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Verfahren zur Extraktion von pflanzlichen Rohstoffen Durch die Patente
551 ror und 552 284 ist ein Verfahren bekannt geworden, um aus Fischen, Fleisch
oder deren Abfällen das in diesen enthaltene öl oder Fett sowie gleichzeitig Fisch-
oder Fleischmehl in besonders guter Qualität herzustellen. Das Verfahren beruht
darauf, daß man die genannten Rohstoffe zunächst einer Vorbehandlung mit möglichst
wasserfreiem Aceton, d. h. solchem Aceton, welches nicht mehr als 2 % Wasser enthält,
unterwirft und die so entwässerten Rohstoffe mit bekannten Extraktionsmitteln, vorzugsweise
mit Aceton, entfettet bzw. entölt.
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Es hat sich gezeigt, daß dieses Verfahren mit dem gleichen Erfolg
auch auf pflanzliche Rohstoffe, die Fette oder öle enthalten, angewendet werden
kann. Aceton ist zwar als Extraktionsmittel bereits bekannt. Hiervon unterscheidet
sich jedoch das vorliegende Verfahren dadurch, daß zunächst das Rohmaterial einer
Vorbehandlung mit möglichst wasserfreiem Aceton unterworfen wird, worauf das so
behandelte Material mit bekannten Fettlösungsmitteln, vorzugsweise mit Aceton, entfettet
bzw. entölt wird. Bei Rohstoffen, die verhältnismäßig hohen Wassergehalt aufweisen,
wie z. B. Kokos, Palmfruchtfibern usw., wird in der ersten Phase der Acetonbehandlung
im wesentlichen eine Entwässerung bewirkt. Neben der Entwässerung kann hierbei häufig
auch eine Entbitterung oder Entfärbung erzielt werden, da das bei der Vorbehandlung
sich bildende Gemisch von Aceton und Wasser in vielen Fällen ein vorzügliches Mittel
zur Entfernung von Farb- und Gitterstoffen darstellt. Eine weitere günstige Wirkung
des gebildeten wäßrigen Acetons besteht darin, daß es die freien Fettsäuren löst,
so daß die zurückbleibenden öle und Fette säurefrei sind.
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Nach dieser Vorbehandlung findet die Entfettung bzw. Entölung des
Ausgangsmaterials statt, wobei nach Abdestillieren des Acetons ein nahezu farb-
und geruchloses sowie säurearmes Fett erhalten wird. Der zurückbleibende Extraktionsrückstand
zeichnet sich durch helle Färbung und hervorragende Reinheit von allen die Verwendung
als Nahrungs-und Genußmittel beeinträchtigenden Beimengen aus. Die Anwendung von
Aceton bietet u. a. auch noch den Vorteil, daß sich der Extrakt leicht vom Rückstand
durch Filtration trennen läßt, da vorhandene Schleimstoffe durch das Aceton koaguliert
werden und infolgedessen keine Verstopfung der Filter eintritt. Die koagulierten
Schleimstoffe enthalten im übrigen auch etwa vorhandenes, sonst schwierig zu entfernendes
Lecithin.
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Unter Umständen kann es von Vorteil sein, das möglichst wasserfreie
Aceton bei der Vorbehandlung teilweise durch andere Lösungsmittel zu ersetzen. Beispielsweise
läßt sich die Lösefähigkeit des Acetons in den Fällen modifizieren, in denen reines
Aceton neben den Fetten oder ölen auch noch im Ausgangsprodukt enthaltene Harze
oder Wachse unerwünschterweise
mitextrahiert. In solchen -Fällen
kann man durch Zugabe von Lösungsmitteln, die die Harze nicht lösen, die Extraktion
so leiten, daß die anfallenden Fette oder öle harzfrei erhalten werden. Um die entstehenden
Filtrate durch Destillation leicht aufarbeiten zu können, ist es vorteilhaft, solche
Lösungsmittelgemische zu verwenden, die, wie z. B. Gemische von Methylaaetat und
Aceton in bestimmten Mengenverhältnissen, bei konstanten Temperaturen überdestillieren
(aceotrope Gemische).
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Weiterhin ist es unter Umständen möglich und empfehlenswert, nicht
die ganze Vorbehandlung mit wasserfreiem oder nahezu wasserfreiem Aceton auszuführen,
sondern sie zunächst mit einem Aceton von geringerer Konzentration zu beginnen.
Dasselbe gilt auch für die Anwendung der an Stelle des Acetons für die Vorbehandlung
vorgesehenen Acetonersatzmittel. Hierbei kann es vorteilhaft sein, die Vorbehandlung
in mehreren Stufen derart erfolgen zu lassen, daß in jeder Stufe mit steigender
Acetonkonzentration gearbeitet wird. Zur Erzielung einer vollständigen Entwässerung
muß dann in der letzten Stufe der Vorbehandlung ein möglichst wasserfreies Aceton
verwendet werden. Die Verwendung von wäßrigem Aceton zu Anfang der Vorbehand-Lung
empfiehlt sich u. a. .besonders dann, wenn wasserarme Rohstoffe verarbeitet werden
sollen, da in diesem Falle durch das wäßrige Aceton eine gute Abtrennung der Bitter-
und Farbstoffe sowie Fettsäuren von den neutralen Fetten erzielt wird. Durch die
Anwendung konzentrierten Acetons in der letzten Stufe der Vorbehandlung unterscheidet
sich die zuletzt geschilderte Arbeitsweise vorteilhaft von dem Verfahren der französischen
Patentschrift 6o9 842, nach dem - infolge ausschließlicher Verwendung von wäß@rigem
Aceton in der Entwässerungsphase - ein in viel geringerem Grade entwässertes, stark
gequollenes und deshalb schwierig weiterzuverarbeitendes Zwischenprodukt erhalten
wird. Beispiel i 5oo kg fein geraspelte Kokosnüsse werden in einer Drehtrommel mit
750 kg 98%igem Aceton versetzt. Das Gemisch wird auf etwa
55' erhitzt und etwa 1/2 Stunde bei dieser Temperatur gelassen. Dann wird
heiß filtriert. Im Filtrat finden sich etwa 8o % des in den Kokosnüssen enthaltenen
Wassers und die im Kokosfett enthaltenen freien Fettsäuren.. Beim Destillieren des
Acetons verbleiben die Fettsäuren schwimmend auf dem zurückbleibenden Wasser. Der
Rückstand der ersten Extraktion wird weitere dreimal mit je 5oo kg möglichst wasserfreiem
Aceton extrahiert.
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Die vom Rückstand abgetrennten Filtrate 2, 3 und q. werden vereinigt,
und das Aceton wird in einer Blase abdestilhert. Auf dem Wasser schwimmend verbleibt
das vollständig farblose Kokosfett mit einem Säuregehalt von etwa o, i bis o, 2
% ; . es ist nahezu geruchlos und kann mit oder ohne weitere Raffination als Nahrungsmittel
verwendet werden. Der Rückstand kann unter Wiedergewinnung des Acetons getrocknet
werden und ergibt ein Kokosmehl von sehr heller Farbe und sehr hohem Proteingehalt.
Beispiel 2 5oo kg Sojabohnen werden fein gemahlen und mit einem Gemisch von
750 kg Aceton und Zoo kg Wasser und dann mit möglichst wasserfreiem Aceton
extrahiert. Die weiteren Extraktionen werden ebenfalls mit möglichst wasserfreiem
Aceton vorgenommen. Die beiden ersten Filtrate enthalten den gelben Farbstoff und
die typischen Geschmackstoffe der Bohnen. Wenn die Bohnen längere Zeit gelagert
haben, so daß ihr Öl ranzig geworden ist, sammeln sich die entstandenen freien Fettsäuren
auch in diesen ersten Filtraten an. Die weitere Behandlung und die Aufarbeitung
werden wie im Beispiel i vorgenommen. Das anfallende neutrale Sojaöl ist ganz schwach
gelb gefärbt und hat einen milden angenehmen Geschmack. Das fast farblose gut entölte
Bohnenmehl ist sehr beständig und hat den unangenehmen Bohnengeschmack vollständig
verloren, dagegen die volle Backfähigkeit behalten.