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Verschluß für Gefäße mit Bakterien- und Hefekulturen Es ist bekannt,
Bakterien oder Hefekulturen auf halbfesten Kulturböden, wie z. B. Agar oder Gelatine,
zu züchten. Die Aufbewahrung und Verschickung derartiger Kulturen macht deswegen
Schwierigkeiten, weil ein völlig dichter Verschluß der Gefäße nicht ratsam ist;
die durch die Stoffwechselvorgänge der Bakterien oder Hefen gebildeten Gase, wie
z. B. Kohlensäure, würden im Gefäßinnern einen Überdruck erzeugen, durch den' entweder
der Verschluß herausgeschleudert oder sogar das Gefäß zertrümmert werden könnte.
Anderseits ergibt sich im Falle, daß man die Verschickungsgefäße nur mit einem sterilen
Wattepropfen verschließt und sonst offen läßt, der Nachteil, daß die halbfesten
Böden austrocknen. Bei empfindlichen Kulturen kann hierdurch eine Schädigung erzeugt
werden; jedenfalls wird aber der Inhalt der Gefäße unansehnlich, so daß mit Beanstandungen
der Käufer zu rechnen ist.
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An sich sind Gefäße mit gasdurchlässigem Verschluß ja bekannt, z.
B. die Freudenreichkölbchen bzw. Pasteurkolben, doch handelt- es sich in diesem
Falle immer um Kulturgefäße für Flüssigkeiten, die sich für den Versand naturgemäß
nicht eignen, da bei einem unvermittelten Stürzen des Gefäßes die Flüssigkeit auslaufen
bzw. die Kultur verderben würde.
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Im Gegensatz zu diesen bekannten Kulturgefäßen handelt es sich bei
der Erfindung um einen Verschluß für Kulturen auf halbfesten Nährböden, welcher
durch seine Eigenartigkeit zweier übereinander angebrachter Verschlüsse den neuen
Patentanspruch begründet. Der -eine der Verschlüsse ist ein steriler Watteverschluß,
wohingegen der zweite, die Verdunstung verhindernde Verschluß kein steriler Verschluß
zu sein braucht.
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Erfindungsgemäß soll nun das Gefäß mit den Bakterien oder Hefekulturen
auf halbfesten Kulturböden zuerst mit einem sterilen Wattepropfen verschlossen und
darüber dann ein Verschluß angeordnet werden, der fast dicht ist, aber einen geringen
Gasaustausch gestattet. Dies ist- z. B. .derart möglich,* daß man das Gefäß verkorkt,
den Korken etwa noch paraffiniert und lackiert und dann in den Korken eine. kleine
Öffnung von 'je bis i mm Durchmesser bohrt. Eine andere Möglichkeit besteht darin,
daß man das Gefäß zuerst mit einem sterilen Wattestöpsel verschließt und dann über
den Gefäßhals eine fest aufsitzende Blechkapsel, Celluloidkapsel o. dgl., die auch
zweckmäßig durchbohrt sein kann, schiebt. Außerdem kann die Kapsel durch einen Papier-
oder Leinenstreifen o. dgl. mit dem Glasrohre (Flaschenhals) luftdicht verklebt
werden. Auch eine derartige Kapsel schließt nicht so dicht, daß nicht ein gewisser
Gasaustausch zwischen dem Gefäßinnern und der Außenluft stattfindet, wodurch vor
allem verhindert wird, daß im Innern des Gefäßes ein Gasüberdruck entsteht.
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Als ein wichtiger Vorteil ist zu erachten, daß der geringe, bei dem
neuen Verschluß mögliche Gasaustausch zwischen dem Gefäßinnern und der Außenluft
nur ein ganz langsaures
Austrocknen des halbfesten Kulturbodens
bewirkt. Im Gefäßinnern befindet sich über den halbfesten Kulturböden stets eine
Luftschicht, deren Feuchtigkeitsgehalt im Gleichgewicht mit den Kulturböden steht,
so daß diese Luft keine weitere Feuchtigkeit mehr aufnimmt. Die geringen vorhandenen
Gasaustausehmöglichkeiten zwischen Gefäßinnern und Außenluft verhindern zwar das
Entstehen eines Überdrucks im Gefäßinnern, trotzdem ist aber, wenn kein Überdruck
im Gefäßinnern herrscht, die Erneuerung der Luft im Gefäßinnern nur gering, so daß
die Feuchtigkeitsabgabe der Kulturböden sehr verlangsamt wird. Selbst bei monatelanger
Aufbewahrung der so verschlossenen Gefäße mit Bakterien- und Hefekulturen auf halbfesten
Kulturböden tritt keine nennenswerte Austrocknung der Kulturböden ein: Bei dem Suchen
nach geeigneten Verschlüssen für die Gefäße mit Bakterien- und Hefekulturen auf
halbfesten Kulturböden hat sich herausgestellt, daß. für diese Zwecke Gelatine-
oder Cellulosekapseln oder ähnliche allein wider Erwarten völlig ungeeignet sind.
Derartig verschlossene Gefäße erfahren eine schnellere Austrocknung als völlig unverschlossene
Gefäße. Wahrscheinlich beruht dies darauf, daß eine derartige Gelatine- oder Cellulosekapsel
aus dem Gefäßinnern Feuchtigkeit anzieht und diese dann nach außen wieder abgibt.
Eine .derartige Kapsel wirkt also wie eine semipermeable Wand.
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Der neue Verschluß für Gefäße mit Bakterien- oder Hefekulturen auf
halbfesten Kulturböden kommt sowohl für kleineGefäße, wie Reagenzröhrchen, in denen
sich sogenannte Schrägkulturen befinden, wie auch für große Gefäße, wie Flaschen
mit mehreren Litern Inhalt, in Betracht.
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In der Zeichnung sind mehrere Ausführüngsformen des neuen Gefäßverschlusses
beispielsweise dargestellt, und zwar in Fig. i ein Gefäß mit fest aufschiebbarer
Metallkappe, in Fig.2 und 3 ein Gefäß mit Schraubverschlüssen.
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In Fig.i bedeutet r das Glasröhrchen, in dem sich, das Röhrchen nur
zum: Teil ausfüllend, der Inhalt i mit den an, der Oberfläche gewachsenen. Kulturen
k befindet. Das obere Ende des Röhrchens r ist durch den Wattebausch w verschlossen,
und über das Glasröhrchen ist dann dex Metalldeckel d geschoben. Dieser Metalldeckel
sitzt so fest, daß er die Austrocknung des Inhaltes des Gefäßes ungemein verlangsamt,
aber nicht den Gasaustausch zwischen dem Gefäßinnern und der Außenluft verhindert.
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Bei der Ausführungsform von Fig. 2 ist gleichfalls ein Wattebausch
w vorgesehen; der oberste Teil des Röhrchens ist verengt und trägt ein Gewinde g,
auf das der V erschlußdeckel v mit Plättchen p aus Kork o. dgl. am Boden des Deckels
aufgeschraubt wird.
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Gegenüber der Ausführungsform der Fig. 2 ist bei der Ausführungsform
der Fig. 3 der verengte Teil des Röhrchens länger ausgebildet und stellt hier einen
Gefäßhals lt vor. Der obere Teil dieses Halses trägt wieder das Gewinde g,
auf den der Verschlußdeckel v aufgeschraubt wird. Der besondere Vorteil dieser Ausführungsform
ist, daß der enge Hals den Wattebausch verhindert, in das Gefäß hinabzurutschen.
Bei der Ausführungsform nach Fig.2 kann man dies dadurch verhindern, daß man einen
kleinen Teil des Wattebausches zwischen dem Gewinde g und dem Schraubverschluß v
einklemmt.
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Auch die Verschlußarten nach Fig. 2 und 3 verhindern nur das Austrocknen
des Gefäßinhaltes, gestatten trotzdem aber einen Gasaustausch des Gefäßinnern mit
der Außenluft.