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Insektenvertilgungsmittel Bisher wurde zur Vernichtung von Fliegen,
Moskitos und anderen Insekten Insektenpulver, auch Pyrethrum genannt, verwendet.
Der wirksame Stoff wurde mit den Insekten in verschiedener Weise in Berührung gebracht:
durch Erhitzen oder Verbrennen des Pulvers und Aussetzen der Insekten dem erzeugten
Rauch oder Dampf, durch Aufsprühen einer Lösung des Pyrethrumextraktes oder durch
Verstäuben des Pulvers auf die zu bekämpfenden Insekten. Hierdurch wurden die Insekten
im allgemeinen rasch getötet. Die Forschungen von S t a u d i n g e r und anderen
haben gezeigt, daß der wirksame Stoff des Pyrethrums ein Ester von derart komplizierter
Natur ist, daß er synthetisch wahrscheinlich nicht unter geringen Kosten hergestellt
werden kann.
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Nun ist die Gewinnung einer genügenden Menge Pyrethrum nur dort wirtschaftlich
möglich, wo überflüssige und billige Arbeitskräfte vorhanden sind, da nur die Blüten,
zweckmäßig die ungeöffneten Blüten, Verwendung finden. Sie würde aber zweifellos
in Ländern mit hohen Arbeitslöhnen unmöglich sein.
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Die Nachfrage nach einem Insekticid von schneller Wirkung ist sehr
groß geworden, wodurch die Preise von Pyrethrum beträchtlich gestiegen sind, deren
Menge, da es sich um ein Naturprodukt handelt, begrenzt ist. Außerdem wechselt die
Menge des wirksamen Stoffes in den verschiedenen Sorten der Blumen und so auch deren
insekticide Wirkung, deren Wert nicht leicht zu ermitteln ist. Es erschien daher
zweckmäßig, einige reine Stoffe oder eine Kombination von Stoffen herzustellen,
die synthetisch in unbegrenzten Mengen aus leicht zugänglichen Stoffen hergestellt
werden können und deren insekticide Wirkung gleichmäßig und zuverlässig ist.
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Es ist bereits bekannt, Isothiocyansäureester (Senföle) als Insektenvertilgungsmittel
zu verwenden. Es hat sich indessen gezeigt, daß gerade die normalen Ester der Rhodanwasserstoffsäure
eine viel größere insekticide Wirksamkeit als die Isothiocyanate oder Senföle aufweisen.
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Die Erfindung besteht nun darin, daß man als Insektenvertilgungsmittel
ein organisches Thiocyanat verwendet, in dessen organischem Rest ein negatives oder
negativ gebundenes Radikal vorhanden ist.
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Die Insektenvertilgungsmittel nach der Erfindung lassen sich als solche
oder zusammen mit anderen Stoffen verwenden, die verdampft
oder
in einer geeigneten Flüssigkeit aufgelöst oder suspendiert versprüht oder auf oder
mit einem geeigneten Träger in einen Raum verstäubt werden können, um eine rasche
tödliche Wirkung auf die vorhandenen Fliegen, Moskitos oder anderen Insekten zu
erzielen, wobei aber keine merkliche schädliche Wirkung auf höhere Lebewesen eintritt.
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Es hat sich gezeigt, .daß eine Reihe organischer Verbindungen, die
ein oder mehrere Thiocyanatgruppen enthalten, d. h. Ester der Thiocyansäure sind,
für diesen Zweck besonders geeignet sind. Die Schnelligkeit der Wirkung, die Löslichkeit,
die Flüchtigkeit, der Geruch und andere Eigenschaften wechseln beträchtlich je nach
dem organischen Radikal, das mit der Thiocyanatgruppe verbunden ist. Diese Thiocyanate,
in welchen der organische Rest ein sogenanntes negatives oder negativ gebundenes
Radikal enthält, wodurch ausgedrückt werden soll, daß es es sich um Carbonylgruppen,
aromatische Ringe, ungesättigte Gruppen, Halogengruppen, andere Thiocyanatgruppen,
Nitro-, Hydroxyl-, Alkoxy-, Carbalkoxy- und Cyangruppen, saure Radikale u. dgl.
handelt, besitzen insekticide Eigenschaften, die bedeutend besser sind als bei den
Thiocyanaten, in denen kein negatives oder negativ gebundenes Radikal im organischen
Rest vorhanden ist.
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Es hat sich gezeigt, daß unter den negativen Radikalen oder Bindeelementen
Sauerstoff besonders wertvoll ist. Der Einschluß einer Sauerstoffbindung, beispielsweise
einer Carbonyl-, Alkoxy- oder Carbalkoxygruppe in dem organischen Radikal ist mit
einer beträchtlichen Erhöhung der gewünschten Eigenschaften verbunden.
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Durch geeignete Auswahl des organischen Radikals ist es möglich, Insekticide
zu erzielen, die günstige Eigenschaften für besondere Zwecke aufweisen. Während
z. B. die organischen Thiocyanate im allgemeinen wasserunlöslich sind, hat die Einführung
einer Hydroxyl-, Carboxyl-, Amino- oder einer anderen salzbildenden Gruppe in das
organische Radikal die Bildung wasserlöslicher Salze zur Folge, deren Lösungen wirksame
Insekticide darstellen. Andererseits hat die Einführung aliphatischer Gruppen, wie
Methyl, Äthyl, Propyl, Isopropyl, Butyl, Isobutyl, in ein aromatisches Thiocyanat,
z. B. die Alkylierung von p-Thiocyanoanilin, eine Erhöhung seiner insekticiden Wirksamkeit
und seiner Löslichkeit in Kerosin, einem besonders bevorzugten Lösungsmittel, zur
Folge. Außerdem aber wird sein angreifender und unangenehm reizender Geruch verdeckt.
Z. B. sind Kerosinlösungen des Benzylthiocyanats von sehr niedriger Konzentration
sehr wirksame Insekticide, die versprühte Lösung hat aber einen außerordentlich
angreifenden Geruch, sie greift stark die Haut und die Schleimhäute an und ist daher
vollkommen ungeeignet zur Verwendung als häusliches Insekticid. p-Thiocyanodimethylanilin
weist diese Nachteile nicht mehr auf, ohne indessen seine insekticide Wirksamkeit
einzubüßen.
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Alkylthiocyanate, z. B. Methyl- und Äthylthiocyanat, weisen besondere
insekticide Wirksamkeit auf, greifen aber die Haut und die Schleimhäute an, so daß
sie vollkommen ungeeignet zur Verwendung als häusliches Insekticid sind.
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Es hat sich nun gezeigt, daß dieser starke Geruch und die Angriffsfähigkeit
vollkommen geändert und in manchen Fällen durch Einfügen einer Ester- oder Äthergruppe
in das mit der Thiocyanatgruppe verbundene organische Radikal beseitigt werden kann.
Dies gilt insbesondere für aliphatische Monothiocyanate.
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Als geeignete Verbindungen seien angeführt: Methylthiocyanacetat (CH30COCH2
S C N), Amylthiocyanacetat (C,, H11 O C O CH2 S C N), Cyclohexylthiocyanacetat (C,H110C0
CH.SCN), Sekundär-Octylthiocyanacetat (C8 Hl, O C O CH, S C N), ß-Äthoxyäthylthiocyanacetat
(C2 H5 - O - C._, H4 O C O - CH,
SCN), Amyl-ß-thiocyanopropionat (C5H11 O
C O C2 H4 S C N), Butyl -ß-thiocyanopropionat (C4H90COC,H4SCN), Cyclohexylß-thiocyanopropionat
(Ca H11 O C O C2 H4 S C N), Sekundär-Octyl-ß-thiocyanopropionat (C, Hl; O CO C2H4
S CN), ß-Äthoxyäthylß-thiocyanopropionat (C. H5 O C_ H4 O C O C, H, S C N), die
ß-Thiocyanoderivate der Monoalkyläther des Diäthylenglykols, in denen die Alkylgruppe
eine aliphatische Gruppe von verhältnismäßig niedrigem Molekulargewicht ist, wie
Methyl, Äthyl, Propyl, Butyl, Diäthylthiocyanomalonat [ (C2 H5 O C O) 2 CH S C.NT]
, Phenylthiocyanat (C5 H5 S CN) , p-Thiocyanoanilin (H2 N Ca H4 S C N) , Thiocyanotoluidin
[ (H2 N Ca H3 (CH,) S C N] , p-Thiocyanodimethylanilin [(CH3)2NC,H4SCN], Thiocyanonaphthylamin
(H2 N Clo H8 S C N), Thiocyanoanisi-din [CH, 0C, H, (N HZ) S C N] , p-Thiocyanophenylmorpholin
[O(C,H4)2NCE H4 S C N] , 2, 4-Dinitrothiocyanobenzol [2, 4.-(N 02) 2 C. H3 S C N]
, co-Thiocyanoacetophenol (C6 H5 C O CH, S C N) und andere Verbindungen ähnlicher
Natur.
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Die insekticide Wirksamkeit dieser Verbindungen ist so groß, daß sie
in beträchtlicher Verdünnung Verwendung finden können. Beispiel z Etwa z g des Thiocyanats
des Monoäthyläthers des Diäthylenglykols (C2 H50 C2 H40 C2 H4 S C N) wird in so
viel Wasser aufgelöst,
daß die gesamte Menge ioo ccm beträgt. Wenn
diese Lösung in .einen Raum versprüht wird, der Fliegen enthält, so sind in 5 Minuten
sämtliche Fliegen getötet.
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Beispiel e Etwa i g des Thiocyanats des Monobutyläthers (C4 H9 O C2
H4 O C. H4 S C N) des Diäthylenglykols wird in so viel organischem Lösungsmittel,
z. B. Kerosin, aufgelöst, daß die gesamte Menge ioo ccm'beträgt. Anwendung und Erfolg
wie in Beispiel i.
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Beispiel 3 ioTeile p-Thiocyanodimethylanilin [(CH3)2 .\T C, H,, S
C N ] werden auf 9o Teile eines inerten festen Stoffes, z. B. Calciumcarbonat, Talkum,
Kieselgur, aufgebracht oder damit gemischt. Diese Mischung in Berührung mit Insekten,
z. B. Schaben, gebracht, tötet diese innerhalb sehr kurzer Zeit.
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Beispiel Wenn Methylthiocyanacetat (CH, O C O CH,
S C N) oder
andere flüchtige Thiocyanate in einem geschlossenen Raum, der Insekten, wie Fliegen,
Moskitos, Schaben, Motten, enthält, verdampft werden, so werden die Insekten in
kurzer Zeit getötet. Die Anwendungsart aller anderen organischen Thiocyanate ist
ähnlich wie in den Beispielen beschrieben. Im allgemeinen ist die Konzentration
der Lösungen, wenn sie in Kerosin oder einem anderen Lösungsmittel aufgelöst werden,
etwa i °i,.