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Verfahren zur Herstellung von Konversionseffekten Konversionseffekte
hat man bisher z. B. in der Weise hergestellt, daß man verschiedene Beizen auf weiße
Ware vorgedruckt und hierauf einen Beizenfarbstoff, der mit den Beizen verschiedeneTöne
ergibt, übergedruckt hat. Beim nachfolgenden Dämpfen wurden dann an den Überdruckstellen
der Muster der Vordruckwalze mit denen der Überdruckwalzen verschiedene Töne erzielt.
Dieses Verfahren besitzt jedoch nur eine sehr beschränkte Kombinationsmöglichkeit,
da mit einem Beizenfarbstoff nur eine geringe Zahl von Farbtönen erreicht werden
kann. Außerdem genügen die Drucke mit Beizenfarbstoffen nicht immer den gestellten
Anforderungen in bezug auf Echtheit.
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Es wurde nun gefunden, daß man durch Vordrucken von Azofarbstoffpräparaten
aus Gemischen von substantiven Azokomponenten mit wasserlöslichen Diazoaminoverbindungen
und Überdrucken mit Estersalzen von Leukoküpenfarbstoffen oder mit Oxydationsfarbstoffpräparaten
(Anilinschwarz) sehr schöne Konversionseffekte in den reichhaltigsten Farbtönen
und Kombinationen erhalten kann, . wenn man die verschiedenen Farbstoffpräparate
wie folgt anwendet: In bestimmten Musterungen wird zunächst eine Druckpaste vorgedruckt,
die außer den üblichen Verdickungsmitteln und den Gemischen aus substantiven Azokomponenten
und wasserlöslichen Diazoaminoverbindungen noch eine zum Lösen der Farbstoffkomponenten
ausreichende Menge Alkali und ein gegenüber Estersalzen von Leukoküpenfarbstoffen
reservierend wirkendes Mittel, wie z. B. Oxyde, Hydroxyde oder Carbonate von Zink
oder Erdalkalimetall, einschließlich Magnesium, und gegebenenfalls noch ein milde
wirkendes Reduktionsmittel, wie z. B. Natriumthiosulfat, enthält. Darauf wird in
einer anderen Musterung eine Druckpaste übergedruckt, die ein Estersalz eines Leukoküpenfarbstoffes,
ein Oxydationsmittel, wie Natriumchlorat, ein nichtflüchtige Säure abspaltendes
Mittel, z. B. ein Ammoniumsalz einer nichtflüchtigen Säure, wie Rhodanwasserstoffsäure,
Glykolsäure, Oxalsäure, Milchsäure, Citronensäure oder Weinsäure, oder Diäthyltartrat
o. dgl., oder ein leicht dissoziierendes Metallsalz einer nichtflüchtigen Säure,
wie z. B. ein Sulfat von Magnesium, Zink, Aluminium o. dgl., oder Gemische dieser
nichtflüchtige Säure liefernden
Substanzen, ferner einen Oxydationsbeschleuniger,
wie vanadinsaures Ammonium, enthält. Das so bedruckte Material wird dann einem Dämpfprozeß
unterworfen.
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Beim Dämpfen wird nun an den Überdruckstellen der Muster der Vordruckwalze
mit denen der Überdruckwalze durch die säureabspaltenden Mittel der entsprechende
unlösliche Azofarbstoft aus dem Vordruckgemisch gebildet, das Estersalz des Küpenfarbstoffes
jedoch reserviert, während an den nicht vorgedruckten Stellen der Küpenfarbstoff
aus dem Estersalz gebildet wird. An den vorgedruckten Stellen, welche mit der Estersalzdruckpaste
nicht überdruckt wurden, d. h. dort, wo die Zeichnung der Überdruckwalze die Zeichnung
der Vordruckwalze nicht bedeckt hat, bleibt das Gemisch aus Diazoaminoverbindung
und der Azokomponente auch beim Dämpfen unentwickelt und kann später durch einen
geeigneten Waschprozeß entfernt werden, so daß diese Stellen weiß bleiben. In anderen
Worten: Nach dem Waschen und kochenden Seifen erscheint die Zeichnung der Überdruckwalze
an den vorgedruckten Stellen in der Farbe der aus den vorgedruckten Präparaten entwickelten
unlöslichen Azofarbstoffe und an den nichtvorgedruckten Stellen in der Farbe der
aus den übergedruckten Estersalzen entwickelten Küpenfarbstoffe, während der nichtüberdruckte
Vordruck weiß bleibt.
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Da sich alle Gemische aus wasserlöslichen Diazoaminoverbindungen mit
substantiv en Azokomponenten und alle Estersalze von Leukoküpenfarbstoffen in der
oben beschriebenen Weise für die Herstellung der Konversionseffekte anwenden lassen,
ist die Kombinationsmöglichkeit sehr reichhaltig. Dies bedeutet einen großen Fortschritt
in der Ausrüstungsmöglichkeit von Textilwaren in einer Farbenfreudigkeit und Reichhaltigkeit
der Zeichnung, wie es bisher nach anderen Verfahren nicht möglich gewesen ist. Da
man auch Gemische von verschiedenen Diazoaminov erbindungen mit verschiedenen Azokomponenten
nebeneinander gleichzeitig vordrucken und auch Estersalze von verschiedenen Küpenfarbstoffen
nebeneinander überdrucken kann, so ergeben sich hierdurch noch weitere Variationsmöglichkeiten.
Man kann die Konv ersionseffekte ferner noch dadurch reichhaltiger gestalten, daß
man neben den' oben beschriebenen Druckpasten aus Gemischen von Diazoaminoverbindungen
mit substantiven Azokomponenten, die nur an den überdruckten Stellen entwickelt
werden, noch Gemische von Alkalimetallsalzen von aromatischen Nitrosaminen mit substantiven
Azökomponenten oder auch Küpenfarbstoffe nach dem Pottasche-Natriumsulfoxylat formaldehyd-Verfahren
vordruckt. Die Präparate aus den beiden letzteren Farbstoffgruppen werden dann beim
Dämpfen in der ganzen vorgedruckten Fläche entwickelt, se daß neben einer bunt unterbrochenen
Zeichnung der Überdruckwalze volle bunte Flächen mit den Zeichnungen einer oder
mehrerer Vordruckwalzen erzielt werden.
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In analoger Weise wie Estersalze von Küpenfarbstofien kann man gemäß
einer weiteren Ausführungsform des neuen Verfahrens auch Oxy dationsfarbstoffpräparate
(Anilinschwarz) zur Herstellung der Überdruckmuster anwenden. In diesem Falle werden
die Gemische aus wasserlöslichen Diazoaminoverbindungen mit substantiven Azokomponenten
mit der zum Lösen derselben nötigen Menge Alkali unter Zusatz von geeigneten Reservierungsmitteln
für den Oxydationsfarbstoff, wie Oxyden, Hydroxyden oder Carbonaten von Schwermetallen,
wie z. B. Zink, Mangan o. dgl., und gegebenenfalls etwas Natriumthiosulfat vorgedruckt
und hierauf mit dem Anilinschwarzpräparat unter Zusatz von nichtflüchtigen organischen
Säuren, wie z. B. Glykolsäure, Weinsäure, Milchsäure, Oxalsäure, Citronensäure,
oder einer schwachen, nichtflüchtigen anorganischen Säure, wie z. B. Phosphorsäure,
oder einer anderen der obenerwähnten nichtflüchtige Säure liefernden Substanzen
oder Gemischen dieser Substanzen überdruckt. An den vorgedruckten Stellen wird beim
nachfolgenden Dämpfen das Anilinschwarz reserviert; gleichzeitig werden die Gemische
aus wasserlöslichen Diazoaminoverbindungen mit den substantiven Azokomponenten zu
den entsprechenden unlöslichen Azofarbstoffen entwickelt, so daß dann die Zeichnung
der überdruckwalze an den vorgedruckten Stellen bunt unterbrochen wird und an den
nichtvorgedruckten Stellen schwarz bleibt.
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Ebenso kann man in -ähnlicher Weise, wie oben beschrieben, als weitere
Variation auch hier Gemische aus Alkalisalzen von Nitrosaminen mit Azokomponenten
sowie Küpenfarbstoffe nach demPottasche-Natriumsulfoxylatformaldehyd-Verfahren als
Vordruckreserven mitdrucken. Die Farbstoffe aus den beiden letzteren Präparaten
werden dann in der ganzen Fläche der vorgedruckten Muster beim Dämpfen entwickelt,
so daß man neben der bunt unterbrochenen schwarzen Zeichnung der Überdruckwalze
ganze bunte Flächenmuster erzielen kann. Außerdem kann man zur Herstellung von Konversionseffekten
unter Anilinschwarzüberdruck Estersalze von Küpenfarbstoffen verwenden, wenn letztere
unter Zusatz von Rhodanammonium und gegebenenfalls etwas 'Reduktionsmittel, @ wie
z. B. Natriumsulfoxylatformaldehyd oder
Natriumthiösulfat, gedruckt
werden, wobei die Estersalze von Küpenfarbstoffen nur an den überdruckten Stellen
durch das in der Anilinschwarzdruckpaste enthaltene Natriumchlorat beim Dämpfen
zu den entsprechenden Küpenfarbstoffen entwickelt werden, bei gleichzeitiger Reservierung
des überdruckten Anilinschwarz. Man kann auch Gemische aus wasserlöslichen Diazoaminoverbindungen
mit substantiven Azokomponenten neben Estersalzen von Küp.enfarbstoffen gleichzeitig
als Vordruckreserven unter Anilinschwarzüberdruck anwenden.
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Der Ausdruck substantive Azokomponente, der in der Beschreibung und
in den Ansprüchen gebraucht wird, umfaßt alle Arten von Kupplungskomponenten, die
zur Herstellung von Azofarbstoffen auf der Faser verwendet werden. Die Komponenten
sollen frei von Sulfonsäure- oder Carboxylgruppen sein. Kupplungskomponenten dieser
Art sind z. B. Naphthole, 2 - 3-Oxynaphthoesäurearylide, Verbindungen, die eine
reaktionsfähige, kupplungsfähige Methylengruppe enthalten, wie Pyrazolonverbindungen
oder i3-Ketocarbonsäurearylide, z. B. die Arylamide der Acetessigsäure, der Benzoylessigsäure,
der Terephthaloyldiessigsäure und anderer Acylessigsäuren, oder Diacylacetylarylamine,
wie Diacetoacetylbenzidin oder -tolidin, oder andere Kondensationsprodukte aus Acylessigsäureestern
mit Di- oder Monoaminobasen.
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Andere substantive Azokomponenten sind die Arylamide der 2 - 3-Oxyanthracencarbonsäure,
der o-Oxycarbazolcarbonsäuren, der o-Oxybenzocarbazolcarbonsäuren.
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Diese Kupplungskomponenten sind in den für das vorliegende Verfahren
verwendeten Präparaten meist in der Form ihrer Alkalimetallsalze vorhanden.
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Die stabilisierten Diazoverbindungen (wasserlösliche Diazoaminoverbindungen),
welche die anderen Komponenten der nach dem vorliegenden Verfahren verwendeten Azofarbstoffpräparate
darstellen, sind z. B. in den Patentschriften 535 67o und 532,56?- beschrieben.
Sie sind erhältlich durch Kondensation von aromatischen Diazoverbindungen, die frei
sind von Sulfonsäure- oder Carboxylgruppen, mit primären aromatischen Aminen, die
eine oder mehrere Sulfonsäuregruppen, zwei oder mehrere Carboxylgruppen oder Sulfonsäure-und
Carboxylgruppen enthalten, oder mit sekundären Aminen von der allgemeinen Formel
worin R1 und R2 Alkyl-, Aryl-, Aralkyl-oder Hydroarylreste darstellen, die wenigstens
einen Substituenten enthalten, der fähig ist, die Komponenten wasserlöslich zu machen.
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Gemische aus wasserlöslichen Diazoamino-@#erbindungen mit substantiven
Azolcomponenten sind beispielsweise in der Patentschrift 534 64o beschrieben.
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Im nachstehenden wird die Arbeitsweise durch Beispiele erläutert.
Beispiele I. Man druckt auf weißer Ware folgende Druckpaste vor:
8o g des Farbstoffpräparates, be- |
stehend aus einem Gemisch |
der Diazoaminoverbindung aus |
5 - Chlor-2-methyl-i-aminoben- |
zol und 4-Sulfo-2-amino-i- |
benzoesäure mit dem Natrium- |
salz des 1-(2'- 3'-Oxynaph- |
thoylamino) - 2 - methylbenzols |
(s. Patentschrift 534 640), |
ioo g Wasser, |
309 Äthylalkohol, |
409 Natronlauge 38° Be, |
400 g neutrale Stärke-Tragant-Ver- |
dickung, |
2709 Wasser,. |
509 Zinkweiß i : i und |
309 Natriumthiosulfat |
iooo g. |
Nach dem Drucken und Trocknen wird mit einer Gründelwalze mit folgender Druckpaste
überdruckt:
4o g Schwefelsäureester des Leuko- |
küpenfarbstoffes aus 5-7-5'-7'- |
Tetrabromindigo, |
309 Äthylenthiodiglykol, |
3959 Wasser von etwa 8o° C, |
4009 neutrale Stärke-Tragant-Ver- |
dickung, |
30 g Ammoniaklösung, 25pro- |
zentig, |
30 g Glykolsäure, 5oprozentig, |
401 g Rhodan.ammonium, |
159 Natriumchlorat und |
2o g vanadinsaures Ammonium |
I : 100 |
iooo g. |
Nach dem Überdrucken und Trocknen wird 5 Minuten im Schnelldämpfer gedämpft, gespült
und kochend heiß geseift. Man erhält einen Gründeldruck, der an den vorgedruckten
Stellen rot ist, während der Fond blau erscheint.
2. Man druckt
nebeneinander vor:
b) 2,5- des Farbstoffpräparates, be- |
stehend aus einem Gemisch |
der Diazoaminaverbindung aus |
i-Amino-2-methoxy-4-benzoyl- |
amino-5-methylbenzol und Sar- |
kosin mit dem Natriumsalz |
von 2'- 3'-Oxynaphthoylamino- |
benzol (siehe Patentschrift |
534640), |
ioo g Wasser, |
30 g Alkohol, |
4o g Natronlauge 38° B6, |
40o g neutrale Stärke-Tragant-Ver- |
dickung, |
5o g Zinkweiß i : i, |
5o g Magnesiumoxyd i : i, |
309 Natriumthiosulfat und |
275, g Wasser |
1000 g. |
Nach dem Drucken und Trocknen wird mit folgender Druckpaste mit einem Gründelmuster
überdruckt:
409 Schwefelsäureester des Leuko- |
küpenfarbstoffes aus Dimeth- |
oxydehydrodibenzanthron |
(s. S c h u 1 t z, Farbstofftabel- |
len, 7. Auflage, Nr. 1269), |
30 g Äthylenthiodiglykol, |
395 ccm Wasser etwa 8o° C, |
400 g neutrale Stärke-Tragant-Ver- |
dickung, |
30g Ammoniaklösung, 25prozentig, |
30g Glykolsäure, 50prozentig, |
409 Rhodanammonium, |
i5 g Natriumchlorat und |
2o g vanadinsaures Ammonium |
I : I00 |
1000 g. |
Nach dem Überdrucken und Trocknen wird 5 Minuten im Schnelldämpfer gedämpft, gespült
und kochend heiß geseift. Man erhält ein grünes Gründelmuster, welches an den vorgedruckten
Stellen lebhaft scharf orange und violett unterbrochen ist..
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3. Man druckt nebeneinander vor:
Nach dem Drucken und Trocknen wird mit folgender Druckpaste mit einem Gründelmuster
überdruckt:
Nach dem Überdrucken und Trocknen wird 5 Minuten im Schnelldämpfer
gedämpft, gespült und kochend heiß geseift. Man erhält ein dreifarbiges Muster mit
violettem GrÜndel als Fond, in dem die mit der Druckpaste a hergestellten Muster
als rotes Gründel und das mit der Druckpaste b hergestellte Muster als gelber Volldruck
erscheinen.
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4. Man druckt folgende zwei Druckpasten nebeneinander
Nach dem Drucken und Trocknen wird folgende Druckpaste mit einer Gründelwalze überdruckt:
a) 85 g Anilinsalz, |
5 g Anilinöl, |
400 g neutrale Stärke-Tragant-Ver- |
dickung, |
b) 559 Ferrocyankalium, |
2509 Wasser, |
359 Natriumchlorat, |
c) 130 g Wasser, |
d) 40 g Glykolsäure, 50prozentig |
iooo g. |
a, b, c und d werden vor Gebrauch gemischt. Nach dem Überdrucken und Trocknen wird
5 Minuten im Schnelldämpfer gedämpft, mit i g Chromkali und 3 g Soda nachbehandelt,
gespült und kochend heiß geseift.
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Man erhält ein schwarzes Gründelmuster, das an den vorgedruckten Stellen
scharlachrot und grün; unterbrochen ist.
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5. Man druckt folgende Druckpaste vor:
Nach dem Drucken und Trocknen wird folgende Druckpaste mit einem Gründelmuster überdruckt:
Nach dem Überdrucken wird 5 Minuten gedämpft, gespült und kochend heiß geseift.
Man erhält ein blaues Gründelmuster, das an den vorgedruckten Stellen dunkelrot
unterbrochen ist. Außerdem erscheint die ,ganze Fläche des Vordrucks rosa gefärbt,
da das mitverwendete Gemisch aus Nitrosamin und substantiver Azokomponente beim
Dämpfen voll entwickelt wird.