analyse in allen Dosen Wirkung zeigte. Pearsons Korrelationskoeffizient
wurde verwendet, um den Korrelationsgrad zwischen metrischen Variablen
zu bestimmen. Die statistische Analyse der Proliferation im Darmepithel
wurde durch den Vergleich der Mediane auf jeder Epithelzellenposition
in den Krypten durchgeführt.
-
Ergebnisse
-
Das
Durchschnittsalter der Frauen, die sich einer Operation unterzogen,
war n = Bereich (Status der Menopause).
-
Implantation
und Entfernung eines Xenotransplantats
-
DCIS
-
Von
den 16 Brustgewebsproben, von denen bei der Operation festgestellt
wurde, dass sie DCIS enthielten, produzierten 13 (81,3%) Tag-0-Proben,
die DCIS enthielten, wovon 11 immunhistochemisch EGFR+ mit einem
Medianwert von 2 (Bereich 1–3)
exprimierten und 2 EGFR– waren.
Von diesen 11 EGFR+-Fällen waren
7 ER–/c-erbB-2-positiv (alle
mit hohem Nukleargrad) und 3 ER+/c-erbB-2-positiv (1 hoher Grad,
2 Mittelgrade) und 1 ER+/c-erbB-2-negativ (geringer Grad). Die 13
Brustgewebsproben erzeugten eine Gesamtzahl von 273 Tag-0-Proben,
wovon 44 (16,1%) Foci von DCIS enthielten. Es wurde eine Gesamtzahl
von 1904 Xenotransplantaten implantiert, wovon 1858 (97,5%) erfolgreich
entfernt werden konnten. Von den 1858 entfernten Xenotransplantaten
enthielten 329 (17,7%) DCIS. Die durchschnittliche Entfernung von
DCIS durch Versuche betrug 71% des Erwarteten (Bereich 14–91,3%).
Das DCIS wurde an den Tagen 14, 21, 28 und 42 in allen 13 Versuchen
entfernt.
-
Normales Brustgewebe
-
Bei
allen 16 Proben, die in der Operation für DCIS entfernt wurden, wurde
histologisch normales Brustgewebe festgestellt. Es wurde die Mehrheit
(97,6%) der implantierten Xenotransplantate entfernt, wovon 22,4%
normales Brustgewebe umfassten. In 100% aller Versuche wurde zu
allen Zeitpunkten normales Brustgewebe entfernt. Alle 16 Fälle waren
ER+ und EGFR+ mit einem Mittelwert von 1 (Bereich 1–2), 2 waren
auch schwach c-erbB-2-positiv.
-
Normales Brustgewebe (Tabelle
1)
-
Tabelle
1 zeigt die Proliferation von EGFR+ (LI) und Apoptose (AI) bei ZD1839
(10–200
mg/kg [zusammengefasste Daten]) im Vergleich zu vehikelbehandeltem
(a) normalen Brustgewebe und (b) DCIS-Epithel zu verschiedenen Zeitpunkten.
Die Zahlen in Klammern stellen Interquartilbereiche ** p < 0,01, *** p < 0,001 im Vergleich
zur Kontrolle dar.
-
Normale
Brust-Xenotransplantate zeigten von den Tagen 0 bis 14 (4,9 [IQR:
4,0–5,7]
im Vergleich zu 3,8 [IQR: 2,7–5,1],
p < 0,05) einen
Rückgang
der mittleren LI, die dann für
die anderen Zeitpunkte (Tage 21, 28 und 42) unverändert blieb.
Die mittlere LI ging bei der mit ZD1839 behandelten Gruppe im Vergleich
zu den Kontrollen an Tag 21 (2,3 [IQR 1,0–3,8] im Vergleich zu 4,1 [IQR:
2,8–5,2]),
Tag 28 (2,2 [IQR: 1,7–3,3]
im Vergleich zu 4,1 [IQR: 2,4–5,4])
und Tag 42 (1,7 [IQR 1,1–2,6]
im Vergleich zu 2,8 [IQR: 2,3–5,1])
(alle p < 0,01) zurück.
-
Die
AI-Ergebnisse ähnelten
den obigen Ergebnissen der mit DCIS behandelten Xenotransplantate. Von
Tag 0 bis 14 (0,20 [IQR: 0,17–0,29]
im Vergleich zu 0,18 [IQR: 0,10–0,21],
p = 0,90) wurde keine Reduktion der mittleren AI festgestellt. An
Tag 21 gab es verglichen mit den Kontrollen bei den mit ZD1839 behandelten Xenotransplanten
einen Anstieg der mittleren AI (0,36 (IQR: 0,23–0,53] im Vergleich zu 0,18
[IQR: 0,10 bis 0,25, p < 0,001).
Nach 14 Behandlungstagen (Tag 28) war die mittlere AI an die Kontrollniveaus
angeglichen (ZD1839 0,19 [IQR: 0,10–0,28] im Vergleich zu Kontrolle
0,18 [IQR: 0,10–0,20],
p = 0,35).
-
-
EGFR+ DCIS (1)
-
1 zeigt
Veränderungen
in LI und AI, die durch ZD1839 in „ER–/EGFR+"-(1a und 1c) beziehungsweise „ER+/EGFR+"-(1b und 1d)DCIS ausgelöst werden. ZD1839 oder das
Vehikel wurde von Tag 14 an verabreicht. Die Werte für die Tage
0 und 14 sind Werte unbehandelter Mäuse. In der ZD1839-Gruppe wurde
nach 7 und 14 Behandlungstagen (* p < 0,05, ** p < 0,01 im Vergleich zur Kontrolle) sowohl
bei „ER–/EGFR+"- und „ER+/EGFR+"-DCIS ein Anstieg
von AI und ein Rückgang
von LI beobachtet. Die Zahlen in Klammen stehen für die Anzahl
der für
den bestimmten Zeitpunkt und für
diese Gruppe angestellten Beobachtungen. Mittelwerte werden als
dicke horizontale Linien dargestellt, die Rechtecke stellen den
Interquartilbereich dar.
-
Die
mittlere LI und AI bei Tag-0-Proben waren in den 7 Fällen von „ER–/EGFR+"-DCIS höher als in den 4 Fällen von „ER+/EGFR–"-DCIS (14,0 [IQR:
13,0–15,3]
im Vergleich zu 7,8 [IQR: 6,5–11,2]
beziehungsweise 1,3 [IQR: 1,0–1,6]
im Vergleich zu 0,79 [IQR: 0,6–1,0],
beide p < 0,05).
-
Die
mittlere LI in „ER–/EGFR+"-DCIS nahm bei der
mit ZD1839 behandelten Gruppe verglichen mit der mit dem Vehikel
behandelten Gruppe bis zum Tag 21 (4,7 [IQR: 2,6–17,2) im Vergleich zu 11,6
[IQR: 10,7–15,1],
p = 0,19), Tag 28 (8,3 [IQR: 2,7–10,9] im Vergleich zu 13,5
[IQR: 12,0–16,3],
p < 0,01) und Tag
42 (11,4 [IQR: 10,8–11,8]
im Vergleich zu 13,0 [IQR: 12,0–14,8],
p < 0,05) ab (1a).
-
Es
gab keine Veränderung
in der mittleren AI in „ER–/EGFR+"-DCIS von Tag 0 bis
14 (1,3 [IQR: 1,0–1,6]
im Vergleich zu 1,0 [IQR: 0,8–1,44],
p = 0,14). Nach 7 Behandlungstagen (Tag 21) gab es einen signifikanten
Anstieg der mittleren AI in der mit ZD1839 behandelten Gruppe verglichen
mit der mit Vehikel behandelten Gruppe (2,1 [IQR: 1,0–2,3] im
Vergleich zu 0,7 [IQR: 0,5 bis 1,1], p < 0,01), obwohl nach 14 Behandlungstagen
(Tag 28) die mittlere AI wieder auf die Kontrollniveaus zurückkehrte
(ZD1839 1,1 [IQR: 0,8–1,2]
im Vergleich zur Kontrolle 1,2 [IQR 0,5–1,5], p = 0,44) (1b).
-
Ähnliche
Veränderungen
in LI und AI in „ER+/EGFR+"-DCIS (1b und 1d)
wurden mit einem signifikanten Abfallen in LI an Tag 14 beobachtet
(ZD1839 4,6 [IQR 3,9–5,2%]
im Vergleich zu 11,2 Kontrolle (IQR 9,2–15,55)) und einem Anstieg
der Apoptose (ZD1839 1,5 (IQR 1,3–1,6) im Vergleich zur Kontrolle
(IQR 0,6–0,9%)).
-
Ki67-LI in EGFR+ (2)
-
2 zeigt
die Epithelproliferationsraten (Ki67-LI) in „EGFR+"-(a)DCIS und (b) normalen Brustxenotransplantaten
nach 2 Wochen (Tag 28) künstlicher
Sondenernährung
entweder bei verschiedenen Dosen von ZD1839 (10–200 mg/kg) oder Vehikelkontrolle.
Die Zahlen in Klammern stehen für
die Anzahl der für
diesen bestimmten Zeitpunkt und für diese Gruppe angestellten
Beobachtungen. Mittelwerte sind als dicke horizontale Linien dargestellt,
die Rechtecke stehen für
den Interquartilbereich.
-
Zunehmende
Dosen von ZD1839 wurden mit zunehmendem Rückgang der Epithelproliferation
sowohl bei „ER–/EGFR+"- als auch „ER+/EGFR+"-DCIS, aber nicht
in normalem Brustgewebe festgestellt (2).
-
Korrelation
von Proliferation mit Apoptose
-
Die
Erfinder haben zuvor eine positive Korrelation von LI mit AI bei
DCIS gezeigt. LI zeigte in normalem Brustgewebe und nicht mit ZD1839
behandeltem (d.h. an den Tagen 0, 14 und in Vehikelkontrollfällen) DCIS (r
= 0, p = 0,02 beziehungsweise r = 0,25, p < 0,01) eine positive Korrelation mit
AI.
-
Der
Vergleich der Zellpopulation unter Einsatz eines mittleren LI/AI-Verhältnisses
(als Verhältnis
des Zellumsatzes) zeigte, dass die ZD1839-Behandlung den Zellumsatz
sowohl bei DCIS als auch in normalem Brustgewebe an Tag 28 (4,4
[2,7–6,9]
im Vergleich zu 29,7 [13,1–40,2]
beziehungsweise 8,5 [5,8–17,4]
im Vergleich zu 33,8 [21,4–70,6],
p < 0,001) signifikant
hemmte.
-
Herabregulierung von pErk1/2
in mit EGFR-TKI behandeltem DCIS und normalem Brustgewebe
-
Zur
Bestimmung, ob der MAP-Kinase-Signalgebungs-Stoffwechselweg mittels
EGFR-Tyrosinkinaseinhibition ausgeführt wurde, wurde an Tag-0-
und Tag-42-Schnitten
von DCIS und normalen Brustxenotransplantaten, die mit ZD1839 oder
Vehikel behandelt worden waren, die immunhistochemische Detektion
von phosphoryliertem (p) ErK1/Erk2 durchgeführt. Das mittlere Tag-0-DCIS
und der normale Brustnuklear-H-Wert betrugen 30 (IQR: 12–45) und
22 (IQR: 12–34).
Bei DCIS wurde der nukleare H-Wert der mit ZD1839 behandelten Gruppe
verglichen mit den Kontrollen nach 28 Tagen Behandlung gesenkt (8
[IQR: 5–18]
im Vergleich zu 25 [IQR: 8–30],
p < 0,05). In normalem
Brustgewebe gab es eine ähnliche
Differenz (7 [IQR: 3–17,5]
im Vergleich zu 18 [IQR 8–32],
p < 0,01). Der
nukleare H-Wert von pErk1/Erk2 korrelierte mit der Ki67-LI in DCIS
und in normalem Brustgewebe (beide Male r = 0,52, p = 0,05).
-
Diskussion
-
ER-DCIS überexprimiert
das c-erbB-2-Onkogen und soll in 50% der Fälle EGFR exprimieren. Die Erfinder
stellten eine zweifache Expression von beiden Rezeptoren in derselben
Zellpopulation in 10 von 11 (90%) ER-DCIS fest. Die ER-DCIS weist
eine hohe Proliferationsrate auf, die in Proben, die vor der Behandlung
entnommen wurden, mit der hohen Expression des MAP-Kinase-Signalübertragungsenzyms
korrelierte.
-
Die
Erfinder stellten daher die Hypothese auf, dass die Bildung von
EGFR/c-erbB-2-Heterodimeren
für die
hohe Proliferationsrate und MAP-Kinaseexpression verantwortlich
war, und die Erfinder testeten ihre Theorie unter Einsatz eines
EGFR-TKI-Peptids,
ZD1839. Bei Behandlung mit ZD1839 wurde ein andauernder Rückgang der
Epithelproliferation und ein Rückgang
der Expression von aktivierter MAP-Kinase kombiniert mit einem Anstieg
von Apoptose in einem früheren
Stadium beobachtet, was die Hypothese der Erfinder bestätigte. Es
ist bekannt, dass EGFR ein mitogene tisches Signal produziert und
mit der Proliferation und Tumorverdoppelung bei invasivem Brustkrebs
korreliert, und die Inhibition dieses Wegs führte zu einem Rückgang des Ki67-Markierungsindexes
bei DCIS-Xenotransplantaten.
-
Es
wurde sowohl bei DCIS als auch in normalem Brustepithel nach sieben
Behandlungstagen ein Anstieg der Apoptose beobachtet. Obwohl der
insulinähnliche
Wachstumsfaktor-1 (IGF-1) für
das Überleben
der Zelle wichtig sein soll, hat die jüngste Arbeit von Roudabush
et al., J. Biol. Chem. 275, 22583–22589 (2000), gezeigt, dass
die IGF-1-Rezeptorstimulation zur extrazellulären Sekretion von heparinbindendem
EGF führt und
die Transaktivierung im EGF-Rezeptor fördert. Daher kann der EGFR
in der normalen Brust für
das Überleben
der Zelle wichtiger sein als bisher angenommen. Da die Epithelproliferation
mit Apoptose in normaler Brust korreliert, kann erwartet werden,
dass eine Reduktion der Proliferation mit einer Reduktion der Apoptose korreliert.
-
Nach
dem anfänglichen
Anstieg von Apoptose bei der mit ZD1839 behandelten Gruppe nach
7 Tagen führte
der Rückgang
des Markierungsindexes (Proliferation) zu einem Rückgang der
Apoptose nach 14 Tagen. Jedoch wurde das Gesamt-LI/AI-Verhältnis in
den mit ZD1839 behandelten Gruppen sowohl bei DCIS als auch bei
normalem Brustgewebe reduziert, was einen geringeren Gesamtzellumsatz
mit EGFR-TK-Inhibition anzeigte. Außerdem zeigt der Gesamtrückgang des
Zellumsatzes die mögliche
chemopräventive
Wirkung eines EGFR-TKI auf normales Brustgewebe.
-
Es
wird berichtet, dass das „ER–"-DCIS hoher Reinheit
wahrscheinlich nach umfassender lokaler Exzision rückfällig werden
würde und
bei einem Rückfall
zumindest 50% zu invasivem, hochgradigem Brustkrebs mit damit verbundenen
knotigen oder entfernten Metastasen werden würden. Die Prävention
eines Rückfalls und
die Progression zu invasivem Krebs erfordern ein Arzneimittel, das
die Proliferation unterdrückt
oder Apoptose erhöht.
Der beschriebene EGFR-TKI erfüllt
diese Kriterien.
-
Eine
Unterdrückung
der normalen Brustepithelproliferation kombiniert mit einem Anstieg
der Apoptose zeigt das Potenzial von EGFR-TK-Inhibitoren als chemopräventive
Mittel bei Frauen mit erhöhtem
Brustkrebsrisiko.
-
Es
wird davon ausgegangen, dass der EGFR-MAP-Kinaseweg bei der Zellproliferation,
beim Überleben
der Zellen und bei der Zelldifferenzierung von Bedeutung ist. Die
signifikante positive Korrelation von pErk1/Erk2 mit dem Ki67-Markierungsindex
bei DCIS und normalem Brustgewebe deutet darauf hin, dass die MAP-Kinase-Signalgebung in der
Vermittlung der Zellproliferation im Brustepithel wichtig ist. Ein
Rückgang von
pErk1/Erk2 bei der mit ZD1839 behandelten Gruppe korrelierte mit
einem Rückgang
der Proliferation, und es ist wahrscheinlich, dass die EGFR-Signale über diesen
Weg und die MAP-Kinase-Veränderungen
eine Arzneimittelreaktion vorhersagen.
-
Beispiel 3
-
Unter
Einsatz des Verfahrens aus Beispiel 1, dessen Verfahrensschritte
in Beispiel 2 genauer beschrieben sind, wurde die Wirkung von ZD1839
auf die Proliferation (Ki67-LI) in einem östrogenstimulierten normalen
Brustepithel gemessen. Die Ergebnisse sind in Tabelle 2 angegeben.
-
Im
normalen Brustepithel betrug der Ki67-LI-Wert an Tag 0, dem Tag
der Implantation in eine Maus, 4,1 und sank am 14. Tag auf 2,6.
Die Kontrollmäuse
wurden dann nur mit Östrogen
behandelt, während
die Versuchsmäuse
sowohl mit Östrogen
als auch mit ZD1839 behandelt wurden. Die Menge des verabreichten Östrogens
entsprach einer Menge vor der Menopause, d.h. 17-β-Östradiol-Pellet
(2 mg) (siehe Holland et al., Verweis in Beispiel 1). Nach 21 Tagen
betrug der Ki67-LI-Wert für
die Kontrollmäuse
6,5, während
der Wert für die
Versuchsmäuse
erheblich auf einen Wert von 1,4 reduziert wurde. Nach 28 Tagen
betrug der Ki67-LI-Wert für
die Kontrollmäuse
5,4, während
der Wert für
die Versuchsmäuse
weiter auf einen Wert von 1,1 sank. Tabelle
2 Die
Wirkung von ZD1839 auf die Proliferation (Ki67 LI) in östrogenstimuliertem
normalem Brustepithel
- Die Zahlen in Klammern stehen für Interquartilbereiche.
* p < 0,05; **
p < 0,01; *** p < 0,001 gegenüber Kontrolle
-
Beispiel 4
-
Die
Wirkung von ZD1839 auf Apoptose (AI) in östrogenstimuliertem normalem
Brustepithel wurde wieder unter Einsatz des Verfahrens aus Beispiel
1 gemessen. Die Ergebnisse sind in Tabelle 3 angeführt.
-
Im
normalen Brustepithel war der AI-Wert an Tag 0, dem Tag der Implantation
in eine Maus, 0,3 und reduzierte sich am 14. Tag auf 0,2. Die Kontrollmäuse wurden
nur mit Östrogen
behandelt, während
die Versuchsmäuse
sowohl mit Östrogen
als auch mit ZD1839 behandelt wurden. Die Menge des verabreichten Östrogens
entsprach der Menge vor der Menopause. Nach 21 Tagen war der AI-Wert
für die
Kontrollmäuse
0,5, während
der Wert für
die Versuchsmäuse
bei einem Wert von 0,7 noch höher
war. Nach 28 Tagen war der AI-Wert für die Kontrollmäuse 0,6,
während
bei den Versuchsmäusen
der Wert auf einem Wert von 0,7 blieb. Tabelle
3 Die
Wirkung von ZD1839 auf Apoptose (AI) in östrogenstimuliertem normalem
Brustepithel
- Die Zahlen in Klammern stehen für die Interquartilbereiche.
** p < 0,01 gegenüber Kontrolle
-
Beispiel 5
-
Unter
Einsatz desselben Anwendungsplans wie in Beispiel 1 wurde die Wirkung
von ZD1839 auf die Progesteronrezeptorexpression (PR-LI) in östrogenstimuliertem
normalem Brustepithel gemessen (der Progesteronrezeptor erhöht die hormonelle
Reaktion der Zelle). Die Ergebnisse sind in Tabelle 4 angeführt.
-
Im
normalen Brustepithel betrug der PR-LI-Wert an Tag 0, dem Tag der
Implantation in eine Maus, 11,8 und reduzierte sich am 14. Tag auf
5,8. Die Kontrollmäuse
wurden dann nur mit Östrogen
behandelt, während die
Versuchsmäuse
sowohl mit Östrogen
als auch mit ZD1839 behandelt wurden. Die Menge des verabreichten Östrogens
entsprach einer Menge vor der Menopause. Nach 21 Tagen stieg der
PR-LI-Wert für die Kontrollmäuse auf
17,2, während
der Wert für
die Versuchsmäuse
nur 10,4 betrug. Die Östrogeninduktion
der PR-Expression wurde deshalb von ZD1839 unterdrückt. Daher
werden die hormonellen Wirkungen (normalerweise durch Progesteronrezeptoren
vermittelt) des Sexualsteroids Progesteron und Androgen gehemmt. Tabelle
4 Die
Wirkung von ZD1839 auf die PR-Expression (PR-LI) in östrogenstimulierter
normaler Brust und Epithel
- Die Zahlen in Klammern stehen für Interquartilbereiche.
** p < 0,001 gegenüber Kontrolle
-
Aus
den obigen Ergebnissen kann entnommen werden, dass, wie zuvor behauptet
worden ist, die hemmende Wirkung auf das konstitutive Wachstum und
die fördernde
Wirkung auf das Absterben des normalen Brustzellgewebes ein Verfahren
zur Inhibition der Transformation von normalen Zellen in Krebszellen,
d.h. die Basis für
eine chemopräventive
Behandlung von Frauen, insbesondere jener Frauen mit einem höheren Risiko
für malignen
Brustkrebs, bereitstellt.
-
Studien
von normalen Brustepithelen zeigen, dass die Hormonersatztherapie
(HRT) die Expression des Progesteronrezeptors erhöht (Hargreaves
et al., Br. J. Cancer 78 (7), 945–949 (Okt. 1998), und Hofscth
et al., J. Clin. Endocrinol. Metab. 84 (12), 4559–4565 (Dez.
1999)) und kombinierte HRT (Östrogen
und Progesteron) die Brustepithelproliferation signifikant stärker erhöht als HRT
mit Östrogen
alleine (siehe Hofstch, s.o.). Eine langfristigere Verwendung von
kombinierter HRT weist eine höhere
Brustkrebsinduktionsrate im Vergleich zu HRT mit Östrogen
alleine auf (siehe Persson et al., Cancer Causes Control 10 (4),
253–260
(Aug. 1999), Colditz, J. Womens Health 8 (3), 347–357 (Apr.
1999), und Magnusson et al., Int. J. Cancer, 81 (3), 339–344 (5.
Mai 1999)). Durch die Inhibition der Induktion des Progesteronrezeptors
kann Progesteron seine Wirkungen nicht ausüben, und die Häufigkeit
des Entstehens von Brustkrebs wird reduziert.
-
Zusätzlich zeigt
die hemmende Wirkung auf östrogenstimuliertes
normales Brustgewebe, dass der EGFR-Tyrosinkinaseinhibitor alleine
funktioniert, sogar in Gegenwart hoher Östrogenspiegel: d.h. um bei
Frauen vor der Menopause Chemoprävention
zu erreichen.
-
Daher
bietet die EGFR-TK-Inhibition unter Einsatz von ZD1839 einen neuen
Ansatz für
die Behandlung und Prävention
von Krebs unabhängig
vom ER-Status und stellt, besonders für Familien, die ein hohes Risiko
für Brustkrebs
aufweisen, einen potenziellen neuen chemopräventiven Ansatz bereit.